gefragte Persönlichkeiten berichten aus ihrem Berufsleben

 

In unserer neuen Reihe möchten wir aufzeigen, welchen Weg unsere Alumni gehen, wie Sie auf ihr Studium zurückblicken und vor allem: welche Tipps sie unseren Studierenden auf den Weg mitgeben möchten.

Februar 2021: Alumnus Tim Mehling

 
Tim Mehling
Tim Mehling

Steckbrief

Name: Tim Mehling


FH/HS-Studium in Augsburg: Applied Research in Engineering Sciences (MAPR), Master of Science


Berufsbezeichnung: Leitender Flugversuchsingenieur & Doktorand (M-APR)


Unternehmen: ESG Electroniksystem- und Logistik GmbH

 

„Es war schon immer der Blick in den Himmel..."

 
 
 
 
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Noch vor Beginn Ihrer Studienlaufbahn waren Sie sechs Jahre bei der Luftwaffe im Jagdbombergeschwader 32 auf dem Fliegerhorst Lechfeld im Landkreis Augsburg stationiert. Hierbei wurden sie auch im Ausland im Rahmen von NATO-Projekten eingesetzt. War diese Erfahrung der Ursprung Ihres Werdegangs in der Luft- und Raumfahrtbranche?

Die Mitwirkung in der Weiterentwicklung von Avionik Systemen würde ich als eine der Grundentscheidungen für den Eintritt in die Laufbahn bei der Luftwaffe und somit in die Luft- und Raumfahrtbranche behaupten. Noch heute bin ich mit vollster Begeisterung als Reserveoffizier der Luftwaffe bei der Bundeswähr tätig. Man lernt viele interessante Menschen der Branche kennen, national, wie auch international. Der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen bietet mir einen geistreichen Austausch sowie zahlreiche spannende Erlebnisse. Tatsächlich - es war schon immer der Blick in den Himmel, wenn etwas über mir flog. Ich würde behaupten, dass meine Begeisterung für die Luftfahrt von Kindesbeinen an bereits besteht.

Heute agieren Sie als Flugversuchsingenieur bei der ESG Elektroniksystem- und Logistik GmbH. Die ESG entwickelt, integriert und betreibt komplexe, sicherheitsrelevante Elektronik- und IT-Systeme für Militär, Behörden und Unternehmen. Wie darf man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen?

Mein Arbeitstag ist äußerst vielfältig und abwechslungsreich gestaltet. Schwerpunktmäßig widme ich mich den Entwicklungs- und Projekttätigkeiten für einsatzrelevante Avionik Systeme, insbesondere für Hubschraubersysteme ob bemannt oder unbemannt. Natürlich nicht zu vergessen, gehören auch fliegende Tätigkeiten, welche in einem professionellen Umfeld der Bundeswehr für fliegende experimentelle Systeme stattfinden, zu meinem Joballtag. Die Tatsache, dass ich an Systemen mit entwickeln und diese auch in Eigenregie fliegen darf, lassen die Profession zur Leidenschaft für mich werden. Die heterogenen Themen und die interdisziplinären Teammitglieder seitens der Firma und der Bundeswehr ermöglichen ein ausgesprochen spannendes und gemeinschaftliches Arbeiten. Neben den bereits erwähnten Tätigkeiten, werden in der ESG auch diverse Möglichkeiten geboten, welche persönliche sowie fachliche Skills fördern und auch schulen.

Sie verfügen auch über Qualifikationen wie eine Wehrfliegerverwendungsfähigkeit mit Jet Passenger Lizenz. Kommt diese Lizenz in Ihrem Berufsalltag des Öfteren zum Einsatz?

Da ich neben der Systementwicklung in der Avionik auch im Flugversuch mit an Bord bin, ist die Wehrfliegerverwendungsfähigkeit eine Art Grundlage für den Löwenanteil meiner Tätigkeit. Durch die Notwendigkeit, Systeme zusammen mit dem Kunden im Flug testen und bewerten zu dürfen, insbesondere für Pilotenassistenzsysteme und Sensoren für Hubschrauber, ist es ein Muss, diese Systeme auch unter widrigen Bedingungen wie Schnee, Regen und Nacht auf ihre Einsatzfähigkeit im Flug zu prüfen. Das ermöglicht mir Hand in Hand mit dem Kunden und als Teil der Aircrew mehrmals die Woche „in der Luft zu schweben“.

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Seit 2017 sind Sie als Externer Doktorand am Institut für Hubschraubertechnologie der Technischen Universität München forschend tätig. Sie entwickeln Lösungen, um Anflüge und Landungen auf Schiffen für Piloten sicherer zu machen – selbst in gefährlichen und herausfordernden Situationen. Möchten Sie uns hier kurze Einblicke in Ihre Forschung und die Arbeit mit den Hubschrauber-Simulatoren geben? Verstecken sich hier möglicherweise Ihre persönlichen Kindheitsträume?

Einen Traum verbinde ich auf jeden Fall damit, ja (schmunzelt). Meine beruflichen Themen drehen sich meistens um die Fliegerei. Ich komme ursprünglich aus der „Flächenfliegerei“, so dass ich zu Beginn meiner Arbeit auch viel Zeit damit verbringen durfte, die Hubschrauberfliegerei auch im Simulator kennen und lieben zu lernen. Meine Forschung am Lehrstuhl befasst sich mit verwandten Themen aus meiner Tätigkeit als Flugversuchsingenieur und dem Wunsch, die Hubschrauberfliegerei in diesem Kontext ein Stück weit mitgestalten zu dürfen und zur Sicherheit beitragen zu können. Die Forschung und die damit verbundene Entwicklung eines Pilotenassistenzsystems mit Augmented Reality Fähigkeiten finden hier ebenso eng am Nutzer zusammen mit Pilotinnen und Piloten aus allen Bereichen statt.

Ihr beruflicher Werdegang begann vor 19 Jahren mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann. Nun sind Sie als Doktorand in der Forschung und auch als Flugversuchsingenieur beschäftigt. Ein langer Bildungsweg, welcher Ambitionen, Ehrgeiz und auch Lernbereitschaft widerspiegelt. Was treibt Sie hier an; welche Form von Motivation legen sie hierbei an den Tag?

Ich würde behaupten, meine persönliche Motivation ist der ständige Drang nach Wissen. Bereits nach der Ausbildung setzte ich mir fest in den Kopf, das Studium der Luft- und Raumfahrttechnik abzulegen. Unmittelbar im Anschluss des Bachelorstudiums meisterte ich den Masterstudiengang „Applied Research in Engineering Sciences (M-APR)“. Die Absolvierung des Masters war eine bedachte Entscheidung, mit dem großen Ziel, eines Tages eine Promotion an einer renommierten Universität zu beginnen. Und heute bin ich tatsächlich als Doktorand an der Technischen Universität München tätig. Durch das Arbeiten in der Wissenschaft klopfen tagtäglich neue Ideen, Inspirationen und Ziele in meinem Kopf an die Türe. Daher bin ich überaus gespannt, wie sich der weitere Prozess meiner Forschungsarbeit und den fliegenden beruflichen Tätigkeiten im Forschungs- und Technikumfeld gestalten wird.

Falls Sie noch einmal die Wahl hätten, würden Sie sich erneut für ein Studium an der Hochschule Augsburg entscheiden?

Absolut! Da ich ja meinen Bachelor an der Hochschule München absolvierte, kann ich einen optimalen Vergleich ziehen. Meiner Ansicht nach ist Augsburg ein sehr attraktiver Standort sowohl an der Hochschule als auch das Leben in der Stadt selbst. Die Hochschule Augsburg bietet ein großes Spektrum an Lehrangeboten, welche äußerst vielfältig und interessant gestaltet sind. Während meines MAPR bot sich mir die Gelegenheit, unter anderem Seminare im Bereich Business Administration und Management zu belegen. Die dadurch erlangten Kenntnisse sehe ich heute als einen absoluten Gewinn für mich selbst. Neben der Fliegerei würde ich diesen Schwerpunkt als meine zweite Leidenschaft bezeichnen.

Welche drei Stichworte bringen Sie mit Ihrem Studium an der Hochschule Augsburg spontan in Verbindung?

Vielfältigkeit, Professionalität und Freiheit.

Welchen Tipp möchten Sie unseren Studierenden mit auf den Weg mitgeben?

Ich denke, jeder sollte versuchen ein Stück weit seine Leidenschaft für Themen sowie persönliche Interessen in den gewählten Studiengang zu etablieren oder gar der beruflichen Perspektiven zu verknüpfen. Ist das nicht eine klasse Vorstellung – das Hobby wird quasi zum Beruf? Man darf sich hier nicht von Ängsten, Unsicherheiten oder auch Scheu davon abbringen lassen. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass ich als Kind Flugangst hatte – heute dreht sich bei mir im Joballtag alles um das Fliegen.

Das Interview führte Miriam Forster

 

 
Tim Mehling
Alumnus der Hochschule Augsburg: Tim Mehling in seinem Joballtag