BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Paul Rebhun

um 1500 - 1546

 

Ein Geistlich spiel,

von der Gotfurchtigen und

keuschen Frawen Susannen,

auffs new gemehret und

gebessert, gantz lustig und

fruchtbarlich zu lesen

 

An die Deudschen

Tichter und Leser

 

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An die Deudschen Tichter

und Leser.

 

GOttes gnad / und alles guts zuvor / lieben Herrn / und freünd / Nach dem ich diss mein Teütsches geticht von der keüschen frawen Susanna erstlich reymweis im drukh hab lassen ausgehen / hab ich un­nötig [Aiiijv] geachtet / von meinen reymen / darumb das sie nich alle zu gleich / von acht sylben gestellet / rechenschafft zu geben / weil mir aber mitler zeit das begegnt / das erstlich ein ander deudscher tichter / meine reym der ursach halbn auffs lesterlichst getaddelt / darnach ein ander guter freünd / der dise meine Susanna zu Wurmbs hat lassen nach drücken / sonderzweiffel aus guter meinung / meine lange reym ver­kürtzt / unnd verbrochen / und eitel achtsylbichte reym hat machen wollenn / als müst es sein etc. Damit mir nu sölches nicht ferner widerfahre / wil ich auch dissmal allein so viel zum bericht anzeigen / das mir meine rheym / so lenger / oder kurtzer / denn acht sylbicht erfunden werden / nicht in eim traum endfaren / sonder mit gutem bedacht / und gewisser ursach / also von mir gestelt / auch mit sölchem vleis abgemessen sind / das / wie der erste rheym einer jeden Scene ist / also in sölcher mass und zal die volgenden rheym [A5r] der selben Scene alle sind / Und hab nicht ein unbesunnen gemeng langer / und kurtzer reyhm in einerley Scena zusam geschleüdert / so fern sie im druck unverrückt bleiben. Das ich aber nach gelegenheit des handels etzlichen Scenis kurtze / etzlichen lange rheym zugeeygendt / davon ist on not hie rechenschafft zu geben / Nach dem die verstendigen diser sach / und die da rationem decori bedencken / sölchs von ihn selbs künnen abnehmen / und ich auch uber das von sölchem / genugsamen bescheid geben werde / in der Grammatica / welche ich auff die deüdsche sprach / wie diese durch gwisse Regel in rechte art und analogiam gefasset / und auch darinn müg erhalten werden / hab gestellet aber noch nicht volendet / zum teil aus grosser verhinderung meiner andern nötiger amptsgeschefften / zum teil / das ich noch mit mir im zweiffel stehe / ob unsere teütschen / diss werckh werden zu danck annehmen / und zu besserung [A5v] der sprach / auch zu erhaltung des feinen artigen unnd hochberedten der teüschen zungen / unsers lieben Vaters Doctor Martin Luthers ausgelassener teuscher schrifften (da hin diese Grammatica fürnemlich gericht) werden gutwillig gebrauchen wollenn / nach dem wir / leyder / gmeincklich also gesinnet / das wir anderer leüt arbeit / wie gut sie auch ist / lieber taddeln / denn unns der selben anweiszung in unserm thun bessern etc. Demnach nochmals mein bit / man wolle bedachte meine reym / ihrer mass halben / ungemeistert / und un­verkrupelt lassen / Wil aber jemand guter wolmeinung diss mein geticht mehren / und seins achtens bessern / (wie zu Wurmbs geschehen) wie wol man billich eim jeden sein arbeit für sich sol lassen / so wil ich doch sölchs eim wolmeinenden Christen gern zugut halten / Allein er zeichne seinen zusatz mit gewissem zeichen / damit man sein besserung von meinem tadel / und mangel [A6r] underschidlich erkenne / und ihm seins bessern müge danck wissen. Das hab ich guter meinung von dem deüdschen leser wollen bitten / in guter hoffnung / Ich sol ja sölcher billicher bitt von meniglich on widerrede gewehret werden / Gott wölle uns allen sein gnade durch Christum erzeigen.

 

Amen.