BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Gottfried Wilhelm Leibniz

1646 - 1716

 

Unvorgreifliche Gedanken,

betreffend die Ausübung

und Verbesserung der

deutschen Sprache

 

Text

 

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1.

Es ist bekandt, daß die Sprach ein Spiegel des Verstandes, und daß die Völcker, wenn sie den Verstand hoch schwingen, auch zugleich die Sprache wohl ausüben, welches der Griechen, Römer und Araber Beyspiele zeigen.

 

2.

Die Teutsche Nation hat unter allen Christlichen den Vorzug, wegen des Heiligen Römischen Reichs, dessen Würde und Rechte sie auff sich und ihr Oberhaupt gebracht, welchem die Beschirmung des wahren Glaubens, die Vogthey der allgemeinen Kirche, und die Beförderung des Besten, der ganzen Christenheit oblieget, daher ihm auch der Vorsitz über andere hohe Häupter ohnzweiffentlich gebühret und gelassen worden.

 

3.

Derowegen haben die Teutsche sich desto mehr anzugreiffen, daß sie sich dieser ihrer Würde würdig zeigen, und es andern nicht weniger an Verstand und Tapfferkeit zuvor thun mögen, als sie ihnen an Ehren und Hoheit ihres Oberhaupts vorgehen. Derogestalt können sie ihre Missgünstige beschämen, und ihnen wider ihren Danck eine innerliche Überzeugung und wo nicht äusserliche Bekäntniß der Teutschen Vortrefflichkeit abdringen.

 

Ut qui confessos animo quoque subjugat hostes.

 

4.

Nachdem die Wissenschaft zur Stärcke kommen, und die Krieges-Zucht in Teutschland aufgerichtet worden, hat sich die Teutsche Tapfferkeit zu unsern Zeiten gegen Morgen- und Abendländische Feinde, durch grosse von Gott verliehene Siege wiederum mercklich gezeiget; da auch meistentheils die gute Parthey durch Teutsche gefochten. Nun ist zu wünschen, daß auch der Teutschen Verstand nicht weniger obliegen, und den Preiß erhalten möge; welches ebenmässig durch gute Anordnung und fleissige Ubung geschehen muss. Man will von allem dem, so daran hanget, anitzo nicht handeln; sondem allein bemercken, daß die rechte Verstandes-Ubung sich finde, nicht nur zwischen Lehr- und Lernenden, sondern auch vornehmlich im gemeinen Leben unter der grossen Lehrmeisterin, nehmlich der Welt, oder Gesellschafft, vermittelst der Sprache, so, die menschlichen Gemüther zusammen füget.

 

5.

Es ist aber bey dem Gebrauch der Sprache, auch dieses sonderlich zu betrachten, daß die Worte nicht nur der Gedancken, sondern auch der Dinge Zeichen seyn, und daß wir Zeichen nöthig haben, nicht nur unsere Meynung andern anzudeuten, sondern auch unsern Gedancken selbst zu helffen. Denn gleichwie man in grossen Handels-Städten, auch im Spiel und sonsten nicht allezeit Geld zahlet, sondern sich an dessen Statt der Zeddel oder Marcken, biß zur letzten Abrechnung oder Zahlung bedienet; also thut auch der Verstand mit den Bildnissen der Dinge, zumahl wenn er viel zu dencken hat, daß er nehmlich Zeichen dafür brauchet, damit er nicht nöthig habe, die Sache iedesmahl so offt sie vorkommt, von neuen zu bedencken. Daher wenn er sie einmahl wohl gefasset, begnügt er sich hernach offt, nicht nur in äusserlichen Reden, sondern auch in den Gedancken und innerlichen Selbst-Gespräch das Wort an die Stelle der Sache [zu] setzen.

 

6.

Und gleich wie ein Rechen-Meister der keine Zahl schreiben wolte, deren Halt er nicht zugleich bedächte, und gleichsam an den Fingern abzehlete, wie man die Uhr zehlet; nimmer mit der Rechnung fertig werden würde: Also wenn man im Reden und auch selbst im Gedencken kein Wort sprechen wolte, ohne sich ein eigentliches Bildniß von dessen Bedeutung zu machen, würde man überaus langsam sprechen, oder vielmehr verstummen müssen, auch den Lauff der Gedancken nothwendig hemmen, und also im Reden und Dencken nicht weit kommen.

 

7.

Daher braucht man offt die Wort als Zifern, oder als Rechen-Pfennige, an statt der Bildnisse und Sachen, biß man Stuffenweise zum Facit schreitet, und beym Vernunfft-Schluss zur Sache selbst gelanget. Woraus erscheinet, wie ein Grosses daran gelegen, daß die Worte als Vorbilde und gleichsam als Wechsel-Zeddel des Verstandes wohl gefasset, wohl unterschieden, zulänglich, häuffig, leichtfliessend und angenehm seyn.

 

8.

Es haben die Wiss-Künstler (wie man die so mit der Mathematik beschäftiget, nach der Holländer Beyspiel gar füglich nennen kan) eine Erfindung der Zeichen-Kunst, davon die sogenandte Algebra nur ein Theil: Damit findet man heute zu Tage Dinge aus, so die Alten nicht erreichen können, und dennoch bestehet die gantze Kunst in nichts, als im Gebrauch wol angebrachter Zeichen. Die Alten haben mit der Cabbala viel Wesen's gemacht, und Geheimnisse in den Worten gesuchet, und die würden sie in der That in einer wohlgefasseten Sprache finden: als welche dienet, nicht nur vor die Wiß-Kunst, sondern für alle Wissenschafften, Künste und Geschäffte. Und hat man demnach die Cabbala oder Zeichen-Kunst nicht nur in denen Hebräischen Sprach-Geheimnissen, sondern auch bey einer ieden Sprach nicht zwar in gewissen buchstäblichen Deuteleyen, sondern im rechten Verstand und Gebrauch der Worte zu suchen.

 

9.

Ich finde, daß die Teutschen ihre Sprache bereits hoch bracht, in allen dem, so mit den fünff Sinnen zu begreiffen, und auch dem gemeinen Mann fürkommet; absonderlich in leiblichen Dingen, auch Kunst- und Handwercks-Sachen, weil nemlichen die Gelehrten fast allein mit dem Latein beschäfftiget gewesen, und die Mutter-Sprache dem gemeinen Lauff überlassen, welche nichts desto weniger auch von den so genandten Ungelehrten nach Lehre der Natur gar wohl getrieben worden. Und halt ich dafür, daß keine Sprache in der Welt sey, die (zum Exempel) von Ertz und Bergwercken reicher und nachdrücklicher rede, als die Teutsche. Dergleichen kan man von allen andern gemeinen Lebens-Arten und Professionen sagen, als von Jagt- und Wäid-Werck, von der Schiffahrt und dergleichen. Wie dann alle die Europäer so auffm grossen Welt-Meer fahren, die Nahmen der Winde und viel andere Seeworte von den Teutschen, nehmlich von den Sachsen, Normannen, Osterlingen und Niederländern entlehnet.

 

10.

Es ereignet sich aber einiger Abgang bey unserer Sprache in denen Dingen, so man weder sehen noch fühlen; sondern allein durch Betrachtung erreichen kan; als bey Ausdrückung der Gemüths-Bewegungen, auch der Tugenden und Laster, und vieler Beschaffenheiten, so zur Sitten-Lehr und Regierungs-Kunst gehören; dann ferner bey denen noch mehr abgezogenen und abgefeimten Erkäntnissen, so die Liebhaber der Weissheit in ihrer Denck-Kunst, und in der allgemeinen Lehre von den Dingen unter dem Nahmen der Logick und Metaphysick auff die Bahne bringen; welches alles dem gemeinen Teutschen Mann etwas entlegen, und nicht so üblich, da hingegen der Gelehrte und Hoffmann sich des Lateins oder anderer fremden Sprachen in dergleichen fast allein und in so weit zu viel beflissen; also daß es denen Teutschen nicht am Vermögen, sondern am Willen gefehlet, ihre Sprache durchgehends zu erheben. Denn weil alles was der gemeine Mann treibet, wohl in Teutsch gegeben, so ist kein Zweiffel, daß dasjenige, so vornehmen und gelehrten Leuten mehr fürkommt von diesen, wenn sie gewolt, auch sehr wohl, wo nicht besser in reinem Teutsch gegeben werden können.

 

11.

Nun wäre zwar dieser Mangel bey denen Logischen und Metaphysischen Kunstwörtern noch in etwas zu verschmertzen, ja ich habe es zu Zeiten unser ansehnlichen Haupt-Sprache zum Lobe angezogen, daß sie nichts als rechtschaffene Dinge sage, und ungegründete Grillen nicht einmahl nenne (ignorat inepta). Daher ich bey denen Italiänern und Frantzosen zu rühmen gepfleget; Wir Teutschen hätten einen sonderbahren Probierstein der Gedancken, der andern unbekandt; und wann sie denn begierig gewesen etwas davon zu wissen, so habe ich ihnen bedeutet, daß es unsere Sprache selbst sey, denn was sich darinn ohne entlehnte und ungebrauchliche Worte vernehmlich sagen lasse, das seye würcklich was Rechtschaffenes; aber leere Worte, da nichts hinter, und gleichsam nur ein leichter Schaum müssiger Gedancken, nehme die reine Teutsche Sprache nicht an.

 

12.

Alleine, es ist gleichwohl an dem, daß in der Denck-Kunst und in der Wesen-Lehre auch nicht wenig Gutes enthalten, so sich durch alle andere Wissenschafften und Lehren ergiesset, als wenn man daselbst handelt von Begrentzung, Eintheilung, Schluss-Form, Ordnung, Grund-Regeln, und ihnen entgegen gesetzten falschen Streichen; von der Dinge Gleichheit und Unterscheid, Vollkommenheit und Mangel, Ursach und Würckung, Zeit, Orth, und Umständen, und sonderlich von der grossen Munster-Rolle aller Dinge unter gewissen Haupt-Stücken, so man Prädicamenten nennet. Unter welchen allen viel Gutes ist, damit die Teutsche Sprache allmählig anzureichern,

 

13.

Sonderlich aber stecket die größte natürliche Weißheit in der Erkäntniß Gottes, der Seelen, und Geister aus dem Licht der Natur, so nicht allein sich hernach in die offenbahrte Gottes-Gelehrtheit mit einverleibet, sondern auch einen unbeweglichen Grund leget, darauff die Rechts-Lehre so wohl vom Rechte der Natur als der Völcker insgemein und insonderheit, auch die Regierungs-Kunst samt den Gesetzen aller Lande zu bauen. Ich finde aber hierinn die Teutsche Sprache noch etwas mangelhafft, und zu verbessern.

 

14.

Zwar ist nicht wenig Gutes auch zu diesem Zweck in denen geistreichen Schrifften einiger tiefsinnigen Gottes-Gelehrten anzutreffen; ja selbst diejenigen, die sich etwas zu denen Träumen der Schwermer geneiget, brauchen gewisse schöne Worte und Reden, die man als güldene Gefässe der Egypter ihnen abnehmen, von der Beschmitzung reinigen, und zu dem rechten Gebrauch wiedmen könte. Welchergestalt wir den Griechen und Lateinern hierinn selbst würden Trotz bieten können.

 

15.

Am allermeisten aber ist unser Mangel, wie gedacht, bey denen Worten zu spühren, die sich auff das Sitten-wesen, Leidenschafften des Gemüths, gemeinlichen Wandel, Regierungs-Sachen, und allerhand bürgerliche Lebens- und Staats-Geschäffte ziehen: Wie man wohl befindet, wenn man etwas aus andern Sprachen in die unsrige übersetzen will. Und weilen solche Wort und Reden am meisten fürfallen, und zum täglichen Umgang wackerer Leute so wohl als zur Brieff-Wechselung zwischen denselben erfordert werden; so hätte man fürnehmlich auff deren Ersetzung, oder weil sie schon vorhanden, aber vergessen und unbekandt, auff deren Wiederbringung zu gedencken, und wo sich dergleichen nichts ergeben will, einigen guten Worten der Ausländer das Bürger-Recht zu verstatten.

 

16.

Hat es demnach die Meynung nicht, daß man in der Sprach zum Puritaner werde, und mit einer abergläubischen Furcht ein fremdes, aber bequemes Wort, als eine Todt-Sünde vermeide, dadurch aber sich selbst entkräffte, und seiner Rede den Nachdruck nehme; denn solche allzu grosse Scheinreinigkeit ist einer durchbrochenen Arbeit zu vergleichen, daran der Meister so lange feilet und bessert, biß er sie endlich gar verschwächet, welches denen geschicht die an der Perfectie-Kranckheit, wie es die Holländer nennen, darnieder liegen.

 

17.

Ich erinnere mich, gehöret zu haben, daß wie in Franckreich auch dergleichen Rein-Dünckler auffkommen, welche in der That, wie Verständige anitzo erkennen, die Sprache nicht wenig ärmer gemacht, da solle die gelehrte Jungfrau von Journay, des berühmten Montagne Pflege-Tochter gesaget haben; was diese Leute schrieben, wäre eine Suppe von klarem Wasser (un bouillon d'eau claire) nehmlich ohne Unreinigkeit und ohne Krafft.

 

18.

So hat auch die Italiänische Gesellschafft der Cruska oder des Beutel-Tuchs, welche die böse Worte von den guten, wie die Kleyen vom feinen Mehl scheiden wollen, durch allzu eckelhafftes Verfahren ihres Zwecks nicht wenig verfehlet, und sind daher die itzigen Glieder gezwungen worden, bey der letzten Ausgebung ihres Wörter-Buchs, viel Worte zur Hinterthür einzulassen, die man vorhero ausgeschlossen; weil die Gesellschafft anfangs gantz Italien an die Florentinische Gesetze binden, und den Gelehrten selbst allzu enge Schrancken setzen wollen. Und habe ich von einem vornehmen Glied derselbigen, so selbst ein Florentiner, gehöret, daß er in seiner Jugend auch mit solchem Toscanischen Aberglauben behafftet gewesen, nunmehr aber sich dessen entschüttet habe.

 

19.

Also ist auch gewiss, daß einige der Herren fruchtbringenden, und Glieder der andern Teutschen Gesellschafften hierinn zu weit gangen, und dadurch andere gegen sich ohne Noth erreget, zumahlen sie den Stein auf einmahl heben wollen, und alles Krumme schlecht zu machen gemeinet, welches wie bey ausgewachsenen Gliedern (adultis vitiis) ohnmöglich.

 

20.

Anitzo scheinet es, daß bey uns übel ärger worden, und hat der Mischmasch abscheulich überhand genommen, also daß die Prediger auff der Cantzel, der Sachwalter auff der Cantzley, der Bürgersmann im Schreiben und Reden, mit erbärmlichen Frantzösischen sein Teutsches verderbet; Mithin es fast das Ansehen gewinnen will, wann man so fortfähret, und nichts dargegen thut, es werde Teutsch in Teutschland selbst nicht weniger verlohren gehen, als das Engelsächsische in Engelland.

 

21.

Gleichwohl wäre es ewig Schade und Schande, wenn unsere Haupt- und Helden-Sprache dergestalt durch unsere Fahrläsligkeit zu Grunde gehen solte, so fast nichts Gutes schwanen machen dörffte; weil die Annehmung einer fremden Sprache gemeiniglich den Verlust der Freyheit und ein fremdes Joch mit sich geführet.

 

22.

Es würde auch die unvermeidliche Verwirrung bey solchem Ubergang zu einer neuen Sprache hundert und mehr Jahr über dauren, biß alles auffgerührte sich wieder gesetzet, und wie ein Geträncke so gegohren, endlich auffgeklähret. Da inzwischen von der Ungewissheit im Reden und Schreiben nothwendig auch die Teutschen Gemüther nicht wenig Verdunckelung empfinden müssen. Weilen die meisten doch die Krafft der fremden Worte eine lange Zeit über nicht recht fassen, also elend schreiben, und übel dencken würden. Wie dann die Sprachen nicht anders als bey einer einfallenden Barbarey oder Unordnung, oder fremder Gewalt sich merklich verändern.

 

23.

Gleichwie nun gewissen gewaltsamen Wasserschüssen und Einbrüchen der Ströhme nicht so wohl durch einen steiffen Damm und Widerstand, als durch etwas so Anfangs nachgiebt, hernach aber allmählig sich setzet, und fest wird, zu steuren; also wäre es auch hierin vorzunehmen gewesen. Man hat aber gleich auff einmahl den Lauff des Ubels hemmen, und alle fremde auch so gar eingebürgerte Worte ausbannen wollen. Dawider sich die gantze Nation, Gelehrte und Ungelehrte gestreubet, und das sonsten zum Theil gute Vorhaben fast zu Spott gemacht, daß also auch dasjenige nicht erhalten worden, so wohl zu erlangen gewesen, wann man etwas gelinder verfahren wäre.

 

24.

Wie es mit der Teutschen Sprach hergangen, kan man aus den Reichs-Abschieden und andern Teutschen Handlungen sehen; Im Jahrhundert der Reformation redete man ziemlich rein Teutsch; ausser weniger Italiänischer zum Theil auch Spanischer Worte, so vermittelst des Käyserlichen Hofes und einiger fremder Bedienten zuletzt eingeschlichen, dergleichen auch die Frantzosen bey sich Zeit der Catharina vom Hauss Medices gespühret, und damahls mit eignen Schrifften geahndet, wie denn etwas dagegen von Henrico Stephano geschrieben worden. Solches aber, wann es mässiglich geschicht, ist weder zu ändern, noch eben zu sehr zu tadeln, zu Zeiten auch wohl zu loben, zumahl wenn neue und gute Sachen, zusamt ihren Nahmen aus der Fremde zu uns kommen.

 

25.

Allein wie der dreyssigjährige Krieg eingerissen und überhand genommen, da ist Teutschland von fremden und einheimischen Völckern, wie mit einer Wasserfluth überschwemmet worden, und nicht weniger unsere Sprache als unser Gut in die Rappuse gangen; und siehet man wie die Reichs-Acta solcher Zeit mit Worten angefüllet seyn, deren sich freylich unsere Vorfahren geschämet haben würden.

 

26.

Biß dahin nun war Teutschland zwischen den Italiänern, so Käyserl. und den Frantzosen, als Schwedischer Parthey, gleichsam in der Wage gestanden. Aber nach dem Münsterschen und Pyrenäischen Frieden hat so wohl die Frantzösische Macht als Sprache bey uns überhand genommen. Man hat Franckreich gleichsam zum Muster aller Zierlichkeit auffgeworffen, und unsere junge Leute, auch wohl junge Herren selbst, so ihre eigene Heimath nicht gekennet, und desswegen alles bey den Frantzosen bewundert; haben ihr Vaterland nicht nur bey den Fremden in Verachtung gesetzet, sondern auch selbst verachten helffen, und einen Eckel der Teutschen Sprach und Sitten aus Ohnerfahrenheit angenommen, der auch an ihnen bey zuwachsenden Jahren und Verstand behencken blieben; Und weil die meisten dieser jungen Leute hernach, wo nicht durch gute Gaben, so bey einigen nicht gefehlet, doch wegen ihrer Herkunfft und Reichthums, oder durch andere Gelegenheiten zu Ansehen und fürnehmen Aemtern gelanget, haben solche Frantz-Gesinnete viele Jahre über Teutschland regieret, und solches fast, wo nicht der Frantzölischen Herrschafft (daran es zwar auch nicht viel gefehlet) doch der Frantzösischen Mode und Sprache unterwürffig gemacht: ob sie gleich sonst dem Staat nach gute Patrioten geblieben, und zuletzt Teutschland vom Frantzösischen Joch, wiewohl kümmerlich, annoch erretten helffen.

 

27.

Ich will doch gleichwohl gern jedermann recht thun, und also nicht in Abrede seyn, daß mit diesen, Frantz- und Fremdentzen auch viel Gutes bey uns eingeführet worden; man hat gleichwie von den Italänern die gute Vorsorge gegen ansteckende Kranckheiten, also von den Frantzosen eine bessere Kriegs-Anstalt erlernet, darin ein freyherrschender grosser König andern am besten vorgehen können; man hat mit einiger Munterkeit im Wesen die Teutsche Ernsthafftigkeit gemässiget, und sonderlich ein und anders in der Lebens-Art etwas besser zur Zierde und Wohlstand, auch wohl zur Beqvemlichkeit eingerichtet, und, so viel die Sprache selbst betrifft, einige gute Redens-Arten als fremde Pflantzen in unsere Sprache selbst versetzet.

 

28.

Derowegen wann wir nun etwas mehr als bißher Teutsch gesinnet werden wolten, und den Ruhm unserer Nation und Sprache etwas mehr behertzigen möchten, als einige dreyssig Jahr her in diesem gleichsam Frantzösischen Zeit-Wechsel (periodo) geschehen; so könten wir das Böse zum Guten kehren, und selbst aus unserm Unglück Nutzen schöpffen, und so wohl unsern innern Kem des alten ehrlichen Teutschen wieder herfür suchen, als solchen mit dem neuen äusserlichen, von den Frantzosen und andern gleichsam erbeuteten Schmuck ausstaffieren.

 

29.

Es finden sich hin und wieder brave Leute, die sonderbahre Lust und Liebe zeigen, zur Verbesserung und Untersuchung des Teutschen. So sind auch deren nicht wenig, die sehr gut Teutsch schreiben, und so wohl rein als nachdrücklich zu geben wissen, was sonst schwer und in unserer Sprach wenig getrieben. Neulich hat ein gelehrter wohlmeinender Mann ein Register von Büchern gemacht, darin allerhand Wissenschafften gar wohl in Teutsch verhandelt worden, ich finde auch, daß offt in Staats-Schrifften jetziger Teutschen zu Regenspurg und anderswo etwas besonders und nachdenckliches herfür blicket, welches da es vom Uberflüssigen Fremden, als von angesprützeten Flecken, nach Nothdurfft und Thunlichkeit gesaubert würde, unser Sprache einen herrlichen Glantz geben solte.

 

30.

Weilen, aber die Sach von einem grossen Begriff, so scheinet selbige zu bestreiten etwas grössers als privat- Anstalt nöthig, und würde demnach dem gantzen Werck nicht besser noch nachdrüklicher, als mittelst einer gewissen Versammlung oder Vereinigung aus Anregung eines hocherleuchteten vornehmen Haupts mit gemeinem Rath, und gutem Verständniß zu helffen seyn.

 

31.

Das Haupt-Absehen wäre zwar der Flor des geliebten Vaterlandes Teutscher Nation, sein besonderer Zweck aber und das Vornehmen (oder object) dieser Anstalt wäre auf die Teutsche Sprache zu richten, wie nehmlichen solche zu verbessern, auszuzieren und zu untersuchen.

 

32.

Der Grund und Boden einer Sprache, so zu reden, sind die Worte, darauff die Redens-Arten gleichsam als Früchte herfür wachsen. Woher dann folget, daß eine der Haupt-Arbeiten, deren die Teutsche Haupt-Sprache bedarff, seyn würde, eine Musterung und Untersuchung aller Teutschen Worte, welche, dafern sie vollkommen, nicht nur auf diejenige gehen soll, so jederman brauchet, sondern auch auf die so gewissen Lebens-Arten und Künste eigen; und nicht nur auf die so man Hochteutsch nennet, und die im Schreiben anietzo allein herrschen, sondern auch auff Plat-Teutsch, Märckisch, Ober-Sächsisch, Fränckisch, Bäyrisch, Oesterreichisch, Schwäbisch, oder was sonst hin und wieder bey dem Landtmann mehr als in den Städten bräuchlich; Auch nicht nur was in Teutschland in Ubung, sondern auch was von Teutscher Herkunfft in Holl- und Engelländischen: worzu auch fürnehmlich die Worte der Nord-Teutschen, das ist, der Dänen, Norwegen, Schweden und Ißländer (bey welchen letztern sonderlich viel von unser uralten Sprach geblieben,) zu ziehen: und letzlichen nicht nur auff das so noch in der Welt geredet wird, sondern auch was verlegen und abgangen, nehmlichen das Alt-Gothische, Alt-Sächsische und Alt-Fränckische, wie sichs in uralten Schrifften und Reimen findet, daran der treffliche Opiz selbst zu arbeiten gut gefunden. Denn anders zu den wahren Ursprüngen nicht zu gelangen, welche offt die gemeinen Leute mit ihrer Aussprache zeigen, und sagt man, es habe dem Käyser Maximilian dem I. einsmahls sonderlich wohl gefallen, als er aus der Aussprache der Schweitzer vernommen, daß Habsburg nichts anders als Habichtsburg sagen wolle.

 

33.

Nun wäre zwar freylich hierunter ein grosser Unterscheid zu machen, mithin was durchgehends in Schrifften und Reden wackerer Leute üblich, von den Kunst- und Land-Worten, auch fremden und veralteten zu unterscheiden. Ander Manchfeltigkeiten des gebräuchlichen selbst anietzo zu geschweigen, wären derowegen besondere Wercke nöthig, nehmlich ein eigen Buch vor durchgehende Worte, ein anders vor Kunst-Worte, und letzlich eines vor alte und Land-Worte, und solche Dinge, so zu Untersuchung des Ursprungs und Grundes dienen, deren erstes man Sprachbrauch, auff Lateinisch Lexicon; das andere Sprach-Schatz, oder cornu copiae; das dritte Glossarium, oder Sprachquell nennen möchte.

 

34.

Es ist zwar auch an dem, und verstehet sich von selbsten, daß die wenigsten derer so an Verbesserung der Sprache arbeiten wolten, sich des Alt-Fränckischen und des ausser Teutschland in Norden und Westen gleichsam walfahrenden Teutschen Sprach-Restes, so wenig als der Wayd-Sprüche der Künstler und Handwercker, und der Landworte des gemeinen Mannes, anzunehmen haben würden. Weil solches vor eine gewisse Art der Gelehrten und Liebhaber allein gehöret.

 

35.

Alleine es gehöret doch gleichwol dieses alles zur vollkommenen Ausarbeitung der Sprache, und muß man bekennen, daß die Frantzosen hierinn glücklich, indem sie mit allen drey oberwehnten Wercken, so ziemlich in ihrer Sprache nunmehr versehen, indem die so genandte Frantzösische Academie nicht allein ihr lang versprochenes Haupt-Buch der läuffigen Worte herausgegeben, sondern auch was vor die Künste gehöret, vom Furetiere angefangen, und von einem andern Glied der Academie fortgesetzet worden. Und ob schon darinn aus dermassen viel Fehler und Mängel, so ist doch auch sehr viel Gutes darunter enthalten. Diesem ist das herrliche Werck des hochgelehrten Menage, wie es nun vermehret, beyzufügen, welcher den Ursprung der Worte untersucht, und also auch das Veraltete, auch zu Zeiten das Bäurische, herbey gezogen.

 

36.

Es ist bekandt, daß die Italiänische Sprach-Gesellschafft, die sich von der Crusca genennet, bald Anfangs auf ein Wörter-Buch bedacht gewesen. Und als der Cardinal Richelieu, die Frantzösische Academie aufgerichtet, hat er ihr auch sofort ein solches zur Arbeit aufgegeben. Sie waren aber beyderseits nur auff läuffige Worte bedacht, und vermeinten die Kunst-Wörter an die Seite zu setzen, wie auch die Crusca würcklich gethan; ich habe aber in Franckreich selbst etlichen vornehmen Gliedern meine wenige Meynung gesagt, daß solches nicht wohl gethan, und zwar den Italiänern als Vorgängern zu gut zu halten, es werde aber von einer Versammlung so vieler trefflicher Leute in einem blühenden Königreiche unter einem so mächtigen König ein mehrers erwartet; inmassen durch Erklärung der Kunst-Worte die V Vissenschafften selbst erläutert und befördert würden, welches auch einige wol begriffen.

 

37.

Weilen sie aber inzwischen bey der angefangenen Arbeit geblieben, hat einer unter ihnen Furetiere genannt, sich aus eigener Lust über die Kunst-Worte zugleich mit gemachet, welches die Academie übel genommen, und sein Werck verhindert, und da es in Holland heraus kommen, einem andern aus ihrem Mittel dergleichen aufgetragen; also daß die Leidenschafften zuwege gebracht, was die Vernunfft nicht erhalten mögen.

 

38.

Als mir nun auch vor einigen Jahren Nachricht geben worden, daß die Engländer ebenmästig mit einem grossen Werck umgiengen, so dem Frantzösischen damahls noch nicht erschienenen Wörter-Buch nichts weichen solte, habe ich so fort angehalten, daß sie auch auff Kunst-Worte dencken möchten, mit dem Bedeuten, was massen ich Nachricht erhalten hätte, daß die Frantzosen sich auch in diesem Stück eines bessern bedacht, vernehme auch nunmehr, daß die Engländei: würcklich mit dergleichen anietzo begriffen.

 

39.

Ich hoffe auch daß die Welschen, um andern nicht nachzugeben, endlich nicht weniger diesen ihren Abgang ersetzen dürfften, zumahlen ich selbst bey guten Freunden deswegen Anregung zu thun, die Freyheit genommen. Und wenn man dergestalt die Technica oder Kunst-Worte vieler Nationen beysammen hätte, ist kein Zweiffel, daß durch deren Gegeneinander-Haltung den Künsten selbst ein grosses Licht angezündet werden dürffte, weiln in einem Land diese, in dem andern die andern Künste besser getrieben werden, und jede Kunst an ihrem Ort und Sitz mehr mit besondern Nahmen und Redens-Arten versehen.

 

40.

Und weiln wie oberwehnet, die Teutschen sich über alle andere Nationen in den Würcklichkeiten der Natur und Kunst so vortreflich erwiesen, so würde ein Teutsches Werck der Kunst-Worte einen rechten Schatz guter Nachrichtungen in sich begreiffen, und sinnreichen Personen, denen es bißher an solcher Kunde gemangelt, offt Gelegenheit zu schönen Gedancken und Erfindungen geben. Denn weil wie oberwehnet, die Worte den Sachen antworten, kan es nicht fehlen, es muss die Erläuterung ungemeiner Worte auch die Erkäntniß unbekandter Sachen mit sich bringen.

 

41.

Was auch ein wohl ausgearbeitetes Glossarium Etymologicum, oder Sprach-Quell, vor schöne Dinge in sich halten würde, wo nicht zum menschlichen Gebrauch, doch zur Zierde und Ruhm unserer Nation und Erklärung des Alterthums und der Historien, ist nicht zu sagen; Wenn nemlich Leute, wie Schottel, Brasch oder Morhoff bey uns, oder wie Menage bey den Frantzosen; und eben dieser mit dem Ferrari bey den Welschen, Spelmann in England, Worm oder Verhel bey den Nordländern sich darüber machten.

 

42.

Es ist handgreifflich und gestanden, daß die Frantzosen, Welschen und Spanier (der Engländer, so halb Teutsch, zu geschweigen,) sehr viel Worte von den Teutschen haben, und also den Ursprung ihrer Sprachen guten Theils bey uns suchen müssen. Giebt also die Untersuchung der Teutschen Sprach nicht nur ein Licht vor uns, sondern auch vor gantz Europa, welches unserer Sprache zu nicht geringem Lob gereichet.

 

43.

Ja was noch mehr, so findet es sich, daß die alten Gallier, Zelten, und auch Scythen, mit den Teutschen eine grosse Gemeinschafft gehabt, und weiln Welschland seine ältesten Einwohner nicht zur See, sondern zu Lande, nemlich von den Teutschen und Cretischen Völckern über die Alpen herbekommen, so folget daß die Lateinische Sprache denen uhralten Teutschen ein Grosses schuldig, wie sichs auch in der That befindet.

 

44.

Und ob zwar die Lateiner das Ubrige von den Griechischen Colonien bekommen haben mögen, so haben doch sehr gelehrte Leute auch ausser Teutschland wohl erwogen, daß es vorher mit Griechenland eben wie mit Italien zugangen; mithin die ersten Bewohner desselbigen von der Donau und angräntzenden Landen hergekommen, mit denen sich hernach Colonien über Meer aus Tenin, Asien, Aegypten und Phönicien vermischet, und weil die Teutschen vor Alters unter dem Nahmen der Gothen, oder auch nach etlicher Meinung der Geten, und wenigstens der Bastarnen, gegen dem Ausfluß der Donau und ferner am schwartzen Meer gewohnet, und zu gewisser Zeit die iezt genannte kleine Tartarey inngehabt, und sich fast biß an die Wolga erstrecket, so ist kein Wunder, daß Teutsche Worte nicht nur im Griechischen so häuffig erscheinen, sondern biß in die Persianische Sprache gedrungen, wie von vielen Gelehrten bemercket worden. Wiewohl ich noch nicht finden kan, daß so viel Teutsches in Persien sey, als nach Elichmanns Meynung vorgegeben wird.

 

45.

Alles auch was die Schweden, Norwegen und Isländer von ihren Gothen und Runen rühmen, ist unser, und arbeiten sie mit aller ihrer zwar löblichen Mühe vor uns; massen sie ja vor nichts anders, als Nord-Teutsche gehalten werden können, auch von dem wohlberichteten Tacito und allen alten und mittel-Autoren unter die Teutsche gezehlet worden; mit ihrer Sprach auch selbst nicht anders zu Tage legen, sie mögen sich krümmen und wenden wie sie wollen. Dass auch die Dähnen zu Zeiten der Römer bey dem abnehmenden Reich unter dem Nahmen der Sachsen begriffen gewesen, kan ich aus vielen Umständen schliessen.

 

46.

Stecket also im Teutschen Alterthum und sonderlich in der Teutschen uhralten Sprache, so über das Alter aller Griechischen und Lateinischen Bücher hinauff steiget, der Ursprung der Europäischen Völcker und Sprachen auch zum theil des uhralten Gottesdienstes, der Sitten, Rechte und Adels, auch offt der alten Nahmen der Sachen, Oerter und Leute, wie solches von andern dargethan, und theils mit mehrern auszuführen.

 

47.

Welches uns so viel mehr erinnern müssen, damit desto deutlicher erscheine, wie ein grosses an einem Teutschen Glossario Etymologico gelegen; immassen mir bewust und aus Briefen an mich selbst kund worden, daß hochgelehrte Leute anderer Nationen sehr darnach wündschen, und wohl erkennen, was ihnen selbst zu Erleuchtung ihrer Alterthümer daran gelegen; und daß nicht wohl andere als der Teutschen Sprache im Grund Erfahrne, also weder Engländer noch Frantzosen, wie gelehrt sie auch seyn, damit zurechte kommen mögen.

 

48.

Bey uns Teutschen aber solte die Begierde darnach so viel grösser seyn, weil uns nicht allein am meisten damit geholffen wird, sondern auch ein solches zu unserm Ruhm gereichet; ie mehr daraus erscheinet, daß der Ursprung und Brunquell des Europäischen Wesens grossen Theils bey uns zu suchen. Es finden sich aber auch täglich bey uns selbst in der Sprache allerhand Erläuterungs würdige Dinge und Anmerckungen, so Gelegenheit zu sonderlichen Nachdenken geben.

 

49.

Zum Exempel, wenn man fraget, was Welt im Teutschen sagen wolle, so muss man betrachten, daß die Vorfahren gesaget Werelt, wie sichs noch in alten Büchern und Ländern findet, daraus erscheinet, daß es nichts anders sey, als Umkreiss der Erden oder Orbis terrarum. Denn Wirren, Werre, (Wire bey den Engländern, Gyrus bey den Griechen,) bedeutet was in die Runde herum sich ziehet. Und scheinet die Wurtzel stecke im Buchstaben W, der eine Bewegung mit sich bringet, so ab- und zugehet, auch wohl umgehet, als bey wehen, Wind, Waage, Wogen, Wellen, Wheel, oder Rad. Daher auch nicht nur Wirbel, Gewerrel, oder Querl, (so im alt Teutsch eine Mühle bedeutet, wie an Quernhameln abzunehmen) sondern auch bewegen, winden, wenden, das Frantzösische vis (als vis sans fin) auch Welle, Waltze, das Lateinische volvo und verto, vortex, ja der Name der Walen, Wallonen oder Herumwallenden, (das ist der Gallier oder Frembden.) Wild (das ist frembd, davon wildfrembd, Wildfangs-Rechtes) von diesem aber Wald und anderes mehr entstanden. Doch will man mit denen streiten, die das Wort Wereld, von währen oder dauren herführen, und darunter Seculum (vor alters ew) verstehen. Weil diese Dinge ohne gnugsame Untersuchung, zu keiner völligen Gewissheit zu bringen, und die alten Teutschen Bücher den Ausschlag geben müssen.

 

50.

Dergleichen Exempel sind nicht wenig vorhanden, so nicht allein der Dinge Ursprung entdecken, sondern auch zu erkennen geben, daß die Wort nicht eben so willkührlich oder von ohngefehr herfürkommen, als einige vermeynen, wie dann nichts ohngefehr in der Welt als nach unserer Unwissenheit, wenn uns die Ursachen verborgen. Und weiln die Teutsche Sprache vor vielen andern dem Ursprung sich zu nähern scheinet, so sind auch die Grund-Wurtzeln in derselben desto besser zu erkennen, davon auch bereits der tiefsinnige Claubergius seine eigene Gedancken gehabt, und davon etwas in einem kleinen Büchlein angezeiget.

 

51.

Ich habe auch bereits vor vielen Jahren einen sehr gelehrten Mann dahin vermocht, daß er auff die Arbeit eines Sächsischen Glossarii die Gedancken gerichtet, und etwas davon hinterlassen, und sind mir noch einige andere treffliche Leute bekandt, so mit dergleichen umgehen, theils auch von mir dazu bracht worden, also daß wenn sie und andere durch kräfttige Hülffe und nahe Zusammensetzung auffgemuntert würden, etwas schönes herfürkommen dürffte.

 

52.

So viel aber einen Teutschen Wörter-Schatz betreffen würde, gehöreten Leute dazu, so in der Natur der Dinge, sonderlich der Kräuter und Thiere, Feuer-Kunst (oder Chymi) Wiß-Kunst oder Mathematic und daran hangenden Bau-Künsten und andern Kunst-Wercken, Weberey und so genannten Manufacturen, Handel, Schiffarth, Berg- und Saltzwercks-Sachen und was dergleichen mehr, erfahren. Welche Personen dann, weil einer allen nicht gewachsen, die deutliche Nachrichtungen durch gewisses Verständnils unter einander zusammen bringen könten, und dazumahl in grossen Städten die beste Gelegenheit dazu finden würden. So auch wohl vor sich gehen dürffte, wenn einige Beförderung von hoher Hand nicht ermangeln solte.

 

53.

Man hat bereits absonderliche Teutsche Wercke verschiedener Professionen, so hierinn zu statten kämen, und zu ergäntzen wären, so würde auch was von den Frantzosen und Engländern geschehen, einige Hülffe und Anlass zur Nachfrage geben; das meiste aber müste von den Leuten jeder Profession selbst erfraget werden, wie mich dann erinnere, daß zu Zeiten berühmte Prediger in die Kram-Winckel oder Läden und Werckstätte gangen, um die rechten Nahmen und Bedeutungen zu erfahren, und so wohl richtig als verständig von allen Dingen zu reden.

 

54.

Es ist auch bekandt, daß viel Worte in gemeinen Gebrauch kommen seyn, die von den Künsten entlehnet, oder doch eine gewisse Bedeutung von ihnen bekommen, deren Ursach diejenigen nicht verstehen, so von solcher Kunst oder Profession nichts wissen, als zum Exempel: Man sagt Ort und Ende, man sagt erörtern, die Ursache wissen wenig, allein man verstehet es aus der Sprache der Berg-Leute, bey denen ist Ort so viel als Ende, so weit nemlich der Stollen, der Schacht oder die Strecke getrieben, man sagt zum Exempel: Dieser Bergmann arbeitet vor dem Ort, das ist, wo es auffhöret, daher erörtern nichts anders ist, als endigen (definire.)

 

55.

Ich habe bey den Frantzosen etwas löbliches darin gefunden, daß auch vornehme Herren sich befleissigen von allerhand Sachen mit den eigenen Kunst-Wörtern zu reden, uns zu zeigen, daß sie nicht gar der Sachen unwissend seyn; und hat man mir erzehlet, daß das Exempel des vorigen Hertzogs von Orleans, Ludwigs des XIII. Bruders, so darin Beliebung gehabt, nicht wenig dazu geholffen. Ein gleichmässiges, da dergleichen Arbeit in unserer Sprache herfür kommen solte, würde bey den Teutschen mehr denn bißher erfolgen, und zu einer allgemeinen Wissens-Lust (oder Curiosität) und zu fernerer Oeffnung der Gemüther in allen Dingen nicht wenig dienen.

 

56.

Allein ich komme nunmehro zu dem, so bey der Sprache in dero durchgehenden Gebrauch erfordert wird, darauff die Herren Fruchtbringenden, die Crusca, und die Frantzösische Academie zuerst allein gesehen, und auch anfangs am meisten zu sehen ist, in so weit keine Frage ist von dem Ursprung und Alterthum, oder von verborgenen Nachrichtungen, Künsten und Wissenschafften, sondern allein vom gemeinen Umgang und gewöhnlichen Schrifften, allwo der Teutschen Sprache Reichthum, Reinigkeit und Glantz sich zeigen soll, welche drey gute Beschaffenheiten bey einer Sprache verlanget werden.

 

57.

Reichthum ist das erste und nöthigste bey einer Sprache und bestehet darin, daß kein Mangel, sondern vielmehr ein Überfluss erscheine an bequemen und nachdrücklichen Worten, so zu allen Vorfälligkeiten dienlich, damit man alles kräfftig und eigentlich vorstellen und gleichsam mit lebenden Farben abmahlen könne.

 

58.

Man sagt von den Sinesern, daß sie reich im Schreiben, vermittelst ihrer vielfältigen Zeichen, hingegen arm im Reden und an Worten, weiln (wie bekandt) die Schrifft bey ihnen der Sprache nicht antwortet; und scheinet, daß der Überfluss der Zeichen, darauff sie sich geleget, verursachet, daß die Sprache desto weniger angebauet worden, also daß wegen geringer Anzahl und Zweydeutigkeit der Worte sie bißweilen, um sich zu erklären, und den Zweiffel zu benehmen, mitten im Reden gezwungen werden sollen, die Zeichen mit den Fingern in der Lufft zu mahlen.

 

59.

Es kan zwar endlich eine jede Sprache, sie sey so arm als sie wolle, alles geben; ob man schon saget, es wären barbarische Völcker, denen man nicht bedeuten kan, Was GOtt sagen wolle. Allein, ob schon alles endlich durch Umschweiffe und Beschreibung bedeutet werden kan, so verliehret sich doch bey solcher Weitschweiffigkeit alle Lust, aller Nachdruck, in dem der redet, und in dem der höret; dieweil das Gemüthe zu lange auffgehalten wird, und es heraus kommt, als wann man einen, der viel schöne Palläste besehen will, bey einem jeden Zimmer lange auffhalten, und durch alle Winckel herumschleppen wolte; oder wenn man rechnen wolte, wie die Völcker, die (nach der Weigelianischen Tetracty) nicht über drey zehlen könten, und keine Wort oder Bezeichnung hätten, vor 4 5. 6. 7. 8. 9. &c. wodurch die Rechnung nothwendig sehr langsam und beschwerlich fallen müste.

 

60.

Der rechte Probier-Stein des Uberflusses oder Mangels einer Sprache findet sich beym Ubersetzen guter Bücher aus anderen Sprachen. Dann da zeiget sich, was fehlet, oder was vorhanden, daher haben die Herren Fruchtbringenden und ihre Nachfolgere wohl gethan, daß sie einige Übersetzungen vorgenommen, wiewohl nicht allemahl das Beste ausgewehlet worden.

 

61.

Nun glaub ich zwar nicht, daß eine Sprache in der Welt sey, die ander Sprachen Worte jedesmahl mit gleichem Nachdruck, und auch mit einem Worte geben könne. Cicero hat denen Griechen vorgeworffen, sie hätten kein Wort, das dem Lateinischen ineptus antworte: Er selbst aber bekennet zum öfftern der Lateiner Armuth; Und ich habe den Frantzosen zu Zeiten gezeiget, daß wir auch keinen Mangel an solchen Worten haben, die ohne Umschweiff von ihnen nicht übersezt werden können. Und können sie nicht einmahl heut zu Tag mit einem Worte sagen, was wir Reiten, oder die Lateiner Equitare nennen. Und fehlet es weit, daß ihre Ubersetzungen des Tacitus, oder anderer vortrefflicher Lateinischer Schrifften, die bündige Krafft des Vorbildes erreichen solten.

 

62.

Inzwischen ist gleichwohl diejenige Sprache die reichste und bequemste, welche am besten mit wörtlicher Übersetzung zurechte kommen kan, und dem Original Fuss vor Fuss zu folgen vermag, und weiln wie ob erwehnet, bey der Teutschen Sprache kein geringer Abgang hierinn zu spüren, zumahl in gewissen Materien, absonderlich da der Wille und willkührliches Thun der Menschen einläufft, so hätte man Fleiß daran zu strecken, daß man diessfals andern zu weichen nicht mehr nöthig haben möge.

 

63.

Solches könte geschehen durch Auffsuchung guter Wörter, die schon vorhanden aber ietzo fast verlassen, mithin zu rechter Zeit nicht beyfallen, wie auch ferner durch Wiederbringung alter verlegener Worte, so von besonderer Güte; auch durch Einbürgerung (oder Naturalisirung) frembder Benennungen, wo sie solches sonderlich verdienen, und letztens (wo kein ander Mittel) durch wolbedächtliche Erfindung oder Zusammensetzung neuer Worte, so vermittelst des Urtheils und Ansehens wackerer Leute in Schwang gebracht werden müsten.

 

64.

Es sind nemlich viel gute Worte in den Teutschen Schrifften, so wohl der Fruchtbringenden, als anderer, die mit Nutzen zu gebrauchen, aber darauff man im Noth-Fall sich nicht besinnet. Ich erinnere mich ehmahlen bey einigen gemercket zu haben, daß sie das Frantzösische Tendre, wann es vom Gemüth verstanden wird, durch innig oder hertzinnig bey gewissen Gelegenheiten nicht übel gegeben. Die alten Teutschen haben Innigkeit vor Andacht gebrauchet. Nun will ich zwar nicht sagen, daß dieses Teutsche Wort bey allen Gelegenheiten für das Frantzösische treten könne; nichts desto minder ist es doch werth, angemerckt zu werden, damit es sich bey guter Gelegenheit angäbe.

 

65.

Solches zu erreichen wäre gewissen gelehrten Leuten auffzutragen, daß sie eine Besichtigung, Munsterung und Ausschuß anstellen, und dißfalls in guten Teutschen Schrifften, sich ersehen möchten, als sonderlich in des Opitzens Wercken, welche nicht nur in Versen herauskommen, sondern auch in freyer Rede, dergleichen seine Hercynia, seine Ubersetzung der Argenis und Arcadia. Es wäre auch hauptsächlich zu gebrauchen, eines durchlauchtigsten Autoren Aramena und Octavia, die Ubersetzungen des Herrn von Stubenberg und mehr dergleichen, wie dann auch Zesens Ibrahim Bassa, Sophonisbe, und andere seine Schrifften mit Nutzen dazu gezogen werden könten, obschon dieser Sinn-reiche Mann etwas zu weit gangen. Man kan auch in weit schlechtern Büchern viel dienliches finden; also zwar von den Besten anfangen, hernach aber auch andere von geringern Schlag zu Hülffe nehmen könte.

 

66.

Ferner wäre auf die Wiederbringung vergessner und verlegener, aber an sich selbst guter Worte und Redens- Arten zu gedencken, zu welchem Ende die Schrifften des vorigen Seculi, die Wercke Lutheri und anderer Theologen, die alten Reichs-Handlungen, die Landes-Ordnungen und Willkühre der Städte, die alten Notariat-Bücher, und allerhand geistliche und weltliche Schrifften, so gar des Reinecke Voss, des Froschmäuselers, des Teutschen Rabelais, des übersetzten Amadis, des Oesterreichischen Theuerdancks, des Bäyerschen Aventins, des Schweitzerischen Stumpfs und Paracelsi, des Nürnbergischen Hans Sachsen und ander Landes-Leute nützlich zu gebrauchen.

 

67.

Und erinnere ich mich bey Gelegenheit der Schweitzer, ehmals eine gute alte Teutsche Redens-Art dieses Volcks, bemercket zu haben, die unsern besten Sprachs-Verbesserern nicht leicht beyfallen solte. Ich frage zum Exempel, wie man Foedus defensivum & offensivum kurtz und gut in Teutsch geben solle; zweiffle nicht, daß unsere heutige wackere Verfasser, guter Teutscher Wercke keinen Mangel an richtiger und netter Ubersetzung, dieser zum Völcker-Recht gehörigen Worte spühren lassen würden; ich zweiffle aber, ob einige der neuen Ubersetzungen angenehmer und nachdrücklicher fallen werde, als die Schweitzerische, Schutz- und Trotz-Verbündniß.

 

68.

Was die Einbürgerung betrifft, ist solche bey guter Gelegenheit nicht auszuschlagen, und den Sprachen so nützlich als den Völckern. Rom ist durch Auffnehmung der Fremden groß und mächtig worden, Holland ist durch Zulauff der Leute, wie durch den Zufluss seiner Ströhme auffgeschwollen; die Englische Sprache hat alles angenommen, und wann jedermann das Seinige abfodern wolte, würde es den Engländern gehen, wie der Esopischen Krähe, da andere Vögel ihre Federn wieder gehohlet. Wir Teutschen haben es weniger vonnöthen als andere, müssen uns aber dieses nützlichen Rechts nicht gäntzlich begeben.

 

69.

Es sind aber in der Einbürgerung gewisse Stuffen zu beobachten, dann gleichwie diejenigen Menschen leichter auffzunehmen, deren Glauben und Sitten den unsern näher kommen, also hätte man ehe in Zulassung derjenigen fremden Worte zu gehelen, so aus den Sprachen Teutschen Ursprungs, und sonderlich aus den Holländischen übernommen werden könten, als deren so aus der Lateinischen Sprache und ihren Töchtern hergehohlet.

 

70.

Und ob zwar das Englische und Nordische etwas mehr von uns entfernet, als das Holländische, und mehr zur Untersuchung des Ursprungs, als zur Anreicherung der Sprache dienen möchte, so wäre doch gleichwol sich auch deren zu diesem Zweck in ein und andern nützlich zu bedienen, ohnverboten.

 

71.

Was aber das Holländische betrifft, würden unsere Teutschen zumal guten Fug und Macht haben, durch gewisse Abgeordnete, das Recht der Mutterstadt von dieser Teutschen Pflantze (oder Colonie) einzusammlen, und zu dem Ende durch kundige Leute die Holländische Sprache und Schrifften untersuchen, und gleichsam wardiren zu lassen, damit man sehe, was davon zu fodern, und was bequem dem Hochteutschen einverleibet zu werden. Dergleichen auch von den Platt-Teutschen und andern Mund-Arten zu verstehen. Wie dann zum Exempel, der Platt-Teutsche Schlump; da man sagt, es ist nur ein Schlump, oder was die Frantzosen Nazard nennen, offt nicht übel anzubringen.

 

72.

Es ist sonst bekant, daß die Holländer ihre Sprache sehr ausgehutzet, daß Opitz sich den Heinss, Catz und Groot, und andere vortreffliche Holländer wol zu Nutz gemacht, daß Vondel und andere es noch höher gebracht, und daß anietzo viel unter ihnen mit grosser Sorgfalt sich der Reinigkeit befleissen, und doch ihre Meynung ziemlich auszudrücken wissen, also uns mit ihren Schrifften wol an Hand gehen werden.

 

73.

Die Lateinische, Frantzösische, Italiänische und Spanische Worte belangend (dann vor den Griechischen haben wir uns nicht zu fürchten) so gehöret die Frage, ob und wie weit deren Einbürgerung thunlich und rathsam, zu dem Punct von Reinigkeit der Sprache, dann darin suchet man eben zum Theil die Reinigkeit des Teutschen, daß es von dem überflüssigen fremden Mischmasch gesäubert werde.

 

74.

Erdenckung neuer Worte oder eines neuen Gebrauchs alter Worte, wäre das letzte Mittel zu Bereicherung der Sprache. Es bestehen nun die neuen Worte gemeiniglich in einer Gleichheit mit den alten, welche man Analogie, das ist, Ebenmass nennet, und so wol in der Zusammensetzung als Abführung (Compositione & Derivatione) in Obacht zu nehmen hat.

 

75.

Iemehr nun die Gleichheit beobachtet wird, und je weniger man sich von dem so bereits in Ubung entfernet, je mehr auch der Wolklang, und eine gewisse Leichtigkeit der Aussprache dabey statt findet, um jemehr ist das Schmieden neuer Wörter nicht nur zu entschuldigen, sondern auch zu loben.

 

76.

Weil aber viel gute und wolgemachte Worte auf die Erde fallen, und verlohren gehen, indem sie niemand bemercket oder beybehält, also daß es bißher auf das blinde Glück dißfalls ankommen, so würde man auch darinn Nutzen schaffen, wenn durch grundgelehrter Kenner Urtheil, Ansehen und Beyspiel dergleichen wol erwogen nach Gutbefinden erhalten, und in Ubung bracht würde.

 

77.

Ehe ich den Punct des Reichthums der Sprache beschliesse, so will erwehnen, daß die Worte oder die Benennung aller Dinge und Verrichtungen auf zweyerley Weise in ein Register zu bringen; nach dem Alphabet und nach der Natur. Die erste Weise ist der Lexicorum oder Deutungs-Bücher, und am meisten gebräuchlich. Die andere Weise ist der Nomenclatoren, oder Nahm-Bücher, und geht nach den Classen, Sorten der Dinge. Ist von Stephano Doleto, Hadriano Junio, Nicodemo Frischlino, Johanue Jonstono, und andern nicht übel getrieben worden: Und zeiget sonderlich der Sprache Reichthum und Armuth, oder die so genannte Copiam Verborum; daher auch ein Italiäner (Alunno) sein dergestalt eingerichtetes Buch, Ricchezza della Lingua volgare benennet. Die Deutungs-Bücher dienen eigentlich, wenn man wissen will, was ein vorgebenes Wort bedeute; und die Nahm-Bücher, wie eine vorgegebene Sache zu nennen. Jene gehen von dem Worte zur Sache, diese von der Sache zum Wort.

 

78.

Und solte ich dafür halten, es würde zwar das Glossarium Etymologicum, oder der Sprach-Qvell nach den Buchstaben zu ordnen seyn, es könte aber auch solches auf zweyerley Weise geschehen, nach der ietzigen Aussprache, und nach dem Ursprung, wenn man nemlich nach seinen Grund-Wurtzeln gehen, und ieder Wurtzel, oder iedem Stamm seine Sprossen anfügen wolte; welches auf gewisse masse sehr dienlich, auch eine Ordnung mit der andern zu vereinigen nützlich wäre. Der Sprach-Schatz aber, darin alle Kunst-Worte begriffen, wäre besser und nützlicher nach den Arten der Dinge, als nach den Buchstaben der Worte abzufassen, weilen alda die verwandten Dinge einander erklären helffen, obschon letztens ein Alphabetisches Register beyzufügen. Aber die Wort und Reden des durchgehenden Gebrauchs könten nützlich auf beyde Weise, vermittelst eines Deutungs-Buchs, (Lexici) nach dem Alphabet, und vermittels eines Nahm-Buchs nach den Sorten der Dinge dargestellet werden; beydes könte den Nahmen eines Dictionarii oder Wörter-Buchs verdienen, und beydes würde seinen besondern, die letzte Art aber meines Erachtens, den größten Nutzen haben.

 

79.

Es sind auch gewisse Neben-Dictionaria so zu sagen, so die Lateiner und Griechen brauchen, und bey den Teutschen dermahleins nicht allerdings ausser Augen zu setzen, als Particularum, Epithetorum, Phrasium &c. der Prosodien und Reim-Register zu geschweigen; welches alles aber, wann das Haupt-Werck gehoben, sich mit der Zeit von selbsten finden wird. Biss hieher vom Reichthum der Sprache.

 

80.

Die Reinigkeit der Sprache, Rede und Schrifft bestehet darin daß so wol die Worte und Red-Arten gut Teutsch lauten, als daß die Grammatic oder Sprach-Kunst gebührend beobachtet, mithin auch der Teutsche Priscianus verschonet werde.

 

81.

Was die Wort und Weisen zu reden betrifft, so muss man sich hüten vor Unanständigen, Ohnvernehmlichen und Fremden oder Unteutschen.

 

82.

Unanständige Worte sind die niederträchtige, offt etwas Gröbliches andeutende Worte, die der Pöbel braucht, plebeja & rustica verba, wo sie nicht eine sonderliche Artigkeit haben, und gar wol zu passe kommen, oder zum Schertz mit guter Manier anbracht werden. Es giebt auch gewisse niedrige Worte, so man im Schreiben so wol, als ernsthafften förmlichen Reden gern vermeidet, dergleichen zu bezeichnen wären, damit man deßfalls sich besser in acht nehmen könte. Daher das Wort so aus dem Griechischen Κόρη komt, billig ausgesetzet werden solte. Es sind auch einige von unangenehmen Klange, oder lauten lächerlich, oder geben sonst einen Ubelstand und widrige Deutung, dafür man sich billig hütet.

 

83.

Es sind auch unvernehmliche Worte und unter andern die veraltet, verba casca, osca, obsoleta, dergleichen zwar etliche noch Lutherus in seiner Bibel behalten, so aber nach ihme vollends verblichen, als Schächer, das ist Mörder, Raunen so mit den Runen der Nordischen Völcker verwandt, Kogel, das ist eine gewisse Bedeckung des Haupts.

 

84.

Dahin gehören die unzeitig angebrachte Verba Provincialia, oder Land-Worte gewisser Provintzen Teutschlandes, als das Schmecken an statt Riechen, wie es bey einigen Teutschen gebraucht wird, von denen man deßwegen sagt, sie haben nur vier Sinne; item der Kretschmar in Schlesien, der so viel als Krug in Niedersachsen; von welcher Art auch die Meißner selbst nicht wenig haben, und sich deren zumal im Schreiben enthalten müssen, als wann sie sagen, der Zeiger schlägt, oder wann sie den Rock einen Peltz nennen, welches ihm nicht zukommt, als wann er gefüttert, und was dergleichen mehr.

 

85.

Was aber die fremde oder unteutsche Worte anbetrifft, so entstehet darinn der gröste Zweiffel, ob nemlichen und wie weit sie zu dulden, nachdem sie vielen annoch unverständlich. Nun will ich solches der künfftigen Teutsch-Gesinnten Verfassung zu entscheiden zwar überlassen, doch anietzo ein und anders, obschon vorgängig, doch unvorgreifflich zu erwegen geben.

 

86.

Und solte ich demnach zuforderst dafür halten, daß man des Fremden ehe zu wenig als zu viel haben solle, es wäre dann, daß man mit Fleiß etwas machen wolte auf den Schlag des Liedes:

 

Da die Engel singen Nova Cantica,

Und die Schellen klingen in regis Curia.

 

87.

Hernach vermeyne, daß ein Unterscheid zu machen unter den Arten der Zuhörer oder Leser; dann was für männiglich geredet oder geschrieben wird, als zum Exempel, was man prediget, soll billig von jedermann verstanden werden, was aber für Gelehrte, für den Richter, für Staats-Leute geschrieben, da kan man sich mehr Freyheit nehmen.

 

88.

Es kan zwar auch zu Zeiten ein Lateinisches, oder aus dem Lateinischen gezogenes Wort, dabey ein sonderlicher Nachdruck, von einem Prediger gebrauchet werden; ein Lateinisches sage ich, dann das Frantzösische schicket sich meines Ermessens gar nicht auf unsere Cantzel, es ist aber alsdann rathsam, daß die Erklärung alsbald dabey sey, damit beyder Art Zuhörer ein Genügen geschehe.

 

89.

Sonst ist von alten Zeiten her bräuchlich gewesen, in Rechtshandlungen, Libellen und Producten, Lateinische Worte zu brauchen, es thun es auch die Fremden so wohl als die Teutschen, obschon einige Gerichte, Facultäten und Schöppenstühle, zumahl in Abfassung der Urtheile und Sprüche von geraumer Zeit her, die nicht unlöbliche Gewohnheit angenommen, viel in Teutsch zu geben so anders, wo nicht anders als Lateinisch genennet worden; als Krieg rechtens befestigen, litem contestari, Gerichts-Zwang, Instantia, End-Urtheil, Definitiva und dergleichen viel.

 

90.

In Staats-Schrifften, so die Angelegenheiten und Rechte hoher Häupter und Potentzen betreffen, ist es nun dahin gediehen, daß man nicht nur des Lateinischen, sondern auch des Frantzösischen und Welschen sich schwerlich allerdings entbrechen kan, dabey doch eine ungezwungene und ungesuchte Mässigung wohl anständig seyn dürffte, wenigstens solte man sich befleissen, das Frantzösische nicht an des Teutschen Stelle zu setzen, wann das Teutsche eben so gut, wo nicht besser, welches ich gleichwohl gar offt bemercket habe.

 

91.

So könte man sich auch zum öfftern dieser Vermittelung mit Nutzen bedienen, daß man das Teutsche Wort mit dem fremden versetzte, und eines zu des andern Erklärung brauchte, da denn auch eines des andern Abgang so wol an Verständigkeit, als an Nachdruck, ersetzen könte.

 

92.

Und dieser Vortheil würde auch sonderlich dienen, gute und wohlgemachte, aber noch nicht so gar gemeine, noch durchgehends angenommene Teutsche Worte in Schwang zu bringen, wann sie Anfangs mit den Fremden, oder mit Einheimischen zwar mehr gebräuchlichen, aber nicht zulänglichen zusammen gefügt, oder auch sonst mit einer Erklärung begleitet würden, biß man deren endlich mit der Zeit gewohnet worden, da solche Vorsorge nicht weiter nöthig.

 

93.

Uber dergleichen gute Anstalten zu Beybehaltung der Teutschen Sprache Reinigkeit, so viel es immer thunlich, hätten die vornehmen Scribenten durch ihr Exempel die Hand zu halten, und damit den einbrechenden Sturm der fremden Worte sich nicht zwar gäntzlich, so vergebens, doch gleichsam lavirend zu widersetzen, biß solcher Sturm vorüber und überwunden.

 

94.

So solte ich auch dafür halten, daß in gewissen Schrifften, so nicht wegen Geschäffte und zur Nothdurfft, auch nicht zur Lehre der Künste und Wissenschafften, sondern zur Zierde heraus kommen, ein mehrer Ernst zu brauchen, und wenige fremde Worte einzulassen seyn.

 

95.

Dann gleichwie in einem sonst schönen Teutschen Gedichte, ein Frantzösisches Wort gemeiniglich ein Schandfleck seyn würde, also solte ich gäntzlich dafür halten, daß in den Schreib-Arten, so der Poësie am nächsten, als Romanen, Lobschrifften und öffentlichen Reden, auch gewisser Art Historien, und auch bey Ubersetzungen aller solcher Wercke aus fremden Sprachen, und summa, wo man nicht weniger auff Annehmlichkeit als Nothdurfft und Nutzbarkeit siehet, man sich der ausländischen Worte, so viel immer möglich, enthalten solle.

 

96.

Damit aber solches besser zu Werck zu richten, müste man gewisse, noch gleichsam zwischen Teutsch und Fremd hin und her fladdernde Worte einmal vor alle mal Teutsch erklären, und künfftig nicht mehr zum Unterscheid mit andern Buchstaben, sondern eben wie die Teutschen schreiben, also damit den Gewissens-Scrupel der wolgemeynten ehrlichen Teutschen und Eiferer vor das Vaterland, und noch überbliebenen Herren Fruchtbringenden, hoffentlich mit ihrem guten Willen, gantzlich aufheben.

 

97.

Es hat ja der treffliche Opitz so bey uns, wie Virgilius bey den Römer, der erste und letzte seines Schrots und Korns gewesen, kein Bedencken gehabt, dergleichen zu thun, als zum Exempel, wann er zum Heinsio saget: Dass deine Poësie der meinen Mutter sey; Damit hat er, meines Erachtens, diß Wort Poësie aus habender seiner Macht einmal vor alle mal vor Teutsch erkläret, so gut und unwiederrufflich, als ob ein Act of parliament über eine Englische Naturalisirung ergangen.

 

98.

Und sehe ich nicht, warum man den auswärtigen Potentzen so wohl als Potentaten, der Galanterie, so wohl als schönster Gala, und hundert andern, nicht ebenmässig dergleichen Recht der Teutschen Bürgerschafft wiederfahren lassen könne, mit etwas besserer Art, als etliche neuliche Gelehrte Souverainitäten zum Lateinischen Wort machen wollen, um den Suprematum zu meiden, den ein ander gebrauchet.

 

99.

Es haben unsere Vorfahren kein Bedencken gehabt, solch Bürgerrecht zu geben. Wer siehet nicht, daß Fenster vom Lateinischen Fenestra? und wer Frantzösisch verstehet, kan nicht zweiffeln, daß ebentheuer, so bey uns schon sehr alt, von Avanture herkomme, dergleichen Exempel sehr viel anzutreffen, so dieses Vorhaben rechtfertigen können.

 

100.

Was ich von Auffhebung des Unterscheids der Schrifft gedacht, daß in Schreiben oder Drucken dergleichen Wort von den Teutschgebohrnen nicht mehr zu unterscheiden, dessen Beobachtung, ob sie schon gering scheinet, würde doch nicht ohne Nachdruck und Würckung seyn. Es haben auch sonsten viele dafür gehalten, man solte zu einem guten Theil Teutscher Bücher beym Druck keine andere als Lateinische Buchstaben brauchen, und den unnöthigen Unterscheid abschaffen, gleich wie die Frantzosen auch ihre alte Buchstaben, so sie Lettres de finance nennen, und die in gewissen Fällen noch gebräuchlich, im gemeinen Gebrauch, und sonderlich im Druck fast nunmehr aufgehoben.

 

101.

Ich will zwar solches an meinem Orte dahin gestellet seyn lassen, habe doch gleichwohl befunden, daß den Holl- und Nieder-Ländern die Hoch-Teutsche Schrifft bey unsern Büchern beschwerlich fürkommt, und solche Bücher weniger lesen macht, daher sie auch selbst guten theils das Holländische mit Lateinischen Schrifften drucken lassen, diese Behinderung zu verhüten. Und erinnere ich mich, daß, als ich etwas vor Nieder-Länder einsmahls Teutsch schreiben lassen sollen, man mich sonderlich gebeten, Lateinische Buchstaben brauchen zu lassen.

 

102.

Das ander Theil der Sprach-Reinigkeit besteht in der Sprach-Richtigkeit nach den Reguln der Sprach-Kunst; Von welchem auch nur ein Weniges allhie gedencken will; Denn obwohl darin ziemlicher Mangel befunden wird, so ist doch nicht ohnschwer solchen mit der Zeit zu ersetzen, und sonderlich vermittelst guter Uberlegung zusammengesetzter tüchtiger Personen ein und andern Zweiffels-Knoten auffzulösen.

 

103.

Es ist bekandt, daß schon Kayser Carl der Grosse an einer Teutschen Grammatic arbeiten lassen, und nichts desto minder haben wir vielleicht keine biß dato, die zulänglich; und ob zwar einige Frantzosen sich darüber gemacht, weilen viele ihrer Nation sich von weniger Zeit her auffs Teutsche zu legen begonnen, so kan man doch leicht erachten, daß diese Leute dem Werck nicht gewachsen gewesen.

 

104.

Man weiss, daß in der Frantzösischen Sprache selbst noch unlängst viele Zweiffel vorgefallen, wie solches die Anmerckungen des Vaugelas und des Menage, auch die Zweiffel des Bouhours zeigen, anderer zu geschweigen; ohngeachtet die Frantzösische Sprache aus der Lateinischen entsprossen, (welche bereits so wohl mit Regeln eingefasset) und sonsten von mehrer Zeit her als die Unsere von gelehrten Leuten bearbeitet worden, auch nur einen Hoff als den Mittel-Punct hat, nach dem sich alles richtet; welches uns mit Wien auch deswillen noch nicht wohl angehen wollen, weil Oesterreich am Ende Teutschlandes, und also die Wienerische Mund-Art nicht wol zum Grunde gesetzet werden kan, da sonst, wann ein Kayser mitten im Reiche seinen Sitz hätte, die Regel der Sprache besser daher genommen werden könte.

 

105.

So geht auch den Italiänern noch biß dato ein und anders annoch hierinn ab, ohngeachtet alles Fleisses, den die Crusca angewendet, gegen welche der scharffsinnige Tassoni und andere geschrieben, und ihr Urtheil nicht allemahl ohne Schein in Zweiffel gezogen. Und also obschon die Italianische Sprache unter allen Europäischen, die erste gewesen, so zu dem Stande kommen, darin sie sich ietzo im Hauptwerck noch befindet, immassen Petrarca und Dante noch ietzo gut seyn, welches von keinem Teutschen, Frantzösischen, Spanischen oder Englischen Buch selbiger Zeit gesaget werden kan. So sind doch annoch viele Grammatische Knoten und Scrupel auch bey ihr übrig blieben.

 

106.

Ob nun schon wir Teutsche uns also desto weniger zu verwundern, oder auch zu schämen haben, daß unsere Grammatic noch nicht in vollkommenem Stande, so düncket mich doch gleichwohl, sie sey noch allzuviel davon entfernet, und habe daher einer grossen Verbesserung nöthig, sey also auch dermahleins von Teutschgesinneten Gelehrten solche mit Nachdruck vorzunehmen.

 

107.

Und zwar nicht allein um selbst aus einigen Zweiffeln zu helffen, weilen endlich solche nicht so gar wichtig seyn, sondern auch so wohl unsere Leute zu unterrichten, zumahl die kein Lateinisch studiret haben, welche gar offt schlecht Teutsch schreiben, als auch den Frembden die Teutsche Sprache leichter und begreifflicher zu machen; welches unserm Ruhm gereichen, andern zu den Teutschen Büchern Lust bringen, und den von etlichen gefaßten Wahn benehmen würde, als ob unsere Sprache der Regeln unfähig, und aus dem Gebrauch fast allein erlernet werden müste.

 

108.

Sonst sind wohl einige Zweiffel bey uns vorhanden, darüber gantze Länder von einander unterschieden und Canzeleyen selbst gegen Canzeleyen streiten, als zum Exempel, was für Geschlechts das Wort Urtheil sey. Im Reiche beym Reichs-Hoff-Rath, beym Reichs-Kammer-Gerichte und sonst ist Urtheil weiblichen Geschlechts und saget man die Urtheil; Hingegen in denen Ober-Sächsischen Gerichten spricht man das Urtheil.

 

109.

Die Urtheil hat nicht allein die höchsten Gerichte, sondern auch die gröste Zahl vor sich. Das Urtheil aber berufft sich auff den Sprach-Grund oder Analogie. Dann weil Theil nicht weiblichen Geschlechtes und ehe gesaget wird das Theil als die Theil, (in singulari) so solte man meynen, es müste auch ehe das Urtheil, als die Urtheil heissen: Doch der Gebrauch ist der Meister.

 

Non nostrum inter vos tantas componere lites.

 

Ich überlasse es künfftiger Anstalt mit vielen andern dergleichen Fragen, welche endlich ohne Gefahr etwas warten und auff die lange Banck geschoben werden können.

 

110.

Nun wäre noch übrig vom Glantz und Zierde der Teutschen Sprache zu reden, will mich aber damit anietzo nicht auffhalten, dann wann es weder an bequemen Orten noch tüchtigen Redens-Arten fehlet, kommt es auff den Geist und Verstand des Verfassers an, um die Worte wohl zu wehlen und füglich zu setzen.

 

111.

Und weil dazu viel helffen die Exempel derer, so bereits wohl angeschrieben und durch einen glücklichen Trieb der Natur den andern das Eiß gebrochen, so würde nicht allein nöthig seyn ihre Schrifften hervor zu ziehen, und zur Nachfolge vorzustellen, sondern auch zu vermehren, die Bücher der alten und auch wohl einiger neuen Haupt-Autoren in gutes Teutsch zu bringen, und allerhand schöne und nützliche Materien wohl auszuarbeiten.

 

112.

Bey welcher Gelegenheit ich erinnern sollen, daß einige Sinn-reiche Teutsche Scribenten, und unter ihnen der sonst Lob-würdige Herr Weise selbst, gleichwohl diesen mercklichen Fehler noch nicht abgeschaffet, (den auch etliche Italiäner behalten), daß sie etwas schmutzig zu reden kein Bedencken tragen, in welchem Punct ich hingegen die Frantzosen höchlich loben muß, daß sie in öffentlichen Schrifften nicht nur solche Wort und Reden, sondern auch solchen Verstand vermeiden, und daher auch in den Lust- und Possen-Spielen selbst nicht leicht etwas zweydeutiges leiden, so man anders als sich gebühret, gemeynet zu seyn vermercken könne. Welchem löblichem Exempel billich mehr, als bißher geschehen, zu folgen, und zumahl heßliche Worte, ohne sonderbahre Nothdurfft, nicht zu dulden. Es ist freylich in der Sitten-Lehre mit Sauberkeit der Worte nichts ausgerichtet, es ist doch aber auch solche kein geringes.

 

113.

Die Teutsche Poësie gehöret hauptsächlich zum Glantz der Sprache; ich will mich aber anietzo damit nicht auffhalten, sondern nur annoch erinnern, was Gestalt meines Bedünckens einige vornehme Poëten zu Zeiten etwas hart schreiben, und von des Opitzens angenehmer Leichtflüssigkeit allzuviel abweichen, dem auch vorzubauen wäre, damit die Teutschen Verse nicht fallen, sondern steigen mögen.

 

114.

Endlich die rechten Anstalten sind billig zu künfftiger Zusammensetzung vortrefflicher Leute auszusetzen, doch hoffet man, es werde diese kleine Vorstellung, so in der Eil binnen ein paar Tagen entworffen worden, nicht übel auffgenommen werden, welche als ein kleiner Schatten-Riß dienen kan, gelehrter und wohl Teutschgesinneter Personen Bedencken einzuholen, und vermittelst einiger Hohen Anzeigung dermahleins dem Werck selbst näher zu kommen.