BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Karl Marx

1818 - 1883

 

De Hemsterhusii moribus

 

Extemporale 1835

 

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Textus dictatus:

Hemsterhuys' sittlicher Werth.

Sein Gemüth war so, wie es, durch so viel Lehren der Weisen gebildet, sein mußte, Bewunderer der einzig wahren und ächten Tugend, Verächter des Vergänglichen und Gemeinen. Wie viel Geistesstärke in ihm gewesen, kann man aus diesem einen Beispiele ersehen. Es waren einmahl zu ihm nach Franeker einige sehr vornehme Gäste aus der berühmten Familie Wassenar gekommen, um zwei Tage froh mit ihm zu verleben. Als sich alle, die Herzen zur Freude gestimmt, zu Tische gesetzt hatten, sieh' da bekommt er durch einen Brief die Nachricht, daß sein hoffnungsvoller Sohn [...], der sich im Seedienste Ruhm erwerben wollte, fern von dem Vaterlande sein frühes Ende erreicht hätte. Und Hemsterhuys? Ohne sein Gesicht im Geringsten zu verändern, legt er den Brief weg, heuchelt frohe Laune und unterdrückt zwei Tage hindurch den bittersten Schmerz, weil er nicht wollte, daß die Fröhlichkeit, der sich seine Gäste überlassen hatten, durch weibisches und nichts nutzendes Jammern gestört würde. Mit solcher Festigkeit verschob jener echte Zögling der Sokratischen Schule, Xenophon, als ihm während des Opferns seines Sohnes Gryllus Tod gemeldet wurde, seine Trauer, bis er das feierliche Opfer vollendet hatte. Prahlerei und eitlen Pomp haßte er sowohl im ganzen Leben, als auch im Lehren, so daß Fremde, die in seine Vorlesungen gekommen waren, kaum glaubten, daß dies jener Hemsterhuys wäre, von dem sie so viel und so Großes rühmen gehört hatten.

Hemsterhusii animus talis erat, qualis, tantis sapientiae praeceptis eruditus, esse debebat, virtutis unae verae et sincerae admirator, rerum mortalium et vilium contemtor. Qualis ingenii firmitas ei fuerit, ex eo uno exemplo videri potest.

Franeceram aliquando illustrissimi quidam venerant hospites e claro vassenario genere, ut duos dies laete cum eo agerent.

Omnes, remissis ad laetitiam animis, cum discubuerant, ecce, litteris accipit nuntium, eximia spe filium, qui e re navali gloriam petere cupiit, a patria remotum maturum assecutum finem et quid Hemsterhusius?

Vultum minime commutans epistolam deponit, laetum animum simulat, et per duos dies acerbissimum opprimit dolorem, quod hilaritatem, cui hospites se dederant, muliebri vanaque ejulatione perturbare noluit.

Tali firmitate germanus ille socraticae scholae discipulus, Xenophon, in sacrificando morte filii Grylli ei nuntiata, usque dum solemnem perfecerat sacrificationem, distulit tristitiam.

Jactantia et vanus fastus ei invisi erant non solum cetera in vita, sed etiam in doctrina, ita ut alieni, ad ejus scholam profecti, hunc illum esse Hemsterhusium, de quo talia tantaque praedicata audierant, vix putarent.

 

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Per anni cursum: 3    Loers.