BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Ulrich von Liechtenstein

ca. 1200 -1275

 

Vrowen dienst

 

1255

 

Schlacht an der Leitha 1246. Herzog Friedrich's Tod.

Sieg über die Ungarn. Herzog Friedrich's Bestattung.

Lob der Frouwe. Ulrichs Geafngenschaft und Befreiung.

Klage über die Zeit. Lieder XXXIX, XL, XLI, XLII,

XLIII, XLIV, XLV, XLVI, XLVII, XLVIII, XLIX, L

(Strophe 1610 - 1752)

 

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1610

Der sumer frœlîch ende nam:

der kalte winder aber quam:

des sach man trûren manigen man.

da gęschiht iedoch ein wunder an:

5

swer trûret von des winders zît

und swem der sumer freude gît,

der lebt alsam diu vogelîn,

die sich freunt von des meyen schîn.

 

1611

Alsô der sumer ende hat,

swem dannę sîn hôher muot zergât,

der heizet wetersorger wol:

von reht man in sus nennen sol.

5

sît im der sumer freude gît

und al sîn wunnę gar an im lît,

sô muoz er sîn ouch ungemuot,

swennè daz weter übel tuot.

 

1612

Mîn munt von wârheit iu des gibt:

der bin ich für wâr einer niht.

mîn freude an einem wîbe lît:

diu ist miner freuden meyenzît.

5

ir lîp vil manige tugende hât:

diu sælde mîn gar an ir stât.

si ist mir für al mîn trûren guot:

diu guot gibt mir hôhen muot.

 

1613

Si gibt mir hôher freuden vil:

dâ von wil ich, swaz si wil.

ich wil ir dienen mîne tage,

sô mit freuden, sô mit klage.

5

swaz liebes leides mir geschiht,

sô kum ich ûz ir dienest niht.

ich diene ir immer, als ich sol.

diu guot mac mir gelônen wol.

 

1614

Si hât mir hôhen muot gegeben,

si hât gegeben mir freuden leben.

mich hât ir güet gemachet frô:

von ir stât mir daz hertze hô,

5

von ir bin ich gar trûrens vrî.

des wünsch ich, daz si sælic sî.

ich bin ir immer undertân

mit dienst, swaz ich gedienen kan.

 

1615

Si ist mir lieber, danne iht sî;

ich bin gein ir gar wankes vrî,

ich diene ir sus, ich diene ir sô,

ich bin von ir vrô, vrô, vrô.

5

swie ez witer ze aller zît,

ir güete mir die freude gît,

die mir daz weter swendet niht:

ich bin doch frô, swaz mir geschiht.

 

1616

Ich weiz wol, daz ein ieslîch man

nimmer trûric werden kan,

der mit triwen hât ein wîp

liep alsô sîn selbes lîp.

5

und ist daz ir lîp tugende hât,

von ir siîn trûren gar zergât.

ez sî winder, sumerzît,

ir güete im doch freude gît.

 

1617

Ein wîp, diu schœne und güete hât

und sich schamt aller missetât,

diu ist wol von ir schœne guot:

sô tuot ir schœne ir güetlîch muot.

5

swer der dienet sunder wanc

umbę ir vil süezen habedanc,

und ob dem liep von ir geschiht,

der sol getrûren nimmer niht.

 

1618

Ir güetlich süeze redenter munt

tuot siînem hertzen freude kunt.

und ist er sô gemuot ein man,

daz er ir êren hüeten kan

5

mit rehten triwen, als er sol,

sô hat er freude und ist im wol.

der beider lîp hât got gegeben

ein freudenbernde, süezze leben.

 

1619

Mîn frowe ir lîp vil schône hât

behuot vor unvrowęnlicher tât.

des hân ich liep für elliu wîp

ir prûn, rôt, wîzzen, süezen lîp.

5

wol mich, daz ich si ie gesach,

und wol mich, daz ich nie gebrach

min ritterlîche stæte an ir!

daz mac ze sælden komen mir.

 

1620

Liep ichs vor allen dingen hân.

wie diu vil guote sî getân?

si ist prûn, rôt, lieplîchen wîz:

got hât mit wunsche sînen vlîz

5

an ir vil werden lîp geleit.

si ist vor allem valsche meit:

ir hertze ir ie wan tugende riet.

ich sanc ze dienst ir disiu liet:

 

Lied XXXIX

[Ein tanzwîse]

(Bechstein II,162; Lachmann 507,11)

 

1

     Er ist komen wider mit gewalde

den der meie het vertriben.

sumerwunne ist im entrunnen balde:

der ist vor im niht beliben.

5

den sul wir ze mâzen klagen,

sît diu sunne      uns des meien wunne

wider gît in kurzen tagen.

 

2

Swem der winder hôchgemüete swendet,

der muoz ofte trûric sîn.

mir hât hôhen muot ein wîp gesendet.

dâ von ist daz herze mîn,

5

swie ez witert, frô, frô, frô.

von ir güete      stîget mîn gemüete

für die liehten sunnen hô.

 

3

Schœne von ir güete ist mîn frouwe,

sî ist von ir schœne guot.

swanne ich in ir spilnden ougen schouwe

mich, sô blüet mîn hôher muot

5

rehte als in des meien zît

tuont die rôsen,       ir güetlîchez lôsen

mir vil hôhe fröide gît.

 

4

Ir vil lieplîch güetlîch lœslîch gruezen

tuot mir hôhe fröide kunt.

süeziu wort diu kunnen süezlîch süezen

ir vil süezen rôten munt.

5

swaz ich munde hân gesehen

mîne stunde,      sô muoz ich ir munde

für si alle rœte jehen.

 

5

Sî hât ir wîpheit vil wol behüetet

vor unfrouwelîcher tât.

wol ir daz si mir sô güetlîch güetet;

dâ von mîn muot hôhe stât.

5

sîst mir süezer danne iht sî,

in dem muote      liep vor allem guote.

sus ist ir mîn herze bî.

 

6

Wie si sî gevar, diu wol gemuote,

daz wil ich iuch wizzen lân.

brun rôt wîz ist diu vil reine guote,

von den varwen sô getân

5

daz nie engel schœner wart

an ze schouwen.      man muozs eine frouwen

nennen von ir hôhen art.

 

7

Lieplîch priune, roter rôsen rœte,

snêwes wîze hât ir lîp.

ir gebærde ist mînes trûrens tœte:

siest von tugenden ein guot wîp.

5

ir lîp ist des herzen mîn

hœhstiu wunne,      mîner fröiden sunne

ist ir rôt wîz prûner schîn.

 

[ . . . ]

 

Lied XL

[Ein tanzwîse]

(Bechstein II,240; Lachmann 512,7)

 

1

     Ein schœniu maget

sprach ‹vil liebiu frouwe mîn,

wol ûf! ez taget.

schouwet gein dem vensterlîn,

5

wie     der tac ûf gât. der wahter von der zinnen

ist gegangen. iuwer friunt sol hinnen:

ich fürhte er sî ze lange hie.›

 

2

Diu frouwe guot

siufte und kuste ir lieben man.

der hôchgemuot

sprach ‹guot frouwe wol getân,

5

der     tac ist hôch ûf: ich kan niht komen hinnen.

maht du mich verbergen iender innen?

daz ist mîn rât und ouch mîn ger.›

 

3

«Und möhte ich dich

bergen in den ougen mîn,

friunt, daz taet ich.

des kan leider niht gesîn.

5

wil     du hie in dirre kemenât belîben,

disen tac mit fröiden wol vertrîben,

dar innen ich dich wol verhil.»

 

4

‹Nu birge mich,

swie du wil, vil schœne wîp;

doch sô daz ich

sunder wer iht vliese den lîp.

5

wirt     mîn iemen inne, sô soltû mich warnen.

kumich ze wer, ez muoz sîn lîp erarnen,

der mich mit strîte niht verbirt.›

 

5

Sus wart verspart

der vil manlîch hôchgemuot

und wol bewart

von der reinen süezen guot.

5

wie     pflac sîn den tac diu süeze minneclîche?

sô daz er wart hôhes muotes rîche.

sô kurzen tac gewan er nie.

 

6

Diu naht quam dô.

sâ huop sich der minne spil:

sus unde sô

wart von in getriutet vil.

5

ich     wæn ie wîp würde baz mit liebem manne

danne ir was. ouwê dô muoste er danne.

dâ von huop grôzer jâmer sich.

 

7

Urloup genomen

wart mit küssen an der stunt.

schier wider komen

baten ir süezer rôter munt.

5

er     sprach ‹ich tuon. dû bist mîner fröiden wunne,

mînes herzen spilndiu meien sunne,

mîn fröiden geb, mîn saelden wer.›

 

[ . . . ]

 

Lied XLI

[Ein tanzwîse]

(Bechstein II,244; Lachmann 515,12)

 

1

     Guot wîp, mîner fröiden lêre,

tugende rîche frouwe mîn,

wizze daz mich jâmert sêre

in daz reine herze dîn.

5

dâ solt dû mich hûsen in:

in dem süezen paradîse ich gerne bin.

 

2

Dâ hât inne guot gemüete

mit der wîpheit fröiden vil:

dîn vil hôchgelopte güete

spilt dâ êrenbernde spil

5

mit den tugenden alle zît.

wol mich, wol, ob mir dîn güete hûs dâ gît.

 

3

Tuo ûf: ich klopf an mit worten.

lâ mich in: sô bistu guot.

sliuz ûf schiere mir die porten.

bî mir hie ist hôher muot,

5

der ouch gerne dienet dir.

erst dir holt mit triuwen, daz geloube mir.

 

4

Er hât sîn vil wol genozzen,

daz er dir ist alsô holt:

ich hân in zuo dir geslozzen

in mîn herze, dâ er holt

5

wunnebernder fröiden vil.

er tuot dir dâ, liebiu frouwe, swaz er wil.

 

5

Hôher muot gewan mit wîbe

nie sô mange fröide grôz.

ich hân in bî dînem lîbe

ofte funden decke blôz.

5

dâ kust er wol tûsentstunt

dînen kleinvelhitzerôten suezen munt.

 

6

Güetlîch triuten, küssen suoze,

drucken brust an brüstelîn,

dise liebe süeze unmuoze

trîbet in dem herzen mîn

5

mit dir, reiniu frouwe guot,

dîn guot friunt, mîn minnegernder hôher muot.

 

7

Alse er im ein fröide tihtet

in dem herzen mîn mit dir,

arme und bein er danne flihtet,

im und dir, dir unde mir,

5

hin und her, sus unde alsô.

daz tuot herzenlîchen wol und machet frô.

 

[ . . . ]

 

Lied XLII

[Ein tanzwîse]

(Bechstein II,246; Lachmann 518,1)

 

1

     Frouwe mîn, got gebe dir guoten morgen,

guoten tac, vil fröide rîche naht.

got behüete dich vor al den sorgen,

dâ von dîn lîp werde in trûren brâht.

5

bistu frô, sô bin ich hôhes muotes:

mirst ze hôhem muote niht sô guotes

sô      daz dû sîst herzenlîchen frô.

 

2

Dû hast ein liep liep vor allen dingen:

daz ist mir als herzenliep sô dir:

nâch des hulden wil ich immer ringen.

nie niht wart sô rehte liebes mir

5

sô dîn lîp: des bringe ich dich wol inne.

frouwe, mînes herzen küneginne,

tuot      mir dîn lîp wol, sô bistu guot.

 

3

Liebiu frouwe, liebest aller wîbe,

dîn lîp ist mir in dem herzen mîn:

sost dîn reinez herze in sînem lîbe:

welhem sol ez denne næher sîn?

5

des kan ich vor liebe niht bescheiden.

ez ist uns sô rehte nâhen beiden,

daz      sîn unser twederz nie vergaz.

 

4

Lieb vor allem liebe sost mir, frouwe,

dîn vil süezer minneclîcher lîp.

an dem selben lîbe ich mîn liep schouwe:

daz bistû, vil reine sælic wîp.

5

mîn lîp treit dîn herze, daz in lêret

tugende vil: des sît ir beidiu gêret.

wol      mich des daz ich iu dienen sol.

 

5

Guot wîp, ich wil dienen ritterlîche

dir ûf den vil herzenlieben wân

daz ich kome noch in daz himelrîche

dâ nie mannes lîp wart in verlan.

5

dest dîn herze, dâ dîn tugende, frouwe,

wahsent inne ûz der güete touwe.

lâ      mich drin: ich tuon dir sanfte dâ.

dar      wil ich und niender anderswar.

kum      ich dar, ez ist uns beiden frum.

 

[ . . . ]

 

Lied XLIII

[Ein tanzwîse]

(Bechstein II,249; Lachmann 520,25)

 

1

     Wunneclîchen hôhe mîn gemüete

stât. des habe mîn frouwe danc,

diu mir mit ir manicvalten güete

mînen muot ie hôhe twanc.

5

diu vil reine süeze tuot mir sô

daz ich bin in aller zît von herzen frô.

 

2

Diu vil guote zweier hande lachen

lachet, diu ich nennen wil.

diu kan sî sô minneclîchen machen,

daz si sint mîn herzen spil.

5

so ich ir süezer lachen einez sol

sehen, sô ist mir in dem herzen wol wol wol.

 

3

Einez sî mit rôsenvarwem munde

kan: daz ist sô minneclîch,

daz ein man dar inne fröide funde,

der ê nie wart fröiden rîch.

5

sîst der minne gernden meien zît:

in ir lachen fröiden hort der süeze lît.

 

4

Lachen kan mîn tugentrîchiu frouwe

mit ir spilnden ougen sô,

swanne ich mich dar inne rehte schouwe,

daz ich bin von herzen frô.

5

swen ir ougen güetlîch lachent an,

der muoz immer sîn ein fröiden rîcher man.

 

5

Mit ir spilnden ougen lachen schône

kan diu reine süeze wol.

des trag ich der hôhen fröiden krône,

alse ir ougen touwes vol

5

werdent ûz ir reines herzen grunt,

von ir lachen: sâ sô wirde ich minne wunt.

 

6

Ir vil kleinvelwîzer hals, ir kinne,

munt, brâ, wängel, ougen liht,

ist der minnen spiegel, dâ man inne

manger hande wunne siht.

5

solde ich in den süezen spiegel sehen

alle zît, mir kunde nimmer baz geschehen.

 

7

Wolde got, sold ich ir hals, ir ougen,

brüstel, kinne, wängel, munt

mit ir guotem willen küssen tougen

hundert tûsent tûsent stunt!

5

manger giht, des wær mir alze vil,

der mit wîben niht kan spiln der minne spil.

 

[ . . . ]

 

Lied XLIV

[Ein tanzwîse]

(Bechstein II,253; Lachmann 524,14)

 

1

     Ich bin hôhes muotes:

hôher muot mir sanfte tuot.

nie niht wart sô guotes,

sô mit zuhten hôher muot.

5

hôch geboren schœne wîp

mac vil wol erwerben hôchgemuotes ritters lîp.

 

2

Ein wîp mich behüetet

hât vor trûren mîne zît.

güetlîch sie mir güetet:

an ir al mîn fröide lît.

5

ich bin durch si hôchgemuot.

sô ist diu vil schœne von ir hôhen tugenden guot.

 

3

Mit rôt süezem munde

sprach diu guote wider mich

ein wort zeiner stunde,

des muoz mîn lîp fröiwen sich.

5

smielend ir munt daz wort sprach,

dô ich in ir liehten spilnden süezen ougen sach.

 

4

Ir guot wîplîch güete

nam es ûz ir herzen grunt.

fröiden hôchgemüete

blüet mir an der selben stunt,

5

dô si sprach daz süeze wort,

daz ich immer hân für mîner hôhen fröiden hort.

 

5

Mit ir worten süezen

machet sî mich hôchgemuot.

ir urloup, ir grüezen

mir von schulden sanfte tuot.

5

ich bin alles des gewert

mit der tugende rîchen, des mîn lîp ze fröiden gert.

 

6

Ich hân von ir êre,

ich hân von ir hôhen muot.

dannoch hân ich mêre

von ir daz mir sanfte tuot:

5

fröide, wunne, ritters leben,

daz hât sî ze lône mir umb mînen dienest geben.

 

7

Ich hân von der guoten

lîp, guot, êre gernden sin.

der vil wol gemuoten

ritter ich mit triuwen bin.

5

swaz si wil, daz wil ouch ich:

sîst gewaltic küneginne immer über mich.

 

[ . . . ]

 

Lied XLV

[Ein tanzwîse]

(Bechstein II,262; Lachmann 533,13)

 

1

     Wâfen über die gar unguoten,

die dâ selten werdent frô.

die heiz ich die ungemuoten:

dest ir nam von rehte alsô.

5

wâfen über si immer mêre:

sî verliesent mit ir trûren sælde und êre.

 

2

Swâ ein wîp niht frô gemachen

kan ir herzenlieben man

mit ir triuten, mit ir lachen,

dem ist fröide gar zergân.

5

frôit in niht ir süezez lôsen,

in gemachent nimmer frô des meien rôsen.

 

3

Ich bin frô von einer rôsen:

diu kan sprechen süeziu wort.

ir vil lieplîch güetlîch lôsen

gît mir hôher fröiden hort.

5

mit ir kleinvelrôtem munde

ziuhet sî mir trûren gar ûz herzen grunde.

 

4

Schouwet wie diu bîe ir süeze

ûz den bluomen ziehen kan.

alsô ziehent mir ir grüeze

trûren von dem herzen dan.

5

ir urloup und ouch ir grüezen

kan si mir mit süezen worten suoze süezen.

 

5

Sî hât hôhes muotes krône

mit ir güete mir gegeben.

die hân ich von ir ze lône:

des muoz mîn muot hôhe sweben.

5

wol ir daz si mich sô krœnet

unde ir wîpheit mit vil hôhen tugenden schœnet.

 

[ . . . ]

 

Lied XLVI

[Ein tanzwîse]

(Bechstein II,265; Lachmann 536,9)

 

1

     Disiu liet diu heizent frouwen tanz:

diu sol niemen singen, ern sî frô.

swer mit zühten treit der fröiden kranz,

und dem sîn muot stât von wîben hô,

5

dem erloube ich sî ze singen wol:

blîdeclîchen man si tanzen sol.

 

2

Trûren ist ze wâre niemen guot

wan dem einen der sîn sünde klaget,

hôhen lop erwirbet hôher muot.

guoten wîben hôchmuot wol behaget:

5

dâ von wil ich immer mêre sîn

hôchgemuot durch dich, guot frouwe mîn.

 

3

Fröide gibt mir dîn wol redender munt,

hôhen muot dîn reine senfte sit:

fröiden tou mir ûz des herzen grunt

kumt von dir in elliu mîniu lit.

5

got hât sînen flîz an dich geleit,

dâ von dîn lîp êren krône treit.

 

4

Liehtiu ougen, dâ bî brûne brâ,

hâstu und zwei rôtiu wängelîn.

schœne bistu hie und schœne dâ.

brûn rôt wîz, der drîer varwe schîn

5

treit dîn hôchgeborner schœner lîp.

tugende hâstu vil, guot wîplîch wîp.

 

5

Daz du alsô mange tugende hâst,

dâ von bin ich alles trûrens frî.

sô du alsô schœniu vor mir gâst,

sost mir alse ich in dem himel sî.

5

got sô schœnen engel nie gewan

den ich für dich wolde sehen an.

 

[ . . . ]

 

Lied XLVII

[Ein tanzwîse]

(Bechstein II,275; Lachmann 545,3)

 

1

     Nû hilf, wîbes güete:

mir ist nôt der helfe dîn.

mir wil hôchgemüete

sterben in dem herzen mîn.

5

wîbes güete, du bist guot:

hilf daz iht verderbe

      jæmerlîch mîn hôher muot.

 

2

Swâ man saget mære

daz mîn lîp gevangen lît,

dest den frouwen swære:

wan den diene ich mîne zît.

5

swelhiu wîplîch güete hât,

ich weiz wol, mîn kumber

      ir ze herzen nâhen gât.

 

3

Von swem mich verliesent

guotiu wîp, der habe für wâr,

die schult sî verkiesent

nimmer endelîchen gar.

5

daz ist reht: ez ist alsô;

sît ich bin ir leides

      trûric unde ir êren frô.

 

4

Mîner frouwen güete

unde ir lieplîch schœner lîp

nert mir hôchgemüete:

durch sî êre ich elliu wîp.

5

daz hât sî verschuldet wol,

daz ich durch ir êre

      allen frouwen dienen sol.

 

5

Dem vil werden wîbe

muoz man hôher tugende jehen.

an ir süezen lîbe

wart unwîpheit nie gesehen.

5

sî ist schœne, sî ist guot,

kiusche, blîde, stæte,

      zühte rîch, wîplîch gemuot.

 

6

Rœter denne ein rôse

ist ir munt süez unde heiz.

sîst mit züchten lôse

(schœner wîp ich niender weiz),

5

brûn ir brâwe, wîz ir lîp.

von geburte ein frouwe

      ist si, und von tugenden wîp.

 

7

Kiuschlîch smielen lachen

kan ir kleinvelrôter munt.

sie kan süeze machen

ir gebærde zaller stunt.

5

ir munt unde ir ougen liht,

sô mich diu an lâchent,

      hôhes muotes man mich siht.

 

[ . . . ]

 

Lied XLVIII

[Ein tanzwîse]

(Bechstein II,279; Lachmann 549,17)

 

1

     Frouwe, mîner fröiden frouwe,

frouwe mîn übr allez daz ich hân,

swanne ich iuwer schœne schouwe

und mich iuwer ougen lachent an,

5

sô wird ich als herzenlîchen frô,

daz mîn muot stât für die sunnen hô.

 

2

Wîplîch wîp, von iuwer güete

bin ich ofte worden hôchgemuot.

nûst mîn lîp in ungemüete

komen: dâ für sult ir mir wesen guot.

5

lachet mich mit spilnden ougen an:

sô muoz al mîn trûren gar zergân.

 

3

Lachen iuwerm rôten munde

schône stât und iuwern ougen liht:

dâ von fröit ez mich von grunde

sô daz man ûz mînen ougen siht

5

fröiden tou vor herzenliebe gân,

sô mich munt und ougen lâchent an.

 

4

In dem herzen mîn versigelet

hân ich iuwern reinen süezen lîp,

mit der stæte alsô verrigelet,

daz dar ûz in nimmer magt noch wîp

5

mac verdringen weder naht noch tac.

ir sît diu an der mîn fröide ie lac.

 

5

Mich fröit diu vil süeze unmuoze,

daz ich iu sol immer diende sîn.

iuwer munt der kan sô suoze

sprechen, daz er fröit daz herze mîn.

5

iuwer minneclîchen süeziu wort

sint gar mîner hôhen fröiden hort.

 

[ . . . ]

 

Lied XLIX

[Ein tanzwîse]

(Bechstein II,283; Lachmann 553,21)

 

1

     Ein man bedarf wol sinne,

der eines werden wîbes hulde wil

verdienen unde ir minne:

jâ muoz er haben tugend und fuoge vil.

5

ungefüeges mannes werben

muoz für wâr gar verderben,

sô      dem gefüegen wirt gelônet hô.

 

2

Swâ sô von tumben wîbe

gar ungefüegem manne liep geschiht,

daz birt ir beider lîbe

iedoch die lenge herzen wunne niht.

5

sîn unfuore muoz ir leiden.

sô gât ez an ein scheiden:

ier      beider liebe hât ein ende schier.

 

3

Und sol ich niht erwerben

mit dienste die vil lieben frouwen mîn,

sô muoz mîn lîp verderben

gar sunder wanc: sô stæte wil ich sîn.

5

jâ kan nimmer liep von wîbe

geschehen mînem lîbe,

wan      von der guoten diech ze frouwen hân.

 

4

Diu mac mich frô gemachen.

sist mînes herzen fröiden lêre alsô,

daz ir vil süezez lachen

mir ofte brâht hât mîn gemüete hô.

5

ir gebærde, ir schœne, ir güete,

ir wîplîch guot gemüete,

hât      tugende vil ân alle missetât.

 

5

Und obe ich wünschen solde

ein wîp mir selben nâch dem willen mîn,

wie ich si haben wolde,

diu müeste glîch gar mîner frouwen sîn,

5

an dem lîbe, an dem muote.

diu reine süeze guote

tuot      mir alsô daz ich bin hôch gemuot.

 

[ . . . ]

 

Lied L

[Ein tanzwîse]

(Bechstein II,285; Lachmann 555,21)

 

1

     Waz dar umbe, ist verswunden

uns der sumer? des mac werden rât,

sîn zît wirt wol wider funden.

ich klag daz diu werlt sô übel stât,

5

daz nu trûret manges lîp,

der frô solde sîn durch guotiu wîp.

 

2

Frôide und zuht hât vil nâch ende.

junge und alte sint niht wol gemuot.

got den grôzen kumber wende,

sô daz noch die rîchen werden guot.

5

die siht man ungüetlîch leben:

trûren hât in ir grôz übel geben.

 

3

Mich nimt wunder daz die jungen

und die rîchen trûrent bî ir zît.

waz hât sî dar zuo betwungen,

daz in wîp noch jugent fröide gît?

5

nû sîn trûric unde unfrô:

mir stât durch ein guot wîp mîn muot hô.

 

4

Diu hât sich vil wol behüetet

und bewart vor aller missetât.

ir lîp mir sô güetlîch güetet,

daz mîn muot von schulden hôhe stât.

5

sîst sô reht güetlîchen guot,

daz ir güete mir gît hôhen muot.

 

5

Durch die reinen süezen guoten

herzenlieben werden frouwen mîn

wil ich mit den wol gemuoten

immer gerne hôhes muotes sîn.

5

ir ist liep daz ich bin frô:

dâ von stât mir mîn gemüete hô.