BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Ulrich von Liechtenstein

ca. 1200 -1275

 

Vrowen dienst

 

1255

 

Didaxe.

Rath für die Frauen. Rath für die Männer.

Gelöbniß. Betrachtungen über die Vorzüge der Frauen.

Lieder LI, LII, LIII, LIV, LV, LVI, LVII, LVIII

(Strophe 1753 - 1835)

 

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1753

Nach disen lieden gedâht ich dô:

«sit daz diu werlt ist als unfrô,

wie süln die vrowen danne leben?

möht ich in wisen rât gegeben,

5

daz tæt ich ûf die triuwe mîn.

ich wil in immer diende sîn

und immer wesen undertân

und raten, als ich beste kan.»

 

1754

Dô riet ich in mit triwen sô,

daz si mit zühten wæren vrô.

ich sprach: «swelch vrowe ist hôchgemuot

mit zühten und ist dar zuo guot,

5

diu muoz der êren krône tragen

von grôzem reht bî iren tagen.

swelch wîp bî schœne güete hât,

der lop von schulden hôhe stât.

 

1755

Swelch frowe hôchgemüete treit,

dâ bî güetę, daz ist ein kleit,

daz vrowe noch pezzer nie getruoc.

und ist ez guot? jâ, guot genuoc:

5

sô guot, daz man mir des muoz jehen,

daz pezzer kleit wart nie gesehen.

swelch vrowen manz siht oft an tragen,

diu hât vil hôhę lop bî ir tagen.

 

1756

Und hât ein vrowe niht schœne vil,

diu gern güete an tragen wil,

ir varbe doch man schœne giht,

sô mans die güete an tragen siht.

5

ir sult für wâr gelouben daz:

niht kleider stât den vrowen baz,

dannę die si von der güete treit:

daz sînt êrenberndiu kleit.

 

1757

Diu güete vrowen schône an stât

für allez, daz diu werlt hât.

diu schœne kleidet vrowen wol:

ob ich die wârheit sprechen sol,

5

sô kleidet si güete verre baz.

ir sult für wâr gelouben daz:

swelch vrowe schœne ânę güete hât,

der ist der lîp vol missetât.

 

1758

Ez wart nie wîp sô wol getân,

ist ir der lip gar güete ân,

daz iemen wîser lobe ir lîp.

dâ man durch güetę lobt guotiu wîp,

5

dâ muoz si sunder êre sîn,

swie mînneclîch doch sî ir schîn.

und ist ir schœnę niht güete bî,

si muoz sîn immer lobes vrî.

 

1759

Güete zieret vrowen schîn,

reht als daz golt tuot den rubin,

und als die sunne tuot den tac.

für wâr ich daz wol sprechen mac:

5

swelch frowe schœnę bî güete hât

und ir der munt kuslîchen stât,

der kuslîch, süeze, rôter munt

tuot mannes hertze seuften kunt.

 

1760

Nu wolde got, daz guotiu wîp

in mannes hertze durch den lîp

bescheidenlîchen möhten sehen

und dar innę möhten wol gespehen

5

valschen muot und stæticheit!

sô wære ir manigiu niht bereit

ir süezen minne valschen man:

des ich niht guoten wiben gan.

 

1761

Valscher manne der ist nu vil:

dâ von ich den wîben wil

râten, daz si wizzen, wem

si minne geben, daz in wol zem,

5

da ir êre si behuot.

der manne ist vil gar ungemuot:

dâ von sô sol ein ieslîch wîp

ze snellę niht geben hin ir lîp.

 

1762

Swelch wîp sich einem biderben man

gît, der sich bedenken kan,

diu mac wol wesen hôchgemuot:

ir êre ist immer wol behuot.

5

tuot si güetlîch den willen sîn,

sô hab daz ûf die triwe mîn:

ir êre er besorget wol,

als er von grôzzem rehte sol.

 

1763

Swelch wîp ir êre lât den pflegen,

der selbe sîn êrę lât under wegen,

der êre mac wol twerhes varn,

swennę er sîn êre niht kan bewarn.

5

wil si ir êrę gar an den lân,

des lîp selbe êre nie gewan,

sô vert ir êre die irrevart,

swannę er sîn êre niht hât bewart.

 

1764

Ein wîp ir êre sol an den lân,

der lop und êre bedenken kan.

ir êre ist immer wol behuot:

wan er mit triwen alz daz tuot,

5

dâ sich ir êrę mêret mit.

ez ist für wâr guot wîbes sit,

daz sî ir êrę lât an den man,

der lop und êre bedenken kan.

 

[ . . . ]

 

Lied LI

[Ein tanzwîse]

(Bechstein II,289; Lachmann 560,7)

 

1

Ich wil durch die frouwen mîn

guoten wîben râten einen rât,

daz si frô mit zühten sîn.

zuht bî fröiden frouwen schône stât.

5

swelch wîp ist mit züchten hôch gemuot,

diu hât êren vil, und ist si guot.

 

2

Güetlîch sol ein ieslîch wîp

gerne tuon: deswâr daz wîbet wol.

diu wol kleiden wil ir lîp,

diu sol tuon ir herze güete vol.

5

güete ist ein daz beste wîbes kleit

daz an frouwen lîp wart ie geleit.

 

3

Swelch wîp güetlich lachen kan

schôn mit züchten, hât diu rôten munt,

diu mac einem werden man

siuften bringen ûz des herzen grunt.

5

guot gebærde frouwen schône stât.

wol ir diu bî schœne güete hât.

 

4

Swâ ein guot wîp minnen wil,

diu sol minnen daz ir rehte zeme.

valscher manne derst nu vil:

dâ von wol bedenke wen si neme:

5

der ir êren hüete und stæte sî,

sô daz er gein ir sî wankes frî.

 

5

Swelch man sich vor missetât

hât behuot und immer hüeten wil,

swâ ein wîp sich an den lât,

der lîp darf gesorgen nimmer vil.

5

erst ir êren frô: daz weiz ich wol.

biderbe man guot wîp bedenken sol.

 

6

Ein guot wîp diu solde die

haben liep die manlîch sint gemuot.

swer nie grôz untât begie,

der ist werdem wîp ze friunde guot.

5

swelch man sîner êren hüeten kan,

an den sol ein wîp ir êre lân.

 

7

Swes mîn frou sich an mich lât,

des pflig ich ir sô ich beste kan.

ich begie nie missetât

gein ir: valschen muot ich nie gewan.

5

sîst mir lieber dan mîn selbes lîp.

dest mîn reht: sî ist ein wîplîch wîp.

 

[ . . . ]

 

Lied LII

[Ein tanzwîse]

(Bechstein II,292; Lachmann 563,1)

 

1

Wol her alle, helfet singen

wîbes lop, daz ich ie gerne sanc.

tuot ir daz, iu mac gelingen,

swie mir noch nie wol an in gelanc.

5

doch geloubet daz ir twingen

biderben man ûf hôhen muot ie twanc.

 

2

Man sol frouwen wol gedenken:

swer daz tuot, daz ist ein guot gedanc;

unde in dienen sunder wenken:

des wirt wol gelônet sunder wanc.

5

niemen sols mit worten krenken:

wan ir lop kan nimmer werden kranc.

 

3

Man siht mich in hôhem muote:

durch ein wîp bin ich vil hôchgemuot.

diu vil reine süeze guote

ist envollen schœne und dar zuo guot.

5

ir guot wîplîch êren huote

hât ir lîp vor wandel wol behuot.

 

4

Wol ir kleinvelrôtem munde!

immer sælic sî ir süezer munt.

solde ich den in kurzer stunde

küssen hundert tûsent tûsent stunt,

5

swanne ichs in dem willen funde,

das wær mîner hôhen fröiden funt.

 

5

Tugende hân ich an ir funden

mêr dann ich ir ie an wîbe vant.

dâ von bin ich ir gebunden:

minne mich ir mit der stæte bant.

5

des ist trûren mir verswunden:

von ir grôzen güete mir daz swant.

 

[ . . . ]

 

Lied LIII

[Ein tanzwîse]

(Bechstein II,295; Lachmann 565,25)

 

1

Fliuch, fliuch, trûren, von uns verre

ûz dem lande balde.

hôher muot, dîn rehter herre,

der kumt mit gewalde.

5

junge und alde

hebt unhôhe swar du kêrest,

sît du niemen êrest.

 

2

Hôher muot der bringet êre

uns von wîbes güete.

erst gar aller tugende lêre:

got in uns behüete.

5

hôchgemüete

lêret frouwen dienen schône

nâch ir süezem lône.

 

3

Wil ein frouwe schœne belîben

gerne stæticlîchen,

diu sol sich mit güete rîben,

stæt vast under strîchen.

5

êren rîchen

muoz si von den varwen immer:

sie verderbent nimmer.

 

4

Wîp und froun in einer wæte

sol man gerne schouwen.

swâ ein frouwe .unwîplîch tæte,

wer möht der getrouwen?

5

werden frouwen

stât wol daz si güetlîch güeten

unde ir êren hüeten.

 

5

Guoten wîben wil ich immer

dienen sunder wenken

von dem muote kume ich nimmer.

wie möcht ich gedenken

5

sî ze krenken,

sît an in stât al mîn êre,

unde an niemen mêre.

 

6

Mîn lîp muoz von einem wîbe

hôher fröiden rîchen.

ir vil reinem süezen lîbe

kan ich niht gelîchen:

5

endelîchen

sîst diu beste in mînem muote,

und für wâr diu guote.

 

7

In des herzen grunde schône

blüet mir hôchgemüete:

daz gît mir ir lîp ze lône

mit ir süezen güete.

5

got behüete

mir ir lîp, ir schœne, ir êre.

sîst mîn fröiden lêre.

 

[ . . . ]

 

Lied LIV

[Ein tanzwîse]

(Bechstein II,295; Lachmann 571,7)

 

1

Wizzet alle daz ich kan

guoten wîben in diu herze sehen.

swaz ir lîp hât kleider an,

dar durch kan ich alle ir tugende spehen.

5

hât ein frouwe missetât

iender in ir herzen schrîn,

die tuont mir bekant diu ougen mîn.

 

2

Manger frouwen schœne siht,

der doch nimt ir güete kleine war.

der enbin ich einer niht:

ich kan alle ir tugende merken gar.

5

sol den frouwen iemen wol

sprechen, daz sol tuon mîn munt:

wan mir sint ir güete wunder kunt.

 

3

Mir sint alle ir tugende gar

unde ir güete volleclîch bekant:

dâ von hân ich drîzic jâr

in ir dienste ritterlîch verswant.

5

hân ich iender missetân

gein den guoten, dest mir leit:

des bin ich ze buoze in vil bereit.

 

4

Wie ich in ir herzen grunt

alle ir tugende sunder müge sehen,

daz wil ich iu machen kunt

sô daz ir der wârheit müezet jehen.

5

mit gedanken ich ir sit

unde ir muot betrahte gar;

dâ mit ich ir heinlîch alle ervar.

 

5

Swaz ein frouwe tugende hât,

diu muoz ûz ir herzen grunde gân,

sam daz saf ûz wûrzen gât

in vil mange bluomen wol getân.

5

diu wîpheit muoz sîn getriu:

dâ von êret frouwen lîp

daz swâ man si nennet wîplîch wîp.

 

6

Ich hân mîner frouwen lîp

unde ir herze funden wandels frî.

ich gesach nie wîplîch wîp

der sô hôhe tugende wæren bî.

5

in ir herzen kan mîn sin

niht ervinden noch erspehen,

wan des man ir muoz für tugende jehen.

 

7

Dô ich êrst ir rede vernam

unde ich in ir reinez herze sach,

dâ vant ich zuht, wîplîch scham.

dâ von gihe ich noch des ich dô jach,

5

daz mir wîp geviel nie baz.

sie ist kiusche, stæte, guot,

schœne, hôch geborn, wîplîch gemuot.

 

[ . . . ]

 

1804

Ich wil dar dienen mîniu jâr.

got gebe, daz ich kom schire dar,

hin dâ ir reinez hertze treit

kiusche, triwe, stæticheit,

5

guot gebærde und senfte site!

den wolde ich gerne wonen mite.

ich vinde ouch zuht und güete dâ

vil mêr dannị iender anderswâ.

 

1805

Und solde ich bî den tugenden sîn

gesinde, wer wær der lîp mîn?

er wær ôt freuden rîche,

den engeln vil gelîche:

5

sunder trûren wold ich leben.

wil mir diu guote hûs dâ geben,

sô bin ich aller der genôz,

die immer habent freude grôz.

 

1806

Mir tuot vil hertzenlîchen wol,

swennị ich die guoten sehen sol.

ir kleinvelsüeze redenter munt

tuot mir vil hôhe freude kunt.

5

ir spilender, liehter ougenschîn

tuou mir wol in dem hertzen mîn.

ich bin si an ze sehen vrô.

ich sange ir liet, diu sprechent sô:

 

[ . . . ]

 

Lied LV

[Ein tanzwîse]

(Bechstein II,305; Lachmann 576,5)

 

1

Wol mich, wol mich, wol mich des daz ich hân funden

ûf der erde ein himelrîch.

dâ von ist mir al mîn trûren gar verswunden.

nie niht wart sô wunneclîch.

5

da ist genâden alsô vil,

daz ich dar mit dienest immer werben wil.

 

2

Mîner frouwen tugentrîchez herze ich meine.

daz ist sô gar wandels frî

und für wâr sô rehte lûterlîche reine,

daz im wont wan tugende bî.

5

sælden hort dar inne lit:

dâ ist inne manger fröiden hôchgezît.

 

3

Wîplîch zuht und wîplîch güete sint dar inne,

kiusche, triuwe, stætikeit,

dar zuo wol gemuotes werdes wîbes sinne.

an daz herze hât geleit

5

got sô minneclîchen lîp,

daz man sî von wârheit nennet wîplîch wîp.

 

4

Jâ muoz immer mich von sçhulden wol belangen

in daz reine himelrîch,

sît daz selbe süeze himelrîch bevangen

hât ein lîp sô minneclîch,

5

der nie wandelmeil gewan.

er ist kiusche, schœne, guot, lieplîch getân.

 

5

Nie niht wart sô lieplîch schœne in mînen ougen

alse ir minneclîcher lîp.

sîst mir in dem herzen immer sunder lougen

lieber vil denn elliu wîp.

5

sî mac mir gelônen wol:

dâ von diene ich ir mit triuwen alse ich sol.

 

6

Sîst des herzen und des lîbes mîn gewaltec,

dar zuo alles des ich hân.

sost mîn triuwe gein ir alsô manicvaltec,

daz ich ir baz guotes gan

5

dan mir selben: dest alsô.

mich tuot ir güetlîch gebærde ofte frô.

 

7

Schouwet wie der hûse an der Tuonouwe grunde

lebt des trôres süeze gar.

alsô lebte ich wol des luftes von ir munde

endelîchen mîniu jâr.

5

an ir stât mîn fröiden leben:

des hât sî mir mit ir güete wunder geben.

 

1807

Diu liet mit lobe vil hôhe stigen;

dar nâch von mir vil wart genigen

der hertzenlieben vrowen mîn,

der ich wil immer diende sîn.

5

ir ist mîn dienest stæte bî.

des hân ich reht: si ịst wandels vrî,

ir lîp begie nie missetât:

dâ von ir lop vil hôhe stât.

 

1808

Soldẹ ich ir kleinvelrôten munt

küssen hundert tûsent stunt,

daz wær gar mîner freuden hort:

ich wolt dar in vil süeziu wort

5

küssen nâch dem willen mîn.

ich wil dar nâch ir diende sîn,

daz sîs mit willen gunne mir:

dar umbe wil ich vil dienen ir.

 

1809

Ir munt hât rôsenvarben schîn:

er mac wol innen süeze sin.

dar ûz gât vil manịc süeze wort:

dâ ligt ouch inne der freuden hort.

5

soldẹ ich des dar ûz küssen vil,

daz wær gar mînes hertzen spil

und tæt mir verre baz danne wol;

dar umbe ich gerne ir dienen sol.

 

1810

Küssen ist ein süezez dinc,

ez ịst hôher freuden ein ursprinc:

dâ reitzet minne mit ir spil,

sô si ir friunden lônen wil.

5

von friunden küssen sanfte tuot:

man wirt dâ von vil hôchgemuot.

liep sîn liep vil küssen sol:

ez tuot in hertzen grunde wol.

 

1811

Küssen hât sô grôzze kraft,

daz man dâ mit süenet vîentschaft.

küssen ist ein süezer sit:

sîn woltuon gât in ieslîch lit.

5

ez tet für wâr nie niht sô wol

wan einez, daz man niht ensol

nennen: daz tuot verre baz.

ich nennẹ sîn niht: ir wizzẹt wol waz.

 

1812

Daz selbe süeze minnespil

hât süezes woltuons alsô vil,

daz sich im niht gelîchen kan.

des müezẹn mir jehen wîp unde man.

5

sîn woltuon sô vil süeze hât,

daz ez vor allen dingen gât

mit der wolheit: daz ist alsô:

ez tuot vil manic hertze vrô.

 

1813

Der rede wil ich hie gedagen

und wil iu von mir selben sagen:

daz minnegernde hertze mîn

wolt zẹ allen zîten gerne sîn

5

bî miner vrowen naht unde tac:

vor gir ez niht geruowen mac,

ez gert als ein vederspil,

mit gir hât ez unmuoze vil.

 

1814

Und wirt ez sîner gir gewert,

sô hât ez sæliclîch gegert:

belîbet ez aber ungewert,

sô hât ez schedelîch gegert.

5

sîn girde und ouch diu girde min

die müezen beidiu sælic sîn,

ob uns diu sælde beidiu wert,

des unser wille mit triwen gert.

 

1815

Sîn gir ist hintze der guoten grôz

mit hôhen sprungen manigen stôz

an di brust ez stœzet mir:

vil gern ez wold sîn bî ir.

5

ez wærẹ gern in ir hertzen grunt:

daz tuot ez mir vil ofte kunt.

in dem vil süezen himelrîch

wær ez vil gern stæteclîch.

 

1816

Als ez ersiht ir rôten munt,

vor freuden an der selben stunt

woldẹ ez sâ ûz dem lîbe mîn

springen zuo der vrowen sîn:

5

zuo ir ist aller sîn gelust.

vil manigen stôz an mîne brust

stôzẹt ez mit hôhen sprüngen mir:

vil gerne ez wolde sîn bî ir.

 

1817

Von disen dingen lît ich nôt.

minnen bleich und minne rôt,

der beider varbe man mich siht.

mîn hertze lât mich ruowen niht,

5

und ist doch hôchgemuot min lîp

durch daz vil reine, süeze wîp,

diu mir ie hôchgemüete riet.

der sanc ze dienst ich disiu liet:

 

[ . . . ]

 

Lied LVI

[Ein tanzwîse]

(Bechstein II,309; Lachmann 580,15)

 

1

Wîchet umbe, lât der guoten

nîgen mich, diu tugende hât.

der vil reiniclîch gemuoten

lîp begie nie missetât.

5

sîst ein wîp gar wandels frî:

dâ von ist si mir vil lieber danne iht sî.

 

2

Zuo dem reinen süezen wîbe

wær daz sende herze mîn

ofte gerne ûz mînem lîbe:

bî der guoten wolde ez sîn.

5

ez vert gein ir spilnde sô

sam ez hin zer süezen welle springen hô.

 

3

Sô diu guote mich an lachet,

sô siht man mich minnevar.

sâ mîn herze sich ûf machet

und wil zuo ir springen dar.

5

durch die brust ist al sîn gir

von der grôzen herzenliebe gegen ir.

 

4

Solde ich der vil minneclîchen

ein wort küssen in den munt,

sô sæh man mich fröiden rîchen

hiute und immer zaller stunt.

5

ich wolt ez sô küssen dar,

daz si von dem kusse würde minnevar.

 

5

Ich wold ûz ir rôten munde

küssen daz mir tæte wol

immer in des herzen grunde.

ir munt lît der süeze vol,

5

diu für trûren fröide gît:

wizzet daz der in ir munde wunder lît.

 

6

Küssen ist der Minnen rôse,

dâ si reitzet wunne mit,

sô si mit der liebe lôse

ist nâch ir vil süezem sit.

5

sô getet nie niht sô wol,

wan daz eine des man nennen niht ensol.

 

7

Gerne ich von dem selben spræche,

waz ez wunne und fröide gît.

obe ich mîne zuht niht bræche,

ich nantz fröiden hôchgezît

5

und der minnen lôn alsô,

daz vil manic reinez herze machet frô.

 

1818

Nâch disen lieden wart ich dô

von wünschen hertzenlîchen vrô.

ich wart wol innẹ, daz wünschen tuot

vil wol: wan ez gît hôhen muot.

5

ein man vil gerne wünschen sol:

ez tuot in hertzen grunde wol.

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

 

[ . . . ]

 

Lied LVII

[Ein tanzwîse]

(Bechstein II,311; Lachmann 582,4)

 

1

Mîn muot der muoz stîgen immer

dâ von daz mir wünschen tuot sô wol.

des wil ich getrûren nimmer.

mich tuot wünschen ofte fröiden vol.

5

dâ von wil ich gerne wünschen vil:

wan ich hân von süezen wunschen

 ofte wunne bernder fröide spil.

 

2

Min lîp der lac niulîch eine

unde wunschte nâch der frouwen mîn,

daz si, diu vil süeze reine,

mit ir willen solde bî mir sîn.

5

von dem wunsche ein wunder mir geschach,

daz ich die vil minneclîchen

 mit des herzen ougen bî mir sach.

 

3

Dô ich sî mit wünschen brâhte

zuo mir alsô nâhen, ich wart frô.

al zehant mîn lîp gedâhtê

mit ir fröiden vil, sus unde sô.

5

mir wart für wâr nie mêr alsô wol,

als mir dâ was mit der süezen,

 dâ von ich vil gerne wünschen sol.

 

4

Zuo uns kam diu werde Minne

unde slôz uns beide vaste in ein.

ich und sî, wir wurden inne

wol wie minne flihtet arme und bein,

5

und wie sî gemachet daz ein wîp

unde ein man von herzenlîcher

 liebe werdent niht niuwan ein lîp.

 

5

Swâ diu minne zeinem lîbe

machet einen man und ein guot wîp,

wol dem manne, wol dem wîbe!

daz muoz sîn ein minne süezer lîp,

5

unde ein lîp der mange wunne hât.

ez ist gar ein himelrîche,

 dâ ein liep mit liebe umbe gât.

 

6

Ich bin alsô minne wîse

unde ist mir sô rehte liep ein wîp,

daz ich in dem paradîse

niht sô gerne wisse mînen lîp,

5

als dâ ich der guoten solde sehen

in ir ougen minneclîchen.

 dâ möht lieplîch wunder mir geschehen.

 

7

Siht ein wîp in mannes ougen

daz si des erlât ir minne niht,

unde er ir hin wider tougen

in ir liehten spilndiu ougen siht,

5

dâ muoz von der liebe mêr geschehen,

güetlîch triuten unde küssen,

 dannoch vil des ich niht tar gejehen.

 

[ . . . ]

 

Lied LVIII

[Ein tanzwîse]

(Bechstein II,313; Lachmann 584,1)

 

1

Ich bin her bî mînen stunden

ofte worden minne wunt.

dâ für hân ich helfe funden:

des siht man mich wol gesunt.

5

swaz diu minne mir mit twingen tuot,

dâ für hân ich arzenîe, diu ist guot.

 

2

Sô diu minne mir verwundet

mit ir strâl daz herze mîn,

daz hât schiere mir gesundet

mîner frouwen liehter schîn.

5

swenne ich sihe ir liehte varwe klâr,

sô sint mir geheilet mîne wunden gar.

 

3

Ich salb mit vil süezer salben

mîne wunden hie und dort

in dem herzen allenthalben.

diu salb ist manc süezez wort;

5

diu ûz mîner frouwen munde gânt;

dâ von mînes herzen wunden ende hânt.

 

4

Alse ich salben wil diu ougen

herze sinne und den lîp,

sô gên ich al sunder lougen

und sih an daz werde wîp.

5

dâ von wirt mîn lîp sâ fröiden junc

und muoz mir daz herze springen mangen sprunc.

 

5

Uz ir kleinvelrôtem munde

süeze süeze suoze gât:

die nimt sî in herzen grunde,

der si dâ grôz wunder hât.

5

sî ist schœne reine güetlîch guot:

ez ist lieplîch süeze guot, swaz si mir tuot.

 

6

Ich wold daz ir liehten ougen

in mîn herze möhten sehen.

dâ sæh sî der liebe tougen,

sô daz sî des müeste jehen

5

daz si mir ist liep für elliu wîp

und für wâr vil lieber dan mîn selbes lîp.

 

7

Got weiz wol, mir ist. ir êre

lieber dan diu êre mîn:

ir lîp ist mîn êren lêre,

ich wil ir ze dienste sîn

5

sunder wenken al die wîle ich lebe.

sîst mîn trôst für trûren und mîn fröiden gebe.

 

1819

Ich wil iu vrowen râten daz,

daz ir iuch nû behüetet baz

dannẹ ê vor mannen: des ist iu nôt.

ir zuht ist leider vil nâch tôt:

5

si habent fuoge sich bewegen

und wellent kleiner stæte pflegen.

ich râte iu: frâgen unde sehen,

mit zühten merken unde spehen!

 

1820

Wem ir vil reinen, suezen wîp

welt ze freuden iwern lîp

ze stæter liebe wellent geben

und wem ir welt ze willen leben,

5

daz sult ir gar bedenken ê,

ê daz die afterriwe ergê.

ist iu ze gæher liebe gâch,

dâ kumt diu afterriwe nâch.

 

1821

Ir sult bedenkẹn, daz manic man

diu wîp vil wol betriegen kan

und wil daz haben für ein kunst,

diu kunst gît unstæte gunst.

5

swelch man betriuget wîbes lîp,

den hazzent elliu guotiu wîp.

daz ist reht, wan er gegen in

treit in hertzen valschen sin.

 

1822

Swelch wîp hât sin, diu volget mir,

daz sî lât sîn ir gæhe gir.

diu wîp süln gâhes niht gewern

und süln lân sîn ir gæhez gern.

5

gæhes dar und gâhes dan

daz êret weder wîp noch man.

nu wizzet, daz unstæter muot

ist weder wîbẹ noch manne guot.

 

1823

Ich hân iu nû genuoc geseit

von valscher manne unstæticheit.

sagẹt ich sîn mêr, daz wær in zorn.

ich hân ir hulde doch oft verlorn.

5

dêswâr des mac wol werden rât,

hân ich ir hulde, an den gar stât,

des mir ze freuden gert der lîp:

daz sint diu reinen, süezen wîp.

 

1824

Ich wil iu tuon fünf dinc bekant,

swaz herren lebt übẹr elliu lant,

daz sî für wâr habẹnt anders niht,

swie rîchẹ man doch ir manigen siht,

5

daz in von rehte sanfte tuo

oder daz gẹlîche sich dar zuo.

niht anders man gewinnen kan,

daz von rehtẹ tuo wol dem man.

 

1825

Daz einẹ sint diu vil reinen wîp:

die gẹfreunt von rehte des mannes lîp;

daz ander muoz guot lîpnar sîn:

ich nim daz ûf di triwe mîn;

5

schœniu ross und guot gewant:

diu tuont ouch freuden vil bekant;

schœn gezimir tuot ouch wol:

dar inne der man freudẹ haben sol.

 

1826

Swer diu dinc elliu fümfiu hât,

des muot von schulden hôhe stât:

er ist für wâr ein rîcher man.

ob er si rehte genützen kan,

5

sô wirt er ofte freuden rîch.

ich sage iu für wâr endelîch,

daz er wirt nimmer rîcher man,

der sîn guot niht gebiderben kan.

 

1827

Noch weiz ich vier dinc, daz ist wâr,

dar nâch die liute allẹ werbent gar.

swelch wîser man ir einez wil

erwerben, der mac des wol vil

5

gewinnen: wizzet, das nie man

si elliu vieriu gar gewan.

si mugen zuo einander niht:

des ist daz werben drumbe enwiht.

 

1828

Er wær ein sælden rîcher man,

der disiu vieriu möhte hân:

des kan ôt leider niht geschehen,

als ich di wîsen hœre jehen.

5

ietwederz dem andern schaden tuot:

dâ von ist ez ein tumber muot,

der sị elliu vieriu wænet haben:

dem ist sîn hôher sin begraben.

 

1829

Daz eine ist: swer des hulde hât,

in des gewalt ez allez stât,

daz ie wart oder immer wirt.

wê im, der sîner hulde enbirt!

5

der ist êwiclîch verlorn:

jâ wær er bezzer ungeborn.

im wirt dort wê und nimmer wol:

dâ vor man sich behüeten sol.

 

1830

Daz ander ist diu êre hie,

dâ man ê vastẹ mit umbe gie;

daz dritte gemach, daz vierde guot.

nâch disen vieren al der muot

5

stât, di iender lebendic sint,

si sîn alt oder sî sîn kint.

si werbẹnt dar nâch naht unde tac,

swie sî doch niemen gẹwinnen mac.

 

1831

Man vindet manigen sô gemuot,

daz er gemach, êrẹ unde guot

vil gar durch gotes hulde lât;

der selbe ist, der daz wægestẹ hât

5

im ûz erwelt und ûz erkorn.

sîn lîp ist sæliclîch geborn

und ist an witzen gar volkomen,

sît er daz wægẹst im hât genomen.

 

1832

Vil maniger gotes hulde ouch lât

dar umbe, daz er hie êre hât:

dar umbe verswendet er sîn guot,

gemach er im vil selten tuot:

5

in sorgen altet im der lîp.

und lobent in man und lobent in wîp,

dêswâr daz kumt in tiwer an,

wan ez mit leidẹ muoz ende hân.

 

1833

Vil maniger solher witze ouch pfliget,

daz er sich gotes hulde bewiget,

ern ahtet ouch ûf êre niht,

gemach in dunket ouch enwiht;

5

sîn hertzẹ daz ist alsô gemuot:

er hât liep für diu driu daz guot

und machẹt des ie mêr und mê,

dem ist hie wê und immer wê.

 

1834

Die vierden,die ịch iu nennen wil,

der vindet man ouch leider vil.

die sint alsô diu swîn gemuot,

die gotes hulde, êrẹ unde guot

5

lâzent niht wan durch gemach,

ach owê und immer ach!

pfy, wie swendet er die zît,

der durch gemach als ein swîn lît!

 

1835

Daz fünft hat uns unsælde gegeben:

daz heizzet daz versûmte leben.

der sî wil elliu vieriu hân,

der muoz si elliu vieriu lân,

5

er sûmt sich hie und sûmt sich dort,

ern hât die mitte, ern hât daz ort.

er trüege im selben billîch haz,

sît er hât weder ditz noch daz.