BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Der Tanhuser

um 1200/10 - nach 1266

 

Die Gedichte der

Großen Heidelberger

Liederhandschrift

 

Leiche

 

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V

 

C 266b-d.  Pfaff 87017-87344.  MSH 2,87b-89a.  Singer 19-24

 

1.

Der künec von Marroch hat der berge noch genuoc,

die guldin sint, ze Kaukasas, des hoere ich jehen.

swie rich er si, min wille mich nie dar getruoc.

ich han ouch den von Barbarie nie gesehen.

 

2.

Von dem von Persiane hoere ich wunder sagen;

so hat noch mer gewaltes der von Indian.

den von Latrize hoere ich vil der heiden klagen;

sam taten si den soldan von der Sitrican.

 

3.

Ich kenne ouch wol den pilat da von Zasamanc;

10

ze Babilonje jehent si, wie guot der si.

ze Alexandrie so enhabe ich keinen danc;

der künec von Baldac sol min iemer wesen fri.

 

4.

Von künec Korredine habe ich vil vernomen.

für Domas get der Jordan. daz ist mir bekant.

15

ze Jersalem zem Cornetal hin bin ich komen,

Nicosia ist mir wol kunt in Kiperlant.

 

5.

In Armenie ich was.

wie kume ich da genas!

für Antioch kam ich ze Türki sunder danc:

20

da was der Tatern vil,

von den ich swigen wil.

der Vatas gar mit siner milte Kriechen twanc.

 

6.

Von Salnecke ein rois,

der was ein Muntfratois.

25

ze Konstenopel was ein grande merfeiin.

diu wite Troie lanc,

diu wart gar ane ir danc

zerstort, da muose sit diu Rumanie sin.

 

7.

Ze Künis erbent ouch diu wip und niht die man.

30

dar an so stozet Pulgerie, hoere ich sagen.

die Valwen sint gar ungeriht in Tanagran,

des horte ich vil die Ungern und die Riuzen klagen.

 

8.

Der Beheim solde wol dem riche hellen mite,

Cecilje sol dem keiser wesen undertan.

35

die Sarden hant ouch manegen wunderlichen site.

den voget von Rome ich dicke wol gesehen han.

 

9.

Kerlingen stet mit guotem fride und Engellant.

die z᾽ Arle wolden iemer also wesen fri.

durch Artus ze Britanje ist Karidol genant.

40

die Wilzen sint geborn da her von Tenebri.

 

10.

Fünf sterkiu regna sint,

er ist vil gar ein kint,

swer der niht weiz, in Spanje, und sint doch wizzentlich:

daz eine ist Portigal

45

und hat driu richiu tal;

daz ander ist Galiz und ist unmazen rich.

 

11.

Der dritte hat genuoc und ist von Arragun;

der vierde vert für Kasteln hin gen Granazun.

den fünften von Navarre, swer den welle sehen,

50

der var da hin, so muoz er mir der warheit jehen.

 

12.

Terramer der fuorte ein her | ze Orense mit gewalde.

daz was den Schampuneisen leit, | si vlurn da junge und alde,

storie manicvalde.

 

13.

Arabel schuof sich groze not,

55

den burgern do ze leide.

da lac vil manic Waleis tot

ze Termis uf der heide.

daz schuofen si do beide.

 

14.

Vienne hat legisten vil.

60

der kunst astronomie

ze Dolet ich niht lernen wil

noch der nigromanzie;

niht guot ist zouberie.

 

15.

Ibernja hat der Schotten vil | an ir gelouben staete.

65

ze Norwaege bedarf man wol | für kelte guoter waete.

 

16.

So hat ouch der von Tenemarc | der iseln vil besezzen.

so mac ich des von Oesterrich | ze guote niht vergezzen,

der was ein helt vermezzen,

bi dem was ich gesezzen.

 

17.

Der uz Peierlant mac sich | ze künegen wol gelichen;

ich gesach nie fürsten me | so milten noch so richen,

so rehte lobelichen.

 

18.

Heia, Tanhusaer, nu la | dich iemer bi im vinden

gar an allen wandel din! | so liebest dich den kinden

75

und mac din leit verswinden.

 

19.

Nim den rosenkranz,

trag in der guoten an den tanz

und stricke in wol ze prise!

la din truren sin.

80

nim war der lieben frouwen din!

si tanzet also lise.

 

20.

Vivianz ist klar;

Gunrun nimt sin bezzer war,

noch baz dann Eschlabiure.

85

bel amur si hat;

swanne sich diu . . .  zerlat,

so fröut sich min Paliure.

 

21.

Salatin der twanc mit siner milte der lande ein wunder.

sam tet der künec Ermenrich daz lant ze Belagunder.

 

22.

Ez enwart nie baz gestalt, dann ich die minneclichen vant

al eine.

mache fro mich, saelic wip, la tanzen mich an diner hant,

vil reine!

 

23.

Seite ich von Ruolande vil, | daz taet ich aber nach wane.

95

nu lazen wir die recken sin | und alle die von Trane

und die von Bridamane!

 

24.

Ein schampanje was da bi, | ein fores stuont da nahen,

da was manic bel amis, | die dar begunden gahen,

do si min liep ersahen.

 

25.

Wól uf min gúote, | zuo mír an den reíen!

mír ist ze múote, | wir mûezen uns zweien.

nách der vil líeben, der kláren, der sûezen,

díu miner swaére ein teíl kan gebûezen!

 

26.

Wa nu Jute und Lose?

105

hie get Metze und Rose.

wa nu Riche und Tüetel?

hie get Bele und Güetel.

 

27.

Schone mit dem kranze

slichend an dem tanze

110

wart nie baz gestalt ein lip.

nu la dich minnen, saelic wip,

werdiu creatiure,

. . . . . .  Paliure!

 

28.

Ir munt bran als ein rubin | gegen der sunnen glaste,

115

ir kel was ein adamant, | der tugende vol ein kaste.

 

29.

Wa nu flöuter, herpfer, giger, dar zuo tamburaere?

gegen der guoten, | wolgemuoten! | diust so fröudebaere.

wa sint nu trumbunaere?

 

30.

Nu sung ich vil mere, | nu fürht ich vil sere,

120

daz sin die verdrieze, | swen ich gerne lere.

 

31.

Nu íst dem videlaére | sin seíte zerbróchen;

daz sélbe geschíht im | álle die wóchen.

 

32.

Heia, Tanhusaere,

la dir niht wesen swaere!

 

33.

Swá man nu sínge,

froéliche springe,

 

34.

Heía nu heí!

(heía nu heí!)