B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Sebastian Brant
1458 - 1521
     
   



D a s   n a r r e n   s c h y f f .

E i n   v o r r e d  
i n   d a s   n a r r e n   s c h y f f .


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Gen Narragonien.

Hi sunt qui descendunt mare in nauibus
facientes operationem in aquis multis.
Ascendunt usque ad caelos / et descendunt usque
ad abyssos: anima eorum in malis tabescebat.
Turbati sunt et moti sunt sicut ebrius: et
omnis sapientia eorum devorata est.
Psalmo CVI.


Ein vorred in das narren schyff.

Zů nutz vnd heylsamer ler / vermanung vnd
ervolgung der wyßheit / vernunfft und gůter
sytten: Ouch zů verachtung vnd straff der narheyt /
blintheyt yrrsal vnd dorheit / aller stæt / vnd
geschlecht der menschen: mit besunderem flyß
ernst vnd arbeyt / gesamlet zů Basell: durch
Sebastianū Brant. in beyden rechten doctor.


All land syndt yetz voll heylger geschrifft
Vnd was der selen heyl antrifft /
Bibel / der heylgen vætter ler
Vnd ander der glich bůcher mer /
5
In maß / das ich ser wunder hab
Das nyemant bessert sich dar ab /
Ja würt all gschrifft vnd ler veracht
Die gantz welt lebt in vinstrer nacht
Und důt in sünden blint verharren
10
All strassen / gassen / sindt voll narren
Die nüt dañ mit dorheit vmbgan
Wellen doch nit den namen han
Des hab ich gdacht zů diser früst
Wie ich der narren schiff vff rüst
15
Galleen / füst / kragk / nawen / parck
Kiel / weydling / hornach / rennschiff starck
Schlytt / karrhen / stoßbæren / rollwagen
Ein schiff mœcht die nit all getragen
Die yetz sindt jn der narren zal
20
Ein teil kein fůr hant überal
Die stieben zůher wie die ymmen
Vil vnderstont zů dem schiff schwymmē
Ein yeder der wil vorman syn
Vil narren / doren kumen dryn
25
Der bildniß jch hab har gemacht
Wer yeman der die gschrifft veracht
Oder villicht die nit künd lesen
Der siecht jm molen wol syn wesen
Vnd fyndet dar jnn / wer er ist
30
Wem er glich sy / was jm gebrist /
Den narren spiegel ich diß nenn
In dem ein yeder narr sich kenn
Wer yeder sy wurt er bericht
Wer recht in narren spiegel sicht
35
Wer sich recht spiegelt / der lert wol
Das er nit wis sich achten sol
Nit vff sich haltten / das nit ist /
Dan nyeman ist dem nütz gebrist
Oder der worlich sprechen tar
40
Das er sy wis / vnd nit ein narr
Dann wer sich für ein narren acht
Der ist bald zů eym wisen gmacht
Aber wer ye wil witzig syn
Der ist fatuus der gfatter myn
45
Der důt mir ouch dar an gewalt
Wanñ er dyß bůchlin nit behalt
Hie ist an narren kein gebrust
Ein yeder findt das in gelust
Vnd ouch war zů er sy geboren
50
Vnd war vmb so vil sindt der doren /
Was ere vnd freyd die wißheit hat /
Wie sœrglich sy der narren stat /
Hie findt man der welt gantzen louff
Diß bůchlin wurt gůt zů dem kouff
55
Zů schympff vnd ernst vnd allem spil
Findt man hie narren wie man wil /
Ein wiser findt das in erfreydt
Ein narr gern von syn brůdern seyt /
Hie findt man doren arm vnd rich
60
Schlym schlem / ein yeder findt sin glich /
Ich schrot ein kapp hie manchem man
Der sich des doch nit nymet an
Het ich in mit sym namen gnent
Er sprech / ich het in nit erkent /
65
Doch hoff jch das die wisen all
Werdent harjnn han wolgefall
Vnd sprechen vß jr wissenheit
Das jch hab recht vnd wor geseit
Sydt jch sollch kuntschafft von jn weiß
70
So geb jch vmb narren eyn schweyß
Sie műssen hœren worheit all
Ob es jnn joch nit wol gefall
Wie wol Terencius spricht / das
Wer worheit sag / verdienet haß
75
Ouch wer sich langzyt schnützen důt
Der würfft ettwan von jm das blůt
Und wanñ man Colerâ anreygt
So würt die gall gar offt beweygt
Dar vmb acht ich nit / ob man schon
80
Mit worten mich wirt hindergon
Vnd schelten / vmb myn nutzlich ler
Ich hab der selben narren mer
Den wißheit nit gefallet wol
Dyß bűchlin ist der selben vol
85
Doch bitt jch yeden / das er mer
Wil sehen an vernunfft vnd er
Danñ mich oder min schwach gedicht
Warlich hab jch on arbeit nicht
So vil narren zůsamē bracht
90
Ich hab ettwan gewacht zů nacht
Do die schlyeffent der jch gedacht
Oder villicht by spyl vnd win
Sassent / vnd wenig dochtent myn /
Eyn teyl jn schlitten umbher fůren
95
Im schne / das sie wol halb erfrůren
Eyn teyl vff kalbß fűss gingen sust /
Die andern rechten jr verlust
Den sie den tag hetten gehan
Vnd was jnn gewyns dar vß mœcht gan
100
Oder wie sie morn wolten liegen
Mit gschwætz / verkouffen / mâchen triegē
Den selben noch zůdencken all
Wie mir jr wys / wort / werck / gefall
Ist wunder nit / ob ich schon offt
105
Do mit myn gdicht nit würd gestrofft
Gewacht hab / so eß nyeman hofft
In disen spiegel sollen schowen
All gschlecht der mēschē man vñ frowē
Je eyns ich by dem andern meyn
110
Die man sint narren nit allein
Sunder findt man ouch nærrin vil
Den ich die schleyer / sturtz vnd wile
Mit narren kappen hie bedeck
Metzen hant ouch an narren rœck
115
Sie wellen yetz tragen on das
Was ettwan mannen schæntlich was /
Spitz schů / vnd vßgeschnytten rœck
Das man den milchmerck nit bedeck
Wicklen vil hudlen jn die zœpff
120
Groß hœrner machen vff die kœpff
Als ob es wer ein grosser stier
Sie gænd har wie die wilden thier /
Doch sollen erber frowen mir
Verzyhen / danñ ich gantz nit jr
125
Gedencken zů keym argen wyl
Den bœsen ist doch nit zů vil
Der selben man ein teil hie fyndt
Die jnñ dem narren schiff ouch syndt
Dar vmb mit flyß sich yedes sůch
130
Fyndt eß sich nit jn dysem bůch
So mag es sprechen / das es sy
Der kappen vnd des kolben fry
Meint yemant das jch jnn nit rűr
Der gang zůn wysen fůr die thűr
135
Vnd lyd sich / vnd sy gůter dyng
Byß ich ein kapp von Franckfurt bryng