B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Albrecht von Eyb
1420 - 1475
     
   


D a s   E h e b ü c h l e i n

Z w e i t e r   T e i l ,   2 .   K a p i t e l

________________________________________________


Die Antwort, das ein weýb
zu nemen ſeý.

     ALſo haben wir gehỏrt, das got die welt vnd alle ding dorinnen hat erſchaffen vonn des menſchen wegen, Vnd den menſchen, das er ſůlle erkennen got, ſeinen herren vnd ſchỏpffer, ſolle in dorumb erkenen, das er in můg eren, loben vnd anbeten, vnd dorumb anbeten, das er můg erlangen vnd enphahen nach ſeinem verdienen den lon der ewigkeit, vnd darumb ewig zufein, das er můg geleicht werden den engeln vnd můg werden ein ewigs reich gotes vnd dem ỏberſten vater vnd herren gedienen in ewigkeit. Nun werden ſolche ding geheiſſen die heýmlichkeit gotes vnd můgen nit werden auffenthalden vnd gemeret dann durch [27a] vermiſchung des mannes mit der frawen; die ſelben vermiſchung hat got geſaczt in dem paradeis in geſtalt der heýligen ee. Darumb iſt eim manne zu nemen ein weýb auch durch vrſachen, das die welt mit menſchen erfůllet, die menſcheit geewigt, ein geſchlecht vnd name gemert vnd die ſůnde der vnkeůſcheit vermiden werde. Es ſchreibt Valerius maximus, das zu den zeýten des gewalts der Rỏmer warden ſchwerlich geſtrafft die menner, die nit eeliche weýber nemen wollten: wann als in die natur geben hette die geburt vnd das leben, alſo het ſie in auch geben kinder zu geperen, ein geſchlechte zu meren vnd die menſcheit, wie obgemelt iſt, in ewig zubehalten. So nun ein man ein weýb nemen will, iſt im baß zunemen ein iunckfraw dann ein wittibe, Als Apuleius ſchreibt: Wann ein iunckfraw, die do hůbſch iſt, frum vnd guter ſiten, – ob ſie arm iſt, ſo hat ſie doch ein gut heýratgut: Si bringt zu dem manne gut. neu ſiten des gemůtes, ein hůbſche geſtalt des leibs, die plumen der iugent vnd die iunckfrawſchafft, die do beleibt beý dem manne vnd nit widergeben noch vergolten mag werden. So hat auch ein iunckfraw in grỏßer lieb den man vnd iſt im gehorſamer dann ein wittibe, wann ſie iſt in der lieb neů vnd waich, iſt zuhalten vnd zupiegen in allen dingen nach des mannes willen ſam ein waiches wachs, darauß man machen mag ein pilde, wie man will, vnd iſt nit in fremder lieb gelert noch emſig; ſo einer will, ſo will ſie nit, iſt ſich allzeit beſorgen vnd fůrchten. Aber ein wittbe bringt nichts neůes zu dem manne vnd iſt vor von einem andern berawbt worden, iſt in fremder lieb gelert vnd fůrſichtig vnd hat vil fremder ſiten gewonet, dauon ſie der man vnd auff ſein ſitten nit wolbringen kan. Vnd ſchreibt auch Apuleius, das es ſeý zuloben, ſo ein reichs nimpt ein arms [27b] vnd ſo ſich zuſammen vermiſchen ein zornigs mit einem gůtigen vnd ein ſtilles mit einem hefftigen: darauß mag ſich begeben ein geſchickte vnd temperirte natur eins kinds. Themiſtodes ſchreibt, das beſſer ſeý, ſo ein fraw nýmpt ein frumen, armen dann ein reichen, tỏrheten man: wann es iſt beſſer ein man, der gelts bedarff, dann gelt, das eines mannes bedỏrffent iſt. Vnd vor allen dingen ſoll ſich ein man hůten, das er nit neme ein vnwilliges weýb: wann es iſt ein große torheit, Schreibt Plautus, ſo einer iagen will mit vnwilligen vnd vnpendigen hunden. Ein vnwilliges weýb iſt ein ſteter veind vnd wirt ſeiten zuwillen dem manne, vnd ob ſie zuzeiten ſein willen thut, wie klein vnd leicht das iſt, dannoch iſt es ir ſchwere vnd widerwertig; Als Therencius ſpricht: Es iſt kein ding ſo leicht nit, wer das vngeren vnd mit vnwillen thut, es iſt im ſchwer. Darumb ſpricht Vgolinus: ſo ein man hat genumen ein vnwillige, vnleideliche vnd zornige frawen, ee ein monat verget, laſt er ſich beduncken, das haws ſeý voller frawen, vnd wo er hin get oder ſihet, das im vil frawen nach lauffen vnd rawffen. Alſo beſchleůßet Theophraſtus die fůrgenomen frage, das kein wal vnd beſchawen ſeý, ein frawen zunemen, ſunder wie die kumpt, ſo muſtu ſi behalten, ſi ſeý vnleidenlich, zornig, hoffertig, ein tỏrin oder weýſe: wie ſie iſt, kan nit vor gewißen werden, ſunder darnach in dem eelichen weſen. Ein pferd, eſel, ochs vnd ander ding werden vor verſucht, ee man ſie kawffet, aber ein fraw, die man zu der ee nemen ſolle, wirt nit vor bewert, das ſie nit werde verſchmecht vnd mißevalle, ee ſi werde genomen.