B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Albrecht von Eyb
1420 - 1475
     
   


D a s   E h e b ü c h l e i n

Z w e i t e r   T e i l ,   6 .   K a p i t e l

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Das lob der Ee.

     HIe will ich mit kurtzen worten außfůren das lob der Ee, wiewol die heillig gỏtlich Ee nit genug gelobt mag werden; ýedoch will ich etlich vrſach erzelen, die das lobe der wirdigen Ee geben zuuerſteen. Des erſten hat gott der almechtig gebraucht des ampts eines rechten, waren vaters, hat wỏllen das menſchlich geſchlecht ewig zuſein vnd hat des erſten erſchaffen den man nach ſeiner gỏtlichen pildung, darnach die frawen nach geſtalt des mannes, das alſo ſein ſolten zwei geſchlecht, man vnd frawen, die ſich mit einander mỏchten vermiſchen, kinder zugeberen vnd das erttrich mit menig der menſchen zuerfůllen, das dann geſchehen ſolle in figur der heilligen Ee. vnd hat darnach got, der vater, ſollich ee ſelbſt auffgeſatzt, geordent vnd angefangen im lußtigen, wunnenreichen paradeýs vnd zu der zeit der vnſchuld. darnach hat got der herr, als er in menſchlicher natur geweſt iſt, ſelbs perſonlich die hochzeit geeret, gebenedeýet vnd gewirdigt mit ſeinem gỏtlichen zaichen, do er das waſſer in natur des weins gewandelt hat. Die ee wirt auch gelobt vnd gepreýſet von der natur, die do hat geben den menſchen vnd allen geſchlechten, das ſie ſein begerende, kinder, die in geleich ſein, zuhaben. Es haben auch geſchribene recht die Ee auffgeſatzt, das ſie ſolle geſchehen mit beider, mannes vnd frawen, willen, zu bedeůten, das ein einiger, ewiger wille zwiſchen in beiden ſein ſolle vnd liebe, getreů vnd freůnſchafft. In kůrtze zuerzelen, ſo iſt die Ee ein erbers [39a] ding, iſt ein muter vnd meiſterin der keůſcheit: wann durch die ee werden vermiden vnlawtter, fremde begire vnd ander ſchwer ſůnde der vnkeůſcheit. die Ee iſt ein nůtzs, heilfams ding: durch die werden die landt, ftet vnd heůſer gepawen, gemeret vnd in fride behalten, manich ſtreýt, ſchwer krieg vnd veintſchafft hindergelegt vnd geſtillet, gut freůnſchafft vnd ſýppe vndter frembden perſonen gemacht vnd das gantz menſchlich geſchlecht geewigt. So iſt auch die Ee ein frỏlichs, luſtpers vnd ſůß ding: was mag frỏlicher vnd ſůßer geſein, dann der name des vaters, der muter vnd der kinder, ſo die hangen an den helfen der eltern vnd manchen ſußen kuß von in empfahen? vnd ſo beide eeleůte ſolliche lieb, willen vnd freůnſchafft zueinander haben, was eines will, das es auch wỏlle das ander, vnd was eines redt mit dem andern, das es verſchwigen iſt, als het es mit imſelbſt geredt, vnd in beiden gutes vnd ůbel gemein iſt, das gute deſter frỏlicher vnd das widerwertig deſter leichter. Sỏlliche vnd ander mer vrſachen, die auch oben ſein außgefůrt, preýßen vnd loben die heilligen, wirdigen Ee vnd anzaigen die antwort auff die fůrgenumen frage, das einem manne ſeý zunemen ein weýb, die ich hiemit beſchloßen vnd hingelegt will haben.