B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Eine Augsburger Sittenlehre
1476
     
   


E i n e   A u g s b u r g e r
S i t t e n l e h r e   1 4 7 6


f o l .   1 4 3 r   -   1 5 0 r

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[143r]
Hie nach volget ein nüczliche ler
und predig wie sich zweÿ menschen in dem
sacrament der heÿligen ee halten sullen.

Es ist nit gůt dem menschen allein zů sein. Da got Adam beschůff da machet er Evam auß seiner ripp / dz ist mitten auß seinem leichnam und nit von dem haubt dz sÿ den man nit übergieng. dz ist dz sÿ nit über den man herrschet. auch machet er sÿ nit von dem füssen. darumb dz sÿ der man nit sölt verschmehen / wann wer dz weib in den eren bestanden so hett ir der man nymmer kein leid getan / und darumb daz sÿ dem teüfel hat gevolget so můß sÿ den man über sÿ haben als einen herren. darumb sol ein ÿegklich man sein weib mittelmessig halten / nit zů weÿch dz sÿ nit zů geil werd und über die gehorsam trätte und auch nit zů hert dz sÿ nicht verzag und [143v] übel thů. darumb hat got die ee beschaffen dz sÿ süllen eintrechtig sein und besteen in der ee wann wer sein ee übertritt der sündet schwerlicher dann ein münch der sein gehorsam übertritt / wann got hat die ee beschaffen Da er sprach. Crestite. Jr süllent wachßen und sölt eüch meren. Aber Bernhardus Augustinus Benedictus Dominicus die haben die örden beschaffen und gestifft. dar umb ist dz gepot gotes grösser denn der lerer Augustinus spricht. Es ist sünd wer da pricht oder thůt wider die ee. und mit sprüchen der lerer ist dz bewert / darumb wil ich die ler in dreÿ stuck teilen. Das erst. wie zweÿ menschen in der ee götlichen leben süllen. Dz ander / wer an dem eelichen leben verdamt sülle werden. Das dritt. wÿe man eÿn kriegisch weib straffen sülle. und wÿe eÿn frau ein pösen man straffen süll. dz ist mit fleiß [144r] zů mercken / wann ein ÿegklich orden hat seÿn regel. Darumb in dem orden der ee ist gegebenden mannen ire regel wie sÿ leben süllen / und auch den frauen besunderlich wie sich die süllen halten Die regel der mann hat sant pauls geschriben und gestifft. die hat vier capitel. Dz erst spricht also. Jr mann ir süllent ewer frauen lernen und fleissigklich anweisen. Daz capitel sagt sant pauls und spricht. Jr frauen seÿt undertenig dem man als ewrem öbern wann der man ist ein haubt der frauen. Als cristus ist ein haubt der cristenheÿt. So nun der man ist ein haubt der frauen so sol er sÿ lernen und anweisen und ir gepot seczen als denn füglich ist. Nun ist zů mercken mit fleÿß. Es sind dreÿerleÿ frauen in der ee. Die ersten sind klůg frauen. Die andern unweise. Die dritten geÿl. Den klůgen frauen ist kein gepot gegeben. darumb dz ir leben dem mannen kein ur[144v]sach mag gesein. sünder erlich und freüntlich Darumb spricht der weiß man. Ein klůge fraw erfreüet iren man / Den unweisen frauen sind gepot zů seczen und doch nit zů strenge sunder in lieplicher anweisung. Der weiß man spricht. welcher man zů streng ist seiner frauen der möcht sÿ schier von eren vellen Die geilen frauen sind zů zwingen mit strengen gepoten und mit ernstlicher droung. Der weiß man spricht. Thůt dein weib nicht nach deinem willen sÿ schendet dich vor dem angesicht deines veÿndes. Das ander capitel spricht. Jr man ir süllent ewre weib bescheidenlichen lieb haben. Und sanctus Paulus spricht. Jr man habent lieb ewre haußfrauen / als christus die cristenheit. und spricht. Die da haußfrauen haben die süllen seyn als ob sÿ ir nit haben. Diß wort legt auß [145r] die gloß. Der da kan an pillicher zeit eeliche ding meÿden. Von der zeÿt spricht der lerer Crisostimus mit dem guldin mund. Jr man enthaltent eüch von ewren frauen. wann sÿ in natürlichen sachen sind. wenn sÿ schwanger sind / wenn pan fastag sind. wenn heÿlig zeÿt sind / Doch sol man mercken das man eeliche werck üben mag in vÿerleÿ weÿse Zum ersten durch frucht willen. und das ist nit sünd durch der eeleistung willen. durch vermeidung ander unkeüscheÿt mit andern personen dz ist nit sünd. aber durch erfüllung willen leiplicher lüst / dz ist ein todsünd ob das geschicht wider die gewissen oder in verschmechung der gepoten zeÿt / so ist es ein todsünd. Das dritt. Jr mann besorget ewer frauen mit kleÿdern und an leiplicher notdurfft. Es spricht sant pauls. wer sein frauen lieb hat der hat sich selb lieb Niemant hat seyn [145v] leib gehasset. sunder er hat in gefůret und generet. Darüber spricht die gloß / mit speiß mit tranck / und mit kleÿdern / Hie süllen die mann mit fleÿß mercken / das sÿ mit nichten nit gestaten iren frauen / als zů reÿlich sich zů zieren und aufspiczen und preÿsen / wann sölche zierung ist strefflich durch dreierleÿ sach willen. Die erst / von der frauen sel wegen / und das merck also. daz die sel die sich außwendig ziert durch fremder herczen raÿzcung willen / dÿe mag got nicht in ir gehaben. das spricht Ciprianus Die ander sach / jst von des leibs wegen wann der leib ist ein erde und ein aschen. und můß werden ein speis der würm Ein sölchen leib zů zieren / ist ein grosse torheÿt. Die dritt sach. jst von gotes wegen. wann die sünderin got nit will erkennen / Sanctus Jeronimus spricht. wie getarst du raiczende fraw [146r] dein augen zů himel erheben / wann dich got nit wil erhören die weil du ein raiczerin pist Die vierd sach ist von deines eben cristen wegen dz die frauen mit sölcher zierheit und raiczung den sünden locken. Uber dz spricht Crisostimus Jst dz sich ein fraw verbet oder ziert und die augen der leüt locket zů ir / ob sÿ iemant nach ir zeücht dz wil got schwerlich an ir rechen / darumb dz sÿ gifft auß gepoten hat / allein darumb ob ÿemant da sei der sÿ wöll trincken. Dz vried capitel spricht Jr man jr süllent nicht gar zů hert sein und zů streng ewren frauen. dz lert der zwelffpot sant Pauls und spricht. Jr man ir solt lieb haben ewer frauen und seÿt in nit gar zů streng. wann hertikeit ist ein ursach aller zwitrechtikeit und die ist got ungefellig.
      Hie merck mit fleiß / was macht dz daz eelich leüt so gar unfreüntlich leben. daz ist [146v] underweilen einer frauen schuld. wann sÿ alle zů můtwillig und widerstreitig / kriegisch und widerspenig / zornig und ungezogen frech und zů geÿl sein / Es ist auch underweilen eines mannes schuld wann er der frauen zů hert ist und zů pöß ist / wann er unweis und ein vertaner oder ein spiler ist. Süllen sÿ nun fridlich leben / so müssen sÿ sich beide temperiern. Der man sol sein siten wandeln und die fraw ir torheÿt und ir gemüt verkeren. Des nymm ein geleichnuß an zweÿen herten eÿsen. dz sind zweÿ herte herczen. die werden vereinet in freüntlichem leben in dem feür der güte und der waren lieb. Nun leset ir man ewer regel in disen vier capiteln / und lebet darnach. so würt ewer leben got dem almechtigen gar beheglich.
      Hie heben sich an vier Capitel oder regel Nach den allen frauen süllen leben. und die [147r] hat geticht Anna die heilig fraw des Tobias schwÿger / da sÿ im ir tochter Sara hett geben. Dz erst capitel spricht. Frau hab lieb deinen man / und ob er dich nit lieb hett dennoch solt du in lieb haben. Du waist wol fraw daz ein hand die andern zwecht wenn sÿ zůsamen gepunden sind. Also sind ir zůsamen gepunden mit sem sacrament der heiligen kirchen. darumb hast du lieb deinen man so zwingest du in mit gewallt daz er dich můß lieb haben. Seneca spricht / Fraw ich erczeÿg dir die liebhabung die du nicht sůchen tarfst an wurczen und an zaubernuß Wilt du lieb gehabt sein / so hab lÿeb. Du magst sprechen. ich hab lang vor lieb gesůchet dennocht hilfft es mich nicht. Darzů antwurt ich. Thů als unser herr der nit auff hört genůg gütlich ze tůn den undanckpern menschen. sunder manig iar und manig zeÿt [147v] Also hör nymmer auf von der lieb so überwindest du in dz er dich můß lieb haben Aber du fraw / wisse wie die sünderlich lieb setn süll So hör mit fleiß wie Crisostimus spricht Du solt keinen lieb haben denn deinen eelichen man / und ob ein ander weiser oder klůger wer dz solt du dich nit lassen bedüncken Du solt keinen sterckern noch schönern denn den deinen scheczen. und ob einer schöner oder stercker wer dz sol dich nit beduncken. Dz ander capitel ist. Fraw du solt dein haußgesind / knechtt und meid anweisen und straffen Als sant pauls spricht. welche fraw an dem gesind nit zucht und ere übet / oder begeret die hat ir tugentliche trew verlaugnet. Es sol eÿn fraw bewaren das gesinde das es nit unerlich lebe / nit in zweiung noch in eÿtelkeÿt. Die lerer sprechen. lebt das gesind knechtt und meÿde unördenlich / also das sÿ [148r] an dem Suntag oder andern heÿligen tagen / nit meß und predig hören und den gotes dienst verachtent / weret sÿ oder ir man das nicht und gestatten sÿ es sÿ thůn ein tod sünd und haben verloren ir haußzucht und ere Das dritt capitel spricht. Fraw du solt wallten deines hauß klůglich. darzů bedarff die fraw dreÿerleÿ tugent / das ist weißheÿt / fleiß / und fürsichtikeÿt. weiß ist ein fraw die alle ding klůglichen schicken kan Darumb sprechen die weisen. Ein weÿse und ein klůge fraw pauet ir hauß. Ein unweise fraw verderbt es gar. Glosa ein weÿse fraw pauet ir hauß wenn sÿ geprechen sicht und den ordenlich wendet / und schicket alles das in dem hause ist das ein fraw angehöret. Dÿe ander tugent ist fleiß daz ein fraw alle ding fleÿssigklichen thů oder wende Der weiß man spricht. Ein [148v] fleissige fraw ist ein kron ires mannes Die dritt tugent ist fürsichtikait / dz ein fraw alle ding mit rat schick / behalt und auß geb. Dz vierd capitel spricht. Fraw du solt dich unstrefflichen halten an dem leben / das alle leüt wol von dir reden mügen / und nÿemandt pöses von dir gesprechen müg Man lißt von der frauen judith. es was nÿemant der ein arges wort von ir möcht gesprechen. Nun sich fraw dein leben in den vier capiteln / und halt dich darnach so ist deÿn leben got gefellig deinem mann und allen leüten Nun hab ich geschriben wie die frauen und die mann in der ee mügen selig werden.
      Es sind achterleÿ menschen in der ee / der werden siben verdamet ob sÿ nit zů warer rew kommen. Die achtenden werden behalten und dz ist in der geschrifft zů vernemen. beÿ der frauen Sara / die ward siben mannen ge[149r]geben / die der teüfel alle ertötet nach eÿnander. Darnach ward sÿ geben dem achtenden mit dem sÿ ir leben endet in götlichem willen. und der waz der iung Thobias Die ersten die da verdamt werden ob si nit zů recht rew komen / daz sind die / die nit recht zů der ee haben gegriffen / Als der sich mit seiner leiplichen gesipp piß an das vierd gelid verendet hat. Zum andern mal. der sich mit der verheÿrat der er ein kind auß der tauff hat gehaben. Zum dritten mal der sich mit einer klösterlichen person die gehorsam getan hat verheÿrat. Die vierden sind die die so unfreüntlich mit einander leben / und hassen und neyden sich als der are und auch das hůn. und als der wolff und der hunt. Als der haußhan und der fremd dÿe sich vast peissen und jagen. Der leben ist verdamt vor got Die vierden sind dÿe [149v] die ir ee prechen. Die fünfften / die ire kinder töten / wann man macht das man nit kinder trag und schwanger würt oder werd / ob man schwanger worden ist das man sÿ in dem leÿb töte. Die sechsten / das sind die / die geÿstlichen ire kinder töten / das ist das sÿ sich an der tauff versaumen oder die in pöser werck gestaten. pöse wort pöse lieb / pöse gemeinschaft die iren kinden unrechcz gůt lassen die werden verloren sÿ haben dann ware rew. Das sibent sind die / die veiglich und auß der ee lÿeb haben Die achtenden werden alle behalten die dÿe sibenerleÿ sache mit fleiß bewaren und sich mit vernunfft davor behüten
     Nun wil ich lernen wie ein man ein pöß weib straffen sol. und widerumb eÿn frumme fraw einen ungeraten man. und wil dz mit kurczen worten thůn [150r] wenn ein fraw kriegisch ist oder pöß siten hat. Also lert Crisostimus / das man sÿ in dreierleÿ weÿse züchtigklichen straffen sol Zum ersten mit freüntlichen worten und manung und sprich also. Fraw laß dein leichtfertikeÿt dÿe dir noch keiner frauen erlichen ist. Laß dein schimpffen und scherczen / da von dir ein pöser leümund kommt und ander anfechtung. und thů was du zů recht tůn solt in der wirtschafft. so wil ich dich lÿeb und erlich haben. Thůst du des nit. so můß ich es deinen freünden klagen das du mir nit volgen wilt. und hilfft das nicht wenn du es gar offt hast getan. so schlach sÿ besunder des morgens in dem pedt mit einer gerten und bezwing sÿ nach deinem gemüt.