B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Eine Augsburger Sittenlehre
1476
     
   


E i n e   A u g s b u r g e r
S i t t e n l e h r e   1 4 7 6


f o l .   1 5 0 v   -   1 5 5 v

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Das ander půch von der Ee.

HJe hebt sich an dz ander půch von der ee und spricht also Dz weib sol herrschen über daz in dem hauß ist. Daz ander ist dz kein fraw fremd mann in dz hauß sol zemen oder laden noch heissen kumen on ires mannes wissen / von dreierleÿ sach wegen. Zum ersten dz sÿ nit beschauen die heÿmlicheÿt des hauß. Zum andern mal das dz weib nicht in einen leichten můt komm Zum dritten mal / dz sÿ nit von dem mann gescholten werd. Die dritt lere / die fraw sol sein ein gewaltige fraw der außgebung der koste und wenn der man ÿemant zů hauß pitet / sein geporn freünd oder ander leüt / darumb verdient dÿe fraw grosse lieb von dem mann ist dz sÿ den geßten wol außwartet. Auch widerumb / ob dÿe fraw ir eltern pitet / ir freünd oder die ir wol [151r] bekant sind / so sol der man die ere haben zů herrschen un[d] in der wirtschafft sich gen dem gesten lieplichen erzeÿgen. Da merck kurczlich dz das weib der narung und kleid messigklichen sol geprauchen und zÿmlich. wann grosse zierheit bringt hoffart / Aristotiles in dem gegenwurtigen půch genant. Yconomicorum wil auch / das dz weib nit sol geprauchen zů schnöde kleÿder / sunder sÿ sol mittelmessikeÿt haben / das man nit wäne das sÿ verschmecht seÿ von irem mann. Auch sol sich die fraw nit grösser sach underwinden. und der man sol sich nit underwinden kleiner ding. als / genns und hüner Jst das der Sun sol ein weib nemen oder die tochter einen man so sol der man rat sůchen zů der frauen. Auch sol daz weib nicht hertigklichen widersteen was der man will in der hochzeÿt. Jtem hie merck dreierleÿ lere. Die erst lere / dz sich dz weib [151v] sol lieplichen erzeÿgen iren mann in allen iren wercken und sachen in zÿmlichen dingen. wann der man ist der frauen geben von got und von gelück. Die ander ler ist / dz das weib eintrechtig seÿ mit dem mann / in gelück / in ungelück und in widerwertikeÿt / wann davon gewynnet die fraw grossen danck von dem mann so die widerwertikeÿt hin kommt. Aristotiles wil dz das weib nit sol klagen über dem man so er sÿ schlecht. und wil auch das dz weÿb irem mann mer sol dienen denn ein gemiette haußdiern. Auch wil Aristotiles das das weib sol piten für den man dz er nit komm in widerwertikeÿt. und seczt des ein beÿzeichen von einer frauen die hieß Penolpe die thet also. und auch von vil erbern frauen die alle weg ir ere und iren frommen / mannen sich gütlichen erzeigt haben. Auch wil Aristotiles das dz weib den man nicht sol verschmehen [152r] ob er arm ist worden / und sol sich sein nit schemen. Auch sol sÿ in nicht dester erger scheczen oder haben / ob er mit ir zeügt und macht kinder die scheüczlich und ungestalt sind Darumb wil Aristotiles / das ein ÿegklich weib die ler wol behalt.
     Hie ler ich nun / mit welchen dingen ein man machen sol ein frumm weib Das erst ist / dz ein man aufsehe umb ein frumm weib und umb ein erbere und sol mit ir ziehen frumme kinder. und wil auch das der man sol behalten die dreÿ ding. dz ist keüscheÿt / lieb und trew. Die keüscheit sol er behalten / das er damit seÿ ein lere und ein beÿzeichen der frauen. Trew dÿe sol er vor allen dingen behalten in dem gemüte das ist in außwendiger güte / wann er sol kein andere lÿeb haben dann sein eÿgne hauß[152v]frauen / und dz er ir dz jr treülich außgeb und freüntlich mit ir verzere. Nun merck dz man sol lieb haben alles geschlecht der frauen. besunder iren vater und můter / prüder und schwester. Also sol auch die fraw hinwider lieb haben des mannes freünd und sÿ eren an aller stat. Thůt sÿ dz willigklich so hat sÿ werlich gancze trew und ware lieb zů irem manne Auch solt du mercken mit grossen ernst / dz ein man mit seinem weib sol mit scham zůschaffen haben / und nit als ein trunckner und als ein unvernüfftigs viech. Auch wil Aristo das ein man sein weib süll straffen umb ir missetat und sol ir da für ein půß seczen dÿe nicht groß seÿ noch zů schwer / sunder in der geheÿm bescheÿdenlich. Nun merck die scham ist zweierleÿ. Die erst / durchgetaner sünd. Die ander durch vorcht und von der strengung dz sÿ vermeid pöse sünd und [153r] alle pöse werck. nun merck von der lere würt ein gůt weib. Hie offenbart Aristotiles und bestettiget die vorderig lere mit beizeÿchen und mit dem weisen poeten und gepieter Omero der da gepoten hat das der man das weib sol eren mit erberkeÿt / mit scham und mit freüntschafft. Zů dem andern mal will Aristotiles das dz weÿb den man sol ernstlich vörchten mit scham und mit fleiß. und seczt ein beÿzeichen von der erbern frauen Helena / die da lieb hett iren man Priamum mit grosser scham. und sprach also. Der ist mir ein erschrockenlicher ein ersamer und eÿn vorchtsamer man Priamus der erschrockenlich ist zů außwendiger tate. Ersame zů aller wirdikeÿt und erberkeÿt / und ist aller eren wol wert. Er ist auch vorchtsame zů inwendiger lÿeb. das sprechen leÿder die krÿegischen pösen weÿber ÿeczundt nichtt [153v] Sie kümen auch das hercz dar zů nicht haben. wann got gab in so vil genade nicht das sÿ mit ganczer lÿebe ein gütlich wort redten mit iren mannen. Sunder du pist nicht als gůt als ich. Redt ein man ein wort in dem pesten das ir nit gefellet des wil sÿ nymmer vergessen. Nun merck / dise vorgeschriben wort und lob wort sprach Helena zů irem schweher Hectori. Es ist zů wissen / das Ulixes was in dem streÿt mit lande und leüten vor der stat Troÿa. Da ward er gepeten von eÿner tochter des landes das er beÿ ir schlieff / das wolt er nicht thůn noch prüchig werden an seiner eÿgen haußfrauen. und sprach. Es ist auff erdtreÿch nicht pessers / noch sůsser ding denn das eÿner sein väterlich erbe. das ist seÿn frumme eÿgne haußfrauen besicze Also waz auch Ulixes haußfraw im hinwider getreü [154r] Nun fragt Aristotiles / ob der man mer sol lieb haben seÿn haußfrawen denn seinen eigen leib. Jch sprach man sol mer lieb haben seinen leib dann das weÿb. Auch fragt er / ob man kinder lieber haben sol denn das weib. Er spricht man süll die kinder lieber haben. man sol aber dz weib mer eren Nun fragt er warumb die kinder mer lieben die můter denn den vater. und doch dick der vater den kinden als wol gůt thůt als die můter Er spricht / ob der vater das thůt so thůt er doch das nicht mit also grossen dienste. lieb und fleiß als die můter / wann was der vater gibt das gibt er mit hertikeÿt und mit grymmikeÿt / und mit erschrecken. wann der vater ist gar erschrockenlich dem kinden. Die ander sach mag sein das die kinder von natur erkennen dz sÿ mer der můter seÿn denn des vaters. Auch so werden sÿ der můter [154v] seürer denn dem vater / und was ein mensch seürer ankommt dz hat es dester lieber. Nun beweiset es Aristotiles. das fraw und man süllen eintrechtig sein / und auch eines sinnes Zum ersten mit dem spruch des grossen meisters Omeri / der da gar geschwind lobet die eintrechtikeÿt der frauen und auch des mannes. Zů dem andern mal beweiset uns das die erber fraw Naustica / dÿe pat got das er ir ein einigen oder eintrechtigen man zů schicket. also füget er ir den zů gůtem und nicht in pösem und sprach. Es ist nit pessers denn eintrechtikeÿt des mannes und der frauen. wann es gar löblichen ist gen got und der welt. Aber es ist gar selczsam under den eeleüten. darumb müß wir gar vil trübsal haben von got / wann eins den andern nit wil überhören. auch von eintrechtikeit der eeleüt kommt groß freüd und lob von iren [155r] freünden. und werden erschrecken von iren veinden und allen den die sÿ neÿden und hassen. wann die werden davon ser betrübt. Auch überwinden sÿ damit gar vil dings dz in schentlich were. Nun seczt Aristotiles was schanden von irer zwitrechtikeÿt kommen. Dz erst das die freünd ir beÿder in auch zwitrechtig und veind werden Zů dem andern mal so würt krieg zwischen knechten und meÿden und zwischen den kinden Auch so wirdet krieg zwischen sel und leib. Hie wil Aristotiles leren / wie sÿ eintrechtig süllen sein in pösem und in gůtem / ob sich dz weib wölt neÿgen zů pösen dingen / so sol der man eintrechtig das verpieten. also sol die fraw herwider dem mann tůn. Will sich aber der man neigen zů einem gůten / so sol die fraw eintrechtig sein mit dem mann / und süllen zů beÿder seÿt sorgen und trachten nach narung. und [155v] in sölcher eintrechtikeÿt verdienen sÿ das ewig leben. Hie wil Aristotiles das der man süll besorgen was die frauen an gehöret zů erberkeÿt und sich selber. Auch sol dÿe fraw des mannes freünden gůtlichen thůn als vil und sÿ vermag. Und sÿ süllen got alle zeÿt dancken und loben / mit peten / mit vasten / und mit almůsen geben. So sind sÿ denn recht eeleüt / und got wonet mit in hie und dort ewigklichen Amen.