BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Heinrich Wittenwiler

vor 1387 - nach 1410

 

Der Ring

 

1. Teil:

Die Brautwerbung

 

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55

 I In dem tal ze Grausen

 I Ein dorff, hiess Lappenhausen,

 I Was gelegen wunnechleich,

 I An holtz und wasser überreich,

 I Dar inn vil esler pauren

60

 I Sassen ane trauren,

 I Under den ein junger was,

 I Der hiess Bertschi Triefnas,

 I Ein degen säuberleich und stoltz.

 I Sam er gedraiet wär aus holtz,

65

 I An dem feiertag gieng er umb.

 I Er wär schlecht oder chrumb.

 I Er wär nahent oder verr,

 I Der muost im sprechen junkherr.

 I Was schol man euch nu mer sagen?

70

 I Also wol chond er sich btragen,

 I Daz die alten und die jungen

 I Frawen sere nach im drungen.

 I Doch was eineu sunderbar

 I In sinem hertzen, daz ist war:

 

Bertschi und Mätzli

 

75

 I Die hiez Mätzli Rüerenzumph.

 ! Sei was von adel lam und krumpf,

 ! Ir zen, ïr händel sam ein brand,

 ! Ir mündel rot sam mersand.

 ! Sam ein mäuszagel was ir zoph.

80

 ! An ir chelen hieng ein chroph,

 ! Der ir für den bauch gie.

 ! Lieben gsellen, höret, wie

 ! Ir der rugg was überschossen:

 ! Man hiet ein gloggen drüber gossen!

85

 ! Die füessli warend dik und brait,

 ! Also daz ir chain wind laid

 ! Getuon moht mit vellen,

 ! Wolt sei sich widerstellen,

 ! Ir wängel rosenlecht sam äschen,

90

 ! Ir prüstel chlein sam smirtäschen.

 ! Die augen lauchten sam der nebel,

 ! der aten smacht îr als der swebel.

 ! So stuond îr das gwändel gstrichen,

 ! Sam ir die sele wär entwichen.

95

 ! Sei chond also schon geparen,

 ! Sam sei wär von drien jaren.

 I Welt îr ander tagweis,

 I Über all truog sei den preis,

 I Also daz der Triefnas

100

 I Mätzleins selten ie vergas

 I Und ward ir schlechtleich also holt,

 I Das er nach ir zerserten wolt.

 I Do huob sich ein hofieren

 I Mit stechen und turnieren.

105

 I An einem suntag daz geschach,

 I Daz man do Bertschin chomen sach

 I Mit zwelf gsellen wol getan

 I Ze Lappenhausen auf den plan.

 I Die ritten also unverdrossen,

110

 I Sam si der regen hiet begossen.

 I Der erst was unser Triefnas,

 I Ein held reht sam ein giesfas.

 I Des wappen warend gablen zwo

 I In einem mist: der was er fro.

115

 I Der ander Chuontz vom stadel hies,

 I Ein helde sam ein waldmies.

 I In sinem schilt gemalet was

 I In grüenem veld ein toter has,

 I Der dritte Chnotz was genant

120

 I In allen schanden wol erkant.

 I Er fuort für seineu wappen

 I Zwen hültzin chrieshaken.

 I Dem vierden sprach man junkher Troll:

 I Ein cheker sam ein anchenzoll.

125

 I Daz sein zaichen was ein rechen.

 I Der sich ungern liess zerprechen.

 I Der fünft was Haintzo mit der gäss,

 I Ein eselman und rittigmäss.

 I Dem hiet der pharrer wappen geben:

130

 I Dri nuss an einer weinreben.

 I Der sechste hiet den namen Twerg,

 I Ein hohgeporner auf dem perg.

 I Des wappenrok gemalet was

 I Mit drein fleugen in eim glas.

135

 I Den sibenden so nennet man

 I Her Eisengrein, ein snauferman.

 I Er fuort auf seinem drüssel

 I Neun löffel in einer schüssel.

 I Der aht der haist, als ich es main,

140

 I Graf Burkhart mit dem überpain.

 I Der liess im machen seineu wappen

 I Mit zwain ruoben haiss gepraten.

 I Den neunden ich euch tauffen wil:

 I Er haisset Pentza Trinkavil,

145

 I Daz er do in dem schilte truog,

 I Daz warend rinder in eim phluog.

 I Der zehend lept nit ane schaden;

 I Er haist her Jächel Grabinsgaden.

 I Der fuort von seiner alten gpürt

150

 I Vier rindrin chäs auf einer hürd.

 I Des einlften namen sei man gwiss:

 I Der was her Rüefli Lekdenspiss.

 I Er was des torffes maiger,

 I Sein wappen warend aiger.

155

 I Des lesten namen ich enwaiss;

 I Doch cham er auf den selben chraiss

 I Geritten mit eim fuchszagel.

 I Ich wän, es wär der pauren hagel,

 I Her Neithart, trun, ein ritter chluog,

160

 I Der allen törpeln hass truog.

 I Ir chlainet was das aller best:

 I Ein kalb in einem storchennest.

 I Daz fuortens gmaincleich in dem her

 I Durch junkfrawn Mätzen zuht und er.

165

 I Die helm sam chörbe warent gstricht,

 I Also daz kainr dar inn dersticht.

 I Dar under sach man hangen

 I Ir schilt: daz warent wannen.

 I Ir geplait daz was von loden

170

 I Mit häw und stro wol underschoben.

 I Wolten si die pain verpinden,

 I Dar zuo namens paumrinden.

 I Si sassen ritterleichen

 I Auf saumersätteln reichen

175

 I Auf eseln und auch veltrossen:

 I Es möht ein juden han verdrossen.

 I Mit tächen und auch sekken

 I Sach mans die phert techen.

 I Ofenchruken warent sper.

180

 I Si vegten greuleich hin und her

 I Mit irem pheiffer Gunterfai,

 I Der ein beki biess enzwai.

 I Si schrien all gemainchleich:

 I«Hört, ir herren, arm und reich,

185

 I Der muot hab, heut ze stechen,

 I Schilt und sper ze prechen

 I Durch aller frawen eren,

 I Der schol sich gen uns keren!»

 I Do vand man nieman auf dem plan,

190

 I Der die rekken törst bestan,

 I Also daz der Triefnas,

 I Der sein selbers nie vergas,

 I Sprach zuo den gesellen sein:

 I «Und gieng es an daz leben mein,

195

 I Es muoss halt sein ghofieret,

 I Gestochen und gturnieret!

 I Ist, daz uns niemant gtar bestan,

 I So raitin wir enander an!»

 I Der rede warends alle fro.

200

 I Zuo Gunterfai man rüeffet do:

 I «Pheiff auf, lieber spilman!

 I Wir wellend dîr wol lonan.»

 I Gunterfai sein bek erschal,

 I Daz man es höret überal.

205

 I Die helm seu auf punden

 I Mit jungem holtz gewunden,

 I Die sper si under schluogend

 I Und in einander fuorend.

 I So herte ward daz reiten,

210

 I Daz ir enkainr gepeiten

 I Mocht, bis daz im hilfe chäm,

 I Dann her Neithart, der genäm,

 I Den man selten mocht gevellen

 I Mit chrukken und mit dorfgsellen.

215

 I Seht, do sach man streben

 I Ein und zehen degen

 I Auf der erd und in dem bach!

 I Daz was ir aller ungemach.

 I Triefnas, der vil trostleich man,

220

 I Wider zuo im selber cham.

 I Er sach, daz er gevallen was

 I Für frawn Mätzen in daz gras.

 I Des schemet er sich über dank;

 I Er sprach: «Mîr ist daz jar ze lanch.

225

 I Und wär mir ditz allein geschehen,

 I Man mües vil kumbers an mîr sehen.»

 I Do cham doch seines vatters chnecht

 I Und half im auf: daz was sein recht.

 I In den selben sachen

230

 I Her Troll begond erwachen

 I Und schreien: «Waffen, waffen!

 I Wie hart han ich geschlaffen!»

 I Er ward sich in der seiten clagen,

 I Dar umb man in muost haim tragen.

235

 I Graf Burkhart was auch niht gar träg,

 I Wie er an dem ruggen läg:

 I Er batt die herren von dem rat,

 I Daz man im hulffi aus dem chat.

 I Chnotzen was ein stich gemessen

240

 I In den pauch, daz im daz essen

 I Zuo der selben stunde

 I Fuor aus sinem munde.

 I Weder singen noch gesagen

 I Mocht er noch sein smertzen clagen.

245

 I Dennocht wär im hilf gegeben:

 I Do giengs den andern an daz leben,

 I Den daz wasser in den schlund

 I Güsselt in des baches grund.

 I Die huob man auf als gsellen.

250

 I Waz scholt mans fürbas swellen?

 I Doch hiet der gtwerg getrunken,

 I Daz im die augen sunchen.

 I Daz muost man im do büessen:

 I Auf huob man'n pei den füessen,

255

 I Daz wasser lies man rinnen

 I Von im, er cham ze sinnen.

 I Do sprach Pentza Trinkavil:

 I «Für wars ich euch daz sagen wil:

 I Turstes mir nie buosse wart,

260

 I Trawen, wen zuo diser vart.»

 I Grabinsgaden was gewäschen

 I Ane laug und ane äschen;

 I Er sprach: «Ich han gewunnen:

 I Vor was ich verprunnen,

265

 I Vor was ich derstunken;

 I Dar zuo sein mir die läus ertrunken.»

 I Des lobt er got mit allem fleiss.

 I Do sprach Haintzo mit der gaiss:

 I «Dein gewin der ist ein stro

270

 I Gen dem mein: des bin ich fro.

 I E ich in den bache chäm,

 I Ich was haiden ungezäm.

 I Ich was auch in der ketzer orden:

 I Erst bin ich ze cristan worden.»

275

 I Secht, daz tet dem Chuontzen zorn!

 I Er sprach: «Mich duncht, daz wir verlorn

 I Habin mere dann gewunnen.

 I Wir sein in dem bach grunnen

 I Sam die toten mäuse.

280

 I Sprecht ir, daz euch die läuse

 I Sein dertrunken, daz ist glogen;

 I Die bruoch ich oft han ab gezogen

 I Und gewäschen in dem bach:

 I Kain laus ich nie dertrinken sach.

285

 ! Und du, Haintzo mit der gaiss,

 ! Deins gewinnes ich enwaiss.

 ! Bist du also worden cristen,

 ! Daz ist gescholten und gefisten;

 ! Won nach der weisen phaffen sag

290

 ! Nieman sich getauffen mag

 ! Selber in eim bache

 ! Von chainr lai sache.

 ! Es muoss ein underschaidung sin

 ! Zwüschem tauffer und auch din.

295

 ! Dar zuo der tauffer sprechen schol

 ! Genanteu wörter, die man wol

 ! Vindet in der hailigen gschrift.

 ! Dennocht ist ez als ein wicht,

 ! Hat der tauffer nit den muot

300

 ! Ze tauffen, so er dich daz tuot.

 ! In gottes dienst bist du verdrossen;

 ! Dar umb so hast du wenk vergossen

 ! Deins pluotz in seiner minne.

 ! Du prinst auch nit mit sinne

305

 ! In dem gaist: daz sag ich dir.

 ! Noch bist ein jud, gelaub es mir!»

 I Eisengrain moht nit enbern

 I Einer red: die höret gern!

 I «Siha, durch gotz plunder,

310

 I Ist daz nit ein wunder,

 I Daz Chuontz da haim uf sinem mist

 I Ist worden ein so guot jurist?

 I Wolt ir euch enwench enthaben,

 I Ein red mag ich für war sagen

315

 I Ane brief und ane potten:

 I Es mügt wol encher selber spotten.»

 I Die taiding allen misseviel;

 I Ieder schluog sich an den giel:

 I Des schimpz begond sei reuwen.

320

 I Woi, wie laut sei schreuwen:

 I «Nu we, numer dumen amen!

 I Daz wir ie ze samen chamen,

 I Daz wir ie gestochen haben,

 I Des müess wir schand und laster tragen.»

325

 ! Lechdenspiss der unverzait

 ! Hort die clag; es was im laid.

 ! Er spranch her für mit schalle:

 ! «Hört, îr herren alle,

 ! Ein red, die ich euch sagen wil!

330

 ! Wir chömend noch zuo guotem spil,

 ! Wolt îr volgen miner lere:

 ! Wir behalten noch die ere,

 ! Ist, daz wir stechen mit dem gast

 ! Und bindent uns ind sättel vast.»

335

 ! Des rates fröwtens sich gemain

 ! Denn Chuontz vom stadel, der allain

 ! Do sprach: «Ich wil nit stechen,

 ! Lung und leber brechen.

 ! Ie mer ich mich so wolt verpinden,

340

 ! Ie e mir wurd von we geswinden.»

 I Der red si nit vernamen,

 I Auf iren rossen si kamen,

 I Mit widen sei sich do verpunden,

 I So si aller beste kunden.

345

 I Doch moht der Chnotz beleiben niht,-

 I Sein reiten daz was gar enwicht,

 I Der ars begond in smertzen,

 I Wie wol ers hiet am hertzen –

 I Also daz nicht mer dann äht

350

 I Chamend her mit îrm gepräht

 I Auf den plan und widern gast.

 I Sei ruoften laut, sei schrewend fast:

 I «Her frömder gsell, wes hast du muot?

 I Wilt du stechen umb daz guot,

355

 I Wilt du riten umb die er,

 I So halt dich her und wart nit mer!»

 I Her Neithart ward der rede fro,

 I Wie wol ers nit erzaigti do;

 I Er äntwürt züchtecleich und sprach:

360

 I «Ich wolte haben mein gemach,

 I Den frid so wolt ich suochen,

 I Woltit es sein geruochen.

 I Wie wol es sei ein rehter schimph,

 I So wär es doch nit mein gelimph,

365

 I Gen sölhen herren zriten,

 I Die mir ze allen ziten

 I Ze edel und ze stark sein.

 I Wär enker joch nür einr allain,

 I Ich getörst in nit bestan.

370

 I Des schült es mich geniessen lan!»

 I Do man die red verhörret,

 I Îr forht die was zerstörret.

 I Küeneu hertzen seu gewunnen;

 I Si sprachend: «Höra zuo der nunnen,

375

 I Waz sei spricht und waz sei sait,

 I Recht sam ein gfrorner has verzait!»

 I Graf Burkhart für die andern brach

 I Und sunder zuo hern Neithart sprach:

 I «Ich waiss nit, wie dus kochest:

380

 I Ich sich wol, daz du sochest

 I Im sattel, so wir vallen.

 I Die schand missvelt uns allen

 I Und tuot uns in dem magen we.

 I Dar umb so muost du stechen me!»

385

 I «Trun», sprach der gast vil hofeleich,

 I «Daz wiss gott von himelreich,

 I Daz ich es han verwegen mich,

 I Waz ich tuon mües, daz tät ich.»

 I da mit man pheiffet schon als e.

390

 I «Helm auf, he!» wie laut man schre!

 I Das ward nit lenger do gepitten:

 I Vil drat si auch zesamen ritten

 I So chrefticleichen und so hart,

 I Daz graf Burchart an der vart

395

 I Dem rosse auf dem ars gelag.

 I Hört, waz ich euch mer sag!

 I Do sach man seinen gsellen

 I Her aus der prüeche prellen.

 I Erst huob sich jamer, angst und not.

400

 I Die frawen lachten sich ze tot.

 ! Graf Burkhart in den sattel kam.

 ! «Sim so, ir ziegglin?» sprach der man,

 ! «Durch aventeur so seit es chomen,

 ! Aventeur habt es vernomen.»

405

 I Da mit so huob er sich von stat.

 I Lechspiss do her fürher trat

 I Mit siner scharffen angesiht;

 I Er sprach: «Îr gast, ir seit ein wicht:

 I Des dunket mich in meinem hertzen;

410

 I Dar umb so müest ir leiden smertzen.»

 I Des antwürt im der frömde man:

 I «Mein junchherr, waz han ich getan,

 I Daz ich schol smertzen dulden?

 I Ich pitt euch pei gotts hulden,

415

 I Last mich reiten meineu vart

 I Durch aller werden frawen art!»

 I Süesser red mocht er engelten:

 I Lechspiss erst huob an ze schelten.

 I Ein langes sper er under schluog

420

 I Und lieff hin an reht sam ein phluog.

 I Er stach den gast, daz im wol halb

 I Aus dem nest emphiel daz kalb.

 I Des frewtend si sich alle;

 I Si ruoften hoch mit schalle:

425

 I «Ge hain, Üeli mit der nasen,

 I Hilf deim weib der kuo grasen!»

 I Lechspiss rüeffet aus dem mund:

 I «Da für näm ich nicht hundert phund!

 I Doch muoss ich in noch aber rüeren:

430

 I Er chan mirs, trawen, nit enphüeren! «

 I Daz sper so nam er in die hant,

 I Gen dem gast er anhin rant

 I Und traf in pei dem sattelpogen

 I Also ser und ungezogen,

435

 I Daz in die riemen liessen

 I (Er mocht ir nit geniessen):

 I Vallen muost er in die erde

 I Dreier spange tieff, der werde.

 I Secht, do huob sich jamers chlagen:

440

 I Ir ghort es nie pei ewern tagen!

 I Wie schier ze wainen was geraten

 I Ir lachen, daz si vor taten!

 I Dem maiger mund und nase pluot;

 I Doch ruoft der held aus freiem muot:

445

 I «Hört, ir herren überal,

 I Ir schült nit chlagen meinen val!

 I Er hat mich nit getroffen:

 I Ich han mich selber ab gestochen.»

 I Man truog in fuder so zehant.

450

 I Vil drat so cham her für gerant

 I Eisengrein, ein küener degen;

 I Er sprach: «Der tiefel müess sein phlegen,

 I Miss ich im nit einen stich,

 I Daz er werd gagent untersich!»

455

 I Ein lautes gschrai er do an huob;

 I «Sim so, ir herverlauffner buob?

 I Wolt îr das treiben imer mer,

 I Daz tuot mîr zorn und müet mich ser.»

 I Her Neithart äntwurt im aldo:

460

 I «So, min lieber herre, so?

 I Ich lass es gern beleiben,

 I Welt îrs nit fürbas treiben.

 I Ich sait euchs vor, vernemet mich,

 I Was ich tuon mües, daz tät ich.»

465

 I «Nit so!» sprach her Eisengrein,

 I «es muoss noch bas getumbelt sein.

 I Ich muoss dir deinen chübel rüeren,

 I Der haher well doch dann enphüeren!»

 I Die helme sei verpunden

470

 I Ze den selben stunden.

 I Eisengrein begraiff daz sper.

 I «Über in her jo, über in her!»

 I Die andern alle schrewen vast,

 I So haiss in was auff disen gast.

475

 I Da mit sei zemen wolten sein;

 I Der esel unter Eisengrein

 I Schrein und fliehen do began

 I Also schentzleich hin und dan,

 I Daz er wenich do gestechen

480

 I Mocht noch seinen schaden rechen.

 I Daz sper gie auf die erde.

 I Do ruoft der degen werde:

 I «Hilffa, herr, und hilffa schier:

 I Ich wil verderben auf dem tier!»

485

 I Do cham ein müllner nach glauffen:

 I «Herr, wolt îr daz tier verchauffen?

 I Zehen schilling an ein phunt

 I Gib ich euch ze diser stund.»

 I Des äntwurt im der wol getan:

490

 I «Haiss nür den esel stille stan

 I Und hab den sattel sampt mit im!

 I Nim hin, lieber müllner, nim!»

 I Hagen ward gevangen

 I Mit des müllners sangen;

495

 I Die andern ranten all her nach:

 I Zuo dem esel was in gach.

 ! Si schrien laut: «Es ist enwicht!

 ! Verpint dem esel sein gesiht,

 ! So mag er lauffen drichtz hin an!»

500

 I Secht, daz was so schier getan!

 I Hagen stuond verpunden:

 I Sam in die wolf geschunden

 I Hietin, also draft er her

 I Röschleich gen her Neithartz sper.

505

 I Do ward vil ritterleich gestochen,

 I Schilt und sper an zal zerprochen.

 I Der gast enmoht nit lenger peiten:

 I Er stiess den esel in die seiten,

 I Daz er also schiere

510

 I Streket älleu viere.

 I Eisengrein dar unter glag.

 I Seht, do huob sich newe clag

 I Umb den edeln herren.

 I Der sich so schon chond weren!

515

 ! Eisengrein was unverzait;

 ! Er sprach: «Mîr tuot daz clagen laid.

 ! Siha, durch einr merhen fist:

 ! Ob mein phärt gevallen ist,

 ! Waz schulden schol ich dar um tragen?

520

 ! Wer mag sich an den himel haben?

 I Ich han verwuost die rehten hand:

 I Daz tuot mir wîrser dann die schand.»

 I Da mit so was die red ergangen;

 I Eisengrein sich huob von dannen,

525

 I So er aller röschest kond.

 ! Triefnas rüegen sich begond:

 ! Die nasen ward er rimphen,

 ! Daz feur im aus den augen glast,

 ! Aus sinem maul der gaifer prast.

530

 ! Jo, wie zittert er von zorn!

 ! Sein varw hiet er so gar verlorn,

 ! Stamblent ward sein rässeu zung.

 I Waz man saget oder sung,

 I Dem gast wolt er do nit vertragen:

535

 I Er wolt in nür für toten haben.

 I Des huob er an ze lurggen do:

 I «So, du du du hüerensun, so?

 I Des ha-ha-hast du dich verwegen?

 I Du ma-ma-macht nit mer geleben!»

540

 I Her Neithart was ein cristan man;

 I Dar umb so ruoft er Bertschin an:

 I «Min he-he-herr, durch unsern got,

 I Last mi-mi-mich vor meinem tot

 I Ze re-re-rechter reuwe chomen!»

545

 I Daz mocht in laider nicht gefromen.

 I Bertschin tet der spot vil we;

 I Er sprach: «Nu chla-la-laff nit me!»

 I Wie drat er seinen helm auf band!

 I Daz sper er vasset in die hant.

550

 I Eilen wolt er gen dem man

 I Und in der herberg raiten an:

 I Do stiess sichs phert (ich weiss nit wie)

 I Über ein ärws, daz im die chnie

 I Zuo der erden sunken,

555

 I Sam es nit hiet getrunken.

 I Triefnas über und über viel

 I Also hart auf seinen giel,

 I Daz er wainet und auch grain.

 I Er fluochet allen frawen rain:

560

 I «Ir gunken, kotzen, bösen breken,

 I Daz euch der übel tot müess streken

 I Um die marter, die ich duld

 I Nit anders dann umb ewer huld!

 I War zuo habt es mich nu pracht?»

565

 I Her wider umb er do gedacht

 I An frawn Mätzleins widrichait;

 I Vil drat er swaig, ez was im lait.

 I Ein anders gsanch do huob er an:

 I «So sei ich nit ein bider man:

570

 I Frawen gnad wil ich derwerben,

 I Scholt ich vierstund drüber sterben!»

 I Übersich so ward er sehen

 I Und schrein: «Mîr ist nit reht geschehen.

 I Helft mir in den sattel wider!

575

 I Und stech ich in dann nit da nider,

 I So sprecht, daz ich ein esel sei!»

 I Also chamen ir wol drei

 I Und hulffen do dem chüenen man,

 I Daz er auf die merhen cham.

580

 I Was er vor gepunden ser,

 I Si punden in noch dristund mer.

 I Den pheiffer hiess man aber dönen.

 I «Halt ab, halt ab!» wurdens hönen.

 I Die sper si under drukten,

585

 ! Ir ruggen sei do smukten

 ! Hinter die schilt vil werleich

 I Und ranten also erleich,

 I Daz zwo ofenchruken

 I Vielend hin ze stuken.

590

 I Des muost der ofner do engelten:

 I Fluochend ward er und auch schelten

 I Umb sein ofenchruken baide.

 I Bertschi jach: «Hab dir nit laide!

 I Ich wil dir geben häw und stro;

595

 I Pring mir ander chruken zwo!»

 I Daz was also schier geschehen.

 I Triefnas sprach: «Nu schol man sehen,

 I Ob ich frawen dienen chan!»

 I Den gast so rant er wider an.

600

 I Hern Neitharten des do verdross:

 I Er gab dem minner einen stoss,

 I Daz man in selten mer hiet funden;

 I Do was er also stark gepunden,

 I Daz er mit kainr gepärde

605

 I Mocht chümen von dem phärde.

 I Daz cham alz zuo seinen schanden:

 I Hangend ward er in den panden

 I Der merhen auf die hüefe.

 I Ob ich es rechte brüefe,

610

 I Ze hart im an der selben vart

 I Gestrigelt ward sein har und bart.

 I Und wär man im ze hilf nit chomen,

 I Daz schläpfen hiet imd sel benomen.

 I Doch ward im von we geswinden.

615

 I Secht, do ward er erst enphinden,

 I Daz Chuontz im vor gesaget hiet,

 I Do er ze lesten von im schied!

 I Die frawen schreuwen, daz es clanch:

 I «Helm ab, helm ab!» was ir gsanch.

620

 I Daz pheiffen was vil gar gelegen.

 I Wes scholten do die andern phlegen?

 I Daz mügt es aigenleichen wissen:

 I Sei hieten sich vil nach beschissen

 I Von rechter forcht, die si do hieten;

625

 I Si wolten sich des schimphes nieten.

 I Dennocht sprach her Lechspiss:

 I «Des lebens sein wir noch gewiss

 I Und möchtin dar zuo er bejagen,

 I Hietin wir den gast erschlagen.

630

 I Unser sind noch vier beliben:

 I Schöltin wir nit eim gesigen,

 I So wär doch übel, daz wir ässin

 I Oder ze Lappenhausen sässin.

 I Dar umb so schüllen wir nu reiten

635

 I Mit ein ander und nit peiten

 I Auf den schalk mit plossen swerten

 I Und in von ein ander serten!»

 I Do sprach Jächel Grabinsgaden:

 I «Din rat was selten ie an schaden;

640

 I Dar umb ich dir nit volgen wil.»

 I Des frewt sich Pentza Trinkavil.

 I «Jo», sprach Haintzo mit der gaiss,

 I «Er ahtet unser nit einn schaiss.

 I Mich dunkt, er sei ein fuchs wild;

645

 I Des zagel füert er an dem schilt.»

 I Der taidinch was so vil beschehen,

 I Daz sich her Neithart ward versehen,

 I Si gtörstin nit mer stechen.

 I Die forht wolt er in brechen

650

 I Und auch geben küenen sin:

 I Fliehent macht er sich do hin.

 I Secht, do huob sich söleich jagen,

 I Man chönd euchs niemer gar gesagen,

 I Und ein schreien nach dem gast,

655

 I Man hort es über drei rast!

 I Ze eilen was in also not,

 I Daz sich ir zwen ervielen ztot.

 I Do daz die andern sahen,

 I Si liessen von irm gahen.

660

 I Die sünd die ward seu reuwen,

 I Si ruoften nach mit treuwen:

 I «Lieber herr von frömden landen,

 I Behüetend uns vor bosen schanden!

 I Vergebt uns unser bosshait!

665

 I Sei reuwt uns ser und ist uns laid,

 I Won wîr nu, trun, enphinden wol,

 I Ir seit des hailigen gaistes vol.»

 I Des ward der gast von hertzen fro;

 I Gen in so cheret er sich do

670

 I Und sprach mit senftem hertzen:

 I «Got büess euch allen smertzen

 I Und vergeb euch ewer sünde!

 ! Doch für wars ich euch daz künde

 ! Nach der hailigen gschrifte sag:

675

 ! Die sünd ich nit vergeben mag

 ! Ane reuw und peicht und puoss,

 ! Die der sünder tuon muoss

 ! Gäntzleich ane falschechait.

 ! Daz sei euch von mir gesait!»

680

 I Erst do vieng sich an ein reuwen:

 I Si wurden ireu hertzen pleuwen

 I Also ser, daz in daz bluot

 I Ze mund und nasen aus schluog.

 I Ir wainen daz was also gross:

685

 I Haintzo gab im einen stoss,

 I Daz er zuo der erden sanch;

 I Von rehter andacht ward er chrank.

 I Lechspiss der sach auf zuo got:

 I Es was im chomen aus dem spot;

690

 I Er rüeffet laut mit gantzer macht:

 I «Herrgot, gib mir sinn und chraft,

 I Daz ich meinr sünden ledig werde

 I Und so nit var von diser erde,

 I Sam Pentz und Jächel sind verschaiden

695

 I Als lästerleich auf diser haiden!»

 I Dar nach er gen dem ritter gie

 I Und naigt sich nider auf die chnie

 I Also treuleich in den plan:

 I Er möht die pain zerpossen han.

700

 I Auf ruoft er: «Mein lieber herr,

 I Hört mein sünd durch Marjen er

 I Und gebt mîr auch der buoss genuog!

 I Ich han gesündet ane fuog.»

 I Her Neithart in dem grüenen geas

705

 I Den pauren do ze peichte sas.

 I Ein crütz er machet über sei

 I Und sprach: «Got schaff euch sorgen frei!»

 I Gen Lechspiss er sich keret do

 I Und sprach: «Durch got, der häw und stro

710

 I Geschaffen hat, und durch den gaist

 I Sag mîr alles, daz du waist!»

 I Also huob min Leckspiss an

 I Und sprach: «Ich pin ein schuldig man

 I Und han gesündet aus der mass

715

 I Wider euch auf diser strass.

 I Noch gedenk ich», sam er sprach,

 I «Einer sünd, die gester gschach.

 I Die ist laider also gross,

 I Daz ich mich an der zungen stoss

720

 I Und waiss nit, ob ichs sagen schol;

 I Doch getraw ich euch so wol,

 I Daz irs nit fürbas pringet,

 I Daz mich mein andaht zwinget

 I Euch ze sagen an gotes stat.»

725

 I Wie erstleichen er in des patt,

 I Her Neithart sprach vil taugen:

 I «Du scholt mir daz gelauben,

 I Daz mîr wär von hertzen lait,

 I Scholt ich meine phaffhait

730

 I Mit deiner peichte so verliesen;

 I E wolt ich den tot herkiesen.

 I Sag mîr freileich deine sünd,

 I Wilt du werden gottes fründ!»

 I Lechspiss zuo sinr peichte cham;

735

 I Doch zittert er vor sünden scham

 I Und sprach: «So wil ichs sagen

 I Und wil dran nit verzagen:

 I Herr, min weib – nu we, nu we,

 I Ich gtar euch nit gesagen me.

740

 I Es ist ein so grosseu sünd,

 I Daz ich euchs nit gerne künd.»

 I Der peichter aber gen im sprach:

 I «Got nem dir alles ungemach,

 I Lieber sun, du fürht dir nicht!

745

 I So werd ich heut ein böswicht,

 I Sag ich ieman deinen sin,-

 I So ich alters ainig pin!»

 I Lechspiss daz nit recht vernam;

 I Darumb so huob er wider an:

750

 I «Herr, mein weib ist nit gar lanch;

 I Dar um so nam sei einen banch,

 I Mit iren painen sei drauf staig,

 I Ein stuch sei ab dem bachen snaid.

 I Do ich des nu innen wart,

755

 I Geschlichen kam ich an die vart

 I Und zucht den stuol so schon von stat,

 I Daz sei reht an dem ruggen glag.

 I Daz gwändel huob ich îr do auf

 I Und chust sei dristund in den bauch.»

760

 I Her Neithart smieren do began;

 I Er sprach: «Sim phü dich, böser man!

 I Wes hast du wüetreich dich gezigen,

 I Sel und leib so gar verstigen?

 I Deiner sünd ist also vil,

765

 I Daz ich dich nit enledigen wil

 I Noch enkan dîr bessers sagen:

 I Du muost dich zuo dem bischolf draben!»

 ! Daz sagt er im nit ane sach,

 ! Her Neithart, do, der gumppelphaff,

770

 ! Der im gedocht in seinem muot:

 ! «Böser schimphe ward nie guot;

 ! Mit der sel ist nit ze schertzen.

 ! Ich waiss daz wol in minem hertzen

 ! Nach der waisen lere sag,

775

 ! Daz ich in nit gelösen mag

 ! Noch gepinden gaistechleich.

 ! So mag er auch nit sicherleich

 ! Seineu sünd eim laien sagen,

 ! So er priester mag gehaben.»

780

 I Lechspiss macht sich dannen.

 I Do cham da her gegangen

 I Heintzo, der vil reuwig man.

 I Seineu peicht die huob er an

 I Und sprach: «Mein herr, helft mîr aus not!

785

 I Ich han gesündet in den tot,

 I Ich hab auch gottes huld verlorn;

 I So we mîr, daz ich ie geporn

 I Ward hie auf diser erde!»

 I Do sprach der Neithart werde:

790

 ! «Sim, sun, du scholt nit so verzagen!

 ! Ich wil daz für war sagen:

 ! Gottes herbarmhertzichait

 ! Ist so michel und so brait,

 ! Daz nie chain sünd so grosse wart,

795

 ! Si wurd vergeben an der vart,

 ! Woltz den menschen rüwen

 ! Von grunt mit gantzen trüwen.»

 I Da mit so huob mein Heintzo an

 I Und saget, waz er hiet getan;

800

 I Er sprach: «Mein herr, es ist ein schand.

 I Gestern fuor ich über land,

 I Bis daz ich cham zuo einem bach.

 I Do huob sich laid und ungemach:

 I Aus ze schlauffenn mich verdross

805

 I Und durch ze wattenn also bloss:

 I Do wolt ich auch nit wider keren

 I Und mein gelt umb süst verzeren.

 I Secht, do vand ich dört ein kuo!

 I Die fuort ich bei den orn hin zuo:

810

 I Ich staig auf sei und rait hin an,

 I Bis daz ich durch daz wasser cham.»

 I «Ir faiger ketzer!» sprach der ritter,

 I «Daz euch der übel tod, der bitter,

 I Nemen müess, îr böser man!

815

 I Ir möcht nit wirser han getan.

 I Ich sag dirs nit aus einem trom:

 I Du muost dich machen hin gen Rom

 I Mit henden und mit füessen,

 I Wilt du din sünde büessen.»

820

 I Also macht sich Haintz do hin

 I Gen Rom: daz was sein ungewin.

 I Lechspiss hintz zum bischolff trat:

 I Daz ward im in dem sekel schad.

 I Neithart gab in seinen segen.

825

 I «Ewer müess der tiefel phlegen!

 I Got geb euch paiden smertzen!»

 I Sprach er in dem hertzen.

 I Da mit so stuond er von der peicht

 I Sam ein pruoder ungeweicht.

830

 I Mit dem so kam da her geritten

 I Triefnas schon auf einem schlitten.

 I Den gast besorgt er vast und ser;

 I Er sprach: «Mein lieber juncherr,

 I Hab ich wider euch getan,

835

 I Daz schölt ir mîr nu faren lan

 I Durch den überreichen got

 I Und raten mir an allen spot,

 I Ob ich schüll hofieren

 I Fürbas mit turnieren,

840

 I Mit sagen und mit singen

 I Und auch mit andern dingen.»

 ! Dar zuo sprach her Neithart:

 ! «Mich dunkt, du saist von hoher art

 ! Ein degen, chüen mit deinem leib.

845

 ! Ist, daz du nemen wilt ein weib

 ! Zuo der e, ich dir daz chünd:

 ! Du macht ir dienen ane sünd.

 I Und dar zuo wil ich helffen dîr

 I Zuo dem besten, glaub es mîr!

850

 I Dar zuo wil ich dir vergeben

 I Alz, daz pei dinem leben

 I Hast begangen wider mich.

 I Dar umb, du frier held, vergich:

 I Waz dunket dich in deinem muot

855

 I Wol getan umb er und guot?»

 I Des dankt im Bertschi so zehant.

 I «So wol, daz ich euch ie derchant!»

 I Sprach er zuo dem Neithart

 I Und swuor im auf sein lesteu vart,

860

 I Daz er Mätzen näm zun eren,

 I Scholt er joch die bruoch verzeren.

 I Da mit so wurdens jausen

 I Hin wider zLappenhausen

 I Sam ein bliens fögellein

865

 I Und chamend zuo den gsellen sein.

 I Der warend dennoch sechs beliben.

 I Bertschi sprach: «Ich sei gestigen:

 I Es muoss noch sein ghofieret

 I Und ritterleich gturnieret

870

 I Durch die lieben Mätzen min!»

 I Ir kainer wolt der zag sin;

 I Si sprachen all: «Nu hin, daz sei!»

 I Da mit so huob sich ein geschrai:

 I «Turnierens, trun, wir müessen kosten,

875

 I scholtin wir joch all zerchnosten:

 I Wistin wirs nur an ze keren!»

 I Her Neithart sprach: «Ich wil euch leren

 I Eigenleich mit gantzer trüw:

 I In dem spil pin ich nit nüw.»

880

 I Des bnuogtend si sich alle

 I Und schrewen auf mit schalle:

 I «Got hat uns seinen engel gsant,

 I Einen man von fremdem land;

 I Dar zuo so sein wîr ghailet.»

885

 I Vil schier si wurden gtailet

 I Nach her Neitharts reden

 I In zwai tail gar eben.

 I In dem ersten taile was

 I Er und Bertschi Triefnas,

890

 I Burkhart mit dem überpain

 I Und der wüetend Eisengrain.

 I In dem andern was der Twerg,

 I Chuontz vom stadel, der vil werd,

 I Chnotz und Troll, die herren.

895

 I Für wars möcht ich des sweren,

 I Daz chain turner nie so schier

 I Gtailt wart sam – die vier und vier.

 ! Her Neithart huob an zsprechen:

 ! «Der turner und daz stechen

900

 ! Sind nit erdacht um daz allain,

 ! Daz man hofier den frawen rain:

 ! Sei sein auch dar zuo jo gemacht,

 ! Daz man da mit die ritterschafft

 ! Erzaig und dar zuo lerne.

905

 ! Dar umb so schült îr gerne

 ! Üeben euch in sölhen dingen,

 ! Daz euch dest ofter werd gelingen

 ! In ernst und auch in stritten.

 ! Stechen lert uns riten

910

 ! Creftichleichen mit dem sper.

 ! Dar zuo so hilf der turner

 ! Daz swert vil ritterleichen füeren,

 ! Fleisch und pain und eisen rüeren.»

 I Si sprachen all: «Gelobt sei Crist

915

 I Und alles, daz im himel ist!

 I Tuon wir wellen, waz wir schüllen,

 I Und ewer gpott mit ernst herfüllen!»

 ! Her Neithart aber redet do:

 ! «Ewer eren pin ich fro;

920

 ! Dar umb wîr schüllen wellen

 ! Zwen unter uns gesellen

 ! Von part und widerparte

 ! Zuo zäumern an der varte:

 ! Die habend anders nit ze schaffen

925

 ! Dan hin und her im turner gaffen,

 ! Ob si vinden unter allen,

 ! Die man schlahen schol mit schallen.

 ! Die selben schüllens ziehen

 ! Paim zaum, daz si nit fliehen

930

 ! Mügen so geswinde,

 ! Bis daz daz ander gsinde

 ! Der îr gesellschaft chöm her nach

 ! Und in umb und umbe vach

 ! Und dar zuo schlahi – doch nit hert,-

935

 ! Oder schüphi von dem phert.

 ! Und ist, daz si in vellen,

 ! So schol er dar so zellen

 ! Phenning vier und nit der bösen,

 ! Wil er seinen esel lösen.»

940

 ! Die red geviel in allen wol;

 ! Doch ruoften si: «Mit we man schol

 ! Die gzäumpten gsellen treffen

 ! Mit schlahen und mit stechen?»

 ! Des antwürt in her Neithart so:

945

 ! «Mit pengeln gstriket aus dem stro!»

 ! Si ruoften laut: «Wie guot, wie guot!

 ! Dis stro uns chlainen schaden tuot.»

 I Da mit so wurden aus herwelt

 I Chnotz und Burkhart und gezelt

950

 I Für îr zäumer also gmain.

 I Ieder tail macht sich allain

 I In einn winkel also drat

 I Und wurden unter in ze rat,

 I Über welh der turner gieng.

955

 I Da mit her Burkhart an vieng

 I Und sprach: «Enkainr ist schlahens werd

 I Denn der hüerrensun, der Twerg,

 I Der den ars wüscht an daz phait:

 I Daz schol uns allen wesen laid.»

960

 I Daz dunket Bertschin nit gar guot;

 I Er sprach: «Mich dunkt in meinem muot,

 I Daz wîr schüllen streichen

 I Chuontzen haut, die weichen,

 I Wan er in der kirchen stanch

965

 I Über aller unser danch.»

 I Eisengrain hin wider sait:

 I «Daz wär mir umb den Chuontzen laid.

 I Ist nit wäger, daz wîr Trollen

 I Schlahin über seinen schollen,

970

 I Der die leut und lande laicht

 I Und dar zuo in daz pette saicht?»

 I Des selben rates warens fro

 I Und sprachen all: «Dem sei also!»

 I Chnotz im andern winkel sprach:

975

 I «Went îr hörren, was geschach?

 I Es ist geleich, sam ich es sag,

 I Das an einem sunnentag

 I Eisengrein den seinen stall

 I Mistet, daz es über al

980

 I Smechet in der gassen.

 I Dar umb man schol in vassen

 I Pai dem har und pei dem part,

 I Daz im sein misten chüm ze hart!»

 I Daz mocht dem Twergen nit behagen;

985

 I Er sprach: «Ein anders wil ich sagen,

 I Des ich so mich nu han bedacht:

 I Der gast der hat uns hie zuo pracht;

 I Dem gast dem schüll wir gelten

 I Mit schlahen und mit schelten!»

990

 I Do daz der Troll erhörret,

 I Die red was gar zerstörret;

 I Er sprach: «Her Twerg, ir seit nit werd,

 I Daz ir habt er in tal und perg.

 I Wist îr nit, waz überlast

995

 I Wîr haben glitten von dem gast

 I Nur von unsern schulden?

 I Nu sein wîr chomen zhulden:

 I Scholten wîr nu daz verscheissen?

 I E wolt ich dîrs har zerreissen.»

1000

 I Der rede ward den Twerg verdriessen;

 I Er sprach: «Du chanst wol pöltz schiessen.

 I So werd ich heut erstochen:

 I Die schand muoss sein gerochen!»

 I Da mit si in die messer griffen:

1005

 I Die warend neuleich wol geschliffen.

 I Chuontz der schre: «Drutz, morder, drutz!»

 I Iedem gab er einen smutz

 I Und schied si von einander baid;

 I Er sprach: «Mîr ist ditz ding laid.

1010

 I Wolt îr triben disen tail,

 ! Daz macht uns allen unhail.

 ! Wîr müessen uns zuonanner haben,

 ! Wollen wir die er bejagen.»

 I Da mit so was ein frid geschehen.

1015

 I Cuontzo der ward fürbas jehen:

 I «Mich dunkt in meinem sinne,

 I Der schimp chöm von der minne:

 I Den minner – daz ist Triefnas,-

 I Schüllen wîr bezalen bas!

1020

 I Dar zuo so hab ich funden,

 I Daz Bertschi hat geschunden

 I Ein katzen mit der tenggen hand:

 I Daz ist ein laster und ein schand.»

 I Des selben rates warens fro

1025

 I Und schreuwen all: «Dem sei also!»

 I Aus den winkeln sei do drungen

 I Und santend baidenthalb einn jungen,

 I Daz er scholt die gloggen leuten,

 I Die den turner wurd beteuten.

1030

 I Secht, daz was so schier geschehen!

 I We, was fröden hiet man gsehen

 I Mit singen und mit swätzen

 I Unter den torffmätzen!

 I Dar zuo ward geschaffen,

1035

 I Daz man auch scholte machen

 I Einen zaun all umb den plan.

 I Daz was jo also schier getan.

 I Und dar auf scholt man prügi legen

 I Durch der schönen frawen wegen,

1040

 I Die den turner scholten sehen.

 I Daz was also schier geschehen.

 I An den selben stunden

 I Die rekken sich verpunden,

 I Ein halbe chuo si frassen

1045

 I Und auf die esel sassen

 I Mit den kolben von dem stro.

 I Doch was der Neithartz nit also;

 I Ich wil euch des beweisen:

 I Sein knüttel was von eisen,

1050

 I Mit stro wol übermachet,

 I Won er vil laides schaffet

 I Taugenleichen mit gelimph

 I Allen gsellen in dem schimph.

 I In den plan seu ritten do

1055

 I Nach îrem alten siten so

 I Mit Gunterfain dem pheiffer,

 I Dem der pauch was selten lär

 I Von ruoben und von gersten.

 I Also rant des ersten

1060

 I Bertschi in dem ringe umb:

 I «Heia he, wie gsunt, wie jung

 I Bin ich an dem hertzen mein!»

 I Daz was do das jauchtzen sein.

 I Wie ritterleichen kond er reiten

1065

 I Mit den sporen zpaiden seiten!

 I Den kolben wand er umb daz haubt,-

 I Er ist ein narr, der mir daz glaubt.

 I Dar nach, seht, der fröleich man

 I Macht sich an sein ort hin dan

1070

 I Zuo den seinen gsellen.

 I Der ander tail sich zstellen

 I Trachtet an daz ander ort.

 I Hie mit sprach der gast daz wort

 I Zuo den chäphern von dem gäw,

1075

 I Die warent blait von stro und häw:

 I «Hört, ir herren, dfiessen,

 I Die portten schült ir schliessen!

 I Die abgeworffnen heft hin dan:

 I Das stet enk wol und ghört euch an!»

1080

 I Der turner ward herhaben,

 I Schrenkpäum zuo geschlagen.

 I Seu ritten in enander

 I Recht sam die säw von Flandern.

 I Des tämers des ward gnuog und vil

1085

 I In der gmain bis an daz zil,

 I Daz her Burchart Trollen vand

 I Und in zäumpt mit seiner hand;

 I Er sprach: «Du muost dich mit mir traben

 I Und von ars auff werden gschlagen.»

1090

 I Da mit so sach man Chnotzen

 I Gen Triefnasen hotzen;

 I Er sprach: «Nu gib dich zgfangen:

 I Es ist umb dich dergangen!

 I Ein flieher bist du vor gesin,

1095

 I Dar umb so muost du leiden pin.»

 I Man fuort ein hin, den andern her

 I Besunder in dem turner.

 I Ieder viel in sattelpogen

 I (Er wär anders ab gezogen)

1100

 I Und huob sich also vast,

 I Daz im des atens gprast.

 I Die pain die schluogens untnan zemen,

 I Daz man die ross nit kond genemen.

 I Doch ward mans pengeln mit dem stro,

1105

 I Daz die frawen schrien do

 I Von grund auf und gar ze vollen:

 I «Retta Bertschin und auch Trollen!»

 I Daz hort her Troll; es gie im zhertzen:

 I Gen dem ritter ward er fertzen

1110

 I Und sprach: «Daz sei dem gast geschankt!»

 I Des ward im ieso schier gedankt:

 I Her Neithart pand im ab die hauben

 I Und cratzt in, daz ims pluot von augen

 I Schrät, und mass im einen schlag,

1115

 I Daz er do unterm esel glag.

 I Da mit was er entrunnen

 I Und auch sein Hagen gwunnen.

 I Her Burkhart sprach: «Nu schüllen wîr

 I Bertschin retten; volgend mîr!»

1120

 I «Daz ist pilleich», sprachen sei;

 I Zuo Bertschin vegtens alle drei.

 I Do nu Triefnas hiet vernomen,

 I Daz sein gesellen wären chomen,

 I Starks gemüet er do gewan

1125

 I Und huob auch sein gespötte an;

 I Er sprach: «Ich sitz so sanft und wol,

 I Daz mich joch nieman retten schol.

 I Pringt mîr chäs und dar zuo prot:

 I Ich pins nahent hungers tot!»

1130

 I Daz prot man im vil schiere gab;

 I Triefnas peiss ein stukke ab

 I Und trukt es gäntzleich in den schlunt.

 I Wie laut er schre: «Wie guot, wie gsunt!»

 I Neithart lachen do began;

1135

 I Chnotzen rait er hintnan an

 I Und huob in auf von seinem phert:

 I Er warff in nider in die erd.

 I Die chäpfer namen in hin dan,

 I Die merhen muost er varen lan.

1140

 I Do daz Eisengrein dersach,

 I Es tet im laid und ungemach.

 I Er hiet es zstet gerochen gern:

 I Do muost er sein von forht enbern.

 I Der Twerg hiet sich der er verwegen;

1145

 I Er sprach: «Sein müess der tiefel phlegen!

 I Mit Bertschin zfechten ist enwicht:

 I Er hat gefressen und wîr nicht.»

 I Da mit so was der turner aus.

 I Den lüeller hiess man trüllen auf.

1150

 I Do rüeffet Geri mit dem kruog:

 I «Nu we, ist sein ietz genuog!»

 ! Des antwürt ir der pharrer do:

 ! «Sim so, du hüerr, sim so, du, so?

 ! Wänst, es seigin hodenschleg?

1155

 ! Daz din der übel tiefel phleg!»

 I Geri gswaig; doch sprach der gast:

 I «Noch schüllen wîr uns streken vast

 I Und in enander reiten

 I Mit schlahen zallen seiten!

1160

 I Daz haist der nachturner.»

 I Secht, do wurdens gasslent her

 I Und rumplen unter enander

 I Sam wildeu swin von Flandern!

 I Ditz dinch verzoch sich also lanch,

1165

 I Bis ein nebel und ein tamph

 I Von leuten und auch phärden

 I Sich huob von den gepärden,

 I Also daz ieso zehant

 I Nieman do den andern bkant.

1170

 I Erst wîr mügen spüren,

 I Ob sich her Neithart rüeren

 I Chönd unter den gesellen

 I Mit schlahen und mit fellen.

 I Es geschach ze stunden,

1175

 I Daz man da hiete funden

 I Fünf turnierer wol getan

 I Gestreket nider in den plan

 I Und dar zuo gstossen und geschlagen:

 I Man hietz in chörben fuder gtragen.

1180

 I Daz schuoff her Neithartz pengellein,

 I Daz da strowin scholtet sein.

 I Ditz chond er dannocht teken:

 I Vil sanft ward er sich streken

 I Nider zuo den gsellen sein

1185

 I Und schrein: «Nu we der lungen mein,

 I Die in mir zerschlagen ist!

 I Des muoss ich ligen in dem mist.»

 I Do daz die alten sahen,

 I Gemainchleich seu des jahen,

1190

 ! Daz si pei iren zeiten

 ! So pöschleich nie gestreiten

 ! Sahen, sam da was geschehen,

 ! Scholt mans für ein ernst ersehen;

 ! Wolt mans aber zellen

1195

 ! Für einen schimph, daz vellen,

 ! So sprachens, daz seu nie chain schimph

 ! Gesahen mit dem ungelimph.

 ! Die gsellen wurden hin getragen.

 I Ein ander turner ward sich haben

1200

 I Zwüschen und den rossen:

 I Die wurden gumpend und auch possen

 I So ser, daz niemand gtorst genahen,

 I Die esel und die merhen zvahen.

 I Do schluog des Trollen Hagen

1205

 I Bertschins rüssin in den magen,

 I Daz sei älleu viere

 I Strechet also schiere.

 I Neithartz phärt schluog hintnan auf

 I Em esel zend und zungen aus.

1210

 I Da mit er ieso tod gelag.

 I Daz was niemand also schad

 I Sam dem müllner von der wisen,

 I Der Hagen hiet von im gelihen,

 I Und auch Chuontzen weib, der Jützen,

1215

 I Die von lachen und von chützen

 I Obnen ab der prügi viel

 I Also hart auf iren giel,

 I Daz îr die sel nit bleiben wolt

 I Und fuor do hin, daz faren scholt.

1220

 I Dar um so ward ein gschrai derhaben:

 I «Hört, îr tohtern und ir chnaben,

 I Iederman far in sein haus:

 I Dem schimph dem ist der poden aus!»

 I Da mit so ward zerhauwen

1225

 I Der zaun vil e dann gpauwen,

 I Schrenkpäm nider gschlagen

 I Und hin und her vertragen.

 I Do ditz so was ergangen,

 I Die werlt sich macht von dannen:

1230

 I Ein tail so mit dem toten weib,

 I Daz da verlor den seinen leib.

 I Daz ward man so ze hand begraben:

 I Daz was dem pharrer ane schaden.

 I Der ander tail der muosset ziehen

1235

 I Den esel, der nit mocht gefliehen,

 I Und in emphelhen do den raben:

 I Daz was den wolfen ane schaden.

 I Der leste tail, daz muoss ich jehen,

 I Gie da hin, die recken sehen,

1240

 I Die so sere warent gschlagen,

 I Dem wundartzet ane schaden.

 I Doch mocht er Neithartz nit geniessen

 I Noch Bertschins, des vil rässen fiessen:

 I Die warent also schier genesen,

1245

 I Sam in nie wär we gewesen;

 I Wan her Neithart kond sein schonen,

 I Dar umb wolt er chaim artzet lonen:

 I So hiet der minner hohen muot;

 I Daz was im zuo den wunden guot.

1250

 I Er hiet gesprungen und getantzet,

 I Dar zuo gsungen und geswantzet:

 I Do mocht im niempt den haber tragen;

 I Der gast der hiet sich hin getraben.

 I Wie chond man Trollen laid zerstören?

1255

 I Weder gsehen noch gehören

 I Mocht er noch sein smertzen chlagen:

 I Also hart was er geschlagen.

 I Chuontzen was ein straich gemessen,

 I Daz er tantzens hiet vergessen;

1260

 I Dar zuo was ims weibe tod:

 I Daz pracht im jamer und auch not.

 I Wär dem Twergen bas gelungen,

 I Wie gern er hiet mit Bertschin gsprungen!

 I Do mohten in die füess nit tragen:

1265

 I Also hart was er geschlagen.

 I Do sprach junkherr Eisengrein

 I Und die andern gsellen sein:

 I «Swantzens chan uns nit behagen:

 I Also hart sein wîr geschlagen.

1270

 I Und ob joch des nu nicht enwär,

 I So macht uns doch daz wachen swär,

 I So wîr des morgens scholten erren,

 I Tröschen, sneiden, män und perren.

 I Er müess dertrinken in dem kat,

1275

 I Der uns hier zuo ie gepraht!»

 I Dennocht Purkhart hiet gesungen

 I Rains gesanch in süesser zungen:

 I Do moht ers nit am hertzen haben:

 I Also ser was er geschlagen.

1280

 I Hie mit muost der Triefnas

 I Ainich bleiben, daz ist das.

 I Doch wolt er nicht enlassen ab

 I Und dient frawn Mätzen nacht und tag.

 I Mit sinnen und gedenken

1285

 I Von îr mocht er nicht wenken.

 I Des nahtes gie er alweg aus

 I Und schlaich hin zuo irs vattern haus.

 I Den laim den raiss er von der maur

 I Und peiss dar in: es was nicht saur.

1290

 I Fegend ward er her und hin,

 I Zuom türlein ein stuond im der sin.

 I Weil und zit was im ze lanch;

 I Wie oft so huob er an und sanch:

 I «Ich wil nach dîr verderben,

1295

 I Nach dir so wil ich sterben.»

 I Da mit so schiegt er hin zum laden,

 I Ob ers gesehen da möcht haben:

 I Do vand er nit; daz tet im zorn:

 I Also was sein gesanch verlorn.

1300

 I Daz traib er oft und dar zuo dik;

 I Es half in laider nicht ein stik.

 I Des chroch er zuo des pheiffers haus

 I Und sprach: «Mein lieber gsell, ste auf

 I Und hilf mîr heint mit deiner chunst:

1305

 I Ich arbait in der minne prunst!»

 I Gunterfai der snarchelt ser:

 I Im traumpt, er fischet in dem mer.

 I Waz scholt der helde sprechen?

 I Der hals was im derlechen.

1310

 I Ungpitig was mein Triefnas:

 I Er ward dem spilman rüeffent bas

 I Und in die haustür possen

 I Mit zwain stainen grossen.

 I Mit einem steken chlocht er an

1315

 I Und sprach: «Ste auf, biderman!»

 I In den selben sachen

 I Der spilman bgond derwachen

 I Und wüst auf sam ein wilder has.

 I «Was ist ditz und was ist das?»

1320

 I ward er rüeffend do ze stet.

 I Sein weib daz warff er ab dem pett:

 I Er wand, sei hiet diss alz getan.

 I «Îr teuscherin!» (so sprach der man)

 I «Wes sîrtst mich heint die langen nacht?»

1325

 I Bertschi hiet do schier gelacht:

 I Do martret in der minne gluot

 I So ser, daz im die nas pluot.

 I Do daz verran, do schluog er an:

 I Er gie hin dan und ruoft dem man:

1330

 I «Ste auf durch den reichen got

 I Und ge mit mir: des ist mir not!»

 I Gunterfai was zornes vol,

 I Dar zuo hiet er gedrunken wol;

 I Er schre: «Ge fuder, merhensun,

1335

 I Und chlok nit me: daz ist dein frum!»

 I Bertschin tet daz schelten we

 I Und daz dützen dannocht me;

 ! Er gedocht: «Ich sei ein wicht:

 ! Und betörft ich dein so nicht,

1340

 ! Ich zerschlüeg dir kalb und kuo

 ! Und deinen ruggen auch dar zuo!

 ! Nu muoss ich singen, wie du wilt;

 ! Doch kümpt ein tag, daz ich dirs gilt.»

 I Süesse red die huob er an:

1345

 I «Zürn nicht, lieber spilman!

 I Ich pins Triefnas: ge mit mir!

 I Siben haller gib ich dir.»

 I do dis erhöret Gunterfai,

 I Du huob er an ein anders gschrai:

1350

 I «Ja, mein lieber herr, seit irs?

 I Ich bkant euch nicht: vergebt mirz!»

 I Also stuond er auf aldo;

 I Die augen wüscht er mit dem stro.

 I Er suocht die pruoch: sei was verlorn;

1355

 I Doch hiet er îr noch wol enborn,

 I Wär der sekel nicht ze stunden

 I An die selben pruoch gepunden.

 I Des mocht er do nicht an gesein:

 I Daz gelt wolt er do legen drein.

1360

 I Ditz suochen, truwen, wert so lanch,

 I Daz Bertschi dristund auf spranch

 I Von rehtem zorn, den er gewan.

 I «Chümpst nicht?» ruoft er zuo dem man.

 I «Ja», sprach diser, «so geswind,

1365

 I Ist, daz ich die bruoch vind.»

 I Des sprach Triefnas do vil drat:

 I «Chüm, la sten daz niderwat!

 I Ich gib dir phenning und die täschen,

 I Ich schenk dir pier mit sampter fläschen.»

1370

 I Wer was froer dann Gunterfai?

 I Er aht der prüech nicht umb ein ai

 I Und cham her aus gestoben,

 I Gerumpelt und geflogen

 I Mit seinem bekkin, daz was new.

1375

 I Bertschi sprach: «Nu plew und plew

 I Und lass uns heint hofieren:

 I Ich zel dir dar mit vieren!»

 I Über al daz bekk erschal,

 I Daz es erchnal in perg und tal.

1380

 I Seu chomen hin zuo mätzleins haus:

 I Die pot den ars zum fenster aus.

 I Do sprach Bertschi ieso zhant:

 I «So wol mîr, daz ich ie derchant

 I Deinen amblik wol gestalt!

1385

 I Halt her, liebes Mätzli, halt!»

 I Des ward den andern allen

 I Daz tämer missevallen:

 I Seu hietin gerner gschlaffen;

 I Zuo Gunterfain si sprachen:

1390

 I «Wes schlaist uns heint mit deinem pfiffen?

 I Wilt, daz wir dîr dhaut derstrichen?»

 I Des antwurt in der Schollentrit:

 I «Lieben herren, zürnet nicht!

 I Mich dunkt, er hab ins pad geschlagen:

1395

 I Wîr schüllen uns da hin dertraben!»

 I Schollentritten glaubt man do:

 I Iederman der ward so fro,

 I Daz er also zstette

 I Sich huob von seinem bette,

1400

 I Wen seu pei allen iren tagen

 I Haiss pad chonden nie gehaben.

 I Gunterfain dem lieffens nach:

 I Do was er gflohen also gach

 I Hin mit Bertschin sam ein fiess,

1405

 I Daz er sich nicht do vinden liess.

 I Des muosten seu engelten.

 I Ward in dhain bad ie selten,

 I Daz mocht in dannocht seltzner sein.

 I Da mit so chertens wider ein.

1410

 I Triefnas der was fröden vol:

 I In daucht, er hiets geschaffet wol.

 I Wie oft so ward min närrel jehen:

 I «Sim, so mîr ein surt, ich han sei gsehen!»

 I Sein akergen was gar da hin;

1415

 I Gen Mätzellein stuond im der sin.

 I Der andern nacht so gie er aus

 I Und chriemelt in irs vattern haus.

 I Er macht sich in den chuostal

 I Also leis, daz ez nicht hal.

1420

 I Hinderd tür er sich verparg,

 I Bis daz Mätzli melchend ward.

 I Er cham her für und sprach: «Nu sweig,

 I Liebes lieb: nim dir nit laid!

 I Ich pins Bertschi: ghab dich wol!

1425

 I Ich mach dich aller fröden vol.»

 I Mätzli do so hart dercham,

 I Daz sei Bertschi nit vernam,

 I Und huob an zgreinen und auch grain.

 I «Naina, Mätzli, naina nain!»

1430

 I Bertschi sprach; er was nicht faul:

 I Die hand schluog er îr für daz maul.

 I Ein zabeln huob sich und ein bossen,

 I Daz die milch ward umb gestossen.

 I Daz gie der kuo ze hertzen:

1435

 I Die hürner ward sie stertzen.

 I Lüejen und auch rauschen

 I Emmitten durch den hauffen.

 I Sei cratzt, er rauft, die kuo die stach:

 I Daz wunder nie chain man gesach.

1440

 I In dem selben streben

 I Die kuo ward messen eben

 I Bertschin über seinen dank

 I Zwen stich in einem swank.

 I Der möht er wenich sein genesen,

1445

 I Wär sein dikker schop nicht gwesen.

 I Triefnas ward aldo vertriben,

 I Mätzleins maul damit entliben;

 I Dar umb sei rüeffet und auch schre:

 I «Hie deup, hie deup! He, he, he, he!»

1450

 I Do man derhort fron Mätzen gschrai

 I Alleu gnad die was entzwai.

 I Der do wappen haben macht,

 I Der wappet sich hintz zmitter nacht.

 I Erst do chamens her geflogen

1455

 I Mit îren swerten aus gezogen

 I Und schreuwen alle: «Was ist ditz?

 I Sag uns, Fritzo, durch poks switz!»

 I Fritzo sprach: «In enem stal

 I Ein deup ist gwesen überal.

1460

 I Welt îr sein geruochen,

 I So schüllen wir in suochen

 I Unter der erd und ob der erd,

 I Ob uns der hüerrensun nu werd!»

 I «Des sein wir gpunden», sprachen sei.

1465

 I Fritz und seiner sünen drei

 I Wagten sich des ersten hin;

 I Die andern chamen all nach in

 I In den stal all über al.

 I Vil laut erhal îr gschrai, ir schal

1470

 I (Seu schluogen greuleich in die wend):

 I «Woi, daz dich der tiefel schend!

 I Wurdist ie ein biderb knecht,

 I So chüm her für und mach es schlecht!»

 I Des pumbelns do die kuo verdross

1475

 I Und gab Fritzen einen stoss,

 I Daz er belaib in seinem haus;

 I Da mit die andern fluhend aus.

 I Den deup man do nicht vinden maht

 I Bis hintz auf die dritten nacht.

1480

 I Do pracht in zuo die minne;

 I Er gdacht in seinem sinne:

 I «Du muost dich heven aber aus

 I Und steigen auf meins puolen haus:

 I So wîrst du sehen durch daz tach,

1485

 I Waz sei tuo und was sei schaff.»

 I Wie schier er do hiet vollepracht

 I Alles, daz er im gedacht!

 I Triefnas auf dem tache was,

 I Fritz mit seinen kindern sas

1490

 I Pei dem feur und ass der ruoben.

 I Bertschi wolt des zuo luogen

 I Und stiess daz haubet durch ein loch:

 I Do was er swärer dann ein bloch;

 I Dar umb so muost er vallen

1495

 I Vor den chindern allen

 I Und dem vatter in daz feur

 I Sam der tiefel ungeheur.

 I Hoal und kessel viel da hin

 I Mit Bertschin zuo seim ungewin.

1500

 I Wer mocht do lenger gpeiten?

 I Der nicht enhiet ze reiten,

 I Der floh mit hend und füessen:

 I Daz chond im nieman gpüessen.

 I Mätzli die was also lam,

1505

 I Das sei chaum zur stegen cham;

 I Secht, do rumpelt sei hin ab

 I Sam ein ander mülrad!

 I Die andern vielen all hin nach:

 I Ze fliehen was in also gach.

1510

 I Fritz der muost beleiben,

 I Er mocht sich nicht gescheiben:

 I Dar zuo hiet in pracht der schad,

 I Den im die chuo im stadel gab.

 I Do ditz nu also was geschehen,

1515

 I Fritz der ward sichs dings versehen

 I Und gedacht in seinem muot:

 I «Gluot ist gvallen in die gluot,

 I Feur ist chomen zuo dem feur:

 I Daz schaft die minn, die aventeur.»

1520

 I Bertschi wolt verprinnen

 I Ausrenthalb und innen:

 I Do zoh in Fritzo durch die äschen

 I Mit ruobwasser heiss gewäschen

 I Und fartz im dristund in den mund;

1525

 I Also ward der minner gsunt

 I Doch was ein wunder, daz er gnas,

 I So hart und er gevallen was.

 I Dem artzet gab er einen schlag

 I Ze lon, das er am ruggen glag.

1530

 I Zur hintertür er trumpelt aus;

 I Den wîrt den liess er in dem haus.

 I Fritzo der ward wütend ser;

 I Wie laut er schre: «Wo schilt, wo sper?»

 I Fechtens hiet er do begunnen:

1535

 I Do was im der veint endrunnen.

 I Die rach do über Mätzen gie:

 I Pei den zöpfen er sei vie

 I Und warff sei dreistund wider derd;

 I Er sprach: «Des bist du alles werd.

1540

 I Ich bin gestochen und geschlagen

 I In daz maul und in den magen;

 I Daz tach das ist zerprochen mîr:

 I Sich, daz hab ich alz von dîr!»

 I Dar zuo gab er îr ein stoss

1545

 I Und sei in ein speicher schloss;

 I Er sprach zuo îr: «Da sitz und scheiss!

 I Der ars ist dir ze dik und feiss.»

 I Mätzel ward behalten.

 I «Des müess ein fist walten!»

1550

 I Sprach do Triefnas an der stund,

 I Do im die mär so wurden kunt.

 I «Noch liebt sei mîr ie bas und bas,»

 I Sprach er aber, «das ist ist das.

 I Ich han gesworn: ich muoss sei haben,

1555

 I Wär sei joch in derd vergraben.»

 I Ditz was im zorn und ungemach.

 I Wie oft er gen dem speicher sach

 I Und gedacht im: «Hailiger Christ!

 ! Beschlossen prot, wie süess du pist!»

1560

 I Mätzlein mainet Triefnas

 I So ser, daz im des nicht enwas,

 I Sein hertz in seinem leibe

 I Wolt presten nach dem weibe.

 I Mätzli sas allaine,

1565

 I Sei schawt îr weissen paine.

 I Do sach sei îr vil praunen mutzen:

 I Sölich zuchen, rupfen, smutzen

 I Huob sich auf den rauhen fleken,

 I Reissen, chlenken und ainzweken,

1570

 I Dar zuo fluochen, trewen, schelten,

 I Das des jamers ghort man selten.

 I Mätzel zuo der futzen sprach:

 I «Got geb dir laid und ungemach

 I Und dar zuo allen smertzen,

1575

 I Den ich an meinem hertzen

 I So pitterleichen dulde

 I Nür von deiner schulde!»

 I Also schluog sei aber dar,

 I Bis daz îr das maul geswar,

1580

 I Und sprach: «Se hin! Das gib ich dîr,

 I Das man umb dich hat geben mîr.

 I Dar zuo so müess er sterben,

 I Der nach dir wil verderben!»

 ! Do hiet Mätzel langes har

1585

 ! Und churtzen muot: ja, daz ist war!

 I Wie schier so ward die taiding chrumb!

 I Mätzli chert sich wider umb:

 I Hiet sei vor geschulten ser,

 I Zartend ward sei dreistund mer

1590

 I Mit streichen und auch salben

 I Die mutzen allenthalben.

 I Hin wider sprach sei zuo dem pletz:

 I «Got dich alles laids dergetz

 I Und püess dîr deinen smertzen:

1595

 I Des bitt ich in von hertzen!

 I Dar zuo wil ich dich auch pitten:

 I Habist von mir ichtz gelitten,

 I Vergib mirs! Auf mein rechten aid:

 I Es rewt mich ser und ist mir laid!»

1600

 I Der pletz der wolt geantwürt haben:

 I Do warend im die zend aus gschlagen,

 I Daz maul was im geswullen,

 I Er hiet verlorn die wullen.

 I Doch ward ein frid gemachet;

1605

 I Dar zuo sprach sei und lachet:

 I «Sälich müess er werden,

 I Der nach dir wil verderben!»

 I Daz was auf Pertschin do gedacht,

 I Der îr fröd und wunne pracht

1610

 I Ieso so schier in irem hertzen,

 I Also daz sei alles smertzen

 I Gar und gäntzleich do vergass.

 I Hietz im vor getragen hass,

 I Daz was alles do verchert:

1615

 I Der minne feur sich also mert,

 I Daz sei dem gsellen ward so hold

 I Und hölder dann dem liechten gold.

 I Erst do huob sich mätzigschäft,

 I Chlüngeln-chlangeln und ein gprächt

1620

 I Zwüschen paiden seiten.

 I Die minn die ward seu reiten

 I Also ser, daz seu vergassen,

 I Was seu trunken oder assen.

 I Diz leben ward in gar ze sur;

1625

 I Seu hietens paideu von natur:

 ! Ie minr man lieb zuo liebe liess,

 ! Ie mer sich hertz zuo hertzen stiess.

 I An essen seu ab namen

 I Und chürtzleich dar zuo chamen,

1630

 I Daz seu die ärs nit mohten wegen;

 I Dar umb so muosten seu sich legen

 I Nider auf die benke.

 I *8ur sinn und auch îr gdenke

 I Warend nach versunken.

1635

 I Doch hiet do Bertschi gtrunken

 I Süessen met und pier und wein,

 I Daz er noch pei den chreften sein

 I Beleib und gdoht in seinem muot:

 I «Ist sei nu so wol behuot,

1640

 I Daz ich mit îr nicht reden gtar,

 I So send ich doch ein briefel dar.»

 I Des ward do Triefnas do ze rat.

 I Also schier und auch gedrat

 I Sant er nach des torfes schreiber:

1645

 I Der hiess Henritze Nabelreiber.

 I Mein tächenschreiber ieso zhant

 I Cham in Bertschins haus gerant.

 I Triefnas der lag auf der bank:

 I Ach und we daz was sein gsank.

1650

 I Do ditz der Nabelreiber sach,

 I Es was im laid und ungemach,

 I Won in Bertschi ghöret an.

 I «Hat dir iemant iht getan?»

 I Sprach er zuo dem armen.

1655

 I «daz müess von mîr arnen!»

 I «Nain du!» sprach do Berchtold;

 I «Mätzlein bin ich also holt,

 I Daz ich nach îr verderben

 I Wil und dar zuo sterben.

1660

 I Wilt du mîr ditz vertreiben,

 I Ein briefel muost du schreiben

 I Haimleich zuo der frawen min

 I Oder ich muoss leiden pin.»

 ! Des antwurt im der schreiber do

1665

 ! Und sprach: «Dem ding ist nit also,

 ! Sam du wänst, mein lieber gsell.

 ! Welher reht hofieren well,

 ! Der sei ein chnecht pei junger zeit,

 ! Frisch und sauber an dem leib

1670

 ! Und derwel im ein allain

 ! Unter allen frawen gmain,

 ! Die im aller pest behag,

 ! Mit niemant nicht ze schaffen hab,

 ! Die auch sein geleiche sei

1675

 ! An jugent und auch art da pei;

 ! Won der ze höch im stigen wil,

 ! Der fleugt inn graben ze dem zil.

 ! Sei schol auch wesen sunderbar

 ! In allen deinen sinnen zwar;

1680

 ! Won die rechte liebeschaft k

 ! Zwüschent zwaien hat îr chraft

 ! Und wil îr auch nicht mer haben.

 ! Also vil chan ich dîr sagen:

 ! Wilt den buol derwerben dîr

1685

 ! Ze deiner chan nach rechter gîr,

 ! So vind in an der minne new,

 ! Wilt, daz es dich nicht gereuw!

 ! Won die witwen und die alten

 ! Sind von rechter minn geschalten:

1690

 ! An die ersten man gedenket,

 ! Daz die andern prüeder chrenket.

 ! Nu dar, hast du dann aus derkorn

 ! Ein lieb ze sälden dir geporn,

 ! So derzaig dich nuofer gar,

1695

 ! Fröleich, chupplig hin und dar!

 ! Wo sei sitze oder ste,

 ! Da scholt du alweg wesen e

 ! Und dein netze streken hin:

 ! daz ist, die scholt nach meinem sin

1700

 ! Oft und dik sei smieren an

 ! Mit spilnden augen hin und dan,

 ! Daz sei innen werd, die guot,

 ! Waz du mainest in dem muot;

 ! Won die erste angesicht

1705

 ! Ist ein anvang ze der gschicht.

 ! Tantzens macht du pflegen vil,

 ! Dönens auf dem saitenspil,

 ! Dar zuo singens und auch springens,

 ! Sagens und auch anders dinges.

1710

 ! Doch geschech daz mit der mass

 ! In dem haus und an der strass,

 ! Mit geleichsnen haimleich gar,

 ! Daz es nicht werd ze offenbar;

 ! Won frawen gunst derwîrbt der man

1715

 ! Allain, der taugen minnen chan.

 ! Dar umb so suoche dîr vil leis

 ! Ein zementragerinen weis,

 ! Der du mügst getrauwen wol,

 ! Und schenk îr etwas, sam man schol,

1720

 ! Daz sei zuo der rainen var

 ! Und sag îr die worte gar:

 ! «Got grüess dich, blüender rose zart!

 ! Chain junkfraw nie so sälich wart

 ! In langen zeiten, sam du bist;

1725

 ! Won dich so hat ze diser frist

 ! Der schönest jungling diser welt

 ! Im ze seinem lieb gezelt.

 ! Der ist so hofleich und so chluog:

 ! Sein gleich die muoter nie getruog.

1730

 ! Nie kain weib sein wirdig mag

 ! Gewesen nach der waren sag.

 ! Der von grosser diemuotchait

 ! Embeut dîr seinen dienst berait

 ! Und pitt dich auch von hertzen gîr,

1735

 ! Daz du äntwürtst im pei mîr,

 ! Ob es iemer müg gesein,

 ! Daz er gewinn die hulde dein,

 ! Dar zuo, daz du auch günnist im,

 ! Ze offnen allen seinen sin

1740

 ! Dir in einer lieben stund

 ! Allain von seines selbers mund.

 ! Daz wil er ewechleich gen dir

 ! Verdienen gern, gelaub es mir!»

 ! Und ob die rain des ersten spricht:

1745

 ! «Deiner red behagt mir nicht;

 ! Lass die märe also bald!

 ! Daz sein der übel gaist gewalt!

 ! Wänst, ich sei ein heubscherin?

 ! Du bist es selber an dem sin.

1750

 ! Ge da hin und chüm nicht me!

 ! Anders, wiss, ich schaff dir we!»

 ! Oder andrer red sei tuot

 ! Durch scham und ere, die vil guot,

 ! Dar umb vil wenig du verzag

1755

 ! Und ge die gassen auf und ab,

 ! Ze fröden singend deinem lieb

 ! Sunderleich daz hofelied:

 !      «Ze dienen hab ich dîr gesworn,

 ! Wil seis joch niemer han verguot.

1760

 !      Vält es mir heut – es trifft leicht morn:

 ! Dar auf derfreuwet sich mein muot

 ! Und harren ie auf guoten wan.

 !      Ze dienen hab ich ir gesworn,

 ! Wil seis joch niemer han verguot:

1765

 ! Dar um wil ich nicht abelan.»

 ! Hin wider umb der botten bhend

 ! Zuo îr dik und ofte send!

 ! Und hat mans vor gebeten ser,

 ! So fleh man sei noch dreistund mer,

1770

 ! Bis daz du seist von îr geert;

 ! Won chain hertz ward nie so hert,

 ! Daz man nicht möht gmachen lind

 ! Mit stätem gpett: das waiss ein kind.

 ! Nu dar, gschicht die gnade dir,

1775

 ! Daz du scholt chümen hin zuo ir,

 ! So saum dich nit und mach dich dar

 ! Taugenleich vor neider schar

 ! Und naig dich îr! Du grüess sei so:

 ! «Got der mach euch gmüetes fro

1780

 ! Und geb euch glüks und hailes vil!

 ! Nicht anders ich nu pitten wil.»

 ! Dar nach so macht du sprechen schier:

 ! «Höchster hord, o maigen zier,

 ! Begnad mich, lieb der gnaden vol,

1785

 ! Zferhörren tugentleichen wol!»

 ! Da mit so haiss sei sitzen hin

 ! Und sitz zuo ir (daz ist der sin)

 ! Und heb dein taiding an da mit

 ! Züchtichleich (daz ist der sitt)!

1790

 ! Du sprich vil senfticleich und leis:

 ! «O holder puol, mein paradeis,

 ! Daz ich da her so mangen tag

 ! Taugen liebschaft gen euch trag,

 ! Mit gantzen trüwen leident fro,

1795

 ! Des lasst mich heut geniessen so

 ! Und verhaisst mir ze der vart

 ! Gantzeu treuw in lieber art!

 ! Daz ist mir, fraw, die höchste gab,

 ! Die maiste säld, die gröste gnad;

1800

 ! Won chain ding ward nie so guot

 ! Sam hertzen zwai in einem muot

 ! Verstriket gar mit stätichait,

 ! In treuwer liebe gantz berait.»

 ! So spricht sei leicht: «Daz wisse got:

1805

 ! Der mein geruochet ane spot,

 ! Dem mag ich auch nicht hass getragen.»

 ! Des scholt îr ieso danche sagen

 ! Und sprechen: «We, wie guot, wie guot,

 ! Wie fröleich got was in dem muot,

1810

 ! Do er im schuoff des menschen art,

 ! Sunderleichen euch so zart,

 ! In so rehter mass und geng

 ! An der chürtz und an der leng!

 ! Aus ewerm mundlein ein rubein

1815

 ! Prinnet; sälich mües er sein,

 ! Dem îr eins chüssens woltin gunnen!

 ! Dar umb mich däucht, ich hiet gewunnen

 ! Tausent march und dannocht vil,

 ! Möcht ich chümen zuo dem spil.»

1820

 ! So ist sei leicht der listen vol

 ! Und chan dir ditz versagen wol:

 ! Durch er sei wil dîr nicht verjehen,

 ! Daz sei wolt ieso, es wär geschehen.

 ! Dar umb, her gsell, nim dir nit laid,

1825

 ! Greiff îr leisleich an daz chlaid;

 ! Mit seuftzen sprich: «O we, min hord,

 ! Tötscht du mich, daz ist ein mord:

 ! Nu waist du wol, daz ich verderben

 ! Muoss also und dar zuo sterben.»

1830

 ! Da mit so mach der red nicht vil

 ! Und mach dich zuo der minne spil

 ! In süessen werchen (es ist zeit)

 ! Mit küssen, merk, und anderm streit,

 ! Bis daz die rain derwarmet sei!

1835

 ! So macht du muoten sorgen frei

 ! Die e, ob îr dein hertz begert:

 ! Des wirst du sicher dann gewert.

 ! Dar nach so tuo sam ander leut!

 ! Nicht mer ich dir ieso beteut.»

1840

 I Des sprach Bertschi: «Öhain mein,

 I Daz du vil sälich müessist sein!

 I Waist nicht, daz ze diser frist

 I Mätzli so verschlossen ist,

 I Daz niemand kömen mag zuo îr,

1845

 I Ze sagen meines hertzen gîr?

 I Des muost du selber nemen war

 I Und machen dich zum speicher dar

 I Mit dem briefel, gselle min,

 I Und werffen îrs zum venster in;

1850

 I Des wirt sei vindent einen fund,

 I Daz îr die mär leicht werdent kund.»

 I Nabelreiber der ward jehen:

 I «Waz du wilt, daz sei geschehen!»

 I Sein feder er do fürher nam

1855

 I Und sprach: «Nu sag auf, guoter man,

 I Wie du den brief wilt haben!»

 I Der minnesiech ward sagen

 I Nach dem, und er sich best versach;

 I Also huob er an und sprach:

1860

 I «Got grüess dich, lindentolde!

 I Lieb, ich pin dir holde.

 I Du bist mein morgensterne;

 I Pei dir so schlieff ich gerne.

 I Mich hat so ser verdrossen,

1865

 I Daz du bist so verschlossen

 I In dem speicher über tag,

 I Daz ich nit geschlaffen mag.

 I Dar zuo han ich mich vermessen,

 I Daz ich fürbas nit wil essen

1870

 I Noch gedrinken dhainer stund,

 I Mich trösti dann dein roter mund.

 I Dar umb so sag mir an oder ab!

 I Daz got dein lieben sele hab!»

 I Trun, Henreitze der was chluog!

1875

 I «Sim, hörr auf lieber: sein ist gnuog!»

 I Sprach er zuo dem tichter do.

 I Ein andern brief den schraib er so:

 ! «Nach wunsch so müess der zarten mein

 ! Glük, säld und hail bescheret sein,

1880

 ! Daz mir nu alles ist entwert!

 ! Unmuot hat mich gar versert,

 ! Den ich so sendecleichen duld

 ! Umb anders nicht dann ewer huld.

 ! Dar umb, fraw, o maigenplüet,

1885

 ! Süesseu tugend, zarteu güet,

 ! O meins hertzen paradeis,

 ! Bit ich euch mit allem fleiss,

 ! Daz îr es tuot durch frawen zucht,

 ! Durch mannes er, durch minne gnucht

1890

 ! Und mich begert zbegnaden

 ! Mit treier laie gaben:

 ! Die erst ist, daz mîr sei berait

 ! Guoter will mit stätikait

 ! In ewerm hertzen sicherleich:

1895

 ! Daz wil ich gdienen ewencleich.

 ! Die ander ist, daz îr den fund

 ! Vinden schölt in churtzer stund,

 ! Daz sich hertzen, mündel, augen

 ! Zemen füegen sunder taugen.

1900

 ! Zum dritten mal so wil ich flehen,

 ! Daz îr mîr seit ein söleichs lehen,

 ! Wan ich ewer pin allaine,

 ! Daz niemand hab mit mîr gemaine.

 ! Und wurd, daz nicht schol werden,

1905

 ! Daz ich auf diser erden

 ! Die gnad enmöcht erwerben,

 ! So wist, daz ich verderben

 ! Mües und dar zuo sterben!

 ! Da mit

 !          (Euch geseg in steg und weg)

1910

 !          (Jesus in seinr güeti!)

 !          (Ewer phleg in leb und sweb)

 !          (Venus in îrm gemüeti!»)

 ! Und anders nit!

 I Do der brief geschlossen ward,

 I Der schreiber huob sich an die vart.

1915

 I Zuo dem speicher er sich kert,

 I Da fro Mätzel was verspert.

 I Daz briefel pand er an ein stain

 I Und warf es hin zum fensterlein;

 ! Er sprach: «Nu ge hin ane füess!

1920

 ! Dich umbschlahend armen süess.

 ! Var hin, brief, dar ich dich sende!

 ! Dich enphahend weisse hende.»

 I Min briefel daz ward fliegen,

 I Zum fenster in hin stieben

1925

 I Und cham her, da es Mätzen vand.

 I Es verfället paider hand

 I Und dar zuo lieber armen;

 I Es mocht da nicht erwarmen.

 I Also es der choph emphieng

1930

 I So schon, daz im daz pluot aus gieng.

 I Da was der brief nicht schuldig an:

 I Es hiet sein gsell da pei getan,

 I Zuo dem er was gestrichet,

 I Der so die menschen zwiket

1935

 I Für daz grüessen an der vart,

 I So er zuo in gsendet wart.

 I Mätzli was gevallen

 I Mit ars und mit allem

 I Ab dem banch, da sei do sas,

1940

 I Daz sei îrs gemüetz vergas.

 I Do nu vergie daz streken,

 I Die oren ward sei reken

 I Und denken: «Wie ist mîr geschehen?»

 I Also wolt sei umbsich sehen

1945

 I Und dersach den brief gepunden

 I Mit dem stain, der îr die wunden

 I Hiet geschlagen in den chopf.

 I Des nam sei wunder in dem kropf.

 I Doch sei zuo ir selben sprach:

1950

 I «Ditz ist nicht gschehen ane sach.»

 I Hie mit und sei den brief entpand,

 I Den stain den warff sei widerd wand.

 I Woi, wie gern sei hiet gelesen,

 I Wär dhain kunst in îr gewesen!

1955

 I Sei wolt sich ztod erfressen,

 I Daz sei der gschrift vergessen

 I Hiet in iren jungen tagen.

 ! Daz ward sei rüwenchleichen clagen

 ! Und sprechend: «We mîr heut den tag!

1960

 ! Daz ich so wench gelernet hab

 ! Lesen und auch schriben,

 ! Daz pringt mîr jamers liden

 ! Und macht mîr schaden, scham und laid.

 ! Wie schol ich meineu haimleichait

1965

 ! Offnen einem fremden man,

 ! Dem ich laider nicht enkan

 ! Getrauwen aigenleichen wol?

 ! Die werlt ist böser listen vol.

 ! Owe, chunst, du werdes guot,

1970

 ! Du höchster hord, du edler muot,

 ! Gewisser schatz, du blüendeu frucht,

 ! Der sele hail, des leibes zucht,

 ! Hiet ich deinen samen gsait

 ! Mit sorgen und auch arbait,

1975

 ! So möcht ich ietzo sneiden

 ! Mit fröden ane leiden.

 ! Hiet ich gsatzt der wurtzen dein,

 ! Die mich so bitter dauchten sein,

 ! So läs ich ietz in meinen sak

1980

 ! Öpfel süess und wol gesmak.

 ! Secht, der han ich kains getan:

 ! Des muoss ich disen jamer han!»

 I Do nu die red was vollepraht,

 I In îren hertzen sei gedacht,

1985

 I Wie seis scholte legen an,

 I Daz sei chäm zuo einem man,

 I Der îr saget an gevär,

 I Was am brief geschriben wär.

 I Also kam îr in den muot:

1990

 I «Dar zuo so wär ein schreien guot

 I Und ein rüeffen durch den gatter

 I Zuo meinem alten toben vatter

 I Und zaigen im daz pluot der wunden

 I Und, wie mîr was von we geswunden:

1995

 I So wirt er mich leicht nemen aus

 I Und füeren mich zuos artzetz haus

 I Vil schier und auch geswinde,

 I Daz er mich verpinde.»

 I Wie schier was daz geschehen,

2000

 I Sam sei sich hiet versehen!

 ! Der artzet was ein weiser man,

 ! Dar umb er fragen do began:

 ! «Wie pist du, maget, so geschlagen?

 ! Mit we und wan? daz scholt mir sagen!»

2005

 ! Daz tet er alles umbe daz,

 ! Daz er derfüeri dester bas,

 ! Mit we îr zhelfen wäre.

 I Mätzlein dem was swäre,

 I Ze sagen im mit gantzem war

2010

 I Vor den leuten offenbar;

 I Des antwürt sei: «Trun, ich enwaiss!

 I Die leut die tuon mir also haiss,

 I Die hie so nahent pei mîr sten:

 I Ich fürcht, mir well die sel engen.»

2015

 I Chrippenchra der ward des innen,

 I Wes die junchfraw wolt beginnen;

 I Er snarchet gen den leuten:

 I «Sim, was wil ditz beteuten?

 I Welt îr uns dersteken,

2020

 I Derstenken und dersmeken

 I Und dar zuo mir die chunst ab lern?

 I Daz tuot mir zorn und sichs nit gern.

 I Ich mag îr nicht generen,

 I Man well sie dann versperren

2025

 I In diser camer sunderbar:

 I Daz seit die kunst und ist auch war.

 I Da wirt man îr der wurtzen geben,

 I Wil mans behalten pei dem leben.»

 I Des schreuwens all: «Hin für, hin für!

2030

 I Wir schüllen tretten für die tür!»

 I Mein tür die ward verschlossen.

 I Der artzt was unverdrossen;

 I Zum andern mal er fraget do:

 I «Sag an, liebes diernel, so

2035

 I Und sag mîr freileich dein gemüet,

 I Wilt, daz got dirs leben bhüet!»

 I Mätzli die huob an und sprach:

 I «So wol mîr, daz ich euch gesach!

 I Ir seit so gar ein biderman,

2040

 I Daz ich dehainen zwivel han,

 I Wie îrs iemant fürbas sagen

 I Werdint, mein vil sendes klagen.»

 I Des sprach der artzt: «du scholt nit sorgen!

 I Wenn waz du saist, daz pleibt verporgen.»

2045

 I Sicher was der maister do,

 I Waz er tet, daz laist er so.

 I Die mait huob an zferjehen:

 I «Mein herr, ditz ist geschehen

 I Mit einem stain, der gworffen was

2050

 I An die stat, da ich do sas.

 I Den hab ich also funden

 I Mit disem brief verwunden.

 I Den zaig ich euch in rehter peicht,

 I Sam îr ze phaffen wärd geweicht,

2055

 I Und pit euch durch den reichen got,

 I Daz îr mîr sagent ane spot,

 I Was dar inn geschriben sei.

 I Des müest îr wesen laides frei!»

 I Der artzet nam den brief ind hand

2060

 I Und sait îr, waz er dar inn vand.

 I Des danketz im und was sein fro;

 I Zuo dem artzet sprach sei do:

 I «Lieber herr, so schreibet mîr

 I Hin wider umb auch mein begîr!

2065

 I Daz wil ich euch vergelten

 I Mit treuwen ane schelten.»

 I Der artzet sprach: «Daz sei geschehen!

 I Doch wil ich des ersten sehen

 I Zuo deinem haubt, gelaub es mir,

2070

 I Dar zuo nach deines hertzen gir!»

 I Des ward er sei do wäschen

 I Mit esseich und mit äschen,

 I Mit zwivel und mit mersaltz:

 I Daz daucht sei süesser dann ein smaltz.

2075

 ! Die minn ward îr gevallen,

 ! Die hönich gmacht aus gallen

 ! Und dar nach aus dem hönich gpîrt

 ! Gallen, die ze pitter wîrt.

 ! Ze den selben stunden

2080

 I Mätzli ward verpunden.

 I Des huob sei an und sprach zuo im:

 I «herr, vernemet meinen sin!

 I Schreibt und last die feder gen!

 I Also schol mein briefel sten:

2085

 I «Got grüess dich, lieb von hoher art!

 I Chaim puolen ich nie lieber wart

 I Dan dir, mein trost: daz sag ich dir

 I An allen spot, gelaub es mir!

 I Deinen brief han ich gelesen;

2090

 I Des muoss ich iemer fröleich wesen.

 I Chüm zuo mir pei diser nacht

 I Ins artzetz haus und gib mir chraft!

 I Und waz du wilt, daz wil ich tuon:

 I Ich acht der andern nicht ein huon.

2095

 I Da mit so phleg dein unser herr,

 I Du seigist nahent oder ferr!»»

 ! Do ditz nu Crippenchra dersach,

 ! Zuo im selber er do sprach:

 ! «Trun, du macht ein hüerrel sein,

2100

 ! Mich triegin dann die sinne mein!»

 ! Und gdacht im an die gschrift,

 ! Die von weiben also spricht:

 ! «Den frawen ist der ars ze prait,

 ! Daz hertz ze smal.» Daz ist gesait

2105

 ! So vil, und ich euchs btüten wil:

 ! Frawen trew der ist nicht vil;

 ! Frawen unkeusch ist ein vinden,

 ! Den chain roch mag überwinden.

 ! Waz sag ich euch? es ist nicht new,

2110

 ! Wie smal sei aller werlten trew

 ! Und dar zuo churtz îr stätichait,

 ! Îr sünde michel und auch prait.

 ! Man möcht es ewencleichen treiben;

 ! Besser ist, wîr lassins pleiben

2115

 I Und kern wider zuo dem artzet.

 I Der ward do lachent, daz er fartzet,

 I Und sprechen: «Mätzli Rüerenzumph,

 I Dein nam ghört wol zuo meinem stumph:

 I So ghört mein stumph zuo deinem muot.

2120

 I Unser dinch möcht werden guot;

 I Und wilt meinen willen tuon,

 I Ich mach dir gen dem vatter suon,

 I Gen deinem herwen vatter Fritzen,

 I Der dich so oft macht ser switzen.

2125

 I Und tuost dus nicht, ich mach dir schand.»

 I Die brief die fasst er in die hant:

 I «Sich, die wil ich Fritzen zaigen,

 I Gibst du dich mîr nicht ze aigen!»

 I Mätzli wist nit, was er sait;

2130

 I Dar umb was ir die rede laid

 I Und sprach: «Ich pin in ewer hand:

 I Welt îr mich pringen so ze schand,

 I Daz stet euch werleich übel an,

 I Scholt îr sein ein bider man.

2135

 I Ewers willens ich enwaiss,

 I Des stumphen bkenn ich auch ein schaiss.»

 I Daz was vil züchtichleichen gret.

 I Der artzet macht es alles wett;

 I Er sängelt: «Da, da nüssli, da,

2140

 I Mätzli! Sta, sta, hägili, sta!

 I Der stumphe daz sein wurtzen,

 I Ein langeu mit zwain kurtzen.

 I Dar zuo so ist mein wille,

 I Daz du dich habist stille,

2145

 I Und lass dich nicht verdriessen:

 I Der wurtzen muost du niessen,

 I Wilt du so nicht verderben,

 I In deinen sünden sterben.»

 I «Nu dar, mein lieber herr, daz sei!»

2150

 I Sprach die junchfraw sorgen frei.

 I Da mit ward sei der wurtzen essen

 I Also ser und unvermessen,

 I Daz sei ieso hiet vergessen,

 I Wo sei gestanden was und gsessen.

2155

 I Des wolt der artzet fuder ziehen;

 I Daz fräwel sprach: «Îr scholt nit fliehen!

 I Artzet mich en wenig me:

 I Ich derlaid es bas dan e!»

 I Hie mit so viels im an den stekken

2160

 I Und hielt in pei den paiden sekken;

 I Sei sprach: «Îr mügt mirs nicht entragen:

 I Der wurtzen wil ich aber haben.»

 I Des gab er ir der wurtzen do

 I Auf dem banch und in dem stro.

2165

 I Do sei des smakes innen ward,

 I Îr muost geswinden an der vart.

 I Der pfeffer was îr seltzen:

 I Des muost der artzt engelten;

 I Er mocht es laider nicht gefüegen,

2170

 I Daz sei sich wölt des stumphes gnüegen.

 I Er wolt sich von îr brechen;

 I Mätzli die ward sprechen:

 I «Salbend mich in dieser frist

 I Zum dritten mal, als recht ist:

2175

 I Ich pin laider ungenesen!»

 I «Wet der tiefel, mag ditz wesen!»

 I Sprach der maister so ze stund;

 I «Dich mües der Semper machen gsunt!

 I Begnüegt dich nicht, so ge zum se:

2180

 I Ich mag nicht nollen imer me!»

 I Da mit so huob er sich von stat

 I Sam ein bok, demd hürner ab

 I Neuleich sein gevallen:

 I Es was im aus dem schallen.

2185

 ! Doch hiet fro Mätzel îren tail,

 ! Wie wol sei vor hin wär ze gail.

 ! Sei ward sich in der seiten chlagen,

 ! In dem pauch und in dem magen.

 ! Daz wasser schluog îr auf zum maul.

2190

 ! Ir glider wurden also faul,

 ! Daz sei sich wenich moht gerüeren:

 ! Man muost sei zwischen armen füeren.

 ! Weil und zeit die ward îr lanch.

 ! Herwer esseich was îr gtranch;

2195

 ! Amphern und nit mandelris,

 ! Äphel saur daz was îr spis.

 ! Die rehten varw hiet sei verlorn.

 ! Îr prüstel wärtzel warend gsworn

 ! Und derswartzt all umb und umb.

2200

 ! Dis dank ward schlechtleich also chrump,

 ! Daz der artzet sich versint,

 ! Juncfraw Mätzel trüeg ein chind.

 I Des ward er sich vil sere bsorgen

 I Und bhielt sei bis an dritten morgen;

2205

 I Er sprach zuo ir: «Waz duncht dich guot?

 I Hast du Bertschin in deim muot

 I Und wilt in nemen zuo der e?»

 I Si swaig; er fragent aber me;

 I Sei sprach: «Nu pin ich nicht ein mait:

2210

 I Waiss er daz, er tuot mîr laid.»

 ! Dar zuo antwurt ir Chrippenchra:

 ! «Nimp er dich, so sprich nür: «Ja!»

 ! Dar nach so tuo, sam ich dich ler,

 ! Wilt tu bhalten noch din er!

2215

 ! Ge zuo Strauben, deinem vetter,

 ! Und haiss dir geben liljenbletter,

 ! Dar zuo zipern und auch gallen

 ! Mit ein ander haiss gewallen

 ! Und leg es dik und oft dar ein

2220

 ! (Du waist wol, Metzel, pei dem pain)

 ! Und sprich: «Daz glük verhenge!»

 ! Die mutz die wirt dir enge.

 ! Und verste mich, wilt du, eben:

 ! Der appenteker schol dîr geben

2225

 ! Gallen, sam er vil wol waiss,

 ! Von dem paum und nicht der gaiss!

 ! Und haiss dirs wegen eigenleich

 ! Älleu dreu in einr geleich!

 ! Dar nach so hab gewisse

2230

 ! Ein plater von dem vische

 ! Und füll sei mit einr tauben pluot!

 ! Daz wirt dîr an dem abent guot,

 ! So man dich im wirt legen zuo.

 ! Mätzel, was ich sag daz tuo!

2235

 ! In den selben zeiten

 ! Scholt du nicht erpeiten,

 ! Du legist hin daz pläterlein,

 ! Da die maituom scholdet sein;

 ! Und chümpt er in seinr herren land,

2240

 ! Daz pläterlein zerprist ze hand,

 ! Daz pluot wirt hin so fliessen:

 ! Des muost du imer gniessen

 ! An dem guot und an dem eren.

 ! Sich, ob ich dich chün geleren!

2245

 ! Wilt du dannocht sicher sein,

 ! So zappel vast und dar zuo grein!

 ! So wänt er erst, du seist ein mait.

 ! Hörst, waz ich dir han gesait?»

 I «Ja do!» antwürt sei im do.

2250

 I Seines rates was sei fro

 I Und sprach: «Daz tät ich alles gern,

 I Wolt er mich der e gewern.»

 I Der maister sprach: «Lass mich es triben!

 I Ein söleichs briefel chan ich schriben

2255

 I Mit guoten worten und auch süessen,

 I Daz er dich mit hend und füessen

 I Nement wîrt ieso ze stund,

 I So im die märe werden chunt.»

 I Des nam er so die federn do;

2260

 I Sein briefel huob er an also:

 ! «Got, der obrest und der maist,

 ! Vatter, sun und hailiger gaist,

 ! Der in seiner magenchraft

 ! Himel hat und erd geschaft,

2265

 ! Wasser, luft und auch daz feur,

 ! Vogel, visch mit seiner steur,

 ! Vich und dar zuo laub und gras

 ! Umb anders nichti dann umb daz,

 ! Daz der mensch mit zuht und er

2270

 ! Auf erd sein leben hie verzer,

 ! Der müess euch, liebes lieb, begnaden

 ! Mit seinen säligen siben gaben,

 ! Mit den siben hailikait!

 ! Dar zuo sei euch mein dienst berait!

2275

 ! Ein brieflein han ich vernomen:

 ! Mich daucht, es wär von himel komen,

 ! So wunnecleich kam es geflogen

 ! Da her in einem regenbogen,

 ! Einr wulchen swanch sein umbehanch,

2280

 ! Dar inn derchlanch der fröden gsanch,

 ! Mit worten in seinr angesicht,

 ! Sam es ein engel hiet geticht.

 ! Die süessichait mich überwant

 ! Also ser, daz ich ze hant

2285

 ! Verlos des tages liechten schein.

 ! Ein schlaff begraiff die augen mein,

 ! Ein traum gevie die sinne,

 ! Dar inn die obrest Minne,

 ! Ein chüngin allen frawen gmain,

2290

 ! Aigenleichen mîr derschain.

 ! Nakent was sei und auch bloss,

 ! Einr pei zweintzich jaren gnoss.

 ! Auf dem haubet truogs ein chron

 ! Von glas; da stuond gschriben schon:

2295

 ! «Ich pins ein wunnecleicheu stim

 ! Junchfraw Venusen, der Minn.»

 ! Dar unter stuond îr härel leis,

 ! Geflochten in einr ketten weis.

 ! An den augen was sei plind,

2300

 ! In îr gepärden gar ze gswind.

 ! Ein pogen fuort sei in der hand

 ! Mit glüender stral, sam ich es vand.

 ! Sei was gesessen in ein wagen

 ! Mit gold und silber schon beschlagen,

2305

 ! Dem ein bach von rotem pluot

 ! Floss hin nach sender fluot.

 ! Sei ward mich nennent so zehant

 ! (Mich wundert, wie sei mich derkant),

 ! Dar zuo naigt sei sich gen mir

2310

 ! Und gruost mich schon; des dankt ich ir.

 ! Do sprach sei: «Waist du, war umb ich

 ! Chümen pin zuo dir? Vergich!»

 ! «Nain du, truwen!» sait ich do.

 ! Des huob sei an und sprach also:

2315

 ! «Ich gepeut dîr pei dem pan,

 ! Daz du Bertschin, deinen man,

 ! Gewerest alles, des er wil,

 ! Sein seig wenich oder vil,

 ! Und leb mit fröden sampt mit im!

2320

 ! Das chumpt dir alles ze gewin:

 ! Du vinst noch wol, daz dich da sirt,

 ! So dich daz alter reitent wirt.»

 ! Ein swartzer gaist zuor tenken siten

 ! Sprach: «Der volg ze allen ziten!»

2325

 ! Da mit die gespenst verswand

 ! Vor meinen augen so zehand.

 ! Des wär mîr so geswunden,

 ! Hiet ich do nit funden

 ! Ein ander frawen schön und rain,

2330

 ! Die mîr auch in dem traum derschain

 ! Und cham für meineu angesicht

 ! Also clar, daz mich des nicht

 ! Endaucht, es wär der sunnen glantz.

 ! Auf îrem haubet truogs ein krantz,

2335

 ! Mit dreien chronen schon gemacht

 ! Ob enander und gedaht

 ! Mit einem sternen, der was vein:

 ! Er schain sam ein karvunkelstain.

 ! Von eisen was die erste chron

2340

 ! Und stuond dar umb geschriben schon:

 ! «Ich pins ein chron der vestichait;

 ! Der unreht tuot, daz ist mîr laid.»

 ! Die ander chron von silber was,

 ! Dar inn man auch geschriben las:

2345

 ! «Ich pins ein chron der küschichait,

 ! Die so rain ist und gemait.»

 ! Die dritte chron was guldin gar

 ! Und auch geschriben also dar:

 ! «Ich pins ein chron der sälichait;

2350

 ! Ze gnaden was ich ie berait.»

 ! Unterm kräntzel was verwunden

 ! Îr härel sauber auf gepunden.

 ! Der augen hiet sei viereu,

 ! So schön und also ziereu,

2355

 ! Daz mîr jo des so nicht enwas,

 ! Ich schauwet in ein spiegelglas.

 ! Sei hiet einn mantel, der was prait

 ! Und manich varw dar an gelait.

 ! Sei tant in auf mit einer hand:

2360

 ! Er daucht mich weiter dann ein land.

 ! Ein kind sei an der andern truog:

 ! Daz was so wunnechleich und chluog,

 ! Daz ich alles ungemach

 ! Verclait, wan ich es an gesach.

2365

 ! In einer chîrchen sei do sas

 ! Auf dem alter, sam mîr was.

 ! Die was gemalet über al

 ! Mit zarten bildern ane zal;

 ! Dar zuo hiet die selbig chilch

2370

 ! Ein se umb sich mit hönk und milch.

 ! Der was vil michel und auch gross;

 ! In sälder wuot er umb sei floss.

 ! Sei sach mich mit eim augen an

 ! Und segnet mich, die wol getan.

2375

 ! Des naigt ich îr mit züchten

 ! Und wolt mich geben zflüchten.

 ! Des ruoftz mich an und redet do:

 ! «Beleib bi mir und fleuch nicht so!

 ! Tuo, sam ich dir sagen wil,

2380

 ! Wilt tu glükes haben vil,

 ! Und folg nicht falscher minn gepott

 ! (Wonn das strebet wider got),

 ! Es wär dann, daz dein lieber man

 ! Der e dich wölti muoten an!

2385

 ! Des macht du in gar wol geweren

 ! Mit sälden, truwen, und mit eren;

 ! Won got selb von seinem rat

 ! Die hailigen e geschaffen hat.»

 ! Dar nach sprach daz kindelein:

2390

 ! «Volg der lieben muoter mein,

 ! Wilt du leib und sel behalten,

 ! Von uns nimer werden gschalten.»

 ! Ein weisser gaist zur rehten seiten

 ! Sprach: «Den dien ze allen zeiten!»

2395

 ! Hie mit segent es mich so

 ! Mit einem chreutz: daz macht mich fro.

 ! Von fröden ich derwachet,

 ! Vil drat mich auf machet

 ! Und gie zuo meinem paichtigär.

2400

 ! Ich sagt im gäntzleich diseu mär

 ! Und patt in durch den reichen got

 ! Und durch älleu sein gebott,

 ! Daz er mich wolti des beschaiden

 ! Und seinen rat da mit derzaigen.

2405

 ! Des wundert er sich gnuog und vil;

 ! Doch, sam ich euchs kürtzen wil,

 ! Er sprach: «Wir mügen schauwen

 ! Daz pei der ersten frawen

 ! Und dunckt mich auch in meinem sinn:

2410

 ! Sei ist die falsch, betrogen minn,

 ! Fro Venus mit irm bösen rat,

 ! Die oft ein sel verdampnet hat.

 ! Gen zwaintzich jaren hast sei gzelt:

 ! Sei ist noch elter dann die welt;

2415

 ! Doch zaigt sei sich pei jungen tagen:

 ! Die minn die wil nicht alter haben.

 ! Nakent, sprichst du, daz sei wär:

 ! Daz chan nicht wesen an gevär;

 ! Die minn die wil, daz schoss ze schoss

2420

 ! Sich zemen füegin also bloss.

 ! Die glesin chron, die sei da trait,

 ! Und die gschrift dar an gelait

 ! Daz mag uns nicht betüten mer

 ! Dann üpig fröd, zergäncleich er.

2425

 ! Ir har gestrichen also leis,

 ! Geflochten in einr ketten weis,

 ! Ist nicht anders dann ein strik,

 ! Der uns leib und sel verschlik.

 ! Ist sei an den augen plind,

2430

 ! Daz weteut, sam ich es vind,

 ! Daz oft ein schönes mensch von art

 ! Minnet einen grausen part.

 ! An den gepärden ist sei ring;

 ! Daz ist daz, das ich do sing:

2435

 ! Die minner habend wilden muot;

 ! Was seu tuond, das dunkt seu guot.

 ! Den pogen füert seu in der hand

 ! Mit der stral durch älleu land:

 ! Da scheust sei jungeu hertzen mit

2440

 ! Zuo îrer ersten angesicht.

 ! Daz pheil ist scharff und heiss ze vil,

 ! Won sei schürphen, brennen wil.

 ! Sitzt sei dann in einem wagen

 ! Mit reichem gsmid al durch beschlagen,

2445

 ! Da pei sich mein hertz versicht:

 ! Der minner schaft an phenning nicht.

 ! Der blüetent bach rint aus den wunden,

 ! Die da geschehent ze den stunden,

 ! So der minner umb einn schaden

2450

 ! Wirt gestochen und geschlagen.

 ! Den swartzen gaist zur tenken hand

 ! Tuon ich dir ieso bekant:

 ! Ein böser engel ist er zwar,

 ! Deiner sele gar zgevar.

2455

 ! Dar um, liebeu tochter mein,

 ! Daz du sälich müessist sein,

 ! Volg nit einem bösen rat,

 ! Wilt du meiden missetat!

 ! Acht nicht falscher minn gebot:

2460

 ! Daz rat ich dir an allen spot!»

 ! Do ich des priesters red vernam,

 ! In mir selber ich dercham

 ! Und west nicht, was ich sagen scholt.

 ! Doch cham ich zred, sam got do wolt,

2465

 ! Und sprach: «Der ler euch got vergelt!

 ! Ich wil tuon alles, daz dir welt.

 ! Sagt mîr, herr, in diser schaw

 ! Waz beteut die ander fraw?»

 ! Des äntwurt er mîr züchticleich:

2470

 ! «Mich dunkt, es si die säldenreich

 ! Muoter gotz und raineu mait,

 ! Maria, trost der cristenhait.

 ! Daz chräntzel mit den chronen drei

 ! Dunkt mich, dass nicht anders sei,

2475

 ! Dann sam da geschriben ist

 ! Mit hailiger hand in tieffer list;

 ! Doch so mag ich nicht vergen

 ! Den sternen, da pei man versten

 ! Schol îr güet in liechtem schein

2480

 ! In himel und auch erd gemain.

 ! Ir har daz hiet sei auf gepunden:

 ! Daz ist, daz sei ze allen stunden

 ! Rainer cheuschikait was vol

 ! Und leipleich glüst verdilgget wol.

2485

 ! Der augen hat sei viere;

 ! Daz sag ich dir so schiere:

 ! Es sint die vier rät vil guot,

 ! Die sei dem guoten menschen tuot;

 ! Daz ist: der dich schlecht ans wang,

2490

 ! So peut daz ander dar zehant!,-

 ! Nim ein frawen zuo der chan,

 ! Macht du nicht sein wibes an!,-

 ! Verkauff dein habe gantz und gar

 ! Und gib es armen leuten dar! –

2495

 ! Vergib in, die dich hassent ser,

 ! Und pit got, daz er seu beker! –

 ! Der werlt sei sicht in vier tail

 ! Und geust îr tugend aus mit hail.

 ! Îr derbarmhertzichait

2500

 ! Manichvaltigen und brait

 ! Merke pei dem mantel weit

 ! Mit so manger varw berait!

 ! So wiss auch, das daz chindel ist

 ! Unser schepfer Jesus Crist,

2505

 ! Unser löser, unser bhalter,

 ! Unser herr und unser walter!

 ! Pai der chirchen sei dir gsait:

 ! Es ist die hailich cristenhait!

 ! Daz gmäld zuo anders nit enfüegt

2510

 ! Den zguotem sinn, des got begnüegt.

 ! Der alter, da die maide sass,

 ! Glaub, daz es der glaube was,

 ! Des sei vil selten ie vergas

 ! Und stercht in noch ie bas und bas!

2515

 ! Was bezaichnet nu der se?

 ! Daz pluot, daz in der neuwen e

 ! Mit sampt dem wasser ist gerunnen

 ! Von dem lebendigen brunnen,

 ! Augen zähern und daz pluot,

2520

 ! Die vergossen sein in guot

 ! Und nu verchert in süessichait,

 ! Sam uns sein milch und hönk derzaigt.

 ! Der weisse gaist zur rehten hand

 ! Sei dir also schier genant!

2525

 ! Es ist ein guoter engel zart,

 ! Der dich wehüet ze aller vart.

 ! Hie pei, maget sälden vol,

 ! Macht du merchen sunder wol,

 ! Was du lassen scholt und tuon,

2530

 ! Wilt du behalten gotes suon.»

 ! Also ward ich ausgericht

 ! Nach meines hertzen zuoversicht.

 ! Nu gedenk, mein höhster hort,

 ! An des grösten maisters wort,

2535

 ! Daz er zuo uns allen spricht

 ! Mit seiner hailigen ler und gschrift:

 ! «Waz hulffi, ob du dir die welt

 ! Gewunnen hietst mit allem gelt

 ! Und dein sel wurd leiden haben?»

2540

 ! Daz scholt du in deim hertzen tragen

 ! Und massen dich des schreibens

 ! Des trumbels und des treibens,

 ! Es sei dann mit den eren mein,

 ! Wilt du von mîr geweret sein!

2545

 ! Hie mit so gib ich im ein end.

 ! Got dir alles trauren wend

 ! Und büesse deinen smertzen!

 ! die obrest künigin schirme dich,

 ! Ob du in treuwen mainist mich!

2550

 ! Des bit ich sei von hertzen.

 ! Dîrr brief ist gschriben, sam ich sag,

 ! In sälder stund, in fröden tag,

 ! Mit lieber hand an guotem stab

 ! Gestichet auf daz glükrad.»

2555

 I Do ditz nu so geschehen was,

 I Daz briefel er îr überlas.

 I Des dancht sei im von hertzen do

 I Und sprach: «Wie schol mich reuwen so

 I Mein schand, die sich von euch derhuob?

2560

 I Îr seitz ein maister also chluog.»,-

 I «Wer schol in tragen?» huob sei an.

 I «Lass mich schaffen!» sprach der man.

 I Also vand er so zehand

 I Ein altes weib, daz er derkant.

2565

 I Die chond waschen und auch reiben,

 I Chauffmanschaft mit schloern treiben,

 I Da mit jungen mägetein

 I Helfen von den eren sein;

 I Und mocht man nicht gevaren bas,

2570

 I So viel sei selber in das gras.

 I Den brief den bott er îr al do

 I Und underweist daz weib also:

 I «Ge hin taugenleichen aus

 I Und mach dich hin in Bertschins haus!

2575

 I Den brief den gib im in die hand

 I Und sprich: «Den hat euch Mätz gesant. %&

 I Und grüess in von îr tausentstund!

 I Nicht anders sag im mit dem mund!»

 I Woi, wie was îr ditz so gsmak!

2580

 I Sei stob hin sam ein spreuwersak,

 I Bis daz sei zuo Bertschin kam;

 I Sei sprach: «Got grüess euch, junger man!

 I Sälich müest îr iemer sein!

 I Daz briefel sent euch Mätzli vein

2585

 I Mit mangem minnechleichen gruoss

 I Von dem haubt bis auf den fuoss.»

 I Wer was froer dann der chnecht?

 I Er sprach: «Nu ist meim dinge recht.

 I Se hin die zwen schilling!

2590

 I Vertrinks durch meinen willen

 I Und ge zuo unserm schriber

 I Henreitzen Nabelriber

 I Und sag im, daz er chum zuo mir,

 I Won ich sein vil chaum embir!»

2595

 I Die riffianin lieff da hin

 I Sam ein andreu heubscherin

 I Und sagt dem schreiber, wie im wär.

 I Dem gevielent auch die mär;

 I Er gab der zementragerin

2600

 I Einen phenning ze gewin

 I Und traft sich, da er Bertschin vand

 I Auff der banch pei einer wand;

 I Schre: «Wol auf so frödenreich!

 I Der kaiser ist uns ungeleich!»

2605

 I Triefnas do von schanden

 I Vil gern wär auf gestanden:

 I Do was er worden also chranch,

 I Daz er stortzet ab der banch.

 I Die minn die pracht in zuo der not,

2610

 I Daz er was nahent hungers tot.

 I Des halff im doch die fröd also

 I Und ein halbeu kuo aldo,

 I Die er jo frass ze einer stund,

 I Daz er echt wider ward gesund

2615

 I Und alles seines laids vergas.

 I Do man im den brief gelas,

 I Do wist er wenich, waz er sait,

 I Bis im es Nabelreiber zaigt;

 I Der sprach: «Es mag nicht anders sein:

2620

 I Sei spricht, sei tät den willen dein

 I Und dar zuo vil und dannocht me,

 I Nämist du sei zuo der e.»