BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Oswald von Wolkenstein

um 1376 - 1445

 

Handschrift A

 

____________________________________________________________

 

 

 

LVIII

(HS A 33v - 34r, Klein 123)

 

I

DEr ſeines laids ergeczt well ſein/

vnd vngeneczt beſchoren fein/

der ziech gen Coſtnicz anden Rein/

ob jm dy rayß wol füge/

5

Darjnn ſo wont mang frewlin zart/

dy kunnen graſen jn dem part/

ob ſich kain har darjnn verſchart/

dz er nit gn' trüge/

Mit ainer ſo traib ich den ſchimpf/

10

zwar des gewan ich vngelimpf/

des lert ſy mich ain ſüſſen rimpf/

Als der mich wol erſliege/

Ain hand ſy mir im part vergaß/

dye langen har ſy darawß las/

15

dy weyl der kurczen aines was/

ſy daucht es wären kryege – /

 

II

Hör trawt geſell was ich dir ſeg/

geneſch wil haben allezeit ſleg/

ain andre dy zaigt mir den weg/

20

mit ain' fewſt zum oren/

Das mir dz beſſer aug verging/

wie ich die ertrunck zarg ueruieng/

vnd meinen tryel vaſt darumb hieng/

deſt E wurd ich zum toren/

25

Vnd wer aim leicht dz iſt ain gelt/

ſchön Els vnd Äll gant den zelt/

hin gumppn' vber twerches veld/

des hab wir me verlorn/

Der leib mich da erfrewet ſer/

30

des ward mein arm' part entwer/

geſtröwet jndy Stuben hin vnd her/

recht als der ſat das korn/

 

III

Do ich gedacht an podemſee/

ze ſtund tet mir der pewtel we/

35

mit ſchilling ich das Abc/

muſt leren pey der wyde/

Zal gilt du muſt was ir geſangk/

dem Stainbrecher von neſſelwangk/

vil zornikleichen gen mir klanck/

40

wes ich dort haim nit plybe/

Jn daucht ains wol ich wär ain flaſch/

er nam das gelt lieſs mir dy taſch/

ich wil das er des klainen gnäſch/

noch kainem nit verczig/

45

Jch han gewandelt manig her/

gen prewſſen Rewſſen vber mer/

Zwar ich geſach nie ſcherpffer wer/

von ſchinden ſchaben g'me/

 

IV

Ain hoch gepräng von klainem glancz/

50

vaſt edel nöttig ſwacher ſwancz/

was vns nicht tewr ändern tancz/

zu Coſtnicz dort jnswaben/

Vnd het ich funden insolchem lauf/

ſo wolfail aller hendlin kauf/

55

der peitel wer mir ſelten auf/

getan meinem gelt ze ſchaden/

Was ich mein tag ye hab gelert/

dz dawcht die frewlin gar vnwert/

ſy ſprach ich wer ir hewr als verd/

60

die ab mir wand den kragen/

Jch ſayt junckfraw pleibt jnnd' hewt/

ja ſeyt jr auch als ander lewt/

oder iſt ewer leib von gold gedrewt/

das mocht jr vns doch ſagen –

 

V

Zwar mir ſayt ainſt ein weyse mugg/

geleiche purd prech nymd den rugg/

und ſlechte gwin ein edle brugg/

dy mocht man gen vnd reiten/

Wer vber well der vber walczt/

70

vil manig went ſy ſey gephalczt/

vnd dy gar höchlichen kalczt/

ſy möcht der lewt noch peitten/

Ain yegklichs geuelt jm ſelber wol/

des iſt dy welt der toren vol/

75

wenn ich von Coſtnicz ſchaidē ſol/

des emphind ich an der ſeitten/

Jch preyß den edlen guldin ſchlegel/

zu dem ſo ker ich meinen ſegel /

ett wo ich inder welt hin ker /

80

des lob ich ſelden meyde/ –