BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Oswald von Wolkenstein

um 1376 - 1445

 

Handschrift B

 

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VII

(HS A 41v-42r, HS B 3r, HS c 6v, Klein 7)

 

I

Loblicher got/

  gewaltiklicher küng der hymel tröne/

ich man dich alles das ich kan/

uernym mein kranks gedöne/

5

dein willen laß an mir ergan/

alſo das ich nicht fließ dein ewigs reich/

Nach deim gebot/

gedultiklich ich leiden wil zu eren/

der bitter mart' ſo du laid/

10

gedultiklichen geren/

umb unser freud und ſälikait/

dieweylent was uerloren ewikleich/

Jch bin umbfangen mit der wat/

darjnn ich büßen ſol/

15

herr das geſchicht nach deinem rat/

zwar das uernym ich wol/

des ſeyſt gelobt durchleuchtig klar/

nach deim begeren bin ich willig zwar/

 

III

TRaut ſëlig weib/

20

keuſchliche mayd frow mütter gottes kinde/

der uns durch dich all hat erloßt/

uon helliſchem geſinde/

den nym zu hilff und gib mir troſt/

da mit ich nicht uerzag inmein' not/

25

O ſwacher leib/

ſündiger balg der wirt hat dich emphangen/

ich fürcht er well bezalet ſein/

was du ye haſt begangen/

mit deiner groſſen ſünden ſchein/

30

er fordert dich gib mir das bettenbrot/

O hercz haſtu ye ſüſs erkant/

da nym das ſawer für/

biſtus zu freuden ye gewant/

da wider trawren ſpür/

35

alſo ſlach ains gein ändern ab/

wirdiger got wie köſtlich ſind dein gab/

 

III

DEr ſorgen raiff/

hat meinen leib zeſamen veſt gebunden/

uon ſorgen groſs mein hercz geſwillt/

40

forcht ſorg die hab ich funden /

durch ſorg mein houbt gentzlich erſchillt/

graußliche ſorg mir dick den ſlauf erwert/

Mit umbeſwaiff/

uier mauern dick mein trauren hand verſlozzen/

45

O lange nacht ellender tag/

ewr zeit iſt gar uerdrozzen/

uil mancher ſchrick kompt mir zu klag /

dem laider hilff uon mir wirt klain beſchert/

Gen diser werlt hab ich die angſt/

50

verſchuldet ſicher klain/

newr vmb den got der mich uor langſt/

beſchüff uon Wolkenſtein/

der ſey mein troſt und auf enthalt/

O fellenberg wie iſt dein freud ſo kalt –

 

Nota dise uorgeſchriben ſyben lieder ſingent ſich

Jn der erſten weyse des anefangs der da ſich mit werten

Alſo anhebet Ain anefangk an göttlich forcht etc. –