BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Oswald von Wolkenstein

um 1376 - 1445

 

Handschrift B

 

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XXVII

(HS A 44v-45r, HS B 12v-13r, HS c 33v-34v, Klein 27)

 

I

I

Ch hab gehört durch mangen granns/

mit ainem Sprichwort dick ein toren triegen/

ſym lippel wër ein güte ganns/

hett er newr federn das jm ſlawnt ze fliegen/

5

bey dem ein yeder merken ſol/

13r

das ſich die löff jnmanchem weg uerkeren/

das prüfft man an den gensen wol/

jr ainualt ſy geſcheidiklichen meren/

zu Behem und ouch anderswo/

10

do ſy die federn reren/

 

II

DAs federspil hat ſer uerzagt/

die Adler falcken häbich ſparwer ſmyeren/

ſein bayſs mir laider nit behagt/

wan ich jr ſchellen uaſt hör tympelieren/

15

des wirt uil manig edel geuicht/

uon ainer groben ganns ze tod geſlagen/

gebiſſen ſer und gar uerdiecht/

wie da beſchicht darnach türfft jr nicht fragen/

wann alte ſünd pringt newe ſcham/

20

hör ich die weyſen ſagen/

 

III

JR edlen ualken pilgerin/

ewr nam iſt gaiſtlich wirdikleich gebreiset/

mit ewerm flug uil höher hin/

wan ander ualken kürlich underweyſet/

25

ein maiſter groſs uon oberlant/

ewr ſchnäbel füſs/

hat forchtiklich uerhürnet/

nu lat ew reulich weſen ant/

wo jr denselben maiſter hand erzürnet/

und mawßt die alden federn ab/

30

leicht wirt die ganns verdürnet/

 

IV

JR ſägger blawfüſs nemet war/

als edel geuiecht der criſtenhait beſunder/

ſeyd euch entſtet ein genslich ſchar/

uon ainem land des lat ew weſen wunder/

35

des hört man offt ein genselein/

durch ſeinen vaiſtn' kragn' ſpöttlich lachen/

wol auff all uogel rauch und rain/

hilf Adler groſs dein ſwaymen las erwachen/

fliegt ſchärpfflich ab und ſtoſſt die genns/

40

das jn die rügk erkrachen/

 

V

IY huſs nu haſs dich alles laid/

und heck dich lucifer pylatus herre/

des herberg wirt dir unuerſait/

wenn du jm komſt auſs fremden landen ferre/

45

und iſt dir kalt er macht dir warm/

mit einem bett ſo wirſtu nicht verlaſſen/

uil güt geferten reich und Arm/

die möchſtu finden auff derſelben ſtraſſen/

will du den wigklöff nicht verlän/

50

ſein ler die wirt dich haſſen/

 

VI

AJn yeder uogel jnnder welt/

ſein orden halt jn dem er iſt geboren/

mit ſeinem gelouben vnu'melt/

wann newr die ganns wil tragen krumppe horen/

55

da mit ſy ander uogel rain/

uerſtoſſen wil ſich ſelber gar versenken/

mit tieffem flug uon der gemayn/

gen fewerspach tüt ſy die federn ſchrenken/

die ſchrift zu felſchen mer wann All/

60

jr vodern ye gedenken/

 

VII

DEn beſten vogel den ich waiſs/

das was ein ganns vor zeitn' ward geſungen/

das hat zu Beheim jnndem krays/

verkeret ſich wann jn iſt miſſelungen/

65

mit einem wort wo vor das beſt/

jndiſem rayen merklich iſt geſtanden/

da wider ſchreiben maiſter geſt/

das böſſt ſo man es uindt in allen landen/

Alſo hat ſich die ganns verkert/

70

daſelbs mit groſſen ſchanden/

 

VIII

IR braitter füſs möcht werden ſmal/

wolt newr ein man der vns all hat beſchaffen/

wie der vergëſs ſeins zornes fal/

und ſtieſs durch barmung jn ſein veintlich waffen/

75

das er ÿber uns gezogen hat/

mit ſcharpffer ſchneyd und grauselichem ſpitze/

umb unſer groſſe miſſetat/

die wir tëglich begen durch ſünden glicze/

der kaine vngeſchaben bleibt/

80

mit peiniklicher hicze/

 

IX

IR güten criſtan ſeyt gemant/

andächtiklich helfft uns den fürſten flehen/

das jm ſein zoren werd gewant/

den wir durch groſſe zaichen rächlich ſehen/

85

jnfrankreich Engelant katalon/

jnlampart und zu Behem auf der mitte/

mit jnflüſs mansleg ſterben gan/

und durch gelouben ketzerlich' ſitte/

ſtee für Maria wendt dein kind/

90

Jch Wolkenſtein das bitte

Amen.