BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Fischart

1546/47 - 1590

 

Affentheurlich Naupengeheurliche

Geschichtklitterung von Thaten und

Rhaten der vor kurtzen Langen und je

weilen vollenwolbeschreiten Helden und

Herren Grandgoschier Gorgellantua

 

1575/1582/1590

 

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Das Vierdte Capitel.

 

Von des Grandgoschier vollbestallter

Kuchen, Kasten, vnd Keller:

was endweder ins Glaß

gehort, oder auff

den Teller.

 

 

SO hört nun jhr meine Orenspitzige vnnd offenmaulvergessene Zuhörer, inn was schlampen, vnser Grandgausier pflegt zu kran laden seine Wampen. Reusper dich Roßtreck, der Herr will reuten.

Er befand sonst vnder anderen vilen, dise bald folgende sehr just auff seiner Goldwag, darauff man die Holtzschlegel lancirt: Als die schläfferige Sibaritische, die Lindbettige Milesische, die Nußölige zart Tarentische, die Zottenreissende Asotische, die Großbissige Frisische, die Abtpröbstliche Benedictinische, die Rebensafftige Reinstromische, Kerntische Erndtische, Weinsammete Elsassische, Herbstmostige Fränckische vnd Bambergische zechen, nach aller Land art vnnd gelegenheit, auff Hochzeiten, Metzigerkeuffen, vnnd fürnemlich bei dem Kottfleisch, da geht es wie bei Nabals Schafscheren ordenlich zu, da würstelirt man, Sawmagirt man mit Hammen vnnd pachen, da halt man ordenlich etlich tag dem S. Schweinhardo gribenfressige, maulschmutzige begengnuß mit Lederkrachen, Fettschwimmendem Wein, frißt wie ein Klosterkatz zu beyden backen: Dann Schwein töden ist der frölichen töd einer, neben der erbreichen Pfaffen vnd vergulten alten Weibs ars tod. Vnnd gewiß wann einer wüßt, daß die Canibalische Leutfresser, solche schmutzige Freud mit eim nach dem Tod triben, solt sich einer noch so willig an Pratspiß stecken lassen, weil man doch sagt, ein gut mal sey henckens werd. Wiewol jener Italianer meint, ein Jungfrawkuß sey henckens werd: Dann er wer lieber von einer Jungfrawen gehengt, dann außgestrichen: Vrsach: inn Italien muß der Hencker seinen Henckmessigen Son, zuvor zu guter nacht küssen. Vnd solche vnsere meynung von den schlampen sollen folgende Reimen bestettigen.

 

Welcher ein stund will leben wol

Der seh vnd thu das Henckermol:

Oder laß jm eyn stund balbiren,

Oder mit Seytenspiel hofiren.

Wilt aber ein Tag frölich sein,

So gang ins Bad, so schmeckt der Wein:

Wilt du dann lustig sein ein Woch,

Spreng die Ader, auff Beyrisch doch:

Nemlich hindern Vmbhang gelegen,

Daß dir keyn Lufft nicht gang entgegen.

Gefallt dir sein eyn Monatsfürst,

Schlacht Säw, freß vnd verschenck die würst.

Wilt dann ein halb Jar freuden treiben,

So magstu auff gerhat wol Weiben:

Oder nem dich eins Aemtlins an,

So heist das Jar durch Herr fortan.

Aber wilt wol dein lebtag leben,

So magst dich inn ein Kloster geben.

 

Oder wilt einmal wol leben, so koch ein Henn, wilt zweimad wol leben, ein Ganß, wilt ein gantz Woch wol leben, schlacht ein Schwein, wilt ein Monat wol leben, so schlacht ein Ochssen.

Demnach waren jm die Pfaffenbißlin auch noch nit gar erleidet: die Hennenpörtzel, vnnd Pfaffenschnitt kont er noch treffen: Es war eben ein zapff für dise Flasch, dann faul eyer vnnd stinckend Butter gehören zusamen: Ists nicht war Herr Prior, so Priet oder pringt mir eins.

Auß diesem streich gehn noch viel stück, als die Christliche Klöstercolätzlin, wann der Herr Abt Würffel auflegt, vnnd sich der Culullus regt, da glüen die Julier treibatzner ins Granalirers Ofen, da regt sich vnser Dänkunst. Dann die Kutt ist weit, vnd die Hosen vber dem Peterman sind preit. Holla «probetur», daß man sing. Ein Abt den wöllen wir weihen, Ist auß dermassen gut, Ein Kloster wöllen wir bawen, Ligt gar inn grosser Armut, Darinn manch Bruder tringt keyn gelt, Vnnd jßt keyn Wein, daß er den Orden helt. Wolan die Hüner gachsen viel, die Eyer kommen schier, vnd wer die Eyer haben will, Muß gachsen hören mir: Derhalben pfeiff auff Bruder, Ich lig auch gern im Luder, Ich saugts von meiner Muter, die tranck es nur bei fuder: Nun «resonet in laudibus», Heut gar mit guter muß: Meßner richt die Kirchen zu, der Nachbaur ist zur Todenrhu: Seit frölich, lauff zum Pfaffen inn der nech, daß sie kommen zu der Zech, zum Gabriel, Eya, Eya, derselbig hat viel guter Fisch, So sitz ich oben an dem Tisch, Sauffs gar auß, «Hodie» der Baur ist todt, der Baur ist tod inn diesem Dorff, Gibt er kein gelt, so legt man jn nicht inn Kirchoff, Elslein liebes Elslein, so han wir aber zutrincken Wein, Biß frölich, Eya, Eia, So laßt vns han ein guten mut, als der Baur der Bäurin thut, Im Kämmerlein. Vnser Herr der Pfarrherr, der hat der Pfenning vil, darzu ein schöne Köchin, etc. Ein rickmeß gick, daß gire giregick, wol von dem Pfaffen von Wisenthal, vnnd was er hat gethan, Pi pa pu pe, das hebedehe, Er schickt die Magd nach Wein, wol nach dem allerbesten, der inn der Statt mocht sein, der Pfaff der gieng die Steg hinauff, Er fand die Magd am Rucken, Ein langen Schreiber drauff, der Schreiber was ein Mann, Er gab dem Pfaffen ein päuderling, vnd lieff darmit darvon. Hoscha «lætæ mentis»: Gleich wie diß Gläßlin geht im schwang, Also das Lied herumbher gang, daß der Supprior anfang.

Sprecht mir nach, Nu sehet all auff mich, Nun sehet all auff mich: Thut wie ich, Thut wie ick, Ein Mönch, zwen Mönch, trei Mönch, baten mich, vmb ein alte Kippen, Kappen, hat ich, etc. verstaht mich. Aha wer dz Cartäuser Orden, Ich wer längst ein Mönch worden. Proficiat jhr lieben Herrn, Gesegen euch trincken vnd essen, Seit willkomm all inn ehrn, Jr seit vns lieb, des solt jr euch vermessen, vnd habt ein guten mut, der Wein ist treflich gut, vnnd laßt euch nicht verdriessen, Auß einem Faß, Auß einem Glaß, Thu einer den andern grüssen. Da kam der Bruder Stöffel, mit seinem langen spieß, kent jhr mich nicht, «Bene fecistis Domine», daheim vnd sonst an einem ort, Ist hunds, Gut Hanicken vnter dem zaune saß, Es regnet sehr vnnd es ward naß, Ist Hunds: Vil ämter vnnd wenig Plech, Ein läre tasch, vnd Schneiderzech, Ist hunds: lichter dann ein Kachelofen, hat sie ein klaren schein, R. S. M. Ist Hunds, Sie sucht den schwartzen Pfaffen, Sie fand jhn aber nicht, Schabab ist mir gewachsen, im Garten voll, kent jhr mich nicht, Ist Hunds. Aha «Bene veneritis» Domine Custos, «vt humiliatum est cor vestrum»: Wie ist ewer Korrock so verhumpelet, Hosanna, Säu han Chorröck an, vnnd hinden lang Zwibelseck dran: Horremus, Horremus. Liebe gesellen mit sorgen, der Kerl will vns erworgen, vnd lebt noch heut am morgen, «In conuiuio nostro»: darumb jhr Gsellen helfft jm klagen, vnd zu dem Kirchof tragen, Auff daß wir nicht verzagen, «in potatione»: Will vns der Pfarrherr nicht beistahn, So wöllen wir jhn also ligen lan, «Illudemus ei»: Nun beide Chör zusam, Glam Glam Gloriam, die Sau hat ein Pantzer an.

Secht bei solchen Herrlein ist gut wohnen, da ist jhr Taborsberg, da gehts andechtig zu, die meinen einander getreulich, die sauffen guthertzig: «Et quis non»: Wer wolt nicht der öpffel, wann sie pfeisen? Es könnens noch wol dise, die es jnen mißgönnen, vnd doch nit so statlich nachthun können, wann es schon Predigkautzen weren: Fürnemlich die den Baurn Brentenwein außschencken.

Weiter hielt vnser Gurgelgroß bannlich die Zinßkappige Martinsnacht vnnd den Martinsbrand, da gieng es Post Martinum bonum vinum, Gänß vnnd Vögel sind gut Binen: krag ab: laßt den Bauren die Gänß gahn. O Martein Märtein, der korb muß verbrent sein, dz gelt auß der Täschen, den Wein in die Fläschen, die Ganß vom spiß, da sauff vnd friß, wer sich voll sauffen kan, wird ein rechter Märtinsmann. Dort, niden an dem Reine, da ist ein Berg bekant, der tregt den guten Weine, Fürstenberger genant, gro ist sein farb vom Garten, darin er wachssen thut, Er darff des Mans wol warten, Erbutzen jm den Hut, darzu den Kopf erlausen, vmb kein gibt er nit vil, das Hirn macht er sausen, dem der jn trotzen will, Er ligt mit vnden oben, zu diser Martinsnacht, darumb ist er zu loben, hei daß jr jm zu ehren Vögel bacht. Diß sey jm zu guternacht gebracht: Nun dz wir der Ganß lausen, Tringt einander mit Krausen, vil krümmer ängster pringet her, die kehret vmb vnd macht sie lär, Ach lieber Hans, Nun ropff die Ganß, vnd jß sie nicht gantz, sonder geb vns armen Schulern ein stuck vom schwantz.

Jtem der Martinsganß Rottgesell S. Vrban, den die nassen Vätter schmucken mit Rebenbletter, vnd mit frischen Kräntzen, weil an seim tag sich end der lentzen, an seinen Hals viel Gläser hencken, darauß sie jrn Freunden schencken: Führn jhn zur Tabern so doll, pringen jm eins halb vnd voll, vnd thun von seinet wegen bescheid, wann er dann nit gut wetter geit, so wird er inn die Pfitzen geleit. Die Heylig Fantastnacht, die war vnser Grandgurler Chare, sein Letare, sein Jubilate, sein Cantate, die war sein Göttin, sein Patronin, die führt er im Venusschlitten, die pflegt er mit blumen vnd Wein zubeschütten. Da giengs, Es kompt ein zeit heißt Fasenacht, inn der regiert mit gantzer macht, Ein Planet heyßt der Elsässer, Macht einem offt das köpflin schwer, den Beutel lehr, vnd schmal das schmer: In diser zeit, macht man viel Bräut, da krieg ich auch mein beut, vnnd laß den Bräutgam sorgen, wa ers gelt kan erborgen: So kuppeln wir bei diser Breut, zusamen noch zwey junge Leut, So kommen wir wider auff die Hochzeit: vnd lauffen gleich dem Wirtshauß zu, dann sein Thor kent ein jede Khu, vnd sauffen biß wir stutzen, vnnd ruffen dann dem Vtzen, etc. Dann Hochzeit haben, ist weger dann Todten begraben. Die Faßnacht pringt vns freuden zwar, vil mehr als sonst ein gantzes Jar, etc. Der mit der Katz gen Acker fehrt, der egt mit Mäusen zu, Also thut manch guter gefert, der laufft vnnd schnaufft, vnd bricht vil Schu, vnnd hat den Tag kein rhu, die gantze Nacht darzu, Stößt doch nicht heim die Khu: Wer aber kan die Fachnacht prauchen, der gewint sein Brot ohn hendkauchen: wer ein Pferd hat am barren stan, zu fuß darff er nicht gan, vnnd die allein nicht schlaffen kan, Nemm die Faßnacht ein Mann, vnnd zih mit freuden dran: Vnnd wer des Weins nicht trincken mag, der ist nicht vnsers fugs, der zih ins Bierland Koppenhag, da find er böß Bier gnug: Hie jmmer Würst, Nimmer Hering. So gehn wir vmb vmschantzen, Prassen, rasen, dantzen: mummen, stummen, Prummen, rennen, fechten, ringen, stechen, Bagschirrn mit der Trummen, Butzen, mutzen vnnd larfiren, den Schnabelkönig führen, Teuffelentzen, Mönchentzen, Weibentzen, vnd Türckentzen, Mit todten gespensten vnnd Fewrschwäntzen, So gibts dann Kleiderprentzen vnd Orensensen: Gölen, bölen mit Narrnkolben, Scharmützeln mit der Wechter Jgelskolben, fenster einwerffen vnnd glasiren, die bänck verrucken, Kerch verführen, die Glocken Iäuten, Schelln abschneiden: Eschermitwochisch berämen: verkleiden: berusen vnd bekriden: nackende Mummerei mit eim vbergespanten Netz: Brüteln Narrn auß, halten Hans Sachssen Faßnachtspiel: Suchen die Faßnacht mit Fackeln: wie Ceres jhre Tochter: tragen die Hering an der stangen inn bach für Erdfortische Essenbitter, da regen sich die Timmerwürst: da geht man auff hohen steltzen mit flügeln vnd langen schnebeln, wöllen Storcken sein vnnd scheissen Hackmesser stil: da gibts Wild Holtzleut, tragen ein Treck auff eim küssen herumb: ein Pfeiff drinn: wehrn jm der Fliegen. O solten sie jhn schneitzen vnd jm den rotz ablecken: spielen die Schelmenzunfft: ziehen eim stroern Man Kleider an, zieren jn mit eychenmaß: vnnd tragen jhn auff der Bar daher, als ob er gestern gestorben wer, mit eim Leinlach zugedeckt: mit wachsliechtern besteckt: schau da dort kompt mein Herr von Runckel pringt am arm ein Kunckel: die Magd zeucht des Knechts hosen an: suchen Küchlein inn der Mägd Kammer: Ja suchen Küchlein vber dem Tisch: da man die Schuh vnter das Bett stellt, da gibts dann vber ein Jar Mäl vnnd Milchschreiling. Hie zum Schaurtag, der lieben Weiber Saufftag, da saufft, daß man einander darvon trag. Ja in summa gar den Teuffel angestelt: mit solcher zucht man Faßnacht helt. Also behelt man das Feld, inn der Faßnachtbutzischen Welt.

Noch viel minder vergaß die lieb Grandgurgel die ordenliche Kirchweihen, die Meßtag, die Jarmarckt, da lindiert er, kelberiert er, Dorffariert er, kegelt, sprang vmb die Hosen, jagt vmb den Barchat, dantzt vmb den Hanen, dantzt auff den plosen Schwertern, erklettert die stangen nach den Nesteln, schoß zum ziel, plättelet, spielt ins Zinn, wurff inn die Prenten, wurff bengelein nach dem Kappaunen, fochtelt mit den Bauren herumb, stach jnen die Kannen, Häfen vnd krüg zum Kopff, jagt den Jäkel mit dem Karrenmesser vom Kegelplatz, trug jhm die Kett von der seiten, soff gut Prelatisch, soff mit dem Pfaffen auffs Requiem, lag vor der Thunnen, schloff in die Thunnen, zeygt den Bauren den hindern auß der Thunnen, da sie mögen gewinnen: Warff auß vnder die Buben, hub dann der Pfarrherr neben jm an außspeien, thet er auß lieb jhm hülff verleihen, hielt jhm das haupt, vnd dient jm wol, biß dz er macht ein Kübel voll: Vnd weil er sich so freundlich stellt, im Dorff man deß mehr von jm helt, wann jm alsdann geschicht deßgleichen, thut man diß werck der lieb jhm auch reichen: da führt man dann den Herrn Pfarrherr voll heim sampt der Källerin, darnach helt der Pfaff Nachkirchweih, vnd den Jarstag recht im Pfarrhof vmb die Presentz: Nun vergelts Gott vnd die heilig Kirchweih: Vnser Gurgelgrozza machts vil gugelfüriger als es der Baurenfeind Neidhart Fuchs beschriben hat: dann eim solchen jungen mollentrolligen, affenrunden Bärenstengler stund es mechtig wol an, Er hat sein sachen wol gethan, dummel dich gut Birckel, pip op Bercken, dantz op Rusken: laß weiter sehen, wa sind die Königskuchen, die Pfaffenparet, die Pfingstvögel, Auffartstag geflügel, S. Johans Mett, der Dintzeltag, die Rockenfart, die Kunckelstub, der Natal, oder Geburtstag: wa langt man die Emaushammen, die Fladen, die Erndbiren, den Herbstmost, die Lerchenstreng, die Zerrhen, wa gibt man das Wettmal, den Willkomm, die letz, den Liechtpraten, das Straffmal, die Kindtauff, die Kindschenck, die Kindbetthöf, die Küchelbäder, da man die Kindbetterin vnd sechswochnerin wider zu Jungfrawen vnd gromat sauffet, die Kindsentwänung: wa verschenckt man den namen, wa gibt man die häflin zusamen, wo lößt man sich, wo gibt man Richtwein, wa ruckt man den Tisch, wa gibt man die Haußrachtung, wa ertrenckt man das Liecht, wa geht das Kräntzlin herumb, der Kolben, wo weihet man die Birbischoff, wa ist des Nabals Schafscher, das Ermeyen in der Kreutzwoch, S. Michels Liechtgans, Erndgans, die Landzechen, die Metziger Jrten, die Lauberfest, die Fachnachthüner, die Güter ernewerung, die erkauffte gericht, die Jar geding, die Ambtbestellungen, die Magistermal, der Schwertag, vnsere Burgerzechen, Nachzechen, Abendzeren, vndertrunck, Schlafftrunck, vnd sonst dürstige Gesellencolätzlin, die sich fein inn einander fügen, vnnd schliessen, wie ein dutzend silbere Becher vnnd Venedische Trinckgläser, vnd sonsten an einander hencken wie Paternoster in der Kiklopedi, ja einander die händ bieten wie Gratie Meidlin, wann sie reyen: also das kein Schlamp dem andern weichen kan: dann gewiß wer heut getruncken hat, der wolt gern morgen sauffen, vnnd wer heut voll ist, wer gern morgen doll: dieweil die hitzig Leber den Wein an sich zeicht, wie die Nachmittagsonn das Wasser.

Secht jhr meine Knabatzen, waren das nicht herrliche herhohische Magenpulferige Heldenübungen, die vnsern Grandbüchier vnnd Buchgrossier zu eim großmägigen oder großmächtigen Man «amplum virum», mochten machen? vnnd was thut jhr zur sachen? was thut jr, wann jr nichts thut? Schemen solt jr euch, daß jhr euch also außhungert, Es wird noch gelt sein, wann jr nicht mehr lebet, vnnd die Schwaben mit ewern beynen Nuß abwerffen. Es ist kein wunder, daß die Prediger auf den Cantzeln vber die böß Welt schreien: vnd die Feust auf dem Pulpret so verpleien: Was macht sie böß, ohn daß sie also vber jhr selber sitzt zunagen vnd zuplagen, vnd wie Janus inn die ander Woch schilet, ist die noch nicht herumb: das hindert die käuung vnd däuung: Sorgen macht worgen: vnnd macht euch also vnleidlich, daß jr an ein jeden Treck stoset, der im weg ligt: Dann welche Fligen beissen vbeler? die hungerige: welche Läuß stechen vbeler? die magere: welche Bienen angeln mehr? die dörren, welche Wölff zerreissen mehr? die vnersetliche: welche Hund bellen mehr? die fräsige: welche Herrn schinden sehr? die Armen: welche Leut zörnen eher? die kleinen. Derhalben laßt das Vögelin sorgen? haltet S. Burckhards abend mit Most, so lad euch S. Pantel in Sachssen zu Schuncken, zu Knachwürst, vnd Knoblauchkost: vnd bacht auff die Ostern Fladen, so wird euch, die Pfingsten zum Pfingstbier vnnd zur Lauberhütten laden.

Nun möcht mich einer fragen, wie stund es aber inn des Großgurglers Haußhaltung? so hört. Er wußt des Catons spruch, das gessen vngetruncken sey gehuncken, vnd im gegenspiel, getruncken vngessen, sey zwischen zweien Stülen nidergesessen: darumb versah er sich zuvor mit Wasser, eh mit Kalck, das ist, solchen dingen, die den durst herzu pfeiffen, locken, singen, vnnd pringen, solchen sachen, die den trunck wolschmeckend machen, vnnd bei den haren ziehen inn den Rachen: Er war ein Reutersmann, fütert eh er trenckt, ein Weidman, trib auff, eh er zu Garn lauff, ein Rhatsherr, reuspert sich, eh er spricht.

Vnd dieselbige Rachenkitzel, vnnd Weinhaspeln, waren gewiß ausserlesene stücklein, die jhm wol anstunden, vnnd den Wein wol auffwinden, auffkranen vnd einladen konten.

Glaub derhalben gar nicht daß Aristotel im Buch von der Trunckenheit von Andro schreibt, er hab viel trockener gesaltzener Speiß genossen, aber nie getrenckt noch begossen: Vberred er die Bauren inn Mechelburg, denen jhre Jungkherrn kein grösser Phalarisch straff anthun können, als wann sie dieselbigen ein Tag hinder den glüenden Ofen spannen, vnd jhnen nichts dann rostig versaltzen Häringsnasen zufressen geben, aber gar nichts zu trincken: da wer kein wunder, sie leckten vor durst die Kacheln, oder rüfften wie der Reich Mann im Nobiskrug nach eim nassen Finger. O jr glaßfegende Herrlein behüt vns Gott vor diesem Fegfewr, vnnd schick vns vnsers Großwurstiers feißte Kuchen zu.

Dann in derselben war Protfrission von aller hand magenkräfftigem Protviand vnnd Labsal, zu allem anlauff fertig, wa man mit eim Glaß her stach: Als nemlich gute Munition von Schuncken, Spintspeck, Füllspeck, «quia Caseus» vnd Schunkuß, die machen «optime» trinck auß: Vnnd dieselbige auß den besten orten, nicht von Magentz noch Mentz, wie es die Frantzosen nennen vnd meynen, dieweil man etwar daselbst von vnden herauff mit schuncken hat gehandelt, sonder auß Westfalen vnnd Frißland: wiewol etlich auch von Baion im Gasconischen Biscai, da die Leut singen, wann man sie auffknipfft, so fro sind sie der Himmlischen Freuden: Jtem ein festung von gesengten Speckrimen vnd Speckseiten, darzu nie kein Schermesser kommen, vnnd von Backen, Pratfercken, oder Spanferlin auß Bayern: Jtem von allerley geräuchtem, gedörrtem, eingesaltzenem, vnd grünem fleisch: Auch viel Thunnen voll Waidelendens Hundsbefürtztens Wild­schweinens, deßgleichen von Mastrindern, Weydfleysch, verheylten Stieren, Vernondten Stechkelbern, verschnittenen Ochsen von Pfarren oder Farren, Rindbacken sauber außgebeynt, geruck, Hammelsköpff, Nirendeckige, oder Nirenhenckige Lämmer, von schwartbehauenen Schweinen, Vnabgelertem Speck, von Beckermoren, Ackerschweinen: vnd guten vorrhat von starcken Quallen vom Hundsruck vnd Hanenkamm, mit Zwibeln den Egiptischen Göttern gespickt, außgefüllt, eingebaißt, inn Essich versaurt, vnd saur veressigt: vngeacht der Araber vnd Galenisten Zanck, ob gepratens oder gesottena feuchter vnd trockener sey. Ich wolt sie beide mit eim solchen feuchttrockenen schwallen vnd Quallen wol eins machen, wann ichs den einen für feucht, den andern für trocken ließ verpancketiren, vnd darbei trocken vnd feucht abschmieren, daß jhnen die Naß ins Maul müßt distillieren.

Jtem ferner im text, verschantzt mit Hammen, hinderviertheiln vom Schöps, Hammelebug von Franckfort, Geschnätel von Kalbfleyschtigen Hammen, Gänßmeuen, Schenkkel, Castraunenfleysch, Schützenprätlin, Kaltgepratens von Wittenberg, Pans in der Sultz, Hammelsschlegel, Stockfischpläwige eingemachte Lumel: gerollte Wammen, Spallen, Kalbspraten, Nirpraten, ein gethonnet Fleyschmauen, Zemmer vnd Knöpff von Hirtzen, Rechschlegel, hinderlauff, Bug vom Räch, Hirschenlummel, Lämmerpraten.

Jtem libenter (heißt ein Pfaffenfisel, vnnd semper ein Wolffsmagen) gereuchte, eingesaltzte Ochsenzungen auß Vngarn, Hirschleber auß dem Schonbach, gesaltzen Botter auß Holland, Kompost auß der Kappesbütten, Ständel voll Senff von Obernähenhaim, Säck voll bitterer Mandeln von Speir, Ballen voll Pfersich vom Rein, Bütten voll geplotzter Rettich vnnd gekotzter Mörrettich auß dem Elsaß, Hackstöck voll füllmägen, saltzis, geprüten kalen Kalbsköpffen, Kröß, Schweinenfüsen weiß geprüt wie vnserer Köchin Waden, inn Essich oder Galrei: das Testament von einer Ganß auß dem Nördlinger Ried.

Demnach gerüst mit seiten vnd Prustwehren von gedörrten, gereucherten, gesottenen, gepratenen «per omnes casus» vnnd Species Würsten, Halsbesteckten Leberwürsten, Kropffstopffenden würgenden Pluthunden, glatgehöbleten Schübling vnd Pratwürsten, Lantzknech­tischen Schübelwürsten, räsen Pfefferwürsten, Bauchplehigen Roßwür­sten, stulgengigen Mettwürsten, zitterigen Rech vnd Hasenwürsten, Rosenwürsten, Saltzsutzen, Kropstösigen Plutwürsten vnd Flämmi­schen Hillen, «In nostra villa, tigno suspenditur hilla», die sie zur grösten zier vmb den Tisch hencken, daß sie eym auff Schlauraffisch ins maul hencken, vnd alle andere «omnis generis» fartzimina, welche er alle, wann er zur Zech gieng an gürtel vmbher hencket, wie die Schwebische Furleut die rote Senckel, vber das glat artlich gekerbet ledere gesäß, oder wie Clauß Narr seine Genß, da er seinen Fürsten Fritzen im feld sehen wolt, oder wie jhener, der die Brettstelln verbarge.

Vnnd solche Schweinene Ael ließ er nit pringen von Luca: Wiewol sie daselbs dz künstlich Wursteisen vnd die gantz wurstichitet wöllen erfunden haben: dann er forcht, sie möchtens jm auch schmincken vnd schmieren, wie sich die Weiber daselbst durchleuchtig anstreichen. Auch nicht von Bolonien, dann er besorgt das Lombardisch gifft: Sonder von Dingelfingen: von Filtzhofen, auß Bauren Baierland: auß der Eiffel, vnd wo der Saurtreck eycheln gibt, vnd die Eicheln wider saurtreck machen.

Dise hielt er für beissiger vnnd anatomiriger als der Engellender vnnd Spanier Ertzknappige Künigklein, Katz vnd Motzenfleisch. Auch für Magenstilliger, genießlicher vnd erschießlicher, als das Weiber­gepräng, vnnd den Meydleinschleck, den man mit spitzen fingern vnnd messern fürlegt, Als jung Hanenhödlin, Hechtschwentzlin, Krebs­eyerschwentzlin, röglin, Meißnische Zäußleinmeglin, Karpffenzünglein, Rupen oder Rufolckenleberlin: Hasenhirnlin, Nierlin, Lerchenklölin, Entenfüßlein, Genßmeglin, Congerköpflin, Genßfüßlin auß dem Pfef­ferlin, Barbeln han ein süsses Meulchen, brachten jenen Reuter von seim Geulchen: Schlehenconfect vnd diß geschleck, mit jhren Kind­betterkenlin: dann solche verstecken meh inn den Seckeln, als sie in den fingern lecken.

Den verketzerten, Hechsengeprendten, gefeurten, gezimmerten, beimberten, bekümmerten Butterpraten, ließ er den Banckprüchigen, Arsplaterigen, Bitterdäschigen, vbelsessigen, Land vnd Tischraumigen Kaufleuten vnd Fürkeuffern, die mit jhrem fallement, machen fluchen viel tausent Sacrament: dann die kost es wenig, wann sie es mit ander Leut gut, oder mit fersengelt zahlen. Wie er auch der Berendatzen nicht achtet, er ließ sie den schwertapigen vnd greiffklauigen Fürsten.

Folgends hett er ein Schlachtordnung von weissen, plawen, gelben, grünen, aussetzigen, Zöhstinckenden, faulen, mürben, würmwüblenden vnd fallensichtigen Käsen, von Küen, Zigen, Geysen, Schafen, Reinigern, ja auch Eseln, Aber nicht von Bauren noch Beurinen: Dann er wußt, das «Caseus» vnd «cœpe», die kommen «ad prandia sœpe»: Vnnd «Caseus» vnd «Panis», sind köstliche «Fercula Sanis». Stunden derwegen da vielkrautige, Kütreckige, Graßgrüne Schabziger, sampt den Holeisen vnd hobeln auß Schweitzerland (dann dise gefüln jhm besser dann die Reibeisen zun Muscatnussen, vnnd die Rubeneisen für faul Megd) Parmasaner auß Walen, die man nicht schneiden, brechen, rauffen noch ropffen darff, sondern schaben, wie die Bairischen Rüblein, die köstlichkait halben den Gallileischen Feigen verglichen werden, Schwartzwälder auß Chaldea, Mönsterkäß auß dem Weinsas, Ziger von Glaris, Kreutzkäß von Werd, welche die Schweitzer gern im Wapen führen, Delsperger auß freien Bergen, Sanerkäß auß Wiflispurger Gäu, Geyßkäß auß Hessen, Speißkäß, Hafenkäß, auß der Grempen geses. Jtem Ostergottische Helsinger, Narwegianer, tausentpfündig Finlen­disch Geyßkäß mit Mirten gereuchert, Bithinisch Käß, die von Muterleib gesaltzen sein, Scandisch Käß, die allein die Nastropfige Weiber machen, vnd in formen bachen, an deren eim zwen Bauren auff Mistberen, wie am Cananeischen trauben zuketschen haben, vnd die Rinde daruon für Tartschen vnd Schantzkörb prauchen, Auch Nemauserkäß, Wasgäuer, Hornbacher, Putlinger, Holender, Degenseer, Riser, Almer, Frißlender Mümpelkäs, der Meißner Napkäß vnd Querge etc. Vnnd was dergleichen mehr sind: die legt vnd setzt er auff einander stafelsweiß für Pollwerck wie die Gerber jre Loskäß, vnd die inn Nordwegen jre Stockfisch.

Es war jm ein lust zuzusehen (wer gern Purgiren wolt) wann er die vermoderte, verkoderte, verschloderte vnnd verfallene Käßzinnen etwann mit schauffeln auff das Brot striche, vnd die lebendige Käß vnd Lindwürm zwischen seinen Zänhammern vnnd Mülsteinen also sauberlich zermalmet vnd zerknirschet, das es lautet als wann ein Galgen voll gestiffelter Bauren bei Nacht durch das Kot ins Dorff stampfften vnd postierten, oder ein viertzig Baurenmeydlin auff der Alp Stro in Leymen tretten, daß jhnen das Leymwasser zur quinternen hinauff stritzet. Dann nach seim todt, haben etliche Lumpenstämpffige Papirer, vnnd Saurpäppige Buchbinder, sein ober vnd nider gebiß für GlättZän geprauchet.

Letzlich hett er zu eim hinderhalt vnzahlich viel Häringsthonnen von gewesserten, bezwibelten, beessigten, gesaltzenen, frischen vnd roschtigen Höringen vnd Böckling, welche rochen wie deiner Magd pfu, von welchen er jhm pflegt wöchlich eyn wichtige Ketten zumachen, vnd hieng sie vmb den halß, wie ein Zanprecher die Zän: welches warlich ein schöner fund für die Thöringer ist, der jnen dann nun ein lange zeit, wie vns Theophrasti kunst, verborgen gewesen: Vnnd auff daß ich nicht mißgönstig vnd saumig an meiner trew befohlenen Lehrkinder vnderweisung erscheine, will ich jhnen dieselbige vil trewhertziger, als Alex Pedemontan sein Secret, offenbaren: So wißt, daß er gemeynlich die Heringsnasen bei vil Regimenten, wie man sie kluppenweiß fängt, durch ein strackseyl zoge, wie die Kinder die Butten anfademen, vnd die Weiber die Aeschenrößlin anweiden: dieselbig wand vnnd wundt er alsdann fünff, sechs, sibenfach vmb den kragen, eng in einander, auff daß jhm die durstige Schlucker nicht drein fülen vnd es jhm zerwülen: Als dann bei den zechen küßt vnd leckt er sie hinden vnd fornen wann vnd wie er wolt. So hielt er auch sonst auff Diogenisch in der Teschen hauß, zog auch etlich Regiment Schmorotzermäuß darinnen: Wa er zur seiten hin griff inn die Diebs oder Commißsäck, in Hosen oder Ermel, da war er gespickt, auff daß auß mangel einiger Labsal, er nicht inn onmacht sünck, wann man jhm nicht bald zutrünck.

Deßgleichen vergaß er sich auch nicht mit frischen Fischen, als allerhand Bratfischen vom Bodensee, Hausengalreien, gebratenen Forellen, Hausstockfischen, Dörren Posten, Prösem, Stören, scheiden, Rot Fohren, weiß Orffen, vnnd gel Haselnaschen, Raumen den Streydasgütlein die Taschen. O kugelhaupt, gebachen Pirsching für die Pfaffen gut, gebraten Latfohren gut zum Salat, Miltzhäring gut zum sauren Kraut, gereuchert Rencken, blo Felchen, weiß vnnd gelb Gangfisch, Rüdling, Kelchlin, Lauben, Truschen, Ropelen, die er nach der Feldmesserkunst, wie die Winterige Lappenländer treissig vnd ein viertheil von einer Elen hoch als die Holtzhauffen im Buchwald ordenlich auff einander zimmert, auff daß sie im lufft recht genug Wackensteinig erhärteten, vnnd wider mit laugen zu miltern, noch mit Stempffeln vnnd Stampffmülen, Treschern vnnd Stockfischklopffern zuerweichen weren: dann solches übet den Magen mechtig wol.

Weiter versehen mit frischen vnd gedörrten Hechten auß der Speckbrüe, oder blaw abgesotten, auch mit gebratenen Salmenrucken auß Schotten: Ja bist du da kranck, so hail dich der Fischerhans zu Costentz, vnd die faißt Kuchen.

 

 

Zur Not aber des vnversehenen vberlauffs braucht er 200 kad würffelsweiß geschnitten vnnd inn Butter geröstelet, geschwaisset vnd geschmeysset, gebreunlet Brot, dann solchs sind zum Schlaftrunck die kramatsvögel, wie die gesaltzene vnnd befenchelte rindlein vnnd Kröstlein die Trincker Marcipan zum vntertrunck. Laßt auch die Specksupp kochen schier, Gebachen Eyer viertzig vier, so speien dann des leichter wir. Auch Pfannenkuchen, Nonnenfürtzlen, Polster, Krapffen, Nudeln, Pfanzelten, Baurenküchlin, gebraten Maroni vnd der Schwaben Nuß im Leyderlin, etc. ein braun fut auff eim weissen Teller, zerschnitten Köller. Vnnd deßgleichen vnseglichens geschmeyß mehr, welches mir nicht alles einfällt biß zum Schlafftrunck, Ich steh aber erst auff, derhalben ein guten morgen.

Habt jhr dann nun jhr meine zuloser vernommen wie vnser Kleinbusier, Grandbruchier vnnd Großbuchier ins Maratonisch Graß vnnd Praß, Groß vnd Froßfeld gerüst sey kommen, vnnd sein Schiltwacht mit NachTischen bestellt hab: so gedenckt was euch zu thun werd sein: Ist er durch solche leibzucht zu einem anfichtigen Himmelsstürmer, Alpenketscher vnnd Bergversetzer worden, was meint jhr, es könn euch nicht auch gedeien? Gewiß wie einer Speiß braucht, also lebt er auch, rauhe Weyd, macht rauhe Leut, zarte Süpplin vnd Meysenripplin, bringen auch zarte Püpplein, lebhafft Fleisch, lebhafft Geyst, schleimecht Fisch vnnd Ael, machen schwermütig vnd schwermägig Leib vnd Seel. Was? der Mußversotten, verspa­nischpfeffert, geketzert, vermischt, zerknischt, versüsselet, verröstet, verräset, verbrant plunder, solt eim die höll im leib anzünden vnd den Teuffel verbrennen. Dann saur heyß gewürtz, bringt saur heiß Fürtz, darauß die Merdici gleich prognasticken von folgender Gottsackriger ewiger durstleschung vnnd Himmlischer gesundheit stellen.

Gewiß es ist nicht ein klein theyl der Gesundheit, wann die Wind jhren gang haben, Ich weiß daß der, dem gester der Truckenscherer den Sack verknipfft hat, hette gleich so wol als der Fürst zwentzig Gulden darumb geben, wann er schon in ein Laden hett sollen darumb einbrechen, daß er noch inn eim Jar ein klein Schleicherlin mit freiem leib hett lassen mögen, begert dannoch kein lohn darzu, als des Abts Narr, der von seim hinderdonnerklepffigem Doppelhacken auch Doppelsold fordert.

Botz Angst, wie eben recht, bei dieser Fartzbüchssen erinnere ich mich eben vnsers Landwüstiers Fest vnd Feldgeschützes: welches er hin vnnd wider inn den Pasteien, mäußlöchern, Gewelben, vnd Tra­chenhölen auff Ligerlings Rädern versteckt ligen hatte, großgebeuchet, wolbereyffet, starck bedaubet, scharff bezapffet, rund verpontet, künstlich behanet: aber nicht alleine von außen wundergaffig, sonder auch einwerts sehr kräfftig, vnd safftig: dann was genüget einen erfahrenen Schützenmeister, die herrliche Zeughäuser zu Wien, Straßburg vnnd Nörnberg oben hin zubesehen, wann er nicht auch jedes stücks gelegenheit erfahret. Also was hilfft mich, wann man mir das groß Faß auff dem Sloß zu Thübingen, die Kellerei zu Schafhausen, vnd die Berggebärende alte Fuder zu Murbach weiset, wann man mir nicht auch den Wein vom heissen Sommer darauß also zuversuchen gibt, daß ich die Kellersteg nicht mehr finden kan: wiewol die Leut, die es eim weisen, selbs so verstendig sein, vnd wissen daß einer den Babst nimmer on ein zwenfingerigen Herrgottseseligen segen sihet. Ich weiß wol, wie es dem Poeten gieng auff der Hochzeit zu Studgarten, im Kellerstüblin, da jhn das new Faß anlacht, welchs hielte der Fuder zwentzig siben, welche jm recht die Reiff antrieben. Grandgusier ließ auch ein Weinkeller in ein Felsen hawen, in welchem er etlich tausent Fuder Weins ohn Faß erhielte, besser als ein Bischoff von Würtzburg, der solches auch vnterstunde, oder der zu Trier auff dem Schloß Ehrnbrechtstein.

Hierumb so wißt, daß es nicht ein Nam on den Kram sey gewesen, sonder Reuera heißt ein Minnbruder, versehen mit wolmundeten, Maulreissenden, Zapffresen, Lautschwatzenden, Zungklapffigem, Zungzwitzerigem, Zungkützeligem, Glaßschwitzigem, rauschdantzen­dem, brentzlendem, grawgebartetem, röschem Wein, von fürnen vnnd heurigem, Dörrsommerigem vnnd järigem, mostigem vnd verjartem, welche allerhand Hoffarbröcklin anhatten, dieweil sie ein Reichen Herren haben, der sie kleidet, wie König Salomons Plumen, geferbt als die Sempachische Schweitzergeseß, Frantzösische raupenferbige Mäntel, Spanische Zigeinerparetlein, Antörffische Bottenhüt, Straßburgische Müllerhüt, vilwürstige gemalte Lätz mit Landsknechtischen Fenlin durchzogen, Feldzeichnete Halbmonverfinsterte Wapensgenosse Ars­backen, Pritschenschlagerische Schellenröcklin, Liripipische Achssel­brüch, vnd sonst Verbum Domini manet im Ermel, vnnd etc. bundte Bundschuch einerlei farb wie die Schwestern «per omnes ordines» gehen, vnnd wie sie Velten Bock im Farbbüchlein beschreibt.

Jhr versteht mich wol, wann ich sitz, ein jeder jßt vnnd trinckt es, nach dem er ein Kalenberger Krautkopff vnnd verplanetirten Calenderschedel hat. Der ein Rebenflachs, war Claretrot bekleidet, der ander Liechtrot behütet, der dritt Schwartzrot verkappet, der vierdt Goldgelb gekrönet, der fünfft Lederfarb gestiffelt, der sechst bleychart, der sibend ein Participium vnnd Schiller, inn Schillers thon zusingen vnnd zubringen: Intelligis, Allkant Wein, ist mein Latein, wirfft den Bauren vber die Zäun, vnnd stoßt die Bürger an die Schinbein.

Da war Ehrwein, wie man jhn möcht dem Schultheiß ins Ampt schencken, war Landwein, Brachwein, Traberwein, Fuhrwein, Fuder­wein, Rappis, Kirschwein, Bastart, Bruder Morolff, Weichseln Wein, Trupffwein, Nachtruckwein, Moscateller, Belner, Arboiser, Beaner, Spanischer S. Martin, Romanei, Frantzösischer Orleanser, Lionischer Muscat, Weinseck, Börwein, Ougstaler, Reingauer, Mentzer, Necker, Moseler, Thonauer, Granwiler von der Etsch, Flaschenberger von Montfiascon, «Est, est, propter bonum est, meus Dominus hic est». Vernetscht ist gut Verniß, Eckwein, Scharnickel, von Tai, Bisantzer, Wetterwein, des Babsts Pij 4. Mangeguerra vnnd Freß den Feind, der jm das heylig Habetglid so offt hat erhaben, biß er jhn habet auß dem Sattel gehaben, Vngarische Georger, Klyber, vnnd Symiger, Mergobremer vom Main hat bremen, Calobriger, Marckwein, Wibacher, Rosatzer, Ottenberger auß dem Turgäu. Von Veseva vnd Surent, den mein langwadeliger Bruntzhalter vnd schwimmer Peter Gravin gern tranck, Brubacher, Grünstätter, Fürstenberger zu Bachrach, O Bachi rach im Rauhen Rachen, solstu heut erwachen, wie wird dein Gurgel lachen. Ja da war mehrley Wein, dann zu Studgart auff der Hochzeit beschrieben werden, als Würtenbergischer Weidenberger, der von Lauffen, so etwann die Ferdinandischen Knecht machet lauffen, vnd die Landgräuischen nachlauffen. Jtem der Elfinger, so die finger vnd beyn Elenlang macht, der Beutelspacher, so die Beutel machet krachen, der Hebbacher gieng glatt in Rachen, Rote Felbacher, Mönchberger, Beinsteimer, weiß vnd rot Wangheimer, die offt gut Verß helffen erdencken, wann mans Poetisch thut einschencken, Seckenheimer auß der Pfaltz, sampt Guntheimern, Dürmsteinern, Manheimern vnnd Gänßfüssern, starck von geschmack, die einen bald werffen auff den Sack: Steinheimer auß Francken.

Jtem Seiffwein, Treiffwein, Tropffwein, Pfaffendorffer, Peternacher, Scharlacher (eyn schöne farb zu eim Kleid) Brendeler, Leutenberger, Hirtzenawer, Heintzrucker, Ruck den Heintzen, Kochheimer, Loricher, Haßmißhauser, Pontricher, Gulscher, Engergauer, Frinckeler, Lein­steiner, Renser, Filtzer, Horcheimer, blutiger Maulbörischer Wallischer, Heintzenrock, Bisenberger, Turgeuischer Berlimost, O Katzenthaler vnd Lüppelsperger von Reichenweir, wie halten euch mein Lippen so theur. Wein vom Noha vnd Sara, den Göttlichen tranck Nepente oder Ochssenzungen Wein, vnd Leydvergeß.

Jtem Osterwein, Tramminner, oder Trabrauter (wie jene Jungfraw, die nit gern das bruch nent, sagt) Reinsfelder, Keysersperger, Andlauer, Rangenwein, Pfedersheimer, Astmanshauser, Treckshauser, Rotz oder Kotzberger, Curßwein, Veltliner, den Keiser Augustus gern tranck, Reiffwein, Reinfall vnnd Pinöl, ist gut öl, Roter Marlheimer, vnnd von S. Bild, o wie milt: Kalenberger, etc. In summa es war allda ein solch einreuten von Wein zur Aechßt vnd Schiff, als vil all Berge Trauben geben, wie viel kornär an stengelein heben.

Jtem inn einem besonderen NebenKellerlein, die Schleckwein, vnd die Essigfäßlein. Dann Essig macht Essig, vnnd macht die schwere Köpff lässig.

Deßgleichen in einer Kellershülen vielerley Weinmäßig, wolge­brawet, glitzend, schmutzig, dunckel, dick, kleberig Zith vnnd Bier, für die Hopfenbrüder vnnd Birmörder, als Bremisch, Emdisch, woldäwig Englisch, geförnißt Juppenbier auß Gersten von Dantzwig, augen­blendig Neuburgisch, Töringisch, Bambergisch, Schwabachisch, Ma­sauisch, Liflendisch, Stetinisch, Hamburgisch vnd Lubeckisch Weitzenbier, Einbeckisch hopfenbier, Torgisch gewürtzt Bier, Nachbier, jung Bier, dünn bier, Kufenbier, Kleienbier, vnd sonst selsam geschelet Biren. Jtem Begeranischbier, daruon geschriben steht, «Begerana est omnibus sana». Vorcellischbier, Friburgisch bier, Neumägisch Juckstertz, Werdisch Brühan, Binackel, Scerpbier, Prisanbier, Wurtzisch, Zerbstisch, Rostockisch, Bernauisch, Rebin, Garlebin, Soltwedelisch, Kolbergischbier, der Erdtfortisch Schluntz vnd Kidegern, der Braunschweigisch Mumm, Leipsisch Rechenrastrum: Ein Topff, Scher­petum, zwen Rastrum, «dat spanque couentum»: Magdeburgisch Filtz, Goßlarisch Gause, Quitschart, Kühschwantz, Kälberzagel, Büffel. Jtem Franckfortoderisch staffeling, Betörwan, Schlipschlapp, Fitscherling, Stampff in die äschen, störtz den Kerl, Batzmann, Hotenbach, Glückelsham, Sperpide, Horlemotsche, Stroheingen, Bastart, Rutetop, Helschepoff, Lorch, Itax, Salat, Streckelbörtzel, Fertzer, Rolingsbier, Raseman, Kurfinck, Kressen, Fidelia, Alcklaus, Mortbotner, Reisekopff, Lötenas, Hartenack, Preibot, Mückensenff, etc. Hei wie süßklingend Sirenisch Tauffnamen, eben wie die Geuattern sind.

Aber was bemüh ich mich lang, all seine Lüllzepfflin zuerzehlen, jhr könt selbs erachten, daß er, zu dem als er ein Kölnischer Weinkoster vnd Straßburgischer Zepfflinsauger von den Weinstichern war, nit den schlechtsten getruncken hab: Ich hets jhm auch nicht gerahten, dann warumb wachßt gut Wein, wann man den bösen wolt trincken ein? dem Teuffel zu mit den Weinkömmen vnd Weinsophisten, die den edelen safft mit Schwebel vnnd Speck verketzeren: Der lebe inn «æternum», der gibt «potare Valernum», wer aber mir gibt «villum», all Teuffelsplag «torqueat illum». Sanct Vrban wöl die Seel erfrischen, die mir einschenckt den frischen, vnd daß derselb bekomme das grimmen, der mir einschenckt den schlimmen. Nur Kleientranck für denselben Prenckelschencken, oder Moscouitisch Habernwasser, oder Tartarisch distilliert Pferdsmilchwasser, oder Aepffeltranck auß Hessen. O du edeler Wetzstein Cos, du bist für all Edelgestein mein trost, du kleidest mich für hitz vnd frost, dich eß vnd kau ich för mein kost, du machest daß mir kein gelt verrost: du bist mehr dann mein Rippig dürr Weib mein Rippenkost, wan michs kost: Bei dir ist «color, odor, sapor» vnd «tactus», du bist die «Ars Cos», das ist des Schaubels Algeber Regel. Ich kan nit Rebenhänsleins Segen, daß ich könn dein gantz lob erwegen? Aber das weiß ich frey, daß der Wein mitten im Faß am besten sey, vnnd im Winter am stercksten, dann er bringet sein külwasser alsdann mit sich. Nur Catholischen Wein her, so sich auff seine güte verlaßt. Was soll ich viel erzehlen, was man allda für Frucht vnd getreid zugeführt habe vom Kochersperg, vom Wormsergäu, vom Neckerthal, von der Rems, von der Glems, von der Viltz, vnd von den Oesterlingen zu Schiff, Ich bin keim Einnemmer vbers Register kommen, wie «Froumenteau» vber den Frantzösischen Finantzhabern: es sind mehr Wägen da gefahren, dann gefahren sind zu jeden Jaren, der Eißschemel im Rheine groß, wann im Früling der Westwind bloßt: alle Kästen, Speicher, Schütten vnd Gebien lagen voll.

Hiemit so seie es genug für diesen Heller, von vnsers Großhustiers Koch vnnd Keller? jhr habt jetz sein Magengrentzen, Magentzen, Magenstädel, Bauchgetäfer vnnd Därmgebün verstanden, nun ist sein würckung noch dahinden vorhanden, die darauß ist entstanden, da hört zu in allen Landen.