BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Fischart

1546/47 - 1590

 

Affentheurlich Naupengeheurliche

Geschichtklitterung von Thaten und

Rhaten der vor kurtzen Langen und je

weilen vollenwolbeschreiten Helden und

Herren Grandgoschier Gorgellantua

 

1575/1582/1590

 

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Ein vnd Vor Ritt, oder das Parat

vnnd Bereytschlag, inn die Chronick vom

Grandgoschier, Gurgellantual vnd

Pantadurstlingern.

 

 

JR meine Schlampampische gute Schlucker, kurtzweilige Stall vnd Tafelbrüder: jhr Schlaftrunckene wolbesoffene Kautzen vnd Schnautz­hän, jhr Landkündige vnd Landschlindige Wein Verderber vnnd Banckbuben: Jr Schnargarkische Angsterträher, Kutterufstorcken, Birpausen, vnd meine Zeckvollzepfige «Domini» Winholdi von Holwin: Ertzvilfraßlappscheisige Scheißhaußfüller vnnd Abteckerische Zäpflein­lüller: Freßschnaufige Maulprocker, Collatzbäuch, Gargurgulianer: Grosprockschlindige Zipfler vnd Schmärrotzer: O jr Latzdeckige Bäuch, die mit eim Kind essen, das ein Rotzige Nasen hat: ja den Löffel wider holt, den man euch hinder die thür würfft: Ja auch jhr Fußgrammige Kruckenstupfer, Stäbelherrn, Pfatengramische Kapaunen, händgratler, Badenwalfarter: Huderer, Gutschirer, Jarmeßbesucher, jr Gargantz­tunige Geiermundler vnd Gurgelmänner, Butterbrater, safransucher, Meß vnd Marcktbesucher, Hochzeitschiffer, Auffhaspler, Gutverläm­merer, Vaterverderber, Schleitzer, Schultrabeiser: Vnd du mein Garten­geselschafft vom Rollwagen, vom Marckschiff, von der Spigeleulen, mit eweren sauberen Erndfreien Herbstsprüchen. Jr Sontagsjüngherlin mit dem feyertäglichen angesicht, jr Bursch vnd Marckstanten, Pflaster­tretter, Neuzeytungspäher, Zeitungverwetter, Naupentückische Nasen vnd Affenträher, Rauchverkeuffer, Geuchstecher, Blindmeuß vnd Hütlinspiler, Lichtscheue Augennebeler: Vnd jr feine Verzuckerte Gallen vnd Pillulen, vnnd Honiggebeitzte Spinnen. Sihe da, jhr feine Schnudelbutzen. Jhr Lungkitzliche Backenhalter vnnd Wackenader, jhr Entenschnaderige, Langzüngige Krummschnäbel, Schwappelschwäble, die eym eyn Nuß vom Baum schwetzen: jr Zuckerpapagoi, Hetzen­amseler, Hetzenschwetzer, Starnstörer, Scherenschleiffer, Rorfincken, Kunckelstubische Gänsprediger, Schärstubner, Judasjagige Retscher, Waffelarten, Babeler vnd Babelarten, Fabelarten vnd Fabeler, von der Babilonischen Bauleut eynigkeyt. Jr Hildenbrandsstreichige wilde Hummeln, Bäumaußreisser, Trotzteuffelsluckstellige Stichdenteuffel vnnd Poppenschiser, die dem Teuffel ein horn außrauffen, vnnd pulferhörnlein drauß schrauffen. Vnnd endlich du mein Gassentrettendes Bulerbürstlein, das hin vnd wider vmbschilet, vnd nach dem Holtz stincket, auch sonst nichts bessers thut, dann rote Nasen trincket, vnd an der Geysen elenbogen hincket. Ja kurtzumb du Gäuchhornigs vnnd weichzornigs Haußvergessen Mann vnnd Weibsvolck, sampt allem anderen dürstigen Gesindlein, denen der roh gefressen Narr noch auffstoset.

Jhr all, sag ich noch einmal, verstaht mich wol, solt sampt vnd sonders hie sein meine liebe Schulerkindlein, euch wil ich zuschreiben diß mein fündlein, pfündlein vnd Pfründlein, ewer sey diß Büchlin gar mit haut vnd haar, weil ich doch euer bin so par, Euch ist der Schilt außgehenckt, kehrt hie ein, hie würd gut Wein geschenckt: was lasset jr lang den Hipenbuben vergebens schreien? Ich kan euch das Hirn erstäubern, Geraten jr mir zu Zuhörern, so wird gewiß dort die Weißheit auff der Wegscheid vmbsonst rufen.

Demnach mir dann ewer holdseligkeyt mit ewerm anhang zu ehren erscheinen, so solt jr zu eingang wissen, daß der Atenisch Krigsfürst Alkibiad in des Preyten Plautischen Oedipischen Platons gespräch, dessen vberschrifft die Zech ist, als er vnder anderem sehr will loben seinen Lehrweiser Socrat, (welcher ohn alle einred vnd streit, aller Philosophen oder Gernklugen, der erste anführer war) spricht er, Er sey gleich vnnd änlich gewesen den Schilenden Silenis oder Seullänen. Was ist aber das für ein Teuffel in der Höll der also heist?

Exspeckta auß der Taschen, Sileni, solt jr mich verstehn, waren etwann die wundergestalte Grillische, Grubengrotteschische, fantäs­tische krüg, läden, büchsen vnd häfen, wie wir sie heut in den Apotecken stehen sehen, von aussen bemalet mit lächerlichen, gecklichen, ja offt erschrecklichen Häw vnnd Graßteuffeln, wie sie auß Pandore büchs fligen, vnnd der Grillen Römischen Mül stiben, gesellen die im hafen schlecken, vnd haben die Kertz im hindern stecken, wie sie Dantes inn der fegfewrigen Höllen beschreibet, Jott vnnd Michelangel im Jungsten gericht malen, Olaische Mittnächtige Meerwunder, wie sie einem zu mitternacht inn der Fronfasten, wann man zu vil Bonen jßt, vnd am rucken ligt, fürkommen, Ovidische verformungen, Weinsauf­fende Grillos vnnd Apuleios, seltzame trachenschlund an den Canälen vnnd Bronnrören, Midisch Königsoren, Ackteonisch Fürstenhörner: Leut, wie Megasten, Solin, Franck vnd Munster inn jhren Cosmo­graphien gegen Morenland vnd Affrich versetzen vnd Colonisiren, als einfüsige Hasenjäger, einäugige Schützen, Brustgeköpffte Hundsköpff, die auff eim fuß Postiren, geruchlebige Leilachoren, geile Satyri vnd Geyßmänlin, Scherzengefider, Höllhacken, Charpie des Jupiters Vogelhund, fornen schön vnd lieb gestalt als Frawen, vnnd hinden hön vnd dib mit klawen.

Ja zu diesen Autentischen beschribenen Faßnachtbutzen suchen sie noch Rumörischere Ladengezird, die eim allen Confect erleiden solten, als gezeumt Vögel inn Planetenschlitten, Rappen inn Mönchskappen, Kropfigel inn nadelbesteckten läzen auff schaltberen: Donnenköpff mit beuchen der Eßlingischen Jungfrawen im hafenreff: Bemäntelt, bestebt treifußgekrönte Widhopffen, die man mit lichtern besteckt, auff der Mistbären daher träget. Wie zu Straßburg im Mönster bei dem Chor an der seulen stehen, vnd im Bruderhof vber dem Keller, da ein Rephun einen Schatz verrhiet, gemalt zufinden. Kändlinmeuler mit glocken­hüten, wie der Gorgonisch Römisch Medusenkopff. Geschleiert Gäns auff Pantoffeln, beprillet vnd schulsack behenckt Esel auff steltzen, torweit zerflennend schußlöcher, Carpatische hogerige Ofenkrucken, Brotmeyer, die den bauch im Schubkärchlin führen, halb Pfaffen vnnd halb Landsknecht, gehalbiert Menschen vom Bischoff vnd Bader: krebs, die im schlitten zihen, darbei der spruch, Es geht wie es mag: gehörnecht Hasen, Menschen mit Krebsnasen, gesattelt Hund, fligend Hechsenböck, reutend Hirtz, kunden wie man hinder Job vnd Sanct Töngis malet, in spilen vnnd Mummereien brauchet, inn Christo­felgnosse seulen vnnd gebeu hauet, auff die Pfäl fur Vogelschewen stellet, für gerems vnd compartement auf täppich stricket, damit man die Kinder schweiget, vnd andere dergleichen Malerträum, hülengrillen, wie dern mit der weil eyn gantz büchlin ins Rabelais Trollatischen treumen sollen außgehen, mit welchen dise Pulverkrämer Gaffleut für Kauffleut an sich ziehen können, vnd die vorgehende wie des Abisai Leib auffhalten, wie Gorgon vergestalten, den Bauren die mäuler auffsperren, machen daß die Mägd den Korb vnd Zuber müsen nidersetzen, die Frawen die Kinder vergessen, vnd alles gesind wie zur Regenspurgischen Walfahrt zu lauffen.

 

 

Nun die Straß ist zu eim theil gebanet, ich versihe mich zu ewerer köpffründe, jhr habt die Esilischen Silen, vnd Seulen verstanden. Jedoch möchten, glaub ich, meine Rebenhenslein vnnd Weingänßlein leiden, daß ich es jnen auff jren schlag greiflicher erkläret: wolan, das muß auch also par geschehen. Wißt jhr nicht, wie jhr zu zeiten seit bei höflichen zechen gewesen, da man euch zu eim willkomm hat mit einer schönen Kälichfecundeten red ein schön großgebeuchet wunderfrembd geboßiret schrecklich trinckgeschir, welches die Latiner «futile» vas heisen, forgestellet, das man gleich alle teller vnnd platten vor euch hat müsen wegraumen, vnnd darnach wann man inn die sprüng kommen, die mutwilligste Geschirr herfür gesuchet. Als gepichte Armprost, Jungfrawschülin, silberbeschlagene Bundschuch, gewachtelt stiffel, Polnische Sackpfeiffen, Bären, Leyren, Lautenkübel, Kübel Lauten, Narrenkappen, beknöpfft Tolchen, Windmülen, Sauärs, Lastwägen, Lastschiff, nackende Megdlein, Bübelein, Hänlin, Gißfasser, häfen, onruhige Lufftvogel gemese Dannzapffen, die nicht stehn «Sine ponere», sonder gehn wollen, Fäusthämer, Weinfewrspeiende Büchsen, vnnd andere dergleichen schöne muster. Ecce, das sind die Rechte Sulenen vnd Lenseulen vnd Eselen darauff Silenus reutet.

Ein solcher Grillus vnd Silenus, sagt Alcibiad, wer sein Preceptor Socrates. Wie so? Da so, Dann gleich wie solche Hanfgebutzte Apoteckergeschir vnd Weinbüchsen von ausen häßlich vnd greßlich vberaußscheinen, vnnd doch zu jnnerst mit herrlichem schleck vnd Confect seind geschicket vnnd gespicket, von Balsam, Bisam, Latwergen, Sirup, Julep, Treseneien, vnd anderen kostbaren fantaseien, wie sie ins Reiffen gemusterter Abecedeck zufinden. Also wer auch der Weisest Lerer Socrat euserlichem schein nach von gestalt gering anzusehen, also das so du nach erstem anplick ein vrtheil von jm hetst sollen fellen, würdest jhne gleich so wol wie der Phisionomygaffer Zopyrus nicht einer Lorischen zwibelschelf oder Knoblauchsbutzen werd gehalten haben, so Bäurisch quartiert von leib war er, so Seeländisch lam von vnfechterischen geberden, so Franciscanisch von zugespitzter Elennasen oder (wie etlich wöllen) Schafsnasen, mit eim glatzenden kopff, eingezogenem halß, haarigem nacken, darzu allzeit lachend, vbersichtig vnd augensperrig wie ein Stier, dem gebunden seind alle vier, von sitten einfaltig, von Kleidung presthafftig, zu Weibern (Aber villeicht nit zum Alcibiad) vnglückhafftig, im Regiment vntauglich, tranck eim jeden so viel zu als eim andern, war mit allen vberwerflich, redgeb vnnd schimpflich, darmit er seinen hocherleuchten verstand decket glimpflich. Aber so du jhm hetst sollen in die Hertzbüchs hinein schawen, würdest ein Recht himmlischen vnschetzbaren Indianischen geruch von edelem gewürtz gefület haben, ein mehrer dann Menschliche klugheit, ein vnüberwindlichen standmut, vnermeßliche nüchterkeit, gewißbestimte genügung, vollkommenen trost, vernünfftige geringachtung alles dessen, darumb jederman so tollgirig zabelt vnd grabelt, laufft vnd schnaufft, machet vnd wachet, kriegt vnd betrügt, wült vnd stilt, wandelt vnd handelt, fecht vnd recht vnd alle hertzbefridung verschmecht.

Secht, solch Fürtugenden lisen sich inn diesem des Socrats vnachtsamen, vnd nicht auff Aronisch verprustlatztem hertzenschrein finden. Gleich wie hingegen vom schönen Absolonischen Leib seines erstgedachten Jüngers Alcibiadis gesagt ward, daß welcher in dasselb Samatküßlin hett ein plick thun mögen, eitel lär stro, an statt der federen, vnnd sein grosse schöne nur vberzuckerten Spanischen Pfeffer für Zuckererbsen, befunden hette: Ja ein Pleien schwerd inn einer güldenen scheyden.

Wahin meinst aber, du mein kurtzweiligs geschöpff, das diß vorgespilt, gevortrabet, vorbeloffen, an vnd fürgebawet werde? Zwar zu nichts anders, als das jhr meine Jünger, vnnd etliche andere ewere mitnarren nicht gleich nach dem äuseren betrüglichen schein vrtheilen lernen, Also, das so jhr einmal von der Bibel vber etliche vnsers gespunst Büchertitel kommen, die euch wunderlich Krabatisch inn den Ohren lauten, als Gargantua, Pantagruel, Gsespinte oder feistseydlin: von letzter lätzen letzwürde: Erbisen zum Speck mit der außlegung: dz Speckgewicht «cum commento». Aller Practic großmuter: Der Practicmuter erstgeborner Son, die Spigeleul gesangsweiß, Flöhatz, Apologi der flöh wider der Weiber, Podagramisch Trostbüchlin, Die träum des schlaffenden Reinicken fuchs, von bauung des Castells in Spanien, von Neuerfundenen Inseln inn den lüfften, Von der Zwerchschlacht mit den Kränchen. Schnacken vnd Muckenlob: Vber den spruch, «Magister his opus habet», Vom streit des Wehrmuts vnnd des Wend vnmuts. Die stoltz armut, vnnd der Arm stoltz, sampt dem stinckenden Betlerstreck. Von blinder hundsgeburt heutiges bücher schreibens. Theses im Frawenzimmer zu disputiren fürgelegt. Von Simonei der Buler, so sie mit der huldschafft treiben. Schwäbisch Ehr Rottung der nötlichkeit der Löffel wider «Diogenem». Die Kunckel oder Rockenstub. Fatztratzprieff, Bacbuc: Flaschtasch, Taschflasch: Schwalb vnd Spatzenhatz, Gauchlob, Ratschlag von erweiterung der Hellen, die Hofsupp, Aller geseß Mummplatz, die Schiffahrt zum Beutellegele. Die Göffellöflicheit, Froschgosch, Die halb dachisch volleseuordnung, Anatomi der knackwürst, Würdigkeyt der Sewstell, Trollatisch treum, Gerichtlicher Proceß des Herrn Speckessers gegen dem vom Hering, etc. Vnd andere dergleichen Winholdisch vnd Elloposcleronisch saurwerck: das jhr, sag ich, nit gleich darauff fallen, vnd meinen, es werd nichts anders als spottwerck, narrei, vnd anmütige lugen darinnen gehandelt, sintenmal die Rubric vnd titul einen darzu also anlachen.

O nein, jr meine liebe Kinder, es hat weit die meynung nicht, sonst dörfften jhr kein Wein auß Knebelspisen trincken: Es stehet inn des gereimten Eulenspigels Vorred, es sey angenemer ermant werden schertzlich als schmertzlich, schimpflich dann stümpflich, gecklich dann schrecklich, wörtlich dann mördlich. Also auch hie, muß ich euch fein hinderschleichen, vnd wie eim Kind das muß einstreichen, ich geb es sonst dem Hund.

Es gebürt sich gar nicht der Menschen hendel nach solchem leichtfertigen lecherlichen anschein zuschetzen, sonst möcht nach des Erasmi Torheitlob gar nichts hie bestan, das nicht zu verlachen wer. Dann was fängt nicht lächerlich an? wer wolt gern mit eim witzigen Kind spilen? wer vertritt nicht die Narren schuh? wer erdantzt nicht seinen Bulen? wo ist ein gastung ohn Narren? Dannoch so werden auß Kindern auch Leut, auß Stamlenden Kindern werden Redner, Vnd das ich mit des Ismenij Vorredner schliß, wann als dann kommet guts auß spott, was ist der spott zu klagen not? Ein Scheißhauß ist ein Scheißhauß, wann man es schon wie ein altar bawet, vnnd ein Schatzkammer pleibt ein Schatzkammer, wann man sie schon vnter die Erd welbet: Es kan sich im Marcolfischen Esopo auch ein Salomon verbergen: Jhr pfleget doch selber zusagen, das Kleid mach kein Mönch, vnd mancher ist verkappt inn ein Mönchskutt, trägt doch ein Mönch Illsungischen Landsknechtsmut, mancher trägt ein Pfaffenschlappen, trüg billicher ein Reuterskappen, Mancher der nie keyn Pferd beschritt, singet doch eyn Reuterlied, vnd viel tragen Spanische gesäß, die doch den Spaniern gönnen alles böß: Es seind nicht all Köch, die lang Messer antragen, es mögen wol etlich Schinder sein. «Non est Venator», jeder durch «chornua flator». Es jagen nicht all Hasen, die Hörner plasen: Im langen Haar stecken auch Fechter.

So dem nun also, das nicht nach dem äuseren schein zu sehen, so will sich auch gebüren, das man hie diß Büchlin recht eröffene, vnnd dem innhalt gründlich nachsinne, so wird sich befinden, das die Specerey darinnen von meherem vnnd höherem werd ist, als die büchsse von aussen anzeyget vnd verheisset, das ist, das die fürgetragene materi nicht so närrisch vnnd auß der abweiß geschaffen, wie die vberschrifft möcht vielleicht fürwenden.

Vnd auff den fall gesetzt, das jr auß zu vil miltem verstand, etwas lustiges, so sich zum Namen schicket, darinnen antreffen, muß man darumb nicht an demselben allein kleben vnd schweben, harren vnd verstarren, wie an dem schlafsüssen Sirenischen Meydlingsang, sonder das jenig, so auß zu vil leicht freymütigkeit gered scheinet, auff ein höhersinnige außlegung zihen.

Habt jhr auch je ein fläschen auffgeschraubet, oder mit eim Diterich erbrochen? so werd jr wol wissen was jhr darinn gefunden habt. Habt jhr nie die Nuß vmbher tragen gesehen, die schlecht geschinen, aber tewr verkaufft worden, dieweil ein Zihender Passion darein geschnitzelt gewesen? so gedenckt auch was inn dieser vnserer Gribelnuß für Säckgerät möcht stecken. Ja, das ich euch auff den Hund bring (welches Thir, wie Plato schreibt im andern Buch von der Reichpöblicheyt, vnter allem das Philosophisch vnd gütartigest ist) habt jhr nicht gesehen wie andechtich er das marckbein, wann er eins find, verschiltwachtet, wie eiferig er es halt, wie vernünfftig er es anatomirt, wie vnvertrüßlich ers zerprech vnd zerreiß, vnd anmütig vernag, saug vnnd zerbeiß. Fürnemlich wan ers dem Vlmischen Schwaben hat gestolen, der jm einmal das marck zwischen der thüren zu dem hindern herauß klemmet, vnnd es, wiewol es minckelet, für schmutz hinweg schlemmet. Was ist nun die hoffnung der Hundsmühe? was vermeynt er hierauß guts zuerlangen? Nichts mehr, als ein wenig Schmerhafft marck. Es ist wol war, diß wenig ist anmüntlicher, als des andern geschmeiß gar viel: Angesehen, das alles marck zu seiner vollkommenen Natur vnnd Natürlicher vollkommenheit ist ernehret vnd außbereit: Wie Galen iij «facult. natural.» Vnd xj von «Vsu partium» meldet.

Nach disem fürbild solt ihr euch weißlich wissen anzustellen, so werden jr die süsse diser holdseligen Büchlein von jnnerlicher dicker fette, vnd mercklichem marckhafftem Schmär viler lehren gespicket, fülen vnd hoch zilen: Dieweil sie im anfüren vnd trib wol leichtschäfftig, aber im antrefen, nachtruck vnd vollführen, sich werden erweisen als hefftig vnnd kräfftig. Derwegen erprecht das beyn fleissig durch genaw sorgfeltiges lesen, vnnd stätem vnauffhörlichem nachsinnen, vnd sauget darauß dz substantzialisch wesenlich Marck, nit wie der erstbenant Hundsklemmer, die Gerberzullen für minckelend Schmär. Schlappert nit auff Chorherrisch die Wort in euch, wie der Hund die Sup, sonder kauet vnd widerkauet sie wie die Küh, distilliert sie durch neun balcken, so findet jr die Bon, das ist, findet was ich durch diese Pitagorische vnsimpele simbolen, vnnd geheime losungen gesuchet hab: inn gewisser hoffnung dadurch euch gantz trucken auß dem bad außgezwagen vnd abgeriben heimzufertigen.

Glaubt jr auch, sagt mirs auff ewern eyd (wiewol er heut theur ist) daß je der blind Homer, da er sein Troi vnd Niman beschrib, auff die lätze bedeutnussen, gekrümte allegorien, verwänte gleichnussen gesehen habe, wie sie Plutarch, Heraclid, Cornut, Stesichor, Androtion, Amphiloch, Natal, nach jren köpffen auß jm gepreßt, gekältert, getrott, gezwungen, vnd wie ein Bauchwäscherin gerungen haben? Oder was Politian auß jnen hat gestolen, vnnd der Hadermeyer Lorich dörffen holen, oder M. Andres Delitsch «de Colonia in literali» vnd Origenischer außlegung «super artem amandi» molen, vnd «Frater Thomas de Vvallei» in Concordantzen der H. Schrifft mit den Poetischen Fabeln, vnd auff Castalionisch der hohen Lieder Salomonis zu der «Ars amandi» bekolen? Wa jrs glaubt, kompt jhr weder mit Händen noch Füsen bei vilen Baurenschritten nit zu meiner meynung, welche schon beschlißlich das vrtheil gefelt, daß solche mutwillig gesuchte deutungen von Pandora, daß sie die Eua sey, die neun Muse, die siben Chör, der treyköpffig Höllisch Cerberprack, die drey weg vnd weisen zu Philosophirn auff Logicisch, Physicisch, vnd Ethicisch, der arm hinckend Vulckan der tieff gefallen Teuffel, vnnd der Bellerophon, der keusch Joseph, eben so wenig dem Homero geträumt haben, als dem Ouidio inn seinen verstaltungen, die siben Sacrament, welche eyn guter Bruder Veit, ein rechter Speckhecker, auß jhm hat wöllen erweisen, ob er vielleicht auch Narren jm gleich, vnd wie man sagt, eyn deckel zu eim solchen Hafen gefunden hette. Was solt die Kumpffgelegen Nas auf Sibillisch die Marien der Semele vergleichen, die den «Bachum bisgenitum» wie ein wider gebachen Schiffbrot vnd Biscuyt erzilet? Er ist noch nicht mit dem Gansfuß durch den Bach gewattet: Ja wol die Niobe die Saltzseul? Es reimet sich wie des Vietors Vergilisch Kälber machen «cum faciam Vitula, &c.» zu der Meß: Wie des HimmelErdHölligen auff Schlangen vnnd Ottern gahn, auff dem Keyser Friderich stan. Wie des Tallorin dreymal drey in Franckreich welches die gantz Welt solt Christianissimiren.

Wa jr dann diß Lichtenbergisch oder Lichtverbergisch traumdeiten nit glaubt, warumb wolten jr nit eben so vil von diser kurtzweiligen zeitung vnd newen Chronich halten, die euch villeicht eben so vil retersch als jenes fabuliren kan auffgeben? Wie wol ich, da ich es schrib, gleich so wenig daran gedacht, als jr, die vielleicht den Wein auch trincket wie ich: Dann ich inn stellung dieses herlichen Buches kein ander zeit hab verloren, als die ich ohn das zu sättigung meins fräsigen Leibs oder leiblicher erquickung mit essen vnnd trincken pflegt für bestellt zuhaben. Vnd ist warlich eben, wann die freßglock im Magen sturm schlegt, vnd der klipffel verstopfft ist vnd gelegt, die recht Dietalisch zeit zu solchen Gemsenkletterigen vnd Tritthimelverzuckten Materien vnnd reinspinnenden gedancken.

Es gibt doch vnter dem Wein die besten keuff, ja die besten rhatschläg, als Tacit von den Teutschen meld, vnd Strabo im 15. Buch von den Persen helt. Wie jm dann Homer, der sich an Königs Meons Hof blind gesoffen, eyn außbund aller beredheytgirigen Philologen inn dem fall wol zuthun wust: Deßgleichen der Zihvatter aller Latinischen Poeten der Podagramisch Ennius, inn massen von jm Horat, so mit gleicher Weinlaug gewaschen, schreibet, daß er nie hab sein federwehr geschliffen, vnd ein dapffere Schlacht inn reimen angriffen, er hab dann vor eyn gesetzlin gepfiffen, wie der fromm C. Scheit im Grobiano zu dem Bacho spricht, Ich muß mich vor eyn wenig kröpffen, Daß ich ein guten Trunck mög schöpffen: Hör Bache mit dem grossen Bauch, Lang mir dorther den vollen schlauch, Eyn gute Pratwurst auß dem sack, Daß mir ein küler trunck darauff schmack, Da laß mich thun eyn guten suff, Marcolfe sich, der güt dir drauff, Hehem, das heist eyn guter tranck, Jetz bin ich gsund, vor war ich kranck.

Was soll aber eyn krancker Poet? weniger als eyn vngewürtzt Pastet vnd Klaret: Doch wann sie so leichtlich sind bei gesundheyt zubehalten, will ich sie lassen die bodenloß Göttin Potinam walten, sintemal Poeten von «Potus, Potæ, il boit», vnd Pott kommet, wie Gwido «de Monticella» im «Vocabulista etymologisato & Ecclesiastico» auff seinen eyd behelt, auß dem Spruch, «Non est Dithyrambus aquam si potitet, vel poietitet», vnnd des Martials «Possum nil ego sobrius bibenti, &c.» Es gibt gefrorn ding, was man auß Bronnen schöpfft: Eyn Poet soll auff eyner seit am Gürtel ein Dintenhorn, auff der andern eyn fläsch hencken haben, das soll sein Breuirbüchlin sein.

Vnd die Exempel des Alceons, des Rabulischen Aristophans, vnd Alckmans bezeugens: so sagt Sophocles von Eschilo, der Wein hab jm sein Tragedien, wie eyn «Spiritus familiaris», geschmidt, vnnd ist an seinen vollen Cabiris vnd Jasonsgesellen wol zusehen. So lehrt auch der Pindarisirend Pindarus, man soll Alten Wein trincken, aber auß neuen Poeten frisch blumen prechen. Was geht vns die vnpoetisch neu Postimelisseisch ketzerei an, die alten Marckstein seind nit zuverrucken: was setzt man die Musas so trucken? Wa ist jr Bronnencaballischer huffschlag? Ist es wasser, so ist es warlich mehr dann Artischoisch Weinstarck, dieweil es nur die, so drumb bettelen, also auff Oraculisch verzuckt vnd verpithisirt: Kommen nit Verß vnd Reimen vom singen oder singen vom Reimen? Wie reimt vnnd stimpt sich aber eyn außgetrocknet heysere stimm? pringt aber wasser nicht roscht? macht nicht der eingegossen Wein die Pfeiff resch? Derhalben «Potor esse volo, Quia cantor esse volo». Ich Trinck daß ich sing vnd sinck, vnd sing daß ich trinck, spring vnnd hinck: Ich bin eyn Hofmann, kan Senff essen, vnd doch nicht weinen: Kont nit der Heß mit seinen Weingetränckten Versen die Psalmen schön außtrucken? O jhr Potulente Poeten, potirt der pott vnd bütten, vnnd potionirt euch potantlich mit potitioniren, compotiren vnnd expotiren, dann potiren vnd appotiren kompt von petiren vnd appetiren, vnnd pringt potate poesei, dieweil potantes sind potentes. Vnnd Potentaten sind Potantes. Vnd wie vnser Horatius singt

 

Der Wassersauffer Reimengang

Gefallen nicht den Leuten lang.

Dann weil sie nicht lebhafftig sind

Verschwind jr leben auch geschwind,

Daß man nit vil daruon verkündt.

 

Jhr Poeten dörft euch des nicht schämen, eben so wenig als ich vnnd der Sauressich Cato von Vtica, der allzeit den Vnmut zuverdistilliren, pflegt zuschlafftrinckeliren: was hat den großleberigen Democrit also gekizelt, dann daß er täglich für sein ordinari Diät vier vnnd viertzig Nussel Wein tranck? Kont doch jener Predikautz, wie im Sauffteuffel steht, am besten predigen, wann er eyn rausch hat: Vnd die Stentorisch Chorbassisten, müssen warlich jr stimm mit Wein zurüsten: Was schads dem Ennio, wann jhme schon der neidig tropff Horat, der auch an dem bein gehuncken hat, beschuldigt, sein gedicht zeigten meh Weins an dann Liecht, vnd stinck mehr nach der Weinkant, als dem Vnschlitbrand, mehr nach dem Weintranck, dann dem ölgestanck: Was schad es jhm? es hat jhm dannoch wol geschmackt, beiß jm eyner jetz eyn Or ab. Deßgleichen was schadets mir, daß auch eyn loser Klemdenhund vnnd Maulfranck gleicher gestalt von meinen Büchern halt: kleien und minckelend Hundsmarck gehört in denselben hudler. Aber wie vil nützlicher, schützlicher, hitziger, kützeliger ist vns der geruch vnnd die krafft vom Rebensafft, als daß schwermütig schmutzig öl: die Ampel vnnd der taache verschlucken viel öls, vnd werden doch nit feißter daruon. Was soll das nüchtern gestänck, wann man nach nüchterkeit schmeckt, «Ieiunum olet», Nüchtern stinckt eym der Athem, wann man voll ist, schmeckt mans nicht: Ich bin Bienenart, mit öl töd man mich, mit Wein macht man mich lebendich. Nun ist dannoch eyn Bienlin, auch eyn feins Thierlin, dz Honig scheißt.

Ich will mir für eyn ruhm rechnen, daß man von mir sagt, ich hab mehr an Wein gehenckt, als im Oel ertrenckt: Dann man pringt an Höfen, inn Klöstern vnd sonst Häusern eym viel eher eyn trunck den er versuch, als eyn Buch darinn er eyn guten Spruch such: Dieweil die geschrifft, wie die Regengern sagen, lehrt ketzerlich gifft: Das wust wol König Ludwig der Elfft inn Franckreich, der wolt nit daß sein Son inn Historien lese: «quare? Dare»: dann die da lesen, sprach er, von schweren geschichten, schreckt es sie ab solche außzurichten: Vnnd warumb muß mein Tochter nit schreiben lernen? auff daß sie kein Bulbrieflin schreibe: Darumb war vnsers Barfüserischen Superioristen Murrnarrs Fund mächtig wol bedacht, vnd nimpt mich wunder, wie es Polidor Vergil in seim buch von Erfindern allerhand sachen hat außlassen können: er sahe wie ärgerlich ding oft inn Büchern stund, darumb erfand er «Cartiludium Institutionum», vnd ein Schachspiel, «vbi trahunt quantitates».

Derhalben schetz ich es noch einmal für ein ehr, wie noch der fratzen mehr, wann man mich für ein guten Prillenreisser vnd Grillenscheisser außschreit, ich bin drumb nit gescholten, sonder des wolkommener in allen meinen Pantagruelistischen gantzdurstigen gesellschafften vnd zünfften. Dem Demostene ward es für ein vnehr nachgesagt, daß er vor angsthafftem fleiß, vnnd fleissiger angst, den er inn stellung seiner Reden brauchet, meher an öl verthat dann an Wein, vnnd mehr bei dem Liechtschein schrib, als es bei dem Wein trieb, vnd daß seine Orationen wie ein Salat nach öl stancken. Dasselb Cherephonisch nachteulisch vnd Fledermäusisch klittern will ich mir bei leib nicht nach lassen sagen: Sonder Wein her, der scherpffet das Hirn, fürnemlich wann einer die Stieg einfellt.

Hierumb so wolt nun fortan alle meine reden, rahten vnnd thaten zu dem aller vollkommenesten deiten, vnnd also auch auff eim hinckenden Pferd musterig reuten: Dantz ich nicht recht vor, so dantzt mir nicht nach, die Römer müsten sonst vonwegen eins Bauren traum das spil wider ergentzen. Gerade bein dantzen auch nit allzeit gerad: Es stolpert ein Pferd mit vier beynen: was ist das best im dantzen? Antw: Daß man auch vmbkeret. Wolan so haltet in williger vnd billicher verehrung dz feucht Käsformig Hirn, das euch bringet so seltzame Würm, der SpiegelEul Prophetenbör, vnnd kugelechte Pröbstbeuch, vnd kegelechte Bachus schleuch: haltet mich daß ich lustig bleib: So bin ich euch geneigt zu kurtzweiligen Rhäten, vnd «Rabiles res Mirabiles».

Nun wolauff du meins Hertzens ein Schatz, jhr meine holdselige Lehrkinder, erschwinget vnnd erspringt euch, vnnd leset das vberig leibschützlich vnd Nierenkitzelig, mit lust, nicht mit wust, das ist, daß euch vor rollendem lachen vnd lachendem rollen kein Nestel zerspring, vnd es im Bauch ein aufflauff bring, ich halt sonst die Naß zu. Hiezwischen vergeßt nicht mir einen auff ein gleichs zuzutrincken, ich will euch Bürgen setzen, innsonderheyt so euch der Dörrschnabel reutet: Sauffts gar auß, dann halb trincken ist bettlerisch, es ertrinckt im Mör kein Fisch: jetz das maul gewischt, vnnd dahinden gefist, so seit jhr zum lesen gerüst.

«Subscripsit». Inn Freuden Gedenck Mein.