<<< Übersicht  <<< vorige Seite  nächste Seite >>>



B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  Paul Rebhun
um 1500 - 1546

 
 
   
   



E i n   G e i s t l i c h   s p i e l ,
v o n   d e r   G o t f u r c h t i g e n
u n d   k e u s c h e n
F r a w e n   S u s a n n e n ,
g a n t z   l u s t i g
v n d   f r u c h t b a r l i c h
z u   l e s e n


Actus tertius

_________________________________________





Rembrandt
Susanna und
die beiden Alten
1647


 
A c t u s   t e r t i i
s c e n a   p r i m a .


Susanna. Sara. Dabira.

SUSANNA:
Ytzund scheind fein warm die sunn
Drumb ich gehen wil zum brunn
Und daselbs mich badn ein weil
Drumb so macht euch auff mit eyl
5
Volgt mir in den garten nach
Dann richt auß auch eure sach

SARA:
Liebe fraw wir seind bereit
Euch zu geben hin das gleidt
Solln wir auch was tragen mit?

SUSANNA:
10
Neyn / yhr doörfft ytzunder nit
Darnach wil ich sagen wol
Was man mir als bringen sol
[Diijv] Das volgent redet sie im garten.
Nu geht itzund wider hyn
Weil ich nu beim brunnen bin
15
Dann ich mich ein weil allein
Baden wil / dorfft nicht da sein
Aber ubr ein kleine zeit
Secht / das ihr bey mir do seyt
Bringt mit euch die salbn und öl
20
Seyff / und was ich haben söl
Dann so solt yhr salben mich
Biß ich meine zeit ersiech
Ytzund aber habt in acht
Das yhr wol die thür vermacht
25
Das nicht yemands kom herzu
Und mir leyd und ungmach thu

DABIRA:
Seit on sorge liebe fraw
Dann wir wolln mit aller traw
Euch die thür verwahren fest
30
Wie wihr mügn auffs aller best

SARA:
Dörfft yhr unser sonst zu nicht

SUSANNA:
Nein / secht das yhr das außricht

 
A c t u s   t e r t i i
s c e n a   s e c u n d a .


Resatha. Susanna. Ichaboth.

RESATHA:
Wolauff es ist itzunder zeyt
Das glück hat uns den weg bereit
35
Ich hoff wir wolln ytzt werdn gewert
Was unser hertz hat lang begehrt

SUSANNA:
Hülff got / was da? wo kumt yhr her?
[D4r] Wie habt yhr mich erschreckt so sehr

ICHABOTH:
Endsetzt euch nicht fraw tugentreich
40
Das wir ytzt kumen her zu euch
Die ursach die uns einher treyb
Das ist eur edler zarter leib
In welches lieb wir seind endzündt
Das unser hertz on auffhörn brindt
45
Und gar nicht kan geleschet werdn
Yhr thut dann was wyr ytzt begehrn.
Drumb ist das unser bith gemein
Die weyl yhr ytzund seit alein
Wolt euch ergebn zu unserm willn
50
Der liebe brunst durch euch zu stilln

SUSANNA:
Behut uns got was saget yhr
Eur bitten / das sey weyt von mir
Wolt yhr mich heissen lieben hern
Was yhr eim ändern selbs soll wehrn?

RESATHA:
55
Ein mal geht hin / es schadet nicht
Es kan so gleich nicht sein gericht
Eur lieb die hat uns so endzündt
Das wir keins synns nicht mechtig sind
All unser gmut sehnt sich nach euch
60
Drumb bitten wir fraw tugentreich
Die weil eur lieb das hat gethan
Wolt uns der selben gniessen lahn
Yhr soll es auch nicht thun umb sunst
Stets solt yhr haben unser gunst
65
Die weil wir leben hie auff erdn
Es soll auch wol verlohnet werdn
Ein edel gschenck wir euch wolln gebn
Des gleichen yhr bey eurem lebn
Nie gsehen habt / das glaubet mir
70
[D4v] So yhr ytz thut nach unser gihr

SUSANNA:
Sölch gunst von euch ich nicht begehr
Ist gnug / das mich mein lieber herr
Mit solcher gunst umbfahen thut
Dazu begehr ich nicht eur gut
75
Dann mir von euch kein gschenck kan werdn
Das mir möcht lieber sein auff erdn
Dann das ich halt meim lieben herrn
Den ehestandt reyn / und bleib bey ehrn

ICHABOTH:
Eur ehr und auch eur gut gerücht
80
Wirdt euch damit genuhmen nicht
So yhr ytzt thut nach unserm wil
Dann sölches bleibt wol in der still
Die weil es niemand hört noch siecht
Und unser keiner saget nicht
85
Dann wer wolt euch das sehen an
Das yhr het unsern willn gethan?
So yhr euch aber bschweren werdt
Zu thun was unser hertz begehrt
So sol euch recht das unglück bstehn
90
Welchs yhr ytzunder wolt umbgehn
Dann erstlich solt yhr eurer ehrn
Durch uns erst recht beraubet werdn.
Dann alßo wolln wir offentlich
Bezeugen / das wir sichtigklich
95
Gesehen habn an diser stell
Das sey bey euch ein junger gsell
Gelegen / und der unzucht braucht
Biß das wir yhn habn weck geschaucht
Und das yhr drumb von euch habt gsandt
100
Eur meid / das sölchs blib unbekandt
Vors ander / weyl wir habn gewalt
Zu richten uber jungk und alt
[Er] So solt ihrs auch nicht haben gut
Es muß euch kosten leyb und blut
105
Dann wir das urteyl fellen wolln
Das euch die sträffer handeln solln
Wie man mit andern hat gethan
Die yhre ehe zurissen han
So solt yhr dann zu gleich der ehrn
110
Und auch des lebns beraubet werdn
Des werd ihr euch nicht mügn erwehrn
Dann wie ihr wist / wir seind die herrn
Die yetzund habn die gröste macht
Und sind vor yederman geacht
115
Alls was wir redn / das glaubet man
Und darff uns niemand wider stahn
Drumb last euch euren syn nicht sein
So lieb / das er euch bring in pein
Und volget unserm willen drat
120
Das yhr vermeydet solche not

RESATHA:
Besinnt euch bessers liebe fraw
Das rhat ich euch in guter traw
VersAont eurs lebns / und eurer ehrn
Und thut was wir von euch begehrn

SUSANNA:
125
Die angst hat mich beyder seit
Verstrickt mit kumer und mit leydt
Ich greiff zu welchem ort ich woll
So steckts mit gfärlickeit gantz voll
Dann so ich thue nach eurm gepot
130
So werde ich zu theil dem todt
So abr ich euch thue widerstandt
So fall ich euch in eure handt
Und werd eur straff endpfliehen nicht
Dann ungerecht seind eur gericht
135
Die unschuld hat bey euch kein stadt
[Ev] Wenn euch der grym besessen hat
Vil besser aber ist mir das
Das ich mein leben fahren laß
Und leid von euch den todt mit gwalt
140
Dann das ich mich verßündign salt
Vor got meins herren angesicht
Der aller menschen werck ansicht
Unnd die wirt all zu seiner zeyt
Auch richten mit gerechtigkeit
145
Darümb o got und herre mein
Laß dir mein not bevolen sein
Errette mich von dieser handt
Yhr frevel ist dir wol bekandt
Wo seit yhr ytzt yhr knecht und meid
150
Kumt kumt und helfft mir aus dem leidt

ICHABOTH:
Ja / wolt yhr daran? hart ein weil
Eur lohn der sol euch werdn zu teil
Laufft yhr behendt / die thür macht auff
Und rüfft dem gsynde allm-zu hauff
155
Ich wil die weil sie halten wol
Das sie mir nicht endwerden sol

RESATHA:
Wo seit yhr knecht und meid ym haus?
Wo seit yhr? Laufft behend heraus

 
A c t u s   t e r t i i
s c e n a   t e r t i a .


Gorgias. Samri. Dabira. Resatha. Sara.
Ichaboth. Susanna. Benjamin. Jahel.


GORGIAS:
Horch lieber horch / was hebt sich do?
160
Ich hör ein gschrey / ich weis nicht wo

SAMRI:
Ich halt es werd im garten sein

[Eijr] DABIRA:
O kumt und last uns sehen drein
Der frawn wird was sein widerfahrn

GORGIAS:
Wie? ist sie drinn?

DABIRA:
Da ist keins harrn

RESATHA:
165
Yhr meint / yhr habt ein frawen fein
Die gantz und gar sey keüsch und rein
So ists ein außgeschütter sack
Yhr schalckeit kumt ytzund ann tag

GORGIAS:
Bhut got/

SARA:
                  Hülff got / was sagt yhr hie?

DABIRA:
170
Wir habens trawn gespuret nie

SARA:
Ey hertzne fraw / wie steht die sach
Wie kumt yhr in sölch ungemach?

Illa lacrimans tacet.

ICHABOTH:
Wie kumt ein ander balck darein
Dem wol mit buberey thut sein

DABIRA:
175
Bhut lieber herr /

SAMRI:
                  Was hats dann than?
Zeygt uns doch bald und klerlich an

ICHABOTH:
Einn jungen gselln wir gfunden han
Bey yhr alhie / der hat gethan
Das ich mich schäme außzusagn
180
Das wollen wir den hern furtragn
Auff das man einst yhr tuck erfahr
Die sie verborgn hat etlich jahr
Im schein der ehrn und züchtigkeit
Als wer sie selbs die reynigkeit
185
Dann wir auch selber hetten nicht
Geglaubt / wo wir mit unserm gsicht
Das selber hetten nicht erfarn
[Eijv] Wir wollen aber heint verharrn
Biß morgn / so wolln wir weiter schawn
190
Was sey zu thun mit eurer frawn

GORGIAS:
Wo hin ist dann der jung gesell
Der gwest soll sein an diser stel?

RESATHA:
Der bößwicht ist zu starck gewest
Ich kundt yhn nicht erhalten fest
195
Er sprang zur thür hinaus so schwindt
Als wers ein hirsche oder hindt
Künn wir yhn ettwo treffen an
So soll er auch erkriegn seinn lohn

His dictis discedunt iudices.

DABIRA:
Ach liebe fraw weint nicht so sehr
200
Wir glauben nicht / das wider ehr
Yhr habt gehandelt groß noch klein

SARA:
Kumpt fraw mit uns ins haus hinein
Ich hoff es soll nicht haben not
Der sach wirt aller noch wol rhat

SUSANNA:
205
Ach das mein herr schir wider kem
Und disen jahmer auch vernehm
Lauft eine hin / und thue es kundt
Meinr muter / das sie kum von stundt
Den vater auch zu mir her bitt
210
Und heiß die schwester kumen mit

BENJAMIN:
Was ist euch liebe muter mein
Das yhr so weinend kumpt herein?

JAHEL:
We hat euch than lieb memmelein?

SUSANNA:
Ich weiß nicht lieben kinderlein
215
[Eiijr] Ich kan euch ytzt davon nicht sagn
Ich muß es got meim herren klagn

DABIRA:
Die alten richter habens than
Nicht weis ich was sie gsaget han
Das geht der muter an yhr ehr
220
Drumb weinet sie ytzund so sehr

GORGIAS:
Die sach die wirt nicht recht zugehn
Wir habn ja nie nicht mocht verstehn
An worten noch an allm geper
Das unser fraw ein solche wer
225
Dann sie ja uns beyd knecht und meid
Sehr offt hat gwarnt für unkeuscheit
Und stets uns tugent / und frumbkeit glert
Wie soll sie ytzt sich habn verkert?

SAMRI:
Ich kan es auch nicht glauben wol
230
Und weys nicht / was ich dencken sol
Ich hör das man im sprichwort spricht
Das alter hülfft fur torheit nicht
Die alten leüt ytz gleich so wol
Als junge stecken boßheit vol
235
Drümb denck ich schir / die alten hern
Vileicht der frawen selber werdn
Ein untugnt angemuttet han
Und weil sie nicht yhrn willn hat than
So werdns auff sie erzurnet sein
240
Und wolln sie fürn in schandt und pein

GORGIAS:
Ist warlich müglich / das so sey
Yedoch es bleib ytzund da bey
Wir thüren sie darumb nicht fragn
Itzt wenn sies wird yhrn eltern klagn
245
So wolln wirs auch wol recht verstehn
[Eiijv] Wies muß mit diser sach zugehn.

 
A c t u s   t e r t i i
s c e n a   q u a r t a .


Helchias. Elisabeth. Rebecca. Susanna.
Samri. Gorgias.


HELCHIAS:
Frid mit dir /

ELISABETH:
                  O liebste tochter mein

REBECCA:
O Susann du trawte schwester mein

ELISABETH:
Hülff uns lieber got in ewigkeit
250
Wie kumts ewig / das in sölches leid
Du mein liebste tochter kummen soll?
Welchs ich lang der meid nicht glauben wolt
Solstu nu zur zeit deinr höchsten ehrn
Fur ein sölche erst gehalten werdn
255
Die du hast von jugnt dein lebn gefürt
Keüsch / wie einer frummen frawn gebürt
Ach das dir soll gschehen sölche gwalt
Got wöll sehen an dein unschuld baldt

SUSANNA:
Sey dann das mir got mein herr helft draus
260
Ist es auch mit meinem leben aus
Dann sie mir den todt gedrohet han
Weil ich nicht nach yhrem willn hab than

HELCHIAS:
Liebe tochter / hör ytz auff vom klagn
Dann wir wollen got dein not fürtragn
265
Der on zweyffel dir wirt helffen aus
Machen sie gleich was sie wöln daraus
Wollst uns selber recht erzeln die sach
Wie du kumst zu diesem ungemach

SUSANNA:
Da die sonn heut warm zu scheinn anfieng
270
[E4r] Nach gewonheit ich inn garten gieng
Wolt beym brunn mich badn ein kleine weil
Drumb ich sandt die meyd von mir in eil
Ließ den garten fest beschliessen zu
Meint ich wer nu da mit guter rhue
275
Da erhubn sich plützlich zu mir her
Dise richter / des erschrackh ich sehr
Bald sie mir yhr unart mutten an
Lagn mir auch mit bitten hefftig an
Theten mir dazu verheissung viel
280
Das ich mich ergeb zu yhrem will
Da sie aber nichts mit güt von mir
Kundten habn / da nahmens frevel für
Und bedrohten mich mit yhrer gwalt
Sagten / was fur gfar mir volgen salt
285
Wie sie mir mein ehr und auch das lebn
Nehmen wolten / so ich nicht ergebn
Würde mich zu yhrem willn so bald
Da ich aber yhn nicht ghorchen wolt
Worden sie von stund vol zorn und grym
290
Rufften meinem gsindt mit lauter stym
Sagten / wie ich die und dise wer
Also kum ich leider yn die gfer

SAMRI:
Hab ich nicht die sach errhaten fein
Das die richter selber bößwicht sein?

GORGIAS:
295
Das sie potz / wer het sich des vertraut
Das sölchs steckhen sol yn alter haut?

HELCHIAS:
Helft dir got du liebe tochter mein
Welchem wol ist kund die unschuld dein

SUSANNA:
Wenn doch nur mein her verhanden wer
300
Oder wuste disen yhamer schwer

[E4v] ELISABETH:
Schweig / vileicht wird er nu kumen schir

REBECCA:
Liebe schwester / got wöll helffen dir.

 
C h o r u s   t e r t i u s .

[Fr] David der prophetisch man
                  Zeigt an
305
      Durch gottes geist gelehret
Wer sich fest auff got erbawt
                  Und trawt
      Der wird nicht umbgekeret
Wie Syon steht er unbewegt
310
                  Wird nicht geregt
            Von starcken winden
Des fleischs / des teüffels / und der welt
                  Gegn yhn sich stelt
            Sich nicht mit sunden
315
      Von yhn läst uberwinden

Sein haus auff einn felsen hart
                  Verwahrt
            Ist gwaltig unterfasset
Wasser / windt / kans nicht bewegn
320
                  Noch regn
            On schad sichs alls abstosset
Got fürchten ist sein burgk / und schloß
                  Kein teüffels gschoß
            Kan das zersprengen
325
Gots wort sein waffen ist und schwert
                  Damit er wehrt
            Läst sich nicht drengen
      Zu sundt / und abfal brengen
Aber wer den hern veracht
330
                  Nicht tracht
      Auff seine wort und wege
Den thut wie ein rhor im teicht
                  Gar leicht
      Ein kleiner windt bewegen
335
Sein haus gepaut ist auff den sandt
                  Hat keinn bestandt
            Kan sich nicht halten
[Fv] Wenn yhn ein kleine sündt anficht
                  Und nur besticht
340
            Wird er zerspalten
      Und läst die boßheit walten
 
 
 
 
<<< Übersicht  <<< vorige Seite  nächste Seite >>>