BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Paul Rebhun

um 1500 - 1546

 

Über Sprache, Versbau und dramatische Form

 

Zitate aus Rebhuns Werken

 

Quelle:

Hans-Gert Roloff in: Paul Rebhun, Susanna,

Stuttgart: Reclam, 1967, Nachwort

 

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Der deutschen Literarhistorie ist Rebhun aber nicht nur durch seine Dramen, sondern vor allem durch seine Reformabsichten in Metrik und Sprache lieb und wert geworden. Was seine Zeitgenossen kaum beachteten oder allenfalls für eine extravagante Schrulle gehalten haben mögen, nämlich daß sich jemand unter ästhetischem Aspekt mit der Muttersprache einließ, hat Rebhun in den Literaturgeschichten späten Ruhm und Glanz eingetragen; steht er doch mit seinen Reformversuchen und -plänen noch vor den Grammatikern des 16. Jahrhunderts. (Hans-Gert Roloff in: Paul Rebhun, Susanna, Stuttgart: Reclam, 1967, S. 130f.)

 

 

Vorwort zur deutschen Pammachius-Bearbeitung (1541)

 

Ihr lieben Deudschen / so ihr achten werd

Das auch eur sprach gezirt werd / und gemehrt

So last euch gfallen solcherley geticht

Die neben anderm nutz / auch drauff gericht,

Das deusche sprach werd gschmuckt / und reich gemacht.

 

 

Plan einer deutschen Grammatik:

 

Brief an Stephan Roth, den Stadtschreiber von Zwickau vom 7. April 1543

 

Porro Tuam prudentiam latere nolo, me instituisse, non solum de rythmis condendis praeceptiones edere, sed totam germanicam linguam grammaticis regulis inclusam, sed regulis latino sermone pro literatis tantum hominibus conscriptis aliquando in publicum emittere.

 

Vorwort zur ‹Susanna› (1544)

 

[Die] Grammatica / welche ich auff die deüdsche sprach / wie diese durch gwisse Regel in rechte art und analogiam gefasset / und auch darinn müg erhalten werden / hab gestellet aber noch nicht volendet / zum teil aus grosser verhinderung meiner andern nötiger amptsgeschefften / zum teil / das ich noch mit mir im zweiffel stehe / ob unsere teütschen / diss werckh werden zu danck annehmen / und zu bes[A5v]serung der sprach / auch zu erhaltung des feinen artigen unnd hochberedten der teüschen zungen / unsers lieben Vaters Doctor Martin Luthers ausgelassener teuscher schrifften (da hin diese Grammatica fürnemlich gericht) werden gutwillig gebrauchen wollenn.

 

 

Reform der Metrik

 

Vorwort zur gemehrten und gebesserten Ausgabe der Susanna von 1544

 

Damit mir nu sölches nicht ferner widerfahre / wil ich auch dissmal allein so viel zum bericht anzeigen / das mir meine rheym / so lenger / oder kurtzer / denn acht sylbicht erfunden werden / nicht in eim traum endfaren / sonder mit gutem bedacht / und gewisser ursach / also von mir gestelt / auch mit sölchem vleis abgemessen sind / das / wie der erste rheym einer jeden Scene ist / also in sölcher mass und zal die volgenden rheym der selben Scene alle sind / Und hab nicht ein unbesunnen gemeng langer / und kurtzer reyhm in einerley Scena zusam geschleüdert / so fern sie im druck unverrückt bleiben. Das ich aber nach gelegenheit des handels etzlichen Scenis kurtze / etzlichen lange rheym zugeeygendt / davon ist on not hie rechenschafft zu geben.

 

Vorrede zur Klag des armen Manns

 

Was die reym belanget ist zu wissen / das so offt in diesem gesprech die person / also offt in reymen die zal / vnd der accent sich verendert / vnd welcherley art der reym ist / also seind auch alle andere biss zum wechsel der person / auff das es nicht ein vnordentlich gemeng / langer vnd kurtzer reym durch einander sey / sondern sein gewiss zyl vnd anfang hab / Wo es aber anders / denn itzt gemelt / etwo befunden / ist es on mein schuld / Das nicht einerley reym von acht silben durchaus gemacht / hat die vrsach / das meins achtens nicht vnbequem ist / inn solchen langen getichten ein veranderung zu behalten.

 

Vorrede zur Klag des armen Manns

 

... vnd mancherley vers zu gebrauchen nach der Lateiner art / die sie halten in Metris Trochaicis / vnd Iambicis / welchen die deutschen reym etzlicher mass gemess seind.

 

Nachschrift zur Hochzeit zu Cana (1538)

 

... eine gewisse anzahl der silben ... zu halten / auch nicht wider den accent zu stolpern.

 

An die Deudschen Tichter und Leser (1544)

 

Damit mir nu sölches nicht ferner widerfahre / wil ich auch dissmal allein so viel zum bericht anzeigen / das mir meine rheym / so lenger / oder kurtzer / denn acht sylbicht erfunden werden / nicht in eim traum endfaren / sonder mit gutem bedacht / und gewisser ursach / also von mir gestelt / auch mit sölchem vleis abgemessen sind / das / wie der erste rheym einer jeden Scene ist / also in sölcher mass und zal die volgenden rheym der selben Scene alle sind / Und hab nicht ein unbesunnen gemeng langer / und kurtzer reyhm in einerley Scena zusam geschleüdert / so fern sie im druck unverrückt bleiben. Das ich aber nach gelegenheit des handels etzlichen Scenis kurtze / etzlichen lange rheym zugeeygendt / davon ist on not hie rechenschafft zu geben /

 

 

Über die Einteilung des Dramas

in Akte und Szenen:

 

Vorwort zur Hochzeit zu Cana (1538)

 

Was die austeylung des Spiels in Scenas, vnd Actus betrifft, wie wol es bey vns deudschen nicht fast bsonder not ist, indem den Latinis nach zu folgen, hab ichs doch geteilt, so viel die materi hat leyden wollen. Wer etwas mangel dran hat, mag es teilen seins gefallens, on all meinen zorn und widerred.

 

 

Marginalien zu Textstellen,

die vom Bibeltext abweichen:

 

Susanna, erste Szene des zweiten Aktes (1536)

 

Hac scaena cum sequenti extra argumentum admixta est, ad depingendam iudicum iniquitatem.

 

Susanna, Vers 281 des fünften Aktes (1536)

 

Umb gelegenheit des reyms willen seind andere baum hie genennet denn im text stehen.

 

Vorrede zur Hochzeit zu Cana (1538)

 

Warauff dis spiel am meisten geht,

So wisset, das hierein ist bracht

Wie Christus hat aus wasser gmacht

Zu ehrn dem ehstand guten Wein

Da er ein hochzeit gast wolt sein,

Nicht aber zwar so eigentlich

Wies dort mag habn zu tragen sich,

Dann solches man nicht wissen kan

Die weils die schrifft nicht zeiget an

Vnd nür vermeld die wunderthat

Die Christus da bewisen hat,

Drümb was daneben wird verzelt

In disem spiel, als da es meldt,

Wie das Maria sey ein mum,

Der Braut, vnd hab sie zogen frumb,

Vnd so dergleichen anders mehr

Das nür ist gsetzt zu guter lehr,

Das lass man belyben ein geticht

Vnd mach ihm niemand draus ein gschicht,

Als were ergangen alls der mast

Wie es ist spielweis hie verfast.

 

 

Unterscheidung zwischen

Spieltext und Lesetext:

 

Hochzeit zu Cana, Zusatz zum 3. Akt, Szene 9 (1538)

 

Was er (Tobias) ihm (Bräutigam) da sagen sol, das mag man lesen zu endt des Spiels gedruckt, den spilern würds zu lang.