BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Das Lied vom hürnen Seyfrid

um 1530

 

Das Lied vom hürnen Seyfrid

 

Strophen 1 - 15

 

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1

Es saß im Niederlande

Ein König so wol bekandt

Mit grosser macht und gewalte

Sigmund was er genant

Der hett mit seyner frawen

Ein sun der hieß Sewfrid

Des wesen werdt jr hören

Alhie in disem Lied.

 

2

Der knab was so můtwillig

Darzů starck und auch groß

Das seyn vatter und můter

Der ding gar seer verdroß

Er wolt nie keynem menschen

Seyn tag seyn underhon

Im stund seyn syn und můte

Das er nur züg daruon.

 

 

3

Do sprachen des Künigs Räthe

Nun last jn ziehen hyn

So er nicht bleyben wille

Das ist der beste syn

Und last jn etwas nieten

So wirt er bendig zwar

Er wird ein Held vil küne

Und lebt er etlich Jar.

 

4

Also schied er von dannen

Der junge küne man

Do lag vor eynem walde

Ein dorff das lieff er an

Do kam er zů eym Schmide

Dem wolt er dienen recht

Im schlahen auff das Eysen

Als ein ander Knecht.

 

Wie Seyfrid zu eynem Schmid kam

vnd den Ampoß in die erden schlug

vnd das eysen entzwey, vnd den

meyster vnd knecht schlug.

 

4

Das eysen schlůg er entzwey

Den Ampoß in die erdt

Wenn man jn darumb straffet

So nam er auff keyn leer

Er schlůg den knecht und meyster

Und trib sie wider und für

Nun dacht der meyster offte

Wie er seyn ledig wür.

 

Hie schickt der meyster Seyfrid auß, in

meinung, das er nit wider sol kummen.

 

6

Do lag ein mercklich Trache

Bey eyner Linden all tag

Do schickt jn hin der meyster

Das er solt haben frag

Ein Koler saß im walde

Des solt er warten eben

Hinder derselben Linden

Der solt jm Kolen geben.

 

Hie kam Seyfrid zu der Linden da der

Trach lag vnd erschlug in zu todt.

 

7

Damit so meynt der Schmide

Der wurm solt jn abthon

Do er kam zů der Linden

Den wurm thet er beston

Er thet jn bald erschlagen

Der junge küne man

Do dacht er an den Koler

Zů dem gieng er inn than.

 

Hie bedecket Seyfrid das gewürme mit

baumen, vnd bringt ein fewr vom Koler,

vnd wil sie all verbrennen.

 

8

Do kam er in ein gwilde

Da so vil Trachen lagen

Lindtwürm Krötten und Attern

Als er bey seynen tagen

Het ye gesehen ligen

Zwischen bergen in eym thal

Da trůg er zam die baumen

Riß die auß uberal.

 

9

Die warff er auff die würme

Das keyner auff mocht farn

Das sie all můsten bleyben

Als vil als jr da warn

Da lieff er hin zum Koler

Da fand er fewr bey jm

Das holtz thet er an zünden

Und ließ die würm verbrinn.

 

Hie nympt Seyfrid ein fewr bey dem Koler,

vnd will die würme verbrennen.

 

10

Das horn der würm gund weychen

Ein bechlein her thet fließ

Des wundert Sewfrid sere

Ein finger er dreyn stieß

Do jm der finger erkalte

Do was er jm hůrnein

Wol mit dem selben bache

Schmirt er den leybe seyn.

 

Hie schmirt sich Seyfrid

vnd wirdt aller hürnen, dann

zwischen den schultern nicht.

 

11

Das er ward aller hürnen

Dann zwischen den schultern nit

Und an der selben statte

Er seynen tode lidt

Als jr in andern dichten

Hernach werdt hören wol

Er zoch an Küng Gybichs hoff

Und was auch manheyt vol.

 

12

Er dienet willigklichen

Dem Künig seyn tochter ab

Und das sie Künig Gybich

Im die zum weybe gab

Die het er wol acht Jare

Nun hört was da ergieng

Ee sie jm ward zů theyle

Was wunders er anfieng.

 

13

Nun mügt jr hören gerne

Wie der Nyblinger hort

Gefunden ward so reyche

Bey keynem Kayser fort

Den fand Sewfrid der küne

Bey eyner steynen wandt

Den het ein Zwerg verschlossen

Der was Nybling genant.

 

14

Do den gezwerg Nyblinge

Im berg der todt vertrieb

Er ließ drey sün vil junge

Den was der schatz auch lieb

Sie sassen in dem berge

Hütten Nyblinges hort

Darumb sich von den Hewnen

Hůb jämmerlicher mordt.

 

15

An manchem Held vil küne

Die da wurden erschlagen

Wol in den herten streyten

Als jr noch höret sagen

Das niemand kam daruone

Das thů ich euch bekandt

Wann Dieterich von Berne

Und meyster Hiltebrandt.