BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Friedrich von Logau

1604 - 1655

 

Deutscher Sinn-Getichte

Drey Tausend

 

Drittes Tausend

 

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Salomons von Golaw

Deutscher Sinn=Getichte

Drittes Tausend.

 

Carolus Scribanus Institut. Polit. Christian.

Part. II. Capit. XIV. pag. mihi 235.

Es ist fast keinerley Art der Lehre/ welche jhren Liebhaber mehr schmücke vnd mehr Vorschub thue/ alle andere Wissenschafft zierlich/ verwunderlich vnd lobreich zumachen/ als die Poeterey. Von dieser borgen wir im Schreiben vnd Reden solche Sachen/ damit die Höhe der Wissenschafft mit funckelndem Gesteine/ gleich wie ein andrer Himmel/ beäuget vnd besternet wird: Ohne welche/ so es were/ die Circkel der Wissenschafft blind vnd wie entseelet stehen/ oder an allem Zierath Schiffbruch leiden müsten. Ob ich jeder Wissenschafft jhren Glantz gleich lasse/ so ist es doch die Poeterey alleine/ womit der andren jhre Stirnen/ gleichsam bekleinodet werden. Und gewiß/ ist jrgend was von löblichen Geschichten/ von Witz vnd Scharffsinnigkeit/ von Schimpff vnd lustigen Erfindungen/ von gelehrten Sprüchen vnd Sätzen von Nöthen/ der Leute Sitten vnd Gemüther recht zu gestalten/ so muß solches hergenummen werden/ auß dem reichen Vorrath der Poeten.

 

Bey Aristophane fraget

AEschylus den Euripidem: Weßwegen hat man sich über guten Poetischen Köpffen zu verwundern?

Euripides antwortet: Jhrer Geschickligkeit vnd guten Erinnerung wegen/ dadurch sie die Leute besser machen.

 

 

An den Leser.

GEneigter Leser/ in der Fürrede der ersten zwey Tausend meiner Sinn=Getichte/ habe ich etwas weniges gedacht von der Reim=Fügung: Hier solte ich etwas erinnern von der Rechtschreibung. Jch habe mich darinnen aber auch/ noch zur Zeit bequämet vnserer Ubligkeit/ um meine Sachen nicht gar zu vngewöhnlich zu machen/ als der ich mehr auff die Art der Getichte/ als etwas anders gesehen; wiewol ich nicht verwerffe/ was von fleissigen Sinnen/ sonderlich von Herren Schottelio welcher meines ermessens wol die erste Stelle hat / dißfalls richtig gewiesen worden. Künnen/ günnen/ kummen; schreibe ich mit einem ü vnd u. Weil ich derer Gedancken bin/ daß die meisten Zeitworte der Deutschen/ von denen Nennworten/ nämlich das Thun vom Wesen/ sich herziehen: Und also von Kunst; künstlich/ künnen/ abfliesse:

Von Gunst/ günstig / günnen herrühre: Wie auch von Kunft/ Ankunfft/ Abkunfft/ Herkunfft/ kummen: Es sey dann/ daß man meine/ diese Nennwörter wären auß den Zeitwörtern/ wiewol auch zu geschehen pfleget/ hergestaltet; da es doch abermal nichts hindern würde. Anderes mehr. Das c. für dem k. behalte ich/ weil es einem Deutsch gebornen zu einem k. schone geläuffig ist: Umstehe aber nicht/ daß es einem Außländer zu Erlernung vnsrer Sprache leichter fallen dürffte/ wann das c. außgemustert würde. Das i. mit e. in liegen/ siegen vnd dergleichen/ ist vns zu vnsrer Mundart nicht beschwerlich vnd wird vnzerzogen außgesprochen/ macht auch bißweilen einen Unterscheid an der Länge oder Kürtze eines Wortgliedes. Das y. möchte zu einem End=Buchstaben wol hingehen/ weil es in vielen Schrifften gefunden wird, doch wil ich jhm kein Schild seyn. Sonst halte ich dafür/ daß die Wörter/ so auß anderen Sprachen ins Deutsche angenummen werden/ mit jhren eigenen Buchstaben/ füglich zu schreiben sind; als Christoph/ Sophia/ Phöbus/ damit wir nicht vnser machen/ was nicht vnser ist/ weil es nicht nöthig/ in dem vns nichts mangelt. Die Geschlecht Worte/ brauche ich wie sie bey vns üblich. Doch fange ich hierüber vnd über andrem keinen Krieg an. Jch erkläre mich nur/ daß weder Zeit noch Meinung bey mir gewesen/ solche Dinge vor vnd jetzo zu beobachten: Hingegen aber auch kein Fürsatz/ sie zu verachten. Bleib geneigt vnd gesund.

Der Verkleinernde.