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B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A

 

 

 

 
Die verwüstete vnd verödete Schäferey
1642

 


 






 




[Teil 2]



   Zeitwärender deß Schäfers erzelten vnpaßlichkeit aber hatte sich begeben / daß vnserer Schäferin vornembsten Gespielen eine / zum Sacrament der Ehe einen jungen Druidischen Gesellen ware versprochen worden / die vollziehung dessen auch als die gewöhnliche Junonia Sacra vor der Hande wurde aber von der herein wallenden Martisvnruhe seht Interrumpirt vnd in etwas verzögert / dennoch soviel auch die Inconvenientien immer zulassen wolten darzu geschritten / zu solchen Hochzeitlichen Festtagen wurde neben andern vornehmen Leuten vnser Schäfer vnd seine Schäferin sonderbahr beruffen / solches bedunckte dem Schäfer auch sonderbahre Gelegenheit zu seyn der Schäferin vffzuwarten / nach Gelegenheit seine Liebe jhr eygentlicher als bißhero zu entdecken vnd jhre Intentionirte Gemütsmeynung so gegen jhm als andere heimblich vnd seit halben zu erlernen / auß angezogener Kriegsvnruhe vervrsacht / gieng es bey solcher Celebrirung sehr vnordentlich zu / waren auch darbey anwesend vnterschiedlich Martis Gesellen / welche die Frölichkeit der löblichen Schäfer Gesellschafft nicht vermehrten sondern vielmehr erschreckten / nicht wenige Vrsachere / der Schäfer hielte sich seiner gebräuchlichen Bescheidenheit gemäß er vermochte aber nicht / seine Liebsbegierden also in Zaum zu halten / daß es allerseits anwesenden nicht Nachrichtung gabe / Summa er befliesse sich müglichster Höfflichkeit vnd lieblicher Sitten gegen jhr / darzu er desto bessere Gelegenheit überkam weil er von den Ehelich vereinbaarten Hochzeitleuten andern also vorgezogen worden / daß er die damahlige Jungfraw Braut zum heyligen Hauß vnnd Ort der ablegenden Pflicht auch wider darvon zu führen gewürdigt worden. Dannenhero dem Schäfer vor allen vnnd ersten die so hochgeliebte Schäferin zur Ergetzlichkeit deß Tantzes zugeführt wurde / Ob aber solches von vngefähr oder auf Vorsatz geschahe / wird dahin gestellet / wie dem allen ist die darob empfindliche Vergnügung besser zu erachten als zu beschreiben / vnd hätte er nimmermehr mit dem getrewen Celadon sein genügen verglichen / geschweigendt vertauscht / als derselbige doch nach vielen lebendig todten Vnfallen seiner Geliebtesten Astrea ist theilhafftig worden / Er vnterliesse keine erdenckliche jhme beliebmachende Ehrerbietung / Aber ach die Fata pflegten nach als vor mit jhme als dem GlücksBallen zu spielen / vnn scheinende nun nit mehr alles vergeblich zu seyn / sondern es wolte sich effectuirlich also erweissen / Es ware aber dem Schäfer von der gründlichen Vrsache damals nichts wissend / welches er sieder deme auch offentlich starck beklagt vnn berewet / denn es verhielte sich also / daß ein der Corrivaln auff der Hochzeit vnd sonst allenthalben gegenwertig ware / welchen Sie vor andern allen nit allein sehr lieben / vnn solches mit wissentlichem Consens jhrer Eltern geschehen / sondern auch er vmb Ehelicher Versprechung schon angesucht haben mochte / vnd das vornembste / so ware er deß jetzigen Bräutigams / deme zu Ehren man dienete / leiblicher Bruder / vnd hatten sich diese Zween / wie sie durch Brüderliche Liebe / also auch durch die schönsten Jungfrawen selbiger Landen zu verheyrathen vereinbaret / Hierbey er vor sich Qualitäten gnug / einer schönen Dama auffzuwarten / diß Orts auch den Credit vnd die Gelegenheit vor andern sonderbar hatte / diß alles war dem Schäfer damaliger Zeit gantz verborgen / dann er so Eyfersüchtig niemals gewesen / auch noch nicht ist / daß er vmb freundlicher DiscoursTäntzlen vnd anderer Auffwartungen willen einigen Argwohn zu schöpfen begehrte / sondern vnd im gegentheil weil er solches zu geschehen sahe / machte es jhn desto frecher / daß er dergleichen desto vngescheweter vnd vnbehutsamer angienge dem Sprichwort gemäß: Was einem recht / dem Andern je billich seye / Aber der Außgang hat die Melodia zu erkennen geben / denn in Betrachtung deß Wercks war zu ermässen / daß seine allzufleissige Auffwartung der Damoisella vor eine beschwerliche Belästigung gefallen wolte / vnd ob jhr er sein hertzliches Anliegen mit grosser Andacht vnn Geheim zimmlich vmbschweifflich entdeckte / wurde doch solches mit auff die Seiten gekehrtem Gesichte angenommen / vnd weder halb noch gantz / die Augen auff was anders sonder zweiffel gerichtet / angehört / vnd mit gäntzlichem stillschweigen beantwortet / Was vor Seufftzen dem Schäfer damals nach dem Hertzen fliessen / er sich auch der wässerigen Augenthränen nicht enthalten kondte / vnd noch in allernächster Gegenwart seines Corrivaln, das hat er offt mit Schmertzen geklagt / der Schäfer gebrauchte sich habender Gelegenheit / vermeynte Zeit zu seyn eine Categorische Antwort zu überkommen.

   Also hielte er selbigen Abends inständig an / endlich zohe vnd setzte er seine Liebste auff seine Schoß vnd zu erst zwar auß liebe jedoch gantz wider jhren willen / hernach thäte er es fast mit gewalt / darzu jhm der übrige Trunck verführte / daß er Sie eine Zeit also auff seiner Schoß gleich inn Fesseln gebunden erhielte vnd stätig vmb gegen Liebe Sollicitirte, darbey auch das Jungfrawliche Zeichen welches anjetzo ein Merckmal seines Victorisirenden Triumphs seyn solte von jhr demütig bathe / aber solches war auch vergebens / denn ehe er sichs versahe / war es von dero Hauptlen entwendet vnd den andern geniessenden Liebhaber jedoch heimblich vnnd vnvermerckt deß Schäfers zugestecket / darüber sich der Schäfer also entrüstete / daß er mit Vngedult auffstunde vnd diese schandbare Wort von übereilten Zorn getrieben außstiesse: Wer sich vnter die Trebern mengt / den fressen doch die Säw / vnd darmit darvon gienge / den hie herrinne begangnen grossen fehler berewete selbige Nacht noch vnn hernach folgents der Schäfer von Hertzen / gab solches der Trunckenheit vnd Vnwissenheit daß jhr so hoch vnd hertzgeliebter dar zugegen war schuld / welcher neben seinen jüngern Bruder die gantze Zeit da sie der Schäfer auff der Schoß hatte stätig jhnen zugegen in Gesicht stunden / noch konnte der Schäfer in wenigsten Argwohnen daß Sie Vrsach seiner Verachtung weren / er beseufftzete vnnd beklagte sein Vnglück hertzlich vnd schmertzlich / aber es ware damals nicht zu ändern / vnd die mit vnterlauffenden Martialischen Proceduren entnahmen jhm etlicher schwere Mütigkeiten.

   Deß andern Tages solches Hochzeitlichen Festes begabe sich daß bey löblicher Versamlung / der Schäfer seinen innerlichen Kummer entdecken vnd sich über seine geliebte Schäferin so bey dem Bräutigam als der Braut vnd bald drauff vngeschewet offentlich beklagen thäte / wie er so übel angelassen tractirt auch nach so demütigst fleissigster Auffwartung vmb den Lohn seines vermeinten Verdienstes das Kräntzlein meinende were gebracht worden / vnd weil er sich nichts bessers sondern vielmehr ärgers zubefahren / angesehen sie jhme jhr Gemüts Meynung nicht allein gnug entdecket / sondern auch seine Importunitätische Grobheit jhme beschuldigte / daß er wenig gutes Ansehens zu erwarten hätte / nam er sich jhrer selbiges Tages weniger an als vorhin / allein das er von ferne seine Augen stätige auff sie gerichtet vnd dannenhero fleissige Achtung gabe / vnd in dem er gewar wurde / daß wegen Anwesenheit weniger anzahl Leute er gute Gelegenheit hatte / sie so anzureden als eine Täntzleins Ergetzung von jhr zu begehren / fassete er sich eine resolution vnnd richtete dieselbe schleunig ins Werck also vnd der gestalt sie anredente: Jch bleibe versichert Edelste Damoisella daß so wenig meine jhrer schöne vnnd dardurch in mir erweckten Liebe halben so flüßlich vnn mildiglich erzeigte Thränenbäche noch auch meine Hertzens ängstige Seufftzer neben meinen getrewesten in tieffster Demuth vnnd Langmuth erwiesene Dienste einige Inclinirende Zuneigung haben würcken wollen noch mögen.

   Also weit weniger meine jetzoige Vorhaben einigen freundlichen Danck werden überkommen können / darzu die gesterige Rigorosität sonderbare Beförderung gegeben / darbey aber ich mich deß vnterfahen dörffte zu sagen: Daß Ewerliebe selbst gutes theils daran Vrsach / denn in deme ich bey vor Augen mehr aber in Gedancken habender Martis verfolgende Gefahr meinen Trost bey jhr allein suchen wollen / mich über dem vnglücklichen Vnfall also bey übrigem Trunck betrüben müssen: Nichts desto weniger vnn in Bezeigung daß da sie mich auch entweder mit der Hand / Mund / Sinn oder Schärfte tödten / oder zu todte verfolgen würde: Jch dennoch Jhr allein getrew seyn vnd verliebt bleiben / vnd darbey alles dessen mich befleissigen würde / wessen solches in müglichster Auffwartung erfordern will / Allein dieses besorgende vmb bevorsehende / daß nur Ewer Liebden ich dardurch desto mehrere Vnruhe machen / dannenhero auch desto mehrern über bißherigen Vndanck verdienen werde / wann aber solches meine Intention nicht ist / vnd ich nicht Vndanck zu verdienen mich bearbeiten will / so soll meine Trew im Hertzen / meine Liebe im Gemüth / vnd meine Dienstbezeugung in der Stille vnd vnerwiesen beruhen / Sie versicherende / daß fortan hin Sie von mir eusserlich vnd Persönlich gantz vnbeschwert bleiben soll / Dannenhero in jhrem Gemüth sich auch desto besser beruhigen / vnd Jhre Liebe gegen Andere dero Hertzlein angenehmere vnverhindert fortsetzen können wird / Nichts desto weniger mag ich nicht vnterlassen bey habender jetziger Gelegenheit mich zu resolviren: Diese meine allen Ansehen nach letzte Liebs Bezeigung mit einem Jungfräwlichen Täntzlein zu beschliessen / vnd Sie dessen dardurch so viel mehr zu versichern / weil ohne daß ich spüre / daß die Götter neben jhr Hertzgeliebte selbst Anleitung darzu geben wollen / durch das Abwesen dero anderweiten wolbekandten auffwartenden Liebhabern vnd ewer Liebden deßwegen entleuchtenden Gemüts / jedoch erwarte zuvor dero gnädige Erlaubnuß auff solche meine demütigste Bitte / ohne welche ich mich das geringste zu vnterfahen nimmer erkühnen würde: Hierauff hat die Schäferin keine andere Antwort dem Schäfer gegeben / als daß sie durch auffstehen von dero Sitz vnnd durch Darbietung dero Liebsten damals schneeweissesten Hand zu verstehen gabe Sie seinen so demütigen vnd gegen Jederman billichen suchen also stillschweigend einwilligen wolte / deßwegen er mit höchsten Contento seiner gäntzlichen Hoffnung zu wider etliche Schäfer Täntze nach einander thäte / mit bester maniera als er es gelernet / vnd der zum öfftern in seinen Armen führenden Liebsten nicht zubeschwerlich sondern wo müglich ergetzlich seyn mochte / er hätte auch deme noch nicht ende gegeben / wenn jhme vngeacht er die gröste Contenteza daran hatte / nicht beygefallen / welcher gestalt die Damoisella sehr empfindlich vnd durch längere herumbführung er gewisen Vndanck verdienen vnd also sein Contento keinen guten Außgang nehmen würde / dann er sich vor jhr also forchte / daß / wann er Sie nur dermal eins anzusehen daß Glück überkam / das doch seltener als selten geschahe / er also vor jhr erschracke daß er wie ein Espens Laub zu zittern vnd sich gantz mit blasser Todtenfarbe zu verferben anfienge / welches er wol sonst in offentlichem Felde da sein Feind jhme vnter Augen getretten auch überlegen were / nimmermehr gethan hätte / bey solcher Endung / demütigster Abdanckung vnd zu dero vorigen Sitz Begleitung begibt sich / daß die Schäferin alsbald stehend jhr selbiges Tages getragenes Kräntzlein von Häuptlein ablösete vnd den Schäfer überlieferte / wie vnversehens vnd vnverhofft solches sich begabe / also mehr vor Frewde erschrocken vnd erschreckend gleichsam vor Frewden entzückt / vnd dardurch gantz verstummet war er / daß er eine gute weile da erstarret stunde vnd endlich mehr nicht als der Schäferin Hand damit sie solches Præsentirte innerlich küssen konnte / von der er auff das Kräntzlein fiele mehr den zu hundert mahlen solches vmb vnd vmb am meisten aber den vntersten Ort welcher auff dero Goldfarben Haaren gestanden ware / küssete / endlich sich erholende vnnd sagende: Dieses an meinem Finger habende Præsent was kan es anderst seyn / als ein sonderbares Sieghafftes TryumphZeichen meiner Victori, welche noch jedesmals zeitlich gnug kompt / wann man nur nicht sich selbst deren beraubt / in dem man sich zur Vnzeit Feldflüchtig machet / in warheit weil die biß anhero in diesem Streit geführte Duell den certaminibus Olympicis, Pythiis, Nemeis vnd Isthmiis weit überlegen / in betrachtung / die Zweiffelhafftigen / nicht sagende Verzweifflenden / vnterschiedlichen Verlauff vnd der darinne so viel erlidtenen schweren Streiche / Ey so ist diese triumphirende Victori auch desto grösser / solte dann nun diese Victori gleich wie die Olympische Duell durch lauffen / springen vnd Tantzen erhalten worden seyn / die vorhin durch so ängstliches Fechten vnd Streitten biß auff den Todt nicht zu erhalten gewesen / so muß gewiß der Sieg welcher nach so lang außgestandener harten Arbeit durch leichtere Mittel folgend überkommen wird / desto höher zu schätzen seyn / Endlich auch deswegen weil solch Præsent nicht von fetten vnfreundlichen Oel- Lorbeer- Petersilien- oder dannenBletern / sondern den lieblichsten wolriechenden Blümlein der Narciß / Rosen / Negel vnd zumal der sonderbahren Hertzstärckenden Roßmarin gantz ordentlich zusammen gesetzt / über das alles auch von der holdreichesten Person der gantzen Welt mir attribuirt vnd zu geeygnet wird. Nun dieses soll ewig mein SiegsZeigen seyn / vnd weil Jhr ich vngerne länger beschwerlich seyn / dannoch den mehrern Danck so ich deßwegen zubezeigen schuldig werde / nicht vorbey gehen lassen / sondern der Gelegenheit mich gebrauchen / vnnd in Danckbarkeit ein nochmaliges Täntzlein mit Jhr zu verrichten mich vnterfangen wolte: Solches geendet / fiengen sie wider miteinander einen erfrewlichen Tantz an / vnd erzeigten sich wol vergnügt / auch also / daß er alsbald alles vorig getragnen Vnglücks / Angst / Mühe vnd Arbeit vergasse / vnd nach vollendung solches die Schäferin nicht wie vorhin von sich zu lassen / sondern im gegentheil gedachte Sie mit freundlichem Gespräch zu vnterhalten / nochmalichen Danck deß so vornemen Præsentz Jhr zu sagen / vnn die niemals bessere Gelegenheit nicht vergeblich vorbey rauschen zulassen / vnterfieng sich darbey / Sie wider auff seine Schoß zu setzen / vnd also desto verliebter mit Jhr zu discuriren ob Sie nun dessen sich wol weigerte / gab Sie doch keine so vnfreundliche Gestalt von sich wie voriges Tages / welches den Schäfer vmb so viel mehr erkühnend machte / vnd er die Widerigung Jhrer Jungfräwlichen Zucht vnd Erbarkeit zuschriebe / Aber solcher kurtzweiliger Zanck wärete nicht lange / dann ehe Sie sich auff deß Schäfers Schoß gesetzt / kame der Liebhaber einer deß Schäfers / dieser Zeit schwerester Corrival Benetto genannt / deß Bräutigams Bruder vorgedacht / vnd zohe Sie mit bittung freundliches Erlaubs zum Tantze auff / welches der Schäfer / wie vngerne er es sahe / dannoch Höfligkeit willen / vnd in Ansehen der am Verwandnuß dessen / so er zu Ehren dienete / wie gern auch er gewolt hätte / nicht verwegern dorffte / auch einigen Argwohn damals nicht hatte / sonsten sich wol leichtlich was anders resolvirt haben solte / Aber es betrug sich hierbey also / daß die Schäferin damals mit andern sich so lustig machte / daß die übrige Zeit selbiges Tages vnd Abends nicht allein der Schäfer nicht mehr zu Jhr kommen kondte / sondern er vernahme auch selbiges Abends noch / daß alles also angestellet gewesen / vnd nichts freundliches auß Zuneigung von der Schäferin gegen dem Schäfer geschehen / denn Sie von den Jhrigen vnd zumal den Hochzeitern darzu angemahnet wäre / den Krantz selbiges Tages diesem vnserm Schäfer auffzuheben / vnd mit jhme gerne tantzend sich zu stellen / damit man seine Vngedult desto besser stillen / vnd nicht solchen Vnlust wie vorhero von jhme vernemen möge / darbey auß sonderbarer subtilität angelegt ware / daß woferne er sich gleich vorhin die Schäferin mit langem Gespräch vffzuhalten / oder auff die Schoß zu nehmen vnterfangen würde / deren Corrivalen vnd zumal deren einer / welchen er es nit verwegern dörffte / sich præsentiren solte / solche darvon zu liberiren, war also das was der Schäfer vor contentament halten wolte / nur blößlich auß Höfligkeit oder vielmehr zu Stillung seiner Importunität geschehen vnd hinterlistig also zu Werck gerichtet / muste sich demnach wider betrogen finden / vnd es seinen Gang gehen lassen / doch ware er jnnbrünstig nach als vor verliebt / vnd jhme vnmüglich Jhr was übels zu wündschen / geschweigende ins Werck zu richten / sich resolvirente / Jhr allergetrewester zu bleiben / An den Corrivaln aber erzeigten affront halben es aufs schärffste zurechnen vnd reuanchiren, also verlieffen diese Fest vnd hernach etliche Tage / worbey der Schäfer anderst nicht die Schäferin als an einem Fenster zu Zeiten sehen kondte / welches Fenster am hinter theil Jhrer Schäferwohnung oben auff ware / dardurch Sie ein Wirts-Hauß / welches gegen über seitwarts über dem Wasser lage / sehen kondt / vnd in selbigen zween hohe Officieri von der in der Nachtbarschafft angekommenen Armada dahin zur Salvaguardia geordnet vnn in selbiges logirt ware / welchen der Schäfer zum öfftern / so deß gemeinen besten vnd anderer erforderenten notdurfft / als seines vnd der seinigen eygenen Interesse auch gebräuchlicher seiner Courtesen Gesellschafft wegen / zusprache / vnd darbey dieser Gelegenheit die Schäferin sehen zu bekommen / waarnahme / welche da Sie es gewar warde / daß er Sie ersehen / Sie sich zuruck zoge / vnd mehrentheils durch die Glaßscheuben sahe / darbey auch an der Farbe sehr Blaß vnd an jhrer Kleidung zu spüren ware / daß sie nicht aller dings wol auff seyn möchte / hierüber geriethe der Schäfer wider in starcken Zweiffel / daß er auch fast sich Eyferns nicht enthalten kondte / Jn dem kamen deß Schäfers Liebkosende Schmarutzer / die wolten vorgeben / Sie sehe den anwesenden Officierern vnd stättig ab- vnd zureisenden Soldaten so scharff nach / Er aber glaubte seinem Gemüthe vnnd getrewen Gedancken mehr / als solchem Vorgeben / gleichwol mochte nicht ohne seyn / daß selbige Zeit über da es mehr Rauberisch als Soldatisch in vnserm Lande zugienge / viel vnordnung auch bey der Schäferin jhrigen mit Handeln / Wandeln vnd andern Gastfreyen Haußhaltungen möchte mit vntergelauffen seyn / denn damals es so weit eingerissen / daß einer den andern auffm Lande vngeschewet beraubte / der Dritte aber welcher es im Vermögen / der Andern Entraubtes vmb halb Gelt vnd noch geringer an sich kauffte / dardurch auch vnsere Wohnungen vnter dem Schutz ermelter SalvaGuardia vnnd anderer redlicher Leute Vorsorge / mit dergleichen vnglaublich angefüllet vnnd eine Zeit beschützet vnd erhalten ward / Aber die P&brkbar;na Talionis blieben nit aussen / sondern man müste darmit gestrafft werden / wormit man sich versündigt hatte / denn eines Morgens wurden mit gewapneter Hand vnd grosser menge vnsere Wohnungen aller Orten vmbrennet / angesetzt / vnn endlich gantz außgeblündert / da denn das recht erworbene vnd ererbte mit dem vngerechten Gute in einer stunde gleichsam fortgienge / alle vnsere mobilien vnd daß das vornembste vnsere Schafe vnd Rindvieh wurden vns weggetrieben / in sehr grosser Anzahl vnd menge / dieses Spectacul machte noch betrübter daß solcher Vnfall eben geschahe zur Zeit der Schafscherer / vnd zumal eines Morgens / da man deßwegen in bester Arbeit ware / da sahen wir etliche vnserer Schäflein nackend / etliche bekleidet / etliche halbgeschoren / etliche denen sich die Wolle selbst zum mehrerntheil gelöset / forttreiben / vnd zumal von den vnbarmhertzigen Kriegerischen Gemüthern übel mit spielen vnd druff schmeissen / da wurde weder Alt noch Jung / Hammel noch Lamb verschonet / nicht weniger / sondern vielmehr ware betrawerlich daß bey solchem Handel das Edle Frawenzimmer sehr betrübet / vnd viel deren jhrer Ehr entsetzet vnd jämmerlich geschändet worden / zumal die so bey solcher Vnordnung den dicken Wäldern jhrem gebrauch nach eylen / dardurch jhre Errettung suchen wolten / drüber eingeholt / vnd daher desto mehr in der Feinde Willen sich zu ergeben gezwungen worden.

   Der Momischen Gemüther gab es zwar auch in diesem Fall / welche darvor hielten daß auch dergleichen Vnglück vnser Schäferin begegnet were / weil die Blünder- vnnd Raubung jhre Hütten nicht weniger sondern vielmehr als andere der jhrigen betroffen hätte / dardurch viel Indicia zugeben veranlast warde / so doch die Trew damit er Jhr zugethan bliebe / nicht zu erkennen geben lassen wolte / Es hatte der Schäfer bey solchem ergehen stättige Vorsorge vnnd Auffsicht auff seine Liebste / vnd weil er Jhr so bald gewar warde / vnd neben jhme in etwas Versicherung sahe / waren dardurch alle vnd jede Muthmassungen desto mehr zu entschlagen vnd sich zu beruhigen müglich / der verursachte Widerwillen hätte wol ein anders zu fassen veranlast / Aber die affection war gegen die Schäferin so groß daß auch mit seinem Todte er sich nichts als was zu Erhaltung jhrer Ehr gereichete / zu glauben einbilden kondte / vnd weil sich der Handel also verlieff / begab sich / daß die Gefahr stündlich grösser vnd zunehmend ward / vnd nach dem der Schäfer alle Vmbvnnd Zuständ wol betrachte / vornemlich die Gewalt vnd grosse Begierdte der Rauberischen Feinde / darbey die grosse in den Castell dahin sie sich reteriret, befindente Vnordnung / die Nachlässigkeit der Obern vnnd Beampten / die Schwürigkeit der Vntern vnd Gemeinten / auch daß gantz keine ammonition vorhanden vnd zu resistirung keine lust ware / in Summa an nichts als allen neben der resolvirten Mannschafft vnd Mannlichen resolution ermangelte / vngeacht vnser Schäfer alle gute Anstallt zu machen sich bemühete/auch ferner zu thun sich erbote / darbey zu Gemüth zoge / daß bey solcher Confusion vnnd widerwärtigen vnbändigen Waldleuten nit allein keine Ehr einzulegen vnd habende / dardurch gäntzlich zu verlieren / sondern auch die Verantwortung / es lieffe ab wie es wolte / so gegen die Soldaten als die LandesObrigkeit deme zuwachse / der die Authorität vor andern zu haben vermeynt würde / Jn solcher Consideration entschlosse sich der Schäfer / nicht allein seine vornembste Mobilien welche vorhanden waren / in Versicherung an ein ander Ort zu bringen / sondern auch / weil er vernahm daß die meisten vnd Vornembsten sich von dannen mit angehender Nacht salviren wolten / seinen Bekandten vnd Freunden die zumal zu jhm mehr als zu andern Leuten Zuversicht hatten / den gefährlichen Zustand zu entdecken / was seine Meynung vor sich were / jhnen zu eröffnen / bittende / es zu erwegen vnd den Beschluß was jhnen Rathsam zu seyn bedünckete / bey sich zu nehmen / Sintemal deß Schäfers Art jederzeit / daß er in dergleichen gefährlichen Sachen niemand anderst als mit seinen getrewen Gedancken rathe auch endlich entdecke / wie er es / was jhn betrifft / am besten zu machen vermeynte / den Schluß jederman selbst anheim stellende / dann jhme der darauffolgende Danck nicht vnbekandt / wann es wie gemeiniglich zu geschehen pflegt vnglücklich oder doch widerwärtig aufgehet / Da es wol gemeynet / aber übel getroffen worden / zumal in Frawenzimmers Sachen ein jeder Vernünfftiger sich wol vorsehen solle / jhnen wegen deß Wercks vnd der Zufälle Gefährligkeit etwas auffzutragen: vnd wie hoch der Schäfer auch diese Regul in observanz hielte / hat er doch vor dißmal mächtig darinne verstossen / sich endlich eben mit dem angezogenem Sprichwort / daß es nemlich wol gemeynt / aber übel übel gerahten / trösten vnnd entschuldigen müssen / dann sichs begab / daß vnser so hochgeehrten Schäferin Hertzgeliebter Herr Vatter bey wärender dieser Verlauffnuß vnd vergangener Blünderung nit einheimisch / auch sonst niemand bey jhr als jhre liebe Fraw Mutter ware / weiln dero Stieffbruder mit seiner Liebsten jhrer absonderlichen Gelegenheit waar nahmen vnd warteten / Da kondte der Schäfer nicht vnterlassen / ansehend die vor Augen stehende Gefahr mit hindansetzung alles erzeigtes Schimpffs vnd grossen erlidtenen Verachtung / dannoch auch jhnen beeden den gefährlichen Zustand vnd sein Vorhaben zu entdecken / Abwesend nun jhres Herrn vnd Vatters gaben sie vor Zuflucht zum Schäfer zu suchen / vnd begerten seines trewen Rathe / er eusserte sich dessen / endlich kondt er doch nicht vnterlassen jhnen zu verstehen zu geben / daß er vor vnmüglich hielte bey solcher Gefahr vnnd Vnordnung sich allda sicher zu erhalten / vnd ob er gleich vor seine Person dar bliebe vnd sich Hazardirte, köndte er Sie doch nicht da bleiben heissen / jedoch sollen Sie sich ja nicht ferne begeben / weil der Hoffnung nach das Werck gar bald in andern bessern Stande vnn Versicherung gerahten solte / hierbey weiste er Mutter vnd Tochter an andere jhre gute Freunde / Verwandte / vnd zumal Liebhabende Auffwarter / welche sonsten jeden vnd allen / vnd bey guten Tagen den alleinigen Vorzug vnd Genieß hatten / vnnd weil sich darauff begabe daß sie beyde neben solchen jhren guten Freunden vnnd Liebhabern sich mit eingehender Nacht nacheinander verlohren oder salvirten, gab jhme dem Schäfer solches hernach desto mehr Trost bey bekommener böser Zeitung dardurch er sein Gewissen desto besser beruhigen kondte / dann er sich dazumal Jhrer nicht gantz offentlich annehmen vnnd auffwarten wolte / weil er biß anhero so grosse Widerwärtigkeit vnd Schimpff von jhnen erdultet hatte / vnd sich dergleichen annoch befahren muste / sonsten er Sie wol anderst in acht genommen / vnd mit alle den Jhrigen zu erhalten gesucht / oder gewiß ehe sein Leben verlohren hätte / gemeldte Weibspersonen salvirten sich in grosser Gesellschafft in die dicke deß finstern Waldes / der Schäfer aber brachte deß Seinigen eins theils in Versicherung an ein ander Ort / vnd kame wider zu ruck / dahin vermitelende / daß durch eine Guarnison von der Armada vnsers theils das Castell in etwas versichert vnd in defension so gegen Freund als Feind gebracht warde / sodann wündschete er wol Hertzlich vnnd offte nach seiner alleinigen Liebsten / weil er bey diesen Leufften bessere Gelegenheit als sonst Jhr auffzuwarten gehabt hätte / aber es ware vergebens / dann er sich der bösen Leute halben schewete nur einsmals nach Jhr vnd der jhrigen Zustand zu fragen / weil er seine Liebe so viel müglich / zumal bey solcher Contrarietät nicht mehrere Beschimpffung zu verursachen / heimlich gehalten haben wolte / vnd weil zum öfftern grosse FeindesGewalt vor dem Castell in Augen stunde / auch vmb vnd vmb Schaden von selbigen geschähe / deren Intent verborgen / vnd der Außgang zweiffelhafftig ware / ließ er sich in seinem Gemüth desto ehe beruhigen / Auff diese weise verlieffen etliche Wochen / da er nicht allein seiner Liebsten beraubt / sondern auch nicht wuste wo Sie war / vnd wie es Jhr ergienge / darüber hatte er schwermütige viele Gedancken Nacht vnnd Tag / musten doch die Götter also walten / vnd Sie in jhren Schutz befohlen seyn lassen.

   Sie die Schäferin aber ware alsbald Anfangs jhrer Flucht neben jhrer Fraw Mutter zu jhren geliebten Herrn Vatter kommen vnd dessen Beschutz genossen / welches dem Schäfer da er es erfahren desto mehr Trost gegeben / denn er vff diese Beschützung mehr als andere jhre Auffwarter welche jhm ohne das sehr verdächtig vnd empfindlich / hielte / bey beharrenden solchen Zustande vnnd vorfallenden Mangel bey der Armada begibt sich daß die Wälder wie vngehewer die auch seynd mit grosser Macht vnd Gewalt gantz durchjaget vnd durchstreiffet werden / darunter nicht allein das biß dahin übergebliebene Rind vnnd Schaf Vieh vnd alle Mobilien mit einander gantz verlohren gehen / sondern auch fast alle Leute Manns vnd Weibspersonen gleich daß Wild gefangen / geplündert vnd jämmerlich zugerichtet worden: Die Post kompt bald dem Schäfer daß nit allein alle sein im Wald Salvirtes Vieh / Haab vnd Gut geblündert vnd hinweck / sondern auch vnter andern die Schäferin mit jhren Vatter vnd Mutter benamlich Ach leider ach von eylff Mußquetirern ertappet / alles entplösset vnnd beraubt / auch des noch selbst mit sich geführten MastOchsens / vnnd Ach ach welches ein vnüberwind- vnd vnwiderbringlicher Schaden die Tochter vnsere so hochgeehrte vnnd geliebte Schäferin von allen biß auff den Todt geschändet worden / bald daraufs kam wider Post der Vatter were ermordet / die Tochter lege draussen vnd were auff den Todt zu schanden gemacht / dero bey jhr gehabte Gespielin eine hätten Sie mitgenommen / die andere der Gespielin Schwester auch also zugerichtet / daß sie es die Zeit jhres Lebens nicht überwinden würde. Jn was vor Desperirende Melancholi vnser Schäfer hierüber geriethe / ist so vnglaublich als vnaußsprechlich / zum öfftern wolle er sich selbst ermorden / denn sagte er / ist meine Liebste hinweg vnn zuschanden gebracht den Todte am nechsten was soll ich mich sehnen zu leben / ist mein vermögen weg / warvon soll ich leben / ich muß vnd wil eine resolution fassen / welche mich rechnen vnd mir den Todt oder ein Vergnügen widerbringen soll. Jn deme kam noch andere Zeitung daß sichs also nicht verhielte vnnd sie die Schäferin neben jhrer FrawMutter in der abschewlichen Monstrosischen Landsknechte Hande nicht kommen / der Herr Vatter auch am Leben vnversehrt were / das wirckte gute Hoffnung auch also daß er vorigen Zeitungen in geringsten glauben beymessen wolle / solche Frewde aber wärete nicht lange / denn da kam ein anderer vnd hatte mit einem geredet / welcher in dieser flüchtigen Gesellschafft etliche Zeit gewesen seyn wolte der hätte den Handel der verlohrnen Ehre bekräfftiget auch mit diesen vmbständen / daß der Vatter sich sonderlich sehr übel drüber gehabt / auch auß Vngedult diese Wort von sich hören lassen hätte: Ach Gott soll mein einiges liebes Kind jetzt in den Vnfall vnd Schande gerathen wie werde ichs verantworten können / hätte es je seyn sollen so wolte ich sie lieber einen redlichen Cavallier welcher sie gewiß lieb vnd werth gehalten haben würde / als solchen vngehewern gräulen vnd.Thieren gegönnet haben: Der Schäfer bliebe darüber bestürtzt vnd auffn Todt trawrig / weil er sich schwere Gedancken über seinen vormals gegebnen Rath machete vnnd dardurch gleichsam sich einen Vrsacher scholte / zwar waren etliche Wochen vnter der Zeit verflossen da er jhnen gerathen nicht ferne sich zu begeben / daß sie desto ehe wider bey jhm seyn könnten / weil er mit Versicherung deß inhabenden Castels vmbgienge / daß sie solches nicht gethan war seiner Meynung zuwider / auch daß sie sich sonst in eine nah gelegne Vestung nit begeben dunckte jhn Kindisch gehandelt zu seyn / dann der Wald keine versicherte reiterada auff lange Zeit vnd vor grosser Macht ist / sondern nur in vnversehenen Fällen vnd Vberfällen dessen sich zu gebrauchen.

   Demnach resolvirte sich der Schäfer kurtz / seinen Stato zu verändern vnd in dieser vntrewen Landschafft nicht mehr zu bleiben / weil er nichts als Vnglück darinnen vnnd so gnädig die Götter vnnd die Natur der Landschafft an jhr selbst weren / so vndanckbar weren die gutes theils vnartigen Jnwohner dargegen / welche vnd dergleichen Vnglück jhre vnordentlichen Sündlichen fehler zu verhängen verursachten / einer dem andern auch selbst den Weg der Tugend abschnitte vnd an allen hinderte über die erfolgenden Vnglück sich sodann freweten vnd denen Vnfällen so sie gar wol vorkommen könnten / dannoch gerne Gelegenheit geben / die resolution deß Schäfers bestunde in specie darinnen / daß er dem KriegsGott Marti sich auffs newe wider durch Dienste verbündlich machen vnd seine reuanza in ein vnd andern suchen vnnd bey den grösten hauffen bleiben wolle / hierzu gebrauchte er diesen Prætext das er darzu Notdrünglich gezwungen wurde / weil jhme seine in dieser Provinz an vnterschiedlichen dreyen Orten habende Güter vnd Vermögen total rouinirt weren vnd er sich seinem Herkommen gemäß nicht mehr erhalten vielweniger was vor sich bringen / endlich auch von andern vnd zumal so vnachtbarn Personen nicht vexiren lassen könnte / aber die vornembste Vrsach bestunde inn dem Verlust seiner Liebsten vnd deß darob befindlichen Schmertzens vnd Kummers / vnd weil die Zeit herbey gieng daß die Armada auß vnser Landschafft auffbrechen wolte mundirte er sich vnd gienge mit der selben fort vnd verliesse das seinige übrige seinen bedienten zuruck trewlich anbefehlende / Also folgte er nun wider dem KriegsGott vnd hatte an statt der SchäferJuppen einen schußfreyen Curass angelegt seiner Fortuna darinne erwartende / dieweil sich aber begabe daß er selbiger Zeit annoch als ein Advanturier sich bey der Generalität enthielte / wurde er in angelegenen Verrichtungen zu verschicken gebraucht / vnd weil der Krieg annoch vnferne vnserer Landschafft sich entzogen hatte / trug jhn sein Weg wider auff vns zu.

   Nun hatte sich vnsere Schäferin mit deß jhrigen alsbald den andern Tages nach der Armada vnd mit derselben vnsers Schäfers Auffbruch wider nach jhren ledig vnd übel conditionirt gelassenen Hütten begeben / vnnd ware nicht das letzte daß der Schäfer jhren Zustand bedächtig zu erkundigen sich bemühete / der wurde jhm erzehlt / nach dem die Leute affectioniret waren / etliche hielten es vor waar / die andern nicht daß Jhr erzehltes Vnglück begegnet seyn solte / vngeacht seines so starcken Interesse schewet er sich doch Jhr vnter Augen zu tretten / vnd Sie heimzusuchen / sondern suchte zufällige Gelegenheit welche jhme vffn fall er übel antreffe / doch nicht zu grossem Schimpff bringen könte / in solcher Erwegung gieng er eines Morgens spatzieren vnd nicht von vngefehr vor deren Wohnung vorüber / da er gewar wurde daß die von den Soldaten zerschmetterte Fenster eins theils noch vngemacht waren / vnd zumal die welche in Jhr bewohnlich Zimmer giengen / durch dieselben wurde er Jhr gewar embsig in jhrer Haußhaltung seynd / die sahe er / vngeacht Sie zimlich weit von jhme vnd im dritten Fenster stunde / mit Liebe / sehnen vnn verlangen eine gute zeit jhrer vnn jhrer Fraw Mutter so neben Jhr stund / vnvermerckt an / das auch so viel mehr / weil jhme zu Ohren gebracht worden / ob hätte Sie Jhre Gestalt vnd Schönheit gantz verendert/ hätte auch bei Jhrer zuruck vnd Anheimskunfft gar übel gehen vnd fortkommen können.
 
 
 
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