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B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A

 

 

 

 
Die verwüstete vnd verödete Schäferey
1642

 


 






 




[Teil 5]



   Nun begab sich daß nach dem letzten Vffbruch vnsers so schädlichen Hämmelknechts / die Schäferin weit mit mehr Betrübnuß vnd Melancholi vmbfangen war als bey dem ersten / dann ob sie wol bessern vnd vollkommenern auch lang gnug gedawerten Abschied mit vnd endlich von jhm genommen / darumb sie das erstemal vnser Schäfer höflich vnn etwas arglistig gebracht / so war hingegen die genossene Liebe desto entzündeter vnd darbey nit zu vermuthen / daß er so bald möchte wider zuruck kommen können oder dörffen / wie das erstemal / denn in starcker Gesellschafft es zu thun jhme nicht erlaubt würde / heimlich vnd eintzlich die gefahr so deß Feindes als der Landleute nicht zuliesse / also nicht fehlen köndte der Kummer desto grösser seyn müste / welches vnser getrewer vnd höchstbetrogener Schäfer auch leider gnug erfahren muste / dann von billichem Zorn / Eyfer vnd Vngedult eingenomen / verfügt er sich deß drufffolgenden Tages vnd da der Vffbruch etwan vor vier stunden geschehen / nach der Schäferin Wohnung / weil er aber wegen noch geschlossener Pforten nicht alsbald zu jhr kommen kondte / wird sie doch seiner durchs Fenster so bald gewar als er jhrer / die abgelöffelte gestalt vermehrte alsbald seinen Vnmuth vnnd Zorn / welchen sie im gleichen gewar wird / vnd so durch angeborne als weibliche Arglistigkeit auß deß Schäfers Physiognomi in übrigen auß jhren bösen Gewissen solchen tragenden Vnmuth erkennet / Er nähert sich dem Fenster vnd will sie mit etwas starcken worten anreden / Sie / mit Vnmuth zwar auß andern Vrsachen / auch vmbgeben / erhebt sich alsbald vnangehört vnd vngeredet einiges wortes vom Fenster vnd vom Schäfer hinweg / sich auß dem Zimmer begebende / der Schäfer gehet zur Haußthür findet die offen / vnd kompt jhr zuvor/da muste sie etwas zuruck bleiben / vnd der Schäfer enthielte etwas zu sagen / sie nur inniglich ansehende / mit dem Mund seufftzende / mit dem Hertzen weinende / die Schäferin lehnet sich vor vnmuth auff die Haußthür / vnd legte den Kopff auff jhren rechten Arm / gleichsam jhren melancholischen trawrigen Vnmuth darneben die Thür vnd fortzugehen jhme weisende / das wärete biß so lang er anfieng zu reden / Er hatte kaum drey wort geredet / so fähet sie an wider darvon in ein OberZimmer der Wohnung zu lauffen / den Schäfer mit der langen Naasen wie sie nun bißhero etlich vor diesem aber niemaln gethan stehenlassend / viel Vngelegenheit hierauff zu machen wolte der Schäfer nit thun / jhr viel nachzulauffen hielt er nachtheilig / weil er im werck ware sich jhrer so sehr als sie seiner eusern zu lernen / entschlosse sich also darvon zugehen / er hatte einen Bogen klaren überguldeten Postpapiers bey sich / das legt er in form eines Schreibbüchleins zusammen / vnd schrieb darein gleichsam zu einer Vorschrifft vmb nachzuschreiben folgende Wort:

Der vorhin ist betrogen / wird wol betrogen bleiben /
Sein kümmerliches leiden mit hertzens angst vertreiben.

   Er legte solches ins Fenster / gegen dem Vatter der gleich da war / sagende: Es solte eine Vorschrifft der Schäferin sich darinne zu exerciren seyn / weil er jhr hiebevor angelegen im schreiben sich also zu üben / daß sie dem Schäfer schreiben / auch die von jhm empfangende lesen vnd verstehen köndte / dann er nicht wolte / daß die Eltern seinen eyferenden Vnmuth damals wissen solten / er gienge also zwar darvon / je mehr aber der Schäfer dem werck nachdachte / je mehr giengs jhme zu hertzen / dann er vor vnmüglich hielte / daß dergleichen Vntrew in der Welt zu erfinden were / vnnd liesse er seinen Aschenfarben Eyfer anjetzo recht wircken / dann er mehr todt als lebend / jmmer betrübt vnnd vngedultig / solches aber gantz nit auß Liebe / sondern allein auß Eyfer vnd deme darauf entstehenden geschärfften Haß / dann zwey starcke Verlust lidte er zugleich / der eine der Verlust seiner liebsten vnd alleinigen Besitzerin seines getrewen Hertzens / der andere der Verlust seiner Reputation, deren eines gnug gewesen were eine Seele zum Todt zubringen / Also gieng er gleich einem Schatten einher / mehr todt als lebend / liesse alles Vorhaben / Ob- vnd Anligen sincken vnd hencken / darauß hernach jhme grosser vnfall zustande / dannebendero er auß anhangender desperation anderst nichts wünschete / als wo nicht in die Elisischen Felder / doch auffs wenigste in den Tartarum durch den Charontem übergesetzt zu seyn / dardurch seiner zeitlichen Marter vnd anhangenden Schmach abzukommen / Es funden sich zwar gute Leute / jhn den Schäfer in etwas zu trösten / aber es wolte wenig wircken / denn solches kondte anders nit wol geschehen als mit der Schäferin verkleinerlichen Nachreden / vnd von jhr mehr zu erzehlen als er vorhin wuste / wann er dann was Newes hörte / machte es jhm auch newen schmertzen / nachdencken vnd verwunderung / über die Trewlosigkeit deß Weiblichen Geschlechtes / wie dann nach diesen ergangenen fällen viel wunderliche Begünnen sich noch ereugneten / so dem Schäfer zu Ohren gebracht worden / dannoch allhier als überflüssig vnd nicht anmutig übergehende / er raffelte sich zusammen vnd sein Hertz in etwas zu erleichtern / vnd sein Gemüth zuerkühlen / lieff er stracks wegs nach der Schäferin Wohnung / begerete doch nicht hinein zugehen / wurde auch vermuthlich von jhnen nicht begert / fande sie aber am Fenster jhrem Bübischen Gebrauch nach / die fragt er anfänglich / ob sie seiner erwarten vnd jhm etliche wort redend zuhören wolte? Sie gabe mit zornigem Gesichte vnd außgeworffenem Maule weder böses noch gutes zu verstehen / derhalben der Schäfer alsbald also zu reden anfienge: Jst das vnd kein anders der Effect der hiebevor so eyferig vnd freywillig erzeigten / hernach so thewer beschwornen Liebe vnd affectionirten Zuneygung / allertrewloseste Perelina / ist das die Belohnung so jhr euch vorbehalten meiner so langwirigen gedultigen Auffwartung vnd Dienste / ist das die Warheit der ehemals geschehen freywilligen Erklärungen / daß sie mich weit mehr als einigen auff der Welt / ja auch als jhre leibliche Eltern liebete / ist das die Wirckung derer mir zugerheilten Namen / da sie mich jhr getrewes Hertz / jhr Lieb zuschelten pflegte / Jst das das Zeugnuß über vnsere vereinbarte Namen / vnd NamensZeichen / das ach leider / so vereinbart die / so fern vnsere Gemüther von einander seynd / ist daß das so reciprocirliche sehnen vnd verlangen / darüber man auch das Gesicht verstellet / die farb verlohren vnnd sich gar kranck machen dörffen / ist das der Außgang gehabter vnnd erzehlter träume zumal den newlichst mir entdeckten anjetzo erst mir nachdencklich fallenden / ach wolten die Götter nur verhängen daß es also ergienge vnd dardurch meine Vnschuld an das Tagliecht bringen / seynd das die so tewerbaren gethanen Giuramenti, vnn darüber geleisteten Sacramenta, welche gleichwol die Gerechtigkeit der Götter in selbigen leistenten moment nicht vngewarnet lassen kondten vnd vor das Leben den Todt zu empfahen zur wolverdienten scheinbarlichen straffe rechtmessig ankündigten / O wehe denen mir ertheilten Liebesversicherungen / keine bösere art kan der Erdboden jemals getragen haben als euch / dann alle ewre Gedancken vnd Werck mir vnn meinetwegen erzeigt lauterer nunmehr augenscheinlicher biß anhero auß Weiblicher trewlosigkeit verdeckt hinterhaltener Lug vnn Betrug / daß ich nunmehr mit waarheit sage / mich von euch niemals einiger Odem auß ewrem Munde mit liebender Trew angehaugt / vielweniger das ein waares Wort auß solchem ewern Munde gangen / freylich / freylich weil jhr solche Vngerechtigkeit inn euch wie Wasser gesoffen vnd die trewlosigkeit euch alle Adern durchzogen vnd mit solchem gifft infecirt habt jhr weder meine noch anderer redlichen Leute Auffrichtigkeit vnd Waarheit achten noch belieben können / sondern ist euch vielmehr vnd lieber mit ewers gleichen monstrosischen Bestien gedient gewesen / vnd weil jhr der falsch schwerenden versicherungen sowol gebrauchet / derhalben habt jhr meinen trewen beschwornen versicherungen desto weniger geglaubt oder darvon gehalten / den bulerischen Canoni nachgehende / daß nemlich die Götter an Bulern keinen Meyneydt strafften / Aber weil darhinder viel ein anderer verstand steckt / vnsere action nit auff bulen bestanden / wie ewer Hertz wissen muß / ob es gleich nit will / vnd drüber die Sacramentische confirmationes vorhanden / so werden die Götter euch vngestrafft nit lassen / weil sie selbst darunter zum höchsten von euch beleidigt worden / das freche Gemüt vnd der tragente hochmut (scheinend jhr den Göttern selbst trutz bietetet) wird euch schon benommen werden / vnd das gewissennagende falsch schweren mit allzuspäter Rewe bey euch auffwachen / Was habt aber jhr allerfalschetes Weibsbild / doch vor genieß / daß jhr so vnschuldig Blut den jmmerwärenden Peinigern auffopffert / so ein getrewes Hertz mit so niemals erhörter verrätherey belohnet / so ein ehrliebend Gemüth also zuschanden machet / vnd so ein ohne das trübselig geführtes leben folgend wo nit mit ewrer Hand / doch mit ewrer Syrenischen liebligkeit vnd Pasilischkischen anblicken zum todte bringen / vnd auß dem Wege raumen wollet / in waarheit die so süsse rache bleibet nit aussen / nicht zwar von mir / der ich ewrer schone / mein ohnmächtiges trostloses / mehr als todtes leben solches auch nit zuvollbringen vermöchte / sondern durch wunderliche schickung der Götter wird es sich schon fügen / vnd auch so wol als an andern die dergleichen meineyd beliebt vollzogen werden / an euch aber vmb so viel desto schwerer / so viel ewre verrätherische betrügligkeit alle die übertrifft / welche jemals so lang die welt gestanden auff dem Erdboden seynd begangen worden / in solch Vrtheil der Götter ichs auch wil gestellet lassen / vnd mich anders nichts vnterfangen: Hierauff fieng er stuckweiß jhre begangene vntrew in etwas zu erzehlen / welche sie nacheinander doch zimlich kaltsinig entschuldigen wolte / aber es war jhr ernst nicht / waren auch zerstümmelte reden / darauß nichts zu nehmen / wie es zu zu gehen pflege wen man mit bösem Gewissen vnd Betrug vmbgehet / vnd es gerne beschönen wolte / die Erinnerungen aber ein vnn anderer vorgeloffenen Händel verursachten einen newen eyferigen vnlust / daß er sich entschlosse darvon zugehen / zuvor aber noch sie befragte / was doch das Korn dieser Zeit gelte / auch vor zwey oder drey tagen gegolten hätte / bald druff vnd da sie jhm mit entschuldigung die doch wider die kundbare jederman wolbewuste Waarheit lieffe / beantworten wolten / er darüber nicht wenig vnlustig darvon gienge / Es setzte sich der Schäfer vor / jhrer sich gäntzlich zu entschlagen / weil es jhm aber zu sehr im Gemüth lage / vermochte er nicht es so leichtlich zu vergessen / durch solch andencken nun hatte er seine beschwerliche Erinnerung / vnter andern gieng jhm der hierauß erwachsene Schimpft tieff zu hertzen / daß er so wol anfangs als jetzo in solcher verachtung leben solte / daß jhm auch geringe vnachtbare / ja solche Leute die vnser Schäfer seinem gemüth nach nicht vor einen Schatten gegen sich auch nicht so gut oder würdig daß sie seinen Schatten betretten oder sehen sollen / hielte / jhme so weit vorgezogen vnnd dannoch er darzu gröblich betrogen werden solte /nimmer mehr hätte es jhm so weh thun können wann einige Qualität an einer oder der andern Person welche vnserm Schäfer vnnd seinen Tugenden vorzuziehen gewesen were / daher er endlich die grösse der Schäferin leichtfertigkeit desto mehr schliessen muste vnd konte / in solchen betrübten Nachdencken herumb spatzirende gerieth er wider vor der Schäferin Wohnung / fieng an jhr trewloses / leichtfertiges / verrätherisches Gemüt jr zu beschreiben mit jetzt erzehlten Vmbständen vnd argumentirten Schlusse daß jhm nicht beschwerlich seyn solte auch solche Schande nimmermehr bringen können wann es von einem jhm vorzuziehen würdigen Cavallier geschehen were / dessen Tugenden / Qualitäten / Geschlecht / Ehr vnd Vermögen / sagt er mir vorzuziehen gewesen vnd mir zu gestanden jhme nach zusehen vnd den platz zu quitiren / aber da fande sich in jeden vnd allen das lautere Contrarium, geschehe nun das in dürren Holtze / was solte an grünen geschehen wann andere Galani kämen von hohen Stande von vornehmen Qualitäten / von vermögenden Reichthumb / von grösserer Macht vffs stattlichste in jhren güldenen Ketten vnnd andern Kleinodien gezieret/denen daß Courtesiren deß Frawenzimmers angebohren/ vnd die da wenig achteten ansehenliche Præsenta von Gold vnd Goldeswerth zu verrichten: Jn warheit ich würde sagt er nichts gewissere als einen Zierath von Actæons Federn vff mein Haupt zu gewarten haben / ich were gleich ab- oder anwesend Ja man mich wol zusehend darbey stehen lassen / auch da ich mich jhrer annehmen würde / wie ich jetzo anfangs gethan nichts gewissers als resolvirte Duell zu halten hätte / die ich zwar der Execution halben an jhr selbst nit schewete sondern daß man spreche es lieffe gleich ab vnd auß wie es wolle / es were einer Courtesanen halben geschehen / welcher sich doch Leoriander als seiner Liebsten angenommen vnn solche darvor vertheidigen wollen / da es doch wider jhren willen sie andere lieber vnd weder seiner noch seiner Aufwartung wider begerte. Solchen schweren Sachen bey obhabenden meinen Kriegsdiensten vnd Abwesen rathsamlich vorzukommen / will mir in alle Wege obliegen / vngeacht ichs lieber anderst vnd besser wüntschen möchte / ich muß mich aber damit trösten / daß dergleichen hiebevor auch wackern mir weit vorzuziehenden Leuten widerfahren / ja auch meinen bekandten Cammeraden vnd Befreunden / denn es begab sich vor kurtzen Jahren / daß ein vornehmer berümter Cavallier mit einer Adelichen Dama verheyratet / vnnd etliche Jahr in dem Ehestand mit jhr gelebt / vnnd mit Kindern gesegnet waren / diese Dama verliebt sich vnordentlich in eine Person die da bucklicht vnd höckericht ware / was solche gebrechliche Leute vor mehr Mangel zu haben pflegen weiß ein jeder wol / ich sage nur daß er Bucklicht / sie vertiefft sich auch also daß sie sich resolvirt jhre Ehe- Eheman- Kinder / Stand vnd gantzes Vermögen zuverlassen / vnd mit jhme dem Bucklichten darvon zu ziehen / ein anderer Cavallier Courtesirte eine sehr wackere vndvornehme Dama geraume Zeit mit schuldigster Auffwartung der Hoffnung sie dadurch zum Sacrament der Ehe zu erlangen massen sie gleiches Standes / vnter deß verreist die Dama an ein ander Ort / begünt jhres Galans zu vergessen auch also das da er jhr weiter auffzuwarten begert sie jhm solches nicht allein sondern auch die suchende Vermählung höfflich abschlegt / hingegen sich mit einem geringen Patritio vnansehenlicher Statur vnd Tugend verliebt vnd vermähtet da jenes ein Adelicher praver so wol versuchter als berümbter Cavallier war / sehet da die Verrätherische Trewlosigkeit der leichtsinnigen Weibspersonen wie jhr seyd (redlichen Damoisellen dadurch nit zu nahe geredt) damit kan vnn muß ich mich in diesen meinen Vnfal über euch auch etwaß trösten / mir felt bey die einsmals gelesene Historia von der Hipparchia welche gleiches Jnhalts ist: Diese war eine Schwester deß Metroclis vnnd fiel inn grosse Liebe gegen den Philosophum Cratetem, nicht wegen seiner Schönheit denn er von Leibe vngestalt vnd höckericht war auch nicht wegen Reichthumbs denn er gar arm war / besondern wegen vnordentlicher Liebe / also daß sie jhren Eltern vnd Freunden trohete sie wolt jhr selber den Todt anthun wofern man jhr wehren würde den Cratetem zu freyen von diesen jhren seltzamen vornehmen vnd der so thörichten Liebe haben sie nicht können abbringen noch jhre Eltern noch Geschwister noch der Crates selbsten weder mit Güte noch mit bösen / endlich ist Crates auffgestanden vnd seinen Rucken darauff er einen grossen Hocker hatte geblösset sprechende / daß Niemand betrogen werde so sehet her das ist der Bräutigam / darneben hatte er seinen Stecken vnd Tasche (denn mehr hat er nicht gehabt) hingeworffen gesagt / vnn dieses ist mein Brautschatz hierüber mocht jhr euch bedencken / denn ich kein Weib nehmen kan / der dieses nit wol gefalle / durch diese vnd andere zu reden vnnd selbst zum öfftern gegebnen Korb ist Hipparchia endlich bewogen worden / von solcher vnartigen Liebe abzustehen / sehet nun jhr zu was euch widerfahre daß jhr nicht zwischen zweyen Stülen allein sondern hernach gar sitzen zu bleiben bekompt / darzu der letztere Discurs vnd der in Frewden singende Canzon gutes nachdencken gibt / geschweigende wie ruchtbar jhr sonst in aller Welt werdet gemacht werden / zumal bey den Soldaten vnd allen Armaden / Straffe muß doch seyn vnd wird nicht aussenbleiben / durch was mittel es aber zu geschehen das wird die Zeit vnnd ewer Vnglück geben / die ehemals mir zugefallene anagramatische Veränderung ewer Namen haben freylich nicht anders sagen wollen noch können / vngeacht meiner so vielen Bemühungen als was ewer Hertz in sich / nemblich / Vntrew / Gram / Haß / Arge / dieses Vnglück hat mich vorhero geahntet / nun ists mir richtig zu handen kommen / noch ein Vnglück gehet mir vor / es bestehe gleich worinn es wolle wanns die Götter nicht ändern / aber meine vertieffte Trawrigkeit macht mich so blind / daß ich nicht sehe was ich thue / oder zu thun habe / wird also an denen Vnglücken darein jhr mich bißher geführt gewiß nicht gnug seyn / sondern ich den Todt noch drüber erwarten müssen / welchen ich mit gröster Gedult hertzlich gerne erleiden will: Eines vnd das andere dieses deß Schäfers Discurs wurde zu Zeiten verantwortet / endlich zu verstehen geben / ob were mehr zu nötigung deß Schäfers als rechtmässige Vrsachen darhinter / vnd daß man diese Bossen längst gemerckt das man darmit were vmbgangen / weil aber die Zeit verflossen verantwortete es der Schäfer anderst nicht / als daß er sie auff jhr 1. eygen Gewissen da sie eines / 2. Auff die ergangene Schimpffliche ja böse Händel / 3. Auff die gemachte vnd beliebte Regul wisse nemblich den Schäfer oder die Soldaten fahren zu lassen welchs jhr am meisten beliebe / daß sie nun dardurch den Schäfer von sich gestossen / was könnte seine Vnschuld darzu / viel zu widerholen were vnnötig ja ein Vberfluß / bey allen Soldaten vnd im gantzen Lande were sie nun außgeschryen daß die Soldaten jhren Auffenthalt bey jhr sie kämen her wo sie wolten / jhre Nachtbarn sebst würden den Soldaten wann sie nach offentlichen Hurhäusern fragten sie zu weissen / vor solch gemein böß Geschrey hätte der Schäfer immer trewlich gewarnet / sehen die Soldaten vnd andere gleich fromb vnd erbar auß / so were mancher ein Schalck er sagte es nicht / vnd wüste den darzu höfflich zu verbergen / der Schäfer kennete die Welt bester als Sie / so dörffte es da ohne dem gantz keines Streits / denn was die Augen sehen daß glaubte das Hertz. Ja vielmehr das was sie selbst nicht widersprechen könten / die Thaten weren zu vnlaugbar vnd zu böse / er wolte sie lieber besser wüntschen nun aber were es vergebens / so were es je zumal eine schwere Sache / einen Corriual vnnd zumal gar verdächtigen Buhler mit etlichen Cameraden von der Seiten weg reiten oder gehen / zu zeiten von der Tafel auff stehen grads wegs zu seiner Liebsten vedächtig Tag vnd Nachts mit derselben vmbgehen zu sehen / der müste fürwar einen guten magen haben vnd mehr vertawen können / es were ein grosser Despectirlicher affront so bey den Mitbuhlern als den gemeinen Mann / darauß alles Vnglück erwachse / were es an dem daß je die Soldaten inn so guten Credit bey jhnen stünden vnd sie solches von vorigen mir vnbewusten zeiten also in Gewonheit gebracht / müste er sich so dann auch gefallen lassen darvon stille schweigen vnnd gedencken daß jhre freundliche Leutseeligkeit gegen die Soldaten er dadurch auch als ein Soldat genossen und müste deßwegen den Soldaten nicht aber jhnen dancksagen / zwar haben sich wol ehe andere frembde / Hofpursch / Jäger / gering Hudelsmans gesinde Possenreisser / Spielleute vnd sonst böse Buben / da man bey offenen Zimmern in Betthe gelegen wider auffzustehen sich gelüsten lassen vnd anders vielmehr so daheime als auff Hochzeiten vnnd dann in andern Winckeln was vorgangen berühmt so auch glaubwürdig / vnd wegen gebrochener Bahn jhnen Danck zu sagen hätte / aber darinne dannoch mich über jhr zu beschweren übrig bliebe / weil sie sich von den Schäfer als eine Jungfraw in Jungfräwlicher Zucht vnd Erbarkeit etliche Jahr mit grosser Gedult vnd Langmuth bedienen lassen / da es doch andere auff andere leichtere ich will nicht sagen leichtfertigere und geschwindere weisse gethan vnd erhalten / sie jhme auch auff ehemals gebetenes Ansuchen Heimbligkeit halben nicht zu gefallen auß einem Zimmer geschweigende auß den Hauß gehen / viel ehe vnnd lieber bey andern nackend in Betthe ligen wollen über daß sie sich mit solchen verbündlichen Träwen verobligirt so doch wider ein besseres wissen vnd Gewissen geloffen. Sie in Gegentheil jhme zugelassen / daß er sich auch gegen jhr mit häfftigen Obligaten verpflichtet welches alles sie jhrer leichten Condition nach billich nicht gestatten / sollen vnd deswegen hoch zu beschelten ist. Mit diesen Discoursen vnd verloffener Zeit gienge er davon / seine beliebende Einsamkeit vnd in deren die fernere Nachdenckung seines vnglücklichen vnd verächtlichen Standes zu suchen / liesse darüber allen Muth / Vorsorge vnd Achtsamkeit bey vorstehender grosser Gefahr dannoch gäntzlich auß dem Sinn vnd die Götter walten / vnd in dem er in seinem Zimmer auff vnd ab spatzierete fieng er an zu klagen vnd wider sich selbst zu reden / sprechende: Wann ich denn mein Ayd was das vor ein schweres Thun seye bedencke / kan ich mich nicht gnugsamb verwundern das solch schweres Laster in der Welt so gemein als sonst kaum einiges seye / denn solches betrachtende / wird man keinen einigen Menschen auff der weiten Weltkugel finden / welcher darinne nit verbrechlich betretten werde / vnnd mit einen Wort zu sagen / welcher nicht an seinen Nechsten meinaydig / der ist doch an den Göttern vnd seinen Bund brüchig worden / ein solcher meineydiger Mensch ist auch so frevelhafft / daß er darunter die Götter betriegen will in dem er sie anrufft mit dem Schwur: So war die Götter seynd vnd jhre Heyligen / so doch ein vnmüglich Werck / weil sie nicht allein in alle verborgene Winckel / sondern auch alle jnnerliche Hertzensgedancken sehen / daher dann gar offt geschicht / daß jnstehender Ablegung solcher trewlosen Beaydigung die Götter alsbald auff frischer That straffen / dardurch den Meinayd aller Welt an Tag bringen / ich wil anderer Historischen waarhafften Exempel geschweigen weil solches meine meinaydige Schäferin dermaleins am allerheiligsten Orte in Volckreicher Versamlung selbst betroffen: Ferner betreugt ein solch meinaydiges Geblüt seinen Nechsten gröblich / der auff solch hochbetewerlich Vermessen trawet vnd äusserst dardurch betrogen wird / zu Zeiten werden die Mittelspersonen oder Richterliche entscheidsLeute auch dardurch verkürtzt vnrechte Vrtheil vnd Außsprüche zufällen / an allermeisten aber betreugt sich das meineydige Blut selbsten / sich mit bösen Gewissen zeitlich vnd ewiger Straffe theilhafftig machende / auch zu geschehen pflegt / daß es offters auff jhre Kinder vnd Nachkommen geerbet vnd die Straffe an denselben nicht aussen blieben.

   Was soll nun wol der meineydigsten Perelinen begegnen / welche an Gott vnd Menschen solche meineydige Verbrechung begangen / dergleichen niemals gehört worden / noch auch ins künfftig zu hören vor müglich zu halten ist / in Warheit ich selbst bey leidenter Not vnd Schande betawere sie dannoch der schweren Straffe die deßhalben sie vnd jhre Kinds-Kinder werden ertragen müssen / mich desto weniger auffs newe zu Aengstigen mag ich Stuck vor stuck nicht erzehlen / worinn ich von jhr betrogen worden / wundert mich aber häfftigst das solchen Leuten von den Göttern das Leben gegönnet wird / denn leichter ist nichts als dieses zu erachten das wann man sich nicht schewet dergleichen gegen die Götter zu thun vnd die verblenden zu betriegen / was man wol sterblichen Menschen thun solte / in Summa das Werck ist so arg vnd böse / daß ich mit wenig Worten sagen muß / es seye vnmüglich das einiger redlicher Blutstropffen in jhrem Leibe / Geblüt vnd Gemüt seyn könne / vnnd deswegen sich keines guten Athems / geschweigende Wortes oder Kusses auß jhrem Munde zu versehen seyn / ich halte darvor daß sie von der Ertztzauberinnen der Circe würcklich besessen / oder doch deren Künste / in Schönheit / Wolberedenheit vnnd Zauberey bestehende /wol außgelernet habe / einiger Mensch / so jemals gelebt ist ärger vnnd grösser nicht betrogen worden als ich armer / denn es nicht in einen allein bestanden / wie wol andern Menschen zumal Liebhabern widerfahren / sondern neben den erfahrnen Meineydnüssen darauff ich vorhin so vest tewer vnnd starck gebawet / hat mich die jhr getragene Liebe auch sehr betrogen / in dem sie sich von Jungfräwliche auff Buhlerische Liebe ziehen vnnd dardurch jhre LiebsMeynung entdecken auch jhren Meineyd beantworten vnd also sich selbst vnd alles in das freche Gemüt der Bulerey leichtsinnig begeben will / kein erquicklicher Wesen kan seyn / als eine wolgegründete vnd gerahtende Liebe vnd reciprocirliche gegenLiebe / welche Todte Lebendig / Krancke Gesund / Monstrosische vnd andere thörichte Vnholden vernünfftig vnnd alles Lebendig machet dessen die tägliche Erfahrung anweist / auch viele Historien solches bezeugen / vnter welchen nicht das geringste so der Jtaliänische Scribent Bacatius von Cymone den Aristippi auß Cypern Sohn vnd der Jungfraw Iphigenia saget.

   Wolten die Götter ich solches vollkömlich erfahren solte / so wolte hernach desto vmbständiger darvon reden / aber Ach leider ich bin vnd bleibe betrogen / was in mir meine Trew vnd die von der verrätherischen meineydigen Perelinen zu zeiten nur mir erwiesene jedoch gantz vngegründete auß falschen Gemüt erflossene Gutthaten vor grosse ergetzliche Frewde gewircket deß erinnere ich mich / kan darbey abnehmen / was vor Paradisische Frewde vnd lebmachende Wollust eine vollkommene Liebe mit jhr ziehen muß / auch also daß es die erstorbnen Lebensgeister wider lebendig mache / in was erquicklicher reciprocirlicher Liebestrew Pyramus vnd Thisbe gelebet / also daß sie auch in Todte einander Lieb behalten / nit weniger Liander vnd Hero so sie mit beeder Todte bekräfftiget / dessen seynd die Historien voll vnd dardurch bekant / was hat nicht der so tapffere Ulysses erleiden müssen ehe er wider in geruhigen Ehestand mit seiner so getrewen als keuschen Penelopen gelanget / aber Ach Ach / was hilfft das gedencken vnd erinnern da der Effect doch so weit darvon / ja nunmehr vnmüglich darzu zu gelangen / weil die Götter mit einer so vngetrewen meineydigen vnd frechen Perelinen straffen wollen / dann es eine sonderbare Versehung der Götter seyn muß daß meine so hertzliche Trew vnd jnnbrünstige Liebe mit so langwüriger Gedult / grosser Arbeit vnd vnglaublicher Mühe das so inständig vnablößlich vnnd eyferig zu erwerben bedienen muß / welches andere auch vnachtbare Leute gleichsam vmbsonst vnd jhnen entgegen getragen haben können wann vnnd wie sie wollen / ist das nicht Göttliche straffe / daß ich allergetrewester / eine dergleichen allervngetreweste verrätherische Seele lieben / alle mein Thun vnd Lassen ja Leben vnnd Todt nach derselben richten vnnd anders nichts als Vnwillen / HohnLachen vnnd Verachtung zur Außbeute vnd Lohn haben muß / denn were solches der Götter Wille nicht gewessen / so were auch vnmüglich gewesen daß ich solche schmertzliche Arbeit ertragen / bey sehenden Augen so verblendet vnd bey vormals gehabten so gesunden Verstande also vnachtsam seyn können / durch verhängnuß der Götter bin ich von dieser Perelina also betrogen / daß ich mich billich den allerbetrübtesten vnnd betrognesten Liebhaber vnnd Schäfer nennen vnnd diesen Titul zu ewigen Zeiten behalten muß / welcher jemals den Erdboden betretten / verlohren / betrogen vnd belogen bin vnd bleib ich in ewigkeit: Darüber stund der Schäfer stille vnnd begunten jhm vor Trawrigkeit die Augen von Thränen zu übergehen / beweinte vnnd verfluchte seine vnglückliche GeburtsStunde vnnd stellete sich so vngebertig daß auch seine Diener solches vernommen vnnd deßwegen weil es zu Nachtzeit ware zulieffen / meynende der Schäfer zu ruhe zu begeben willens were / weil er aber noch ferrner seinen Gedancken nachhengen vnnd einen gäntzlichen Schluß seines fernern Vorhabens machen wolte / ließ er die Diener ferners allein bleibende von sich / vnnd in dem er sich wider erholt vnd dem Werck nach der länge nachgesonnen / fieng er wider an gegen sich selbst zu reden sprechende: Vnnd wie muß man jhm denn thun von meiner Perelina bin ich betrogen / werde auch den Namen deß betrogenen Schäfers Leorianders so gewiß als sie den Schandbaren Namen der vngetrewen Schäferin Perelina ewig behalten / ist Juno von Jupiter da er sie doch zur Liebe genötigt in soviel Wege / vielmehr aber Vulcanus durch Venerem seinen Gemahl betrogen warumb nicht ich der Götter geringstes Geschöpff vnnd Creatur / denn die ActæonsFedern stehen mir nicht ob ich gleich ein MartisKnecht vnnd das Feder tragen deren Kriegsmänntschen grösten Zierrathen eine / nicht aber solcher Art sondern deren so von Straussen herkommen / ist Menelaus hernach Paris von der allerschönsten Helena so verächtlich betrogen vnd sie beede mit eben dergleichen Actæonischen Cronen auff jhren Königlichen Hauptern gezieret worden / warumb soll ich armseeliger mich nicht auch vnter die allgewaltige Hand der höchsten Götter demütigen / in den vntrewen Weltlauff deß trewlosen Weibsgeschlecht schicken / die Rache den Obern befehlen vnnd meine jungen Tage zu besserer Erquickung anwenden können / es muß doch gewagt seyn / derhalben Adiou Adiou allertrewlosseste Perelina / allerfrechestes Weibsbild / allermeineydigste Verleumbderin der Götter vnnd Menschen / die jhre Straffe über dich so länger sie die verzögern so desto schwerer dir auff den Halß schicken werden / fahre hin du tyrannisirende Semiramis dann es nicht viel gemangelt / daß du mich durch deine Ehebrecherischen Buhler gleich wie jene kluglich auß dem Wege geräumbt / doch hernach mich zum Schanddeckel deiner vnzüchtigen Verübungen mit meinem Todte gebrauchen dörffen / hätte es wüntschens gegolten / so hätte ich die letzte Nacht deß Lemmerjungens Anwesenheit den Gott Vulcanum oder zum wenigsten seine kleine geschmidtete Kette gewünschet / weil alles so still / heimblich / verborgen / genaw vnd beysammen zugehen sollen / daß er sie gleich Ph&brkbar;bum vnn Venerem buhlend so vest zusammen gebunden / daß sie sich nicht hätten reegen können / zumal da sie in grosser stille gantz alleine gewesen / mit hertzlichen fernern wuntsch / daß solche Arbeit gleichmessige solche Früchte wie damals getragen hätte / billich würde dir du leichtsinnige der Namen antipenelope zugeeugnet / die du was du den Tag über gearbeitet deß Nachts nicht wider auffgewebet / ob du gleich auch vnmüssig gewesen / nicht mit auffweben sondern mit auffwarten Thür vnd Thor auffmachen / Nacht vnd Täglichen üppigen Courtesirenden Buhlerey / ja wann der hundertaugige immer wachsame Argus verhanden gewesen / man hätte jhre nur etliche Wochen hero begangene Vntrew vnd Trewlosigkeit zum wenigsten theil ersehen oder erwachen können / fahre hin du freche Geilheit weil Niemand Menschliches solches dir stillen wird / sondern deßwegen dich den Göttlichen Kräfften deß Jupiters vnd Herculis vnterwerffen vnd anbefehlen will / Summa der Pandoræ Büchsen ist in mein vermögen kommen / darauß alles Vnglück durch Weibliche betrügliche Listigkeit der Besitzerin solcher / über mich gegossen / daß ich auch nichts als was wenige Hoffnung übrig behalte / dannenhero ich mit vergeßlicher Hindansetzung deß ergangenen mich eines andern Lebens anzufahen beobachten muß.

   Jn dem blieb er wider eine geraume weil still darauff anfahend: Jch werde doch endlich noch grossen Vnlust darob haben wann ich gar zu scharff verfahren will / denn sie gäntzlich zu vergessen ist vnmüglich so lang ich lebe / es sey auch jhr Andencken in guten oder in bösen / so werde ich doch darbey behertzigen / daß ich als Klager nicht auch selbst thätiger Richter gewesen seyn solte / vnn in dem ich jhr durch Versprechung vnd Trew verbunden / wird billich seyn wollen daß nicht auch ich gleich sie Aydbrüchig werde vnd betrüglich handele / derhalben nötig seyn wird in Schrancken der Gebür zu bleiben / vnd jhrer Vntrew nicht nach zufolgen / damit nicht ein Exempel darvon zu nehmen vnnd sie meine Vnschuld vielmehr der arglistigen Weiber gewonheit nach als ich jhre Schuld beschuldigen könnte / über das ists eine der hohen Tugenden sich also zu überwinden / daß man Vndanck mit Danck Vntrew mit Trew belohnen vnd also sich vntadelhafft verhalten könne / diesem ich billich nachfolge/mich dannenhero also freywillig bezeugen vnd zwingen will / jhre abschewliche Vntrew mit Trew vnd jhre Laster mit meiner Tugend zu belohnen vnd das Completirend zu erfüllen / so ich jhr versprochen vnd in gewisen zweyen Stucken beruhet damit sie hinfahren / der Götter Straff gewarten vnnd das höchstgethane vnrecht wo sie kan hertzlich berewen mag / daß sey mein endlicher vnnd eygentlicher Schluß daß ich nach äusserster Mügligkeit mich jhrer / jhrer Lieb vnd jhres Andenckens gäntzlich entschlagen / darbey dannoch meine gethane versprechen freywillig adimpliren vnnd ersetzen will.

   Hierauff nun legte sich der matte vnnd trawrige Schäfer etwas zu ruhe / hatte aber wie leicht ermäßlich seine stätige getrawrige Gedancken welche jhn wenig weder schlaffen noch ruhen liessen / dennoch verbrachte er also folgends die Nacht / den drauffolgenden Tag gebrauchte er sich ebenmässiger nachdenckender Melancholi auch also daß er darüber alles vnd jedes was er seines obhabenden Status doch so hochnötig hatte hindansetzlich verwarlosete / auch also daß durch Vnglück vnd Verrätherey vnser Schäfer durch einen Feindlichen Einfall übereylet Chargiret vnnd endlich gefänglich bekommen vnn neben andern der seinigen zugethanen Soltaden vnd Officirern gefänglich weggeführt wurde.

   Nun begab sich daß damals die Schäferin eben in einer Mühlen an der Strassen wo er von seinen Feinden gefänglich vorbey geführt wurde / daß er sie also noch ersahe vnd sie jhn widerumb / wiewol er sie selbiges Tages vnd kurtz zuvor auch gesehen hatte / in dem er sie nun ansahe / stellete sie sich mit wüschenden Augen vnd Angesicht ob weinete sie / vnmüglich war dem Schäfer daß solches jhme nicht solte zu Hertzen gehen / derhalben sie in etwas zu trösten / stellete er sich wolgemuth / voltesirte auff den jhme vntergebenen Trajonerpferde / lachte zum öfftern vnnd in nechsten bey jhr vorüber reiten gab er jhr ein Zeigen mit Neigung deß Haupts zur Wüntschung guter Nacht vnnd das so vnvermerckt daß es keiner von der gantzen Feindlichen Parthey gespüret / sie die Schäferin aber wol wainend hatten stehen sehen / doch wegen Feindlicher Eylfertigkeit sich nicht lange vmbsahen / sondern mit glückhafft gemachter Beute vnvmbgesehen fortgiengen /
 
 
 
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