BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Christian Fürchtegott Gellert

1715 - 1769

 

 

Das Leben der Schwedischen

Gräfinn von G***

 

1. Teil (1)

 

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Erster Theil.

 

Vielleicht würde ich bey der Erzählung meines Geschlechts eben so beredt oder geschwätzig als andere seyn, wenn ich anders viel zu sagen wüßte. Meine Aeltern sind mir in den zartesten Jahren gestorben, und ich habe von meinem Vater, einem Liefländischen von Adel, weiter nichts erzählen hören, als daß er ein rechtschaffner Mann gewesen ist, und wenig Mittel besessen hat.

Mein Vetter, der auch ein Landedelmann war, doch in seiner Jugend studiret hatte, nahm mich nach meines Vaters Tode zu sich auf sein Landgut, und erzog mich bis in mein sechzehntes Jahr. Ich habe die Worte nicht vergessen können, die er einmal zu seiner Gemahlinn sagte, als sie ihn fragte, wie er es künftig mit meiner Erziehung wollte gehalten wissen. Vormittage, fieng er an, soll das Fräulein als ein Mann, und Nachmittage als eine Frau erzogen werden. Meine Muhme hatte mich sehr lieb, zumal weil sie keine Tochter hatte, und sie sah es gar nicht gern, daß ich, wie ihre jungen Herren die Sprachen und andre Pedantereyen, wie sie zu reden pflegte, erlernen sollte. Sie hätte mich dieser Mühe gern überhoben; allein ihr Gemahl wollte nicht. Fürchten sie sich nicht, sprach er zu ihr, das Fräulein lernt gewiß nicht zu viel. Sie soll nur klug und gar nicht gelehrt werden. Reich ist sie nicht, also wird sie niemand als ein vernünftiger Mann nehmen. Und wenn sie diesem gefallen, und das Leben leicht machen helfen soll: so muß sie klug, gesittet und geschickt werden. Dieser rechtschaffene Mann hat keine Kosten an mir gesparet; Und ich würde gewiß noch etliche Jahre eher vernünftig geworden seyn, wenn seine Frau einige Jahre eher gestorben wäre. Sie hat mich zwar in Wirthschaftssachen gar nicht unwissend gelassen; allein sie setzte mir zu gleicher Zeit eine Liebe zu einer solchen Galanterie in den Kopf, bey der man sehr glücklich eine stolze Närrinn werden kann. Damit sie etwas zu putzen hätte, so hat sie sich oft in ihr Zimmer mit mir verschlossen, und mir die schönsten Kleider und den größten Schmuck angeleget, mich vor den Spiegel geführt, und mir hundertmal gesagt, daß ich recht englich aussähe. Wenn dieses geschehen war, so kleidete sie ihren Engel zum Zeitvertreibe wieder aus. Ich war freylich damals noch nicht alt; allein ich war alt genug, eine Eitelkeit an mich zu nehmen, zu der unser Geschlecht recht versehn zu seyn scheinet. Aber zu meinem Glücke starb meine Frau Base, ehe ich noch zehn Jahre alt war, und gab meinem Vetter durch ihren Tod die Freyheit, mich desto sorgfältiger zu erziehen, und die übeln Eindrücke wieder auszulöschen, welche ihr Umgang und ihr Beyspiel in mir gemacht hatten. Ich hatte von Natur ein gutes Herz, und er durfte also nicht sowohl wider meine Neigungen streiten, als sie nur ermuntern. Er lieh mir seinen Verstand, mein Herz recht in Ordnung zu bringen, und lenkte meine Begierde zu gefallen nach und nach von solchen Dingen, die das Auge einnehmen, auf diejenigen, welche die Hoheit der Seele ausmachen. Er sah, daß ich wußte, wie schön ich war; um desto mehr lehrte er mich den wahren Werth eines Menschen kennen, und an solchen Eigenschaften einen Geschmack finden, die mehr durch einen geheimen Beyfall der Vernunft und des Gewissens, als durch eine allgemeine Bewunderung belohnet werden. Man glaube ja nicht, daß er eine hohe und tiefsinnige Philosophie mit mir durchgieng. O nein, er brachte mir die Religion auf eine vernünftige Art bey, und überführte mich von den grossen Vortheilen der Tugend, welche sie uns in iedem Alter, in iedem Stande, im Glücke und Unglücke, im Tode, und nach diesem Leben bringt. Er hatte die Geschicklichkeit, mir alle diese Wahrheiten nicht so wohl in das Gedächtniß, als in den Verstand zu prägen. Und diesen Begriffen, die er mir beybrachte, habe ichs bey reifern Jahren zu verdanken gehabt, daß ich die Tugend, nie als eine beschwerliche Bürde, sondern als die angenehmste Gefährtinn betrachtet habe, die uns die Reise durch die Welt erleichtern hilft. Ich glaube gewiß, daß die Religion, wenn sie uns vernünftig und gründlich beygebracht wird, unsern Verstand eben so vortrefflich aufklären kann, als sie unser Herz verbessert. Und viele Leute würden mehr Verstand zu den ordentlichen Geschäften des Berufs und zu einer guten Lebensart haben, wenn er durch den Unterricht der Religion wäre geschärft worden. Ich durfte meinem Vetter nichts auf sein Wort glauben, ja er befahl mir in Dingen, die noch über meinen Verstand waren, so lange zu zweifeln, bis ich mehr Einsicht bekommen würde. Mit einem Worte, mein Vetter lehrte mich nicht die Weisheit, mit der wir in Gesellschaft prahlen, oder wenn es hochkömmt, unsere Ehrbegierde einige Zeit stillen, sondern die von dem Verstande in das Herz dringt, und uns gesittet, liebreich, großmüthig, gelassen, und im stillen ruhig macht. Ich würde nichts anders thun, als beweisen, daß mein Vetter seine guten Absichten sehr schlecht bey mir erreicht hätte, wenn ich mir alle diese schönen Eigenschaften beylegen, und sie als meinen Charakter den Lesern aufdringen wollte. Es wird am besten seyn, wenn ich mich weder lobe noch tadele, und es auf die Gerechtigkeit der Leser ankommen lasse, was sie sich aus meiner Geschichte für einen Begriff von meiner Gemüthsart machen wollen. Ich fürchte, wenn ich meine Tugenden und Schwachheiten noch so aufrichtig bestimmte, daß ich doch dem Verdachte der Eigenliebe oder dem Vorwurfe einer stolzen Demuth nicht würde entgehen können.

Ich war sechzehn Jahre alt, da ich an den Schwedischen Grafen von G. verheyrathet wurde. Mit dieser Heyrath gieng es folgender massen zu. Der Graf hatte in dem Liefländischen Güter, und zwar lagen sie nahe an meines Vaters Rittersitze. Das Jahr vor meiner Heyrath hatte der Graf nebst seinem Vater eine Reise aus Schweden auf diese Güter gethan. Er hatte mich etlichemal bey meinem Vetter gesehen und gesprochen. Ich hatte ihm gefallen, ohne mich darum zu bestreben. Ich war ein armes Fräulein; wie konnte ich also auf die Gedanken kommen, einen Grafen zu fesseln, der sehr reich, sehr wohlgebildet, angesehen bey Hofe, schon ein Obrister über ein Regiment, und vielleicht bey einer Prinzeßinn willkommen war? Doch daß ich ihm nicht habe gefallen wollen, ist unstreitig mein Glück gewesen. Ich that gelassen und frey gegen ihn, weil ich mir keine Rechnung auf sein Herz machte, an statt daß ich vielleicht ein gezwungenes und ängstliches Wesen an mich genommen haben würde, wenn ich ihm hätte kostbar vorkommen wollen. In der That gefiel er mir im Herzen sehr wohl; allein so sehr ich mir ihn heimlich wünschen mochte: so hielt ichs doch für unmöglich, ihn zu besitzen.

Nach einem Jahre schrieb er an mich, und der ganze Innhalt seines Briefs bestund darinn, ob ich mich entschließen könnte, seine Gemahlinn zu werden, und ihm nach Schweden zu folgen. Sein Herz war mir unbeschreiblich angenehm, und die großmüthige Art, mit der er mirs anboth, machte mirs noch angenehmer. Es giebt eine gewisse aufrichtige Art, einem zu sagen, daß man ihn liebt, welche ganz bezaubernd ist. Der Verstand thut nicht viel dabey, sondern das Herz redet meistens allein. Vielleicht wird man das, was ich sagen will, am besten aus seinem Briefe selber erkennen:

Mein Fräulein,

Ich liebe Sie. Erschrecken Sie nicht über dieses Bekenntniß, oder wenn Sie ja über die Dreistigkeit, mit der ichs Ihnen thue, erschrecken müssen: so bedenken Sie, ob dieser Fehler nicht eine Wirkung meiner Aufrichtigkeit seyn kann. Lassen Sie mich ausreden, liebstes Fräulein. Doch was soll ich sagen? Ich liebe Sie, dieß ist es alles. Und ich habe Sie von dem ersten Augenblicke an geliebet, da ich sie vor einem Jahre gesehen und gesprochen habe. Ich gestehe Ihnen aufrichtig, daß ich mich bemüht habe, Sie zu vergessen, weil es die Umstände in meinem Vaterlande verlangten; aber alle meine Mühe ist vergebens gewesen, und hat zu nichts gedienet, als mich von der Gewißheit meiner Liebe und von ihren Verdiensten vollkommner zu überzeugen. Ist es möglich, werden Sie durch meine Zärtlichkeit beleidiget? Nein, warum sollte Ihnen die Liebe eines Menschen zuwider seyn, dessen Freundschaft Sie sich haben gefallen lassen. Aber werden Sie es auch gelassen anhören, wenn ich Ihnen mein Herz noch deutlicher entdecke? Darf ich wohl fragen, ob Sie mir Ihre Liebe schenken, ob Sie mir als meine Gemahlinn nach Schweden folgen wollen? Sie sind zu großmüthig, als daß Sie eine Frage unbeantwortet lassen sollten, von deren Entscheidung meine ganze Zufriedenheit abhängt. Ach liebste Freundinn, warum kann ich nicht den Augenblick erfahren, ob ich Ihrer Gewogenheit würdig bin, ob ich hoffen darf? Ueberlegen Sie, was Sie, ohne den geringsten Zwang sich anzuthun, einem Liebhaber antworten können, der in der Zärtlichkeit und Hochachtung gegen Sie seine größten Verdienste sucht. Ich will Ihr Herz nicht übereilen. Ich lasse Ihnen zu Ihrem Entschlusse so viel Zeit, als Sie verlangen. Doch sage ich Ihnen zugleich, daß mir jeder Augenblick zu lang werden wird, bis ich mein Schicksal erfahre. Wie inständig müßte ich Sie nicht um Ihre Liebe bitten, wenn ich bloß meiner Empfindung und meinen Wünschen folgen wollte! Aber nein, es liegt mir gar zu viel an Ihrer Liebe, als daß ich sie einem andern Bewegungsgrunde, als Ihrer freyen Einwilligung zu danken haben wollte. So entsetzlich mir eine unglückliche Nachricht seyn wird: so wenig wird sie doch meine Hochachtung und Liebe gegen Sie verringern. Sollte ich deswegen ein liebenswürdiges Fräulein hassen können, weil sie nicht Ursachen genung findet, mir ihr Herz auf ewig zu schenken? Nein, ich werde nichts thun, als fortfahren, Sie, meine Freundinn, hochzuschätzen, und mich über mich selbst beklagen. Wie sauer wird es mir, diesen Brief zu schliessen! Wie gern sagte ich Ihnen noch hundertmal, daß ich Sie liebe, daß ich Sie unaufhörlich liebe, daß ich in Gedanken auf Ihre geringste Mine bey meinem Bekenntnisse Achtung gebe, aus Begierde etwas vortheilhaftes für mich darinn zu finden. Leben Sie wohl. Ach liebstes Fräulein, wenn wollen Sie mir antworten?

Der Vater des Grafen hatte zugleich an meinen Vetter geschrieben. Kurz, ich war die Braut eines liebenswürdigen Grafen. Ich wollte wünschen, daß ich sagen könnte, was von der Zeit an in meinem Herzen vorgieng. Ich hatte noch nie geliebt. Wie unglaublich wird dieses Bekenntniß vielen von meinen Leserinnen vorkommen! Sie werden mich deswegen wohl gar für einfältig halten, oder sich einbilden, daß ich weder schön, noch empfindlich gewesen bin, weil ich in meinem sechzehnten Jahre nicht wenigstens ein Dutzend Liebeshändel zählen konnte. Doch ich kann mir nicht helfen. Es mag nun zu meinem Ruhme, oder zu meiner Schande gereichen: so kann man sich darauf verlassen, daß ich noch nie geliebet hatte, ob ich gleich mit vielen jungen Mannspersonen umgegangen war. Nunmehr aber fieng mein Herz auf einmal an zu empfinden. Mein Graf war zwar auf etliche vierzig Meilen von mir entfernt; allein die Liebe machte mir ihn gegenwärtig. Wo ich stand, da war er bey mir. Es war nichts schöners, nichts vollkommners, als er. Ich wünschte nichts als ihn. Ich fieng oft mit ihm an zu reden. Er erwies mir in meinen Gedanken allerhand Liebkosungen, und ich weigerte mich mit einer verschämten Art, sie anzunehmen. Vielen wird dieses lächerlich vorkommen, und ich habe nicht viel darwider einzuwenden. Eine unschuldige, eine recht zärtliche Braut ist in der That eine Creatur aus einer andern Welt, die man nicht ohne Erstaunen betrachten kann. Ihr Vornehmen, ihre Sprache, ihre Minen, alles wird zu einem Verräther ihres Herzens, ie sorgfältiger sie es verbergen will. Ich aß und trank viele Wochen nicht, und ich blühete doch dabey. Ich sage es im Ernste, daß ich glaube, die Liebe kann uns einige Zeit erhalten. Ich ward viel reizender, als ich zuvor gewesen war.

Mein Vetter machte sich nunmehr mit mir auf die Reise nach Schweden. Es begleiteten mich verschiedene junge Herren und Fräuleins einige Meilen, und der Abschied von ihnen ward mir gar nicht sauer. Unsere Reise gieng glücklich von statten; Und es ist mir auf einem Wege von etlichen vierzig Meilen nicht das geringste begegnet. Meine Leser die viel Romane und Heldenbücher gelesen haben, werden mit dieser Nachricht gar nicht zufrieden seyn. Hätte mich nicht einer von den jungen Herren, die mich begleiteten, entführen, und eine kleine Verwirrung in meiner Geschichte anrichten können? Ich war ja schön, und wie die Leute sagten, recht sehr schön; und ich bin auf einem so weiten Wege nicht ein einzigmal entführet worden? Ist dieses wohl glaublich? Oder ist es vielleicht mit meinen Annehmlichkeiten nicht so gewiß gewesen? Ich will mir diese Vorwürfe gern machen lassen. Genug, ich bin nicht entführet worden, und ich würde mit einer solchen Verwegenheit eines verliebten Räubers sehr übel zufrieden gewesen seyn; denn mir ward ohnedieß jeder Augenblick bis zum Anblicke meines Grafen zu lang.

Ich kam also, wie ich gesagt habe, in Begleitung meines Vetters glücklich auf dem Landgute des Grafen an. Ich fand ihn viel liebenswürdiger, als er mir vor einem Jahre vorgekommen war. Man darf sich darüber gar nicht verwundern. Damals wußte ich noch nicht, daß er mich liebte; itzt aber wußte ichs. Eine Person wird gemeiniglich in unsern Augen vollkommener und verehrungswürdiger, wenn wir sehen, daß sie uns liebt. Und wenn sie auch keine besondere Vorzüge hätte: so ist ihre Neigung zu uns die Vollkommenheit, die wir an ihr hochschätzen. Denn wie oft lieben wir nicht uns in andern? Und wo würde die Beständigkeit in der Liebe herkommen, wenn sie nicht von unserm eigenen Vergnügen unterhalten würde?

Mein Bräutigam, mein lieber Graf, erwies mir bey meiner Ankunft die ersinnlichsten Liebkosungen; und ich glaube nicht, daß man glückseliger seyn kann, als ich an seiner Seite war. Unser Beylager wurde ohne Gepränge, mit einem Worte, sehr stille, aber gewiß sehr vergnügt vollzogen. Manches Fräulein wird diese beyden Stücke nicht zusammen reimen können. Dem zu gefallen muß ich eine kleine Beschreibung von meinem Beylager machen. Ich war etwan acht Tage in Schweden, und hatte mich völlig von der Reise wieder erholet, als mein Graf mich bat, den Tag zu unserer Vermählung zu bestimmen. Ich versicherte ihn, daß ich die Ehre, seine Gemahlinn zu heissen, nie zu zeitig erlangen könnte; doch würde mir kein Tag angenehmer seyn, als der, den er selber dazu ernennen würde. Wir setzten, ohne uns weiter zu berathschlagen, den folgenden Tag an. Er kam des Morgens zu mir in mein Zimmer, und fragte mich, ob ich noch entschlossen wäre, heute seine Gemahlinn zu werden. Ich antwortete ihm mit halb niedergeschlagenen Augen und mit einem freudigen und beredten Kusse. Ich hatte nur einen leichten, aber wohl ausgesuchten Anzug an. Sie gefallen mir vortrefflich in diesem Anzuge, fieng der Graf zu mir an. Er ist nach ihrem Körper gemacht, und sie machen ihn schön. Ich dächte, sie legten heute keinen andern Staat an. Wenn ich ihnen gefalle, mein lieber Graf, versetzte ich: so bin ich schön genug angeputzt. Ich war also in meinem Brautstaate, ohne daß ichs selber gewust hatte. Wir redten den ganzen Morgen auf das zärtlichste mit einander. Ich trat endlich an das Clavecin, und spielte eine halbe Stunde, und sang auf Verlangen meines Grafen und meines eigenen Herzens dazu. Auf diese Art kam der Mittag herbey. Der Vater meines Grafen (denn die Mutter war schon lange gestorben, und die einzige Schwester auch) kam nebst meinem Vetter zu uns. Sie statteten ihren Glückwunsch ab, und sagten, daß der Priester schon zugegen wäre. Wir giengen darauf herunter in das Tafelzimmer. Die Trauung ward sehr bald vollzogen, und wir setzten uns zur Tafel, nämlich wir viere und der Priester. Die Tafel war etwan mit sechs oder acht Gerichten besetzt. Dieses war die Anstalt zu meiner Vermählung. Sie wird mancher Braut lächerlich und armselig vorkommen. Gleichwohl war ich sehr wohl damit zufrieden. Ich war ruhig, oder besser zu reden, ich konnte recht zärtlich unruhig seyn, weil mich nichts von dem rauschenden Lärmen störte, der bey den gewöhnlichen Hochzeitfesten zur Quaal der Vermählten zu seyn pflegt. Nach der Tafel fuhren wir spatzieren, und zwar zu dem Herrn R** der meinen Gemahl auf seinen Reisen begleitet hatte, und itzt auf einem kleinen Landgute etliche Meilen von uns wohnte. Mein Gemahl liebte diesen Mann ungemein. Hier bringe ich ihnen, fieng er zu ihm an, meine liebe Gemahlinn. Ich habe mich heute mit ihr trauen lassen. Ist es nicht wahr, ich habe vortrefflich gewählet? Sie sollen ein Zeuge von meinem und ihrem Vergnügen seyn; kommen sie, und begleiten sie uns wieder zurück. Wir fuhren also in seiner Gesellschaft wieder auf unser Landgut zurück, ohne uns aufzuhalten. Kurz, der Abend verstrich eben so vergnügt, als der Mittag.