B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Johann Wolfgang Goethe
Urfaust
     
   


U r f a u s t

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Z W I N G E R .
In der Mauerhöle ein Andachts Bild der Mater dolorosa, Blumenkrüge davor.

G r e t g e n gebeugt, schwenckt die Krüge im nächsten Brunn,
füllt sie mit frischen Blumen, die sie mitbrachte.


Ach neige,
Du schmerzenreiche,
Dein Antliz ab zu meiner Noth!

Das Schwerdt im Herzen,
Mit tauben Schmerzen
Blickst auf zu deines Sohnes Todt!

Zum Vater blickst du,
Und Seufzer schickst du
Hinauf um sein und deine Noth!

Wer fühlet,
Wie wühlet
Der Schmerz mir im Gebein?

Was mein armes Herz hier banget,
Was es zittert, was verlanget,
Weisst nur du, nur du allein.

Wohin ich immer gehe,
Wie weh, wie weh, wie wehe
Wird mir im Busen hier!
Ich binn, ach! kaum alleine,
Ich wein, ich wein, ich weine,
Das Herz zerbricht in mir.

Die Scherben vor meinem Fenster
Bethaut ich mit Trähnen, ach!
Als ich am frühen Morgen
Dir diese Blumen brach.

Schien hell in meine Kammer
Die Sonne früh herauf,
Sass ich in allem Jammer
In meinem Bett schon auf.

Hilf retten mich von Schmach und Todt!
Ach neige,
Du schmerzenreiche,
Dein Antliz ab zu meiner Noth!