B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Friedrich Schiller
1759 - 1805
     
   


A n t h o l o g i e
a u f   d a s   J a h r   1 7 8 2


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[196]
      Elisium.
      Eine Kantate.
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      Chor.
Vorüber die stönende Klage
Elisiums Freudengelage
            Ersäufen jegliches Ach –
      Elisiums Leben
5
      Ewige Wonne, ewiges Schweben
Durch lachende Fluren ein flötender Bach.

      Erste Stimme.
            Jugendlich milde
            Beschwebt die Gefilde
                  Ewiger May,
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Die Stunden entfliehen in goldenen Träumen,
Die Seele schwillt aus in unendlichen Räumen,
      Wahrheit reißt hier den Schleyer entzwei.

[197]
      Zweite Stimme.
                  Unendliche Freude
                  Durchwallet das Herz.
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Hier mangelt der Name dem trauernden Leyde,
Sanfter Entzüken nur heißet hier Schmerz.

      Dritte Stimme.
Hier streket der wallende Pilger die matten
Brennenden Glieder im säuselnden Schatten,
      Leget die Bürde auf ewig dahin –
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Seine Sichel entfällt hier dem Schnitter,
Eingesungen von Harfengezitter,
      Träumt er, geschnittene Halmen zu sehn.

      Vierte Stimme.
Dessen Fahne Donnerstürme wallte,
Dessen Ohren Mordgebrüll umhallte,
25
      Berge bebten unter dessen Donnergang,
Schläft hier linde bei des Baches Rieseln,
Der wie Silber spielet über Kieseln,
      Ihm verhallet wilder Speere Klang.

[198]
      Fünfte Stimme.
Hier umarmen sich getreue Gatten,
30
Küssen sich auf grünen sammtnen Matten
      Liebgekoßt vom Balsamwest,
Ihre Krone findet hier die Liebe,
Sicher vor des Todes strengem Hiebe,
      Feyert sie ein ewig Hochzeitfest.

M.