BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Bettine von Arnim

1785 - 1859

 

Der sogenannte «Heckebeutel»

 

Reinschrift des Schlusses

 

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Ja könnten die Reichen nur Gottes Schrift im eignen Herzen lesen, dann würden mehr Gewerbscheine gelöst als die Armuth zu ihrer Handirung braucht! – Ich gab ihr hier das eine Goldstück aus dem Heckebeutel, und bedeutete ihr das Geld sei nicht mein sondern dem Prinzen von Preussen! – Die Frau nahm es mit gutem Muth, und hofft mit nächstem seiner Königlichen Hoheit es mit Zins wieder einzubringen! – ihre Begeistrung für ihre Beredsamkeit in ihrem hohen Alter ist dabei bedeutend gestiegen.

 

Diese kleine Armengeschichte ist ganz nach der Wahrheit geschildert und ist selbst dabei kein Wort hinzugesezt von dem was die Frau gesagt hat; – ich habe sie niedergeschrieben weil meine Kinder mir sagten seine Königliche Hoheit habe ihnen anbefohlen die Verwendung der beiden Goldstücke ihm mitzutheilen. Allem Anschein nach wird das zweite Goldstück auch noch im Rauch der Hoffnungen dieser alten Sybille aufgehen, wenn nicht seine Königliche Hoheit es anders bestimmen.

Ich habe hier nur eine aufrichtige Klugheit beschrieben könnte ich doch auch jene einmal ans Licht ziehen die man benützt um einander zu überlisten, jene feinere Maske der Heuchelei die sich Cultur nennen läßt, und unter diesem feinen Namen einher schleicht im Gewande der Bescheidenheit und Selbstverläugnung und durch den Firniß der Weltklugheit und des schonenden Betragens gegen ihre Widersacher, welche ohne Vorbehalt die Wahrheit aussprechen, den Sieg davon tragen bei Jenen Herren der Welt deren endliches Verderben allein ihrer Heuchelei zuzuschreiben ist.