BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Peter Hebel

1760 - 1826

 

Biblische Geschichten

Für die Jugend bearbeitet

 

I. Theil

 

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37.

David in Ziklag.

 

David gieng mit seinen Sechshunderten über die Grenze. Denn er fürchtete, er möchte sonst dem Könige doch noch in die Hände fallen. Er nahm Dienste bei Achis, einem König der Philister. Sie hatten fünf Könige. Achis räumte ihm die Stadt Ziklag ein. Daselbst hauseten sie mit ihren Weibern und Kindern und hatten fröhliche Tage, bis Ziklag von den Amalekitern ausgeplündert und verbrannt wurde. Die Philister versammelten sich nämlich zu einem neuen Krieg gegen Israel. Achis brachte auch den David und seine Sechshunderte mit. Aber die andern vier Könige trauten ihm nicht, weil er selber ein Israelite war. Sie wurden wieder zurückgeschickt nach Ziklag. Als sie aber dahin kamen, und ihre Frauen und Kinder begrüßen wollten und David die Abigail, seine verständige Hausfrau, da waren Frauen und Kinder und Vieh und alle Habe geraubt und weggeführt von den Amalekitern, und Ziklag war verbrannt. In drei Tagen war alles vorüber. Die armen Männer weinten laut auf der öden Brandstätte, vornehmlich über den Verlust ihrer Söhne und Töchter. Gute Eltern denken immer zuerst an ihre Kinder. Das Unglück ihrer Kinder ist ihnen schmerzhafter, als ihr eigenes. Aber David stärkte sich in dem Herrn, seinem Gott. Er verfolgte die Räuber bis an den Bach Besor. Dort blieben zweihundert von ihnen zurück. Sie waren zu müde, um mit den übrigen weiter zu gehen. Jenseits des Baches sahen sie einen fremden Menschen liegen. David fragte ihn, wer er sey. Der Fremde sagte, er gehöre einem Amalekiter an. «Wir haben einen Streifzug gethan,» sagte er, «wir haben Ziklag ausgeplündert und angezündet.» David that ihm nichts zu leid, er nahm ihn mit, daß er ihn zu den andern führte. Sie lagen weit und breit zerstreut in der ganzen Gegend, aßen und tranken, und freuten sich ihres großen Raubes. David griff sie an, und schlug sie mit kräftiger Faust, sie waren seiner nicht gewärtig, und rettete alles wieder, was die Feinde genommen hatten, die Frauen, die Kinder, die Habe. Es fehlte nichts. Auch nahm er ihnen ab, was sie sonst geraubt hatten. Die Beute war groß. Als er mit seinen Leuten an den Bach Besor zu den Zweihunderten zurück kam, wollten ihnen die Sieger blos ihre Frauen und Kinder zurückgeben, aber an der wiedergeretteten Habe, und an der Beute sollten sie keinen Antheil haben, weil sie nicht mit ihnen gekämpft hatten. David sprach: «Ihr sollt nicht also thun, meine Brüder, mit dem, was uns der Herr gegeben hat, der uns behütet, und die Feinde in unsere Gewalt gegeben hat.» – Das Andenken, daß alles Heil von Gott kommt, macht die Herzen mild und gerecht. David gab jedem das Seinige wieder, und mehr noch dazu, und sendete vieles von der reichen Beute den Aeltesten in Juda, seinen Freunden, zum Gruß. Also brav und edel handelte der Sohn Isai's, wie einst Abraham, sein frommer Ahnherr, gehandelt hatte, und legte die Probe ab, daß er würdig sey, nun bald den Thron von Israel zu besteigen.