BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Peter Hebel

1760 - 1826

 

Biblische Geschichten

Für die Jugend bearbeitet

 

II. Theil

 

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7.

Die Versuchung.

 

Die Stimme: «Dieß ist mein lieber Sohn,» hörte unter andern auch ein Unrechter. Jesus gieng von seiner Taufe weg in die Wüste, in eine einsame unangebaute Gegend. Dahin schlich ihm nach ein böser Geist. Der böse Geist schleicht gerne nach in die Einsamkeit. Als Jesus daselbst vierzig Tage lang aller gewöhnlichen Nahrungsmittel sich enthalten hatte, und endlich Hunger fühlte, sprach zu ihm der Böse: «Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, daß diese Steine Brod werden.» – Jesus aber sprach zu ihm: «Der Mensch lebt nicht allein vom Brod, sondern von jeglichem Wort, das durch den Mund Gottes geht.» – Hernach führte ihn der böse Geist nach Jerusalem oben auf den Tempel, und sprach zu ihm: Wenn du der Sohn Gottes bist, so laß dich hinab.» Dazu führte er noch ein Sprüchlein an, und gab ihm eine falsche Deutung. «Es steht geschrieben,» sagte er, «Gott wird seinen Engeln befehlen über dir, und sie werden dich auf den Händen tragen, daß du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.» – Darauf antwortete ihm Jesus: «Wiederum stehet auch geschrieben, du sollst Gott deinen Herrn nicht versuchen, d. h. der Mensch soll sich nicht im Vertrauen auf Gott in unnöthige Gefahr begeben. – Endlich führte ihn der böse Geist auf einen hohen Berg, und zeigte ihm, was von den Reichen der Welt und ihrer Herrlichkeit zu sehen war. Er sprach: «Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest.» – Da erkannte Jesus, mit wem er es zu thun habe. Er sprach zu ihm: «Hebe dich weg von mir Satan! Denn es steht geschrieben: «Du sollst anbeten Gott deinen Herrn und ihm allein dienen.» Da verließ ihn der Böse und die Engel traten zu ihm und dieneten ihm. Wo der Satan weichen muß, dahin kommen die Engel,

Also ward Jesus zur Sünde versucht, und hat in der Versuchung obgesiegt und ist gerechtfertiget als der Sohn Gottes.

Merke hierbei: Wer die Sprüchlein der heiligen Schrift mit Wissen falsch deutet, daß er die Sünde beschönige, der treibt des Satans Werk und böse Kunst. Wer sein will wie Jesus, der stärkt sich durch die guten Sprüchlein gegen die Sünde und gefällt Gott und den heiligen Engeln wohl.