BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Peter Hebel

1760 - 1826

 

Biblische Geschichten

Für die Jugend bearbeitet

 

II. Theil

 

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60.

Saulus.

 

Die Heftigkeit der Rede des Stephanus machte den Namen Jesu noch viel verhaßter, als er vorher war, und seine Steinigung war der Anfang und die Losung zu einer allgemeinen Verfolgung. Die ganze Gemeine in Jerusalem floh auseinander und zerstreute sich in das ganze Land und bis in Syrien hinein, also, daß jetzt die Bekenner Jesu und die Boten seines Reichs in ganz Judäa und Samaria und über die Grenzen des Landes hinaus verbreitet waren, in Galiläa ohnehin. Denn was bewirkt das Ungewitter und der Sturm? Er trägt die fruchtbaren Samenkernlein weiter.

Aber der schlimmste unter allen, welche die Gemeine in Jerusalem zerstörten, war der junge Pharisäer, der an dem Tode des Stephanus so großes Wohlgefallen gefunden hatte. Ja er verfolgte jetzt die Bekenner des verhaßten Namens bis in die fremden Städte, daß er sie gebunden nach Jerusalem führte. Als er zu solchen Zwecken sich nach Damaskus in Syrien begab, – sein Gewissen mochte ihn wohl bisweilen beunruhigen, ob er auch auf guten Wegen sey – Gott läßt keinen ungewarnt auf bösen Wegen gehen – plötzlich umleuchtete ihn eine Helle vom Himmel. Er fiel auf die Erde, und hörte eine Stimme: «Saul, warum verfolgst du mich?» Er sprach: «Herr, wer bist du?» Die Stimme antwortete: «Ich bin Jesus, den du verfolgest.» Er fragte: «Herr, was willst du, daß ich thun soll?» Die Stimme sprach: «Gehe hin in die Stadt! Da wird man dir sagen, was du thun sollst.» In der Stadt, in Damaskus, besuchte ihn auf Gottes Befehl ein Jünger mit Namen Ananias und unterrichtete ihn, und taufte ihn. Von der Zeit an war er ein anderer Mensch; und war er von Jerusalem gekommen, daß er die Bekenner Jesu verfolgte, so ward er jetzt selber einer, und lehrte in den Schulen, daß Jesus sey Christus der Sohn Gottes. Also ward er ein Apostel, und weil er ein anderer Mensch war worden, so änderte er auch seinen Namen, und nannte sich Paulus, und die ihn vorher fürchteten, liebten ihn jetzt, und freuten sich seiner Bekehrung.