BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

1776 - 1822

 

Meister Floh

 

1822, unzensiert 1908

 

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[212]

Siebentes Abentheuer.

 

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Feindliche Nachstellungen der verbündeten

Mikroskopisten nebst ihrer fortwährenden Dummheit.

Neue Prüfungen des Herrn Peregrinus Tyß

und neue Gefahren des Meisters Floh.

Röschen Lämmerhirt.

Der entscheidende Traum und

Schluß des Mährchens.

 

Fehlt es auch über den eigentlichen Ausgang des Kampfs in Leuwenhöcks Zimmer gänzlich an bestimmten Nachrichten, so steht doch nichts anders zu vermuthen, als daß die beiden Mikroskopisten mit Hülfe des jungen Herrn George Pepusch, einen vollständigen Sieg über die bösen feindlichen Gesellen erfochten haben mußten. Unmöglich hätte sonst der alte Swammer bei seiner Rückkehr so freundlich, so vergnügt seyn können, als er es wirklich war. – Mit derselben frohen freudigen Miene, trat Swammer oder vielmehr Herr Johannes Swammerdamm, am andern Morgen hinein zu Herrn Peregrinus, der noch im Bette lag und mit seinem Schützling, dem Meister Floh, in tiefem Gespräch begriffen war. [213]

Peregrinus unterließ nicht, sogleich, als er den Herrn Swammerdamm erblickte, sich das mikroskopische Glas in die Pupille werfen zu lassen.

Nach vielen langen und eben so langweiligen Entschuldigungen seines zu frühzeitigen Besuchs, nahm endlich Swammerdamm Platz dicht an Peregrinus Bett. Durchaus wollte der Alte nicht zugeben, daß Peregrinus aufstehe und den Schlafrock umwerfe.

In den wunderlichsten Redensarten dankte der Alte dem Peregrinus für die großen Gefälligkeiten, die er ihm erwiesen und die darin bestehen sollten, daß er ihn nicht allein als Miethsmann in sein Haus aufgenommen, sondern auch erlaubt, daß der Hausstand durch ein junges bisweilen etwas zu lebhaftes und zu lautes Frauenzimmer vermehrt worden. Ferner aber müsse er die größte Gefälligkeit darin finden, daß Peregrinus nicht ohne selbst Opfer zu bringen, seine (des Alten) Versöhnung mit dem alten Freunde und Kunst- Collegen Anton von Leuwenhöck bewirkt habe. So wie Swammerdamm erzählte, hatten sich beider Herzen in dem Augenblick zu einander hingeneigt, als sie von dem schönen Geist und dem Bartscheerer überfallen wurden und die schöne Dörtje Elverdink retten mußten, vor den bösen Unholden. Die förmliche [214] ernstliche Versöhnung der Entzweiten, war dann bald darauf erfolgt.

Leuwenhöck hatte den günstigen Einfluß, den Peregrinus auf beide gehabt, eben so gut erkannt, als Swammerdamm und den ersten Gebrauch, den sie von dem wiederhergestellten Freundschaftsbunde machten, bestand darin, daß sie gemeinschaftlich das seltsam und wunderbar verschlungene Horoskop des Herrn Peregrinus Tyß betrachteten und so viel als möglich zu deuten suchten.

«Was,» so sprach Herr Johannes Swammerdamm, «was meinem Freunde Anton von Leuwenhöck allein nicht gelang, das brachten unsre gemeinschaftlichen Kräfte zu Stande und so war dieses Experiment das zweite, welches wir trotz aller Hindernisse, die sich uns entgegenstemmten, mit dem glänzendsten Erfolg unternahmen.»

«Der alberne kurzsichtige Thor,» lispelte Meister Floh, der dicht neben Peregrinus Ohr auf dem Kopfkissen saß, «noch immer glaubt er, daß durch ihn Prinzessin Gamaheh belebt worden ist. Fürwahr ein schönes Leben ist das, zu dem die Ungeschicklichkeit der blöden Mikroskopisten die Aermste gezwungen!» – [215]

«Mein bester,» fuhr Swammerdamm fort, der den Meister Floh um so weniger vernommen, als er gerade stark zu niesen genöthigt, «mein bester vortrefflichster Herr Peregrinus Tyß, Sie sind ein von dem Weltgeist ganz besonders Erkohrner, ein Schooßkind der Natur; denn Sie besitzen den wunderbarsten, mächtigsten Talisman oder um richtiger und wissenschaftlicher zu sprechen, das herrlichste Tsilmenaja oder Tilsemoht, das jemals getränkt von dem Thau des Himmels, aus dem Schooß der Erde hervorgegangen. Es macht meiner Kunst Ehre, daß ich, und nicht Leuwenhöck es herausgebracht, daß dieses glückliche Tsilmenaja von dem Könige Nacrao abstammt, der lange vor der Sündfluth in Egypten herrschte. – Doch die Kraft des Talismans ruht zur Zeit bis eine gewisse Constellation eintritt, die ihren Mittelpunkt in Ihrer werthen Person findet. Mit Ihnen selbst, bester Herr Tyß, muß und wird sich etwas ereignen, das Ihnen in demselben Augenblick, als die Kraft des Talismans erwacht ist, auch dieses Erwachen erkennen läßt. Mag Ihnen Leuwenhöck über diesen schwürigsten Punkt des Horoskops gesagt haben, was er will, alles ist erlogen, denn er wußte über jenen Punkt so lange nicht das mindeste, bis ich ihm die Augen [216] geöffnet. – Vielleicht hat Ihnen, bester Herr Tyß, mein lieber Herzensfreund sogar bange machen wollen, vor irgend einer bedrohlichen Katastrophe, denn ich weiß, er liebt es, Leute unnützer Weise Schrecken einzujagen; doch – trauen Sie Ihrem, Sie verehrenden Miethsmann, der, Hand aufs Herz, Ihnen schwört, daß Sie durchaus nichts zu befürchten haben. – Gern möchte ich aber denn doch wissen, ob Sie zur Zeit den Besitz des Talismans gar nicht verspüren und was Sie über die ganze Sache überhaupt zu denken belieben?»

Swammerdamm sah bei den letzten Worten mit giftigem Lächeln dem Herrn Peregrinus so scharf ins Auge, als wolle er seine tiefsten Gedanken durchschauen; das konnte ihm aber freilich nicht so gelingen, als dem Peregrinus mit seinem mikroskopischen Glase. Mittelst dieses Glases erfuhr Peregrinus, daß nicht sowohl die gemeinschaftliche Bekämpfung des schönen Geistes und des Bartscheerers, als eben jenes geheimnißvolle Horoskop, die Versöhnung der beiden Mikroskopisten herbeigeführt. Der Besitz des mächtigen Talismans, das war es nun, wornach beide strebten. Swammerdamm war, was den gewissen geheimnißvoll verschlungenen Knoten im Horoskop des Herrn Peregrinus betrifft, eben so in verdrießlicher [217] Dummheit verblieben, als Leuwenhöck, doch meinte er, daß in Peregrinus Innerm durchaus die Spur liegen müsse, die zur Entdeckung jenes Geheimnisses führe. Diese Spur wollte er nun geschickt aus dem Unwissenden herauslocken und ihn dann mit Leuwenhöcks Hülfe, um den Besitz des unschätzbaren Kleinods bringen, noch ehe er dessen Werth erkannt. Swammerdamm war überzeugt, daß der Talisman des Herrn Peregrinus Tyß ganz dem Reiche des weisen Salomo gleich zu achten, da er, wie dieser, dem, der ihn besitze, die vollkommene Herrschaft über das Geisterreich verleihe.

Peregrinus vergalt Gleiches mit Gleichem; indem er den alten Herrn Swammerdamm, der ihn zu mystifiziren sich mühte, selbst mystifizirte. Geschickt wußte er in solchen verblümten Redensarten zu antworten, daß Swammerdamm befürchten mußte, die Weihe habe bereits begonnen, und ihm werde sich bald das Geheimniß erschließen, das zu enthüllen keiner von beiden, weder er noch Leuwenhöck vermocht. –

Swammerdamm schlug die Augen nieder, räusperte sich, und stotterte unverständliche Worte heraus; der Mann befand sich wirklich in gar übler Lage, seine Gedanken schnurrten beständig durcheinander: Teufel [218] – was ist denn das, ist das der Peregrinus, der zu mir spricht? – Bin ich der gelehrte weise Swammerdamm oder ein Esel! –

Ganz verzweifelt raffte er sich endlich zusammen und begann: «Doch von etwas anderm, verehrtester Herr Tyß, von etwas anderm und wie es mir vorkommen will, von etwas schönem und erfreulichem!» –

So wie Swammerdamm nun weiter sprach, hatte er, sowohl als Leuwenhöck mit großer Freude die innige Zuneigung der schönen Dörtje Elverdink zu dem Herrn Peregrinus Tyß entdeckt. War nun auch sonst jeder anderer Meinung gewesen, indem jeder geglaubt, Dörtje müsse bei ihm bleiben und an Liebe und Heirath sey gar nicht zu denken, so hatten sie sich doch jetzt eines bessern überzeugt. In Peregrinus Horoskop meinten sie nämlich zu lesen, daß er durchaus die schöne anmuthige Dörtje Elverdink zu seiner Gemahlin erkiesen müsse, um das für alle Conjunkturen seines ganzen Lebens ersprießlichste zu thun. Beide zweifelten nicht einen Augenblick, daß Peregrinus nicht in gleicher glühenden Liebe zur holden Kleinen befangen seyn solle und hielten daher die Angelegenheit für völlig abgeschlossen. Swammerdamm meinte noch, daß Herr Peregrinus Tyß überdem der einzige [219] sey, der seine Nebenbuhler ohne alle Mühe aus dem Felde schlagen könne und daß selbst die bedrohlichsten Gegner w. z. B. der schöne Geist und der Bartscheerer, gar nichts gegen ihn ausrichten würden.

Peregrinus erkannte aus Swammerdamms Gedanken, daß die Mikroskopisten wirklich in seinem Horoskop die unabänderliche Nothwendigkeit seiner Vermählung mit der kleinen Dörtje Elverdink gefunden zu haben glaubten. Nur dieser Nothwendigkeit wollten sie nachgeben, und selbst aus Dörtjes scheinbarem Verlust den größten Gewinn ziehen, nämlich den Herrn Peregrinus Tyß selbst einfangen mit sammt seinem Talisman.

Man kann denken wie wenig Vertrauen Peregrinus zu der Weisheit und Wissenschaft der beiden Mikroskopisten haben mußte, da beide den Hauptpunkt des Horoskops nicht zu enträthseln vermochten. Gar nichts gab er daher auf jene angebliche Conjunktur, die die Nothwendigkeit seiner Vermählung mit der schönen Dörtje bedingen sollte, und es wurde ihm nicht im mindesten schwer, ganz bestimmt und fest zu erklären, daß er auf Dörtjes Hand verzichtet, um seinen besten innigsten Freund, den jungen George Pepusch, der ältere und bessere Ansprüche auf den Besitz des holden Wesens habe, nicht zu kränken und [220] daß er unter keiner Bedingung der Welt, sein gegebenes Wort brechen werde.

Herr Swammerdamm schlug die graugrünen Katzenaugen, die er so lange zu Boden gesenkt, auf, glotzte den Peregrinus mächtig an und lächelte wie die Fuchsschlauheit selbst.

Sey, meinte er dann, der Freundschaftsbund mit George Pepusch der einzige Skrupel, der den Peregrinus abhalte, seinen Gefühlen freien Raum zu gönnen, so sey derselbe in diesem Augenblick gehoben; denn eingesehen habe Pepusch, unerachtet er an einigem Wahnsinn leide, daß seiner Vermählung mit Dörtje Elverdink die Constellation der Gestirne entgegen sey und daß daraus nichts entstehen könne, als nur Unglück und Verderben; deshalb habe Pepusch allen Ansprüchen auf Dörtjes Hand entsagt und nur erklärt, daß er mit seinem Leben die Schönste die niemanden angehören könne, als seinem Herzensfreunde Tyß, vertheidigen wolle, gegen den ungeschickten Tölpel von schönem Geist und gegen den blutgierigen Bartkratzer.

Den Peregrinus durchfuhren eiskalte Schauer, als er aus Swammerdamms Gedanken erkannte, daß alles wahr, was er gesprochen. Uebermannt von den [221] seltsamsten widersprechendsten Gefühlen, sank er zurück in die Kissen und schloß die Augen.

Herr Swammerdamm lud den Peregrinus dringendst ein, sich herabzubegeben und selbst aus Dörtjes, aus Georgs Munde die jetzige Lage der Dinge zu vernehmen. Dann empfahl sich derselbe auf eben so weitläuftige und ceremoniöse Weise, wie er gekommen.

Meister Floh, der die ganze Zeit über ruhig auf dem Kopfkissen gesessen, sprang plötzlich hinauf bis zum Zipfel der Nachtmütze des Herrn Peregrinus. Da erhob er sich hoch auf den langen Hinterbeinen, rang die Hände, streckte sie flehend zum Himmel empor und rief, mit von bittern Thränen halberstickter Stimme: Weh mir Aermsten! Schon glaubte ich geborgen zu seyn und erst jetzt kommt die gefährlichste Prüfung! – Was hilft aller Muth, alle Standhaftigkeit meines edlen Beschützers, wenn sich alles, alles gegen mich auflehnt! – Ich gebe mich! – es ist Alles aus.

«Was,» sprach Herr Peregrinus mit matter Stimme, «was lamentirt Ihr so auf meiner Nachtmütze, lieber Meister? Glaubt Ihr denn, daß Ihr allein zu klagen habt, daß ich mich selbst nicht auch in dem miserabelsten Zustande von der Welt befinde, [222] da ich in meinem ganzem Wesen ganz zerrüttet und verstört bin und nicht weiß, was ich anfangen, ja wohin ich meine Gedanken wenden soll. Glaubt aber nicht, lieber Meister Floh, daß ich thörigt genug seyn werde, mich in die Nähe der Klippe zu wagen, an der ich mit all meinen schönen Vorsätzen und Entschlüssen scheitern kann. Ich werde mich hüten Swammerdamms Einladung zu folgen und die verführerische Dörtje Elverdink wieder zu sehen.»

«In der That,» erwiederte Meister Floh, nachdem er wieder den alten Platz auf dem Kopfkissen neben dem Ohr des Herrn Peregrinus Tyß eingenommen, «in der That, ich weiß nicht, ob ich, so sehr es mir verderblich scheint, Euch doch nicht gerade rathen sollte, sogleich zu Swammerdamm hinunter zu gehen. Es ist mir, als wenn die Linien Eures Horoskops jetzt immer schneller und schneller zusammenliefen und ihr selbst im Begriff stündet in den rothen Punkt zu treten. – Mag nun das dunkle Verhängniß beschlossen haben was es will, ich sehe ein, daß selbst ein Meister Floh solchem Beschluß nicht zu entgehen vermag und daß es eben so albern als unnütz seyn würde, von Euch meine Rettung zu verlangen. – Geht hin, seht sie, nehmt ihre Hand, überliefert mich der Sklaverei und damit alles geschehe, [223] wie es die Sterne wollen, ohne daß fremdes sich einmische, so macht auch keinen Gebrauch von dem mikroskopischen Glase.» –

«Scheint,» sprach Peregrinus, «scheint doch sonst, Meister Floh, Euer Herz stark, Euer Geist fest und doch seyd Ihr jetzt so kleinmüthig, so verzagt! Aber möget Ihr sonst auch so weise seyn wie Ihr wollt, ja mag Clemens des siebenten hochberühmter Nuntius Rorar, Euern Verstand weit über den unsrigen setzen, so habt Ihr doch keinen sonderlichen Begriff von dem festen Willen des Menschen und schlagt ihn wenigstens viel zu geringe an. Noch einmal! – ich breche nicht mein Euch gegebenes Wort, und damit Ihr sehet, wie es mein fester Entschluß ist, die Kleine nicht wieder zu sehen, werde ich jetzt aufstehen, und mich, wie ich es mir schon gestern vorgenommen, zum Buchbinder Lämmerhirt begeben.»

«O Peregrinus,» rief Meister Floh, «des Menschen Wille ist ein gebrechliches Ding, oft knickt ihn ein daher ziehendes Lüftchen. Welch eine Kluft liegt zwischen dem was man will und dem das geschieht! – Manches Leben ist nur ein stetes Wollen und mancher weiß vor lauter Wollen am Ende selbst nicht was er will. – Ihr wollt Dörtje Elverdink [224] nicht wiedersehen, und wer steht Euch dafür, daß es geschieht, in dem nächsten Augenblick, da ihr diesen Entschluß ausgesprochen?»

Seltsam genug war es wohl, daß wirklich sich begab, was Meister Floh mit prophetischem Geiste vorausgesagt.

Peregrinus stand nämlich auf, kleidete sich an und wollte, seinem Vorsatz getreu, zum Buchbinder Lämmerhirt gehen; als er indessen bei Swammerdamms Zimmer vorbeikam, wurde die Thüre weit geöffnet und Peregrinus wußte selbst gar nicht, wie es geschah, daß er plötzlich an Swammerdamms Arm mitten im Zimmer dicht vor Dörtje Elverdink stand, die ganz fröhlich und unbefangen ihm hundert Küsse zuwarf und mit ihrem silbernen Glockenstimmlein freudig rief: Guten Morgen, mein herzlieber Peregrinus!

Wer sich aber noch in dem Zimmer befand, das war Herr George Pepusch, der zum offnen Fenster hinauskuckte und ein Liedchen pfiff. Jetzt warf er das Fenster heftig zu und drehte sich um. «Ach sieh da,» rief er, als gewahre er jetzt erst den Freund Peregrinus, «ach sieh da! – Du besuchst deine Braut, das ist in der Ordnung und jeder dritte dabei nur lästig. Ich werde mich darum auch gleich [225] fortpacken, doch zuvor laß es dir sagen, mein guter Freund Peregrinus, daß George Pepusch jede Gabe verschmäht, die der barmherzige Freund ihm gleich dem armen Sünder hinwirft, wie ein Almosen! – Verwünscht sey deine Aufopferung, ich will dir nichts zu verdanken haben. Nimm sie hin, die schöne Gamaheh, die dich so innig liebt, aber hüte dich, daß die Distel Zeherit nicht Wurzel faßt und die Mauern deines Hauses zersprengt.»

Georgs Ton und ganzes Betragen gränzte an renomistische Brutalität, und Peregrinus wurde von dem tiefsten Unmuth erfüllt, als er gewahrte, wie sehr ihn Pepusch in seinem ganzen Beginnen mißverstanden. «Nie,» sprach er, ohne jenen Unmuth zu bergen, «nie ist es mir in den Sinn gekommen, dir in den Weg zu treten; der Wahnsinn eifersüchtiger Verliebtheit spricht aus dir, sonst würdest du bedenken wie schuldlos ich an allem bin, was du in deiner eignen Seele ausgebrütet. Verlange nicht, daß ich die Schlange tödten soll, die du zu deiner Selbstqual nährst in deiner Brust! Und daß du es nur weißt, dir warf ich keine Gabe hin, dir brachte ich kein Opfer, als ich der Schönsten, vielleicht dem höchsten Glück meines Lebens entsagte. Andere höhere Pflichten, ein unwiderrufliches Wort zwangen mich dazu!» – [226]

Pepusch ballte in wildem Zorn die Faust und erhob sie gegen den Freund. Da sprang aber die Kleine zwischen die Freunde und faßte die Hand des Peregrinus, indem sie lachend rief: Laß doch nur die geckische Distel laufen, sie hat nichts als wirres Zeug im Kopfe und ist, wie es Distel Art ist, starr und störrisch ohne zu wissen was sie eigentlich will; du bist mein und bleibst es auch, mein süßer herzlieber Peregrinus! –

Damit zog die Kleine den Peregrinus auf das Kanapee und setzte sich ohne weitere Umstände auf seinen Schooß. Pepusch rannte, nachdem er sich die Nägel sattsam zerkaut, wild zur Thüre hinaus.

Die Kleine, wiederum in das fabelhafte verführerische Gewand von Silberzindel gekleidet, war eben so anmuthig, eben so ganz Liebreiz als sonst; Peregrinus fühlte sich durchströmt von der elektrischen Wärme ihres Leibes und doch wehten ihn dazwischen eiskalte unheimliche Schauer an, wie Todeshauch. Zum erstenmal glaubte er tief in den Augen der Kleinen etwas seltsam lebloses, starres zu gewahren und der Ton ihrer Stimme, ja selbst das Rauschen des wunderlichen Silberzindels, schien ein fremdartiges Wesen zu verrathen, dem nimmermehr zu trauen. Es fiel ihm schwer aufs Herz, daß damals, als [227] Dörtje gerade so gesprochen, wie sie gedacht, auch in Zindel gekleidet gewesen; warum er gerade den Zindel bedrohlich fand, wußte er selbst nicht, aber die Gedanken von Zindel und unheimlicher Wirthschaft verbanden sich von selbst miteinander, so wie ein Traum das Heterogenste vereint, und man alles für aberwitzig erklärt, dessen tiefern Zusammenhang man nicht einzusehen vermag.

Peregrinus, weit entfernt, das kleine süße Ding zu kränken mit etwa falschem Verdacht, unterdrückte mit Gewalt seine Gefühle und wartete nur auf einen günstigen Moment, sich loszuwickeln und der Schlange des Paradieses zu entfliehen.

«Aber,» sprach Dörtje endlich, «aber wie kommst du mir heute vor, mein süßer Freund, so frostig, so unempfindlich! Was liegt dir im Sinn, mein Leben.»

«Kopfschmerz,» erwiederte Peregrinus so gleichmüthig als er es nur vermochte, «Kopfschmerz – Grillen – einfältige Gedanken – nichts anders ist es, das mich etwas verstört, mein holdes Kind. Laß mich ins Freie, und alles ist vorüber in wenigen Minuten; mich ruft ohnedieß noch ein Geschäft.» – [228]

«Es ist,» rief die Kleine, indem sie rasch aufsprang, «es ist alles gelogen, aber du bist ein böser Affe, der erst gezähmt werden muß!» –

Peregrinus war froh, als er sich auf der Straße befand, doch ganz ausgelassen freudig gebehrdete sich Meister Floh, der in Peregrinus Halsbinde unaufhörlich kicherte und lachte und die Vorderhände zusammenschlug, daß es hell klatschte.

Dem Peregrinus war diese Fröhlichkeit seines kleinen Schützlings etwas lästig, da sie ihn in seinen Gedanken störte. Er bat den Meister Floh ruhig zu seyn, denn schon hätten ihn ernsthafte Leute mit Blicken voll Vorwurfs betrachtet, glaubend, er sey es, der so kickere und lache und närrische Streiche treibe auf öffentlicher Straße.

«O ich Thor,» rief aber Meister Floh, in den Ausbrüchen seiner unmäßigen Freude beharrend, «o ich blödsinniger Thor, daß ich da an dem Siege zweifeln konnte, wo gar kein Kampf mehr vonnöthen. Ja, Peregrinus, es ist nicht anders, gesiegt hattet ihr in dem Augenblick, als selbst der Tod der Geliebten Euern Entschluß nicht zu erschüttern vermochte. Laßt mich jauchzen, laßt mich jubeln, denn alles müßte mich trügen, wenn nicht bald das helle [229] Sonnenlicht aufgehen sollte, das alle Geheimnisse aufklärt.»

Als Peregrinus an Lämmerhirts Thüre pochte, rief eine sanfte weibliche Stimme: Herein! Er öffnete die Thüre, ein Mädchen, die sich allein in der Stube befand, trat ihm entgegen und fragte ihn freundlich, was ihm zu Diensten stehe?

– Mag es dem geneigten Leser genügen, wenn gesagt wird, daß das Mädchen ungefähr achtzehn Jahre alt seyn mochte, daß sie mehr groß als klein und schlank im reinsten Ebenmaaß der Glieder gewachsen war, daß sie hellbraunes Haar und dunkelblaue Augen und eine Haut hatte, die das zarte Flockengewebe schien von Lilien und Rosen. Mehr als alles dieß wollte aber gelten, daß des Mädchens Antlitz jenes zarte Geheimniß jungfräulicher Reinheit, hohen himmlischen Liebreizes aussprach, wie es mancher alte deutsche Maler in seinen Gebilden erfaßt. –

So wie Peregrinus der holden Jungfrau ins Auge blickte, war es ihm, als habe er in schwerlastenden Banden gelegen, die eine wohlthätige Macht gelöst und der Engel des Lichts stehe vor ihm, an dessen Hand er eingehen werde in das Reich namenloser Liebeswonne und Sehnsucht. – Das Mädchen wiederholte, indem sie vor Peregrinus starrem Blick [230] erröthend, sittsam die Augen niederschlug, die Frage, was dem Herrn beliebe? Mühsam stotterte Peregrinus heraus: ob der Buchbinder Lämmerhirt hier wohne? Als nun das Mädchen erwiederte, daß Lämmerhirt allerdings hier wohne, daß er aber in Geschäften ausgegangen, da sprach Peregrinus wirr durcheinander von Einbänden die er bestellt, von Büchern die Lämmerhirt ihm verschaffen sollen; zuletzt kam er etwas ins Geleise und gedachte der Prachtausgabe des Ariost, die Lämmerhirt in rothen Maroquin binden sollen, mit reicher goldner Verzierung. Da war es aber, als durchführe die holde Jungfrau ein elektrischer Funke; sie schlug die Hände zusammen und rief, Thränen in den Augen: Ach Gott! – Sie sind Herr Tyß! – Sie machte eine Bewegung, als wolle sie Peregrinus Hand ergreifen, trat aber schnell zurück und ein tiefer Seufzer schien die volle Brust zu entlasten. Dann überstralte ein anmuthiges Lächeln der Jungfrau Antlitz wie liebliches Morgenroth und sie ergoß sich nun in Dank und Segenswünsche dafür, daß Peregrinus des Vaters, der Mutter Wohlthäter sey, daß nicht dieß allein – nein! – seine Milde, seine Freundlichkeit, die Art wie er noch zu vorigen Weihnachten die Kinder beschenkt und Freude und Fröhlichkeit verbreitet, ihnen den Frieden, die [231] Heiterkeit des Himmels gebracht. Sie räumte schnell des Vaters Lehnstuhl ab, der mit Büchern, Scripturen, Heften, ungebundenen Drucken bepackt war, rückte ihn heran und lud mit anmuthiger Gastlichkeit den Peregrinus ein, sich niederzulassen. Dann holte sie den sauber gebundenen Ariost hervor, fuhr mit einem leinenen Tuch leise über die Maroquinbände und überreichte das Meisterwerk der Buchbinderkunst dem Peregrinus mit leuchtenden Blicken, wohl wissend, daß Peregrinus der schönen Arbeit des Vaters seinen Beifall nicht versagen werde. –

Peregrinus nahm einige Goldstücke aus der Tasche, die Holde dieß gewahrend, versicherte schnell, daß sie den Preis der Arbeit nicht wisse und daher keine Bezahlung annehmen könne, Herr Peregrinus möge es sich aber gefallen lassen, einige Augenblicke zu verweilen, da der Vater gleich zurückkommen müsse. Dem Peregrinus war es, als schmölze das nichtswürdige Metall in seiner Hand in einen Klumpen zusammen, er steckte die Goldstücke schneller wieder ein, als er sie hervorgeholt. Das Mädchen griff jetzt, als Peregrinus sich mechanisch in Lämmerhirts breiten Lehnsessel niedergelassen, nach ihrem Stuhl, aus instinktmäßiger Höflichkeit sprang Herr Peregrinus auf und wollte den Stuhl heranrücken, da geschah es aber, [232] daß er statt der Stuhllehne des Mädchens Hand erfaßte und er glaubte, als er das Kleinod leise zu drücken wagte, einen kaum merkbaren Gegendruck zu fühlen. –

«Kätzchen, Kätzchen, was machst du!» Mit diesen Worten wandte sich das Mädchen und hob ein Zwirnknäuel von dem Fußboden auf, das die Katze zwischen den Vorderpfoten hielt, ein mystisches Gewebe beginnend. Dann faßte sie mit kindlicher Unbefangenheit den Arm des in Himmelsentzücken versunkenen Peregrinus, führte ihn zum Lehnsessel und bat ihn nochmals, sich niederzulassen, indem sie selbst sich ihm gegenüber setzte und irgend eine weibliche Arbeit zur Hand nahm.

Peregrinus schwankte im Sturm auf einem wogenden Meer. «O Prinzessin!» Das Wort entschlüpfte ihm, selbst wußte er nicht, wie es geschah. Das Mädchen schaute ihn ganz erschrocken an, da war es ihm, als habe er gegen die Holde gefrevelt und er rief mit dem weichsten, wehmüthigsten Ton: meine liebste theuerste Mademoiselle!

Das Mädchen erröthete und sprach mit holder jungfräulicher Verschämtheit: die Eltern nennen mich Röschen, nennen Sie mich auch so, lieber Herr Tyß, denn ich gehöre ja auch zu den Kindern, denen Sie [233] so viel Gutes erzeigt, und von denen Sie so hoch verehrt werden.

Röschen! rief Peregrinus ganz außer sich; er hätte der holden Jungfrau zu Füßen stürzen mögen, kaum hielt er sich zurück.

Röschen erzählte nun, indem sie ruhig fortarbeitete, wie seit der Zeit, als die Eltern durch den Krieg in die bitterste Dürftigkeit gerathen, sie von einer Base in einem benachbarten kleinen Städtchen aufgenommen, wie diese Base vor wenigen Wochen gestorben und wie sie dann zu den Eltern zurückgekehrt.

Peregrinus hörte nur Röschens süße Stimme ohne viel von den Worten zu verstehen, und er überzeugte sich erst, daß er nicht selig träume, als Lämmerhirt ins Zimmer trat und ihn mit dem herzlichsten Willkommen begrüßte. Nicht lange dauerte es, so folgte auch die Frau mit den Kindern und wie denn in des Menschen unergründlichem Gemüth, Gedanken, Regungen, Gefühle, in seltsamen bunten Gewirr durcheinander laufen, so geschah es, daß Peregrinus selbst in der Exstase, die ihn einen niegeahnten Himmel schauen ließ, plötzlich daran dachte, wie der murrköpfische Pepusch sein Beschenken der Lämmerhirtschen Kinder getadelt. Es war ihm sehr lieb, [234] auf Befragen zu vernehmen, daß keins von den Kindern sich den Magen am Naschwerk verdorben und die freundlich feierliche Art ja der gewisse Stolz, womit sie nach dem hohen Glasschrank, der das glänzende Spielzeug enthielt, heraufblickten, zeigte, daß sie die letzte Bescheerung für etwas außerordentliches hielten, das wohl niemals wiederkehren dürfte. –

Die übel gelaunte Distel hatte also ganz Unrecht.

O Pepusch, sprach Peregrinus zu sich selbst, dein verstörtes zerrissenes Gemüth durchdringt kein reiner Lichtstral der wahrhaften Liebe! – Damit meinte Peregrinus nun wieder wohl mehr, als ein bescheertes Naschwerk und Spielzeug. – Lämmerhirt, ein sanfter, stiller, frommer Mann, sah mit sichtlicher Freude auf Röschen, die geschäftig aus- und eingegangen, Butter und Brot herbeigebracht und nun an einem kleinen Tischchen in der entfernten Ecke des Zimmers dem Geschwister stattliche Butterstollen bereitete. Die muntern Jungen drängten sich dicht an die liebe Schwester und wenn sie in verzeihlicher kindischer Begier das Maul etwas weiter aufsperrten, als gerade nöthig, so that das der häuslichen Idylle doch keinen sonderlichen Eintrag. [235]

Den Peregrinus entzückte des holden Mädchens Beginnen, ohne daß ihm dabei Werthers Lotte und ihre Butterbrote in den Sinn kamen.

Lämmerhirt näherte sich dem Peregrinus und begann halb leise von Röschen zu reden, was sie für ein frommes gutes liebes Kind sey, der der Himmel auch die Gabe äußerer Schönheit verliehen, und wie er nur Freude an dem holden Kinde zu erleben hoffe. Was, setzte er hinzu, indem sein Gesicht sich in Wonne verklärte, was ihm aber so recht im innersten Herzen wohl thue, sey, daß Röschen sich auch zur edlen Buchbinderkunst hinneige und seit den wenigen Wochen, während sie sich bei ihm befinde, in feiner zierlicher Arbeit ungemein viel profitirt habe, so, daß sie bereits viel geschickter sey, als mancher Lümmel von Lehrbursche, der Jahre hindurch Maroquin und Gold vergeude und die Buchstaben schief und krumm stelle, daß sie aussähen wie betrunkene Bauern, die aus der Schenke torkeln.

Ganz zutraulich flüsterte der entzückte Vater dem Peregrinus ins Ohr: Es muß heraus, Herr Tyß, es drückt mir sonst das Herz ab, ich kann mir nicht helfen. – Wissen Sie wohl, daß mein Röschen den Schnitt des Ariosto vergoldet hat? [236]

So wie Peregrinus dieß vernahm, griff er hastig nach den saubern Maroquinbänden, als müsse er sich des Heiligthums bemächtigen, ehe ein feindlicher Zufall es ihm raube. Lämmerhirt hielt das für ein Zeichen, daß Peregrinus fort wolle und bat ihn, es sich noch einige Augenblicke in der Familie gefallen zu lassen. Eben dieß erinnerte aber den Peregrinus, daß er doch endlich sich losreißen müsse. Er zahlte schnell die Rechnung und Lämmerhirt reichte ihm wie gewöhnlich die Hand zum Abschiede, die Frau that dasselbe und auch Röschen! – Die Jungen standen in der offnen Thüre und damit der Liebesthorheit ihr Recht geschehe, riß Peregrinus im Hinausschreiten dem Jüngsten das Restchen Butterstolle aus der Hand, an dem er eben kaute und rannte wie gehetzt die Treppe hinab.

«Nun nun,» sprach der Kleine ganz verdutzt, «was ist denn das? Hätt' es mir ja sagen können, der Herr Tyß, wenn er hungrig war, hätt' ihm ja gern meine ganze Stolle gegeben!» –

Schritt vor Schritt ging Herr Peregrinus Tyß nach Hause, die schweren Quartanten mühsam unter dem Arm fortschleppend und mit verklärtem Blick einen Bissen des Butterstollen Restes nach dem andern [237] auf die Lippe nehmend, als genöße er himmlisches Manna.

«Der ist nunmehro auch übergeschnappt!» sagte ein vorübergehender Bürger. Es war dem Mann nicht zu verdenken, daß er dergleichen von Peregrinus dachte. –

Als Herr Peregrinus Tyß ins Haus trat, kam ihm die alte Aline entgegen und winkte mit Gebehrden, die Angst und Besorgniß ausdrückten, nach dem Zimmer des Herrn Swammerdamm. Die Thüre stand offen und Peregrinus gewahrte Dörtje Elverdink, die erstarrt auf einem Lehnstuhl saß und deren zusammengeschrumpftes Gesicht einer Leiche zu gehören schien, die bereits im Grabe gelegen. Eben so erstarrt, eben so leichenähnlich saßen vor ihr auf Lehnstühlen, Pepusch, Swammerdamm und Leuwenhöck. «Ist das,» sprach die Alte, «ist das eine tolle gespenstische Wirthschaft hier unten! So sitzen die drei unseligen Menschen schon den ganzen lieben Tag über, und essen nichts und trinken nichts und reden nichts und holen kaum Athem!» –

Dem Peregrinus wollte zwar, ob des in der That etwas schauerlichen Anblicks halber, einiges Entsetzen, anwandeln, indessen wurde, indem er die Treppe hinaufstieg, das gespenstische Bild von dem wogenden [238] Meer der Himmelsträume verschlungen, in dem der entzückte Peregrinus schwamm, seit dem Augenblick, als er Röschen gesehen. – Wünsche, Träume, selige Hoffnungen strömen gern über in das befreundete Gemüth; aber gab es für den armen Peregrinus jetzt ein anderes, als das ehrliche des guten Meisters Floh? – Dem wollte er nun sein ganzes Herz ausschütten, dem wollte er von Röschen alles erzählen, was sich eigentlich gar nicht so recht erzählen ließ. Doch er mochte so viel rufen, so viel locken, als er wollte, kein Meister Floh ließ sich sehen, er war auf und davon. In der Falte der Halsbinde, wo sonst Meister Floh bei Ausgängen sich beherbergt, fand Peregrinus bei sorgfältigerem Nachsuchen ein kleines Schächtelchen, worauf die Worte standen:

«Hierin befindet sich das mikroskopische Gedankenglas. Seht ihr mit dem linken Auge scharf in die Schachtel hinein, so sitzt Euch das Glas augenblicklich in der Pupille; wollt Ihr es wieder heraus haben, so dürft Ihr nur das Auge in die Schachtel hineinhaltend, die Pupille sanft drücken und das Glas fällt auf den Boden der Schachtel. – Ich arbeite in Euern [239] Geschäften, und wage viel dabei, doch für meinen lieben Schutzherrn thue ich alles, als

Euer dienstwilligster

Meister Floh.»

– Hier gäb' es nun für einen tüchtigen handfesten Romanschreiber, der mit starker, kielbewaffneter Hand alles menschliche Thun und Treiben zusammenarbeitet nach Herzens Lust, die erwünschteste Gelegenheit, den heillosen Unterschied zwischen Verliebtseyn und Lieben, nachdem solcher theoretisch genugsam abgehandelt, praktisch darzuthun durch Peregrinus Beispiel. Viel ließe sich da sagen vom sinnlichen Triebe, von dem Fluch der Erbsünde und von dem himmlischen Prometheusfunken, der in der Liebe die wahrhafte Geistergemeinschaft des diversen Geschlechts entzündet, die den eigentlichen nothwendigen Dualismus der Natur bildet. Sollte nun auch besagter Prometheusfunken nebenher die Fackel des Ehegottes anstecken, wie ein tüchtiges hellbrennendes Wirthschaftslicht, bei dem es sich gut lesen, schreiben, stricken, nähen läßt, sollte auch eine fröhliche Nachkommenschaft sich eben so gut die Mäulchen gelegentlich mit Kirschmuß beschmieren, als jede andere, so ist das hienieden nun einmal nicht anders. Ueberdem nimmt sich eine solche himmlische Liebe als erhabene [240] Poesie sehr gut aus, und als das Beste darf in der That gerühmt werden, daß diese Liebe kein leeres Hirngespinnst, sondern daß wirklich etwas daran ist, wie viele Leute bezeugen können, denen es mit dieser Liebe bald gut, bald schlimm ergangen. –

Der geneigte Leser hat es aber längst errathen, daß Herr Peregrinus Tyß in die kleine Dörtje sich bloß beträchtlich verliebt hatte, daß aber erst in dem Augenblick, da er Lämmerhirts Röschen, das holde liebe Engelsbild erblickte, die wahre himmlische Liebe hell aufloderte in seiner Brust.

Wenigen Dank würde aber gegenwärtiger Referent des tollsten, wunderlichsten aller Mährchen einärndten, wenn er, sich steif und fest an den Paradeschritt der daher stolzirenden Romanisten haltend, nicht unterlassen könnte, hier, die jedem regelrechten Roman höchst nöthige Langeweile sattsam zu erregen. Nämlich dadurch, daß er bei jedem Stadium, das das Liebespaar, nach gewöhnlicher Weise, zu überstehen hat, sich gemächliche Ruh und Rast gönnte. Nein! laß uns geliebter Leser, wie wackre, rüstige Reiter auf muthigen Rennern daher brausend, und alles was links und rechts liegt nicht achtend, dem Ziel entgegen eilen. – Wir sind da! – Seufzer, Liebesklagen, Schmerz, Entzücken, Seligkeit, alles [241] einigt sich in dem Brennpunkt des Augenblicks, da das holde Röschen, das reizende Inkarnat holder Jungfräulichkeit auf den Wangen, dem überglücklichen Peregrinus Tyß gesteht, daß sie ihn liebe, ja, daß sie es gar nicht sagen könne, wie so sehr, wie so über alle Maaßen sie ihn liebe, wie sie nur in ihm lebe, wie er allein ihr einziger Gedanke, ihr einziges Glück sey.

Der finstere arglistige Dämon pflegt in die hellsten Sonnenblicke des Lebens hineinzugreifen mit seinen schwarzen Krallen; ja! durch den finstern Schatten seines unheilbringenden Wesens jenen Sonnenschein zu verdunkeln ganz und gar. So geschah' es, daß in Peregrinus böse Zweifel aufstiegen, ja, daß ein gar böser Argwohn sich regte in seiner Brust.

Wie? schien eine Stimme ihm zuzuflüstern, wie? auch jene Dörtje Elverdink gestand dir ihre Liebe und doch war es schnöder Eigennutz, von dem beseelt, sie dich verlocken wollte, die Treue zu brechen und Verräther zu werden an dem besten Freunde, an dem armen Meister Floh?

Ich bin reich, man sagt, daß ein gewisses, gutmüthiges Betragen, eine gewisse Offenheit, von manchem Einfalt genannt, mir die zweideutige Gunst der [242] Menschen und auch wohl gar der Weiber verschaffen könne; und diese, die dir nun ihre Liebe gesteht –

Schnell griff er nach dem verhängnißvollen Geschenk des Meister Floh, er brachte das Schächtelchen hervor und war im Begriff, es zu öffnen, um sich das mikroskopische Glas in die Pupille des rechten Auges zu setzen, und so Röschens Gedanken zu durchschauen.

Er blickte auf, und das reine Himmelsazur der schönsten Augen leuchtete in seine Seele hinein. Röschen, seine innere Bewegung wohl bemerkend, sah ihn ganz verwundert und beinahe besorglich an.

Da war es ihm, als durchzucke ihn ein jäher Blitz, und das vernichtende Gefühl der Verderbtheit seines Sinnes zermalmte sein ganzes Wesen.

Wie? sprach er zu sich selbst, in das himmelreine Heiligthum dieses Engels willst du eindringen, in sündhaftem Frevel? Gedanken willst du erspähen, die nichts gemein haben können mit dem verworfenen Treiben gemeiner im Irdischen befangener Seelen? Verhöhnen willst du den Geist der Liebe selbst, ihn mit den verruchten Künsten bedrohlicher unheimlicher Mächte versuchend?

Er hatte mit Hast das Schächtelchen in seine Tasche verborgen, es war ihm, als habe er [243] eine Sünde begangen, die er nie, nie werde abbüßen können.

Ganz aufgelößt in Wehmuth und Schmerz, stürzte er dem erschrockenen Röschen zu Füßen, rief: er sey ein Frevler, ein sündiger Mensch, der der Liebe eines engelreinen Wesens, wie Röschen, nicht werth sey, badete sich in Thränen.

Röschen, die nicht begreifen konnte, welcher finstere Geist über Peregrinus gekommen, sank zu ihm nieder, umfaßte ihn, indem sie weinend lispelte: «Um Gott, mein geliebter Peregrinus, was ist dir! was ist dir geschehen? welcher schlimme Feind stellt sich zwischen uns; o komm, o komm, setze dich ruhig zu mir nieder!»

Peregrinus ließ sich schweigend, keiner willkührlichen Bewegung fähig, von Röschen sanft in die Höhe ziehen.

Es war gut, daß das alte etwas zerbrechliche Kanapee wie gewöhnlich, mit brochirten Büchern, fertigen Einbänden und einem nicht geringen Vorrath von allerlei Buchbinderutensilien bepackt war; so daß Röschen manches wegräumen mußte, um Platz für sich und den zerknirschten Herrn Peregrinus Tyß zu gewinnen. Er bekam dadurch Zeit, sich zu erholen und sein großer Schmerz, seine herzzerreißende Wehmuth [244] lößte sich auf in das mildere Gefühl verübter, jedoch wohl zu sühnender Unbill.

War er zuvor, was seine Gesichtszüge betrifft, dem trostlosen Sünder zu vergleichen, über den das Verdammungsurtheil unwiderruflich ausgesprochen, so sah er jetzt nur noch ein wenig einfältig aus. Solches Aussehen ist aber bei derlei Umständen jedesmal ein gutes Prognostikon.

Als nun beide, Röschen und Herr Peregrinus Tyß, zusammen, auf besagtem gebrechlichem Kanapee des ehrsamen Buchbindermeisters Lämmerhirt saßen, begann Röschen mit niedergeschlagenen Augen und halb verschämtem Lächeln: ich mag wohl errathen, mein Geliebter, was dein Gemüth so plötzlich bestürmt. Gestehen will ich es dir, man hat mir allerlei Wunderliches von den seltsamen Bewohnern deines Hauses erzählt. Die Nachbarinnen, – nun du weißt, wie Nachbarinnen sind, die schwatzen und schwatzen gar gern, und wissen oft nicht selbst einmal was; – ja diese bösen Nachbarinnen haben mir erzählt, in deinem Hause sey ein gar wunderbares Frauenzimmer, die manche gar für eine Prinzessin hielten, und die du selbst, in der Christnacht, in dein Haus getragen. Der alte Herr Swammer habe sie freilich als seine entflohene Nichte bei sich aufgenommen, [245] aber die Person stelle dir nach mit seltsamen Verlockungen. Doch das ist beileibe noch nicht das Schlimmste, denke dir mein geliebter Peregrinus, die alte Muhme gerade über, – du kennst sie wohl, die alte Frau mit der spitzen Nase, die so freundlich hinüber grüßt, wenn sie dich sieht, und von der du einmal sagtest, als du sie Sonntags in ihrem bunten stoffenen Ehrenkleide nach der Kirche ziehen sahst, – ich muß noch lachen, wenn ich daran denke, – es wolle dich gemahnen, als wandle ein Feuerlilien- Strauch über die Straße, diese mißtrauische Muhme hat mir allerlei Böses in den Kopf setzen wollen.

So freundlich sie dich auch grüßt, so hat sie mich doch stets vor dir gewarnt und nichts geringeres behauptet, als daß in deinem Hause Satanskünste getrieben würden, und daß die kleine Dörtje gar nichts anders sey, als ein kleines verkapptes Teufelchen, welches, um dich zu verlocken, in Menschengestalt umherwandle, und zwar in gar anmuthiger und verführerischer.

Peregrinus! mein holder, geliebter Peregrinus, sich mir ins Auge, du wirst keine Spur des leisesten Argwohns finden, ich habe dein reines Gemüth erkannt, niemals hat dein Wort, dein Blick, nur einen [246] verfinsternden Hauch auf den hellen klaren Spiegel meiner Seele geworfen.

Ich vertraue dir, ich vertraue dem Gedanken der Seligkeit, die über uns kommen wird, wann ein festes Band uns verknüpft und die mir süße Träume voll Liebe und Sehnsucht verkündet! Peregrinus! mögen auch finstre Geister über dich beschlossen haben, was sie wollen, ihre Macht scheitert gebrochen an deinem frommen Wesen, das fest und stark ist in Liebe und unwandelbarer Treue.

Was soll, was kann eine Liebe verstören wie die unsrige; verbanne jeden Zweifel, unsre Liebe ist der Talisman, vor dem die nächtigen Gestalten fliehen. –

Dem Peregrinus kam Röschen in diesem Augenblick vor, wie ein höheres Wesen, jedes ihrer Worte wie Trost des Himmels. Ein unbeschreiblich Gefühl der reinsten Wonne durchströmte sein Innres, wie milder süßer Frühlingshauch. Er war nicht mehr der Sünder, der vermeßne Frevler, für den er sich gehalten, er glaubte mit Entzücken zu erkennen, daß er werth sey der Liebe, der holdesten, engelreinsten Jungfrau.

Der Buchbindermeister Lämmerhirt, kehrte mit seiner Familie von einem Spaziergange zurück. [247]

Dem Peregrinus, so wie dem süßen Röschen, strömte das Herz über, und Herr Peregrinus verließ beim Einbruch der Nacht die enge Wohnung des himmelhoch erfreuten Buchbinders und seiner guten Alten, die vor lauter Wonne und Freude ein wenig mehr schluchzten als gerade nöthig, als glücklicher, seliger Bräutigam.

Alle glaubwürdige und sehr authentische Notizen, aus denen diese wundersame Geschichte entnommen, stimmen darin überein, und der hundertjährige Kalender bestätiget es, daß gerade in der Nacht, da Herr Peregrinus Tyß, als glücklicher Bräutigam nach Hause kam, der Vollmond sehr hell und freundlich schien, so daß der ganze Roßmarkt sich in seinem Silberglanz gar anmuthig geputzt hatte. Natürlich scheint es, daß Herr Peregrinus Tyß, statt die Ruhe zu suchen, sich ins offene Fenster legte, um, wie es Liebenden ziemlich ist und wohl ansteht, in den Mond kuckend, noch ein wenig den Gedanken an seine holde Geliebte nachzuhängen.

Mag es nun aber auch bei dem geneigten Leser, vorzüglich aber bei den geneigten Leserinnen, dem Herrn Peregrinus Tyß zum offenbaren Nachtheil gereichen, der Wahrheit muß ihr Recht geschehen, und es darf [248] nicht verschwiegen bleiben, daß Herr Peregrinus, trotz seiner Seligkeit, zweimal so übermäßig und so laut gähnte, daß ein etwas angetrunkener Markthelfer, der gerade über die Straße taumelte, ihm laut zurief: «Na! er da oben mit der weißen Nachtmütze, freß' er mich nur nicht auf!» Dieß war nun die genügende Ursache, warum Herr Peregrinus Tyß ganz unwillig das Fenster zuwarf, so daß die Scheiben klirrten. Man will sogar behaupten, daß er während dieses Acts laut genug gerufen: Grober Schlingel!! Doch kann dieß durchaus nicht verbürgt werden; da solches mit seiner sanften Gemüthsart und Seelenstimmung ganz unverträglich scheint. Genug! Herr Peregrinus Tyß warf das Fenster zu und begab sich zur Ruhe. Das Bedürfniß des Schlafes schien indessen durch jenes unmäßige Gähnen beseitigt zu seyn. Gedanken und Gedanken durchkreuzten sein Gehirn und vorzüglich lebhaft trat ihm die überstandene Gefahr vor Augen, da eine finstere Macht ihn zu einem verruchten Gebrauch des mikroskopischen Glases verlocken wollen, doch nun erst ging es ihm auch deutlich auf, daß Meister Floh's verhängnißvolles Geschenk, habe er es selbst auch gut damit gemeint, doch in jedem Betracht ein Geschenk sey, das der Hölle angehöre. [249]

Wie? sprach er zu sich selbst, ein Mensch der die geheimsten Gedanken seiner Brüder erforscht, bringt über den diese verhängnißvolle Gabe nicht jenes entsetzliche Verhängniß, welches den ewigen Juden traf, der durch das bunteste Gewühl der Welt, ohne Freude, ohne Hoffnung, ohne Schmerz, in dumpfer Gleichgültigkeit, die das Caput mortuum der Verzweiflung ist, wie durch eine unwirthbare trostlose Einöde wandelte?

Immer aufs neue hoffend, immer aufs neue vertrauend und immer wieder bitter getäuscht, wie kann es anders möglich seyn, als daß Mißtrauen, böser Argwohn, Haß, Rachsucht in der Seele sich fest nisten und jede Spur des wahrhaft menschlichen Prinzips, das sich ausspricht in mildem Vertrauen, in frommer Gutmüthigkeit, wegzehren muß? Nein! dein freundliches Gesicht, deine glatten Worte sollen mich nicht täuschen, du, in dessen tiefem Innern vielleicht unverdienter Haß gegen mich verborgen; ich will dich für meinen Freund halten, ich will dir Gutes erzeigen, wie ich nur kann, ich will dir meine Seele erschließen, weil es mir wohl thut, und das bittre Gefühl des Augenblicks, wenn du mich enttäuschest, ist gering zu achten gegen die Freuden eines schönen vergangenen Traumes. Und selbst die [250] wahrhaften Freunde, die es wirklich gut meinen – wie wandelbar ist des Menschen Gemüth! – Kann nicht selbst ein böses Zusammentreffen widerwärtiger Umstände, eine Mißstimmung von der Unbill des launischen Zufalls erzeugt, in der Seele dieser Freunde einen vorübergehenden feindseligen Gedanken hervorbringen?

Und diesen Gedanken, – er faßt das unglückselige Glas, finsteres Mißtrauen erfüllt das Gemüth, und im ungerechtesten Zorn, in wahnsinniger Bethörtheit, stoß' ich auch den wahren Freund von der Brust und immer tiefer und tiefer bis in die Wurzel des Lebens frißt das tödtende Gift des bösen Grolls, der mich mit allem Seyn hienieden entzweit, mich mir selbst entfremdet.

Nein! Frevel, ruchloser Frevel ist es, sich wie jenem gefallenen Engel des Lichts, der die Sünde über die Welt brachte, gleich stellen zu wollen, der ewigen Macht, die das Innere des Menschen durchschaut, weil sie es beherrscht.

Fort, fort, mit der unseligen Gabe!

Herr Peregrinus Tyß hatte das kleine Schächtelchen, worin das mikroskopische Glas befindlich, ergriffen, und war im Begriff, es mit aller Gewalt gegen die Stubendecke zu schleudern. [251]

Plötzlich saß Meister Floh in seiner mikroskopischen Gestalt, gar hübsch und anmuthig anzuschauen, mit gleißendem Schuppenpanzer und den schönsten polirten goldenen Stiefeln, dicht vor dem Herrn Peregrinus Tyß auf der Bettdecke. Halt! rief er, halt Verehrtester! beginnt kein unnützes Zeug! Eher würdet ihr ein Sonnenstäubchen vernichten, als dieses kleine unvertilgbare Glas auch nur einen Fuß breit fortschaffen, so lange ich in der Nähe bin. Uebrigens hatte ich mich, ohne daß ihr es merktet, schon beim ehrlichen Buchbindermeister Lämmerhirt, wie gewöhnlich, in die Falte eurer Halsbinde versteckt, und war daher Zeuge alles dessen, was sich begeben. Eben so habe ich euer jetziges erbauliches Selbstgespräch mit angehört und manche Lehre daraus gezogen.

Zuvörderst habt ihr jetzt erst euer, von der wahrhaften Liebe rein beseeltes Gemüth, in der glänzendsten Glorie, wie einen mächtigen Strahl aus euerm Innern hervorblitzen lassen, so daß, wie ich glaube, der höchste entscheidende Moment sich naht.

Dann habe ich auch eingesehen, daß, in Rücksicht des mikroskopischen Glases, ich in großem Irrthum befangen war. Glaubt es mir, Verehrtester, geprüftester Freund, ohnerachtet ich nicht das Vergnügen [252] habe, ein Mensch zu seyn wie Ihr, sondern nur ein Floh, wiewohl kein simpler, sondern ein graduirter, meiner glorreichen Meisterschaft halber, so verstehe ich mich dennoch sehr gut auf das menschliche Gemüth und auf das Thun und Treiben der Menschen, unter denen ich ja beständig hausire. Manchesmal kommt mir dieß Treiben sehr poßierlich, beinahe albern vor; nehmt das nicht übel, Verehrtester, ich sage das nur als Meister Floh. Ihr habt recht mein Freund, es wäre ein garstiges Ding, und könnte unmöglich zu Gutem führen, wenn ein Mensch dem andern so mir nichts dir nichts durch das Gehirn schaute; dem unbefangenen heitern Floh ist indessen diese Gabe des mikroskopischen Glases durchaus nicht im mindesten bedrohlich.

Ihr wißt es, Verehrtester, und bald will es das Geschick, glückseligster Herr Peregrinus, meine Nation ist leichten, ja leichtfertigen, muthigen Sinnes und man könnte sagen, sie bestehe aus lauter jugendlich kecken Springinsfelden. Dabei kann ich meines Theils mich aber einer gar besondern Lebensklugheit berühmen, die Euch weisen Menschenkindern gemeinhin abzugehen pflegt. Das heißt, ich habe nie etwas gethan im unschicklichen Moment. Stechen ist nun einmal das Hauptbedingniß meines [253] Seyns; aber stets habe ich zu rechter Zeit und an rechter Stelle gestochen. Laßt Euch das zu Herzen gehen, ehrlicher treuer Freund!

Ich empfange nun das Euch zugedachte Geschenk, welches weder das Präparat von Menschen, Swammerdamm genannt, noch der sich selbst in kleinlicher Mißgunst verzehrende Leuwenhöck, besitzen konnte, aus Euren Händen zurück, und werde es getreu bewahren. Jetzt mein verehrtester Herr Tyß überlaßt Euch dem Schlummer. Bald werdet Ihr in ein träumerisches Delirium verfallen, in welchem der große Moment sich kund thut. Zu rechter Zeit bin ich wieder bei Euch.

Meister Floh verschwand, und der Glanz den er verbreitet, verlöschte in der tiefen finstren Nacht des Zimmers, dessen Vorhänge fest zugezogen.

Es geschah, wie Meister Floh gesagt hatte.

Herr Peregrinus Tyß wähnte bald, er liege an dem Ufer eines rauschenden Waldbachs und vernehme das Säuseln des Windes, das Flüstern der Gebüsche, das Summsen von tausend Insecten, die ihn umschwirrten. Dann war es, als würden seltsame Stimmen vernehmbar, und deutlicher und immer deutlicher, so daß Peregrinus zuletzt Worte zu verstehen glaubte.[254]

Doch nur ein verwirrtes sinnebethörendes Geschwätz drang in sein Ohr.

Endlich begann eine dumpfe feierliche Stimme, die jedoch immer heller und heller erklang, folgende Worte:

«Unglücklicher König Sekakis, der du das Verständniß der Natur verschmähtest, der du, verblendet von dem bösen Zauber des arglistigen Dämons, den falschen Teraphim erschautest, statt des wahrhaften Geistes.

An jenem verhängnißvollen Orte, auf Famagusta, in tiefem Schacht der Erde verborgen, lag der Talisman, doch da du dich selbst vernichtet, gab es kein Prinzip, seine erstarrte Kraft zu entzünden. Vergebens opfertest du deine Tochter, die schöne Gamaheh, vergebens war die Liebesverzweiflung der Distel Zeherit; doch auch ohnmächtig und wirkungslos blieb der Blutdurst des Egelprinzen. Gezwungen wurde selbst der tölpische Genius Thetel, die süße Beute fahren zu lassen, denn so mächtig war noch, o König Sekakis, dein halberloschener Gedanke, daß du die Verlorne wiedergeben konntest dem Urelement, dem sie entsprossen.

Wahnsinnige Detailhändler der Natur, daß euch die Arme in die Hände fallen mußte, da ihr sie, [255] in dem Blumenstaub jener verhängnißvollen Harlemer Tulpe entdecktet! Daß ihr sie quälen mußtet mit euren abscheulichen Versuchen, in kindischem Uebermuth wähnend, ihr vermöchtet durch eure schnöden Künste das zu bewirken, was nur durch die Kraft jenes schlummernden Talismans geschehen kann!

Und auch dir Meister Floh, mocht' es nicht vergönnt seyn, das Geheimniß zu durchschauen, da deinem klaren Blick doch nicht die Kraft inne wohnte, einzudringen in die Tiefe der Erde und den erstarrten Karfunkel zu erspähen.

Die Gestirne zogen daher, durchkreuzten sich auf ihrer Bahn in wunderbaren Schwingungen und furchtbare Constellationen erzeugten das Staunenswerthe, das dem blöden Auge des Menschen Unerforschliche. Doch kein siderischer Conflickt weckte den Karfunkel; denn nicht geboren wurde das menschliche Gemüth, das den Karfunkel hegen und pflegen müßte, damit er in der Erkenntniß des Höchsten in der menschlichen Natur erwache zu freudigem Leben – doch endlich! –

Das Wunder ist erfüllt, der Augenblick ist gekommen.» –

Ein heller flackernder Schein fuhr bei Peregrinus Augen vorüber. Er erwachte halb aus der Betäubung [256] und – gewahrte zu seinem nicht geringen Erstaunen den Meister Floh, der in seiner mikroskopischen Gestalt, jedoch in den schönsten faltenreichen Talar gehüllt, eine hochauflodernde Fackel in den Vorderpfötchen haltend, emsig und geschäftig in dem Zimmer auf und niederhüpfte und dabei seine gellende Töne ausstieß.

Herr Peregrinus wollte sich ganz aus dem Schlafe ermuntern, doch plötzlich zuckten tausend feurige Blitze durch das Gemach, das bald von einem einzigen glühenden Feuerballe erfüllt schien.

Da durchzog aber ein milder aromatischer Duft das wilde Feuer, das bald wegloderte und zum sanften Mondesschimmer wurde.

Peregrinus fand sich wieder auf einem prächtigen Throne stehend, in den reichen Gewändern eines indischen Königs, das funkelnde Diadem auf dem Haupte, die bedeutungsvolle Lotosblume statt des Scepters in der Hand. Der Thron stand in einem unabsehbaren Saal errichtet, dessen tausend Säulen schlanke, himmelhohe Cedern waren.

Dazwischen erhoben aus dunklem Gesträuch die schönsten Rosen, so wie wundervolle süßduftende Blumen jeder Art, ihre Häupter empor, wie in dürstender Sehnsucht nach dem reinen Azur, das durch die [257] verschlungenen Zweige der Cedern glänzend, wie mit liebenden Augen hinabblickte.

Peregrinus erkannte sich selbst, er fühlte, daß der zum Leben entzündete Karfunkel glühe in seiner eigenen Brust.

Im fernsten Hintergrunde bemühete sich der Genius Thetel in die Lüfte zu steigen, doch erreichte er nicht die halbe Höhe der Cedernstämme, sondern plumpte schmachvoll zur Erde nieder.

Hier kroch aber der garstige Egelprinz in widerwärtigen Krümmungen hin und her, und suchte sich auf ekelhafte Weise bald dick aufzublasen, bald sich lang zu ziehen, und dabei stöhnte er: Gamaheh – doch mein!

In der Mitte des Saals saßen auf colossalen Mikroskopen, Leuwenhöck und Swammerdamm und schnitten gar klägliche, jämmerliche Gesichter, indem sie sich vorwurfsvoll wechselsweise zuriefen: Seht ihr, das war der Punkt im Horoskop, dessen Bedeutung ihr nicht herausbringen konntet. Auf ewig ist uns der Talisman verloren!

Dicht an den Stufen des Thrones schienen aber Dörtje Elverdink und George Pepusch nicht sowohl zu schlummern, als in tiefe Ohnmacht versunken. [258]

Peregrinus – oder wir können ihn jetzt allenfalls so nennen – König Sekakis, schlug den Königsmantel, dessen Falten seine Brust bedeckten, zurück, und aus seinem Innern schoß der Karfunkel, wie Himmelsfeuer, blendende Strahlen durch den weiten Saal.

Mit einem dumpfen Geächze zerstäubte der Genius Thetel, indem er sich eben aufs neue in die Höhe schwingen wollte, in unzählige farblose Flocken, die, wie vom Sturme gejagt, sich im Gebüsche verloren.

Mit dem entsetzlichen Tone des herzzerschneidendsten Jammers krümmte sich der Egelprinz zusammen, verschwand in der Erde und man vernahm ein unwilliges Brausen, als nehme sie den häßlichen unwillkommenen Flüchtling nur ungern auf in ihren Schooß. Leuwenhöck und Swammerdamm waren von den Mikroskopen herab in sich selbst zusammen gesunken und man vernahm aus ihrem angstvollen Stöhnen und Aechzen, aus ihren bangen Todesseufzern, daß eine harte Quaal sie erfaßt.

Aber Dörtje Elverdink und George Pepusch oder wie sie hier besser zu benennen, die Prinzessin Gamaheh und die Distel Zeherit, waren aus ihrer Ohnmacht erwacht und hingekniet vor dem Könige, zu dem sie in sehnsüchtigen Seufzern zu flehen schienen. [259] Doch senkten sie den Blick zur Erde, als vermöchten sie nicht den Glanz des strahlenden Karfunkels zu ertragen.

Sehr feierlich sprach nun Peregrinus:

Aus schnödem Thon und den Federflocken, die ein einfältiger, schwerfälliger Strauß verloren, hatte dich der böse Dämon zusammengeknetet, dich, der du die Menschen täuschen solltest als Genius Thetel, deshalb vernichtete dich der Strahl der Liebe, dich leeres, wirres Fantom, und du mußtest zerstäuben in das gehaltlose Nichts.

Und auch du, blutdürstiges Ungethüm der Nacht, verhaßter Egelprinz, mußtest vor dem Strahl des glühenden Karfunkels entfliehen in den Schooß der Erde.

Aber ihr arme Bethörten, unglücklicher Swammerdamm, beklagenswerther Leuwenhöck, Euer ganzes Leben war ein unaufhörlicher ununterbrochener Irrthum. Ihr trachtetet die Natur zu erforschen, ohne die Bedeutung ihres innersten Wesens zu ahnen.

Ihr wagtet es, einzudringen in ihre Werkstatt und ihre geheimnißvolle Arbeit belauschen zu wollen, wähnend, daß es euch gelingen werde, ungestraft die furchtbaren Geheimnisse jener Untiefen, die dem menschlichen Auge unerforschlich, zu erschauen. Euer [260] Herz blieb todt und starr, niemals hat die wahrhafte Liebe euer Wesen entzündet, niemals haben die Blumen, die bunten leichtgeflügelten Insekten, zu Euch gesprochen mit süßen Worten. Ihr glaubtet die hohen heiligen Wunder der Natur in frommer Bewunderung und Andacht anzuschauen, aber indem ihr in freveligem Beginnen die Bedingnisse jener Wunder bis in den innersten Keim zu erforschen Euch abmühtet, vernichtetet ihr selbst jene Andacht, und die Erkenntniß, nach der ihr strebtet, war nur ein Fantom, von dem ihr getäuscht wurdet, wie neugierige, vorwitzige Kinder.

Thoren! euch gibt der Strahl des Karfunkels keinen Trost, keine Hoffnung mehr.

«Ha, ha! noch ist wohl Trost, noch ist wohl Hoffnung, die Alte begibt sich zu den Alten, das ist 'ne Liebe, das ist 'ne Treue, das ist 'ne Zärtlichkeit. Und die Alte ist nun wirklich eine Königin und führt ihr Swammerdämmchen, ihr Leuwenhöckchen in ihr Reich und da sind sie schöne Prinzen und zupfen Silberfaden und Goldfaden und Seidenstickchen aus, und verrichten andere gescheute und sehr nützliche Dinge.»

So sprach die alte Aline, die plötzlich in wunderlichen Kleidern angethan, welche beinahe dem Anzuge [261] der Königin von Golkonda in der Oper glichen, zwischen beiden Mikroskopisten stand. Diese waren aber auf solche Weise zusammengeschrumpft, daß sie kaum noch eine Spanne hoch zu seyn schienen. Die Königin von Golkonda nahm die Kleinen, welche merklich ächzten und stöhnten, an ihre Brust, und liebkoste und hätschelte sie wie kleine Bübchen, indem sie ihnen mit tändelnden Worten freundlich zusprach. Darauf legte die Königin von Golkonda ihre niedlichen Püppchen in zwei kleine sehr zierlich, aus dem schönsten Elfenbein geschnitzte Wiegen, und wiegte sie, indem sie dabei sang:

 

Schlaf mein Kindchen schlaf

Im Garten gehn zwei Schaaf

Ein schwarzes und ein weißes u. s. w.

 

Während dieß geschah, knieten die Prinzessin Gamaheh und die Distel Zeherit noch immer auf den Stufen des Throns.

Da sprach Peregrinus: Nein! Verstoben ist der Irrthum, der dein Leben verstörte, du geliebtes Paar. Kommt an meine Brust, Geliebte! «Der Strahl des Karfunkels wird euer Herz durchdringen, und ihr werdet die Seligkeit des Himmels genießen.» Mit einem Laut freudiger Hoffnung erhoben [262] sich Beide, die Prinzessin Gamaheh und die Distel Zeherit, und Peregrinus drückte sie fest an sein flammendes Herz.

So wie er sie ließ, fielen sie sich in hohem Entzücken in die Arme; – verschwunden war die Leichenbläße von ihrem Antlitz und frisches jugendliches Leben blühte auf ihren Wangen, leuchtete aus ihren Augen.

Meister Floh, der so lange wie ein zierlicher Trabant an der Seite des Thrones gestanden, nahm plötzlich seine natürliche Gestalt an, und sprang, indem er laut gellend rief: «Alte Liebe rostet nicht!» mit einem tüchtigen Satz hinein in Dörtjens Nacken.

Doch o Wunder, in demselben Augenblick lag auch Röschen in hoher unbeschreiblicher Anmuth holder Jungfräulichkeit prangend, überstrahlt von dem Glanz der reinsten Liebe, wie ein Cherub des Himmels, an Peregrinus Busen.

Da rauschten die Zweige der Cedern, und höher und freudiger erhoben die Blumen ihre Häupter und gleißende Paradiesvögel schwangen sich durch den Saal, und süße Melodien strömten aus den dunklen Büschen, und wie aus weiter Ferne hallte jauchzender Jubel, und ein tausendstimmiger Hymnus der überschwenglichsten Lust erfüllte die Lüfte, und in der [263] heiligen Weihe der Liebe regten sich die höchsten Wonnen des Lebens und sprühten und loderten empor, reines Aetherfeuer des Himmels! –

 

――――

 

Herr Peregrinus Tyß hatte in der Nähe der Stadt ein gar schönes Landhaus gekauft, und hier sollte an Einem Tage seine, so wie die Hochzeit seines Freundes George Pepusch mit der kleinen Dörtje Elverdink, gefeiert werden.

Der geneigte Leser erläßt es mir wohl, den Hochzeitschmaus zu beschreiben, so wie genau zu sagen, wie sich übrigens alles an dem festlichen Tage begeben.

Gerne überlasse ich es auch den schönen Leserinnen, den Anzug der beiden Bräute so zu ordnen, wie das Bild davon ihrer Fantasie gerade vorschwebt. Zu bemerken ist nur, daß Peregrinus und sein holdes Röschen die heitre kindliche Unbefangenheit selbst, George und Dörtje dagegen tief in sich gekehrt waren und Blick in Blick gesenkt, nur sich zu schauen, zu fühlen, zu denken schienen.

 

――――

 

Es war Mitternacht, als plötzlich der balsamische Geruch der großblumigen Fackel-Distel den ganzen weiten Garten, das ganze Landhaus durchdrang. [264]

Peregrinus erwachte aus dem Schlaf, er glaubte tief klagende Melodieen einer hoffnungslosen Sehnsucht zu vernehmen und ein seltsames ahnendes Gefühl bemeisterte sich seiner.

Es war ihm, als reiße sich ein Freund gewaltsam von seinem Busen.

Am andern Morgen wurde das zweite Brautpaar, nämlich George Pepusch und Dörtje Elverdink vermißt, und man erstaunte nicht wenig, als man wahrnahm, daß sie das Brautgemach gar nicht betreten.

Der Gärtner kam in diesem Augenblick ganz außer sich herbei und rief: er wisse gar nicht, was er davon denken solle, aber ein seltsames Wunder sey im Garten aufgegangen.

Die ganze Nacht habe er vom blühenden Cactus grandiflorus geträumt und nun erst die Ursache davon erfahren. Man solle nur kommen und schauen.

Peregrinus und Röschen gingen herab in den Garten. In der Mitte eines schönen Boskets war eine hohe Fackeldistel emporgeschossen, die ihre, im Morgenstrahl verwelkte Blüthe hinabsenkte, und um diese Blüthe schlang sich liebend eine lila- und gelbgestreifte Tulpe, die auch den Pflanzentod gestorben. – [265]

O meine Ahnung, rief Peregrinus, indem ihm die Stimme vor tiefer Wehmuth bebte, o meine Ahnung, sie hat mich nicht getäuscht! Der Strahl des Karfunkels, der mich zum höchsten Leben entzündete, gab dir den Tod, du durch seltsame Verschlingungen eines geheimnißvollen Zwiespalts dunkler Mächte verbundenes Paar.

Das Mysterium ist erschlossen, der höchste Augenblick alles erfüllten Sehnens war auch der Augenblick deines Todes.

Auch Röschen schien die Bedeutung des Wunders zu ahnen, sie bückte sich zu der armen gestorbenen Tulpe herab, und vergoß häufige Thränen.

«Ihr habt ganz recht,» sprach Meister Floh, (der plötzlich in seiner anmuthigen mikroskopischen Gestalt auf der Fackel-Distel saß) «ja, ihr habt ganz recht, werthester Herr Peregrinus; es verhält sich alles so, wie ihr da eben gesprochen habt, und ich verlor nun meine Geliebte auf immer.»

Röschen hatte sich beinahe über das kleine Ungethüm entsetzt, da Meister Floh sie aber mit solchen klugen freundlichen Augen anblickte, und Herr Peregrinus so vertraulich mit ihm that, so faßte sie ein Herz, schaute ihm dreist ins kleine niedliche Antlitz, und gewann um so mehr Zutrauen zu der kleinen [266] sonderbaren Creatur, als Peregrinus ihr zuflüsterte: das ist mein guter lieber Meister Floh.

«Mein bester Peregrinus,» sprach nun Meister Floh sehr zärtlich: «meine holde liebe Frau, ich muß euch jetzt verlassen und zurückkehren zu meinem Volk, doch werde ich euch treu und freundlich gewogen bleiben immerdar und ihr sollt meine Gegenwart auf euch ergötzliche Weise verspüren. Lebt wohl, lebt beide herzlich wohl! Alles Glück mit Euch!»

Meister Floh hatte während dieser Zeit seine natürliche Gestalt angenommen und war spurlos verschwunden. –

Wirklich soll sich auch Meister Floh in der Familie des Herrn Peregrinus Tyß stets als ein guter Hausgeist bewiesen haben, und vorzüglich thätig gewesen seyn, als nach Jahresfrist ein kleiner Peregrinus das holde Paar erfreute. Da hat Meister Floh am Bette der holden Frau gesessen und der Wärterin in die Nase gestochen, wenn sie eingeschlafen, ist in die mißrathene Krankensuppe hinein und wieder herausgesprungen u. s. w.

Gar hübsch war es aber von dem Meister Floh, daß er der Tyßischen Nachkommenschaft am Christtage es nie an den zierlichsten, von den geschicktesten Künstlern seines Volks ausgearbeiteten Spielsächelchen [267] fehlen ließ, so aber den Herrn Peregrinus Tyß auf gar angenehme Weise an jene verhängnißvolle Weihnachtsbescheerung erinnerte, die gleichsam das Nest der wunderbarsten, tollsten Ereignisse zu nennen.

Hier brachen plötzlich alle weitere Notizen ab, und die wundersame Geschichte von dem Meister Floh nimmt ein fröhliches und erwünschtes

 

Ende.