B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Karl Marx
1818 - 1883
     
   


V o l k s l i e d e r s a m m l u n g

V I I I )   I t a l i e n i s c h e   L i e d e r .
(aus: Agrumi, gesammelt von A. Kopisch)


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     75)
     Nachtgesang.
     (Rom)

Du bist das sanfte Feuer,
     Bist meine Seele du!
Zu allen meinen Gefühlen ......
     Schlaf süß, was willst du hinzu?
Zu allen meinen Gefühlen ......
     Hast alle Schlüssel Du!
Und hier von diesem Herzen ......
     Schlaf süß, was willst du hinzu?
Und hier von diesem Herzen
     Hast jedes Theilchen Du
Und wirst mich sterben sehen ......
     Schlaf süß, was willst du hinzu?
Und wirst mich sterben sehen,
     Ja sterben, befiehlest Du! ......
Schlaf' sanft, geliebtes Leben,
     Schlaf süß, was willst du hinzu?

 
     76)
     Nachtgesang.
     (Rom)

Ach, sie schläft, nur ich benetze
     Diese Wangen hier mit Thränen!
Lied voll Schmerzen, trag mein Sehnen
Zu der Heißgeliebten Ohr!
Aber ach! wenn sie nun plötzlich
     Mich erkennt am düstern Klagen?
     Nein, ich darf den Sang nicht wagen,
Denn er schreckt zu wild empor!

O ihr nächt'gen, milden Lüfte,
     Hallet lieblichere Töne,
     Wecket sanfter meine Schöne!
Ist sie wach, so heb' ich an:
Sing' ihr alle meine Qualen,
     Allen Kummer, alle Schmerzen,
     Alle Seufzer aus dem Herzen!
All' mein Leid klag' ich ihr dann!

 
     77)
     Die Procidanerin.
     (Procida)

Ich habe einen Liebsten
     Recht von den Frommen,
Geht aus zu einer Thüre,
     Zur andern herein.
Wart Du Schelmengesicht Du!
          Hinweg! fort! fort!

     Dann seh' ich ihn schon wieder
          So freundlich kommen:
     «O Liebste laß doch wieder
          Beisammen uns sein!»
O, Du Schelmengesicht Du!
               Hinweg! fort! fort!

     Ich wende mich und sag' ihm:
          Du sollst verkommen!
     Nach einem Stündchen soll ich
          Schon wieder verzeihn?
O Du Schelmengesicht Du!
               Hinweg! Fort, fort!