BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Rahel Varnhagen von Ense

1771 - 1833

 

Die Autorin

 

Rahel Varnhagen von Ense, geb. Levin, wird 1771 in Berlin als älteste Tochter des wohlhabenden, jüdischen Kaufmanns Markus Levin geboren. Sie ist ein kränkliches Kind und Krankheiten werden sie ihr Leben lang begleiten. Im Hause wird ein orthodoxes Judentum gepflegt, man spricht Jiddisch und eine Schulbildung für Mädchen ist nicht vorgesehen. So eignet sich die junge Rahel selbst ihr Wissen an. Sie liest Lessing, Rousseau, Diderot, Shakespeare und Dante, der üblichen frühen Verheiratung kann sie entgehen. Zeitlebens leidet sie unter dem Makel ihrer jüdischen Geburt. 1790 stirbt der Vater und die Familie zieht in die Jägerstraße 54 in Berlin. In der Dachstube richtet Rahel ihren «Salon» ein, wo bald die Brüder Schlegel, die Brüder Humboldt, Friedrich Schleiermacher, Jean Paul, Clemens Brentano, Wilhelm und Ludwig Tieck, Adelbert von Chamisso, Friedrich de la Motte-Fouqué, Prinz Louis Ferdinand von Preußen und dessen Geliebte Pauline Wiesel ihre Gäste sind. Louis Ferdinand nennt Rahel seine «moralische Hebamme». Hannah Arendt schreibt: «Der jüdische Salon in Berlin war der soziale Raum außerhalb der Gesellschaft, und Rahels Dachstube stand noch einmal außerhalb der Konventionen und Gepflogenheiten des jüdischen Salons». 1795 begegnet sie während eines Kuraufenthalts zum ersten Mal Goethe in Karlsbad, der sie tief beeindruckt. In diese Zeit fällt die leidenschaftliche Liebesbeziehung zu Graf von Finkenstein. Diese und auch eine zweite Beziehung zu dem spanischen Gesandtschaftssekretär Don Raphael D’Urquijo enden unglücklich. 1806 marschiert Napoleon in Berlin ein und die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie verschlechtern sich. Man muß aus der Jägerstraße ausziehen und Rahels Dachstube gibt es nicht mehr. Auch ein Verhältnis mit dem jungen Alexander von Marwitz scheitert. 1808 begegnet sie wieder dem 14 Jahre jüngeren Karl August Varnhagen von Ense, den sie schon 1803 kennengelernt hatte. Er stammt aus einer mit der französischen Revolution sympathisierenden Familie. Als Hauptmann in österreichischen und russischen Diensten nimmt Varnhagen an den Befreiungskriegen teil. Rahel verläßt 1813 Berlin und engagiert sich in Prag in einem Lazarett um die Versorgung der Verwundeten. Nach ihrer Rückkehr nach Berlin 1814 heiratet sie Varnhagen, Trauzeuge ist Friedrich de la Motte-Fouqué. Kurz zuvor war sie zum Protestantismus übergetreten, mit dem Taufnamen Friedericke Antonie, nachdem sie schon früher den Familiennamen Robert angenommen hatte. Varnhagen macht im diplomatischen Dienst Karriere und ist gleichzeitig literarisch tätig. 1815 trifft Rahel in Frankfurt noch einmal mit Goethe zusammen. 1816 wird Varnhagen preußischer Geschäftsträger in Karlsruhe und man ist öfter in Baden-Baden zur Kur. 1819 wird Varnhagen wegen seiner liberalen Haltung auf Betreiben Metternichs in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Rahel und Varnhagen kehren nach Berlin zurück und Rahel gründet noch einmal einen literarischen Salon, in dem nun neben Felix Mendelssohn-Bartholdy vor allem die Vertreter des Jungen Deutschland, Ludwig Börne, Karl Gutzkow und Heinrich Heine verkehren. 1825 wird Varnhagen rehabilitiert und zum Geheimen Legationsrat ernannt. Als 1830 in Berlin die Cholera ausbricht, engagiert sich Rahel trotz ihres angegriffenen Gesundheit bei der Krankenversorgung. Am 7. März 1833 stirbt sie im Alter von 62 Jahren. Am Abend zuvor hatte die Schwerkranke noch ihre Freundin Bettine von Arnim besucht. Ihr literarischer Nachlaß ist eine riesige Briefsammlung, die Varnhagen nach ihrem Tode herausgibt.

 

Rahel Varnhagen um 1790, 1796 (Basrelief von Friedrich Tieck) und um 1830

 

Aus Rahels Tagebuch, Herbst 1799: «Liebe thut wohl. Man merkt es gleich, wenn sie einem entzogen wird. Wir leben gleichsam in einer allgemeinen Kälte, wir wissen es oft nicht, wer in unserer Nähe uns vor der kalten Luft schützt, bis er sich entfernt und uns ihr aussetzt.»

 

 

Das Werk

 

Rahel: ein Buch des Andenkens für ihre Freunde.

Erster Theil (Google-Digitalisat, 1834)

Zweiter Theil (Google-Digitalisat, 1834)

Dritter Theil (Google-Digitalisat, 1834)

Rahel. Geistes- und Charakter-Gemälde ... aus Briefen und Tagebüchern (Google-Digitalisat, 1835)

Briefwechsel mit Davit Veit.

Erster Theil (Google-Digitalisat, 1861)

Zweiter Theil (Google-Digitalisat, 1861)

Briefwechsel zwischen Varnhagen und Rahel

Erster Theil (ArchiveOrg-Digitalisat, 1874)

Zweiter Theil (ArchiveOrg-Digitalisat, 1874)

Dritter Theil (ArchiveOrg-Digitalisat, 1875)

Vierter Theil (ArchiveOrg-Digitalisat, 1875)

Fünfter Theil (ArchiveOrg-Digitalisat, 1875)

Sechster Theil (ArchiveOrg-Digitalisat, 1875)

Aus Rahel's Herzensleben: Briefe und Tagebuchblätter (1877)

Briefwechsel mit Pauline Wiesel (Edition Rahel Levin Varnhagen, Google-Teildigitalisat, 1997)

Briefwechsel mit Ludwig Robert (Edition Rahel Levin Varnhagen, Google-Teildigitalisat, 2001)

 

 

Sekundäres

 

Rahel Varnhagen bei LiberLey (Helmut Schulze)

Rahel Varnhagen bei C. H. Beck (Edition Rahel Levin Varnhagen)

Rahel Varnhagens Briefwechsel mit dem Bruder Ludwig Robert (Axel Schmitt)

Rahel Varnhagens Briefwechsel mit dem Bruder Ludwig Robert (Nikolaus Gatter)

Quellen, Kolophon