BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Wilhelmine Siefkes

1890 - 1984

 

Die Autorin

 

Wilhelmine Siefkes wird am 4. Januar 1890 als Tochter eines Landwirts in Leer geboren. Nach dem Lehrerstudium für mittlere und höhere Schulen ist sie ab 1910 in Jemgum, Fallersleben und Leer als Lehrerin tätig. Nach dem Ersten Weltkrieg erscheinen ihre ersten schriftstellerischen Arbeiten in hochdeutscher und plattdeutscher Sprache. In ihrem Schulalltag von der Armut und Not der Arbeiterkinder erschüttert, tritt sie in Leer der Sozialdemokratischen Partei bei. „Die Massen zu gewinnen, dazu möchte ich allerdings helfen, und zwar für die eine Partei, die den Mühseligen und Beladenen mit der Tat zu helfen bereit ist auf Grund ihrer Weltanschauung, die dem Geist des Christentums wahrhaftig näher steht als alles nationale Phrasentum", schreibt sie in einem Artikel für den „Volksboten“, der Wochenzeitung der SPD für Ostfriesland. 1928 wird sie in Leer als Stadt­verordnete der SPD für das Bürgervorsteherkollegium gewählt. Der Gewerkschafter und Fraktions­führer der SPD in Leer, Louis Thelemann, wird ihr Lebensgefährte. Nach einer Wahlperiode läßt sie sich nicht mehr aufstellen. Die Arbeit als eifrige Streiterin für die „Rote Front" in der Redaktion des „Volksboten" liegt ihr mehr. Auch im Arbeiterjugendheim der SPD ist sie sehr engagiert. Für die Jugendlichen dort übersetzt sie Grimmsche Märchen ins Niederdeutsche. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 weigert sie sich, die Ergebenheitsadresse an Hitler zu unterschreiben und wird deshalb aus dem Schuldienst entlassen. Außerdem wird ein generelles Schreibverbot über sie verhängt. Auch das Arbeiterjugendheim wird geschlossen und ihr Lebensgefährte Thelemann inhaftiert. Aus Protest gegen die vielen evangelischen Pastoren, die das neue Regime unterstützen, tritt sie aus der Kirche aus und schließt sich der Religionsgemeinschaft der Mennoniten an. 1939 kann sie unter dem Pseudonym „Wilmke Anners“ ihr Hauptwerk, den Roman „Keerlke“, veröffentlichen. 1944 wird ihr Lebensgefährte erneut verhaftet und in das Konzentrations­lager Neuengamme gebracht. Nach Kriegsende kehrt Wilhelmine Siefkes nicht mehr in den Schuldienst zurück und widmet sich ganz ihrer schriftstellerischen Arbeit. Am 28. August 1984 stirbt sie hochgeehrt in ihrer Heimatstadt Leer.

 

 

 

Niederdeutsche Werke

 

Hör eenzig eegen (Erzählung, 1922)

Dor was ins mol (plattdeutsche Übersetzung Grimmscher Märchen, 1925)

Dat Ollske un de Bigge (um 1930)

Sneewittje, Rumpelstiltje, Bremer Stadtmusikanten, De Düvel mit dree gollen Haar, Hemelsvolk un

Höllenpack, Leevte helpt, (Märchenspiele unter dem Pseudonym Wilmke Anners, 1935-1940)

Gudrun (Laienspiel, 1939)

Keerlke, en Gang dör en Kinnerland (Roman, 1939)

Van lüttje un grote Knevels (Erzählungen, 1950)

Tüschen Saat un Seise (Gedichte, 1952)

Van de Padd of (Roman, 1961)

Tant' Remda in Tirol un anner Vertellsels (Erzählungen, 1964)

Moder Teletta (Erzählung, 1968)

Tant' Remda fahrt na Genua (Erzählungen, 1969)

 

 

Sekundäres

 

Wilhelmine Siefkes (Frauenorte Niedersachsen)

Wilhelmine Siefkes: Alleen laten, Bröders, De Düwel mit dree gollen Haar, De Faart na't witte Aland

(Hörspieldatenbank)

Werke von Wilhelmine Siefkes (Schuster-Verlag)

Quellen, Kolophon