B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Augustin Tünger
1455 - post 1486
     
   


F a c e t i a e   L a t i n a e
e t   G e r m a n i c a e


1 4 8 6

T r a n s l a t i o   g e r m a n i c a


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[bl. 61]
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latine
     Es volget ainer ainem krüppel, so uß der statt Costentz uff das land wolt ylends nach, und als in ettlich fragten, was er mit sölicher yle mainte, sagt er, er wölt den krüppel, so vor im ußhin gieng; gan schlahen. Und wie wol in ettlich warneten, er sölt sich fürsehen, das er nicht mit straichen überladen her wider käme, nichts dester minder luff er für sich, und als er zu im komen was, vieng er in an übel ze handlen und ze fluochen und rannt in glich ungestümcklich an und unterstuond in ze schlahen. Der krüppel bat in aber yemermedar, das er im nichts täte; er welt im in allem, so er von im begerte, wilfaren. Do er aber sach, all sin beger umb sust sin, und das er nit gefliehen mocht, wann er in ainem fuoß lamm was, schickt er sich zuor wer und zuckt [bl. 61b] ain waidnermesser, so er an im truog, täglich ze bruchen, und entpfieng damit des andern straich so lang, biß er unverletzt disem ain hand ab hüw, der darnach nun mit ainer hand nicht mit minderm schaden und schmerzen, dann schand unnd laster, von aller welt verspot wider in die stat kam.
     Mit den wirt aber gewonlich also gehandelt, die in ierem gemüt also stolcz sind, das sy alle andre menschen verachten und nit betrachten die armen, ouch ungedultig sin, wann man inen unrechts zuofügt, voruß die, so wissen, das inen die vernunfft und der tod mit den richen gemain ist und das dhain unterschaid under den menschen ist, dann so verre ain yeder die vernunfft brucht oder mißbrucht und so verr schickung des unstäten glücks die menschen sundert, das die menschen ylends erhept und wider [bl. 62] ougenblicklich mit ungefell umbgibt, wellichs schaffet, das die armen, so sölichs betrachten, die übermütigen richen klain achten und das die richen frummen lütten früntlich sin.
 

     2
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latine
     Ain bettler, so lieber müssig gieng und uß andern lüten arbait lebt, weder uß aigner, staig uff ain nacht uff den galgen ze Basel und hüw da ab ainem toten körppel ainen schenkel, so yeczo natürlicher füchtikait geaunet türr was. Den selben schenkel er darnach, so er bettlet, an stat sins rechten schenkels, so er tet verbergen, also schicklich kunt fügen, das alle, so fürgiengen, nicht anders mochten erkennen, denn das es sin [bl. 62b] schenkel umb etwas rach also verdorret were, und was also mit sölicher pübry betlende vil gelts von den lüten enpfahen, und als er ain mal ze bettlen uff der bruk zu Zürch saß, kam ylends ain sturmwind, das yeder man ab der brugk ylt in die negsten hüser, tet der betler ouch under die negsten techer fliehen und was sinen gestolnen schenkel hinder im vergessen, und wenn das vil lüt sahen, sagten sy es ainem raut, uß wellichs urtail er mornends an den galgen gestrickt billich buoß siner untat enpfieng.
     Die irrend aber berlich, die ander lüt understand zu betriegen und inen für seczen sölichs mit ir listikait verbergen, also still hin ze gan, wann nicht als wol bedeckt noch mit bösfaltikait begraben ist, das nicht durch das zit an den tag bracht werd und selten kain missetat fürgat, die nit ir billich straff [bl. 63] erlange.
 

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latine
     Es wolt ain priester von Schuttern gen Straßburg gan. Gesellet sich zuo im ain hübsche frow. Mit der ward er uff der straß ains, das sy im in der stat herberg gebe. Und als sy in die stat komen und ze nacht gassen, berett die frow den priester, das er sich in der stuben an der wermi abzug, wolt sy im dann nider zünden, und als er nackend was, gieng sy vor, biß das sy zuo der hindern tür kamend, sprach sy zuo im, ob sin notturfft etwas haischte, sölt er da ußhin gan, und als er hinuß kam, beschloß sy behend die tür. Maint der priester des ersten, es were ain schimpff, wenn es also kalt was, das sölichs fürzenemen dhains [bl. 63b] wegs lidlich was, als die sonn yecz in den stainbok gieng, so es am allerkeltisten ist. Darumb so gieng er zu der tür und klopfet. Die frow tet zum ersten, als ob sy es nicht hort. Doch do er es also lang traib, viel sy zorniklich in ainen laden und fragt, wer ir also ze nacht an ir tür clopfet, und wyst sy, wer er wäre, er sölt nicht darumb ungestrafft beliben. Und als aber der sich styll zu erkennen gab und sagt, er were der, so mit ir ze nacht gessen hett, es hett ouch aller schimpff yetz ain end, denn warumb? in frür ze übel, begund sy in wirß ze handlen und in mit geschray, das die nachgepuren herzuo luffen und mit stainen von dem huß ze jagen. Also waich er in ains armen gartners hüßlin, darinn er über nacht belaib, und entlechnet morndes [bl. 64] claider und kart ungeschaffet, darumb er komen was, wider haim, an gelt und claider beroubet.
     Es ist aber hart ainem man, voruß so blöd an im selbs ist, geschidhait und raytzungen schöner frouwen zuo entrinnen, die vast die allerfürtreffenlichisten man betrogen haben, als man das wyt und brait in gedechtnüss hat. Darumb gepürt sich ainem yeden man, wollust und flaischlich begirlichait mit künschait und mässikait ze zämen und ze maistern, das er sich selbs also jemerlich zuo zergengen nicht dargeb. Von den frommen erwirdigen frouwen wyl ich hie nicht sagen, dann warumb? ir ere und lobe billich all zittlich guot fürtrifft.
 

[bl. 64b]
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latine
     Dise ist der vordern gar nach glich, davon man sagt, es sin gewesen zwen priester ouch ze Straspurg, die zwayen schönen frowen gelt usgaben, ain nachtmal zue ze richten, umb das sy si über nacht beherbergetten. Und als sy warteten des nachtmals, belanget sy übel und was inen der tag vil ze lang, biß das es abend ward. Und als sy nun mainten, das zit hie sin, sich mit den frowen ze liebgen, vielend ylends in das huß zwen ryfion, diser ding vorhin von den wybern underricht, und namend sich an, sy werind der wyber eeman und marckten, das ander man im huß werind. Die priester, als sy dise horten, wurden sy gechlingen mit grossen angsten umbgeben. Den zuo entrinnen unnd am letsten mit rat der wyber, so sich ouch grosser vorcht annomen, vielend sy zu den stubenfenstern ußhin mit nit weniger aller [bl. 65] fröuden; das sich die priester fröwten, das sy disen entrunnen, so fröwten sich die andern, das sy hungrig ain kostlich mal on iren schaden funden.
     Dise werden aber offt betrogen, die in etwas fröud uff künfftig zit fürnemen, wann nichts betrugenlichers, nichts ungewissers ist, denn zitt. Denn so man etwen wenet, es sol mit fröuden komen, so kumpt es mit laid, und dem, so zu ziten grosses gewins wartet, bringt es schaden und den eren begerenden zuo zyten schand und laster. Hiemit begibt es sich zu ziten, das wir uns uff ain genante stund grosser fröuden vermessen, und wenn die selb stund gegenwürtig ist, das wir sy dann verfluochen. Hierumb sond wir uns allwegen der gegenwürtigen zit gebruchen und nicht dise kurczen tag, uns von got verlihen, mit gayli und [bl. 65b] liederlichait verzeren, sonder uns zu tugenden naigen und unsere gemüt alwegen mit etwas erlichen geschäfften behafft haben.
 

     5
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latine
     Jacob Grym, lerer der rechten, des hofes Costencz ordenlicher richter, so man official nempt, nahende yetz das end sins lebens, tet loben die regel sant Augustins, so man haist die regulierten chorherren, in das closter Züricherberg und, so bald das beschach, sin leben mit dem tod verwandlen. Die rnünch aber desselben closters, der ding underricht, ylten den lichnam mit dem guot ze raichen. Und als sy ze huß fuoren, kamend sy in das dorff Mülhain, von der stat Costencz ain mil. Daselbs ainer vorgieng, die dorfflüt ze warnen, das man der lich nach gewonhait lutte. [bl. 66] Und als der selb gefragt ward von der lich, wes sy were, nampt er villicht von wirde wegen den official. Desselben worts meldung sölich ungestümikait und wütung den puren tet zuofügen, wann sy so offt täglich durch des officials banbrieff gekestigot wurden, das sy gesehen wurden trouwen den toten lichnam zerrissen und die andern alle ze töten, dann sy mainten yeczo das zit sin, sich ze rechen, und tet ir ungestümikait so vil zuonemen, das der karrer im fürgesetzt hat, die lych zu verlassen und wider haym zu faren. Doch am letsten, als sy die lych mit gelt gelossten, fuerend sy fürbaß und schuchten alle hüser, biß das sy zu dem dorff Oberwinterthur kömend, das villicht tusend schryt ist von Winterthur der stat, daselbs sy ouch gefragt, wes die lych wer, antwurtend sy, des allerrainisten münchs [bl. 66b] ires ordens, dann er ains sölichen hailigen lebens gewesen wer, das er sin regel von der zyt siner gelübt biß zu end sins lebens unzerrüt gehalten hat, er were ouch so künsch und gemäss gewesen, das er von dem selben zit von aller frouwen vermyschung für fry und rain gehalten wer; mit welichen worten sy inen sölichen gunst ursach hetten, das nieman da was, der nit sin sel von herczen got befelhe.
     Wiewol nun ainem witzigen man zimbt, alle ding vor ze ergründen und für ze sehen und nicht ze handlen, das er etwo sag: «Ich maint nit, das es also geraten sölt», yedoch wenn es über menschlich vernunfft ist, alle sachen ze fürkomen, so ist der ain erschrokner mensch, der sich von stund an ergibt und erschrikt, so er geirret hat und in kumer gefallen ist, aber ains vesten, [bl. 67] wiczigen menschen ain andern weg versuochen und ander, doch erber und gerecht ratschleg erkunnen, damit wir unser sach volbringen und das, so wir begeren, erlangen.
 

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latine
     Conrat Wylant, ain wirt zu der Mörinen zu Costencz, ain gar schimpffiger mensch, het ain hußliche frouwen. Doch so was Cunrats liederlichait und hinlässikait wyt über der frowen hußlikait, wann uff ain mal hat sy im gelt geben, ain schwin ze kouffen. Sobald er aber von huß gieng, kam er zuo spilern und verspilt das gelt und kam da wyder haim on gelt und on die suw, begerende gnad von der hußfrowen, der sin lie[bl. 67b]derlichait schwer was, und sagt, es wer anders gangen, denn er in hoffnung gewesen wer, dann er hett sin gelt nicht anders gewagt, dann das er in hoffnung wer gesin, noch ainest so vil ze gewinnen, und were ouch im das geraten, so het er im fürgeseczt, zwo suwen ze kouffen, das er dem wib dester annemer ze huß were kumen.
     Dem aber, so spylen wyl, ist ze raten, das er sich des gelts, so er wagen wyll, vorhin verweg, damit er sich nicht, so er verlürt, erst umb das gelt, so er villicht anderswahin gedürfftig wer, köstge, das den nit lichtlichen ze tuen gedyhen mag, dero kisten dahaym an satz und ler stan.
 

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latine
     Hainrich Hämerly, by sinen zyten gaistlicher rechten gar ain [bl. 68] gelerter man, chorherr zuo Zürch, villicht durch etwas unfuogs bewegt und des unlidig, tet den, so in bewegt hat, nit clain mit worten schmähen, darumb er mit recht anclagt und überwunden ward, das der richter erkant, das er die schmachwort, mit den er disem sin er verleczt het, offenlich in der kirchen zuo Zürch widerrueffen sölt. Es begab sich aber in dem, als er den widerruoff tet, das der mesner der selben kirchen eben für in gieng, der hangk. Sobald den doctor Hemerly sach, als er den widerruoff getan hat, sprach er: «Wie were es aber so torlich, wenn ich sprech, das unser mesner nicht hungk, wenn ir doch alle wissen und sehen, das er hingkt?»
     Es stat aber übel, ob unnser eer zuo zyten belastermaliget werd, dasselb verachten voruß den unschuldigen, wann all ander be[bl. 68b]schädigiing verleczung der eren billich nachgeseczt wirt. Es stat aber noch vil wirß, das ein mensch üppüclich lebt und, so in trüwlich strafft, in argem vermerkt, und das noch böser ist, von im ain buoß begert; dann lastermaligung, so wir mit unser mistaut ervolgen mögen, mit anderer lüten weder worten noch werken vertilgot werden. Darnach hütt sich yederman vor schänden und secz im für, wenn es darzuo kum, das ainer andrer lüten rainigung begere, es sy denn sach, das in sin unschuld beschirm, das dann alles weschen und widerrüffen umbsust sye.
 

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latine
     Es ligt ain closter in unsern tütschen landen, da vor zyten etlich äbt mer uff güden, dann uff unsers [bl. 69] hergots liden, gehebt haben. In dem selben closter die münch nach sytten ir äbbten zuo ziten, so sy zu metty soltind gan, also mit win und frouwen gemüdet waren, das weder ir zungen, füss oder ougen ire ämpter volbringen künden. Under den was ain münch, der siner sel hail baß betrachtet, mit betten täglich in der kilchen und ander stetten von alter her angesehen, so er dann uß verpflicht sins ordens schuldig was. Ains mals aber beruofft der abt alle sine brüder für sich, die zu straffen, so sin regel nicht hielten. Und wenn die andern allsament ungestraffet hingiengen, ward alle schuld mit scharpfen worten des abts uff den aynigen münch getrochen, wenn er wer ainig, der sins abts regel übersehe. Dann alles das zit, das er mit [bl. 69b] singen und lesen vertribe, das dient als ze spot und schanden des abts und siner mitbrüder. Es wer ouch sins andachts dhain ander ursach, dann glichsnery, damit er im selbs ruom und dem abt und sinen mitgesellen schand und laster zuofuogte. Zu dem was im der abt hoch trouwen. Also ward der guot münich umb sine guottauten hert gestrafft und gieng also schämig hinweg.
     Die sind aber nicht ze loben, die under der gestalt ains schaufs des wolffs boßhait dedeken und doch nüt dester minder ander understand zuo tugenden ziehen; dann sy tuond eben als die, so selbs getürfftig sin und ander lüten helffen, und das, so sy selbs nicht haben, ander lüten verhaissen. Dise sind aber nicht allain nicht ze loben, sunder hoch ze schelten, die zuo dem, das dhain tugend by inen [bl. 70] huset, in allen boßhaiten geübt ye den allervlissigisten unnd frümmisten schantlich durchächten.
 

     9
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latine
     Ain metzger von Hagnow, vier myl von Straßburg, gieng ylend für den galgen daselbs an ainem abend, als sich eben tag unnd nacht schaid, und fuort mit im an ainem sail ain rind, so er uff dem land koufft hatt. Und als er die toten lichnam da sach hangen, rett er schimpflich mit inen und warnet sy, wöltend sy noch in die stat, so were not, das sy ylten oder sy wurden sust vor der stat beschlossen. Und als er schnell gegen der stat tet ziehen, volget im von verri ainer nach, der [bl. 70b] der ouch dester vester ylt, das er sorg hett, das die tor beschlossen wurden, das er nicht in die stat käme, und schray den metzger an, das er sin baitet und in mit im ließ. Unnd als aber der metzger umb sich sach, gedacht er an die wort, die er mit den am galgen gebrucht hat, unnd maint, dieser, so im nachlüff, were der selben ainer. Und als vast diser schray, als vast floch der metzger und ward mit sölicher vorcht umbgeben, das er das rind liess louffen und kum halb lebendig, trieffende von angsweiß in die stat kam.
     Wir werden aber dick betrogen mit gruwel, da, wenn wir die vernunfft nicht verliessen, uns nichts schedlichs widerfüre, wenn die vernunfft ist das högst, da mit got den menschen in disem zit begabet hett. Darumb zimpt sich, das wir sy in allen unsern geschäfften ze vordrost [bl. 71] haben, wenn sy unns anzaigt den rechten weg unsers lebens; und so verr wir ir volgen, so irren wir nymer; und ob wir verirret syen, so tuot sy uns wider uff den rechten weg füren.
 

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latine
     Maister Hanns von Coburg, ain maister der hohen schuol ze Erdfurt, hat ain sunder vaß mit win, daran er all zapfen, das im nieman darüber gieng, ließ abhouwen, und schraib oben an das vaß: «Hie ist nit zapf». Die schuoler aber, als sy des gewar wurden, komend sy in den keler und zäpfftend das vaß an dem hindern boden an und liessen da win und schriben an den selben boden: «Hie ist zapf». Und als aber der maister wirtschafft siner fründ [bl. 71b] hat, hieß er im des wins bringen, versuocht das der knecht umbsust an dem lären vaß. Darab der maister bewegt selbs zu dem vaß gieng, win ze lassen; und da er ouch nichts schuoff, begund er das vaß beschowen, biß das er fand ainen zapfen unnd die geschrifft, so anzaigt, wa man an dem vaß win lassen sölt.
     Es begibt sich aber dick, ich wais nicht uß was schicklichait des glücks, das die ding, so uns also lieb sin, das wir sy nicht getören bruchen, in kurczen ziten uß unserm und in dero, den wir find und sy uns ouch nicht hold sin, gewalt kumen, die denn die selben ding nicht allain bruchen, sonder mißbruchen pflegen. Darumb tuond die richen lüt torlich, die sich selbs kestgend und doch nicht wissen, warumb, denn das ir erbe dester richlicher leben müg, und wissen doch ir erben eben [bl. 72] als wenig das zit irs tods, als sy, und ist daby nieman gewyss, wer sin erb syg.
 

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latine
     Ain münch in dem closter sant Genoven ze Paryß saczt im für, abt ze werden, und wann vil münch in dem selben closter, die im villicht mit schicklichait und kunst glich und über in waren, gedacht er im etwas wyter ze bruchen und begund sich gancz undertenigclich ze halten, mässig, und yederman gefellig und nieman widerwertig sin. Und wenn man im groß fisch fürtruog, sagt er, er möcht ir nit, die clainen weren im lieber. Hiemit er im nicht allein gegen sinen mitbrüdern, sonder gegen mengclichen ain sölichen willen schuoff, [bl. 72b] das sy im all günstig und ain uffsehen uff in gewunnen. Als nun der abt gestarb, ward er mit ainhelliger stym zuo abt erwelt. Die köch aber und keller truogen im etwa lang nicht costlicher essen für, denn vor, so lang biß das es in muot unnd fragt, warumb sy in verachtottend, ob sy nicht wysten, das mit den eren ouch die spyß zuonemen sölt. Und als die andern erschracken und gewonlich die köch frävenlicher sind mit red, dann ander lüt, sprah der koch, er hett in lang kennt und hett alwegen von im gesehen, das er nun die schlechtisten essen und die schnödisten fisch für die costlichisten erwelte; antwurt der abt, sy weren narren, wenn er hett den grossen fischen mit den clainen gericht und sy gefangen; nun so sy gefangen wären, wer billich, das er sy nusse.
     [bl. 73] Wer aber zu eren kumen wil, der secz im für, dhain arbait ze schwer sin; denn ere mit arbait überkomen wirt und ist ainem yeden anfengclich bitter; aber so die arbait ze rugk gestossen wirt, so ist da alle süssikait und glich als das ertrich gib tugent nymer on wuocher, das so sy enpfangen hett.
 

     12
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latine
     Ain gepur von Zaubern uß dem Elsaß, vier myl von Straßpurg, gieng gen Straßpurg gar dry schön pieren zu verkouffen. Und als er sy am markt hat, gieng ain burger für in, der bevalch synem knecht die pieren ze kouffen. Und als der knecht die pieren kouffen wolt, gebot der pur [bl. 73b] die pieren so tür, das der knecht des gepuren spottet, darab der pur entrüst ward und schob die ainen pieren von stund an in unnd gass sy. Aber als dises dem herren gesagt ward, schickt er behendes den knecht widerumb, die übrigen zwo pieren ze kouffen, und wenn der pur in dem ersten markt beharret und vermaint, die selben zwo nicht näher ze geben, dann vor die dry, spottet sin der knecht noch mer, so lang biß das er die andern pieren ouch gaß. Da ylt der kneht zu dem herren und sagt im, wie das nicht mer dann ain pieren noch hie vor wer, und wölt er die selben han, so were not, das er ouch ylte oder der pur wurd sy ouch gessen. Also gab er so vil umb die aynig pieren, als er sust umb die dry müst geben han, das der schanntlichen begirde gnuog beschech.
     Die aber, so also bärlich [bl. 74] begirlicher anfechtung sin, das sy alles das, so sy gesehen, glich inen fürseczen, es gehör in ieren buch, die mit dem, das sy väterlich erb und was sy haben, on werden, füren sich selbs in die gruob der armuot und wenn sy kouffende nicht markten, sonder güden, ursachen sy, das die, deren notturfft, nicht gailikait, sölichs haischet, ouch über zalen müssen. Darumb lobet man die, so ir wesen und stand ermessen und darzuo ain wissen haben, wie schwer ir seckel und zinß sin, darnach ze zeren.
 

     13
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latine
     Ain burger ze Trier vermarkt ainen dieb in sinem huß. Also stuond er uff mit allem sinem [bl. 74b] gesind, den dieb ze suochen. Als aber der dieb mit dem diebstal beladen ze negst zu dem herren des huß kam und sach, das er nicht mer mocht entrinnen, vieng er an und schray, was er schryen moht: «Fliehen! fliehen! ich bin der tüfel». Von disem geschray der herr im huß und das gancz husgesinde also erschracken, das der dieb also ungeschediget hinweg kam.
     Es sol aber ain vester man nicht ab allem geschray erschreken; dann ettlicher menschen gewonhait ist, das sy mit irem geschray und myßbärden wenig von den bösen vienden geunderschaid syen, hiemit ander lüt zu bevorchten. Wenn sy aber ainen widerstannd befinden und sehen, das ir unsinnikait nicht stat geben wirt, sonnder strauff, so geschwigen sy von vorcht und getören nun ir müler nicht mer uff tuon.
 

[bl. 75]
     14
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latine
     Ain gepur uß Hessen kamm in die stat Ertfurt, und als er ongeverde für ain appoteg gieng und im sölicher geschmack nicht gewon was, viel er nider geschwunden. Und wann aber die lüt zuo luffen, in ze laben, und manigerlay uß der appotegk raichten, wenn sy an der hand was und im es für huoben, richt er sich nicht allain nicht dester mer uff, sonder ward im ie lenger ie onmechtiger, biß das ainer herzuo luff, der erwuscht (mit urloub uwer genaden) kuemist und huob im in für die nasen. Da huob der gepur erst uff sine ougen gen himel und kam wider zuo im selber.
     Darumb gepürt sich, das ain yeder sin natur erkenne und die selben niendert übertrete, wann uns niendert nüt ee kumer angat, dann ob [bl. 75b] wir mit ungewonlicher spyß und anderm desgelichen in unser natur sünden. Damit ist billich, das herren leben als herren und puren als püren.
 

     15
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latine
     Der hochwirdig herr Abbrecht von Rechperg, probste zuo Elwangen, schickt dem durchlüchtigen fürsten und herren, hern Jörgen, herczogen zu Payern, minem genedigen lierren, etlich jaghund. Unnd als der pot mit den hunden vor dem herczogen stuond, fragt der fürst under anderm, ob die lutt lüffen, antwurt im der pot unbedacht und sagt, er wyste es nit, doch zwifflete er nit, hette sin herr der probst ain wissen gehebt, das sy guot stymen gehebt [bl. 76] hetten, er hette sy ze Ellwangen im closter für senger behalten. Doch so möcht der fürst des bald ain wissen überkomen; wann er ainen yeden hund in sonder in ain or bisse, so wurd er schryen; darab der fürst ains yeglichen stym dann liederlich erlernen möcht. Umb welich hoffred begabt der fürsst den boten richlich und schickt in wider haim.
     Sölich schimpffreden gezymen sich wol juffkinden und gouggleren, dero aigenschafft es ist, aber ainem ersamen vernünfftigen man gancz unzymmig, es sye dann sach, das gestalt des zits etwa sölichs haischen sy, dasselb zyt ain yeder witziger man in im selbs wol ermessen mag.
 

[bl. 76b]
     16
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latine
     Es ist in Kurer bistumb ain dorff, haist Obervatz. Die selben unnd das gancz land daselbs umbher kriegt ain mal Hans von Rechberg. Und als er ain kecker, schicklicher man gewesen ist, pflag er zu ziten in aines kouffmans und zuo ziten in ains parfuossen münchs gestalt käß samlende in dem land umb gan, das land zu erkonnen. Und wann er uß dem land kam, tett er inen schriftlich oder sust kundt, das er da gewesen wer, und danckt inen umb die käß, so sy in so miltiglich mitgetailt hetten. Damit die puren also entrüst wurden, das sy begunden unnder ain ander wütten, und satzten inen für, käme er mer in das land, er sölt ye nicht mer ungestrafft daruß kumen. Es begab sich aber, das ain parfuoss münch uß der hohen schuol Pavy durch das land hainwertz zoch. Den selben, als er gen Vats [bl. 77] kam, die puren, mainende, es were Hans von Rechperg unnd weit sy aber betriegen, von stund an viengen. Der münch lougnet und bot dar, das er nicht der were, den sy mainten, sin haimet, ouch die ganczen hohen schuol, von dannen er erst käme, zu zügen. Das selb sy alles verachtotend, hiessen in mess haben, und künde er dasselb wol, so wölten sy gelouben, das er unschuldig wer. Und als er von vorchten zyttret und ungeschickt, wenn es yetz umb die vierden stund nach mittag zimlicher ze spilen, dann meß ze haben was, wurden sy under ainander toben und glich mit ainhelliger urtail erkennen, er were der recht schuldig, und nicht lenger baiten, sonder in ain füwr, so vor berait was, von stund an werffen und verbrennen.
     Also [bl. 77b] diser, als er frölich vermaint sine fründ haim suochen und besehen, gewar werden ist, nichts stäts in disem zit wesen und gancz kain unschuld unns vor unfal mugen beschirmen, wenn das das glück alwegen nach siner gewonhait in uns wütten mag und unsern fürsatz in das, so uns allerwiderwertigest ist, verwandlen, wenn diser die straff, so die puren vermainten ain andern verschuld han, gelitten hat.
 

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latine
     In dem selben dorff Vatz was ain sölicher unmenschlicher sterbend, das die puren inen all für gesetzt hatten, das dorff zu verlassen und anderswahin ze ziehen. Nun hattend sy ainen schiklichen [bl. 78] pfarrer, der lernet sy, das sy stätt und trüw ain ander weren und ainander und das ir nicht verliessend, sunder ir hoffnung ze got saczten, so wurd es mit des selben hilff schierlichest, dann sy mainten, besser. Und als sy desselben raut volgten und der sterbet nicht allain ab, sonder von tag zuo tag zuo nam, wurden die puren ungedultig und unnder inen selbs dem pfarrer hoch zuoreden, sagende, mit dem, so er inen geraten, hette er sinen nucz angesehen, das er in dem sterbet ye lenger ye richer wurd, und mit dem, das sy abnemen, näm er zuo. Unnd als sy mangerlay selczamer anschleg suochten, wurden sy am letsten zu rat, sich selbs, ee das er sy all vergrieb, ze rechen. Und uff ain mal, als er ongeverde kam, hatten sy vor ain [bl. 78b] grab beraitt, dar in sy in lebendig wurffen und, wie jemerlich er schray und sich entschuldiget, lebendig mit ertrich betackten und vergruoben.
     Darumb sond sich die trüwen und gerechten lütt in iren räten vor wütrichen und fräveln narren hütten; denn ob es nach irem fürnemen gat, so sind sy undanckpar; mißraut es aber, so understand sy schaden und schmach uff den, so in geraten hett, ze trechen und tuond hierinn weder desselben unschuld noch trüw ansehen.
 

     18
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latine
     In der stat Endingen, dannen ich pürtig bin, nam ain alter man ain gar hüpsche junge [bl. 79] dochter von sechczehen jaren, und wann der man etwas gaistlich was, als er die ersten nacht der lieby mit ir pflegen wolt, lernet er die dochter, die er maint, wenn sy noch jung were, ringclich zuo guotem oder bösem gebogen werden mögen, sölichs nicht zymen, es were dann sach, das alwegen vor ir yedes ain Pater-noster gebettet hette. Und wenn sy dise gewonhait also etwo lang brachten, ward der alt am letsten müd, damit er betten und mit dem wyb schimpfen etwa lang ruowet, das die dochter anfangs wundert, wann er sich zum ersten also girlich gen ir bewyst hat, als ob im ir nicht gnuog möcht werden, und maint das wyb, es were villicht des schuld, das er nicht dar an gedächt, [bl. 79b] und were villicht not, das si in daran manete, und vieng an und kust und hielß den man unnd fragt in, wenn sy mer betten welten, damit, das sy offenlich sich schämet, under der gestallt gaistlichait tet haischen.
     Darumb zimpt sich, das die, so erst wyber nemen, ir selbs acht haben und nicht frävenlich der bösen begirlichait, so uns offt verfürt, verhengen; denn ob wol die wyb anfangs, glich als die vorchtsamen tuben, die man fürchten, yedoch, wenn sy gewonen, das man inen zertly unt mit in schimpffe und das darnach durch unser übelmügen von tag zu tag abnimpt, velt in zuo, uns syen ander wyber lieber, und versuochen aintweders an uns alle kunst, damit sy uns wider bringen, oder sy wenken ir lieby ouch von uns.
 

[bl. 80]
     19
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latine
     In der stat Butschpach, vier myl wegs von Frankfurt, was gar ain schöne jungkfrow, der was ain jüngling also hold, das er ir tag und nacht nach gieng, also lang das die dochter uberwunden ward und im zit und stat anzaigt, sy zuo bekumen. Und als sy ain ander an iren armen hatten und dem jüngling erloubt von der dochter wart, mit ir ze handlen nach sinen begierden, vieng er an unnd süfftzet und geparet nicht frölich, als dann söliche ort haischen. Und als die dochter darab bekümert ward und fraget, was die ursach sines trurens were, sagt er, er getörst nicht mit ir pflegen nach sinen begierden, das sy villicht von im schwanger wurd und im dann ain kind gäb, das er dann nit on merk[bl. 80b]lichen costen möcht erziehen, und begert also mit irem urloub wider hinweg ze gan. Und als das die junckfrow hort, beschwert es sy, betrachtende, das sy so schön was und ir ere gen irem buolen vergessen hat, er aber ain clain zitlich guot grösser achtet, denn ir lieby, und nam ir für, sy wölt sich rechen. Und wenn es nacht und vinster was, nam sy den jüngling by der handt, als ob sy in wyder für die tür füren wölt. Und als sy zu der stegen kam, baittet sy nicht lenger, sonder warff sy in frävenlich die stegen ab. Da lag er geschwunden. Und da er wyder zuo im selbs kam, mocht er wol ermessen, das buolschafft und kargkhait sich ubel ze samen verainen.
     Der tuot aber torlich, der mit frouwen-lieby byfanget ist und an den tag lat komen, das er etwas an[bl. 81]ders lieber hab, denn sy, und sich dennocht nicht destminder inen darnach vertruwt, wenn ain frow, so sich liebe annympt, lidet ungedulteclich das ychtzit liebers gehebt werd von dem, den sy liebet, dann sy, und so bald sy anders verstat, so wirt sy touben unnd begert rauch und setzt doch irer rach gancz kain maß.
 

     20
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latine
     Dise ist der vorigen nicht ungelich, davon man sagt, das in der stat Chur sye ouch gewesen ain jüngling, der hab geliebet ain schöne junckfrowen. Und als nun die jungfrow mit pit des jünglings überwunden was, [bl. 81b] kamend sy ze samen in ainem keler, da ouch vil öpfel lagen. Vieng der jüngling an, öpfel essen und gancz kain früntschafft noch liebe an die junckfrowen legen. Darab die junckfrow entrüst ward und begund in mißhandeln und sagt, hett sy gewüst, das er so begierig gewesen wer, öpfel ze essen, so were nicht not gesin, das er sich selb also berlich gekestiget hett, wann im ir zittlicher gnuog möcht worden sin. Und so bald sy im das gesagt, gieng sy ungenadet hinweg und beschloß nach ir die tür, das er in ainem gantzen tag nicht hinweg komen mocht.
     Die bestand aber übel, so schön frouwen buolend und, wenn in von inen erloubung, mit in nach willen ze handlen, beschicht, das sy dan ungeschaffet hingand; wenn frouwen, so buolen wennd, [bl. 82] werden aintweders von hüpsche, damit sy zu begirlichait bewegt werden, oder mit gaben zuo liebe geraitzt, dero das erst die man ir krefften, aber das ander zittlichs guots entsetzt, und kan man sy doch dero dingen baiden nicht benügen. Darumb so ist unkünschait an alten lüten voruß hässig; dann wenn sy nicht hüpsch oder stark syen, müssen sy ußgeben, damit sy die ieren dero güter, so sy von inen erben und warten solten, berouben.
 

     21
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latine
     Es zugend ettlich tütscher jüngling gen Bafy, die recht ze lernen. Und wenn die doctor daselbs besold von dem hertzogen von [bl. 82b] Mayland lesen syen, ouch der im sold die andern fürtrifft, der allermaist schüler hat, pflegen die doctor den nüwen schuolern früntlich zuo ze reden und inen zärtlen und vil verhaissen, damit sy sü an sich ziehen. Also pflag och ainer früntlich mit den selben schuolern ze reden und inen zuo sagen, ob inen not brot, win oder gelt würd, sölt inen sin hilff alzit berait sin. Und als aber die Tütschen des doctors worten gloubten und es sich darnach begab durh mangel botschafft von haymen, das inen gelts begund bresten, wurden sy ze rat, die hilff, so inen der doctor zuo gesagt hat, ze niessen, und giengen zu dem doctor und ruofften in an umb hilff. Der doctor verzoch es yemer mer dar und bracht nün den ußzug, denn ain ander, und mainet, [bl. 83] sy sölten müd werden, im also nach ze gan, und sölten darumb von ierem anbringen stan. Und als das umbsust was, ward er gezwungen, sin maynung gegen inen ze offnen, und sagt, sy wären ungeschickt, unmenschlich lüt, die nicht, was erwort uff in trügen, verstünden; er het vor offt die wort ouch gen andern gebracht und were im doch nicht minders im synn gewesen, wenn er gewonlich also mit den lüten pfläg ze reden.
     Es ist aber nichts, das mer ze hassen am menschen syg, denn lichtfertikait; denn mit dem, das die lichten menschen mit trüwlose schmächbary und verrätry inen understand huld und früntschafft ze pären, tuond sy ander lütt beschedigen. Es ist ouch schannttlich, wann wir nach der vernunfft allain mit dem, das wir reden, [bl. 83b] künnen über andre tier syen, unsre wort mißbruchen und also licht an uns selbs syen, das alle unsere red untogenlich und krafftloß sin.
 

     22
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latine
     Es ist ain alte gewonhait an etlichen orten in tütschen landen, das, wenn die lüt schwin metzgen, das sy dann den fründen und nachgepüren würst schicken. Der selben gewonhait nach etlich puren ains dorffs by Memmingen pflagen under in selbs zu ziten würst tailen, usgenomen ain armen, der ouch also arm was, das er nicht vermocht ain schwin ze kouffen. Desselben ouch zuo ziten, so man würst ußtailet, gancz niendert gedacht wardt, [bl. 84] und wenn dasselb der arm betrachtet, erbarmet er sich selbs und saczt im doch für, er wölt erlernen, ob sölichs uß rechter lieby oder güttikait under den andern gienge, und bracht kum so vil ze wegen, das er ain clain schwinle koufft. Dasselb ließ er vor allen andern metzgen und mit inen tailen. Hie mit er schuoff, das sy im dasselb jar ouch all würst schicktend. Das ander jar aber darnach erzoch er aber ain clains färly von jugend uff. Unnd wenn sine nachgepüren dasselb täglich vor inen sahen, mainten sy, er wurd aber tuon, wie vor, und schickten im aber all. Der arm verzoch aber sin schwin ze metzgen biß in die vasten, so unser gesatz nach verboten ist flaisch ze essen. Da was er von sölicher [bl. 84b] ußtailung gnuog wol entschuldiget und tet nicht dest minder die andern, so sich uff sin süwly gespiczt hatten, betriegen.
     Wir sind aber niendert genaigter, früntschafft zuo bewisen, dann wa wir in hoffnung syen, das uns volkumner nucz enspringe, oder da wir yeczo nutzung befunden haben, das under frummen lütten dankperkait, under bösen gsuoch und wuocher haisset. Dann leben wir aber säliclich, wenn wir allezit mit beraitter dankperkait beschechner guottat, hindangeseczt aignen nucz, angedenk syen, wenn wir nicht vergessen gerechtikait unnd barmherczikait und menschlich früntschafft, so yedem menschen gegen dem andern angeporn ist, in gedechtnüß behalten, und yedem, so sin allernotturfftigest ist, allerfürderlichest und vlissi[bl. 85]gest beraten und beholffen sin.
 

     23
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latine
     Bugg Strobel, gar ain lieplicher faczman, saß uff ein zit in dem huß des erwirdigen herren, hern Niclausen Gundelfinger, wylant vicary zu Costencz. In dem kam ain gepur, mit dem rett er stolczlich und fragt in, was sin geschäfft wer. Und wenn Bugg Strobel costlich beclaid was und ain anderhalb-schühigen buch vor im truog, da by man brüfen mocht, das er nicht nun bonen äß, vermaint der pur, es were der herr im huß, und legt im sin sach für, wie das er ainen priester geschlagen hett, und begert [bl. 85b] darumb gnad und uß dem bann. Macht Strobel zum ersten die sach groß und sagt im, er hett unrecht getan, voruß wenn er nicht underschyd gehebt hett under den gelidern des priesters; darumb wer not, das er im doch sagte, wa er in doch getroffen hett. Und als der pur sagt, in das houbt, «O», sprach Bugg, «du hast unreht, dann es wer vil weger gesin, du hettest in umb die pain geschlagen; da were er nicht gewicht gesin». Doch hieß er in mornendes am morgen frü, lang vor tag wider kumen und das er nicht uffhorte clopffen, biß das er für in käm, und sagt im daby, wie das er ful unnd stolcz knecht hetti, die arm lüt verachtoten, und wenn ire ougen mit win und schlauff überladen weren, stündend sy morgends [bl. 86] fuliclich uff, wiewol im niemer kumeclicher wer, arm lütt zu hören, denn am morgen. Also am morgen fruo, lang vor tag, ee das mitnacht fürkam, die wyl noch yederman schlaffen unnd ruowen tett, was der pur an der tür und ungestümiclich clopfen. Der herr ward nicht so bärlich entrist, als das übrig husgesind, die im übel fluochten und daby trowten, hört er nicht bald uff, er wurd als übel geschlagen, das er nit kriechen möcht. Diser clopfft aber nicht dest minder und sagt, der herr hette es in gehaissen und vorhin von der knecht fullkait gnuog gesait, er müste zu dem herren und wölt ouch vorhin nicht enweg, er were dann by im gesin. Als aber dem herren des puren frävelkait gesagt ward, beruofft er den puren, uß des worten [bl. 86b] er gnuog abnemen mocht, das er durch die person und beredung Bugg Strobels betrogen wer. Und als der pur verstuond sin irrung, gieng er hinweg. Und do es mornendes taget, kam er herwider und befand gnügsamlich, das im sölch betrugnüß nicht schad gewesen was.
     Sölich fatzlüt sind aber gewonlich an der fürsten höf, und wann sy wol gligsnen künnen, werden sy von inen wol beclaidt und niessen nuor die besten spysen, damit sy guot groß backen überkomen. Nun ist aber yetzmals nichts kumerlichers, die welt zu betriegen, dann wann ainer ainen grossen buch hat in schönen claidern. Doch gehört darzuo, welcher grosse wyßhait und groß sachen von im selbs tuot sagen, welcher dem widertail alwegen unrecht unnd im selbs und sinem tail recht [bl. 87] kan geben, den volget und geloubt man yetzo. Ich schätzen aber des rat für den bessern, dem lieber ist, das ander lüt von im sagen, dann das er es sage, der im selbs gerechtikait und billichait fürhept und sy uff baid tail aigentlich ermist, der denn erst sin hail uß kündet, wenn er gesigt, und nicht vor dem sig ain geschray machet und sich nicht annimbt, die ding ze wissen, so im unkund sind, sunder, zu erfaren die rechten warhait, zit und flyß brucht.
 

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latine
     Her Hanns von Wildenstain, abt des gotshuß in der Richenow, satzt im für, sine münch zuo andacht und gaistlichait ziehen, damit sy dester vlissiger weren, [bl. 87b] andechtiglich got, dem almechtigen, ze lob ze singen und ze lesen, das er denn vor aller andern, als billich ist, ouch tuon was, damit er inen guot byspil vortrüg. Und ob ettlich nicht tugent zoch, die zwang er mit vorchten der straffen zu guotem und macht ain ordnung in dem closter, das, welcher uß sinen brüdern zuo ziten singens und lesens nicht in der kilchen were, das der selb den selben tag on win were. Die selb straff er ouch gegen dem andern hoffgesind, so etwan mißhandloten, pflag bruchen. Es begab sich aber, das uff ainen tag der koch mit sinem gesang den abt, die wyl er bettet, verhindert, und als man essen solt und der koch zu dem tisch kam, sach er sinen becher umbkert. Das was nun ain zaichen dero, so wins manglen solten. Und [bl. 88] als er wyter umb sich sach, sach er ains münchs becher ouch umbkert, und als er desselben ursach ouch erfuor und aber die köch ungedulticlich durst liden, gieng er für den herren und fragt in, us was schuld man im nicht win geb. Antwurt im der abt, darumb, das er am morgen, die wyl er bettet, in verirret mit sinem gesang hett. Fragt er wyter, was dann der münch hett getan, dem man ouch nit win mittailte. Sagt der abbt, das er nicht gesungen hett im chor. Sprach der koch: Unnd wer möcht also üwer straffen vermiden, so ir dem eben als wol nicht win geben, der da singt, als dem, der nicht singt?
     Die zway mögen sich aber nit verainen, got ze lob schuldige gesang volbringen [bl. 88b] und mit liedlen die lüt zuo unkünschait und gailikait raitzen. Darumb ist in allen dingen ain maß und ain zil und, wir übertretten dasselb zil oder wir erlangends nicht, so sünden wir; dan glicher wyß als geschyd, böß, listig lüt oder die stumpffer und grober synnen syen, nicht wiczig, also och die, so ze vil hert sind und also hert, das sy menschlicher blödikait vergessen und barmherczikait gancz nicht by inen stat geben, und die, so alle zit berait syen, den lüten unrechts zuozefüegen, nit gerecht lüt gehaissen werden mügen, so mag ouch der, so alle ding getar tuon, glich als wol als der, so alle ding fürcht, nicht vest noch stark haissen. Es hett ouch mässikait ir zil, damit sy mit in dem, so sy wollust schühet, nit ain ze gar volkumen[bl. 89]hait fürnem und uß ainem menschen ain unmensch mach.
 

     25
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latine
     Her Marquart von Emps, ritter, luod uff ain zit ainen burgermaister von Lindow in sin schloß Emps, und als sy gessen hatten, fuort der ritter den gast in dem schloss umb, das schloß zuo besichtigen, biß das sy komen in ain camer, da allerlay messer and schwert hiengen. Der ritter aber, das er dem gast dester früntlicher wer, hieß er in da erwelen, welhes messer er wölt. Anfangs widert sich der gast, das er nicht so verdient gegen im wer. Der ritter ließ aber nicht nach mit bitten, so lang [bl. 89b] biß das der gast under andern ain messer, so von arbait edel was, tet erwelen. Da sprach der ritter: «Dem ist recht. Das messer sy üwer, doch mit dem underschaid, das es nicht dester minder da an siner stat belib hangen! und wer in künftig zit da her kompt, dem wyl ich sagen, das messer sy des burgermaisters von Lindow.»
     Zu behalten aber menschlich früntschafft, so ye ain mensch zuo dem von angeborner natur hat, ist vorußkumenlich miltikait, so verr si ouch in ierem zil behalten wirt, das ist, wenn unser gaben weder uns noch den unnsern noch den, so wir begaben, zuo unstatten dienen, wenn wir nicht uß hochfart und darumb, das wir gesehen werden, geben, wenn wir uß aignem fryen willen geben und den, so gaben wert sind, und von tugenden unnd nicht üppikait wegen unnd [bl. 90] wann wir voruß die bedenken, so gegen uns verdient sin, damit wir in am ersten willfaren und daby nicht vergessen menschlicher lieby, so ye ainem guoten menschen natürlichen mit dem andern ist, damit wir den selben nach ir notturfft, als vil in unserm vermugen ist, ouch ze hilff kumen.
 

     26
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latine
     In der stat Ennck in Sachsen ain jüngling nicht vast witzig was hold ainer frowen, zu der er doch weder kumen noch sy gesehen mocht. Also ward er täglich mit der buolschafft köstget und hat doch ain hoffnung, solich ungestümy kestigung gemiltret werden mügen, wenn sy im nün [bl. 90b] ainest noch ze sehen wurd. Unnd als er für ir huß anhin gieng, wart er ze rat, daselbs mit luter stym füwio ze schryen. Und so bald er das tett, erschrack yederman und wuscht in die fenster, zuo erfaren, wa das füwr wer. Hie mit sin buol ouch zu ainem venster ußgugget. So bald sy aber diser gesach, sagt er yederman, das für wer verloschen.
     Es sind aber vil menschen, die mit dem, das ir maynung fürgang hab, clain achten, was unfuogs ander lüt angang, wann sy nicht schetzen, das sy kain gemainschafft mit andern lüten haben, sonder so laitten sy all ir sum allain uff richtum zuo überkumen oder wollust und mit dem, das sy aignen nutz betrachten, vallen sy in mangerlay laster, roubry und touben diebstal und ander der glich, damit sy [bl. 91] nicht allain sich selbs, sunder die ieren und etwa groß gewält und fürstenthümb zu verderblichen schaden füren.
 

     27
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latine
     Man sagt, das vor ettlichen jaren als uwer genaden stat Herrenberg laider merklich verbran, da gewesen sin ain knab, villicht nicht witzig, oder ain narr, der, in dem als das füwr in allem wüten was, betrachtet, welches huß allervestest brunne. Unnd als er befand, das sins vaters huß die andern mit wüttenden füwr fürtraff, luff er umb und tett eß iederman mit fröuden verkünden, das man zuosähy, sin huß brunn berlichest. Da[bl. 91b]mit er maint, es gult glich, in widerwertikait und glükhafftigen dingen ander lüt fürtreffen.
     Es sol aber ain witziger man widerwertikait und ungefell glich als mit senfftem unnd vestem gemüt getulden, als glükhafftige und gefellige ding; dann so wir menschen syen, gepürt sich ye zu betrachten, was uff ir trag menschliche satzung und condicion, die unser leben dhainen gschoß des glüks entwert, sonnder uns erinnert, ab den dingen, so uns in disem zit begegnen, dhain wunder ze nemen, und schätzen nichts so seltzam sin, ee das es beschehe, das nichts beschehen mög. Darumb gepürt es sich, das wir zuo glükhafftigen ziten uns diemüticlich halten und ungefell, als ob es yetz [bl. 92] gegenwürtig sye, zu enpfahen uns beraiten, zuo widerwertigen ziten aber guot hoffnung haben und betrachten, die ding als krankhaiten, ellend, armuot, durhächtung böser lüt uns nit zum ersten noch ainig noch ychczit unbillichs menschlicher natur begegnen.
 

     28
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latine
     In dem dorff Mals, ain myl wegs von Chur, ist gewesen ain frow, die, wiewol sy ainen eeman hett, nichtz destminder wider die satzung der ee andern mannen in liebe verwilliget. Und wiewol es dem man unlidenlich was, doch das er dem wib nicht ze hert sin gesehen wurd, verhuob er zimliche straff und [bl. 92b] ward ze rat und sagt es dem schweher. Der schweher aber, wiewol er wüst, die dochter schuldig sin, yedoch, das er dem dochterman sinen kumer und der dochter die straff dester ringer machte, naigt er sich den dochterman ze trösten und sagt, das wer nicht an der dochter ze truren, wenn sy in sölichem irer muoter nachschlüg; si wurd aber in die harre davon lassen, wen ir muoter sich ouch also in der jugend gehalten hett, aber da sy sechtzig-järig worden were, hett sy davon gelassen; also wurd die dochter on zwivel ouch tuon, wenn sy sechtzig jar alt wurd.
     Aber das zit ist der unseligest übelstraffer, wann mit dem als es den tod oder sust krankhaiten dem menschen zuofügt, enzücht es uns krafft ze sünden und verlassen wir also nicht das übel, sonder ver[bl. 93]last es uns. Die guoten aber nit von vorcht des tods oder sust aynicherlay straff, sonder von liebe gots wegen, so die war tugend ist, das übel und übeltäter niden.
 

     29
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latine
     Als vor etlichen jaren das bistumb Costentz in grossen spennen stuond und der hochwirdig fürst und herr, her Otto, bischoff, do ze mal erwelter ze Costentz, min genediger herre, in alle schloß rait, die lüt sinen genaden underwürfflich in aid ze nemen, fuort er mit in Werlin, sinen narren. Der narr aber, als er müd was von dem riten, vieng er statzgende an fluochen dem hochwirdigen fürsten und [bl. 93b] herren, hern Herman, wyland bischoff zu Costentz seliger gedechtnüß, und sagt, er were ain narr gesin, das er des bistumbs schloß so verr von ainander gesetzt hett, denn wann alle stet, schloß und dörffer by ainander weren, so möchten die lüt in dem, das sy wandleten, vil mü vermiden.
     Es ist aber der toren aigenschafft, das si sich nuor uff ding, so sy gegenwürtig enpfinden, laitten und weder künfftigs noch vergangens betrachten; dann wann die toren die vernunfft zuo ziten nicht wellen noch künnen bruchen, hand sy ouch mangel an ir gedechtnüß, damit sy weder vergangner dingen ain wissen, noch künfftiger vorbetrachtung haben mügen, und sind also nuor zu wollust genaigt; arbait aber, es sye des libs oder [bl. 94] der vernunfft, sind sy gantz unlidig.
 

     30
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latine
     Zu Straßburg ist gewesen ain pfister, der, wiewol er ain hüpsche frouwen hat, nicht dest minder die magt im huß buolet; und wenn in die jungkfrow weder mit bitt noch trouwen abstellen kund, offnet sy es der frowen, mit der sy anschleg tett, den man zu betriegen, das die magt, wann er umb sy buolte, im zit und stat, zu ir ze kumen, satzte. Und als die frow an der magt stat da was, kam der pfister frölich und pflag schnell mit ir, das er wond, es were die magt, der liebe. Darnach vieng er an und rett frünt[bl. 94b]lich mit ir und erhuob sy mit früntlichait, schicklichait unnd gestalt nit allain über sin frowen, sonder über all ander frowen, und sagt, groß guot ze geben, das sin frow als lieplich und schön were, als sy. Als er aber dhain maß brucht in sinem lob noch am gelt, so er daruff bot, wardt das wib zum letsten ungedultig ze schwigen und sprach: «Uff dise stund gat es dir wol, hußwirt! wann yetz gand alle ding nach dinem begeren. Ich bin din husfro und bin so lieplich und schön, alz du begerst, und macht dich mit mir erliebgen on merklichen costen, wenn du wilt.»
     Es ist aber ain betrogenlich ding umb wollust, die mit dhainer vernunfft noch mit dhainem rechten wissen, sondern in dorlichem wan gefürt wirt; dann wann wir mit der ougen, [bl. 95] oren oder schlunds trugenliche fürsatz betrogen uns uff etwas sachen in künfftig zit fröwen und in dem, als wir darnach achten, unsern begierden gnuog ze tuond, und aber uß irrung in andre ding, dann wir wolten, fallen und die selben in der selben irrung für dise, die wir also begirlich gesuocht haben, niessen, durch dises wirt unser wollust, so lang wir in sölicher irrung standt, nicht gemindert noch entzogen, wenn es wollust halb glich gult, wasser oder win trinken, so lang der, so trinkt, wenet, er trinck win. Wenn nuor wollust etwas wesenlichs und guot wer, so tät sy uns nicht in sölich irrung füren und also gar verirren, das wir unser sinnen und vernunfft geussert wären. Darumb gepürt sich, dass wir uns zuo tugend [bl. 95b] naigen, da nichtzit betrogenlichs, nichtz finsters, sonder alle ding denn die sonn clarer sin.
 

     31
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latine
     In dem dorff Aigoltingen, zwo myl wegs von Costentz, bestattot man ainen edelman, darumb ouch vil frömbder priester dahin kamen. Under den selben ainer, villicht nicht gnuog bericht in dem messbuoch, als er ob altar stuond, begund ingang der mess allenthalben in dem buoch suochen, und als er lang gesuocht hat und am letsten verzwiflot daran, das er es nicht kund finden, ouch nicht wyst, wen er darinn solt anrüffen, stuond der mesner neben im, so im zu altar dienen solt, und wiewol er ain grober pur was, so betrachtet er doch die [bl. 96] not des priesters und zaigt im ain riemly, so er offt gesehen hat sinen pfarrer bruchen, in dem buoch zu ainem zaichen gemacht. Sobald aber der priester das annam, ward er entlediget uß angsten und fand, das er suocht.
     Es kumpt aber offt, das gewonhait kunst fürtrifft, wenn gewonhait endret unser vernunfft und fürt uns aintweders zuo tugenden oder zu schanden. Dann in welchen dingen sich ainer von kindsweesen uff übt, der selb wirt on zwifel in den selben dingen, sy syen guot oder böß, geschickter, dann ander lüt. Die gewonhait beharret ouch und behelt ir krafft vor uß in der jugent. Die selb, dwyl sy noch lind ist, wirt sy lichtlich mit ler und underrichtung, so darnach erst ain gewonhait und uß der gewonhait ain natur machet, zu guotem oder zu bösem [bl. 96b] gebogen. Und welcher von sinen kintlichen tagen von sinen eltern underricht gewonet hett, recht ze tuon, der wirt on zwifel schwerlicher von der warhait und gerechtikait gezogen, denn der gewonet hett ze stelen, ze rouben und unkünschait ze sehen oder ze triben.
 

     32
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latine
     Man sagt, das vor nicht vil jaren sye gewesen ain fatzman ze Costentz, hab gehaissen Hamman Faber. Der gieng uff ain mal zu ainem puren, so holtz zu Costentz an dem markt vail haut, und grüst in früntlich und sagt, er were sin öhan. Der ainfaltig gepur aber, wiewol er es anfangs für ainen schimpf hat, [bl. 97] yedoch wann diser ye lenger ye vester uff siner maynung beharret und im ze wartzaichen ander sine nachgepuren und fründe nemen kunt, wenn er das von ainem andern vor, so da von wyst, erlernt hat und ouch den hoff, so er buwet, wyst ze nemen, gloubt er im. Also luod in diser, er sölt mit im essen. Und als der pur das holtz verkoufft und es ze vil nachgab, als ainer, der von ainem ding ylet, sagt Hamman, sy wölten vor in das bad gan, so er in sonderkait hett geordnet, das sy nach dem bad dester baß möchten trincken und man inen dazwischen dester stattlicher ein mal zuorichten möcht. Es hat aber der statschriber in sinem huß ain aigens bädly, darinn er den selben tag die vordrosten und wähisten frowen [bl. 97b] ze Costentz geladen hat. Dahin Hamman mit dem puren tett ylen. Und als sy dahin kamen und der pur die andern claidern uß getett, sagt Hamman, des puren niderwat, mit urloub uwer genaden, wer übel schmecken, und warff sin niderclaid hinweg, damit er das sin ouch hinwerffende in das bad gienge. Als nun der pur sines niderclaids entsetzt was, stieß in Hamman vor in das bädly in versamlung der frowen und beschloß ußwendig die tür, das er nicht gefliehen möcht. Als aber die frouwen schruwen, luff das hußgesind hinzuo. Doch eb sy komen, was Hamman entrunnen und verwandlet sine claider und tett das ain oug zuo und stalt sich an den markt. Nun schwuor der pur ainen aid, er wölt dhain straff, dann des tods, von im nemen. Und als man in fragt, ob er den, so in dahin [bl. 98] gefürt hett, wenn er in sehe, kante, sagt er: «Ja.» Also ward er durch ettlich, so vor der dingen tailhafftig waren, zuo im gefürt und gefragt, ob es der were. Antwurt inen der pur, nain, er were es nicht; dann jener hett sine bayde ougen gehebt, so wer diser anoug. Damit der pur, zum andern mal von Hamman betrogen, schamrot zur stat usgieng.
     Die witzigen aber, wenn inen nüw und seltzam ding begegnen, pflegen sy es nicht von stund an zuo sagen oder abschlahen, sunder so bedenken sy sich und betrachten aigentlich alle umbstend, ob das, so in begegne, in schad oder nutzlich sy; und ob sich etwas schneller komlichait etwa aiget, sint sy darumb nicht glich frävenlieh verhengen, sunder sehen sy sich für, das sy nicht under der gestalt fruchtberkait betrogen werden und das sy damit nicht wider [bl. 98b] schrifftlich satzungen, frumbkait oder tugenden tuon; zuo widerwertigen ziten erschrecken sy nicht glich, sonder so betrachten sy, ob sy straffwirdig oder unschuldig syen; dann welcher sin unschuld beschirmt, der ist von allen sorgen und forchten billich fry und sicher; und was im sust on sin schuld begegnot, tuot er alles vernichten und verachten.
 

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latine
     In der stat Arbon by dem Bodemsee hat ain burger ainen knecht, was nit vast witzig. Nun hat der herr im dorff Roschach, ain myl von Arbon, etwas geschäffts mit dem knecht ußzerichten, und bevalch also dem knecht, das er sich rüste, er müste mornendes gen Roschach. Der knecht mornends, [bl. 99] ee das es taget, fuogt er sich gen Roschach und was bald, ee das der herr ufstuond, wider daheim. Als aber der herr uf gestuond, hieß er den knecht, das er sich zuoruste gen Roschach etwas geschefften halb, antwurt der knecht, er were wider kumen. Und als in der herr fragt, was er geschafft hett, sagt er, nichts anders, denn als der herr am abend mit im geschafft hette, das er sich gen Roschach ruste, also het er sich am morgen vor tag dar und dannen gefügt.
     Es sind aber ettlich lüt, die lieber wend guot gesehen werden, denn sin, die clain achtend, ob ir arbait den, so sy mit dienstperkait oder früntschafft behafft sin, zuo guotem oder zuo argem lange, wenn sy nun das zit unnutzlich verzerende gesehen werden etwas getan han. Tuond sölichs dienst[bl. 99b]knecht, so sind es buoben, schälk und böswicht. Geschicht es aber in ainer gestalt ains fründs, so ist clainer underschaid von jhenen und mag man sy schmaichler und liebkoser haissen.
 

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latine
     Ain metzger von Costenntz wolt uff ain zit fech kouffen vor der stat. Und als er in ain wirtßhuß kam und in villicht gefroren hat, gedacht er siner hentschuoch und sagt schimpflich, in künde nit gefrieren, wann sine hentschuoch hiengen by dem ofen. Das hört ain puob und fuogt sich bald in des metzgers haß und hieß im das wib uß gehaiß des mans sechs pfund pfennig geben ze warzaichen, das sine hentschuoch hind[bl. 100]er dem ofen hiengen. Und als das wib befand, das dem also was, gab sy im das gelt, welchen sy darnach nymer me weder gesach noch kant.
     Darumb söllen wir unsere zungen maistern und alwegen vorbetrachtlich umb uns sehen, wa, wenn, mit welchem, was unnd von wem wir reden, das wir nit frumer lüt oren frävenlich touben oder, so wir etwen under schälcken syen, uns selbs und unser guot verraten. Es ist ouch schwätzery für sich selbs hässig und was nie dhain schwigender mensch den lüten ain söliche bürde, als ain vil-schwätzer. Darumb die alten wysen alwegen schwigen, denn schwätzen, besser geacht haben.
 

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latine
     Als dem erwirdigen hochge[bl. 100b]lerten herren, herrn Hainrich Nithart, chorherrn und custer der stifft Costentz, baider rechten doctorn, so by unsern zyten gar für hochgelert gehalten ist, vor ettlichen jaren die pfarr ze Ulm geliehen ward, hat er ainen wagenman, so im von Costentz sin hußrat gen Ulm fuort. Und als der selb zu Costenntz in sinem hoff lag, was er also gittig über öpfel, das dhain öpfel vor im in den kachlen sicher waren. Nun was aber herr Hainrich Fischer, chorherr zuo sant Johans ze Costentz, hußhalter zu mal ain geschickter und menschlicher man, der ungedulticlich laid die frässery des puren mit den öpfeln, und satzt im für, sich an dem puren ze rechen, und nam zwen öpfel und füllt den ainen vol aloes und lait sy hinfür, das sy der [bl. 101] pur mocht sehen. Die selben der pur ouch mit dem, so er schlaffen gieng, hinnam und gaß. Und als er des aloes enpfand, begund er truren und wyst nicht, was es was, biß das die magt im huß zuo luff und mit cläglicher stym schray, der, so die zwen öpfel gessen hett, wurd bald sterben, es wer denn sach, das er sich bald offnet, das man im ze hilff käm, wann der ain öpfel were vol müßgifft gewesen. Darab der pur noch wierß erschrack und endeck resch, das er den öpfel gessen hett, und ruofft yederman an umb hilff. Da gieng erst der obgemelt herr Hainrich zuohin und bracht mit im ain grossen löffel vol essich und aloes, als ob es triax were, und sagt, da wer dhain mittel, er müste da von sterben, er [bl. 101b] neme dann das in. Welches, ob es wol dem puren anfangs gantz widerwärtig was ze nemen, so was er doch begierig ze leben, und mit grossem süfftzem, das im die träher über die wangen ab runnen, wenn es also bitter was, das er es offt ansatzt und doch davon ließ und es denn aber unnd aber an satzt, biß an das letzt mit heller stym her Hainrichs ankert, trank er es zittrende unnd erschrokenlich uß.
     Welcher im aber fürsetzt, das er alle ding getör zu versuochen understan, der sol sich ouch vermessen, was im davon entstan müg, gedulteclich ze liden. Der mag ouch kum allen laidsamen dingen entrinnen, der also in unküschait und frässery gefürt wirt, das er siner vernunfft also gar nicht mer gewaltig ist, das er nicht geunderschaidt wirt [bl. 102] von den unvernünftigen tieren, dann nichts ist, das den menschen als bald und offt pfleg zu beschädigen, als die zway, unkünschait und frässery, es sye dann sach, das wir hochfart und gyttikait hinzuo tuon.
 

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latine
     Es ist gewesen ain closter-frow, die nach cristenlicher satzung in der vasten ir sünde bichtet. Und als sy gebichtet hat und ir der priester ir buoß ufflegen wolt, damit die straff der sünd hingenomen wurd, hieß er sy anfangs, sy solt etlich tag vasten. Sagt sy, sy künde das nicht wol tuon, wenn sy hette als ain blöd houpt, das sy gantz nicht vasten möht. Als aber das der priester hort, [bl. 102b] gab er ir täglich etwa vil ze betten. Darzuo sy ouch sagt, es wer ir nicht kumenlich, wenn sy wer mit so vil geschäfften irs gotshuß umbgeben, das sy gantz nicht gebetten künde. Da hieß er sy etwas umb gots willen geben. Sprach sy, sy kunde dasselb ouch nicht getuon, wenn sy were im ze arm. Und als er doch maint, sy solt wallen und der hailigen stett suochen, was es ir ouch nicht fügclich. denn sy sprach, sy were im ze krank. Und als der priester etwas bewegt ward ab der ungedultikait der frowen und sy darumb strafft, sprach sy: Lieber herr, wie werent ir anfüren?
     Die irrend aber berlich, die inen fürsetzendt, übel mit gailikait und wollust begangen mit lust und fröud wider zu versünen, wenn man gewonlich zu kranckhaiten bitter unnd kranken lüten widerwertig [bl. 103] artznig pfligt raichen. Es wirt ouch dem nymer vergeben sin schuld, der mit dem, so er gnad begert, nicht anders tuot bitten, wenn das der, wider den er getan hat, im aber erloub wider in ze tuon und das im in verrer ze durchächten gezymme. Oder was genaden ist der wirdig, der in dem, das er genad begert, im fürsetzt, das er dem, so er geletzt hat, dhain puoß schuldig sy, und der in im selbs vermaint, das er sich nicht well noch mög der schmachaiten, disem zuogefügt, maßgen? Für war, dhanne, wenn wir aber unsern got Jhesum, den allerbesten und großmechtigisten, mit übel, so wir mit wollust und lyplicher begirlichait und andern sünden began, verletzen, wie kumen wir mit im wider zu gnaden, dann das wir nach siner satzung unnser [bl. 103b] schuld sinem priester endecken? Wann wir uns straffwirdig bekennen und das die gedechtnüss der selben unser sünden uns unser gemüt betrübe und das wir unns fürsetzen, sölichs füro nicht mer ze tuon, dann werffen wir hin wollust, denn widersagen wir liblicher anfechtung, denn so verbunden wir uns also zu got, dem almechtigen, das wir alle zit berait sin, lib und leben unnd alles, so wir haben, für in ze wagen. Das mag aber nicht geschehen, so lang wollust und gailikait stat by uns geben wirt. Die selben vertriben wir aber, so wir uns diemüticlich halten, so wir tag und nacht got bittende uns zuo tugenden naigen, so wir unser lib kestgen und nicht alles das, so uns anficht, sonder so vil, und uns gnuog ist, brachen.
 

[bl. 104]
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latine
     In dem dorff Schenckenberg by Engen, vier myl von Costentz, als ain priester da selb an ainem fyrtag predigot, kam unversehenlich in die kilchen Johannes Trukenbrot, procurator zu Costenntz. So bald aber der priester den selben ersach, bekannt er, das diser gelerter was, denn er, und sprah: «Es ist ainer hie innen, der ist vil berichter, dann ich; so lang der selb da ist, zimpt mir nicht, das ich ichtzit mer sage.» Und mit dem selben kart er sich umb und gieng hinweg.
     Es ist aber ainem ungelerten man, so lieber wyl gesehen sin, dann wesen, schwär, vor gelerten lüten ze lernen. Dann so sy die warhait und unwarhait, das recht und unrecht nicht von ainander gesündern künnen, kumpt ir unwissenhait, so sust under ainfaltigen lüten bedekt [bl. 104b] blib, an tag; aber mit gelerten und flissigen lütten het es ain andre gestalt; dann wann die selben mit dhainer überflüssikait noch volkomenhait der künsten gesettiget werden mögen, fröwend sy sich, das sy under gelerten lüten wonen, damit, ob sy etwan irrten, das sy darumb gestrafft werden, und sind nicht allain begierig von den grossen und gelertisten, sonder ouch von klainen und halb gelerten, damit sy sich bessern, ze lernen.
 

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latine
     Das erst jar, als ich min hußfrowen Claren genommen hat, was ich ze vil arm, das die, von den ich hilff warten solt, ungedulticlich uffnomen, das ich solt in elichem stand sin. Es was aber in dem jar, als man zalt von der [bl. 105] gepurt Christi m cccc lxxviij, was ich xxiij jar alt, und als nun uff Costenczer kilbe nach gewonhait ouch ettlich miner fründ kamen, mich zu besehen, was ich in erenhalb schuldig, die kilchwihe ze essen ze geben. Als wir aber aubends, was esshafftigs was, verzarten und ich mornendes ufstuond, hat ich nicht mer, dann sechs pfennig, in allem huß. Die nam das wib hinweg, flaisch ze kouffen. Nun was ich in hoffnung alter gewonhait nach, das mir von der stifftpfleger daselbs im münster werden sölten vj pfennig, und wenn ich minen eren nach mir fürgesetzt hat, den gesten win ze geben, hat ich die selben vj pfennig geordnet, win und brot darumb ze kouffen. Und als ich in den kor kam, da mau dann das gelt ußtailt, stalt ich mich hinfür, das ich nicht von dem pfleger übersehen wurd. Am letsten da man yederman gab und kainer [bl. 105b] da was, der sin als notturfftig were und der als gyrlich warttet, als ich, zerran die ustailung an mir, damit die andern all frölich hinweg giengen, dennocht ich gieng von und kam wider ze huß mit lärem seckel.
     Der ist aber nit gnuog geschid, der uff ander lüt seckel richlich ist; dann es sin vil lüt, die also mit girden umbgeben sind, gelt ze haben, das sy alle ding sust gegen gelt verachten. By den selben nicht schantlich ist, loblich miltikait, wie lang sy herbracht sye, durch liebe des gelts abzetuon. Si hands ouch nicht für ain laster, ob ainer verpuntnuß, gelübten trüw oder wie alt joch früntschafft sye, damit sy das gelt behalten, zerryten und brechen. Die selben, wann sy in ierem gemütt erwegen, war zuo der pfennig nutz wer und warumb man anfängclich golt und silber bezaich[bl. 106]net hett, so weren sy betrachten, das sy ir eren und gefuog und nit den pfennig bewarten und frygten das gelt nicht so berlich, das sy es nuor nit getörsten berüren, sonder so liessen sy in beliben in sinem underdienstlichem ampt und wesen, damit er verfangen ist, das sy und die ieren und ander, dero notturfft das haischet, so verr ir vermügen raichet, sich des pfennigs hilff gebruchten.
 

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latine
     Ain student zuo Paryß hat ettwa lang in siner camer ain schöne frouwen. Und als er uff ain mal vor tag in die schuol gieng, stuond das wib uff unnd durchsuocht die camer nach [bl. 106b] sölicher frouwen syten, die zuo zyten, was inen gefelt, für füwer uß tragen. Und wann es finster was, erwuscht sy ain kriegly mit dinten, das sy beducht schmeken wie roß-wasser, und salbet sich allenthalben mit der tintten. Als aber der student wider uß der schuol kam und er sy sach, das sy allenthalben schwartz was, erschrak er also übel ab ir, das im by nach geschwand und im sin red bestuond und viel im zuo, das vil licht in dem zit uß verhengknüß gottes etwa ain böser gaist sy mißhandelt hett. Die frow aber, als sy vermarkt den schreken des studenten, erschrak sy ouch, wann sy nit wust, warab diser also erschroken was. Und als sy also ainander ansahen, begund die frow zum ersten reden und fragt in, wes er stünd, warumb er sich nit wider zu ir laite. Antwurt ir der student, er were ubel ab [bl. 107] irem schwarczen ungestalten angesicht erschroken, wann ir schön und lieplich angesicht, dwyl er in der schuol gewesen wer, in ain mißgestalt und unform verwandelt were. Und als die frow sich selbs besach, befand sy, das sy sich selbs nicht mit roß-wasser, sonder dinten besalbet hett, und sagt es dem studenten. Damit er wider frölich ward und legt sich wider zuo ir.
     Es dienet aber nit alle füchtikait zuo schöne. Darumb gezimpt sich, das wir ainem yedem ding das, so zuo im gehört, zuofügen, das wir nit bruchende etwan ettliche ding den, so wir begeren, widerwertig, andern lüten spottlich und für narren gehalten sin. Denn got hat dem menschen fünff synne geben, dero hilff er sich gebruche in sinen geschäfften. Und wiewol er da yeglichem synn sin [bl. 107b] aigen ampt geben hat, so hett er doch nichts dester minder gewellen, das ainer dem andern, so man etwas kiesen oder priefen sölt, hilfflich wer. Das sol uns wol in unserm gemüt behafft unnd in gelait sin, damit wir nicht ainem aynigen synn gloubende und die andern verachtende zuom dickern mal betrogen werden.
 

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latine
     Als vor ettlichen zyten zu Costentz nach satzung unsers cristenliches gloubens, das nieman üppiclich by got und sinen hailigen gelidern schweren solt, py ainer grossen pen verboten was, Hainrich Oppentzhofer, dannze mal knecht der herren uff der Katzen daselbs, villicht bewegt durch schmach im zuo[bl. 108]gefügt, tett in etwas fräveler wort fallen. Das nun ettliche horten, die in villicht darzuo bewegt hatten, die von stund an es mit ainem bütel überlaiten, das er im für rat butt, und wiste doch weder burgermaister noch rautt nichtzit davon. Als er aber uff das rathuß kam, was geordnet der nachrichter mit ruoten, damit man dann sölich übeltäter pfligt straffen. Der stätts im vor sinen ougen umbgieng. Da was ouch der beghart mit dem crucifix, als ob er in trösten welt. Damit er mit sölichen angsten, sorgen und vorcht umbgeben wardt, das er gantz nicht wisset, wie er davon käm, wann er nicht anders maint, denn das man in mit ruoten zur stat uß schlahen wurd, und hat doch weder zit noch stat ze fliehen, wenn in die büttel und nachrichter allenthalben umb[bl. 108b]stuonden. Als er aber also in grossen angsten stuond und wartet, wenn in ain rat für sich beruoffte, unnd manigerlay betrachtet, wann er im yetz fürsatzt, sich rechtlich ze weren, denn viel im zuo umb gnad ze bitten. In dem selben stuond der raut uff und giengen die rautsherren haym. Als aber die büttel dem burgermaister volgtend und der hencker und lolhart ouch haym giengen, belaib er aynig da. Damit er erst bekanntt, das er mit schimpflicher vorht betrogen was, und gieng also entlediget sölicher betrübnüß ouch frölich haym ze huse.
     Es beschicht aber offt, das uns bedunckt, uns welle etwas mercklichen ungefels zuostan, dem wir darnach sunder all verletzung, es sye durch unser unschuld oder der fürsten güttikait beschirmt, en[bl. 109]trinnen. Widerumb so werden wir offt liederlich verwicklet in geschefft uß ursach, so wir anfengclich als schnöd und untuchtlich verachten und vernichten, die darnach gmächlich von tag zu tag durch unnser verachtung uffgen in krefften und am letsten also wagsen, das wir, so wir gern wölten, weder die sach verlassen noch biß ze end on unser merklich unrat volfüren mugen. Welche aber sich selb bewaren wellen, die sond anfangklich für sich sehen und aigentlich aller dingen ursach und was uß yeden dingen erwagsen und entspringen müg, ermessen, das sy darzuo allwegen hilff und rat berait han, damit sy nicht, wenn sy es hinschlichen lassen und es in die harr spylen, wider ir willen sich selbs in schaden füren bezwungen werden.
 

[bl. 109b]
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latine
     In dem Hegow hat ain raisiger knecht ain wib, die was also halstark und strittig, das nymer dhain frid im huß was, wyle sy nicht allain die wort, sunder ouch die straich ires mannes nit groß achtet, sprechende zu dem man, er brecht sy uß der hut nymer. Mit welchen worten als sy offt die oren ires mannes getöubt hatt, satzt er im für, ze erkunnen, ob er sy uß der hutt bringen möcht, und band sy uff ainen tisch und fieng sy an by den füssen ze schinden. Noch dann tett sy in ierem fürsatzt als halstarcklich verharren, das sy ire wort nit wolt widerrüffen, biß das ir der man ir hutt eben verr verletzt hat. Da fieng sy erst an schryen, sy were uß der hut bracht und wölt dem man nah irem vermügen in allen dingen gevölgig sin.
     [bl. 110] Es sind aber ettlich lütt, so weder mit trow noch bitt beredt werden mögen, das sy das, so sy inen fürsetzen, verlassen, das man in guotten dingen lobt und stättikait, aber in bösen dingen für ain laster hatt und hallstarkait zuomist. Es ist ouch unbillich, das ain mensch, so sin selbs nicht gewaltig ist, ychtz vermaine ze handlen synem herren ungezymmig und dan daruff hallstarklich understan zu beharren.
 

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     Wiland doctor Johannes Lib, advocat des hofs Costenntz, hat ain ze mal ersame liebe hußwirtin, unnd wenn er zuo zytten by guoten gesellen in [bl. 110b] wirtschafft wyß pflag sitzen und dann die füchten becher die red meren, clagten sich ettlich, wie das sy ir frowen entsässen umb das sy etwa villicht ze spatt ze huß kämen, pflag er ze glorieren und ze reden, in wunderte, wie ainem were, der sin frowen forchte, wann sin husfrow nie über in wunderlich gewesen wer. Uff ain mall hat er ain claine rud, das in sin hut baiß, darumb er dester offter in das bad gieng, das aber siner trüwen husfrowen nicht ze willen was, das sy villicht maint, es wer weger und diente mer zuo gesunthait, sölichs gmechlich vertriben, wenn das man es also überylte. Diser was aber der harr ungedultig und ertrachtet alle kunst, damit er bald gehailt wurd. Uff ain mal begab es sich aber, als er haimlich vor der husfrowen [bl. 111] gen bad gan wolt, hat er sine hosen noch an und nicht als ainer, der in das bad gan wyl, begegnet im ainer uß sinen gesellen. Und als in der selb fragt, war er gieng, sagt er, in das bad. Und als in diser wyter fraget, warumb er nit dahaim sich der müg, die hosen uß ze ziehen und nach dem bad wider an ze legen, entlediget het, sagt er, er wölt sölig bad vor der husfrowen haimlich behalten, wenn sy nicht gern hett, das er so dick in das bad gieng; wann er aber siner täglichen claider angetan wer, so wer nicht ringlich zuo erkennen, ob er in dem bad gewesen were oder nicht. Durch die selben wort, als er sich vor berümbt hat, das er sin wib nicht forcht, überwandt er sich selb und ward also von dem andern verspottet.
     Es ist aber schantlich, ainen man sinem wyb undertenig sin, ab ir stymm [bl. 111b] erschreken, wenn sy im ruefft, kumen, wann sy im etwas gepütt, gehorsam sin und kainer andern ursach wyter nachfragen, dann das der frowen wyll für die ursach sye. Es ist aber noch schannttlicher, ain erbere frowen an ainer nürren stat haben, ir trüw mit schmach belonen, ire emssikeit für üppikait haben und ire wort nyendert hören, dwyl doch ettlich geschäfft sin zu zittlicher narung und hußrat gehörig, darinn frowen vernunfften tuon fürtreffen, da ouch ain man sinem wyb billich gehörig ist. Darumb so wirt denn eelicher stat wol gefürt, wann zway eemenschen mit glichem gwalt, yeglichs das, so im zuostat, vollendet und so dhains dem andern mit liebe und eerberung tuot wichen.
 

[bl. 112]
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     Es sind gewesen zwen bürger zu Zürch nicht von vinsterm stamen, wann ir ainer ain ritter gewesen ist. Die warend ainander tödemlich fynd, und wenn sy lange zit der gerichten mengerlay unweg sich mit ainander erniettet hatten, damit inen bynach alle ire güter und liplich narung mit lyfrung und belonung irer räten und der, so inen bystendig waren, hingenomen ward, betrachtet der ritter das zuom ersten. Und als er uff ain male in der kirchen sant Felix und Regeln was und anhuob ze betten, doch umbsust, wann im ymerdar gestalt siner sachen vor den ougen umbgieng, vieng er an unnd sinnet ze fryden komen, unnd gieng von stund an uß der kilchen zuo sinem widersächer haym in das huß und vieng an und redt früntlich mit im. Und als aber diser das [bl. 112b] das für übel uff nam, offnot der sin maynung und baider irrung, das ir vindtschafft und krieg niendert zuo diente, dann zuo ir baider parthien verderblichem schaden und anderer lütten nutzung, damit ander lütt in zittlichem guott zuo, aber sy zwen täglich abnemen. Dann mit dem, das sy ire rätt und die juristen vlissig machten, wurden inen dahaym all kisten lär; darumb were guot, das sy inen selbs rieten, dwil noch etwas hie vor were. Und das dasselb fürgang hett, so wölt er mit allen den gedingen, so er im ufflegen möcht, ainen fryden mit im treffen. Damit diser überwunden ward und wurden ains, das sy desselben dochter und des ritters sun zuo ainander verhyrotend.
     Der bedunckt aber mich witzig sin, der hab ain sach, wie [bl. 113] guot sy syg, doch alwegen den fryden erwellet; wenn die, so mit gericht ze handlen haben, mit mangerlay kumers umbgeben werden, als vorcht, angst, darzuo hoffnung,. sorg und täglich nagen, als ungewyß und nichts, das da gewyss sy. Wann aber zum merern mal unser lümbd und er in gerichten arbaiten sin, ist sich ze hütten, das wir nicht den pfennig, denn unnser eer, besser achten, sonder söllen wir also fryden begeren, das wir der eren tugenden und gerechtikaiten geachtet haben gesehen werden, dann warer frid niendert on ere noch haissen noch wesen mag.
 

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     Ain zunfftmaister uß ainer stat in Schwaben mir yetzo nicht ge[bl. 113b]zymet ze nemmen, ward ußgeschickt in botschafftwyß und kam also uff dem weg gen Buochorn an dem Bodemsew, da ouch denzemal etlicher fürsten und anderer steten botschafften waren, damit es sich macht, das der wirt sy nicht all kund an bett gelegen. Also belaib der zunfftmaister mit sinem knecht in der stuben, in maynung, am morgen vor tag hinweg ze ritten. Und als aber der wirt ain kalb, so die selb nacht worden was, in die stuben truog und es neben den zunfftmaister legt, wann es gar kalt was, das es nicht erfrür, und aber der zunfftmaister mit schlaff beladen was, trompt im, er hett ain kalb bracht, das er, sobald er erwachet, begund dem knecht ze sagen. Dar zuo der knecht sagt: «Her zunfftmaister, der troum ist der warhait eben nach, wenn das kalb ligt da by uns.» Welche [bl. 114] wort dem zunfftmaister ain söliche vorcht und scham tet raichen, das er dem knecht ainen merklichen lon verhieß, die ding ze bergen. Als aber der kneht das annam, nam er das kalb uff den ruggen, dwyl es noch finster was, und warff es in den see.
     Wer ist aber so torrechtig, der troumen geloubt und sich vermist, etwas daruß gewisses ze wissagen, so kumerlich die ding, so wir wachend handlen und darzuo got und die welt zuo zügen berüffen, fürgang haben? Es sind ouch der troumen torlich ursachen; dann wann des menschen gemüt nymmer ruowet, bringt es unns schlaffenden die ding für, so wir wachend gehandlet haben? Und wenn etwa unser lib mit spyß und win beladet sin, uß der selben dampf, [bl. 114b] so wir schlaffen, uns mangerlay figuren begegnen; zuo dem sind wir offt mit mangerlay anfechtung byfanget, als arbait umb gwalt und eren, hoffnung und forcht, das wir, als wenn wir schlaffen, aintweders haben oder manglen gesehen werden.
 

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     Es hat ainer uß Payern ainen sun, der mer überwunden wardt von dem win, wenn das er den win überwunde. Und wenn das dem vater laid was, sinnet er tag und nacht, wie er es dem sun beneme. Es begab sich aber ain mal, das der vater ainen trunknen menschen an offner straß vand ligen, so gantz siner ver[bl. 115]nunfft beroubet was und mit untouwen die spyß und trank schantlich von im und sunst mit andern stuken trunkner lütten aigenschafften gebruchet. Und als er den selben sach, gedacht er, wenn disen sin sun säch, er wurd füro dester gwärlicher mit dem win handlen. Und ylende bracht er den sun zuo hin. Alsbald aber disen der sun sach, sprang er uff von fröuden und sprach glich zu dem vater: «O wie guoten win hatt diser getrunken! Min vater, erkennestu nicht den winschencken, der disen win verkoufft, das du mir in zaigtest, das ich ouch zuo im gieng?»
     Under allen gewonhaiten ist aber dhaine schwärlicher hin ze nemen, dann die, so durh wollust wagsen, dann wollust blenndt alle synn des menschen [bl. 115b] und verschoppet die vernunfft, das sy nicht schand und laster, so daruß entspringen, erkennen mügen. Hie von beschicht, das die menschen, so wollust pflegen, sich allain zu der selben naigen und ir ußwarten, da selbs uns voruß unkünschait und trunkenhait ze byspyl sin.
 

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latine
     Als vor ettlicher zyt zuo Straßpurg ir ettlich getrunken hatten lang in die nacht in hin biß schier gegen tag, understuondent sich iren zwen mit ainander haym ze huß gan. Und wann sy für das münster gan muosten, als sy zu der vordern tür komen und die mon durchschin was, beducht sy die ort, so die [bl. 116] mon beschain, gegen dem schatten von dem münster weren ain gross wasser. Und als sy da also bestuonden und nicht wysten, wer sy überfüren solt, beducht sy, si möchten das wasser erwaten, unnd zugen sich uß und beraittend sich ze watten. Und als sy im gan waren, huoben sy die füß hoch uff, als dann lüt pflegen, so durch wasser waten, biß das sy den schatten von den hüsern gegen in über erlangten. Da giengen sy erst haym unnd sagten grosse ding, wie sy gewaten weren.
     Es ist aber ain trunkner mensch weder siner synnen noch siner vernunfft mer mechtig, sonder als schlaffend lüt uß den dingen, so sy nüchter gehandelt haben, unwissen, was sy tuon, reden sy unnd schaffen. Dann schonen sy niemans und offnennd [bl. 116b] alle haimlichaiten, damit sy sich selbs und ander verraten, denn mit zittrendem kranken lib wend sy füchten. Es ist dhain scham noch forcht in inen, sonder handlen sy alle ding stöltzlich unnd verachtlich, ungeachtet weder fründen oder wirdikaiten. Alles das, so sy haben, gend sy hinweg, setzend ander erben, und ye mer sy trincken, ye mer sy dürst.
 

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latine
     Als ich ain jüngling in der hohen schuol Ertfurt wonet, hat ich ainen maister in der kunst gramatic, hieß Johannes Peck von Marchpurg uß Hessen. Der sagt, er hett gehept ainen gesellen, mit dem er in der jugend allerfrüntlichest gelebt [bl. 117] hett, und were ouch ain söliche liebe und früntschafft zwischen inen gewesen, das er im an ains bruoders stat gewesen wër. Der selb wer darnach ain münch worden ze Cappel, ouch in Hessen, und als darnach ain abbt daselbs gestarb, ze abbt erwelt. Und als das der selb min maister hort, wurd er also fro, das er sich glich uff huob und gen Cappel ylte, sinen gesellen als ain abt ze grüssen und sich mit im ze fröwen. Und als er da selbs hin komen wer, wurd er anfangs von den knechten übel gehalten und erlangte kum, das er mit dem herren ze reden käm, in desselben gegenwürtikait. Da er gesagt, wer er were unnd warumb er komen wer, und da by meldet alte und trüwe früntschafft und geselschafft, [bl. 117b] sähe in der abbt stoltzlich an über die agseln und sagt, der ding hett er nichts mer in gedechtnüß, wenn er kum gedecht, mit wem er gestert gehandelt hett; so weren ouch mit sinen eren die früntschafften und gesellschafften geendert. Und mit dem selben gieng er wider in sin gemach unnd sagt zuo im, er sölt wider da hin gan, dannen er komen wär.
     Der wirt aber gemerkt vast lichtfertig sin und das er nie recht lieb gehebt hab, sunder glichsnet, der mit den eren früntschafft endret, wenn under fründen sind alle ding gewyss, stät und vest, alle ding offenlich, berait und nichts haimlichs. Darumb zuo glükhafftigen ziten fröut sich ain fründ mit dem andern, und ob ain fründ ettwa, so es im glüklich gat, sich unmäßlich halt, warnet ainer [bl. 118] den andern, das er an das wyderspyl gedenke. Der fründ erhebt und lobt ouch nit alles das, so sin fründ handelt und tuot, sonder wann er sicht, das sin fründ recht tuot, so raitzt er in zu besserm, was unrecht ist, senfftmüticlich straffende. Kompt ain fründ zuo grössern eren, darumb tuot er nicht sin alten fründ von stund an verachten unnd verschmahen, sonder so ist ains rechten fründs gemüt alwegen glich. Denn zu ziten widerwertikait verwandlet ain fründ och nicht sinen willen, sonder so hett er ain mittlyden und stat im by mit rat und hilff. Darumb wirt durch früntschafft gelüchteret widerwertikait unnd glükliche ding gemeret und mit irem zuotuon stett unnd gantze küngkrich geuffet und gebuwen. Welche ding ob [bl. 118b] wir etwa anders an ainem menschen, so sich annimbt, er sy fründ, spüren, den selben söllend wir nicht ainen fründ nemen, sonder ain schmaichler und liebkoser, da alle ding der früntschafft widerwertig sind; denn ain schmaichler oder liebkoser hat nichts an im, das war, stät oder vest sy, sonder sin alle ding in inen falsch, ungwewiß, haimlich, vol trugnüß und arger listen. Wann es uns wol gat, so tuond sy under ougen, als ob sy frölich sin, und tragen im herzen laid mit sampt nid und haß. Si warnen uns nicht, so straffen sy uns nicht, sonder was wir tuon, das loben sy, unnd doch wenn wir wol und recht tuon, ist es inen ze kumer. Wann sy mit unser hilff in eren erhept werden und zuonemen, verachten und verschmahen sy uns glich [bl. 119] und zuo widerwertigen ziten beliben sy nicht, sonder schühen und fliehen sy uns als ain schädlich gyfft.
 

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latine
     Es ist gewesen ain priester in ainem dorff, haist Cappel, von Straspurg fünff myl wegs, der uff ain mal, als er brediget, scharflichest die man strafft, anrürende, wie das die puren mit dem, das sy ze berlich der frässery anhängig weren, spyß und tranck mißbruchten und, wenn sy truncken weren, ze nacht den wybern vil laids zuofuogten, denn mit görpsen (mit urloub uwer gnaden), denn mit fartzen unschmack ursachende. Damit er die wyber darzuo [bl. 119b] bracht, das sy sich selbs erbarmten, das sy so vil von iren mannen liden solten. Und als das die man ze übel namen und sagten, es gezimpte sich nicht, das ain priester unainikait zwischen eelüten offenlich tett sägen, begund der priester, im selbs erwegen, das er nicht lichtlich der man unwillen gedulden möcht, und satzt im für, sich mit den mannen zuo versünen. Und als aber ain fyrtag was, das er aber predigen solt, meldet er, wie er vor der mannen übel berürt hett; nun weren die wiber noch hie vor, die zu zitten, so die mann uff dem veld arbaitteten, sich spisten mit den besten spysen, als alt hennen und die besten ayer, und trünken nuor des besten wins, und wenn die mann hayn kämen und den tag mit arbait [bl. 120] gemüdet weren, satzt man inen ain muoß für mit ainem kruog mit wasser, das man uß dem wol abnemen möcht, das wann die wyber krank weren, sagten sy, das inen nichts zuo gehort, denn guot versoten hennen unnd guoter alter win, wider umbher aber, wann die mann kranck weren, so sagten sy, es gezimpt inen nichts, dann ain gerstenwasser, und hettens also die frowen alwegen, dann die mann, besser. Hiemit er schuoff, das im die wyber also vynd wurden, das sy tag und nacht die man wider in raitzten, also berlich, das er hie mit bezwungen ward, sich von dem selben ort ze endern.
     Die sind aber nicht woll by sinnen, die inen fürsetzen, allen oder dem merern tail [bl. 120b] der menschen, by den sy wonen, ze wylfaren, dann wie unser gestalten, also sind ouch unsere gemüt unglich. Darumb ist besser, wann wir nicht künnen guot ding reden, geschwigen, dann übel reden, und wann wir aber darumb reden, das wir yemans straffen oder lernen wellen, sond wir der warhait anhangen und zorn und alle scharffhait hinwerffen, das wir nicht gesehen werden mer durch nyd und haß oder durch unser eren oder nutzung, dann der warhait willen, uns ander lüt ze straffen annemmen.
 

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latine
     Es hat ain ritter ainen span mit ainem juristen und als sy [bl. 121] des zu entschidigung bayd yeder für sich selbs ze reden vor dem aller-durchluchtigisten großmechtigisten fursten und herren, herren Fryderichen, yetzo römischen kayser etc., unnserm aller-gnedigisten herren erschynen, rett der jurist, wenn er cleger was, zum ersten und dasselb zu latin, und das nicht unbillich, wenn er maint, wenn er rette vor dem küng der Latinischen, so wer es nicht uß weg, latinisch reden. Und wiewol der ritter sölicher sprach untailhafftig was, so verhielt er doch und underredt den doctor nicht nach syten des büfels. Aber do der doctor usgeredt hat, vieng er an, sin red ze tuon, und tet die selben in böhemischer sprach, so nit allain dem doctor, sonder dem kaiser und allen den, so gegenwärtig waren, unbekant was. Und als im das die kaiserlichen rät understuonden zuo verargen, lächlet sin allain der kaiser nach siner angeborner gütti[bl. 121b]kait und nam uff die entschuldigung des ritters, der da sagt, das der jurist mit siner red in latinischer zungen in understanden hett zu betriegen mit dem, das er latinisch geredt hett, so im unbekant wer, denn er nit bezalen künde, denn och mit ainer sprach dem doctor unbekannt, und kunde also dhainer dem andern sin maynung verwerffen und wurden also von dem kaiser ir maynung in haymischer sprach gemainem tütsch dar ze tuon gehaissen.
     Also dennzemal kunt worden ist, das nieman also geschid ist, das man im gänzlich gelouben geben müg, wenn man alwegen ainen andern vindet, der im mit geschidhait glichnet, ist er joch nicht über in. Darumb verrat der sin torhait, [bl. 122] der siner maynung also vertruwt, das er im gantz fürsetzt, das er nicht mög überwunden werden; dann glich als in den krefften des libs zwen sterker sin, denn ainer, also gewonlich in der vernunfft zwen ouch ain fürtreffen. Darumb gepürt sich, wann uns etwas zwivelhafftiger dingen zuostan, unser fründen rat darinn ze haben und uß vil maynungen aine verfassen und die selben maynung erst rümen, wann wir den ußtrag und das end der sach erlangt haben.
 

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latine
     Ain grosser doctor baider rechten hat siner vernunfft und wyßhait nach 11 pfruonden. Die selben er uff ain zytt [bl. 122b] in siner guoten fründen wirtschafft sitzende gebeten zellet. Nun hat aber der doctor ain bruoder, der, dwyl er sy also rechnet, im allwegen die zwelfft hin zuo tet. Und als der doctor die selben aber und aber äfert und nicht mer den 11 fandt, fragt er den bruoder, wellichs doch die zwelfft wer. Antwurt er: «O bruoder, die zwelfft ist dir die allergwissest, wenn sy din, wann du die andern alle verlassest, in der helle on zwivel wartet, wann du in sölicher überflüssikait zittlichs guots bist von gaistlichen pfruonden unnd so vil ander priester in armuot wesen.» Und maint der selb also nach des büfels torhait und ainfaltikait, das unbillich wer, das ain priester sölte zwa, ich geschwig 11, pfruonden haben.
     [bl. 123] Aber ich bin gar nicht der selben mainung, wenn ich schetz ainem yeglichen menschen so vil komenlichait und eren zuogehörig sin, als ains yeden schicklichait und vernunfft haischet, das doch under guotten und bösen, geschickten und ungeschickten lüten underschaid gehebt werd, das wir nicht daran schuld haben, das die gelerten lütt zuo zitten ankerter vliß rüwe und das daby die, so noch in clainerm alter sin, wenn sy sehen schiklichait und tugend in grosser achtung wesen geraitzt werden, den, so mit tugenden behafft sin, nachzeschlahen.
 

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latine
     Es ist ain gewonhait an et[bl. 123b]lichen orten in tütschen landen, das die pfarrer uff den nüwen-jars-tag, so wir cristenliche beschnidung bedenken, etwas schimpffred sagen, die selben sy denn in das volck nach baider geschlecht, wyb und man, komenlicher ußlegung ußtailen an stat ainer gab, so man gewonlich ain guot jar nempt. Es ist aber gewesen ain priester, der, als er geprediget in der kilchen und das guot jar ußtailt mit ainer mär, die selben märe er dann den frowen, dann den jungkfrowen, denn den wytwen durch ainen gaistlichen syn zuofuogt. Und wenn nun die puren noch hie vor waren und der priester lang nach in sinnet, kund er die selben mär niendert zuo den sytten der puren schicklich fügen und viel [bl. 124] im zuo die schmachaiten unnd betrübnüssen, damit er täglich von den puren geanfechtiget wurd, die in glicher maß, als man von dem grüwlichen hellischen gewalt uber die armen selen sagte, kestgotten. Darumb er vermaint, den selben inwoner der hellen nicht minder schuldig sin, denn den puren. Das sy aber paydenthalb clagens vertragen wurden, gab er offenlich an der canzel zuo guotem jar die puren den hellischen wütrichen, so man tüfel nempt, und widerumb die hellischen wütrich den puren, und sagt also ir baider boßhait nach sölt billich dhains das ander versmahen.
     Es ist aber nicht unbillich, das böses zu bösem geachtet und geschätzt wirt. Es ist aber gäntzlich us menschlicher früntschafft, dero lümden mit sampt [bl. 124b] den bösen, so schuldloß sin, verletzen; denn glicher wyß als ain menschen den andern durchächten wider menschlich natur, also ist nichts, das so menschlich sy, als güttikait, dann es were menschlicher, hundert schuldiger ungestraffet beliben, dann ain unschuldigen unschuldiclich belaidigen. Darumb, ob etwa ains menschen zung also begyrig und schnell ist ze reden, das im schwärer ist, schwigen, dann übel reden, so enthalt es sich doch nün en wenig, so lang biß es die guoten uß den bösen gesündre, und sag nicht darumb, das es villicht von ainem oder joch zwain schribern etwa geschmächt ist, die andern syen alle puoben.
 

[bl. 125]
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     Der obgemelt priester, als er sine undertan eben dick scharpflichest strafft, was inen das zuo müg und verclagten in gen iren obern, als dann offt beschicht, das wir alle ungern hören meldung unserer laster, wir syen joch ouch wie üppig wir wellen, unnd begerten also, man welt inen für den selben ainen andern priester geben, dann der wer inen ze vil mülich; dann wann er uff dem predigstuol wer, so wer ouch weder frid noch ruow in der kilchen; er fürgieng ouch iren dhain mit der scherpffy siner grimmen zungen. Und als man den priester beruofft unnd sin entschuldigung ouch hort, das der puren sytten [bl. 125b] sölich straff hieschen, die dhain underschaid hetten under recht und unrecht, ire gemüt allain laiten uff geschydhait und ander menschen betrugnüß, das sy aber ainen andern priester begerten, das stuond nicht in ires herren, sonder in des byschoffs gewalt, dem zuostuond, die kilchen zu besetzen, aber anderer fürsten gewalt were, die puren zuo verendern; darumb bett er, das man die puren hinweg tätt und im ander puren gäbe; so wölt er mit bessern puren fridlicher leben.
     Es gat aber übel, wenn yemans die ding wyl masgen, dero er untailhafft ist unnd die in nichts angand. Unnd wenn ainer sich annimbt, ain maister sin in ainer kunst, darinn er nie dhain schuoler ge[bl. 126]wesen ist, dann mit dem, so sy anderer lüten übel straffen, so begnaden sy sich selbs; und wenn sy anderer lüten grym richter sin, so beschädigen sy durch uuschickhait ir vernunfft die unschuldigen. Darumb gepürt sich, das sich yederman des annem, so im zuostat, und, was in nicht angang, verachte und verschmähe.
 

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     Ain tor von Endingen, dannen ich mich pürtig sin oben gesagt hab, nam ain junge dochter zu der ee, so hüpscher was, dann des brütgams wesen gedulden mocht. Unnd wann inen armuot zittliches guots verbot, by ainander [bl. 126b] huß ze haben, dienet die brutt ainem andern. Nun was der brütgam ain yfrer und verließ des herren huß, by dem das wyb dienet, durch die gantzen nacht yemermer darumbgende, nymer. Uff ain mal aber kam er später, dann die huot sins wibs hiesch, also das ain ander vor im by ir was. Und wenn er desselben, so zu ir gestigen was, schuoch fand under dem fensterladen an der erde stan, mocht er lichtlich erkennen, ain andern zuogang gehebt han zuo sinem wyb, so mit ir yetz die ee brech. Darumb satzt er im für, die ding nicht verächtlich sin. Doch wolt er die ding zittlicher handlen und nicht ylen unnd verzoch die straff biß mornends, das er es möcht gegen den witzigen anbringen. Und als er morndes den handel geöffnet, [bl. 127] sagt er, er het gnuog erfaren, das ain mensch, so von zorn brunn, sin selbs nit mächtig wer; denn es het nicht vil gefält, er hett zuo ziten des zorns dem eebrecher sine schuoch ze stüken zerhowen; wann aber die vernunfft in ain anders lernte, so sye sin ungestümikait gestillt.
     Es gepürt sich aber ainem witzigen menschen, zorn fliehen und in am ersten anrennen, glich als an ainer mur unnd weri die find, hintriben; ob aber der zorn zuo ziten unser gemüt behäfftet, gancz nichtes handlen, die wyl sich nun ain fünckly desselben öuget. Den zorn nimbt hin die vernunfft und byfanget all unser synn, als ob sy in ysen lägen. Unnd wann aber in allen unsern geschäfften die vernunfft sol zu[bl. 127b]vor an berait sin und uns aber zorn allen zuogang zuo der vernufft beschliessen tuot, mugen wir zu zyten des zorns gancz nit urtailen, was underschaid sye under guotem und bösem, nutzung und schaden, ze vil oder ze wenig. Darumb ist fruchtparer, ob uns zu ziten unrecht beschicht, sölichs verachten, dann das wir dem zorn rach verhengen, das er nit nach siner ungestümikait uns selbs mit sampt dem unsern verderb.
 

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latine
     Ain goldschmid ainer stat in unsern tütschen landen koufft uff dem land ain schwin. Dasselb schwin im der pur verschlossen in ainem sack haim prachte. Das schwin aber, als es in [bl. 128] der stat fry umbgieng, luff es wider ußhin uff das lannd zu dem puren. Als aber der pur das sach, entschuldiget er sich gegen dem goldschmid, das were on sin schuld beschehen, und gab dem goldschmid die wal, das gelt oder das schwin wider ze wellen. Aber der goldschmid wolt des schwins nymer und sagt, es zimpt im nicht, das er ain solich witzig tier an ains schwins stat in sinem huß tet; dann warumb? das schwin überträff mit wyßhait alle die zunfftmaister, so in der stat weren; dann kainer under inen wer, wenn man im die ougen verbund und beschlusse und in an ain ort fuort, im unbekant, der wider haim künde komen, als die suw het getan.
     [bl. 128b] Es begib sich aber zuo zyten, das eer und gewalt an etlich lüt raichen, so sin nicht genuog wirdig sin, das zu zyten die, so gewaltig sin, ander lüt nit nach tugenden, sonder nach irem gewin und nutzung messen, damit sy nicht tugenthafft und geschickt lüt, sonder die, so vol pfennig stecken, zuo eren tuon erheben. So sind die andern gyrig zu regieren und herschen; den ist schwär, das sy ander, so in mit schicklichait und tugenden glich sin, neben in in gewalt haben söllen, und arbaiten nichts mer, dann das anderer lüten tugenden unnd schicklichait begraben und verborgen und die ir erlücht belib, das sy dannzemal vermainen zuo behalten, wenn sy ungeschickt und stumpffer sinnen lutt, dero tugend unnd [bl. 129] schicklichait vinster sin unnd nymer durchtrüng, neben in haben. So hindert ouch etlich, das sy in zittlichem guot ze klain-fuog sin, also das sy sich uß andern lüten hilff neren müssen, darumb sy eren und gewallt nicht tragen mugen. Den selben aber schätzt ich billicher gemaine hilff ze raichen, wenn das man unmenschen und ungeschickt lüt, stet oder land zuo begwaltigen, zuolast.
     Hochgeborner, genediger herr! Dise ersten früchten miner vernunfft welle uwer gnad von mir genedigclich enpfahen, [bl. 129b] die sin, wie sy wellen, da sind sy doch gnuog, zu erkunnen uwer gnaden willen in derlay schrifften; denn wenn die Tütschen unser eltern ye wältens besser geacht haben, groß sachen wirdig zu bedenken, ze handlen und ze tuond, dann die selben zu beschriben oder ze lesen, sind die selben geschichten-schriber in tütschen landen in dhainer achtung, darumb ir wenig oder gar dhaine gewesen sin, denn es laitet nieman sin gemüt ze beschriben, der waist, das er davon dhain lob noch gnad des, von des wegen er schribt, ervolget, sonder das er in unnutzer hoffnung das zit umbsust verzer. Darumb hab ich diß wercklin, uwer gnaden ze lieb an genomen, kumb halb uß gemacht, wenn ich der harr [bl. 130] uwer gnaden willen ze erkennen unlidig was, dasselb ouch, so verr es bewercht ist, mir gen uwer gnaden also clainfuog wenig und schnöd gesehen ist, das mir ze willen was abzestan, als von ainer fräveln tatt, und im zaichen ze geben glich als ainem here, das yetzo sich beraitt an ainen strit ze gan, zuo verhalten, es were dann, das es min gebot verachtot hett, mer uff üwer genaden, dann uff sin aigne tugend, keck und manlich. Darumb wa ir dises von mir gnediclich uffnemen tuon, haben ir gewalt von mir, alle macht miner sinnen zuo ervordern. Wa das nicht und das villicht uwer gnaden derolay schrifften ungwon ist und nach vil menschen unserer landen sitten dises versmaht, noch dann sin min undertenig, [bl. 130b] willig, gehorsam dienst hiemit üch ergeben (sin sy joch nicht annem), üch allezit in minem gemüt und gedenken undertenigclich beraitt.

     Geben Costentz am acht-und-zwaintzigisten tag des moneds November, im sechs-und-achtzigesten vier-hunderttest zum tusendisten jaren.