BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Meister Albrant

um 1240

 

Von den rossen ertzney

 

Textgrundlage:

Meister Albrant, Das Roßarzneibuch

Hrsg. G. Eis, Reichenberg 1939

 

______________________________________________________________________________

 

 

 

 

(Ver dy erczstye won den rossen wyssen welle, der vindit se hy gescrebyn. unde dy kunst hat gemacht meyster Albret, keysyr Frederichis smyt unde marsteller won Napelz. der hat dyse const gar unde gancz worsucht an den yrbaryn rossen, dy ym der keysir bewolen hatte.)

 

1

Swelich ros ain siechs havpt hab

oder daz gestoret sei oder fast von gesuecht chranc sei, der nem retich, wol gederret, und zitwar geleich, und machez ze puluer und mische daz mit weine und gevz iz dem ross in den hals. und verhab im dy naseloecher, untz iz begin tresen. und tue daz als diche, untz im daz ayter gar aus gerinne und swenne di nasloecher nimmer rinnent, so ist iz gesunt.

 

2

Swelich ros ainen geswollen hals hab

und nicht verslinden muege, so nim zway ayer oder drev waichev und misch dy mit salcz oder mit ezzeich. und nim ainen stap in der grozze als ain davm, der vor gespalten sei, und bewint den mit werche. und wirf daz ros nider und stoz im den stab in den hals, untz im dy ayzze zeprechen, und gevz im dy temper in den hals.

 

3

So du dy wuerm wellest vertreiben aus dem magen,

so nim ezzeich und ayer schal, wol gestozzen, und rost ab dem eysen und gepranten pheffer, wol gestozzen, und la daz mit einander la werden und gevs iz dem rosse in den hals. oder sneid gachhail chlain und sevd in mit walendem wein und gevz iz dem ros in den hals.

 

4

So daz ros den wurm hat

zwischen der haut in dem vleisch, so nim ain ros pain und prin daz ze pulver und nim dar zu gruenspat, und prin dy haut ain wenig do der wurm ist, und se daz pulver dar auf. [oder pint im ain rospain unwizzende an den hals: so wirt iz gesunt in en.]

 

5

Swelch ros wazzer reh ist,

dem trieffent dy naseloecher. dem laz man an der hals oder

 

6

Swelch ros mavchel reh ist,

daz spreizet sich auf dem pallen. dem lazz man an den paynen.

 

7

Swelich ros wint reh ist,

als ob iz hertzslechtich sei, dem lazz man zwischen avgen und oren.

 

8

Swelich ros fueter reh ist,

daz plet sich und chert all virawe von im. dem stoz man saif in den leip: so entlet iz sich.

 

9

Swelch ros den trit hab,

dem mach den trit schoen und pint dar avf gepetz prot mit saltz. so stinch er nicht. und tue daz alle tage.

 

10

Swelich ros ain ays hat,

den durch prinn chreutzling und la swebil dar in mit ainem hayzzon eysen. un pint dar auf gepetz prot mit salcz ze dem tag zwier: so hailet iz.

 

11

Swelich ros einn gespalten fuez hat,

(den sal man uf spaldyn czwyschyn deme hufe lege eyn tuch von wurmel gewollyn mit deme wyesyn des eigys: so wirt yz gesunt.)

 

12

(Swelich ros verpellet wirt,)

dem prich daz eysen ab und slach den pallen auf und leg im werrich mit wazzer dar in: so swirt iz aus.

 

13

Swelich ros daz ayter aus geprosten ist,

dem cher daz ayter aus als im der fuez gespalten sei, und pint dar auf warmen hundes mist.

 

14

Swelich ros daz gurvay hat,

so seud honich und stoz chnouelauchl dar runder und nim daz ze sammen und pintz im drauf: so haylet iz in drin tagen.

 

15

Swelich ros dy chelsucht hat,

io nim daz chlar von vierundzwaincig ayern und milbe weirauch dar in und gevz sm daz in den hals. und leg im ain rinch an den hals und aynen an dev brust und ariwait iz: so wirt iz gesunt.

 

16

Swelich ros roetzich ist,

so well ein halp pfunt pavm oel in einer phann und einen vierdunch chochsilber und laz ez erwallen und geuz ez dem ros in dy naslocher: so ist ez ungesunt acht tage und wirt dar nach gesunt oder ez stirbet.

 

17

Swelich ros revdich ist,

so nim swebel und altz smer und striph vurtzen und menschen har und reib daz under ein ander und salb im dy pain da mit an einer sunn oder in einer stuben.

 

18

Swelich ros vernagelt ist,

so nim hierse wol gestozzen, gesoten mit hayzzem smerb, und prich daz eysen ab und pint imz auf den fuez uber nacht: so macht du iz dez morgens beslahen und reiten wo du wilt.

 

19

Swelich ros geschozzen ist

und den pfeil nicht gewinnen macht, so stoz einen chrevzzen mit hasen smaltz und pint imz auf dy wunden: so zeucht iz den pheil uber nacht aus.

 

20

Swelich ros hagen huof ist,

so mach ein chalchez von aschen aus magen halm und wasch iz da mit. und smir iz dich mit smerb, gemischet mit sweuil und mit cochsilber, und pint imz dar uber und se grunspat dor in und bestreich iz mit dann mit lein oel: so wirt ez gesunt.

 

21

Swelich ros spetich ist,

so umb var dy stat alummentum mit ainem hayzzen eysen und se dann gruenspat dar in und pint dann hayzzes prot dar auf. und waschez diche mit tan czephen chaltchuezz, gesoten von tanzephen.

 

22

Sver daz getwang hat,

nim azarum haizzet ain chraut und gib im daz zezzen im prot. ader nim sayf und verwasch dy und gib imz ze trinken: so durich vert ez daz ros und wirt vertich.

 

23

Swelich ros dy pain wachst hat,

so nim ein gluendes eysen und druchin durch prin du iz ummentum. und pint daz pain oben und niden vast mit zwain puchein riemen. und se dann ain chraut spangruen. und tue daz zwen tage und mischez dann mit chalchuezz von tanzephen wazzer: so wiert ez gesunt.

 

24

Du solt wizzen der wurm haizzet dreyer layge.

Der ain heft sich zwischen dem chnie und der huf. der hayzzet der wolf oder vras oder der hekker. do der leit, do wirt ein peul als ain nuz und ravchet dy haut und iuchet sich da. dar zue nim (tzwen puchken rym und pint daz pain niden und oben, do er leit, gar vast. so prenn in mit ainem glueunden eysen und reib darin gruenspat und salcz und pind die wund tzue uncz uber drey tag: also machtu auch puezzen daz painwachs.

Der ander hebt sich an an dem tzagel tzu dem gestözze. daz erchenstu alzo, daz sich das rozz reybt wider die went und reucht sich an dem gestozze. und greyffest du ym dann den wuerm sam aine nuezz, so tue ym die haut auff mit ainem scharffen messer und reyb ym gruenspat dar in und schier da von daz har und pintt ym dar auff swebel mit smere gestozzen und mit gruenspaet und mit pilsen sam: so stirbt er tzuhant.

Ist aber daz, daz du es versawmst, so wiert der wuerm uber all aus prestent und wiert sich merent. den tod also: prenn die stet all, do er leit, und nim gestozzens rozz pain und gruenspaet und sae swebel dar inn. und hilfft daz nicht, so nym wermuet safft, alz vil, daz du ain leilachen muegst geneczen, und stuppe dann die stett, die du geprant hast, mit dem stupp, alz ich vor gesprochen hab, und wint das leilach umb daz rozz. und tue daz siben tag: so stirbt der wurm gänczlich.

 

25

Welch rozz ain tzeprochen ruchk hat,

so nim verprante alte soln tzu puluer und sweineinew pain und hechten chew, und mache daz tzu puluer und straew yms auf den pruch. muestu aber reytten, so sneyd daz pflaster aus alz weyt der pruch ist oder ein wenig weyter, und secz perment dar uber und reyt. so haylt es dar under churczleich.

 

26

Welch rozz die mauchken hat.

Die stat sol man prennen senftichlichen mit ainem haizzen eysen und darnach poechk si mit einem fliedel und leg dann dar auf salcz und roechken proet uber tag und uber nacht und tue es dann ab und sprenge gruenspat dar auff: so wirt es schir haylen.

 

27

Welch rozz hat vlozz gallen.

Ist daz si ausserthalben des pains ligent, so durchkligs mit ainem gluenden eysen und leg tzehant dar auf roekken proet alzo hayzz aus dem öfen, und la daz dar auf ligen drey nacht und drey tag. darnach nym altz smer und temperir daz, und misch ez czu sam und salb es dichk da mit.

 

28

Welch rozz herczslächtig ist.

Nym encian ain pecher vol und ain viertal ains bechers mit salcz, und mache daz loe mit wein und geuzz es dem rozz newn tag nach einander in den hals.

 

29

Welch ros kyochet,

deme gyp nicht czu essyn wenne rueckyene ckyen: so wirt ys gesunt.

 

30

Welch rozz pawch streng ist,

so nim hamföl und hundes pluet und salb ym die adern an der prust.

 

31

Welch rozz den huefftwang hat,

so nim linsaet und altes smer und sneid daz durich einander und pint es dem rozz umb die hueff uber nacht: es wiert frisch.

 

32

Wann man dem rozz die dillen aus wirfft,

so nim ains herten prötz die prösm und gemischt mit salcz gleich, und pind es dar auff uber nacht. und des andern tags wierff dar auff gruenspat und truchken laym, nicht verprunnen, und pint daz dar auf uber nacht und tue daz drey tag.

 

33

Welch ros wilt fleys hot in der wunden,

zo sal man nemen grunespat unde dor uf schoten unde sal is denne wasschyn mit wyne, do nessil zome inne gesotyn sy: so wirt is schire heyl.

 

34

Welch rozz die haren wint hat,

so nim ain loet loeber und stözz die und nym ain pecher weins oder pier und tue daz puluer dar in and laz es loe werden und geus es dem rozz in den halz.

 

35

Welch rozz räppig ist,

dem wasch die raeppichait mit chaltgozzen und mit harm, uncz dy raweden abvallen. darnach nym sawrn taig und pint ymen darauff drey tag, uncz ym daz har abvalle, und nym dann alcz smer und temperir daz mit chöchsilber und mit swebel und streych daz offt dar an: so wiert ym pazz.

 

36

Czu den rozz augen.

Mach daz puluer: seemuscheln, die pey dem wazzer ligent, und prenn die auff glueunden choln und tzeuch ym ab die auzzer haut und die ynner und pehalt das mitter tail, daz ist weys. darnach nym frischen weyzzen ingwer. darnach nym galmei und prenn die auf choln und lesch si dann yn wein. und tue daz newnstund. darnach nym galiczenstain und wig die vierew geleich zu sam und stozz si zu puluer. und reib das puluer durich ein weizzes tuech und bederb es zu den augen.)