BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johans, der Jansen Enikel

um 1230/40 - nach 1300

 

Weltchronik

 

Geschichte Roms:

Weitere römische Kaiser,

Takprecht, Konstantin

Verse 24225 - 25538

 

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24225

Hinnâch rîchsen began

ein vil gewaltic man.

der was Tarquinius genant,

der was der wirst den man vant.

er rîchset Nerôni gelîch

24230

ze Rôm in dem künicrîch.

er hêt ouch besezzen,

des mac ich niht vergezzen,

Nerônes daz guldîn hûs.

er wart den Rœmærn als ein mûs

24235

leid unde swære

und reht gar unmære,

daz si in ze Rôm vertriben.

sîner friunt was dâ niht beliben.

die muostenzs rûmen mit im dâ

24240

und muosten von der stat iesâ.

man hiez in ouch dô tœten

mit angsten und mit nœten,

wan die Rœmer niht enbiten:

im wart vast nâch geriten,

24245

unz er muost von in verderben

und ûf dem velde sterben.

dar nâch gap in got ein stiur,

daz daz wilde fiur

kam gewalticlîche

24250

und verbrant daz hûs rîche,

daz von gold was bereit

herrn Nerôni, als man seit.

dâ sach man gotes gewalt an,

daz wider got nieman kan.

 

24255

Ze Rôm rîchset nâch im dâ

ein künic der hiez Galbâ.

der het einen friunt hiez Pisô.

den selben friunt sant er dô

mit einem grôzen her,

24260

daz sich gegen im nieman ze wer

moht gesetzen an der zît.

er sant in in diu lant wît,

daz er si betwunge

und nâch êren runge.

24265

da mit fuor er hin zuo dem Rîn.

sîn gewalt moht niht grœzer sîn.

dâ mit betwanc er diu rîch

vil gar gewalticlîch.

den Diutschen geschach von im wê.

24270

er stiftet ein stat hiez Pisê

und fuor dâ mit wider heim.

zwâr er fuor niht alein.

er fuort ein grôzez her zwâr.

grôz und michel wart sîn schar.

24275

dâ mit der herr stift ein stat dâ,

diu geviel im wol iesâ;

diu wart genant Capiam.

dar inn saz er ân alle scham,

unz eines tags kom dar

24280

der herr Ottô mit grôzer schar

und gewan im die stat an

unde sluoc die zwên man

in der stat ze Capiam

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

24285

Galbâ und Pisô;

des wârn ir friunt vil unfrô.

er tet an in vil grôzez mort,

daz nie dâ vor wart gehôrt,

wan er die stat und daz lant

24290

allez zerfuort und verbrant

und die liut dar inne,

daz was ein swær minne,

daz er daz lant dâ vertet,

beidiu bürg und ouch stet.

 

24295

Dar nâch rîchsen began

ein vil gewaltic man,

der was Ottô genant

und was den Rœmern wol bekant

ze Rôm, als ich hân vernomen.

24300

er was gewalticlîch komen

ze Rôm in die grôzen stat,

als in muot und wille bat,

und rîchset dâ gewalticlîch.

dar nâch kom ein künic rîch,

24305

der was Vitellus genant,

der sluoc in dâ mit sîner hant.

 

Künic Ottô rîchset ze Rôm drî mânôt

von gotes geburt einz und achzic jâr.

 

Vitellus der gewaltic man

dar nâch rîchsen began

ze Rôm in der grôzen stat,

24310

wan man in dâ erwelt hât.

dar nâch gewan er grôze swær,

wan er wart vil unmær

den Rœmærn über al,

wan si trahten sînen val,

24315

wan er in niht liebes tet.

vil manger râtgeb daz ret

und riet ouch als er solt,

wan si wârn im niht holt.

er tet in lasters genuoc.

24320

dâ von si wârn gên im kluoc

und begunden balde gâhen,

Vitellum dâ vâhen.

des moht er niht entwenken.

ir ieslîcher begund gedenken,

24325

wie man im mit nœten

den lîp sold tœten.

dâ vant einer under in

einen wunderlîchen sin,

daz man in solt alsô gesunt

24330

lebendic begraben, daz wart im kunt.

 

Dar nâch tuon ich bekant,

daz Jerusalêm daz lant

betwanc eins künic alsus,

der hiez Vespasjanus

24335

und was in dem houbt siech gar.

sîn nas was im zwâr

websen alliu vol,

daz weiz ich von der wârheit wol.

der selb Vespasjanus

24340

betwanc lant und liut alsus,

daz si im wârn undertân.

im dienten vil dienstman.

ich hân ouch hœren sagen

vor mir bî mînen tagen,

24345

daz im sô wol gelung dar inn,

wan er hêt wîse sinn

und hêt dar zuo grôzez heil,

daz im juden wurden veil.

man sagt, er schüef sô wol sîn dinc,

24350

daz er umb einen pfenninc

drîzic juden gæbe zwâr.

daz enweiz ich niht, ob ez wâr

sî oder ein ungeriht,

dâ von ich ez ungern tiht

24355

und daz buoch besunder.

ez möht wol sîn ein wunder.

ich sag iu für wâr alsus,

daz sîn sun her Tytus

daz lant betwanc gewalticlîch,

24360

der selb künic rîch,

und sluoc den künic dar inne.

daz wârn sour minne.

der künic Milia hiez,

den er von dem leben stiez,

24365

und vie den künic Hylam

und fuort in gên Rôm dan –

er und Vespasjanus –,

der gevangen was alsus.

dar nâch gelac er tôt.

24370

des twanc in grôz nôt.

 

Künic Vespesianus rîchset aht jâr und zehen mânôt

von gotes geburt zwei und ahzic jâr.

 

Ein künic ze Rôm was,

von dem man schreip unde las,

der was Claudius genant.

ze Rôm was er wol bekant.

24375

er begie ze aller zît

beidiu in sturm und in strît

vil unbildes und vil wunder,

diu sag ich iu besunder.

ez was ein gîtiger man,

24380

als ich vor mir gehœrt hân.

guotes gewan er nie genuoc.

swaz man im goldes în truoc,

daz was im vil gar ein wint.

er hiez wîp unde kint

24385

beschatzen unde dienstman

und swer im was undertân:

die mahten in niht erfüllen.

ein bodemlôse züllen

hiet man mit wazzer gefüllet ê.

24390

im was nâch guot alsô wê,

daz er vor gîte kûm genas.

allez daz in dem lande was,

daz beschatzet er ân widerstrît.

in hêt der unsælic gît

24395

in herzen sô besezzen,

swan er solt ezzen,

sô was sîn herz ze aller zît

vil swær, wan er hêt den gît.

 

Er hêt ouch einen schaffær

24400

der was im niht unmær,

wan er die liut beschatzen kunde.

des er im wol gunde.

dô er und sîn schaffær

beschazten daz volc mit swær,

24405

unz si gehaben mohten niht.

des hât der tiufel mit im pfliht,

wann er von herzen siech wart.

dô wart niht lenger gespart,

er sant nâch sînem schaffær.

24410

er sprach: «ring mir mîn swær

und beschatz mir rîch und arm

unde lâ dichs niht erbarm,

unz si gehaben mügen niht;» –

des hât der tiufel mit im pfliht –

24415

«dar zuo nim mir ab mîn gelt

und füer ez allez ûf daz velt

und heiz all die balge nemen,

die den smiden zuo der esse zemen,

und heiz zesamen rennen daz golt.

24420

dû weist wol, ich bin dir holt.

dem silber tuo alsam vil reht,

sô mügen ritter unde kneht

ir beider niht gewinnen.

ich weiz daz wol mit sinnen,

24425

die armen koment geloufen

und wellent umb daz golt roufen

mit eksten und mit bîlen,

sô kumt bî einer wîlen

mîn ritter und mîn dienstman

24430

und wellent den arm daz golt an

gewinnen mit gewalt.

sô wirt der strît manicvalt,

wan di arm beginnent sich wern

und werdent ûf die rîchen bern.

24435

umb daz guot wirt ein strît,

und wirt under in ein nît,

daz si sich tœtent umb daz guot.

wie sanft daz mînem herzen tuot!

nû merk, schaffer, waz ich mein:

24440

swâ in dem lande ein marcstein

sî, den solt dû werfen hin,

und kêr dar zuo dînen sin,

daz dû reht süllest warten:

zwischen den wîngarten

24445

solt dû zerfüeren die rein

alsam die marcstein.»

der schaffær lobt im zehant,

dô er in sô tiuwer mant.

er sprach: «ich lâz dheinen rein

24450

noch dheinen marcstein,

ich zerfüer in alsô sêre,

daz dhein ouge mêre

mac in von sinnen gesehen

noch nimmer mêr kan gespehen,

24455

dâ daz marc sî hin getân.

ich getrou ez wol understân.»

 

Zehant der kündic man

golt und silber fuort er dan

allez mit im ûf daz velt.

24460

er hiez ûf slahen sîn gezelt

und zwô esse machen

mit seltsænen sachen,

und an ieglîch esse ort

wâren hie unde dort

24465

zwei hundert blasbelg grôz.

der wint vast von in dôz,

unz der wint daz fiur brâht,

als sîn der künic hêt gedâht,

allez zuo einem knollen grôz.

24470

daz golt vast zesamen flôz.

dem silber reht alsam geschach,

als der künic zuo dem schaffer sprach.

 

Dô der künic wart gesunt,

er sprach: «schaffer, ich tuon dir kunt,

24475

dû solt mir nemen ein stiur,

diu grœzer sî danne hiur,

und bou ein burc über daz golt,

sô bin ich dir mit triuwen holt.

wil dû des wærlîch tuon niht,

24480

sô sag ich dir waz dir geschiht:

sô muost dû sie ûf bringen

mit dînen pfenningen.»

der schaffer sprach: «ich tuon iu kunt,

und solt ich gewinnen hundert pfunt,

24485

diu möhten si gehaben niht.

daz lant ist vil gar enwiht

und ist worden guotes bar.»

der herr sprach: «nim selber war,

ob dû iht guotes mügst gehaben:

24490

daz burcstal muost dû selber graben

und muost dar în vier türn legen

und muost des guotes selber pflegen.»

der schaffer gedâht: ich hœr wol,

sît in nieman mac gefüllen vol,

24495

sô muoz ez an mich selben gân.

ich mac ez vil wol understân.

eines listes er im gedâht,

der in ze êren brâht.

er sprach: «ich wil mîn guot dar legen

24500

und wil der mûr selber pflegen.»

dô der künic erhort

des schaffærs wort,

er sprach: «lieber schaffer mîn,

mîn lant sol billîch wesen dîn,

24505

wan ich nie untriu an dir vant.

dû bist zwâr ein wîgant.»

 

Dô hiez der schaffære

die gruntvest swære

graben umb daz golt rôt,

24510

als im ez der künic gebôt.

do diu gruntfest gegraben wart,

dô wart niht lenger gespart,

er rit nâch dem künig zehant.

den grunt tet er im bekant.

24515

der grunt geviel dem künig wol.

er sprach: «nû bit ich, als ich sol,

iuch, vil lieber herr mîn,

daz ir geruochet bî mir sîn.

morgen wil ich die mûrær

24520

dingen zuo der mûr swær.

habent mîn brôt morgen für vol!

daz dien ich immer als ich sol.»

dô jach der künic rîche,

er tæt ez sicherlîche.

 

24525

Des morgens dô ez tagte,

den herren er dô frâgte,

der schaffær vil wîse,

ob er sîn spîse

wolt ezzen, als er im gehiez.

24530

der künic ez ungern liez.

er reit ûf die burc sîn.

er sprach: «lieber herre mîn,

ich wil iu geben goldes vil,

wan ich ez iu teilen wil.

24535

rœter golt nie oug gesach» –

als er gegen dem künig sprach –

«des gib ich iu hiut sô vil,

daz iur herz freud und spil

gewinnet unde wunne.

24540

daz golt liuht als diu sunne.»

der red wart der künic vrô.

zuo dem schaffær sprach er dô:

«dû wær mir ie mit triuwen holt.

dîn herz hât tugent unde golt.»

 

24545

Dâ mit si dâ sâzen,

und si kûm geâzen,

dô sprach der schaffære:

«welt ir daz golt swære

sehen, sô heizet die ab gân,

24550

die ez niht süllen sehen an.»

daz schuof der herr zehant.

der schaffær vie in bî der hant.

er wîst in in ein kemnât;

daz was fruo und niht spât.

24555

dô der künic hin în gie,

der schaffer in bî dem buosem vie.

die tür man dâ spart

in der kemnât.

dô sach der künic vor im stân

24560

fünfzehen gewâpent man.

er het ein esse dâ bereitet

und einen tegel geeitet:

mit lûterm golde

wiel er als er solde.

24565

den tegel man dâ für in truoc.

«ich gib dir goldes genuoc,»

sprach er, «an diser zeît.»

den künic man dâ niderleit

und sazt im einen zol

24570

in den munt, daz was wol.

daz golt man in in kêrte,

als ez der schaffer lêrte.

dô wart er aller goldes vol.

daz was billîch und wol.

24575

ze den rippen ez im ûz spranc.

des hab der schaffer danc,

daz er die liut vor im nert

und sich selber sîn erwert!

ûz grôzem grimme er dô sprach:

24580

«künic, nû lîd ungemach!

dich hât gedürstet ie nâch golt:

nû trinc ez hie! dû wær im holt.»

 

Ein künic Trajanus hiez.

bî sînen zîten er für sich nieman liez

24585

an grôzem gewalt,

wan sîn gewalt was manicvalt.

er rihtet alsô starc,

der im hiet geben tûsent marc

von lûterm golde,

24590

er riht niht wan als er solde.

ez wær herr oder kneht,

er riht niht wan nâch reht.

friunt, mâg und kindelîn

kunden im sô liep niht gesîn:

24595

er rihtet nâch der rehticheit,

als im daz reht vor seit.

 

Ze den zîten wart niht lang gespart,

er wolt rîten hervart

und hiez daz rüefen an der zît.

24600

er gewan ein her lanc und wît.

er hêt niur einen sun.

dem muost er triu kunt tuon

mit lîb und mit herzen.

er gewan grôzen smerzen,

24605

sô dem kinde iht gewar.

er hêt sich nâch verderbet gar

sô dem kinde iht geschach

sô leit er grôzen ungemach.

dô er die hervart wolt varn

24610

mit grôzem her und mit scharn,

dô was sîn sun der jung man

in ein schœn hûs gegân,

dâ er ein schœn maget vant.

zehant vie er sie bî der hant

24615

und wîst sie dâ er sie umbvie.

sîn will dâ an ir ergie.

daz ich iu sag, daz ist wâr:

über irn willen geschach ez gar.

zehant dô ez geschach,

24620

dô leit diu frou ungemach.

si gie dâ si ir muoter west,

diu was wærlîch niht diu best:

diu hêt ein übel herz und lîp.

sie was ein zornigez wîp,

24625

des ir die liut jâhen,

die sie mit ougen sâhen.

 

Dô sîn diu muoter inne wart,

dô wart niht lenger gespart,

si lief für den künic hêr.

24630

si sprach: «riht mir mînes herzen sêr

durch got, lieber herr mîn!

und welt ir rehter rihter sîn,

sô rihtet daz unbild grôz!»

daz wazzer ir ûz den ougen flôz.

24635

dô sprach Trajanus schier:

«ir sült daz gelouben mir:

swenn ich kum von der hervart,

sô wirt niht lenger gespart,

ich riht iu allez daz ir klagt.

24640

daz sî iu für wâr gesagt.»

diu muoter zorniclîchen sprach,

wan diu red was ir ungemach

und was ir herzenlîchen leit –

si sprach: «wer hât dir daz geseit,

24645

daz dû her wider kümst zuo mir?

dû maht belîben dort vil schier.

ob ez dîn sæld niht hât bewart,

so belîbst dû in der hervart.»

er sprach: «daz mac wol geschehen.

24650

ginc her, ich wil dich lâzen sehen,

swie unmüezic ich anders bin,

daz der niht mac komen hin,

der dir leit hât getân.

er muoz vor mir ze reht stân.

24655

er sî herr oder kneht,

ich mach dir dînen kumber sleht.»

si sprach: «genâd, herr mîn,

ich klag dir über daz kint dîn,

über den jungen swertdegen.

24660

der ist mit gewalt gelegen

bî der schœnen tohter mîn.

riht mir die tât, lâz es niht sîn!»

 

Dô der künic die red erhôrt,

sîn freud wart im zerstôrt.

24665

er sprach: «âwê diser vart,

daz ich ie geborn wart!

sol ich disen ungemach

sehen, mir leider nie geschach.

ôwê liebez kint mîn,

24670

sol ich von dir gescheiden sîn

hiut durch die rehtikeit,

von herzen wart mir nie sô leit.

ich bin vor leit nâhen blint.

ich wæn, daz vater nie dhein kint

24675

gewunne, daz im lieber wær.

ôwê diser leiden mær,

diu ich hiut gehœrt hân!

ôwê waz hâst dû getân,

liebez kint und sun mîn?

24680

nû muoz ich immer trûric sîn

und muoz sterben von dir zwâr.»

vor leid brach er ûz sîn hâr

und dar zuo sînen bart.

«ich wæn, nie lieber kint wart.

24685

doch muoz ich rihten rehte

dem herren und dem knehte.

des kan mich nieman erwenden.»

er begund zehant senden

und hiez des balde gâhen,

24690

sînen sun vâhen,

und saz zuo geriht an der stat,

als in diu rehticheit bat.

 

Dô man den sun für in brâht,

gevangen in jæmerlîcher aht,

24695

dô sprach er: «lieber sun mîn,

daz dir mîn herz sol vînt sîn,

daz macht an mir diu rehticheit.

doch ist mir dîn ungemach leit.

daz ich dich strâf veterlîch,»

24700

sprach der edel künic rîch,

«daz hietest dû verdienet wol.

mîn herz daz ist jâmers vol.

daz sol wærlîch nû niht sîn.

ich muoz dich tœten, kint mîn.

24705

dar an hâst dû strâfens genuoc.»

den stoc, die barten man dar truoc

und wolden in enthoubtet hân.

dô sprâchen sîn dienstman:

«nein, künic, herre mîn,

24710

lâ ez ein ander buoze sîn.

lâ der frouwen geben guot,

daz wol gefreuwet werd ir muot,

daz si nem einen frumen man.

daz geriht sol si wol understân.»

24715

dô sprach der künic ûz zorn:

«jâ bin ich der verlorn,

riht ich niht nâch gerehticheit.

nû ist in der werlt geseit,

daz nie dhein künic wære

24720

ein bezzer rihtære.

des muoz er lâzen sînen lîp.»

doch sprach daz zornig wîp:

«ich wil in lâzen leben,

welt ir mir guot geben.»

24725

der künic sprach: «des entuon ich niht.

swie übel mir und im geschiht,

er muoz den tôt von mir doln;

des enmac er sich niht verholn:

ân ein dinc sült ir kiesen:

24730

mac ieman den lîp verliesen,

der blint ist und niht gesehen mac?

ist im daz niht des lîbes slac?

jâ ez zwâr, sprach er,

«ez sî dirr oder der,

24735

der diu ougen hât verlorn,

er möht sîn lieber ungeborn.

sô muoz ich hiut mîn liebez kint

machen an den ougen blint,

moht ir ein urteil vinden mir,

24740

ir lieben herren, alsô schier.

sît mîn sun der junge

von mîm lîb ist entsprungen,

sô mac ez wol ein lîp gesîn,

mîn lîp und der sîn.

24745

da von brechet mir, daz ist mîn ger,

ein oug ûz dem kopfe her,

und brecht dem lieben sun mîn

ein oug ûz, daz muoz sîn.

mit im ich glîche teilen wil

24750

unz an mînes endes zil.»

zehant tet man daz er gebôt.

dâ wurden liehtiu ougen rôt.

 

Dar nâch über zwei hundert jâr

bat der heilig bâbst zwâr,

24755

der dâ sant Gregorjus hiez,

daz er die sêl zuo dem lîb liez

und daz si die touf entpfîe.

der bâbst williclîch mit im gie,

dô er die touf an sich genam.

24760

dar nâch er lieb die sünde stân.

des kam der künic frœlîch

in daz êwig rîch.

 

In wæn, daz ez nimmer mê

geschæch, als ich hân gesagt ê,

24765

daz ein künic sînen lîp

gæb umb ein armez wîp

und durch reht gerihtes nôt.

ir mügen ê tûsent ligen tôt,

ê ez an in alsô ergê.

24770

des schrîent die armen liut wê,

wan in nieman dhein reht tuot,

wan dhein künic lebt, der hab den muot

ûf geriht, als diser künic tet.

dâ von diu werlt in kumber stêt,

24775

wan diu wârheit ist vertriben

und diu unstæt ist bî uns beliben.

 

Dar nâch ein künic ze Rôm saz,

der sîns gelouben niht vergaz.

er was zwâr ein kristen.

24780

des wolt in got vristen.

er was der êrst künic zwâr,

der ze Rôm ie offenbâr

was in kristenlîcher ê.

zwâr daz tet den heiden wê.

24785

sîn nam hiez Philippus.

nâch got lebt er mit êren sus

vil gar kristenlîchen.

er wolt von got niht entwîchen

rehtes gelouben unde muot.

24790

er hêt die kristenheit in huot.

er hêt mangen heiden,

die er wolt scheiden

von unrehtem gelouben blint.

er gewan dô ein schœnez kint,

24795

daz hiez nâch im Phylippus;

daz touft der heilig Sixtus,

dô er ze Rôm bâbest was.

ob im sprach er unde las

allez daz er solde,

24800

dô er ez toufen wolde.

er rîchset dâ gewalticlîch

ze Rôm in dem künicrîch

zwâr nâch kristenlîchem sit.

dâ was got geêret mit.

24805

er was ouch unverzagt.

er bekêrt heiden, als man sagt,

zuo der kristenheit ê.

daz tet Decio vil wê.

der gie zuo dem palast mit gewalt

24810

und sluoc die kristen manicvalt.

noch wil ich mêr kunt tuon,

daz Phylippus und sîn sun

wurden beid ze tôd erslagen.

diu kristenheit begund ez klagen.

 

24815

Decius der selb man

nâch im rîchsen began.

er was ein heiden zwâr.

dâ von sô verderbt er gar

di kristen swâ er ir wart gewar.

24820

er was ein übel heiden gar.

des verderbt er ir ân mâzen vil,

die ich iu sümlîch nennen wil.

Sixtum und Felicissimum,

Laurencjum und Agapitum,

24825

siben brüeder und Ypolitum:

swie si der kristenheit wârn frum,

doch hiez er si verderben

und schemlîch ersterben.

des muoz er in der helle brinn,

24830

des wendent in niht sîn sinn.

 

Decius der künic rîchset ein jâr und zwên mânôt von gotes geburt

zwei hundert jâr und sehs und fünfzic jâr für wâr.

 

Dar nâch rîchsen began

zwên gewaltig man,

der ein hiez Dyoclecjanus,

der ander Maximjanus.

24835

die teilten die werlt und die rîch

under sich gar gewalticlîch

und fuoren in Orientê.

dâ geschach in niht sô wê.

daz selb ist diu stat,

24840

dâ diu sunne ûf gât.

dô fuor ein herr alsus,

der selb hiez Herculius;

gên Occident fuor er.

dâ wart er ân mâzen hêr.

24845

daz ist dâ der sunnen schîn

zergât; dâ muoz ez vinster sîn.

alsô sâzen si dâ schôn.

si wolden die werlt haben ze lôn.

swa den selben drîn wart geseit,

24850

daz diu sælig kristenheit

bæt an got vil kristenlîch,

zehant stôrten si diu rîch,

da die kristen inne wâren.

bî den selben jâren

24855

zerbrâchen si die kirchen gar.

si branten ouch diu buoch für wâr,

diu di werden kristenheit

heten geschriben mit stæticheit.

si hiezen den heiligen Vitum

24860

tœten und Pangracium,

Mauricium und kristen vil,

die ich niht alle nennen wil

noch niht alle genennen kan.

er was nâch Nerône der zehent man,

24865

der kristenheit æhtær,

wan er tôt sie mit swær.

 

Dô got niht mêr vertragen wolt,

dô schuof er, als er solt,

daz si beid wurden vertriben,

24870

wan si niht mohten sîn beliben

in dem teil ze Orient

und in dem land ze Occident.

si wurden vertriben in Engellant,

daz ist dem buoch wol bekant.

24875

da wart Dyocletjanus erslagen,

den wil ich hiut noch nimmer klagen.

Maximjanus der unguot

hêt einen grimmigen muot,

dâ von er sich selb erstach.

24880

die kristenheit er selb rach.

 

Nu merkt daz ich an dem buoch las,

daz niht keisers ze Rôm was.

dâ sâzen zesamen die kardinâl

und die fürsten, an den die wal

24885

stuonden ze Rôm sicherlîch;

die sâzen in dem palast rîch

und gelobten daz gemein,

daz under in dhein

wær der dheines ezzens pflæg,

24890

der dannen gieng oder læg,

er hiet sîn wal verlorn;

daz lobten die herren hôchgeborn.

daz tribens unz an den tac,

für wâr ich daz gesprechen mac.

24895

diu red ist âne lougen,

in kom allen ze ougen,

si solden nemen einen man,

den ich iu wol nennen kan:

er was geheizen Takpreht

24900

und was ze rehten dingen sleht,

als ich iu bescheiden kan.

er was zwâr ein arm man.

 

Dô die herren diu mær

alle vernâmen âne swær,

24905

ieglîcher besunder –

daz was ein starkez wunder –,

si giengen zesamen, als in zam,

ir ieglîcher sprach âne scham.

dô si zesamen kâmen

24910

und ir red vernâmen,

dâ leit ein ieglîcher für,

von dem gesedel unz an die tür,

daz in daz best dûht getân.

do sprach under in ein wîser man:

24915

«nû hœrt uns alle besunder!

ich wil iu sagen wunder,

iu allen gemeine:

mir ist hiut aleine

ze ougen komen ein man,

24920

den ich iu wol nennen kan.

der ist genant Takpreht

und ist ze rehten dingen sleht.

alsô ist er mir ze ougen komen.

sîn rehticheit hân ich vernomen.»

24925

dô ir ieglîcher erhôrt

des frumen herren wort,

dô sprâchen alle gelîche

die herren sô rîche,

ez wær in ouch ze ougen komen,

24930

si hêten gern daz vernomen,

daz Takpreht der selb man

besæz den stuol wolgetân.

daz wær ir will unde reht.

er möht die krümbe machen sleht.

24935

got hêt ez niht ân sach getân,

daz er sô mangem frumen man

des nahtes wær ze ougen komen.

si heten sîn kunft gern vernomen.

dô sprach ieglîcher besunder:

24940

«ditz ist ein grôz wunder,

daz uns allen samt gelîch

ist daz mær sicherlîch

komen gar ze ougen.

ditz ist gotes tougen.

24945

wir süllen nû niht erwinden,

man muoz den man vinden,

der unser herr hie sol wesen.

ân herren mügen wir niht genesen.»

die wîl si des râtes pflâgen,

24950

dô begund ir kind betrâgen.

des riten si ûz an daz velt

und sluogen ûf ir gezelt,

sam noch tuont der fürsten kint,

die dar zuo geborn sint.

24955

dô si dâ riten in kurzer wîl

völliclîch ein mîl,

dô widerfuor in âne swær

ein armer eirær.

er truoc ein kretzen ûf dem ruck,

24960

die er hêt manic bruck

getragen unde manigez mos.

er het ze vergelten niht ein ros.

er truoc kæs und hüener vil.

sînen koufschaz ich niht nennen wil.

24965

dô si den eirær sâhen,

do begundens zuo im gâhen.

si sprâchen: «got grüez dich, frum man!

iuwern namen nieman nennen kan.

wie ir hie sît genant,

24970

daz ist uns leider unbekant.

ir sült iuch hie nennen,

daz wir iuch mügen erkennen.»

dô sprach der vil arm man:

«mîn namen ich niht genennen kan,

24975

wan er ist unschœne.

er mac wol heizen hœne,

der mich alsô nennen hiez

und manigen guoten namen liez;

Heinrîch und Kuonrât

24980

als in dem lande umbe gât.»

die juncherren jâhen zehant:

«iur nam muoz uns werden bekant,

ir entrinnt uns dan von dirre stat.

den namen wellen wir wizzen drât.»

24985

dô sprach der vil arm man:

«sît ich iu niht entrinnen kan,

sô wilich in iu hie nennen,

daz ir in müget erkennen.

er ist mir doch vil swær:

24990

Takpreht der eirær

alsô bin ich gênant.»

si seiten: «sô sint iu diu lant

wærlîch alliu undertân.

die fürsten iuch erwelt hân:

24995

in dem keisertuom habt ir gelimpf.»

Takpreht sprach: «lât den schimpf.

lât mich gên, daz stêt iu wol,

mîns koufes ich hie pflegen sol.»

dô jâhen der fürsten kint gelîch:

25000

«ir werdet keiser sicherlîch,

als wir vor haben gehœrt;

vil manigen ir von dem leben stœrt.»

si gâben im an fremdiu kleit.

dar zuo wârn si bereit.

25005

si sâhen einen vischær,

dem wart daz dâ vil swær:

si nâmen im dâ sîn netz

und gâben im dâ die letz,

daz si in zersluogen.

25010

sin red si im niht vertruogen.

Takprehten leiten si ez an

und fuorten in in die stat dan

vil snelliclîch unde drât

hinz Rôm zuo dem rât.

 

25015

Dô den fürsten wart geseit

der edeln kinde tobheit,

dô hêten si ouch ê gesant

zuo den fürsten in diu lant,

ob ieman west diu mær,

25020

daz under in ein fürst wær,

der Takpreht wær genant,

daz man in daz tæt bekant.

der vant man nindert dheinen.

da von muosten si sich einen,

25025

daz si disem guoten man

wæren all undertân.

si sprâchen alle gemein

ûz einem mund al ein:

«sît iuch got hât her gesant,

25030

sô sült ir herr sîn bekant.»

Takpreht sprach: «herr, disen spot

den müez iu vergeben got.»

ieglîcher zuo im sprach,

wann er gên im verjach:

25035

«zwâr ûf die triu mîn

ich wil niht lenger sust sîn.

ich bin hiut den dritten tac

zwâr ungezzen, ich enmac

niht lenger ez vertrîben,

25040

ich enmac niht sust belîben.

ir müezet uns der bet gewern.

tuot ez schier und niht ungern!

sô ziehet ditz netz ab,

wan daz ist ein bœsiu hab!»

25045

zehant man im kleider gewan,

wan man im der êren gan.

 

Dô der herr Takpreht

gewan herren unde kneht,

die im dienstes wâren undertân,

25050

er sprach: «welt ir niht rât hân,

ich müez iuwer herr sîn,

sô sweret all den willen mîn

leisten ze allen zîten

nâhen unde wîten.»

25055

des swuoren si im alle

mit einem grôzen schalle.

 

Einen hof gebôt er zehant

den fürsten allen in diu lant.

dô kômen ir dar ein michel schar,

25060

daz sagt uns daz buoch für wâr.

daz gebôt er in gelîchen,

den armen und den rîchen,

daz si alliu lant

behielten ân roup und ân brant.

25065

swer des niht entæte,

er solt daz wizzen stæte,

daz er in erzürnet sêr,

und benæm im lîp und êr.

dô in diu red wart bekant,

25070

dô fuorn si heim in ir lant.

etlîcher sprach: «ez ist mir swær,

daz mir diser eirær

sol drouwen an daz houbt mîn.

ez muoz wol halbes umb in sîn,

25075

daz er niht gern an mir siht.

durch in sô lâz ich sîn niht,

ich well rouben und brennen.

man muoz mich herren nennen.

mir ist sîn red swære,

25080

des selben eirære.»

 

Dâ mit huoben aber diu lant

starken roup unde brant.

daz wart geseit Takpreht.

er sprach: «ditz ist unreht.

25085

süllen diu lant niht mit frid wesen,

sô lâz ich nieman niht genesen.»

dâ mit er einen hof zehant

gebôt über alliu lant,

daz si ze hof kæmen

25090

und sîn red vernæmen

alle gemeinlîche,

arm unde riche,

die dem rîch wârn undertân

und fürsten namen solden hân.

25095

dô si sîn botschaft

vernomen hêten und sîn kraft,

dô kâmen ir zwên und vierzic dar

mit rittern und mit breiter schar.

 

Dô si all wâren komen

25100

und daz der keiser hêt vernomen

und er si êrst an sach,

sîn wort er zorniclîchen sprach,

wan er sich hêt dar zuo bereit

mit harnasch und mit sicherheit;

25105

er sprach: «ir herren gemein,

daz diu lant niht al ein

süllen von iu haben frid und suon,

dâ von wil ich iu kunt tuon,

daz ir müezet gevangen wesen.

25110

iur einer mac niht genesen.

zehant hiez er gâhen,

die fürsten all vâhen.

er lie dô niht durch flêh noch bet,

er hiez den herren dâ ze stet

25115

diu houbt ab slahen gemein.

ez was ir nindert dhein,

er muost sîn houbt vor im lân.

dâ von wart der selb man

gevorht alsô sêre,

25120

daz ir dheiner mêre

getorst zerbrechen sîn gebot.

man vorht in sêrer dann got.

ez wart ouch frid übr alliu lant.

der frid von im wart bekant,

25125

von dem herren Takpreht.

er macht all krümbe sleht.

des stuonden alliu rîche

mit frid bî im gelîche.

 

Dannoch muost ze Rôm sîn

25130

ein frumer künic hiez Constantîn

dar nâch rîchsen began,

als ich von im gelesen hân.

er wart niht geborn von rehter ê –

dar nâch geschach im vil wê –,

25135

wan sîn vater hêt mit sinn

wol zweinzic friundinn.

under den allen was ein wîp,

diu hêt wol gestalten lîp,

und truoc bî im und muost gewinnen,

25140

diu selb friundinne,

Constantîn den künic rîch:

daz sag ich iu sicherlîch,

diu was Helena genant

und was diu schœnst die man vant.

25145

er hiez selber Constantînus,

dâ von schrîbt man in niht umb sus.

des gelouben was er ein heiden,

dâ von muost er von got scheiden.

 

Von Constantîn sînem sun,

25150

dâ von wil ich iu kunt tuon,

wie der ze Rôm lebte

und nâch êren strebte.

er was gar ein heiden.

dô begund im leiden

25155

alliu unrehtikeit,

wan si was im leit.

er hêt ein hûsfrouwen guot,

diu truoc den jungen holden muot

unde liez sich minnen,

25160

diu selb küniginne.

er liez sich niht betrâgen,

er begund sînen schrîber frâgen,

wan er was gewær.

er sprach: «die Augustînær,

25165

die Augustus sluoc,

der hân ich gesehen genuoc.

dâ bî muoz man gedenkent sîn:

ich muoz haben pfenning, die sint mîn.

nû rât an, lieber schrîbær,

25170

wie ich pfenning swær

gewinn; dû bist alsô kluoc.

nû schaff, daz ich ir hab genuoc.»

des wart der schrîbær frô.

er hiez graben münzîsen dô;

25175

wol nach sînen sinnen

muost man si gewinnen.

 

Nû hêt der schrîbær

einen bruoder mit swær,

der was an beiden füezen krump

25180

und was ouch ein man tump.

er hêt ein kleinez kemerlîn,

dâ er muost inne sîn;

daz stuont under einer stieg.

sîn füez giengen sam ein wieg

25185

über einander besunder.

doch was der krump tumber

dan ob er hiet ganzen lîp:

er warp umb des küniges wîp.

ze einen zîten daz geschach,

25190

daz im diu künigin nâch sach.

si sprach: «schemler, nu bis gewert,

des dû dick hâst gegert.»

si wîst in in ein keller guot.

des was der schemler wolgemuot.

25195

dâ pflâgen si des bettes spil;

nicht fürbaz ich ez sprechen wil.

daz triben si biz ûf die zît,

daz ez erschellet wart wît

und dem künig wart kunt getân.

25200

do begund er mit in umbe gân

vil reht kündiclîche,

unz daz er sicherlîche

die frouwen vant und den krumben man

in einer kamer wol getân.

25205

dô sprach er: «unsælic wîp,

wie habt ir iuwern verschamten lîp

geteilt mit einem sölichen man,

der niht engêt wan affen kan

reht als ein bœsiu krot!

25210

ir habt zerbrochen mîn gebot.

des müezt ir, unsælic wîp,

mir hie lâzen iuwern lîp.»

er stach daz swert durch sie,

daz ez ze dem ruck ûz gie.

25215

alsô wart im ân mâzen zorn,

er nam daz ros mit den sporn

ûf den gar krumben man,

daz er nie kam von dan.

er wart ze tôd ertreten sâ,

25220

als man ez noch vindet dâ

ze Rôm stên an einem stein,

daz er im sîn krumbiu bein

zertrett mit dem rosse gar.

wer des niht geloub, der nem sîn war:

25225

ze Rôm ez geworht stât,

als ez ein Rœmær würken bat.

 

Dô daz erhôrt der schrîbær,

er sant hin zuo dem grabær,

der diu îsen hêt gegraben.

25230

er sprach: «ich muoz ein anderz haben.

ditz îsen gevellet mir niht wol.

mîn herr wil ez niht haben für vol.

grabet mir ein îsen, daz dar an

stê, daz ein gewaltic man

25235

ein scharpfez swert stach

durch sîn wîp und sich rach.»

er gedaht in sînem muot:

swâ die pfenning guot

werdent an dem bræch bekant,

25240

sô wirt mîn herr geschant

und sîniu kleiniu kindelîn,

wan nieman giht, daz si sîn sîn.

zehant dô daz wart getân,

dô man daz braech sach an

25245

an den pfenningen guot,

dô reit er dan mit frîem muot.

umb des küniges schant

muost er rûmen daz lant.

 

Dannoch muost her Constantîn

25250

zwâr ze Rôm gewaltic sîn.

doch got sant im einen zorn,

daz er wær lieber verlorn,

wan er wart zwâr

ûzsetzic gar.

25255

dô er des an im innen wart,

dô wart niht langer gespart,

ez wart snelliclîch gesant

nâch fürstenmeistern zehant.

dô die selben arzât

25260

kômen ze Rôm in die stat

für den künic Constantîn,

er sprach: «lât iu geklagt sîn

mînen siechtuom den ich hân.

mügt ir mir den understân,

25265

zwâr ich mach iuch all rîch:

des swer ich iu sicherlîch.»

 

Den meistern den wart leit,

daz si die ûzsetzikeit

an dem künige sâhen.

25270

si jâhen: «wir süllen gâhen

und werden hie ze râte,

wie wir den künic drâte

bringen von sînem siechtuom;

des müezen wir immer haben frum.»

25275

doch sprach ein meister under in:

«ich wil iu sagen mînen sin:

mir ist daz vil wol kunt,

daz er nimmer wirt gesunt

wan von kleinen kindelîn;

25280

der bluot muoz bî einander sîn,

dâ mit man in bestrîche,

sô weiz ich sicherlîche,

daz im der siechtuom zergât

und in an der stat lât.»

25285

die kunst leiten si dem herren für.

der künic sprach: «ich des swüer,

ich hiet ze Rôm wol daz heil,

daz ich gewunn wol ir ein teil;

dar zuo wær ich niht ze sein.»

25290

«ir sült uns einen mermelstein

gewinnen,» sprach der meister dô.

des was der künic alsô frô,

er sprach: «daz tuon ich, meister mîn.

in welher gewehst sol er sîn?»

25295

der meister sprach: «ich sag iu wâr,

er muoz sîn sô grôz zwâr,

daz ein halbez fuoder wîn

völliclîch möht dar in sîn:

ich muoz haben alsô vil bluot.»

25300

sô sprach der meister guot:

«ir sült gelouben mir der mær,

daz man guot mûrær

muoz wærlîch haben,

die den mermel ûz graben.»

 

25305

Zehant der künic sant

nâch den meistern in daz lant,

die mûren kunden

oder mûren ie begunden.

der kom dar ein michel teil.

25310

daz was zwâr des küniges unheil.

den mermel si im zwâr

worhten nâch sînem willen gar.

zehant der künic sant

ûz in diu lant,

25315

daz man im bræht kindelîn,

diu zweier jâr alt solden sîn.

die boten wurden bereit,

als man in vor hêt geseit.

kindel brâht man im genuoc.

25320

drîzic wegen si kûm getruoc.

dâ wart nâch ein michel schal,

ein grôzez geschrei über al.

dô frâgt der herr Constantîn,

waz ditz geschrei möht sîn.

25325

dô seit man im ze mærn,

daz ez der kind muoter wærn,

und iren vetern den wær nôt

allez umb der kindel tôt.

dô gie der herr Constantîn,

25330

wan der jâmer moht niht grœzer sîn

von vater und von muoter klag,

der herr, nâch des buoches sag,

und sach disen jâmer an,

dâ von er riuwe gewan

25335

und jâmer von der barmkeit,

daz der kinde vater was sô leit.

er sprach: «ich tuon iu allen kunt,

und solt ich nimmer werden gesunt

unz an mînes lîbes tôt,

25340

ich wil die engstlîchen nôt

sehen an der armen

und wil mich erbarmen,

swie mir swern mîniu glider:

gebt ieglîchem sîn kint wider,»

25345

sprach der herr Constantîn,

«ich wil ê ein mit nœten sîn.

ê ich sô maniges nôt

sech, ich wil ligen tôt.»

 

Dâ mit man in diu kindel dô

25350

gap. des wurden si vil frô,

und fuor ieglîchez hin wider.

des nahtes leit sich der künic nider.

dô kom sant Peter gegân

hin für daz bett stân.

25355

er sprach: «slâfest dû, Constantîn?»

«nein ich mac niht slâfend sîn

vor mînem grôzen smerzen,

den ich hân an lîb [und] an herzen

unde trag ze aller zît.

25360

ich han ein bitterlîchen strît.»

dô sprach sant Peter zehant:

«mich hât got her zuo dir gesant,

unde hât die barmung dîn

erkant, diu niht grœzer moht gesîn:

25365

daz dû dich über diu kint,

diu vor dir genesen sint,

hâst erbarmet güetlîch,

dâ wil got von himelrîch

dir dînen gesunt wider geben

25370

ân aller hand widerstreben.

nû sich mich an, wie ich stân,

und waz ich gewantes an mir hân,

daz merk in dînem muot,»

sprach sant Peter der guot.

25375

ich sag iu waz er an truoc.

sîn kleider wârn fremd genuoc.

ein kâsûl was im erkant.

ein krumpstap in sîner hant

hêt er sicherlîche;

25380

er was ân mâzen rîche.

ein infel er ob dem houbt truoc,

diu was rîche genuoc.

alsô sach er in vor im stân.

sîn gewant ich allez niht enkan

25385

gemerken, waz er an truoc,

wan ez was rîch genuoc,

für wâr ich daz sprechen mac.

sant Peter sprach: «wann ez werd tac,

sô solt dû suochen einen man,

25390

der dâ sî als ich getân

unde sölich kleider trag.

nû merk reht, waz ich dir sag:

sô dir der selb man werd kunt,

sô sprich, daz er dich gesunt

25395

mach sicherlîche zwâr,

oder dû wellest im hût und hâr

slahen von dem lîb sîn;

des sol er gewis sîn.

betwing in dar zuo schône,

25400

sô gît er dir ze lône

vil sicherlîch dînen gesunt,

daz ist mir wærlîch von im kunt.

dîn gebrest aller von dir vert:

daz hât dir got dar umb beschert,

25405

daz dû dîn barmung

hêtest gên den kinden junc.»

 

Des morgens dô ez tac wart,

dô wart niht lenger gespart,

er sant nâch sînem râte.

25410

daz geschach vil drâte.

zehant dô sîn rât dar

zesamen kômen sunder bar,

dô seit er in die wârheit,

als im sant Peter hêt geseit.

25415

dô der rât erhôrt

des küniges wort,

si jâhen, ez wær ein trugenheit,

daz im des nahtes wær geseit.

dô tet der künic als ein man,

25420

der vor wêtagen niht enkan

entslâfen, wan er was siech

an lîb, an füezen und an diech.

er reit ze tal in die stat.

ûz ieglîchem hûs er gên bat

25425

allez ingesinde;

daz was etlîchem swinde.

ze jungst er an ein hûs gie –

dheinen menschen man lie,

ez muost her ûz, daz er ez sach,

25430

unde daz ez im verjach,

daz nieman mêr wær dar in,

oder ez kæm ze ungewin

den selben, wan er in tæt nôt,

und müesten dulden den tôt –:

25435

dâ gie her ûz mit swær

der guot sant Silvester

und truoc reht diu kleider an,

als er sant Peter sach vor im stân.

dô er ersach den man vil guot,

25440

dô wart gefröut sîn muot.

er sprach: «lieber Silvester,

ring mir mîn grôze swær

und schaff, daz ich werd gesunt.

dar umb gib ich manic pfunt.»

25445

dô wânt der herr Silvester,

er wolt in tœten mit swær,

wan er in dem gerwe gie,

dô in Constantînus vie,

und hêt den Kristen gesungen;

25450

in dûht, im wær niht gelungen.

 

Ze hûs wîset man in dô.

«mach mich gesunt, sô wird ich frô,»

sprach der herr Constantîn.

er jach: «ich kan niht arzât sîn.»

25455

zehant der künic ûz zorn sprach:

«sô muost dû grôzen ungemach

lîden hie von mir

und machest dû mich niht schier

an mînem lîb gesunt.

25460

mir wart daz hînt wol kunt,

daz ich solt werden sicherlîch

gesunt,» sô sprach der künic rîch,

«von dir an dem lîb mîn.

des wil ich gewis sîn.

25465

nû hilf mir hie von mîner nôt,

oder ich muoz schier ligen tôt.»

dô sprach Silvester der guot:

«sag mir reht dînen muot,

wie dir hînt sî geschehen;

25470

des solt dû mir verjehen.»

dâ mit der künic seit zehant,

wie im sant Peter tet bekant.

daz tet er im schôn kunt,

er solt von im werden gesunt.

25475

dô sprach sant Silvester:

«ich wil dir ringen dîne swær,

wil dû gelouben an Jesum Krist,

der himel und erd gewaltic ist.»

dô sprach der künic Constantîn:

25480

«des wil ich gern flîzic sîn.

ich wil gern der wârheit

gelouben, swer mir die seit.»

dô sprach er im den gelouben vor.

er sprach hin nâch nâch sînem spor.

25485

dô hiez der künic springen,

der Tîfer im bringen,

unde hiez den mermel zwâr

vüllen mit dem wazzer gar.

dô hiez Silvester an der stat

25490

den künic sîn bîht tuon drât

und touft in sicherlîche,

den werden künic rîche.

dô wart der künic an der stunt

von sînem siechtagen gesunt.

 

25495

Dar nâch hiez er gâhen,

alle heiden vâhen,

die sich niht toufen wolden

und bekêrn, als si solden.

er touft ir sô genuoc,

25500

daz si daz wazzer kûm ertruoc.

der pfafheit gap er die êr,

daz si hiut und immer mêr

habent, die wîl diu kristenheit

lebt, in grôzer wirdikeit.

25505

er schuof, daz ein ieglîch man,

der bouwet oder bouwen kan,

gæb der werden pfafheit

und in mit dienst wær bereit

alles bouwes den zehnden teil,

25510

daz was in ein grôz heil;

und hiez der heiligen lîchnam

bestaten gar ân alle scham,

und hiez si êrn, daz was reht,

beidiu ritter unde kneht.

25515

er hiez bereiten von gold

einen mantel, als er sold,

sant Peter ze êren,

sîn lop dâ mit mêren;

den gap er ze Rôm zwâr

25520

sant Peters bild mit zühten gar.

 

Constantînus der künic rîchset ze Rôm ein jâr

von gotes geburt driu hundert jâr und sehs jâr.

 

Nâch dem künic Constantîn, sag ich für wâr,

wol über einz und sehzic jâr

dô schuof got gewalticlîch,

daz von dem himelrîch

25525

ein wunder kom alsô grôz,

mit regen, mit winde ein stôz.

der regen gie sicherlîch

zwâr über allez ertrîch

unde was gemischet gar

25530

mit wollen. daz sag ich offenbar,

daz wolle regent von himel ze tal

über alle werlt âne schal.

daz tet got mit der kraft sîn.

daz wart aller der werlt schîn,

25535

diu zuo den zîten lebt.

doch manger widerstrebt

und wolt in niht erkennen

noch in got herr nennen.

 

Daz geschach von gotes geburt driu hundert

jâr und fünf und sehzic jâr.