BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johans, der Jansen Enikel

um 1230/40 - nach 1300

 

Weltchronik

 

Otto IV., Friedrich II.

Verse 27653 - 28958

 

__________________________________________________________________________________

 

 

 

Dar nâch ein künic gewaltic wart,

der sîn guot niht vor êren spart.

27655

der was geheizen Ottô,

daz buoch nennet in alsô.

er was ein gewaltic man,

als ich von im vernomen hân.

dô was ein herzoc von Œsterrîch,

27660

des tugent der was niht gelîch

in Pülln und in der kristenheit.

diu tugent, diu wârheit was im niht leit.

der selb fürst ze hof reit.

er fuort golt und rîchiu kleit.

27665

dô er den keiser an sach,

ein wort er zühticlîchen sprach:

«got grüez iuch, herr unverzeit!

nâch gold iuwer herz jeit.

dâ von hân ich mich wol bedâht,

27670

ich hân iu schœnez golt brâht,

wærlîch zwei hundert marc,»

alsô sprach der fürst karc.

«dâ mit sült ir enpfangen sîn,»

sprach er, «lieber herr mîn.»

27675

dô der künic daz golt ersach,

zuo im versmæchlîch er sprach:

«entriun ditz ist rôtez golt,

dem bin ich inniclîchen holt.

ich muoz sîn haben mêr zwâr,

27680

her herzoc, sag ich iu für wâr.»

dô der herzoc erhôrt

des küniges versmæhtiu wort,

er sprach: «sol ich niht anders hân

von iu, sô hân ich missetân,

27685

daz ich iu brâht hân mîn golt.

ich hiet daz wol umb iuch verscholt,

daz ir mir iur versmæhiu wort

iht teilt mit unz an ein ort.

zwâr ir habt des goldes niht mêr,

27690

wan ez mich riut sêr,

daz ich sîn sô vil hân brâht;

ich hân mich übel verdâht.

gebt mir geleit, ich wil von hinn.

zwâr ir wert des von mir inn,

27695

daz iuch daz golt von mir verbirt

und iu nimmer ein lôt wirt.»

dô sprach der keiser zehant:

«zwâr rûmt ir mir niht mîn lant,

sô sült ir wizzen zwâr,

27700

daz ich iuch smæch offenbâr

in iuwerm land ze Œsterrîch.

ich muoz des goldes sicherlîch

mêr haben. ez ist sô guot,

daz ez mînem herzen sanft tuot.»

27705

dô sprach der fürst ûz Ôsterlant:

«sô muoz ich werden geschant,

als ich von disem lande kêr,

ob iu des goldes iht werd mêr.»

dâ mit er an der selben stat

27710

schiet von dem keiser drât.

geleit gap er im sicherlîch

in daz lant ze Œsterrîch.

 

Dâ mit traht der fürst zehant,

daz er nâch dem kind sant,

27715

daz dâ hiez Fridrîch,

dem sît die kristenliut gelîch

wurden genzlîch undertân.

als ich von im gehœrt hân,

von Stoufen sô was ez genant,

27720

dâ der fürst hât nâch gesant.

des kindes rât der was frô,

daz von dem fürsten kom alsô,

daz et der fürst ûz Œsterrîch

wold im gestên sicherlîch.

27725

diu botschaft wart im kunt getân.

des freut sich manic man.

doch moht daz kint dannen niht,

wan diu vart was im enwiht:

man hêt im huot gesetzet,

27730

dâ von wær ez geletzet

an êren und an guote;

man hêt ez sêr in huote.

ez hêt einen dienstman,

als ich von im gehœrt hân,

27735

her Anshelm genant;

in Œsterrîch was er bekant,

wan er des herzogen dienstman

wart. doch wil ich heben an,

wie daz kint Fridrîch

27740

wart gewaltic sicherlîch

in Pülln und in der kristenheit.

die êr er mit dem strît bejeit.

des hulfen im fürsten wol bekant

in Beiern und in Ôsterlant.

27745

her Anshelm von Justingen

begund sêr dar nâch ringen,

daz er daz kint sicherlîch

bræht für den vogt von Œsterrîch,

wan er im grôzer êren gan.

27750

er sprach zuo sînem dienstman:

«ich wil dar nâch ringen,

wie ich daz kint müg bringen –

nâch dem muoz mich dürsten,

wie ich ez zuo dem fürsten

27755

bring mit sicherheit» –

alsô her Anshelm seit –,

«ich mein die im wellent bestân.»

ein krehsen gewan der selb man

unde sazt daz kint dar in.

27760

ûf sînem rucken truoc erz hin

zwâr in diu diutschen lant.

daz wart den fürsten bekant.

die wurden herzenlîchen vrô,

daz in daz kint wart komen dô.

 

27765

Dô er daz kint dô brâht,

als er im hêt gedâht,

dô reit der herzoc Liupolt

zuo im und gap im rîchen solt.

er gap im rôtez golt, daz wac

27770

mêr dann vier hundert marc,

und brâht im ein schœnez her,

daz fuort er mit im zuo dem mer,

der fürst von Beiern ouch dar kam,

als er des kindes kunft vernam,

27775

und anderr fürsten ein michel teil.

dâ von gewan daz kint daz heil,

daz ez den sic dâ von gewan,

wan im got der sælden gan.

gegen Pülln si kêrten in daz lant.

27780

daz wart dem keiser dô bekant,

der was geheizen Ottô.

der besamt sich mit her dô

und sazt sich gên im ze wer

zwâr mit einem grôzen her.

27785

dâ leiten si sich beid

an ein wazzer ûf ein heid.

der ein enhalb des wazzers lac.

der ander ouch des ligens pflac

hie dishalb ûf der heide;

27790

der hêt ein tagweide.

der keiser Ott hêt ân swær

einen frumen herschouwær,

der kund vil wol ahten,

sô er ez wold betrahten,

27795

ein her wie grôz ez wær.

den selben herschouwær

sant keiser Ott dan

ûf einen berc wol getân,

dâ er aht der Diutschen her.

27800

ez was nâhen bî dem mer.

dô der herschouwær

aht des keisers her,

er sprach: «lieber herr mîn,

strît! zwâr der sic ist dîn.

27805

dû hâst ein zwir als grôzez her.

dû jeist in wærlîch in daz mer.»

 

Eines tages keiser Ott reit

mit den fürsten, als man seit,

kurzwîlen an daz velt,

27810

dâ er geslagen hêt sîn gezelt.

der abt von Vult neben im reit

ein pfert, daz was gar gemeit

und was ouch übel zwâr:

daz beiz daz keisers pfert gar

27815

durch die manen, daz ez kar.

des nam dô der keiser war.

zehant der keiser Ott sprach:

«her pfaff, ir mügt wol ungemach

haben und rîtt ir niht anderswâ!

27820

ez kumt mir niht ze mâz dâ,

daz iuwer gurr daz pfert mîn

sol bîzen. iuwer plat muoz sîn

mîn pfant sicherlîche.»

sô sprach der keiser rîche.

27825

die red dem abt was ungemach.

wider den keiser er dô sprach:

«die schand die ir mir habt getân,

diu muoz iu ze schaden gân.»

dô der keiser Ott erhôrt

27830

des abtes zornigiu wort,

er sprach: «vart dem tiufel ze teil,

wan ich nimmer dhein heil

gewinn, die wîl ir bî mir sît.

ich gesig wol ân iuch den strît.»

 

27835

Zehant der abt von im schiet;

sîn reis in sîn gezelt geriet.

er besant die bischöf über al

und die pfaffen âne zal.

dô si für in kômen,

27840

er sprach: «habt ir niht vernomen,

ir herren, mîn grôzze swær?

bischof, techant, pfarrær,

den sol allen geklagt sîn,

daz mich der keiser von dem Rîn

27845

alsô sêr hât geschant.

ich wil im rûmen daz lant

dâ von, ir bischof wol getân,

sît er mich sîn niht wolt erlân,

er strâft mich, ich muost ez lîden.

27850

wie solt er dann vermîden,

er tuo iu allen daz selb gar?

ir wizzet all daz für wâr,

daz ich bin rîch unde milt,

und füer den dritten herschilt.»

27855

die bischöf fuorn über al

bereiten sich âne schal,

daz si mit im wolden varn.

«vor schanden süll wir uns bewarn,»

begunden si all samt jehen,

27860

«daz uns als im niht müg geschehen.»

 

Zehant si mit dem abt dan

fuorn und santen einen man

für den keiser Fridrîch.

der wart des dô sicherlîch

27865

vrô und gap im sîn botenbrôt,

daz im dô half ûz der nôt.

zehant frâgt er den boten mær,

wâ sîn herr der abt wær.

der bot sprach: «er rîtt dâ her,

27870

die bischof mit im alsô hêr

und dar zuo fürsten genuoc,»

sprach der bot alsô kluoc.

zehant daz kint sich verdâht,

die diutschen fürsten ez dô brâht

27875

mit im gegen dem abt dan.

dô sâhens mangen frumen man

rîten mit dem abt guot.

des wurden di herrn wol gemuot.

dô wart ein schœn enpfâhen dâ

27880

von allen den herrn iesâ,

die mit im wârn ze veld komen.

sîn kunft si gern heten vernomen.

dâ mit er den abt dan

gên sînem her wol getân

27885

hiez dâ herbergen zehant

zuo dem wazzer ûf daz lant.

 

Dô sant keiser Ott ân swær

aber sînen herschouwær,

daz er besæch ir beider her,

27890

wie ez wær gên im an der wer.

dô ez der herschouwer ersach,

wider den keiser er dô sprach:

«ir habt verlorn den sic zwâr.

sîn her ist grœzer, daz ist wâr.

27895

der abt von Vult ist komen zuo in.

ez was ein michel unsin,

daz ir in liezt von iu rîten.

ir mügt in niht gestrîten.»

 

Des andern morgens vil fruo,

27900

dô zôch der keiser zuo

über daz wazzer, als er solt

und als er mit im strîten wolt.

der keiser Ott von im zogt,

wan sîn ors vast brogt.

27905

waz sol ich mêr von in sagen?

der Walch wurden vil erslagen

und frümclîch gevangen;

ez was in übel ergangen.

die Diutschen den sic heten genomen

27910

und wârn des strîtes volkomen.

die Walch die dâ entrunnen,

die dûht daz ein wunne,

daz si den Diutschen entwichen.

welich Walich dâ wart erslichen,

27915

dem muost wê geschehen;

des muoz ich von der wârheit jehen.

dâ mit der keiser Ott dan

kêrt, als ich gehœrt hân,

ûf ein burc diu was guot,

27920

wan gên der bürg stuont sîn muot,

und enthielt sich dâ sicherlîch

vor dem keiser Fridrîch;

und fuor daz kint in Pülln lant,

daz dô Fridrîch wart genant,

27925

und leit sich dâ mit sînem her.

nieman kom gên im ze wer.

die sînen tâten dô nieman leit.

si lâgen still ûf einer heit.

 

Dar nâch die fürsten gelîch

27930

wolden den keiser Fridrîch

niht welen ze herren:

dâ von sô huoben sich werren:

zwischen ieglîchs herren lant

huop sich roup unde brant.

27935

dâ wârn die herren di die wal

heten, die giengen âne schal,

dâ des rîches wal an lac,

und wârn gesezzen mangen tac,

und dar zuo die lêgfürsten,

27940

die nâch dem rehten solt dürsten,

und drî fürsten beschorn,

die zuo der wal wârn erkorn

und dâ diu wal an lac –

die selben trahten naht und tac,

27945

daz ir dheiner niht enmoht

einen keiser welen der in toht.

si wolden all samt gelîch

niht welen keiser Fridrîch,

von Stoufen sô was er genant,

27950

der gesigt hêt in Walhen lant.

do die fürsten alsô sâzen

und der wal vergâzen,

daz si niht welten einen man,

demz rîch wær undertân,

27955

daz wart dem keiser geseit.

gên dem palast er dô reit,

dâ diu wal solt geschehen.

doch wil ich iu der wârheit jehen,

daz er liut hêt mit im brâht,

27960

als er im vor hêt gedâht.

er brâht wol hundert man,

die hêten all halsberg an,

und alsô mangen schützen guot,

die all wârn wol behuot.

27965

dô er an die tür kam

und die herren dâ vernam,

die dâ sâzen an der wal,

dô sluoc er an mit grôzem schal

und hiez im ûf tuon die tür.

27970

dâ was ein starker rigel für.

doch lie man in ze jungst in.

er sprach: «ir herren, wâ ist iuwer sin,

daz ir niht welt einen man,

der daz rîch behalten kan?»

27975

des antwurten sie vil trûriclîch.

si sprâchen: «herr her Fridrîch,

wir kunnen uns niht verdenken wol.

iuwer zuht uns râten sol

daz uns daz best hie sî;

27980

dâ sol iur rât wesen bî.

diu wal stê in iuwer hant

und daz rœmisch lant.

swen ir welt, der sol daz rîch

haben ze reht sicherlîch.»

27985

si vorhten in sêr zwâr,

für daz er was komen dar

gewâpent, als ich hân geseit.

si vorhten, er tæt in herzenleit.

dâ von sazten si die wal

27990

an in alle über al.

der keiser Fridrîch sprach zehant:

«stêt diu wal in mîner hant?»

dô begunden si all jehen,

si enwolden nieman für in spehen.

27995

«daz ir sît komen, daz ist uns niht leit.»

er sprach: «des swert mir einen eit.»

daz wart schier dâ getân.

«ich nieman baz der êren gan,»

sprach der keiser Fridrîch.

28000

«ich wil ez selb sicherlîch,

daz rîch und die êre hân,

wan ich mir wol guotes gan.»

 

Dô wart der keiser Fridrîch

erwelt schôn sicherlîch

28005

und wart gewaltic, als man seit,

daz er den bâbst ûz Rôm treip,

bischof und kardinâl:

die fluhen all über al.

dô er dô gewaltic wart,

28010

dô huop er sich an die vart

und underwant sich der land

vil gar ân alle schand.

nû weiz ich niht, wie ez kam,

daz in der bâbst in sîn æht nam

28015

unde tet in in den ban,

dar zuo all sîn man.

doch wart mir daz bekant,

der kriec wær umb Zeciljenlant.

daz wolt der bâbst gern hân;

28020

des wolt der keiser im niht lân.

dâ von huop sich der strît.

si hêten beidenthalben nît.

zwâr umb daz selb lant

huop sich roup unde brant.

28025

dar nâch hêt er wîten sweif:

swâ er des bâbstes liut begreif,

die hiez er mit nœten

wærlîch all tœten.

die pfaffen muosten dô irn sweiz

28030

lâzen, wan er in ûz reiz

die platen ûz dem houbt her.

daz was sînes herzen ger.

die bruoder mohten im niht enpfliehen,

er hiez in ab ziehen

28035

die hût über diu ôren

als si wæren tôren.

 

Nû merket, keiser Fridrîch,

des frümkeit was niht gelîch –

wan unzuht muost in vliehen –,

28040

er hiez stecher ziehen:

an swem er sich wolt rechen,

den hiez er wærlîch stechen.

der ein fürst was genant,

dem hiez er tuon den tôt bekant.

28045

die arm hiez er mit nœten

wærlîch all tœten,

swer den tôt hêt verscholt;

dâ für nam er dhein golt.

swelich kint hêt zwei jâr,

28050

diu hiez er wærlîchen zwâr

under die erden lâzen.

er lie si niht zuo den strâzen.

er verbôt daz man in dhein lieht

gæb noch in nimmer niht

28055

den tac liez schouwen an.

dô wânten si, im wær alsô,

er wær got von himel dô,

sô er die boten zuo in sant;

diu wârheit was in unbekant.

28060

dô si erhôrten diu mære,

dô wânten si, im wær alsô,

er wær got von himel dô,

sô er die boten zuo in sant;

diu wârheit was in unbekant.

28065

sô diu kint wurden alt,

sô seite man vil manicvalt

wunder daz hie ûz geschæch.

«ô wê! wie gern ich daz sæch,»

sprach ieglîchez kindelîn.

28070

«ich muoz hie inn verslozzen sîn.»

sô dann der keiser Fridrîch

wolt stechen einen fürsten rîch,

sô hiez er zwei kint zehant

ledic lâzen ûz dem bant.

 

[Zusätzlicher Text aus HS 10]

man furte si in einen garten,

danne man freude mocht warten.

do waren zarte junfrowen inne,

di sach man mangerlei beginne:

5

er enteil di sungen,

daz ander teil di sprungen.

di derten di worffen den bal.

si hatten freude ober al.

di junfrowen waren wol getan.

10

si hatten riche cleider an

von siden und von baldekin.

si musten ouch schone bespenget sin.

do waren ouch schoner frowen gnug.

riche koste man dare trug,

15

daz der di kinder ouch geszen

in schonen gulden gefeszen.

si hatten vorre geszen dort

nicht danne waszer und brot

bi alle eren jaren,

20

do si an deme dinstern waren.

man schankete en ouch do yn

beide mete und win;

uf daz si di trenke gesmeckten,

man liez si wenig darane lecken.

25

keiser Frederich der quam danne gegan,

der hatte schone cleider an,

und alle di mit eme gingen,

di horte man ferre clingen,

also ez were frou Holde,

30

von silber und von golde.

spellute waren ouch do gnug.

iclicher sine zirde trug,

also her schonest werde mochte,

und allez daz zu freuden tochte,

35

daz brachte man allez dar,

daz sin di kinder worden gewar.

do hub sich schrecken und tucken,

beide phiffen und pucken,

bosunen und schalmeyen.

40

so gingen si danne an eynen reien.

do was danne freude unmaszen vel

und mannig gut seiten spel.

 

28075

sô si dann sâhen die wunne,

daz diu lûter sunne

schein alsô liehtgevar,

und si der waid nâmen war,

 

[Zusätzlicher Text aus HS 10]

und di blumen und daz grune gras

und des bornes der in deme garten was,

der boime und die fruchte

und der schonen junfrowen zuchte

5

und der vogelin gesang:

di wile duchte si nicht lang,

und horten di spel irclingen

und di lute in freuden springen.

 

dô sprâchen si: «herr guot,

28080

wir biten iuch, daz ir sô wol tuot

und uns lât hie belîben,

mit iu die zît vertrîben.

wir haben sô schœnez nie gesehen,

des müezen wir wærlîchen jehen,

28085

wan iu ist niht gelîche

in iuwerm himelrîche.»

dô sprach der keiser zehant:

«gebt mir iuwer triu ze pfant,

daz ir tuot swaz ich wil,

28090

sô wil ich iuch der freuden zil

lâzen wærlîchen von mir spehen.

ich lâz iuch manic wunder sehen.»

sô dann die stechære

erhôrten diu mære,

28095

sô sprâchens: «lieber herr guot,

wir biten iuch daz ir sô wol tuot,

daz ir uns lât vor iu gân.»

«allez daz ieman gesprechen kan,

dâ mit ich iu gedienen mac,

28100

daz sûm ich nimmer einen tac.»

und ir dheiner daz enliez,

swen der keiser stechen hiez,

den stach der stecher an der stat,

swenn in der keiser stechen bat.

 

28105

Ze einen zîten daz geschach,

als man mir von im verjach,

daz er drî man hêt gefangen,

di solden alle drî hangen,

wan si ez hêten wol verscholt.

28110

er was in vînt und niht holt.

zuo einen zîten daz geschach,

der keiser wider die herren jach,

wan er saz nicht eine.

dô trahten die herren gemeine,

28115

wer aller best möht verdeuwen,

des sich die arzât möhten freuwen.

dô sprach zehant ein arzât:

«nieman sô wol verdeuwet hât

sô ein slâfender man,

28120

für wâr ich iu daz sagen kan.»

der ander sprach zwâr,

verdeut hiet nieman sô gar

sô der ein pfert rennen sol:

«daz weiz ich von der wârheit wol.»

28125

der dritt sprach an der stat:

«ir sült mir gelouben drât,

daz nieman sô schier verdeuwet hât

sô der loufet unde gât.»

dô sprach der keiser Fridrîch:

28130

«daz wil ich sehen sicherlîch.

ich hân drî gevangen;

die solden billîch hangen,

wan ich lâz si niht genesen.

swer bî der kunst wil wesen,

28135

der sol über die siben tag

zwâr nâch des buoches sag

die wârheit hie kiesen.

den lîp si müezen verliesen.

ich muoz besehen die wârheit,

28140

welich arzt hab reht geseit.

daz wil ich wærlîch sehen,

welhem ich der kunst müg verjehen.»

zehant hiez er die drî man

all drî ungezzen lân

28145

zwâr unz an den dritten tac.

daz was in dô ein grôzer slac.

dar nâch hiez er in geben spîs:

si was gesoten in der wîs,

daz ez in übel gezam:

28150

rôhez man ez von den heven nam.

doch hêten si den hunger starc:

si nâmen ez für zehen marc

unde dar zuo für vier.

gâz hêten si ez schier.

28155

zehant man in mêr für truoc,

unz si gâzen genuoc.

dem einen gap man trinkens vil,

des ich iu niht helen wil.

twalm man im în gôz,

28160

daz er im in den lîp flôz.

dô leit er sich als ein man

der nie âtem gewan.

alsô lac er drî tag

nâch des buoches sag.

28165

den andern man loufen bat

unz ze Bern in die stat,

daz man in niht liez rasten;

mit geiseln und mit asten

bert man im den ruck sîn,

28170

daz diu fluht wart an im schîn.

zwâr man im den rucken bert:

nieman ez den Walhen wert.

dô im entweich kraft und maht,

mit slegen man in dar zuo brâht,

28175

daz er muost aber loufen.

von slegen und von roufen

gewan er angst unde nôt,

daz er lac ûf dem veld tôt.

den dritten man dô rennen hiez,

28180

wan man in des niht erliez,

er müest rennen ze aller zît

daz velt nâhen unde wît.

swann sin pfert müed wart,

sô wart niht lenger gespart,

28185

man bræht im ein anderz drât.

des wolt man niht haben rât,

er müest rennen ze stunt,

unz im der tôt wart kunt.

dô der keiser Fridrîch

28190

hiez die tôten snîden gelîch,

welhem tôten man des jach,

dô man ieslîchs spîs sach,

welich aller best wær verdeuwet.

dô wart der arzt gefreuwet,

28195

der dô den slâfunden man

hêt der dô den sic gewan,

wan er hêt aller best verdeuwet.

der selbe arzt sich des freuwet.

 

Dannoch der keiser niht enlie,

28200

manic wunder er begie.

nâch maniger hand dingen,

nâch witzen begund er ringen.

des gewan er vünt genuoc.

er wart an mangen dingen kluoc.

 

28205

Der keiser einen gesellen hêt,

dem elliu frümkeit wol an stêt.

von Antfurt her Fridrîch,

alsô was sîn nam rîch.

er was der höbschist man,

28210

den al diu werlt geleisten kan.

er hêt erworben manic wîp,

den gezieret was ir lîp.

ze jungst sazt er sîn sinne

an ein edle grævinne.

28215

diu was sô schœn, als man seit,

daz in sîn muot dick jeit

unde all sîn sinne

nâch der edeln grævinne.

dô wolt daz schœn wîp

28220

mit im niht teilen irn lîp.

si sprach zuo im: «her Fridrîch,

ir sült daz wizzen sicherlîch,

lât ir mich niht mit frid sîn,

ich sag ez dem herren mîn.»

28225

er sprach: «swie ez mir sol ergân,

von iu sô mac ich niht enlân,

mir werd dann iuwer minne

oder ich verlur mîn sinne.»

daz treip er mit ir, daz ist wâr,

28230

mêr dann driu jâr.

do gedâht si in irem muot:

«ei! milter got vil guot,

wie tæt ich disem ritter guot,

daz er von mir liez sînen muot?

28235

ich kan in niht erwenden,

er well mir boten senden.

möht ich in mit höbscheit

dar zuo bringen, daz im leit

geschæch von den schulden sîn,

28240

und ich doch niht ane pîn,

alsô daz er mit grôzer nôt

von sînen schulden læg tôt,

daz ich behielt mîn êre!

mich müet daz hart sêre,

28245

daz er niht wil die red lân.

ich wird im nimmer undertân.»

daz wort si weinend sprach

und wider ir herz daz verjach.

vil siuftens in ir herz viel,

28250

wann ir dô der sorgen schiel

von disem ritter wart kunt,

niht eines, zwâr ze manger stunt.

 

Dar nâch si ir gedâhte

daz in in kumber brâhte.

28255

«owê! lieber herr mîn,

sol ich in untriun bî dir sîn,

so verlur ich mîn wirdikeit,

wan mir ist al bôsheit leit.

solt ich von dir gescheiden sîn –

28260

ich mein dich, lieber herr mîn,

mit herzen und mit triuwen –,

daz müest mich immer riuwen.»

si meint iren lieben man,

dem si alles guotes gan.

28265

si gedâht: ob mir daz geschæch,

daz man mir der bôsheit jæch

von mînem kranken sinne,

ich wolt ê verbrinnen.

eins tags kom der ritter dar

28270

unde nam ir tougen war

und bat si umb ir minne,

die edeln grævinne.

«her Fridrîch, wolt ir mich gewern

des ich an iuch mac begern?»

28275

dô sprach ez her Fridrîch:

«frou, wizzet sicherlîch,

swaz ir habt in iuwerm muot» –

alsô sprach der ritter guot –,

«daz wil ich niht zerbrechen.

28280

solt man mich ze tôd stechen,

daz wolt ich lîden sicherlîch,»

alsô sprach her Fridrîch;

«und möht ich iuwer huld gehân,

ich wær iu dienstes undertân.»

28285

dô sprach daz minniclîch wîp:

«und sol ich mit iu mînen lîp

teilen, daz müezt ir dienen alsô,

daz ich sîn muoz werden vrô.»

er sprach: «swaz ir mir vor saget,

28290

daz tuot mîn lîp unverzaget.»

si sprach: «sich hebt ein turnei

hie in der stat. sô briht enzwei

manic ritter sîn sper,

dem ze ritterschaft ist ger.

28295

mügt ir dann der best sîn,

dô wil ich iu den lîp mîn

mit teilen, als ich iu sagen wil.

mügt ir der sper brechen vil

und dann in einer frouwen kleit

28300

sît ze ritterschaft bereit

gegen einem der harnasch füer,

für wâr ich iu des swüer,

vertuot ir dâ iur scharpfez sper,

iurr bet ich iuch billîch gewer,

28305

und komt ir lebentic von dan.

swie lieb mir ist mîn man,

doch wil ich sicherlîchen

iurn triuwen niht entwîchen.»

dô sprach der frum man:

28310

«frou, ob ichz wol enden kan

mit lîb und mit guote,

daz ist mir wol ze muote.

ich wil den turnei gern holn,

sol ich den tôt von iu doln.»

28315

si sprach: «und ist, daz ez geschiht,

ich versag iu mîner minn niht.»

 

Dô der turnei wart volbrâht,

als ir diu frou hêt gedâht,

dô kom der von Antfurt.

28320

ein sper er degenlîch fuort

gegen einem ritter lobesam,

den er ûz den andern nam.

er sprach: «welt ir ein sper

mit mir, edler ritter hêr,

28325

vertuon, als ich iu hie sag?

ir sît ein helt und niht ein zag:

dar umb sô bit ich iuch sicherlîch,

daz ir durch iuwer frouwen rîch

ein sper mit mir vertuot hie.

28330

doch wil ich iu sagen, wie:

ir sült gên mir gewâpent sîn:

sô wil ich durch die frouwen mîn

blôz gegen iu rennen.

mîn wâpen sol man erkennen:

28335

daz ist niht wan ein frouwen kleit.

also bin ich zuo der tjost bereit.»

dô sprach der edel ritter guot:

«sô hiet ich einn verzagten muot,

solt ich an füern und ir niht:

28340

daz wær ein zeglîch geschiht.»

dô sprach ez her Fridrîch:

«nein, edler ritter freudenrîch,

lig ich von iuwern handen tôt,

als mir mîn frou hie gebôt,

28345

so vergib ich iu mit triuwen.

mîn tôt iuch niht sol riuwen,

wan ich stirb durch di frouwen mîn.

wie möht mir immer baz gesîn?»

alsô bat er den selben man,

28350

unz er kom zuo im ûf den plân.

ze samen si dô kêrten,

als si ir manheit lêrte.

sîn sper her Fridrîch verstach

vil schôn, als im diu meng jach.

28355

der ander in ouch gevie,

daz daz sper durch in gie

mitten wol einer ellen lanc.

diu unmaht vast mit im ranc,

daz er von dem ross ze tal

28360

hienc und erviel ûf daz wal

unde man in dannen truoc.

umb in wart grôz klag genuoc.

 

Merket wie diu grævin sprach,

dô si den ritter ligen sach:

28365

«ôwê, reines mannes muot!

wie hâst dû lîp unde guot

umb mînen lîp gegeben!

dû hâst dîn tugentlîchez leben

durch mînen willen hie verlân.

28370

daz ich dîn künd ie gewan,

daz ist mir hie ein grôz nôt.

dû lîst durch mînen willen tôt.

ôwê, vil sæliger lîp,

möhtest dû dîn dienst an ein wîp

28375

gekêrt hân diu dich hiet gewert!

mîn lîp niht wan mîns herren gert.

dâ von wær dû ein tumber man,

daz dû dîn leben hâst verlân

durch mich, ich bin ein armez wîp:

28380

dû hietest schœnern lîp

gewunnen dann ich bin gewesen;

dâ von dû wærst wol genesen.

des riuwet sicher mich dîn tôt.

dû hâst wærlîch durch mich die nôt

28385

erliten und den smerzen.

ich hêt in mînem herzen

mich des vermezzen:

des möht ich niht vergezzen,

daz mîn lîp dheinem man

28390

wurd nimmer undertân

dann dem lieben herren mîn.

diu stæt muoz immer an mir sîn.»

 

Nû wil ich sagen wie im geschach,

als im diu meist meng jach.

28395

dô lac er für wâr

mêr dann ein jâr,

unz der siechtuom von im vlôch.

ein rîsen man durch in zôch

unde hært in sam ein ros,

28400

daz wunt ist worden in einem mos.

dô er dô gesunt wart,

dô wart niht lenger gespart,

er gie zuo sîner frouwen guot,

der er dâ truoc holden muot.

28405

mit im er daz hemd truoc –

daz was sweizic genuoc –,

dâ er inn was worden wunt.

er sprach: «frou, ich bin gesunt.

nû sehet, frou wol getân,

28410

waz ich smerzen erliten hân,

und seht daz an, schœnez wîp,

ob ich iht iuwern schœnen lîp

hab jæmerlîch erarnôt.»

er zeigt ir daz hemdel rôt,

28415

daz er an im fuorte,

do daz sper durch in ruorte.

dô si daz hemdel ersach,

vil bermclîch si wider in sprach:

«nû wizz ez got der rîch,

28420

daz niht sô bitter wær gelîch,

ich wolt ez tuon williclîch,

ê daz ich an mînem herren rîch

mîn triu zerbræch ze dheiner vrist.

möhtet ir iu indert dheinen list

28425

für setzen den ich tæt,

daz ich mîn êr behielt stæt?»

dô sprach der edel ritter guot:

«sît ir habt sô vesten muot

und iuwer êr behaltet gern,

28430

wolt ir mich einer dig gewern,

daz ir, frou wol getân,

wolt tuon als ich iu sagen kan?»

dô sprach si: «lieber herr mîn,

daz kan sô bitter niht gesîn

28435

noch an mir sô grôz nôt:

daz ich niur niht kies den tôt,

des andern wil ich volgent sîn,

daz ich behalt die triu mîn.»

er sprach: «ez ist diu hôchzît,

28440

daz man in dem land wît

begêt pfingsten di vîrtag.

nâch mîner lêr sag

sô sült ir anders niht pflegen,

ir sült daz pfeitel an legen,

28445

dâ ich inn wunt worden bin.

nû merket reht mînen sin:

ir sült an sant Steffans tag

nâch mîner lêr sag

an iu daz sweizic hemdel tragen.

28450

noch wil ich iu mêr sagen:

ein rîsen sült ir haben guot,

einen mantel ân huot,

zwên schuoch alsô niuwe.

und welt ir iuwer triuwe

28455

behalten, sô ir ze opfer gêt

unde vor dem alter stêt,

sô lât vallen den mantel guot,

daz ich ez sech, frou wol behuot,

wan ich wil in dem kôr stên,

28460

sô ir sült ze opfer gên.

tuot ir dann, frou wol getân,

als ich iu gesagt hân,

sô sît ir billîch frî,

swie halt mir gelungen sî.»

28465

dô sprach diu frou wol getân:

«swie halt ez mir süll ergân,

ob ez mir wirt ein herzenleit,

swaz ir mir vor habt geseit,

daz wil ich allez leisten gar,

28470

daz sag ich iu für wâr.»

 

Dô diu hôchzît kam,

die pfingsten, als ich vernomen hân,

dô nam diu frou daz hemdel rôt,

als ir her Fridrîch gebôt;

28475

einen mantel si dar über swief.

irr junkfroun eine si dô rief,

daz si ir trüeg schuoch und rîsen;

dar în wolt si sich brîsen.

zuo der kirchen si dô gie;

28480

ir zuht si niht enlie.

dâ stuont si ze kirchen schôn.

ir zuht gap ir der êren krôn.

si wartet des offertorium.

dô man daz sanc, zwên ritter frum

28485

wîsten si zuo dem altær.

zwâr daz wart dem grâven swær,

wan er ez selb ane sach.

dâ von leit er ungemach

und gedâht in sînem muot:

28490

ei! herr got der guot,

mîn frou hât der sinn niht

oder der tiufel hât mit ir phliht,

des swüer ich wol einen eit.

er huop sich heim, im was leit.

28495

dô si daz opfer leit,

ein samît lanc unde weît

si dâ vallen lie.

daz hemdel gie ir ûf diu knie,

daz was von bluot alsô rôt.

28500

ir frümkeit dô gebôt,

daz si dâ stuont in grôzer scham.

den mantel si wider an sich nam.

zuo der herberg si dô kêrt,

als si ir frümcheit lêrt.

 

28505

Der grâf kûm des erbeit,

daz si im die wârheit seit.

er sprach: «sagt mir, frou mîn –

unsinnic mac iur lîp sîn –,

wie habt ir iuch verkêrt

28510

und iuwern lîp geunêrt?

war zuo sol daz bluotic gewant,

daz man ze kirchen an iu vant?»

dô sagt diu frou die wârheit.

als ez geschach si im daz seit

28515

und louc im niht als umb ein hâr.

die wârheit seit si im gar.

als der herr daz vernam,

daz si hêt sô grôz scham

erliten durch ir stæticheit,

28520

er sprach: «nû sî dir vor geseit,

dû bist mir als liep als ê.

mînem herzen geschach nie sô wê,

daz ich dich sach blôz stân,

vil schœniu frou wol getân.»

28525

die froun er zuo im umbevie.

vil frœlîchen er dô gie

und sprach: «liebiu frou mîn,

alrêrst wil ich dîn eigen sîn.»

her Fridrîch von dannen reit,

28530

dô er gesach die wârheit,

dô blôz stuont daz schœn wîp.

er vorht, ez gieng im an den lîp.

 

Dar nâch der keiser Fridrîch

gebôt einen hof rîch.

28535

dâ kômen die fürsten alle hin,

die tumben und die hêten sin.

dar fuor ouch sicherlîch

der herzoc Fridrîch.

er fuort mit im an sîner schar –

28540

daz ich iu sag für wâr –

zwei hundert ritter wol getân,

die fuorten scharlachkappen an:

die wârn geworht mit flîz;

dar durch ein edel strich wîz

28545

gie von wîzem scharlach guot.

des . . . . . die ritter wol gemuot.

niuwe unde schœniu kleit

fuorten die ritter unverzeit.

alsô fuoren si gelîch

28550

mit dem fürsten Fridrîch.

dô der fürst ze hof kam

und in der keiser vernam,

dô bat er in vlîziclîch,

der edel keiser Fridrîch,

28555

daz er æz mit im sîn brôt.

des bat er sêr und gebôt.

dô sprach der herzoc Fridrîch:

«daz stüend eim fürsten niht gelîch,

daz ich iur brôt ezzen solt.

28560

war zuo solt dann mîn golt?»

dô sprach der keiser mit sinn:

«Fridrîch, ez wær ein minn

und niht zwâr ein hôchfart.

stüend ez dir übel, ich ez bewart.»

28565

er moht sô vil gebiten niht,

daz er an dem ezzen pfliht

mit im wolt haben ze dheiner zît.

er sprach: «diu stat ist niht sô wît.

ich verbiut, daz zuo der kuchen dîn,

28570

dhein holz an dem fiur schîn,

daz dir daz nieman veilez geb,

swer mit gemach hie bî mir leb.»

dâ mit er boten sant,

die verbuten zehant,

28575

daz nieman wurd sô stolz,

der dem herzogen holz

gæb umb sîn pfennige;

der müest im entrinnen.

 

Do der herzoc moht gehaben niht

28580

holzes, «daz ist enwiht»

sprach er an der selben stat

zuo sînem schaffær drât,

daz man ein hûs koufe gar,

dâ man die spîs offenbar

28585

solt all bereiten

und die kezzel eiten.

dô des der keiser wart gewar,

zehant sant er boten dar,

daz man im niht mit heile

28590

tæt dhein hûs veile.

dô des der herzoc Fridrîch

wart innen und sîn marschalc rîch,

dô wart er ze râte

des nahtes alsô spâte,

28595

daz er kouft nuzze vil.

daz man im spîs unz an ein zil

bereitet schôn mit sicherheit

bî den nuzzen, als man seit,

wann die nuzze schal

28600

glosten alle über al.

daz wart dem keiser kunt getân.

er sprach: «wâfen, wie ein man

diser ist von Œsterrîch!

jâ wæn ich, im sî niht gelîch.

28605

dâ von erlouben muoz ich im wol,

daz ich für wâr sprechen sol,

wit und swaz er koufen wil,

wan er hât wîses râtes vil.»

 

Dar nâch der herzog Fridrîch

28610

reit ze hof sicherlîch.

dô frâgt in der keiser dô,

wer im gerâten hiet iesô

sô mangen frömden list,

der in der stat erzeiget ist.

28615

dô sprach der fürst: «herre mîn,

mîn rât kan ouch wîse sîn.»

einer schœnen bet er in bat,

den keiser, an der selben stat.

er sprach: «lieber herre mîn,

28620

möht ez in iuwern hulden sîn,

sô wolt ich iuch des gern biten,

ob ir wært in den siten,

und ob ez iu niht wær ein swær,

daz ir mir zeiget die stechær.»

28625

zehant sprach er: «des bist gewert.

ist iht des dîn herz gert,

daz sol dir niht sîn verseit.»

die stecher wurden dô bereit,

als er im dô wol gan.

28630

si giengen für irn herren stân.

dô sprach der keiser Fridrîch:

«wîset mir die stecher gelîch

oben ûf disen turn hôch.

die zwên stecher ich hie zôch,»

28635

sprach der keiser Fridrîch.

«dû sihest hiut an in gelîch,

daz si tuont niht wan mîn gebot.

si fürhtent mich mêr danne got.

ein grôz gebot lâz ich dich sehen,

28640

daz dû mir muost von schulden jehen,

daz si mich fürhten âne spot

noch mêr danne got.»

der turn fünfzic ellen hêt

an der hœhen dâ er stêt.

28645

dar ûf si stuonden sicherlîch.

dô sprach der keiser Fridrîch:

«val her ab, sælic man!»

zehant er springen began

ab dem turn daz er zerbrast.

28650

daz was an im ein bœser last.

den herzogen wundert des sêr.

er sprach: «herr, ich gesach nie mêr,

daz iu ein sô junger man

wær sô gar undertân.»

28655

dem andern winkt er nider.

den zuct er bî im hin wider;

anders hêt er den tôt genomen,

niht lebentic wær er dannen komen.

dô sprach herzoc Fridrîch:

28660

«herr, ich sag iu sicherlîch,

iu mac dhein fürst vor gestân,

oder sîn leben muoz zergân.»

 

Dar nâch stuont ez unlange zît,

unz in der werlt wît

28665

der keiser wart ze bann getân

von eim ieglîchen pfeflîchen man;

die tâten in in den ban dô.

dar umb gap er niht ein strô.

der bâbst in ze banne tet

28670

und vil übel von im ret,

er wær ein ketzerlîcher man,

dâ von sô wær er in dem ban.

daz keiseramt wær im entseit.

dô wart dem herzogen leit,

28675

dem fürsten ûz Œsterrîch.

dar umb sô fuor er sicherlîch

gegen Pülln in daz Walhenlant

und macht si zuo friunt zehant,

den bâbst und den keiser dâ.

28680

durch sînen willen liezen si ez sâ.

dô gap der bâbst Gregorius

dem herzogen ein gâb alsus,

daz Stîr unde Ôsterlant

nimmer dhein ban wurd bekant

28685

von dem stuol sicherlîch

noch dheim bâbst wunniclîch

in siben jârn, daz ist wâr –

die hantfest gap er im gar –,

noch daz sîn liut sicherlîch

28690

nieman verbien in Œsterrîch.

 

Nâch Christi geburt zwelif hundert jâr

und drîzic jâr daz geschach.

 

Nû hiet ich vil gar verdagt,

daz ich iu niht ein mær sagt

von dem keiser Fridrîch,

waz er dô tet in sînem rîch,

28695

ein vil wârez mære.

die Venedigære

wolden im niht undertân sîn.

dô hiez er korn unde wîn

in gemeinclîch verbieten.

28700

dô muosten si sich nieten

vil hungers in der stat,

wan si der keiser bat,

wan si korns niht mohten gewinnen

dann als vil in mohten bringen

28705

di kiel über des meres fluot.

niht korns hêt diu stat guot:

niht anderr spîs fuort man der stat;

von rœmischer erd nieman bat

in füeren einen metzen:

28710

des muosten si sich letzen

beidiu weizen unde korn.

der keiser ez verbôt mit zorn,

daz man in fuort dhein korn.

daz was in leit unde zorn.

28715

doch kund er niht gemachen

mit dheiner lei sachen

noch mit dheiner swære,

daz im Venedigære

wolden wesen undertân.

28720

si wolden selb ir herren hân.

daz triben si unz an die zît,

daz sich under in huop ein strît.

der strît geschach ûf dem mer.

galîn und barken, was ein her,

28725

fuoren ûf dem mer enzat.

der strît huop sich drât.

doch gelanc dem keiser Fridrîch,

daz die sînen sicherlîch

den sic an gewunnen.

28730

swelich nicht entrunnen,

die viengen si an der zît.

ez was ein herter strît.

si viengen dâ mit swære

sehs Venedigære

28735

und des herzogen sun.

nû wil ich iu kunt tuon,

wie ez den selben dô ergienc,

die man ûf dem mer vienc.

die selben fuorten si gelîch

28740

für den keiser Fridrîch.

an der selben stat

der keiser si bat

füern in einen karkær.

daz wart den gevangen swær,

28745

wan si ungezzen muosten wesen –

des mohten si kûm genesen –

zwâr unz an den dritten tac.

vil ungüetlîch man ir pflac.

dô der dritt tac erschein,

28750

dô hiez der keiser si gemein

füern ûz dem karkære;

diu zît was in niht swære.

zwên tisch er dô rihten hiez.

an den einen er si liez

28755

sitzen sicherlîche:

dô saz der keiser rîche

an dem andern gegen in.

wiltbræt unde voglîn

truoc man im und spîs genuoc.

28760

ich sag iu waz man in für truoc:

daz ir êrste riht solt sîn:

man gap in niht brôt noch wîn –

daz was den gevangen swær –,

ein schüzzel volle Bernær

28765

sazt man für si zuo einer geschiht.

zwâr daz was ir êrste riht.

daz was in ein grôziu swær.

ein schüzzel vol Venedigær

muost diu ander schüzzel sîn.

28770

diu dritt riht wârn Augustîn.

diu vierd was fîn golt,

wan in der keiser nie wart holt.

diu fünft riht brantez golt was.

edel gestein diu sehst was.

28775

daz was ein grôz nôt.

ûf den tisch leit man für brôt

grôz zelten von silber wîz.

der keiser sprach zuo in mit flîz:

«ezzt, ir herren, die spîs!»

28780

dô sprach der jung und der grîs:

«wir mügen diser spîs niht.

der hunger der hât mit uns pfliht.»

der keiser Fridrîch dô sprach:

«nû wænt ir, herren, ir habt gemach,

28785

wan ir habt golt und edel gestein:

des mügt ir ezzen klein.

daz hân ich hie gesehen.

des müezt ir mir der wârheit jehen.»

dar nâch hiez er in ze ezzen geben

28790

unde nert fürbaz ir leben.

zehant der keiser einen boten drât

sant ze Venedig in die stat,

ob man im wolt die stat geben,

oder die gevangen müesten ir leben

28795

lâzen dâ gelîch.

alsô enbôt der keiser rîch.

die Venedigær antwurten sô,

si gæben im niht ein dürrez strô,

ob er si all hienge,

28800

swie halt ez in ergienge.

dô diu botschaft wider kam

und der keiser daz vernam,

dô hiez er mit sachen

ein hôhes antwerc machen

28805

und dar ûf zwên masboum.

des nâmen alle Walch goum,

daz er die masboum zesamen sluoc;

die wurden beide hôch genuoc.

er hiez si ûf daz antwerc tragen.

28810

mit îsen wurden si beslagen

an daz antwerc vest.

ein rinderhût die man west

hiez man zuo einer bulgen machen

an den masboum mit sachen

28815

unde mit seilen lanc,

diu dâ hêten mangen swanc.

swann der wint dar an gienc,

so diu bulg an dem masboum hienc,

sô fluoc si verr von dan.

28820

in die bulg leit man den man,

der des herzogen sun was

von Venedig, als ich ez las.

kæs und brôt man zuo im leit.

an der selben zeît

28825

kom ein wint daz er strebt.

von der spîs er lenger lebt.

daz antwerc bî des meres fluot

stuont dâ der herr guot

vil hôch an erhangen was.

28830

swer in der stat ze Venedig was,

der sach in varn sicherlîch,

des herzogen sun vil rîch.

des weinet sîn vater sêr,

sîn muoter michels mêr

28835

weint, swann er sich ruorte

und in der wint fuorte.

alsô lebt er unz er starp.

der keiser dar nâch warp,

daz die sehs sturben dâ

28840

und die gevangen all iesâ.

alsô tôter muost er hangen

an dem masboum und der stangen,

unz daz seil erfûlt gar.

daz sagt uns daz buoch für wâr,

28845

daz in niht half Venediger guot.

er viel in des meres fluot.

daz mer sluoc in an daz lant.

daz wart den Walhen wol bekant.

 

Ze einen zîten daz geschach,

28850

daz der keiser Fridrîch sprach:

«wir süllen bald gâhen,

da wir wizzen valken vâhen.

der hân ich gesehen niht ze vil

mîn tag. dâ von ist ez mîn spil,

28855

daz wir si vâhen; êst an der zît.

ich hân ûz einem hol wît

gesehen valken dar enpfliegen.

dar an mich nieman sol betriegen:

ich sach ir vier oder mêr

28860

fliegen ûz dem hol her.

wær ieman der mir si gewunn,

den wolt ich rîchen und sîn kunn,

swer sich ez törst genemen an.»

doch was bî im dhein man,

28865

dem daz von im möht gezemen,

der die valken wolt nemen.

do sprach under in ein wîser man:

«wer mac sich des genemen an

oder wer möht sîn sô wol gemuot,

28870

daz er umb dhein guot

sînen lîp wolt verliesen?

den mac ich niht erkiesen.»

dô der keiser erhôrt

des wîsen mannes wort,

28875

er sprach: «ich hân mich wol bedâht

und hân ez wol in mîner aht,

daz ich einen man vinden kan,

der sich des tar genemen an.

der müest doch hangen.

28880

umb roup ist er gevangen.»

zehant er nâch dem selben man

sant einen boten dan.

er sprach: «ich sag dir für wâr,

daz dû muost an dem lîb gar

28885

sterben sicherlîch,»

sô sprach der keiser Fridrîch.

«doch ist dir ditz dinc enteil:

gewinnest dû dar an daz heil,

ich lâz dich genesen.

28890

des solt dû gewis wesen.

ist daz dû wil in disen berc,

würken alsô heldes werc,

daz dû dich lâzest dar in,

und hâst dû dann sölhen sin,

28895

daz dû mir bringst die valken guot,

sô maht dû werden wol gemuot.

ich sag dir, daz selb hol

ist wærlîch allez würm vol.»

dô sprach der nôtig man:

28900

«sît ich muoz daz leben lân,

ob ich iuwern willen niht entæt,

wizzet daz von mir stæt,

ich wil varn in daz hol,

swie ez sî würm alsô vol,

28905

und iu die valken bringen,

swie halt mir sol gelingen.»

«ich sag iu, daz selb luoc

ist an der vinster alsô kluoc,

daz man dâ niht gesehen mac,

28910

swie lieht liuht der tac:

niht wan einer klâfter lanc

hât daz lieht dar în sînn ganc.»

 

Zehant wart bereitet dar

seil und schaf, des nam man war,

28915

und lie den jungen man dar in.

zwâr daz was des keisers sin.

daz sâhen die dâ wâren:

bî vier und zweinzig jâren

was der selb jünglinc:

28920

doch wolt er schaffen sîn dinc:

sîn hâr was swarz sam ein ber;

doch was im zuo dem luog ger

unde wolt dar inne wesen.

daz tet er allez durch genesen.

28925

dô man den jungen man ân schal

lie in den berc ze tal

und er die vinster ersach,

dô leit er grôzen ungemach.

zuo dem nest er dô kêrt,

28930

als in der keiser lêrt,

und nam die jungen valken ab.

daz dûht in ein schœniu hab.

daz seil er dô ruorte,

dann er ez vast fuorte;

28935

dô zôch man in her wider ûz.

dô was er wîzer dann ein strûz,

wan er hêt nindert dhein swarzez hâr:

ez was grâ, daz ist wâr.

daz was im allez geschehen,

28940

des muoz ich von schulden jehen.

die valken er dem keiser bôt.

der liez in dô von sîner nôt

und liez in fürbaz genesen;

dâ von sô muost er vrô wesen.

 

28945

Dar nâch der keiser wart verholn,

den kristen allen vor verstoln,

wan nieman west diu mære

wa er hin komen wære.

ob er wær tôt an der zît,

28950

dâ von ist wærlîch noch ein strît

in welhischen landen über al.

die einen jehent mit grôzem schal,

daz er sî erstorben

und in ein grap verborgen,

28955

sô habent sümlîch disen strît,

er leb noch in der werlt wît.

welhez under den beiden sî,

des mæres bin ich worden frî.