BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Der Tanhuser

um 1200/10 - nach 1266

 

Die Gedichte der

Großen Heidelberger

Liederhandschrift

 

Minnelieder

 

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XI

 

C 268a und b.  Pfaff 88042-88215.  MSH 2,93a und b.  Singer 35-36

 

1.

Gen disen wihennahten

solden wir ein gemellihez trahten,

wir swigen alze lange.

nu volget mir, ich kan uns fröude machen.

5

Ich singe iu wol ze tanze

und nim ir war, der schoenen mit dem kranze.

ir rosevarwen wange

ersaehe ich diu dar zuo, so künde ich lachen.

So sich diu guote

10

schrecket vor, so ist mir wol ze muote,

und ir gürtelsenken

machet, daz ich underwilent | liebe muoz gedenken.

 

2.

Du liebez, du guotez,

tuo hin, la sten, du wunder wolgemuotez!

15

wol stent diniu löckel,

din mündel rot, din öugel, als ich wolde.

Rosevar din wengel,

din kellin blanc, da vor stet wol din spengel.

du rehtez sumertöckel!

20

reitval din har, rehte als ichs wünschen solde.

Gedrat dine brüste.

nu tanze eht hin, min liebez, min gelüste!

la din sitzel blecken

ein wenic durch den willen min, | da gegen muoz ich schrecken.

 

3.

Nu lachet über min flehen!

ich schricke, so dir blozent dine zehen;

die sint wol gestellet.

vil schoeniu forme und herzeliebiu minne!

Nu tanze eht hin, min süezel!

30

so hol, so smal so wurden nie kein füezel.

swem daz niht gevellet,

daz wizzet, der enhat niht guoter sinne.

Wiz sint ir beinel,

lint diu diehel, reitbrun ist ir meinel,

35

ir sitzel gedrollen.

swes man an frouwen wünschen sol, | des hat si gar die vollen.

 

4.

Iu si der tanz erloubet,

so daz ir mine frouwen niht bestoubet.

seht an si niht dicke,

40

ich fürhte, daz ir vlieset iuwer sinne.

Ir zimt so wol daz lachen,

daz tusent herze müesten von ir krachen.

ir loslichen blicke

twingent mich, owe daz tuot ir minne.

45

Stet hoher, lat slichen

die schoenen! der sol man ze rehte entwichen.

waz kan ir gelichen?

des waene ich niht daz ieman tuo | in allen tiutschen richen.

 

5.

Ach si ist so schoene,

50

daz ich ir lop mit minem sange kroene,

ir wol stenden hende,

ir vinger lanc als einer küniginne.

So ist si wolgeschaffen;

da bi so kan si gemelliche klaffen.

55

gar ane missewende

naeme ich si für eine keiserinne.

Des setze ich ze pfande

min herze, daz ich niender in dem lande

so guotes niht erkande.

60

si ist so minneclich gestalt | und lebt gar ane schande.