BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Der Tanhuser

um 1200/10 - nach 1266

 

Bußlied

 

Textgrundlage:

Der Dichter Tannhäuser

Leben - Gedichte - Sage

Hrsg. Johannes Siebert

Halle: Max Niemeyer 1934

 

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Der tanvser.

 

Zu diesem Lied ist in der Jenaer Liederhandschrift eine Melodie erhalten. Sie wird hier in einer elektronischen Instrumentierungen geboten, nach der Umschrift in H. Lomnitzer und U. Müller: Tannhäuser. Die lyrischen Gedichte der Handschriften C und J, Göppingen 1973, S. 71:   

 

I

Ez ist hivte eyn wunnychlicher tac;

nu phlege myn, der aller dinge walte,

daz ich myt selden muoze wesen

vnd ich gebuoze myne groze sculde!

5

Wente er mir wol gehelfen mac,

also daz ich die sele myn behalte,

daz ich vur svnden sy genesen

vnd daz ich noch ir werbe gotes hulde.

Nv gebe er mir so steten muot,

10

daz ez der lib vur diene so,

daz myr got danken muoze,

daz myr daz ende werde guot

vnd ouch die sele werde vro,

myn scheiden werde suoze!

15

daz mich die helle gar vur ber,

des helfe mir der reine

vnd vuoge mir, des ich da ger,

daz mir die hoehste vreude sy gemeyne;

als ich der mage muoz unpern,

20

daz ich dort vrivnde vynde,

die myner kvnfte werden vro,

daz ich geheyzen mvge eyn selden richez ingesynde!

 

II

Ich kvnd dir, herre, myne klage

vnd wil dir, suoze vater, wol getruwen;

25

die lazes du dir wesen leit,

des bitte ich dich durch dyner muoter ere!

Ich habe gesvndet myne tage

vnd ist myr noch vil selten e beruwen;

dyn marter vnd dyn goteheit,

30

die helfen myr, daz ich mich hie bekere

Der svnden, der ich begangen han,

daz ich der hie tzuo buoze ste,

daz sie der lib ir arne!

han ich tzuo dinen hulden wan,

35

so helfe ouch, daz myn wille ir ge

vnd ich mich des gewarne,

daz ich die sele sende hyn

tzuo der ymmer werenden wunne!

gib myr so kreftelichen syn,

40

daz mich der tiubel nicht vur irren kvnne!

sin lage ist so manichvalt,

die er hat nach dinen kynden.

orloube vns, herre, dyne hant,

daz du vns muozes svnden bloz nach dynem willen vynden!

 

III

Got herre, sit du scheffer bist,

der barmicheit vil richer got, so wache

vnd wecke mich, e ir ge das zil

dyns orteils, herre, sterke myne synne!

Vil suoze vater ihesu krist,

50

helf myr, daz ich mich kegen dir recht gemache,

vnd wise mich, da ich hyn wil,

daz ich dich hie mit vollem hertzen mynne!

Irget min wille, suozer got,

als ich gedinges an dich gere,

55

so werd ich selden riche.

han ich tzuobrochen din gebot,

da vmme ich diner hulde vnpere,

daz soltu lutterliche

vur kiesen durch die namen dry

60

vnd durch die war ir stende,

so lieb so dir dyn muoter sy,

die vur dem krutze sere want ir hende,

vnd durch die bete, ders dich bat,

helf mir von mynen svnden

65

vnd ouch in allen, die des gernt,

daz sie dich, herre, vnd durch dich dyn hymelriche vunden!

 

IV

Got leit durch vns vil groze not,

er liez sich durch vns an eyn krutze henken;

sin marter die was manichvalt,

70

die er da leit, da mite er uns ir loste.

Sin tot ir wante mynen tot;

owe daz ich dar an niht wil gedenken,

daz er da myn so sere vntgalt!

ob ich sin gere, so kome er myr tzuo troste!

75

Eyn reyne maget eyn kynt gebar,

daz keyne svnde nye begienc;

daz wonet an hymelriche.

ez nympt die besten alle dar,

der synen namen e vntfienc

80

durch toufe sicherliche.

got weiz wol, waz der lib getuot,

ob er da ane altet.

daz ist der sel tzuo maze guot.

er ist der hoeste, der des alles waltet,

85

er ist der vater vnd der svn,

er wirt vns an dem ende

eyn lewe, eyn scaf, eyn vivr, eyn heil,

als ez der lib vur dienet hat gar ane missewende.