BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

III. HIR HEBT AN DAZ DRITT

STÜCK DES PUOCHS

VON DEN TIERN

IN AINER GEMAIN

 

B. VON DEM GEFÜGEL

IN AINER GEMAIN

 

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38.

Von dem vasant.

 

Gallus silvester haizt ain walthan und haizt auch ain vasant, als Plinius spricht. daz ist gar ain schœner vogel und hât niht kamps auf dem haupt noch hât der starken sporn niht, sam die haimischen hann habent an den füezen. iedoch ist er gar ain küener vogel, und daz wizzent die vogelær wol an im und machent ainen puklær von weizem leineim tuoch und ze mitlist dar ein von rôtem tuoch ain rôtez flekel. daz siht der vasant an mit grôzem vleiz und nimt in sein wunder. in der zeit treibt in der vogler mit dem schilt rücklingen in ain netz, daz er im geriht hât. alsô væht man den walthanen. der vogel bedäutt die läut, die irr augen zügel auz werfent in die glüst diser werlt und vallent in des pœsen gaistes netz. wê, aug, wie ain schalkhafter pot dû pist menschleicher vernunft! dû zaigst uns golt und seiden, lieht prehend stern auz weizen krausen wolken und lônest uns laider übel zeletzt mit deiner potschaft. wer vellte Davit, wer Salomôn und wer die weissten und die sterkesten hie auf erden? eiâ, aug, des wære dû pot, als dû noch vil dicke pist. Alexander der maister spricht, wer ainen vasant vâhen well, der bedek sich mit ainem tuoch, dâ der vogel angemâlet sei, und zaig sich dem vasant, sô volgt er im unz an daz netz. sô schreit dan der voglær oder sleht die hend zesamen und erschrecket den vogel, daz er in daz netz vellt. der vasant hât die art, daz er sein haupt in ain stauden verpirgt und wænt, er hab sich ze mâl verporgen, und alsô væht man in dik. wê, mein herz, wie dick daz geschiht, daz wir niemant sehen und daz haupt unserr sêl verpergen, daz ist unser vernunft, und daz uns der wol siht, der alliu dinch an schawet. der vasant traurt in trüebem weter und verpirget sich dann in den wälden und in den puschen. er gêt des morgens und des âbends auz dem wald, und sô væht man in gar leiht. er verändert sein federn von der vaiztin und vernewt sich alsô. er hât auch edler und senfter flaisch danne ander waltvogel, und dar umb ist er ain guot wilpræt.