B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Sebastian Brant
1458 - 1521
     
   



D a s   n a r r e n   s c h y f f .

V I .   V o n   l e r   d e r   k i n d .

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Wer synen kynden übersicht
Irn můtwil / vnd sie stroffet nicht
Dem selb zů letzst vil leydes geschicht



Von ler der kind.

Der ist in narheyt gantz erblindt
Der nit mag acht han / das syn kyndt
Mit züchten werden vnderwißt
Vnd er sich sunders dar vff flyßt
5
Das er sie loß jrr gon on straff
Glich wie on hirten gœnt die schaf
Vnd jn all můtwil vbersicht /
Vnd meynt sie dœrffen stroffens nicht /
Sie sygen noch nit by den joren
10
Das sie behaltten jn den oren
Was man jn sag / sy stroff vnd ler /
O grosser dor / merck zű vnd hœr
Die jugent ist zů bhaltten gering
Sie mercket wol vff alle ding /
15
Was man jn nüwe hæfen schitt
Den selben gsmack verlont sie nit /
Ein junger zwyg sich biegen lot /
Wann man ein altten vnderstat
Zű biegen / so knellt er entzwey
20
Zymlich stroff / brīgt kein sœrglich gschrey
Die rüt der zücht vertribt on smertz
Die narrheit vß des kindes hertz
On straffung seltten yemens lert
Alls übel wechßt das man nit wert
25
Hely was recht vnd lebt on sünd
Aber das er nit strofft sin kynd
Des strofft jn got / das er mit klag
Starb / vnd syn sűn vff eynen tag /
Das man die kind nit ziehen wil
30
Des findt man cathelynen vil
Es stünd yetz vmb die kynd vil bas
Geb man schůlmeister jnn / als was
Phenix / den peleus synem sůn
Achilli sůcht / vnd zů wolt důn
35
Philippus durch sůcht kriechē landt
Biß er sym sůn ein meister fandt
Dem grœsten kunnig jn der welt
Wart Aristoteles zů geselt
Der selb Platonē hort lang jar
40
Vnd Plato Socratem dar vor
Aber die vætter vnser zitt
Dar vmb das sie verblent der gyt
Nemen sie vff sœlich meister nůn
Der jn zům narren macht ein sůn
45
Vnd schickt jn wider heym zů huß
Halb narrechter dann er kam druß
Des ist zů wundern nit dar an
Das narrē narrecht kynder han
Crates der allt sprach / wân es jm
50
Zů stůnd / wolt er mit heller stym
Schryē / jer narrē vnbedacht
Ir hant vff gůtsamlē groß acht
Vnd achtē nit vff vwer kind
Den jr sœlich richtum samlen sindt
55
Aber vch wirt zů letst der lon
Wann uwer sűn jn rott sœnt gon
Vnd stellen zücht vnd eren nach
So ist jn zů dem wesen gach
Wie sie von jugent hant gelert
60
Dann wirt des vatters leydt gemert
Vnd frist sich selbst das er on nutz
Erzogen hat ein wintterbutz
Ettlich důnt sich in bůben rott
Die læstern vnd gesmæchen gott
65
Die andren hencken an sich sæck
Dise verspielen roß vnd rœck
Die vierden prassen tag vnd nacht
Das würt vß solchen kynden gmacht
Die man nit jn der iugent zücht
70
Vnd (mit) eim meister wol versycht
Dann anfang / mittel / end / der ere
Entspringt allein vß gůter lere
Ein lœblich ding ist edel syn
Es ist aber frœmbd / vnd nit din
75
Es kumbt von dynen eltern har /
Ein kœstlich ding ist richtum gar
Aber des ist des gelückes fall
Das vff vnd ab dantzt wie ein ball /
Ein hubsch ding der weltt glory ist /
80
Vnstantbar doch / dem alzyt gbrist /
Schonheit des libes man vyl acht
Wert ettwan doch kum vbernacht /
Glich wie gesuntheit ist vast liep
Und stielt sich ab doch wie ein diep
85
Groß sterck / acht man für kœstlich hab
Nymbt doch von kranckheit / altter ab /
Dar vmb ist nützt vndœttlich mer
Vnd bliblich by vns dann die ler
Gorgias frogt / ob sellig wer
90
Von Persia der mæhtig her
Sprach Socrates / ich weiß noch nüt
Ob er hab ler vnd tugent üt /
Als ob er sprech / das gwalt vnd golt
On ler der tugent nützet solt