B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Sebastian Brant
1458 - 1521
     
   



D a s   n a r r e n   s c h y f f .

L X X X I I I .   v o n   v e r a c h t u n g   a r m u t

__________________________________________


 
Dis narren freüwt nüt jnn der welt
Es sy dann / das es schmeck noch gelt
Sie ghœren ouch jnns narren fellt



von verachtung armut

Gelt narren sint ouch über al
So vil das man nit findt jr zal
Die lieber haben geltt dann ere
Noch armůt frogt yetz nyeman mer
5
Gar kum vff erd yetz kumen vß
Die tugend hant / sunst nüt jm huß
Man důt wißheit keyn ere me an
Erberkeyt můß verr hynden stan
Vnd kumbt gar kum vff grűnen zwig
10
Man wil yetz das man jr geschwig
Vnd wer vff richtům flysset sich
Der lůgt ouch / das er bald werd rich
Vnd acht keyn sünd / mort / wůcher / schâd
Des glich verretery der land
15
Das yetz gemeyn ist jnn der welt
All boßheit / fyndt man yetz vmb gelt
Gerehtikeit / vmb gelt ist feyl
Durch gelt kem mancher an eyn seyl
Wann er mit gelt sich nit abkoufft
20
Vmb gelt vil sünd blibt vngestrofft
Vnd sag dir tütsch wie ich das meyn
Man henckt die kleynen dieb alleyn /
Eyn bræm nit jn dem spynnwep klæbt
Die kleynen mücklin es behebt
25
Achab ließ nit benűgen sich
Mit synem gantzen künig rich
Er wolt ouch Nabuhts garten han
Des starb on recht der arm frumm man
Alleyn der arm můß jnn den sack
30
Was gelt gytt / das hat gůten gschmack
Armůt die yetz ist gantz vnwerdt
Was ettwan liep / vnd hoch vff erd
Vnd was genem der gulden welt
Do was nyemans der achtet gelt
35
Oder der ettwas hatt alleyn
All ding die woren do gemeyn
Vnd ließ man des benűgen sich
Was on arbeyt das erterich
Vnd die natur on sorgen trůg /
40
Noch dem man bruchen wart den pflůg
Do fing man an / ouch gyttig syn
Do stund ouch vff / wer myn das din /
All tugend worent noch vff erd /
Do man nüt dann zymlichs begerdt /
45
Armůt die ist eyn gob von gott
Wie wol sie yetz ist der welt spott
Das schafft alleyn das nyeman ist
Der gdenck / das armůt nüt gebrüst
Vnd das der nüt verlieren magk
50
Der vor nüt hat jn synem sack
Vnd das der lycht mag schwymmē wytt
Wer nacket ist / vnd an hat nüt
Eyn armer syngt fry durch den walt
Dem armen seltten üt entpfalt
55
Die fryheit hat eyn armer man
Das man jn doch loßt bættlen gan
Ob man jn schon sicht übel an /
Vnd ob man jm joch gar nüt gytt
So hat er doch dest mynder nitt
60
By armůt fand man bessern ratt
Dann richtům ye gegeben hat
Das wiset Quintus Curius
Vnd der berűmbt Fabricius /
Der nit wolt haben gůt noch gelt
65
Sunder ere / tugent / er erwelt /
Armůt hett geben fundament
Vnd anfang allem regyment
Armůt hat gbuwen alle stett
All kunst Armůt erfunden hett
70
Alls übels Armůt ist wol on
All ere vß Armůt mag erston
By allen vœlckern vff der erd
Ist armůt / langzyt gwesen werdt
Vor vß die Kriechen / dar durch hand
75
Vil stett bezwungen / lüt / vnd land
Aristides was arm / gerecht
Epamynūdas streng / vnd schlecht
Homerus was arm vnd gelert
Inn wißheit Socrates geert
80
Phocyon jnn mylt übertrifft
Das lob hat armůt jnn der gschrifft
Das nüt vff erd ye wart so groß
Das nit von erst vß armůt floß
Das Rœmsch rich / vnd sin hoher nam
85
Anfænglich vß armůt har kam
Dann wer merckt / vnd gedenckt do by
Das Rom von hyrten gbuwen sy
Von armen buren lang regiert
Dar noch durch richtům gantz verfűrt /
90
Der mag wol mercken das armůt
Rom baß hat gthon / dann grosses gůt /
Wer Cresus arm / vnd wis gesyn
Er hett behalten wol das syn
Do man frogt Solon vmb bescheit
95
Ob er het rechte sællikeyt
Dann er was mæhtig / rich / vnd werd /
Sprach Solon man solt hie vff erd
Keyn heyssen sellig vor sym todt
Man weißt nit was her noher gat
100
Wer meynt das er vest stand noch hüt
Der weißt doch nit / die kunfftig zyt
Der her sprach / üch sy we vnd leydt
Ir richen / hant hie üwer freüd
Ergetzlicheit jnn üwerm gůt
105
Sellig der arm / mit fryem můt /
Wer samlet gůt / durch liegens krafft
Der ist vnnütz / vnd gantz zaghafft
Vnd macht sich veisßt / mit sym vnglück
Das er erwürg an todes strick
110
Wer eynem armen vnrecht důt
Vnd do mit huffen will sin gůt
Der fyndt eyn richern dem er gibt
Syn gůt / so er jnn armůt blibt
Nit richt dyn ougen vff das gůt
115
Das allzyt von dir fliehen důt
Dañ es glich wie der Adler gwynnt /
Fædern / vnd flügt bald durch den wynt /
Wer gůt vff erden rich hye syn
Christus wer nit der ærmst gsyn /
120
Wer spricht das jm sunst nüt gebrest
Dann das on pfenning sy sin tæsch
Der selb ist aller wißheit on
Im gbrüst me dann er sagen kan
Vnd vor vß das er nit erkennt
125
Das er sy ærmer dann er wænt