B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Eine Augsburger Sittenlehre
1476
     
   


E i n e   A u g s b u r g e r
S i t t e n l e h r e   1 4 7 6


f o l .   1 3 r   -   3 2 v

_________________________________________________


Also dz du weißheÿt habest und weißlichen lebest in weltlichem leide. Sůch trost dz dich traurikeÿt nit überwinde. wann wer sich selber verzert und frisset seÿn plůt und marck. der derret seinen geÿst und verschwindet gar. wann traurikeÿt ertötet vil menschen Und doch halt die maß piß frölich mit den freünden. und hab mitleiden mit den betrübten Wilt du lang jung erscheinen so vertreib groß sorg. wann grosse sorg macht alt scheinen. Aber des weisen mannes hercz wonet da ernst ist. und dz hercze der toren wonet da schimpff und verlassenheit ist. Du magst wol frölich sein und schimpfflichen leben. doch zů massen on schand und on laster wort / davon man sich ergern mag. Daz verstee also / du [13v] magst wol gelechter machen / doch halt dein vernunfft gezemt / dz du nit unkeüsche schampere wort von junckfrawen. frauen / oder kinden außzÿehest. wann vil übels davon ersteen mag.


De prudencia et filiabus eius

Hie ist zů mercken was fürsichtikeÿt ist und heißt / und wie vil sÿ ratsamer töchter under ir hat. und wz nucz und frummen von fůrsichtikeÿt kummen / und wie man sÿ mag begreiffen haben und gewynnen


Quid sit prudencia

ITem / fürsichtikeit ist hinderdencken dz gůt und das pöß. und auß den zweÿen eines scheiden und erkennen von dem andern. und dz gůt darauß erwelen und tůn / und dz pöß vermeiden. Die fürsichtikeÿt ist nit treg und underkommt alle ding. sÿ hat [14r] sechs genaturt töchter. Das ist bescheÿden heÿt / verstendikeÿt / klůgheit / warnemerin behendikeÿt und gelÿrnikeÿt. Die erst tochter. die do heist bescheidenheit. die hat an ir die nücz und natürlich eÿgenschafft / dz sÿ sich also übet Sie nymmt und mercket auß dz gůt und dz pöß / dz zimlich und unzimlich dz erberig und schentlich. darauß erwelt sÿ dz peßt und haßt und fleücht dz pöß Die ander tochter verstentlicheit. die spehet die warheit auß allen dingen Die dritt tochter dz ist klůgheit / die mercket auf gegenwertige ding als sÿ sind / und sicht künfftige ding für als sÿ mügen geschehen. Die vierd tochter ist warnemerin. die lůget allenthalben hin und her und nymmt war aller widerwertiger und schedlicher ding / davor gewarnet sÿ sich. Die fünfft tochter / jst behendikeit die scheidet die tugent auß. und seczet die [14v] vor der tugent zů tůn und zů wirdigen Die sechst tochter gelirnikeit die da weiset und lert die unkünfftige tugent. Als Salomon spricht. Der weg der toren ist gerecht in seinen augen. Aber der weiß sůcht rat.


Utilitas prudencie est hec.

Das sind die nücz die da kommen von fürsichtikeÿt / der mensch würt selig messig. stett und gůtes můtes. Nun rat an wie wir sÿ gewynnen mügen So rat ich. erwel die weisen und künstreichen meister / und die bewertisten hantwercks meister und thů nach irem rate / und piß emßig zů fragen mit emsiger übunge. Du solt auch freÿ sein von überiger außwendiger sorg und von leiplich / gelüsten. Der weisen sprüch nymm war und verstee sÿ. behalt sÿ in der behütnuß. und hab sÿ lieb vor deinen augen [15r] des gemütes / und vor allen lerern.


De gwerra consilium

EE dz du krieg und herfart an vahest. so vorder die getrewesten und die beweresten und erfarnesten in streiten und in kriegß laÿter und enpfahe fleissigen rat von in. und thů nach rat dz dich nichcz gereüe Hast du rechten krieg so leg es für als es dir widerfaren ist. und ist denn sache dz in den selben rat arczat seÿn / so raten sÿ auf wunnden und geprechen wider zů bringen und hilff der gesuntheÿt. sind aber da versönt freünd die vor veind sind gewesen die raten auf rach. Sind da iung torheit unversůcht leüt. die raten auff gähen rach und sprechen wenn das eÿsen haiß und glüent ist so laßt es sich leicht schmiden. darumb sol man krieg anfahen und die veind in der newe heÿmsůchen / sind aber das geporn freünd / dÿe [15v] raten vor allen dingen hůt und sicherheÿt der pösen / das er nicht veruntreüet werde mit hinderlistikeÿt an dem leben und gefencknuß und speÿsung der vest und mit gůter wache. Aber der weiß rat spricht Pesser ist ein trege urteil denn schnelle antwurt und betracht was krÿeg bedarff / und sihe an den anfang und das ende und das vermügen des herren und des veÿndes. Der weiß rat ist ein gůter vorgang oder fürgab wann pesser ist der weiß man denn der starck wann weißheit raicht verrer dann die sterck Darnach sich an die sach und nach dem geschehen. darnach verwandel und verkere deinen rat mit wenig oder lüczel leüten. und mit den erfarnesten und weißesten Jtem weibes rat / jst das er gar schnell ist und gůt. so ist im pillichen nach zů volgen / wann wir spüren dz grosse ding weißlichen über[16r]spricht. Der zorn seÿ verr von dir / wann mit dem mag nichcz rechtes geschehen noch betracht werden. Der zorn hat auch kein parmherczikeÿt. Ob ein zorniger wol gůt rete geÿt so ist er doch nit zů scheczen. Jtem welcher den zorn in im dempt und überwindet der hat seinen grossen veÿnd überwunden Vor den holwangern und schmeichern. und vor den versönten veinden hüt dich und getraw in nicht. noch von den die dich vörchten / und auch von kinden / noch von truncken / noch von den gen den du arckwon hast / wann sÿ raten eins und du ein anders. sÿ raten lintlich nach deinem willen und wie dir die begird steet / und darumb vindest du in dir selber nit rat / noch mÿnnder von den andern. vindest du gůten rat / halt deinen eigen rat taugenlichen beÿ dir. und vindest du von deinen rat leüten keinen [16v] pessern rat dann deinen so öffnen den willen deines eÿgen rates keinem andern ratman Nun ist zů wissen zů dem dritten mit wem und von welchem du rates solt pflegen So rat ich dir mit deinem allertreüesten freünde wann nichcz süssers ist denn haben eÿnen gůten getreüen freünd damit eins mag reden als mit im selber. Ein gůter freünd ist über alle schecz / den hab lieb als dich selber und deinen eÿgen leib / und doch nicht als lieb oder lieber denn got / Halt rat mit den künstreichen und mit den weisen. und mit den alten und mit den die wol bewert und erfaren und ersůcht sind. und nit mit den pößlistigen dÿe einem zů übel raten. wann einem ÿegklichen geÿst ist nicht zů gelauben / und ergib dich im nicht. Sunder nür dem bewerten [17r] doch versůch vil. und wz dz pest seÿ das behalt. wer leicht gelaubt der ist eines leichten herczen / und die leichtikeit zeücht zů der torheÿt. Hab rat mit den alten in den weÿßheÿt ist. wann die gedencken alter wicz und freünden. und wenn du mit in rates wilt pflegen / so hab die fürsichtikeit und frag einen allein / und mit lüczeln pflig rates. und auß tausenten erwel einen gůten ratgeben. Aber ist sein not so nymm mer ratgeben. wann die gedancken entweÿchen auß den sinnen / und wo vil ratgeben sind da werden die sinn und die freünde bestettiget in dem rat. Hab nüchterling frü offt rat und auff den abent wirtschafft. und laß dich in deinem rate nit abweisen mit süssen linden und getichten worten. Nur laß dich erwegen die wort die auf den grunt geen und die die warheÿt treffen. und gelaub und getraw deiner eigen weißheÿt und für[17v]sichtikeÿt nit zů vil mit volgen. Sunder du solt mit rat und nach rat von den fremden weißheÿt spüren / wann mit zweiffel wirdet man weÿs / wann zweiffel in ÿegklichen dingen ist nücz / und von den weisen rat haben ist auch nücz Du solt wissen das du den rat also solt versůchen ob er gůt seÿ oder nit Jst daz der rat zů schnell und unbetracht ist oder auß zorn / rach oder von überflüssiger begird kommt die dreÿ sind widerwertig einem gůten weisen rechten rat Zů dem andern mal durchsinne den rat vom anfang zů dem ende was er frommen oder schad seÿ / das du das peßt und leüterest auß dem rat schöpffest und erwelest / und darumb rat zů dem leczten als ein obman in dem mittel da du krafft und tugent in vindest was zÿmlich ist und gůt nach zů volgen / als bescheidenlich ist. Aber so solt du in dem spüren / welcher rat auff [18r] deinen willen seÿ / das solt du daran brüffen ob du dein geratne sach mügest volbringen oder nicht. und fürsich dich auch ob dir auß dem rat gee oder komm gůtes oder schad / recht oder unrecht / frid oder unfrid Du solt auch den gegeben rat von wort zů wort durchsinnen / wz krafft und sinn. fromm oder schad nucz oder ungemaches in eynen ÿegklichen wort seÿ / und nymm war der ursach eines ÿegklichen dinges das du von dem anfang zů dem ende mügest komen / Hinderkomm auch die zůfell und einfell deiner sach davon du gehindert mügest werden. und darumb gedenck künfftig einfell so betrachtest du weißlichen so du dÿe gegenwurtigen ding ordenlichen schickest und auch die künfftigen ding fürtrachtest. und vergangner ding lang gedenckest und so der rat weis und [18v] wol bewart ist so prüf dein vermügen daran ob du es mügest volbringen das dir geraten ist ee du dz selbig ding angreiffest / und ee dz du under geligest / Heb an dz du volbringen und geenden magst / und liß dz zů lernen ist / und wünsch dz zů wunschen ist. Daz du nit vermagst des nymm dich nicht an. trag dz dir nit zů schwer seÿ / und fleüg nit ee dz du vedern gewynnest / und verczer nit mer denn du gewynnen magst mit eren. Jst dz der rat auf zweÿfel steet so volge nicht. wann wer auf ein eÿß pauet / und auf zweÿffel seczet / des waltet gelück und unweißheÿt Also in allen dingen rat ich / erwele und halt dz peßt / die warheÿt nücz dz bescheÿden und gerecht ist / und dz wider dz ist dz laß underwegen / dz ist dz pest und der pest rate / der wol versůcht und bewert würt mit den wercken. darauß volget gůter nucz und ere. [19r]


Consilium et promissum mutare quando licet

Es ist zů wissen das der rat und dz gelüb das da verheissen ist durch vil ursach mag zÿmlich verwandelt und geprochen werden. Zů dem ersten wann die sach ein ende hat so geet der rat ab darauff geraten ist. Zů dem andern ist das deinem veind dein rat zů wissen ist getan / so verker in auch. Zů dem dritten durch neüe einfell bedarff man neües rats Zů dem vierden / ist das dein rat einen jrren ursprung hat so verker in. als offt geschicht das ettwas scheint als gůt zů tůn das nit gůt noch nücze ist / und ettwas herwiderumb schad scheinet das gůt ist. als in dem süssen honig da vergifft under gemischet ist. und als der schmeÿcher und betrieger sich erzeÿget gegen einem freüntlich und frölich und der frewnd einem traurigen. darumb [19v] ist er zů verkern. Zů dem fünfften sol man den rat verwandeln / so er einen ursprung hat auß pöser wurcz und von unerlichen sachen Zů dem sechsten / ob der rate an im selber pöß ist gewesen. Zů dem sibenden ist auch der gůt rat zů prechen so er pößlich erfunden wirdet. Zů dem achten so sind auch zů prechen all unerlich gelüb. Zů dem neünden ist der rate zů verkern den der knecht wider seinen natürlichen herren gibt Zů dem zehenden unmüglich gelüb sind nit zů leisten. und wz man zimlich nit gehalten kan mit eren. bescheidenheÿt und rechten das selb gelüb schadet dem mer dem man es tůt denn es im frommet. Darumb ist das der pösest rat den man nit verkern noch verwandlen mag. Der weyß leügt nit darumb dz er seinen fürsacz verwandelt zů einem pessern. [20r]


Taliter corrigi debet dominus qui utitur
et immitatur malo consilio erraneo.

Also ist zu straffen ein herr / der nachvolget einem unweÿsen irren rat. An der samnung des rates hast du gefelt unnd gejrrt / wann zu dem riet ich dir das du soltest wenig unnd lüczel nemen an den rat. ob aber der sach not wer / darnach soltest du mer genommen haben zu dem rat. Daran hast du unrecht gethan unnd wider die weißheit / das du zu dem ersten gevordert hast zu dem rat die groß und manigfaltig menig / An dem andern hast du gefelt / ich heÿß dich samnen an deinen rate die gutten freündt unnd weyßen unnd die aller versuchesten / unnd die gewerten / die kunstreichesten unnd die an dem trewesten erfünden werden und er in / unnd allermeist die allten / zu denen hast du gesampnet ein [20v] yeglichen künden, und panckarten, und pös, und iung narren, und smaicker, und verräter, und gleichsner, und die von vorchten und twungen und nicht von lieb dich erten: des soltest du nit getän haben. Darumb get dein rat umb und ist zenicht. An dem tritten hast du gefelt: du hast in czoren zesamen gefügt und gevodert den rat, und hast dar zů genumen die czornigen, die wegerer des gůts, und die schnellen rät, die alle wider ain weisen rat sind. An dem vierden hast du gefelt, das du deinen rat geöffnet hast, und dein begir und will der rach zehand. Das han ich dir under sagt, du soltest deinen willen und begir deinen rat leüten nicht öffnen und sagen. Darumb haben sy geraten nach deinem willen ze hand auf rach. Zů dem [21r] andern hast du gefelt / Du hast dich umb groß sach an einem rat benügen lassen da gar vil ret notturfftig sind. Zů dem sechßten hast du gefelt das du dem rat nit wol gewegen noch gescheczt hast noch besunnen Zů dem sibenden mal pist du jrr gewesen / da dir die weisen und unweisen ein wilkür gaben und ein erweltes das du kÿesen soltest dem hast du nicht nachgevolget. den erteÿlten der weisen und der freünd / sunder der merern menig der iungen toren die selber jrre sind. Sichst du die gemein menig an und nicht den sin so hast du nicht gůten rat. wann der narren ist alweg mer dann der weisen. wann der narren ist alweg mer dann der weisen. wann toren haben lieb torliche sach. und ir gemüt ist geneÿget auff torheÿt. Und merck wo geteÿlter rat ist / da kommt selten gůt auß und endet sich nit wol [21v] Doch geschehene ding kan nÿemandt widertreiben / doch můß man sterck mit sterck vertreiben. widerwertigs mit widerwertikeit understeen / Es geschehen darumb krieg dz frid werd / dz sprechen die rächigen / und ist unmüglich dz man rach mit rach vertreib / unrecht mit unrecht / zorn mit zorn / übel mit übel das ist nit / es würdt wol auß pösem ergers / du solt widerwertiges mit widerwertigem vertreiben / dz pöß ist widerwertig dem gůten und den gůten dingen / wilt du da pöß vertreiben dz thů mit dem gůten. Du widertreÿbst krieg mit frid machen / mißhellung mit eÿntrechtikeÿt / du widersteest kaltes mit warmem / Also nymm es für dich in aller widerwertikeÿt.


Quomodo se debent principes in gwerra tenere.

Wie sich der herre in dem krieg hüten sol. Er sol sich hüten vor allen leüten der rat er meiden [22r] sol als vor genant ist. Vor den grossen veinden und vor den kleinen ist sich auch zů vörchten. wann den der leo nit kan töten den tötet und heckt ein spynn. Auß einem kleÿnen füncklin feür kommt ein gros feür. Ein kleine sach beweget einen weÿsen / und darumb schecz das groß und wig es eben und hüt dich vor dem kleÿnen. Es ist ein notturfft den vil leüt vörchten das er auch vil vörcht Jtem du solt dich hüten vor vergifft und vor allen spottern. Jtem hüt dich vor pöser geselschafft und vor irem gesprech. und dein hauß und dein zelt fürsich mit deinem gůten freünden und weisen. Die hoffertigen und widerwertigen und treczigen geselschafft meÿd. wann die aller pest vest auff dem land und sicherest stat. und der aller sterckest turen ist die liebe der freünd und der burger. Noch ist ein grösser schloß [22v] und vest dz nÿemant gewynnen mag dz sele und leib verschleüst und einet mit got dz ist tugent. Preparacio ad litem / victoriam facit. Wol und lang vor hin bereiten zů krieg macht schnellen sig.


Quid loquitur vindicta.

Es ist zů wissen dz auß der schnellen rach nachvolget und můst warten und besorgen untreü und auch andere rach herwider / krieg / fraiß leibes und gůtes und der eren / schadens und ungemachs pist du warten und hasses. wann auß haß kommt krieg / auß krieg kommt hoffart und raiß / auß raÿß kommt verzerung des gůtes / und armůt lant und leüten / wann wz sich mit einem pösen anfahet dz endet sich selten wol.


Voluntas dei quintuplex.

Es ist zů wissen dz ettlich ding geschehen und widerfaren den menschen / Als leÿd und [23r] schaden ettwen von übermůt und von grossen reichthum und von üppikeit dz im der mensch nichcz wil lassen erwern / alles dz er mit den augen sicht dz wil er haben. Etlichs kommt von ungeluck / etlichs von gotes willen wann gotes will ist fünfferleÿ. Ettwan gepeütt got dz ein ding geschech und dz man es halte. Also hab got lieb vor allen dingen / und deinen nechsten als dich selbs / dz heißt der gepoten will gotes. Ettwan gepeütt got ettwas dz man nit tůn noch begeren sol. Also stil nÿemant dz sein. noch beger nit zů unkeüsch deines nechsten weÿb / dz ist der verpoten will gotes. Ettwen verhenget der will gotes / also dz got verhengt zü kommen in leiden von der sünd wegen dz er sein hilff und genad von in zeücht / und kert sein anplick von in als von den unwirdigen. dz selb heist der verhencklich will gotes. Ettwen heist es der [23v] geraten will gotes / als wenn du volkommen wilt sein so gib durch got alles dz du hast Ettwen heist es der volbracht will gotes oder der wolgefallen will gotes / das ist der wenn im ettwas wolgefelt dz man es zů hant tůt und volbringet.


Vindicta iudicis est utilis.

Aber die rach die mit dem rechten geschicht ist nůcz / und darauß kommt rů und frid. Straffet man nit übeltäter mit dem rechten es möcht niemant hinkommen vor dem pösen / noch sÿ erleiden / und darumb dÿe rach mit dem rechten und das straffen wert die poßheÿt. Der richter ist schad den gůten der den pösen übersicht und nicht straffet an leib und an gůt. der gepeütet übel zů tůn. Dem richter ist dz schwert bereitt. erlaubt und gesegnet zů einer straff der bösen / zů einer beschirmung der gůten. [24r]


De Fortuna

Es sol sich niemant seczen noch pauen auff gelück. wann es ist kuglet und walczet hin und her / und ist unstett. wann dz leben noch dz gelück kan beÿ nÿemant ewig sein. und der zů vil gelückes hat und lang den macht gelück zů einem toren und darumb beleib weiß / wann der weiß überwindet dz gelück mit tugenden. Dz geluck ist an im selber nichcz. und die da sprechen dz hat mir dz gelück geben die reden nicht recht wann dz gelück mag nÿemant weder übels noch gůtes geben. Aber got mag das übel enpfüren und dz gůt geben.


Non contendas cum potenciori. Quia periculum est. Nec cum sapienciore. &c.

Krieg nit mit deinen obern und mechtigern. wann es ist unzimlich und verderblich. Kriegest du aber [24v] mit deinen geleÿchen so ist es in zweÿfel. wer gesige / kriegest du mit einem mynndern so ist es ein schand. und darumb weich den sterckern und den geleidigten. und mit deinem geleich zürn nit. rich dich nit sunder hab gedult magst du so versön dich dz ist dir nücz.


Paciencia.

Gedult ist ein tugent damit man widerwertikeit duldet und vertregt Gedult ist ein tugent und ein arczneÿ eines ÿeden schmerczens und widerwertikeÿt. wann sÿ die gröst ist zů scheczen under andern tugenden und die sterckest wann die andern tugent werden von der gedult gesterckt bewert und bestett. Gedult ist ein sichere freÿheit der armen der ist nit wol gelert der nit leiden mag / dann ein gelerter man würt geprüfft beÿ der gedult wann dz ist sein ere so er dz pöß umbgeet und vermeidet. Ein zorniger man raiczt zů zoren [25r] Aber ein gedultiger der understeet und vertilget gereiczten zoren.


Jmpaciencia.

Als gedult die peßt tugent ist. also ist ungedult in leiden dÿe pösest und schedlichest untugent. wann der ungedultig mensch verwÿrret und undermischet sich / und underwindet sich fremder krieg / und sölcher krieg dÿe in nit berüren. Es ist pesser ein gedultig man denn ein starck man. wann wer sein gemüt kan gedultigklich überwinden der ist ein krieger der vesten heüser da der cristen gelaub bewert wirdet. jn der sel da würcket gedult. wann sÿ ist ein volkommens werck.


De paupertate et divicijs.

Der reÿch übernymmt sich offt seines reichthums und verschmecht armůt / und spricht Reichtum und hab ist ein beschaffen gůt. wann mit hab und gůt werden alle ding behabt [25v] außgericht und behalten. als der leib nichczen nücz ist on die sele noch geleben mag. Also mag keiner beharren lang zeit on reichtum Speiß und gewand sind des leibs notturfft Also mag der mensch nit geleben on zergencklich gůt / wann mit gůt kommt man zů grossen freüden. mit gůt gewynnet man gros ere herrschaft und gewalt. darumb die fürsten und künig und all menschen die volgen dem gůt nach wann von des gůcz wegen můß man vörchten wann man alle krumme ding damit schlecht macht. mit gůt überkommt man alle ding und on das mag man nichcz volbringen / Als wenn man arm wirdet so würt der edel hochgeporn nÿder getruckt und unwerd / wann als vil er hat als vil ist er wert. und hat er nichcz so ist er unwerd und wirt zwungen zů vil leidens / wann gůt gibt dz geschlecht / und [26r] gibt gestalt / und die kunigin mit dem künigreich / und gibt auch den pfaffen mit der kirchen.


Res et Thesauri.

Gůt und hab / gold und schecz ist und heist darumb gůt darmit man so grosse ding gewynnt und überkommt / und damit man vil übels und leidens überhaben ist / und das ist und heÿst darumb gůt / wann es ein gůter tugenthaffter man mit recht jnn und ererbet hat Aber also ist reichtum nit gůt so es der pöß besiczt / wann es dem menschen vil ursach ist zů dem pösen. Das gůt gelt ist an im selbes nit arg noch leÿcht noch pöß. aber es ist raÿczung zů dem pösen. darumb ist gůt dem geÿtigen ein marter zů gewynnen / zů behalten / und zů verzern. und darumb so ratet die weißheit. dz gewunnen gůt neüß meßlichen und behalt es mit massen Nit piß zů karg noch zů geüdig [26v]


Jn divicijs videas ista tria.

Wilt du hengen und haben / verzern und halten so sich an die dreÿ. Gegen got spar nit dz es nicht dem teüfel werd. Sich an dein gewissen / spar nit an dem rechten dz du dz mit unrecht müssest verczern. sich an deinen leümden und ere. spar an eren nit dz du den schaden nit zwir als vil müßt geben. jch rat dir hab nit zů grossen gedingen auf dz gůt und auff den menschen / wann sÿ beide zergencklich sind wann schneller reichtum und unrecht gůt weret nicht lang in der gewalt. Als ein altes sprich wort ist. Mit unrecht gewunnen schier zů runnen. wz aber mit recht gewunnen würt dz würt gemert. Es ist rechte urteil was von unrecht kommt das sol von unrecht zů geen. [27r]


De necessitate / egestate paupertate et mendicitate.

Von der notturfft / armůt und petlereÿ. notturfft und not haben kein geseczt Notturfft ist ein můter die da zwinget zů dem zil. wz got und natur und die notturfft tůt das hat der weiß nit für übel Not pricht die gesacz. Not die dringt den erbern und den schemigen zů diebstal und thůt den fremden anrüffen umb hilff / und dz ist gar ein schwer ding. Not macht den warhafftigen zů einem lügner / und zwingt in zů übergeen dz recht dz er es nit haltet. Not ist eyn piterin / Ein fraw / und herr aller menschen Not ratet uns dz übel und verzagheÿt. Not bringt den tod. Cogere quinque compellunt Fünff ding zwingen und machen dz volck zem. Dz ist / Ellend / armůt. hunger / krÿeg und streÿt. zů dem leczten ungestümikeÿt Die [27v] ungestummikeit und rumor bezwingt die not Es ist pesser sterben denn allweg not leÿden O du arme petlerin du hast ein arme art wann schemest du dich zů peteln so kommest du zů grösserm laster. Und ist es das du pettelst so wirdest du von armůt und not verczert und verschwentt. wann not die zwinget dich zů petlen und zů ungedult / zů schelten und zů flůchen. Salomon der sprach also Und darumb pit ich dich got und herr / dz du mir nit gebest überige armůt noch überige reichtum. sunder meinen leib leben und natur ein notturfft. O du armer wenn du den schacz verleürst so verleürst du auch ettwen gotes lieb und dz paradeiß und dz gegenwertig leben und kind und freünd.


Gwere sive lites.

Es mag niemant zů vil reÿch sein den kriegen. wann wie reich der mensch ist sol sein krieg [28r] lang weren. Eintweder er verleürt die hab oder er ligt ernÿder und würt sigloß des kriegs oder er verleürt sÿ beÿde. und darzů den leib und dz leben. und ist er hochgeadelt / so im der schad und der tracz ÿe wirser tůt. Jst er vast reich so můß er dester mer verczern und außgeben. und ist er hochwirdig so der val ÿe tieffer und schwerer ist. Jst der krieg hert / so er sein dester mynnder geleÿden mag noch erharren Als der under einer schwern pürden steet so er die ÿe lenger und ÿe weÿter tregt. so er ÿe müder füß gewynnet. und so er vellet so er schlecht in sein eÿgen pürden / und geschicht offt dz der mensch von krieg verleüst leib gůt und ere. und bringt die sel zů verdamnuß und verwürckt das himelreich. freünd und gesellen und verderbt weib und kind.


Gwere vitande sunt propter hec. [28v]

Ich rat zů vermeiden unrechten krieg wann davon kommt streit und morde. und die krieg beÿ dir sůchen oder machen die verjag von dir und vertreib sÿ. wann krieg sind ser zů vörchten. Das ist ein weis volck in einer stat dz in den zeÿten des frides fürsicht den krieg. wann krieg macht zem dz pövel. der krieg ist ungewiß des sigs. wann der kommt von got und nit von der menig des volckes. Du solt krieg understeen beÿ zeÿt. Jst er klein so verricht man in leÿcht. Jst er groß so kanst du in dester mülicher widertreÿben mit grösserm schaden. Also thůt der arczat dÿe weÿl der geprech new ist so understeet er in leichtlich. von krieg kommt verderbnuß armer leüt / mord und tod / dz bedenck weÿßlich wann du můst darumb antwurten. [29r]


Consilium quomodo lis compescitur facere pacem.

Es ist zů wissen wamit man krÿeg understeet. Die weißheÿt antwurt / mit huld und versönung überwindet man krieg. Da ist allweg frid da sig ist mithellung und einikeit. Da ist freüd und nymmt auf an gůt. Aber mit krieg verczerest du es. Du möchtest sprechen. wie mag ich mit eren krieg gelassen wenn mein veind den krieg angefangen haben und wöllen nit versönung haben. Weißheÿt antwurt. wißten und gelaubten dein veind dz du frid wöltest haben. sÿ peten dich mit fleÿß. sÿ het ir torheÿt hart gerauen / und wölten dir in allen dingen gehorsam sein beÿ iren eÿden / und dz ist sicherer und erlicher dz man krieg mit eren laß denn darnach mit vil schadens leib und sel und verlust des gůts gelassen werd. Ob dein [29v] veindt nit an hebt zů piten umb frid. doch solt du frid sůchen und lassen von dem übel / als vil an dir ist / und solt vergessen deines zorns und alle zeÿt den rach got bevelhen. Als sant Pauls spricht. Jr solt frid haben mit allen menschen. Jtem krieg mit den untugenden und sünden so wirdest du starck geheissen. wann der ist der allersterckest der sich selber überwindet wann es würt niemant gekrönet denn der da ritterlich / manlich und stettigklich vicht wider die sünd / den selben würt got belonen in dem ewigen leben


Octo sunt cause quare licite pugnare debemus.

Es spricht die weißheit / das acht sachen sind darumb man pillich kriegen und vechten sol. Die erst sach ist umb cristenlichen gelauben / wann der gelaub ist als ein schilt darunder verdeckt sind all [30r] tugent. wir süllen in allem anlauff den schilt des gelaubens für uns nemen und damit überwinden die pösen und veÿntlichen geschoß der keczer / und süllen in rechen mit der hand piß in den tod und den tod darumb leÿden. Zů dem andern. umb gerechtikeÿt süllen wir kempffen in dem tod. also haben getan vil heiliger marterer durch des gelaubens willen Zů dem dritten umb frid zů haben und gewinnen. den sol man töten mit der hand. darumb würt krieg und unfrid dz man frid mach. Jtem umb freÿheÿt ist auch zů vechten / wann sÿ pesser ist denn groß schecz. das sÿ nit undergedruckt werd. als ein knecht mit pösem gewallt der in der schnödikeÿt můß dienen. Jst er aber von recht eigen und knecht. so sol er gehorsam sein seinem herren. er seÿ schnöd oder gůt. wann in dem wesen darzů du geordnet pist da beleib jnnen Ein knecht als ein diener under einem [30v] herren. Jtem umb poßheit sünd und schand ze vermeiden ist auch zů vechten und darumb den tod zů leiden. Jtem umb unrechten gewalt so der beschicht ist auch zů kempffen. man můß hert mit hert. gewalt mit gewalt vertreiben. und sterck mit sterck. Notwer des leibs ward nÿe verpoten / so man einen ansůcht mit unrechtem gewallt. Es ist nach keÿserlichem rechten nit ein missetat der dem unrechten widersteet Als der gespannen hat und wil dich schiessen magst du in vor dem schuß toten so hast du dich versichert. Jtem der thůt eÿn als grosse missetat der da mag understeen ein pöse missetat und understeet es nicht / als der seinen freünd oder seinen vater oder sein můter / oder seinen natürlichen herren auf dem veld ließ beschedigen Jtem es ist zů streiten mit der hand umb eehafftige nötige sach. der man mag nit vermeiden vermessen und versprochen streÿt umb va[31r]terland / und die gehören an weltlich lewt und nit die ergeben geÿstlich volkommen leüt sind. wann die süllen nit streÿten / kriegen noch rechten umb kein gůt / wann sÿ haben sich got ergeben und haben den götlichen rat also. Schlecht man dich an einen packen. so halt den andern dar und enpfach den andern schlag. Zewcht man dir den rock ab so gib den mantel darzů / und enpfilhe denn die rach got dem herren. Die süllen auch ee sterben ee dz sÿ ein schand oder ein töttliche sünd theten mit willen.


Correccio.

Es ist pesser zornige straff denn lachen. der mund / nit zů schmeichen mit linder red und mit betriegen / wann mit herrtem ernstlichem angesicht wirdet gestrafft und gepessert dz gemüt der übeltetigen. [31v]


Potestatem si per se non licet dare.

Es ist ein rat / die weil du lebst so hüt dich dz du dein herrschafft und gewalt nit gebest deinem sun. deinem weÿb / deinem průder noch deinem freünd. deinem versönten veinde. Jst daz sich die veind in deyn genad geben / so sol der sighaber sprechen / die sind wol wirdig der genad die ir missetat lauter bekennen und sich mit beschönen hoffertigklichen / die mit weinenden augen und mit leÿdigem herczen und mit trauriger weis verjehen / und mit emsigem fleiß piten.


De cupititate peccunie vel rerum locorum et bone fame.

Es ist den erbern pesser an seinen eren dz er ettwe vil des seinen verließ denn das er als vil neme für sein ere schentlich. Es ist pesser erlich verloren denn schentlich gewunnen. Ere und gůter leümd / und [32r] ein gůter namen ist über alle schecz. Der gewÿn mit pösem leümden heÿst ein schade und verlust. wann an gůten leümden erkennet man einen gůten menschen. wann wer sein ere und gůten leümden und gůten amen hat. das ist sicherer dann zeitlich gůt. Jtem du solt deinen gůten leümden und dein gůt lob allwegen new machen von tag zů tag anders du verleürst dein altes lob und leümden. des vergißt man gar leicht.


Privilegium Juris ammittit.

Der verleüst pillichen dz gegeben recht der mit überigen gewallte dz recht unrecht prauchet. und darumb durch dz unrecht / schmach und unpillicheit würt offt gestossen der künig von dem reich. und würt einen andern. Wer gäch ist zů dem pösen der wil pinden und vahen / auch nöten die gůten.


De Victoria. [32v]

Der gewynnet den sig der sich selber überwinden kan / und heißt der aller sterckest. Es ist nicht löblichers an einem grossen herren denn gütikeÿt / und damit überwindet er alle ding Die güte ist ein zier an den fürsten und erhöhet in also / dz klein und groß sein gepot behalten / wann die zweÿ halten den künig beÿ dem reich die warheÿt und parmherczikeÿt und machen in gewaltig und starck / Jtem der erzeÿgt sich als ein rechter herr der sich kan erpieten als ein knecht / wann mit güte neÿget man die widerwertikeÿt. Der weisel der bÿnen ist ein kleiner vogel und hat doch kein angel / wann du deines veindes gewaltig pist das acht und schacz für ein rach wann du dich wol gerechen magst. und wer sich unparmherczigklich richet / dz selb widerfert im auch. Aber wenn der mechtig herr vil vergeben mag so er ÿe mechtiger würt.