BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Das Volksbuch von Dr. Faust

um 1580

 

Historia vnd Geschicht

Doctor Johannis Faustj

 

Das Erste Theil

 

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) 2. (

Wie Faustus die Zauberey

erlangt vnd bekomen hat:

 

Als nun wie vorgemelt dess Faustj Datum dahin stuend das jhenig zu Lieben / das nicht zulieben war / Dem Trachtet Er tag vnnd Nacht nach / Nam an sich Adlers flugell / wolt alle grundt am Hymmel vnnd Erden erforschen / Dann sein furwitz frecheit vnd Leichtferttigkeit stach vnnd raytzt jn also Das er vf ein zeit ettliche zauberische Vocabula, figuras, characteres, vnnd Coniurationes damit er den Teuffell fur sich möcht fordern jns werckh setzte vnnd Probierte / kam also jnn ein grossen Dickhen Wald / wie ettliche sunst auch melden / der bey Wittemberg gelegen ist Der SPesser Wald genannt / wie dann auch Doctor Faustus hernach selbs bekannt hat / jnn disem Waldt gegen Abent jnn einem Vierigen Wegscheidt macht Er mit einem staab ettliche Zirckhel herumb/ vnnd neben zwen Das die zwen oben stuenden vnnd jnn grossen zirckhell hinein giengen / beschwuer also den Teuffel jnn der Nacht zwischen Neun vnnd zehen Vhr /

Da Ließ sich Der Teuffel an / als wann er nicht gern an Das zill vnnd Reyen kem / wie dann der Teuffel jm Waldt einen sollichen Tumult anfieng / als wolt es alles zu grundt geen/ Dann er ließ ein sollichen Windt Daher gehn / Das sich die Paum biß zur Erden bogen / Darnach ließ sich der Teuffel an / als wann der Waldt Voller Teuffel wer / Die Ritten neben Dess Doctor Faustj zirckhel daher / bald Darnach erschinen sie / als wanns nichts dann Lautter Wagen weren / Darnach an Vier Eckhen jm Wald giengen zum zirckhel zue / Als weren es Böltz vnnd stralen / Dann bald ein grosser Buchssenschuss darauff / Als solliches alles verganngen ist gleich darauff ein helle erschinen / vnnd Mitten jm Waldt vil Lieblicher jnstrument / vnnd Music gesanng gehört worden / auch geschahen ettliche Tentz / darauff ettliche Turnier mit spiessen vnnd schwerten / Das also Doctor Fausto die weil so lanng gewest / das Er vermeint auss dem zirckel zu laufen/

Letztlich fast Er wider ein Gottloß vnnd verwegt fornemen vnd verhart auf seiner vorigen Intention Gott geb was darauß mecht volgen / huelte gleich wie zuuor an den Teuffel zubeschwern darauff der Teuffel jm ein solchs plerr fur die Augen macht wie Volgt / Dann er ließ sich sehen als wann oben dem zirckhel ein Greiff oder Drach schwebet vnnd Fladert / Wann Dann Doctor Faustus sein beschwerung brauchte/ Da kirrete das Thier jämmerlich / bald darnach felt Drey oder Vier Klaffter hoch ein Fewriger Stern gleich herab ward zu einer Fewrigen kugell verwandelt / Darab Doctor Faustus auch hoch erschrackh / jedoch Liebet jm sein Furnemen / Achtet es hoch das jm der Teuffel Vnderthenig sein solte/

Doctor Faustus fast darauff einen Mueth beschwur Disen Stern zum Ersten / Andern / vnnd Dritten Mahl / Darauff gienng von diser Kugell auf ein Feurstram eins Manns hoch / Ließ sich wider hernider / vnnd wurden Sechs Liechtlein darauf gesehen / einmahl sprang ein Liecht jnn die höch / Dann das ander hernider biß sichs Endet / vnnd Formiert jnn gestalt eines Feurigen Manns / Diser gieng vmb den Zirckhel herumb ein ganntze halbe Viertl stundt / Vnd weret also dise ganntze Geschicht biß Vmb Zwelff Vhr jnn die Nacht hinein /

Bald darauff endert sich der Teuffel vnnd Geist jnn gestalt eines grawen Monichs/ kam mit Fausto zue gesprech Fragt jn was Er begert vnnd sein Furnemen wer / Darauff ward Doctor Faustj beger Das er Morgens Vmb die genannte stundt jm erscheinen solt / jnn seiner Wohnung vnnd Behaussung / Dessen sich der Geist ein weil Wegert / Doctor Faustus beschwuer jn aber bey seinem herren Das er jm sein begern solt erfullen/ darauf jm der Geist sollichs zuesagt vnnd Verwilliget.