B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Georg Wickram
um 1505 - vor 1562
     
   



D i e   H i s t o r y   d e s
t h e ü r e n   R i t t e r s   G a l m y
a u ß   S c h o t t e n l a n d .


Cap. XX - XXIX

_____________________________________

 



      Wie ein köstlicher dantz gehalten
      ward / Auch was der Hertzog
      mit den seinen zû red ward.


            Das XX. Capittel.

      ALs sich nun das stechen des ersten tags geendet hat / und nu das nachtmal mit freüden gehalten‹M4v› ward / der Hertzog vil und mancherley zû red kam / von dem stechen / und under andren fieng er an mit den seinen zu reden / «fürwar» sprach der Hertzog / «Ich glaub mein hoffgsind mit eynander überlegt haben / das sye Galmien den Ritter die gab wöllen lassen gewinnen / Dieweil ich sich / das keyner heüt zû tag seinen mer begert hat / und das mich noch mer verwundert / Wernhard nit mer dann zwen ritt mit im gethon hat / und im den preiß so gäntzlich gelassen / het doch wol sich an im des dritten rits mögen rechen / und seins schadens zû‹f.48 = N1r›kummen / [80] Mich wil aber beduncken / er hab in die beyden mal so freüntlich gehalten / das er im den dritten ritt nit hat wöllen genahen» / Wernhard solche wort all wol von dem Hertzogen verstanden hat / auch wol hören mocht / das er sye in gespöts weiß mit im geret hat / groß scham und vertruß davon empfieng / doch keyns gleichen thet. So bald aber das mol vollendt was / mengklich gon mocht / war in liebt / yedoch das merer teyl von Ritter und knechten zû hoff bliben. Do ward erst ein schöner dantz angehaben / Galmy der Ritter mit sampt seinem gsellen auch dabey was / bede wol zûmût / nit lang stûnd / dem Ritter Galmien ein dantz mit der Hertzogin geben ward / dadurch ir beyder hertzen grosse freüd empfiengen / Doch keyns gleichen gegen eynander thetten / das sye in liebe entzünt wären / Yedoch im die Hertzogin zû letst zû sprach. «Edler Ritter / mir hat nit wenig freüd brocht / ewer züchtiger wandel und Ritterliche úbung / so ir heüt auff dem Turnier geúbt haben / und auch zûm theyl den preiß behalten / dieweil ewer widertheyl vor der zeit hat mússen abston» / Galmy der Ritter der Hertzogin züchtigklichen antwurt gab / also sprach / «Aller gnädigste Fraw / ewer Gnad schimpfft mit mir / dann ir mir der eeren mer dann ich verdienet hab / zûmessen / aber was ich heüt nit gethon hab / will ich ein andere zeit erfüllen» / mit disen worten sich der dantz geendet hat.
      Der ungetrew Wernhard aber bey solchem dantz nit lang bleiben thet / mit seinen gesellen auß dem palast an heymliche ort gon thet / Wernhard der red des Hertzogen stätigs ingedenck was / mit seinen mithelern auff solliche meynung anfieng zû reden. ‹Nv1› «Ir mein aller liebsten Herren und gesellen / eüch allen ungezweyffelt die red des Hertzogen / so er ob dem nachtmal getriben hat / unverborgen ist / daran ir wol verstanden haben / wie er uns all in einer gemeyn vernichtet / und dem hochmútigen Schotten alleyn den preiß geit / als ob keiner under eüch allen im angesigen möcht. Nu ist nit minder / hetten ir all das hertz als ichs hat / ee dann mir der Schott mit seinen listen obgelegen ist / er würd warlich in seim [81] hochmuût nicht lang beharren / und sunder allen zweyffel von ewer eim / so wirs am wenigsten vertrawen / überwunden werden. Nu wißt ir gmeyncklich alsamen / das ich ein anfenger in dem anschlag gewesen binn / und ein sollich stechen und Turnier mit erst angfangen / bin aber leyder mit ersten von dem Ritter erlegt und zûschanden brocht worden / inn dem ich nyemants dann das unstet glück schulden kan. Dieweil aber mir mein will und meynung so gröblich gefehlet hat / Ist an eüch mein embsig bitt und begeren / wöllendt unser aller fürnemen noch erstatten / und eüwerm verheyssen nachkummen / und disem stoltzen schotten seinen bracht zerknitschen» / Mit dem Wernhard mit einem schweren seüfftzen seinr red ein end gab. In dem ein andrer seiner mitgsellen auß grossem hochmût anfieng zû reden. «Wernhard. Das dich der Ritter heüt also zûr erden gerant hat / solt du dir nit meynen schantlich oder unerlich sein / dieweil doch sollichs manchem theüren mann widerfaren ist / Hat schon der Ritter an dir heüt gesiget / des soll und mûß er sich nit lang rhúmen / Dann ich hoff / er / ee morn zû nacht vil mer zûschanden (dann du) kummen soll / ob aber mir das glück‹f.49 = N2r› gleich wie dir wirdig sein würd / so seind doch ewer noch mer (under denen ich der wenigst binn) die selben ich hoff dem Ritter seinen hochmût wol brechen werden. Bitt eüch hiemit / welcher under eüch des willens sey / die sach mit mir zû beston / das er mirs hye anzeygen wöll.» Als nun diser seinen stinckenden mund zûschloß / so focht einer an / mit nammen Rûpert / ein mechtiger und starcker Ritter seins leibs / Der selb Galmien nit minder neid (dann die andren) trûg / und sprach / «Es ist von nöten so man einer gselschafft fürschlecht / das ein yeder sein gût beduncken anzeyg / weil mir aber nit gezimmet keyns wegs / antwurt für eüch all zû geben / dann ich nit wissen mag / was ein yeder under eüch allen gesindt ist. Hierumb ich dann für nyemants / dann mich selb antwurt geben will / Es ist nit on / der hochmût deß Ritters mich nit weniger dann ewer yedem befilcht / wo ich im auch den mit meinem leib brechen mag / sond ir mich / [82] als ein willigen finden / ich behalt auch hie vor eüch allen in gmeyn / so wor mir Gott helff / ich morgen der erst sein will / so den Ritter anwenden soll / es sey dann sach das mirs von eüch oder andren fürkummen werd. Ist er ein Ritter? so binn ich eben des selben ordens. Hat er die Ritterschafft mit mannheyt erlanget? das hab ich auch gethon / darumb ich im dann wenig bevorgeben will / Ich weyß auch / so wir bed zû ringen mit eynander kummen solten / ich in dahin bringen wolt / das er sich an mich ergeben múßt / dieweil ich dann solliche macht und stercke hinder mir weyß / Verhoff ich den Ritter zû roß auch zû überwinden / gleich wie er Wernhard unsern rhat gsellen erleget hat. Darumb so mer ‹N2v› under eüch weren / dem mein rhat gefallen het / der mags wol vor uns allen zû verston geben / damit wir uns darnach mügen richten.» Die red diser beyder / Wernhard und Rûperts / die andren all gemeyncklich lobten / sye auch der maß von des Ritters red so hertzhafft wurden / das sye alle gleich meynten / dem Ritter Galmien an zû sigen. Aber ir aller anschlag umbsunst was / dann er in so gröplich fält / das sye dardurch all zûschanden kamen / wie ir dann nachmals hören werdt. Als nun der neidig Wernhard iren willen und anschlag gäntzlich verstanden hat / «Auff mein eyd» sprach Wernhard. «Ir Herren / mein erlitnen schad und schmach / ich fürthin nimmer klagen will / seittenmol ich von eüch allen verstand / das ir mich an dem hochmútigen Ritter wöllen rechen / derhalb ich auß gantzem meinem hertzen begeren binn / das ir also ewerm fürnemen nachkummen wöllen. Dann ich fürthin nit mer dann ein zûseher / und bedarff mich nimmer an dem Ritter rechen / Dieweil mich der Ritter überwunden unnd zû neüt gemacht hat / das mich dann nit wenig beschweret / dieweil aber ir ye ewerm fürnemen nachkummen wöllen / Weiß ich sunder zweyffel / an ewer yedem so vil stercke und mannheyt / das er gewißlich keym keynen ritt beston würdt» / nach langem solchem reden und gesprech dise falschen rhatschleger von eynander schieden / keyner die selbig nacht zû dem dantz [83] gieng / Galmy der Ritter bey solichem ußbleiben / auch andrer ursach halb wol abnemen mocht / das ein pratick wider in gemacht wer / dann er sye den tag stätigs bey eynander hat sehen halten in dem Turnier schrancken / und sich seiner minder dann eineß ‹f.50 = N3r› frembden angenummen hatten / darumb er sich dann dest baß vor iren dücken versehen mocht / noch nam er sich gegen iren keynem nichts an / sunder sich allweg freüntlich gegen inen erzeyget. Doch in im selbs gedencken ward / ‹ach Gott wohar mag doch solicher unwillen erwachßen / das dich die / mit denen du lieb und leyd leiden mûst / und denen du nach schuldiger eyds pflicht / gûts und keyn arges beweisen solt / das sye dann dir auch zû thûn schuldig weren / Die selben mich aber unverschuld in grosser untrew gemeynen. Gott wolt mir sollichs unverborgen sein möcht / ich wolts mit gúte underston zû fürkummen. › Nun was Galmy mit sampt seinem getrewen gsellen Friderichen noch zû hoff bey dem dantz / so lang das menklich von dannen begund scheyden / Yederman rhû begeret / sich zû beth niderleyten / den morndrigen tag mit freüden erwarten.
 

      Was sich des andren tags auff dem
      Turnier begeben hat / wie mannlich sich
      Galmy der Ritter gegen seinen widersächern
      gehalten hat. Auch wie der Hertzog
      seinem hoffgsind verbot weitter
      mit dem Ritter zû stechen.


            Das XXI. Capitel.

      DA nu die nacht vergangen / und yetz die Edle morgenröte mit gantzem gewalt dohar trang / und das erdtrich mit sússem tow bedeckt / die sonn mit klarem scheine in alle höhe uffgstigen was / sich men‹N3v› klich mit grossem ernst zû dem [84] Turnier schicken thet / yetzundt die zeit kumen was / das man den ymbiß zû hoff mit grossen freüden / mit mancherley seytten spil / auch trumeten verkündet / All welt gen hoff gieng / den ymbiß frölich vollbrachten / Demnach auff zû roß sassen. Der Hertzog mit sampt einer grossen meng / von weib und mannen an das ort und platz geritten kamen / do dann / wie obgemelt / die reichen zelten auff den wolschmackenden angern auffgeschlagen waren. Galmy sich wol versehen hat / er wenig rhû den tag haben würd / ‹f.51 = N4r› darumb er sich dann dest mannlicher darin schicket / wenig sorg hat / das er mit in allen solt stechen / yedoch nam er im für / keynen seiner gsellen mit ersten uffzûfordren / so bald aber einer sollichs an in begeret / wolt er im zûhandt zû willen werden / als er dann thet / wie ir dann nachmals hören werden. Diß alles nam der Hertzog sunderlichen war. Als sich nun mengklich an das ort gefûget / und yetz die stecher gmeynklich in den weiten schrancken waren / sich von ungschicht begab / das Galmy sich aber verhindert / das dann die Hertzogin mit ersten war nam / in sorgen [85] stûnd / dem Ritter etwas widerwertigs begegnet wer / dann sye wol wußt / er nit uß verzagniß ußbleiben thet. Do nun die Hertzogin in solchen gedancken saß / So kumpt der Ritter mit sampt etlichen andren / so uff in gewartet hatten. So bald man Galmien ersach / yederman auffsehens auff in hat / sein schonheyt nicht genûg ermessen kunden / Der Hertzog auch ein groß gefallens ab im nam / Deßgleich die Hertzogin als bald sye des Ritters sichtig ward / als verlangen hindan satzt / das end mit grossen freüden begert zû erwarten. Die widerwertigen aber gmeynklich bey eynander halten thetten / allsamen gerhatschlagt hatten / Der Ritter würd sich des tags auff der ban nit sehen lassen / Als sye in aber gmeyncklich kummen sahen und in mit solchem frölichem gemút seinen gaul in den schrancken dummeln / iren eins teyls nit vil hertz darvon empfiengen. Der Ritter aber Rûpert genant / mit grossem frevel unnd hochmût gegen dem gútigen Herren Galmien geritten kam / mit trutzlichen worten zû im sprach. «Dein langes ußbleiben / Ritter / mir warlichen ‹N4v› lange weil gemachet hat / dann ich sorgt mich deß tags still ston mússen. Du solt wissen das ich geschworen hab / nimmer keyn sper gegen yemandts auff disem stechen inzûlegen / du seyest dann zûvor von mir überwunden / darumb ich dich ermanet haben will / wöllest dich nach deinem besten vermügen dazû richten / und mir zû willen werden / und nach ordnung und bruch diß stechens / drey ritt mit mir thûn.» Der jung und Edel Ritter den anschlag wol marckt / dem Rûpert mit züchten antwurt und sprach. «Dein ansûchen an mich / kan und mag ich dir mit keynen fûgen abschlagen / Ich dancke dir auch der eeren / das du mein also zûm ersten vor andren begerest. Das aber du geredt oder versprochen hast / mich zû überwinden / dunckt mich nit ein kleyne dorheyt an dir sein / dann unser keyner wissen mag / welchem das glück den sig verleihen will. Hettest du gesprochen mit mir zû stechen / wer gar kleyn zû achten / aber gegen mir gesigen / würd mir warlichen schwer sein / deßhalb dich auch bald darnach richt / damit man sehen mög / wem das [86] glück günstig sein wöll» / mit disen worten die beden Helden von eynander ritten / zûhand ir sper zûhanden namen / mit grosser begird zûsamen ranten / zû beyder seyten mannlich traffen / keynr sich minder dann der ander brauchet / beyde steiff und unverruckt sitzen bliben / zûhandt den andren ritt zûsamen ranten / in gleichem wie vor / keyner fallen wolt / zû letst in dem dritten sprengten sye in solchen krefften zûsamen / so trifft Galmy den Rûpert mit einem solchen harten stich / das er sich von stund an seines sattels schemen mûst / und hinder seinem pferdt an der erden uffston / Do hort man ein groß jubilieren / ‹f.52 = O1r› schreyen und blosen von den Herolten / und gaben all Galmien dem Ritter den preiß. Die Hertzogin solchs alles mit iren augen sehen mocht / nit wenig freüd empfieng. Zûhandt der ungetrew Wernhard die andren irs verheyssens ermant / die im mit verzagtem hertzen nachkummen / damit ichs aber bekürtz / so wurden sye all die sich deß selben tags gegen dem Ritter empörten niderlegt / diß wert so lang biß Galmy der Ritter vieren des Hertzogen diener ire sättel raumet. Do nun dem Ritter der tag auch der preiß zû geteylt ward / und er sich so ritterlich dummelt / was keyner mer / so des Ritters begert. Diß hat nun der hertzog als wargenummen und wol verstanden / den uffsatz gegen dem Ritter / das im dann nit ein kleynen verdruß bracht hat / im zû stund fürnam sollichs zû fürkummen. Zû handt der obend kummen was / Die trumeten in den schrancken allenthalben erschallen / yederman wider zû herberg ritt / die so in dem stechen gewesen waren / ire harnasch von in legten / sich in kostliche kleyder anthetten / gen hoff zugen / Do warde nach gwonheyt ein köstlicher dantz angfangen. Die hertzogin demnach ein dantz oder zwen geschehen was / sye mit zweyen irer Junckfrawen stillschweigend von dannen gieng / Als sye zû irem gemach kummen was / iren Junckfrawen urlob gab / alleyn in ir kamer saß / von stund an dem Ritter ein brieff schreiben thet / uff solche meynung lautend. [87]
 

      Wie die Hertzogin Galmien dem Ritter
      ein brieff bey Friderichen seinem gsellen schicket /
      in vor seinen widersechern treülich warnet.


            Das XXII. Capitel.

      ‹O1v› ALler tugendtlichster Ritter / dein zierlicher wandel / weiß und berd nit zû volloben ist / mit was hohen Eeren du begobt bist / kan ich nit außsprechen / dein mannheyt kan ich nit gnûg preisen / het auch solichs nimmer mer gelaubet / Wo nit meine augen des selbs zeügniß geben. Mir ist unverborgen / mit was uffsatz dir heüt etlich begegnet / die dir sunder zweiffel neidig und hässig seind / warumb aber es beschicht / ist mir gantz verborgen / es wer dann deiner dapfferkeyt ‹f.53 = O2r› [88] schuld / Darumb du aber nit zû hassen / sunder zû lieben bist. Du hast aber Edler Ritter deren willen und anschlag gantz zû neüt gemachet / und sye vor aller menklich zûschanden bracht / das sye on zweyffel nit ein wenig bekümmern thût. Ich glaub aber / wo sie dich in irem vortheyl bekummen möchten / sye würden underston dir schmach zû beweisen. Darumb mein aller liebster Galmy / biß gewarnet / für sich dich nach dem dich dein vernunfft wol leren kan. Hiemit gehab dich wol und biß nit minder mannlich den künfftigen tag / dann du dise zwen gethon hast / thûst du das / so biß sunder zweyffel du würst den preiß und auch die best gob vor allen andren darvon bringen. Hie mit biß Gott in seinen schirm empfohlen. Die Hertzogin nam den brieff unnd verschloß in mit einem wachs / sye gieng schnell / do sye ire Junckfrawen wüßt zû finden / zûhandt das nachtmal köstlich bereyt ward. Der dantz ein end nam / die Hertzogin mit sampt irem Frawen zimmer zû tisch saß / von ungeschicht Friderich des Ritters getrewer gsell der Hertzogin tafeln warten mûßt / des die Hertzogin aber wol zû mût was / So bald nun das mal vollendet was / die Hertzogin mit listen zû Fridrichen dem Edelman kam / im zûhand den brieff gab / Der Edelman wol verstûnd / wem er in bringen solt / seinen gsellen sûchen gieng / den er bey dem new angefangnen dantz fande / in zûhandt auff ein ort nam / im den brieff heymlichen zûstieß. Davon der Ritter abermals grosse freüd empfieng / in von wort zû wort lesen thet / in im selb gedacht / ‹Ach Gott / Wie mag sich doch weibliche trew so gantz nit verbergen / mag auch nimmer gerûgen › / die warnung ‹O2v› von der Hertzogin im sunderliche freüd bracht. Gedacht im auch gäntzlich nach zû kummen / als er dann thet / in solichen freüden wider zû dem hoff dantz gieng / damit er die Hertzogin mit freüden sehen möcht / die an seinen geberden unnd frölichen angesicht wol abnam / das er ir geschrifft empfangen hat. Darumb die Hertzogin erst frölich und wol zûmût was / nit lang darnach der dantz geendt ward / yederman nach seinem gefallen gan mocht / war in gelustet. Galmy der Ritter in grossen freüden [89] zû bett gieng / also freüderich ein sússer schlaff in umbgab / stätigs der Hertzogin ingedenck was / im also ein frölicher traum fürkam / in dem in bedaucht / die Hertzogin im fürkäm / in nach laut deß brieffs auff ein newes warnet / Demnoch in freündtlichen mit iren armen umbfahen thet / mit züchten urlob begert / von im schied / In solchen freüden der Ritter der Hertzogin antwurt gab / mit einer sollichen starcken stim anfieng zû reden / das er gäntzlich auß seinem schlaff erwachet / umb sich sach / wol marckt / er gleich wie andre mol betrogen sein. ‹Ach › sprach er zû im selbs / ‹Mag mir das glück nit vergünnen / das mir doch einmal wachend solche freüd zû stúnd / die mich yetz so manig mol in meinem schlaff betrogen hat › / die übrig nacht also in trauren und klagen vertreiben mûßt. Nun was der Hertzogin die selbig nacht / auch ein vast harter unnd schwerer traum zûgestanden / durch den sye nit wenig geenstiget ward / dann sye eygendtlich bedaucht / wie sye von ir menschlichen gestalt kummen / und in ein schnelles einhorn verkert wer / mit vil edlen thieren umbgeben / welche mit eynander auff einer schönen wisen inn wolriechenden blû‹f.54 = O3r› men spacieren giengen / in kurtz darnach die andren edlen thierle von ir schieden / mit grossem jamer urlob von ir namen / sye alleyn bey einem ungestúmen wolff unnd einem beren verliessen / bei welchem sye in grossen sorgen ston beleib / zû hand der freysam ber / mit uff gethonem rachen deß Einhorns begeren thet / Das zû handt der flucht begert / zû letst der wolff mit seinem halß in einen strick falt / darinn er sein leben endet / der ber aber dem einhorn mit geschwindem lauff nachjaget / gegen einem grossen brinnenden wald / welcher mit zweyen dieffen wassern verschloßen was. Als aber nun das edel eynhorn keyn ander außfart mer haben mocht / sich gäntzlich verwegen hat / in das ungestúm wasser zû springen oder aber mit schnellem lauff in den brinnenden wald zû keren / So kumpt zû hand gegen ir ein Lew / mit einer unbekanten haut überzogen / welchem sye vor umb hilff zû gesprochen hat / aber keyner hilff von im getröstet ward / der [90] hat sich mit eines lämbleins haut bedecket / doch einem lamb gantz unenlich. Der Löw zû hand den beren mit grossem zorn an want / in seinem leib gantz verwunt und yetz schier halb todt / in dem brinnenden wald schleipffet / darinn er zû hand durch das feür verzeret ward / in dem die anderen thierlin auch kummen waren / der beder kampff zû sahen. Als aber der Lew oben lag / und der ungestúm ber sein end also hertigklichen nemen mûst / Sye all grosse freüd von des einhorns erlösung empfieng / darnach nyemants dem eynhorn begeret leyd zû thûn / Der unbekant Lew sich nyemants da zû erkennen gab. Als er aber ein weiten weg von den andren thierlin kummen was / das Einhorn im mit begi‹O3v›rigem hertzen nach sehen thet. In dem der Lew sein unbekante haut von im schut / nit lang stûnd / er die gestalt eines Löwens auch verlor / uffrecht stûnd / einem wolgewapneten Ritter sich vergleichet / zû handt uff ein schnell pferdt saß / aller ungeert von dannen schied. Die Hertzogin schnell ir menschlich form wider an sye nam / dem Ritter mit unverkerten augen nachsach / stätigs meynt sye in erkennen wolt / in ir selbs gedocht. ‹Fürwar diß mag wol Galmy der Ritter sein / der sich einem Löwen wol vergleicht. › In solchem schweren traum der Hertzogin schlaff sich endet / die in grossen engsten gewesen / ir gantzer leib vor grossem schrecken begundt zû rüdern. Die Hertzogin vor grosser sorg nimmer schlaffen mocht / Die überig zeit der nacht mit grossen schweren seüfftzen zû end brocht / offt wunscht / das irem lieben Ritter sollichs kundt gewesen wer / sye nam ir auch für dem Ritter sollichs zû schreiben / als dann nachmals geschach / dann sye im sollichen traum mit mundt zû wissen thet / wie ir hören werdt.
      (O du unschuldigs und keüsches Einhörnlin / dir würt warlich mit der zeit manigs ungestúms und freysams thier nachhängen / dich underston nit alleyn umb dein Eer / sunder umb leib und leben zû bringen. Aber du würst von einem theüren und Edlen Löwen von aller deiner trúbsal erlößt werden / und der freysam wútend ber / der dich vermeynt mit gewalt in den [91] brinnenden waldt zû jagen / Der würdt durch disen Löwen überwunden und mit deinem bereyten fewr von diser welt gedilcket werden.) Diser traum nit lang harnach der Hertzogin in aller massen war ward / sye bildet in auch für und für ‹f.55 = O4r› in ir hertz. Hie wend wir also gnûg von der geret haben / und nun fürbaß sagen / wie sich das stechen des dritten tags geendet hat / an dem dann das Fest sich endet.
      Als nun Galmy der edel Ritter sich gäntzlich nach der Hertzogin verschreiben gerüst hat / und yetz den dritten tag mit grossen freüden auff die ban geritten kam / der Hertzog zûhand durch die Herolten ein stille gebieten ward / und ließ da bey hoher peen verbieten allen seinen underthonen / das keyner mer / er wer wer er wolt / im fürnemen solt / mit Galmien dem Ritter zû stechen / dann er des nechsten tags wol gemerckt / das sye sich wider in gerottet hetten / er wolt auch auffmercken darauff haben / welche soliche rotten gemacht / die selben wolt er hartigklichen straffen. So bald nun Wernhard mit sampt seinen mitgsellen sollichs vernam / nit wenig schrecken darvon empfiengen / gern gewölt hetten / sye des anschlags nye gedocht hetten. Yedoch blib solcher anschlag lang zeit verborgen / das der Hertzog bey seinem leben nit erfaren mocht. Nun kam yetz die zeit das das stechen wider angfangen werden solt / Die trummeter und Herolten zû allen orten ein groß rúffen und blosen hatten. Do sach man erst manchen sper gen hymel auff stúben / do ward nyemandts verschont. Galmy der Ritter erst all sein mannheyt braucht / nyemants aber von des Hertzogen dienern im genahen mochten oder dorfften / denn wer im überzwerch bekam / der mûst im ein stoß sitzen / oder mûst schnell seinen sattel raumen. Der Hertzog mit sampt andren Herren sich fast von des Ritters gschwindigkeyt verwundern thetten. Nun was ein Edelman an des Hertzogen hoff von Cleff / ‹O4v› der sich die beyden tag der massen gedummelt hat / Wo der Ritter Galmy von im über wunden worden wer / im die reichst und best gob on alle inred zûgestelt worden. Wernhard / der noch nit rhûen mocht / sich zû dem selben edelman fúget / [92] im zû verston gab / wo er Galmien überwinden möcht / würd im sunder zweyffel / das best zugestelt werden. Der Edelman was von natur ein sänfftmútiger und gútiger mensch / in im gedacht / wo er dem Ritter des kampffs nit anmûten würd / im sollichs von andren zû verweisen kummen / sich zû handt zû Galmien dem Ritter fúget / mit gútigen worten auff solliche meynung mit im anhûb zû reden. «Edler Ritter / mir ist unverborgen / das ir vor andere alle die nächst vergangen zwen tag den preiß behalten handt. Nun ist nit on / ich mein sattel auff disem Turnier nye geraumpt hab / derhalb wir beyd in gleicher wog gegen eynander ston. Darumb mir noch eüch nit anderst gezimmen will / dann das wir beyd unser heyl gegen eynander versûchen / welcher dann obligt / der hat billich das best erlangt.» Galmien dem Ritter / die red von dem Edelman nit wenig freüd bracht / als er in so gútig mit im reden hort / zû im sprach. «Lieber Herr / wer ir seind / mir verborgen ist / dann das ich meyn / eüch ein des Hertzogen von Cleff diener oder hoffgsind sein. Ob aber ir ein Ritter oder edelman seit / mag ich nit wissen / ir seyt aber wer ir wöllen / bin ich begerens mit eüch drey ritt zû thûn.» Mit solchen worten / sye sich beyd zû ausserst der schrancken fúgten / und damit ichs bekürtz / so traffen die beyden Helden eynander so mannlich / das die beden mal ir sper gen hymel stûben / zû letst aber yedem ein fast ‹f.56 = P1r› starck sper bracht ward / Die beyden Herren mit Löwen mût zûsamen ranten / in dem gerot dem Ritter ein stich / das er den Edelman weit hinder seinen gaul stache / darvon er so schwerlich fallen thett / das man in halb todt auß den schrancken tragen mûßt. Nun hat mengklich der beyden Herren wargenummen / und in sunders die Hertzogin / mit sampt irem Frawen zimmer / die dann zû urteyl sprechern dahin gesetzt wurden. Die Hertzogin anhûb und sprach / «Ir mein aller liebsten Frawen / mich wil beduncken die best gob schon gewunnen sey / und Ritterlich erobert / wo ir anderst der ding / wie ich / wargenummen hand. Ich hab warlich gestern und heüt groß verwundren ab dem Ritter gehabt / und heüt noch [93] vil mer. Galmy der Ritter / wie ir all gesehen haben / fürwar er die ritterlich erobert hat.» Ein Gräfin die dann zû nechst neben der Hertzogin saß / anfieng uff solche meynung zû reden. «Gnädige Fraw / ewer genad fast wol geurtheylt hat / warlich dem Ritter mit recht nit abgesprochen werden mag / darumb ichs gäntzlich bey ewer urtheyl beston wil lassen.» Die Hertzogin die Frawen zû ring umb fragen thet / all einmündig urteylten / das der Hertzogin sunderliche grosse freüd bracht / gar dick wunscht / der Ritter die urtheyl auch gehört het. Mit disen worten sich schon das stechen geendt / einen yeden dem nach er verdient hat / ein kleynot zû getheylt ward / Wie ir dann nachmals hören werdt.
 

      In was gestalt die goben außgeben wurden /
      wie Galmien dem Ritter / die best ward /
      und wie er auch der Hertzogin Truckseß ward.


            Das XXIII. Capittel.

      ‹P1v› SO bald nu das stechen ein ende nam / und yetz schon auffgeblosen hat / der Hertzog mit sampt andren herren an das ort der schrancken ritten / alldo Galmien des Ritters warten / im gemeynklich glück wunschten / des er gantz schamrot ward / Der Hertzog den Ritter neben im schûff zû reiten. Das aber seinen feinden ein newes leyd schöpffen thet / dann sye im des und aller eeren vergünneten. Als nun der Hertzog mit sampt den andren herren in die statt kummen was / sein ordnung zûhandt geben thet / das alle die so in den Turnier ge‹f.57 = P2r›wesen / zû hoff kummen solten / dann man wolt da einen yeden nach seinem verdienst begaben / Die Herolten [94] solichs an allen enden und herbergen verkünden und außrúffen theten / in kurtzer zeit ein grosse menge von Ritter und knechten sich zû hoff versamleten / der Hertzog ein köstlich nachtmal zûbereytet hat / da mochten alle die zû kummen / so auff dem Turnier erschinen waren / Dann es nach aller notwendigkeyt zúgerichtet war / also das da keyn mangel an keyner köstlicheyt gespürt ward / die tisch all in einem lustigen grúnen garten bereyt waren. Der Hertzog hat geordnet / das der Ritter Galmy an dem nächsten tisch bey im sitzen solt / darnach an einem yeden tisch / die all eynander nach gesetzet wurden / demnach sye den preiß auff dem Turnier erlanget hatten. Es was auch geordnet / so bald man in mitten des nachtmals sein würd / das dann die / so die gaben und kleynot fürtragen solten / on allen verzug erschinen / und ein yede gob und kleynot nach ordnung außgeben. Als nun die zeit schier kummen war / so kumpt zûvördrist ein Herolt / welchem dann befohlen was / ein yegklichen an zû zeygen dem nach er begabet [95] werden solt / nach disem kamen zwo schöner Junckfrawen / Die ein trûg ein kostliche ketten / mit einem reülichen kleynot von perlin und Edlem gesteyn geziert. Die ander Junckfraw in einer schönen schalen ein anzal gulden / mit einem schönen kräntzle bedecket tragen thet. Nach disen Junckfrawen ein reysiger knecht uff einem kostlichen gaul geritten kam / mit einem schönen küriß angelegt. Nach dem selben wider ein Junckfraw mit einer mindern ketten dohar gieng / der He‹P2v›rolt / so zûvordrest anhe gon thet / so bald und sye bey einander in dem schönen garten waren / zûhandt ein stille anblasen ließ / dem Ritter Galmien den preiß mit sampt den kleynoten und goben außrúffet / anzeygt wie er mit seinem leib die drey vergangnen tag den preiß behalten / und billich vor allen andren das best erlangt haben solt / zûhant sich zû Galmien fúgt / in bey seiner hand von dem tisch auffzoch. Die Junckfraw / so die köstlich ketten tragen thet / im die zûhand an seinen hals hanckt. «Nemend hin» (sprach sye) «Edler Ritter / das / so eüch eüwer mannliche hand / und das glück zûgeeygnet hat.» Die ander Junckfraw im das gold inn seinen geren schutt / das grún kräntzlin auff sein haupt setzet / «Diß / weil ir» / sprach die ander Junckfraw / «strenger Ritter / allen denen / so auff disem erlichen stechen erschynen / sein obgelegen / sond ir billich mit einem kräntzlin / zû einem zeychen deß sygs gekrönet werden.» Der Ritter vor grossen freüden nit wol wußt / was antwurt er den Junckfrauwen geben solt / Doch nach dem er Friderichen seinem gesellen das gold / so er in seiner schoß het / befalch / nam er davon ein rüliche schenck / yede junckfraw sunderlich begobet. Darnach die erst freündtlich umbfahen thet / in beyden nach einander freündtlichen dancksaget / die Junckfrawen mit züchten von dem Ritter schyeden / zûhand der reysig knecht dem Ritter den schönen hengst überantwurt / mit sampt dem küriß und einem köstlichen schwert / des Ritters knecht von stund an solichs alles in des Ritters gewarsame achtet / Galmy der ritter sich schnell zû dem Hertzogen fúget / nach dem er im sein referentz [96] gethon / auff solliche meynung anfieng zû ‹f.58 = P3r› reden. «Aller gnädigster Herr / mir ist nit müglich solche gûtthat / so mir von ewern Gnaden bewisen würt / nun bin ich ye sollicher rülichen goben nye würdig gewesen. Darumb ich dann mich auß sundern gnaden von euch meinem Herrn begobt würt / Gott wöll ichs mit meinem armen dienst umb eüch meinen Herrn verdienen müg.» Der Hertzog mit dem Ritter anfieng auff ein solche meynung zû reden. «Dein mannlich gemút Galmy / solcher und noch merern kleynot wirdig ist / dann du solichs nit allein hie in Britanien bewisen hast / sunder auch in Franckreich dich der massen gehalten / das du die reichiste und beste kleynot ab dem Turnier gefúrt hast / und das noch mer ist / so bekenn ich hie vor allen denen so hie zûgegen seind / das mich Galmy in seiner jugendt ee dann er zwentzig jar auff im hat / von meinen feinden in einen mächtigen streit mit seiner mannlichen hand endtschüttet und erlößt hat / Darumb ich in dann bilichen Ritter geschlagen hab. Damit aber edler Ritter erkennen mügst / das du mir nit der wenigst an meinem hoff bist / wil ich dich mit einem eerlichen ampt begoben / dann mengklich weyßt das meiner Frawen Truckseß vergangen etlichen tagen mit todt abgangen ist / dem Gott genad. Derhalben ich dich an sollichs ampt ordnen will.» Der Ritter von sollichen worten nit wenig freüd empfieng / do er hort das er hinfúrter on alle sorg täglich umb sein aller liebste Hertzogin wonen mocht / die Hertzogin solche wort auch wol hat mügen hören / Dann sye auch mit irem Frawen zimmer zû gegen was / inn dem sye nit minder freüd dann der Ritter / empfahen thet. Dieweil nun der Hertzog mit dem Ritter also ‹P3v› geredt hat / der Herolt mit sampt den andren Junckfrauwen die übrigen goben ußgeben hat / unlang hernach die tisch uffgehaben wurden / ein schöner dantz angefangen. Die Ritter und knecht auch mancherley kurtzweil triben / mit springen / ballschlagen / und mit steynstossen / ein yeder darzû er lust hat / seins gleichen fand. Galmy der Ritter ettlich Junckfrawen nam / zû dem dantz fúret / Der Marschalck zûhandt die Hertzogin [97] nam / zû dem newen Trucksessen fúret / im ein dantz mit der Hertzogin befalch zû thûn. Der Ritter unnd die Hertzogin in hohen freüden lepten. «Galmy» (sprach die Hertzogin) «ich wünsch eüch glück an meinen dienst dann ir fürthin mein Truckses sein sollen / das mir nit wenig freüd bringet» / der Ritter antwurt der Hertzogin und sprach. «Aller Gnädigiste Fraw / Mir würdt warlich vil mer eer und gûts bewisen / dann ich nimmer beschulden kan. Dem aber sey wie im wöll / So sprich ich / das mich keyn ding mer erfrewt / dann so ich mich in eweren dienst begeben sol / Wiewol ich ein ungeschickter und unwürdiger diener bin / einer solchen und mächtigen Hertzogin zû dienen. Bitt aber ewer Gnad wöllent mich / wo ich mich nit recht in ewer Gnaden dienst schick und richt / (wöllend mich) treülich straffen» / mit solchen früntlichen worten sye bed deß dantz erwarteten. Als nun der dantz züchtigklich vollbrocht ward / und yetz der Ritter urlob von der Hertzogin nam / aber mit Friderichen seinem gesellen von dannen gieng / uff einen schönen gang zûsamen an einen laden lagen / mancherley mit einander zû red kamen. Dann Friderich wol von dem Hertzogen gehört hat / das er den Ritter zû einem druck‹f.59 = P4r›sessen gemacht hat / davon er nit grosse freüd empfieng / dann er in sorgen stûnd / das vil beywonen der beden liebhabenden menschen / sye villeicht gegen menigklichen argwenig machen würd / dardurch sye dann etwan bed in unrhû kummen würden / als dann zû letst geschach / wie ir nachgons hören werdt. Dann die falschen zungen / durch ire argen gedancken / und falsche red die zwey liebhabenden scheyden thetten. [98]
 

      Wie Friderich leyd trûg / darumb das
      Galmy der Hertzogin druckseß werden solt /
      und wie er mit seinem gsellen redt.


            Das XXIIII. Capitel.

      ‹P4v› FRiderich der frumm und getrew Edelman / nit wol zû mût was / zû Galmien seinem gesellen sprach. «Mein aller liebster Galmy / ich mûß ein kleyn mit dir reden / wiewol ich weyß ein solichs wider dich sein würdt / Bitt aber mir zû verzeihen. Mir ist nit verborgen / das dich der Hertzog zû einem Trucksessen gmacht hat. Nun weyst du mich des hertzens gegen dir / das mich dein glück nit wenig fröwet / und ich dein wolfart zû allen zeiten gern sehen thû. Nun bistu ungezweyffelt / mit grossen freüden umbgeben / Die weil du dich weyst oder [99] meynest on sorg bey deiner liebsten Frawen zû wonen. Solche dein freüd mir warlichen sorg und schmertzen geberen thût. Dann ich förcht / das glück / so sich in dem anfang frölich gegen dir erzeygen thût / es werd dich zû letst in grossen schmertzen und trúbsal verlassen. Deßhalb mein aller liebster Galmy / wöllest mit fleiß bedencken / den ußgang deß schmeychlenden glücks.» Der Ritter seinem gsellen uff sein red mit wol bedachtem mût antwurt und sprach. «Friderich deines gûten und getrewen rhats / ich dir mit höchstem fleiß danck zû sagen / schuldig bin / ich hoff aber / mein sach nun zû mal keyner sorgen mer bedürff / die weil ich / wie du selb wissen magst / on sorg täglich bey meiner aller liebsten Frawen wonen mag.» «O Galmy» (sprach Friderich) «du meynest dich von sorgen entladen sein / darzû sag ich / das dein sach nye sorglicher / dann auff dise stund gestanden ist. Warlich ich förcht etwas färligkeyt under disen dingen verborgen sein. Dann ich warlichen sorg / die neidigen und falschen kläffer / welche dir zûm theyl wol bekandt seind / haben ‹f.60 = Q1r› dich dahin geben / damit sye dest mer ursachen an dich mügen sûchen / damit sye dich diß hoffs vertriben / Ich bitt dich mein liebster brûder fleiß anzûkeren / und dich nach dem besten vor in zû bewaren / Damit du dich nit argwenig gegen inen machest / so du deines ampts pflegen thûst. Dann sye warlich mit listen acht auff dich haben werden / und dir dann auff einer kleynen quallen ein ungestúm wasser anrichten. Ich sag dir / solt mein herr etwas innen werden / oder sye dich in einem sollichen fal gegen im verlimbden solten / dir würt warlich nit kleyne sorg darauß erwachsen. Solchs du als wol selbs ermessen magst. Hierumb mein aller liebster Galmy / bitt ich / wöllest mein warnung und gûten rhat nit verschmahen / dann er dir warlichen zû keynem schaden dienet.» Galmy der Ritter seines gesellen red wol verstanden hat / zû im sprach / «Warlich Fridrich / du mir nit übel gerhaten hast / Gott laß mich sollich freündtschafft / so du mir täglichen bewisest / umb dich verdienen / mir ist nit verborgen die untrew meiner feind / welche mir mit listen tag [100] und nacht nachhengen / damit sye mich in geferligkeyt bringen möchten / ich hoff und traw zû Gott der mein hertz und liebe am basten erkennen mag / er werd sye zû sollichen schanden kummen lassen / dahin sye mich underston zû bringen. Aber mein aller liebster Friderich / ich bitt / wöllest dein trew also stet / wie biß her gegen mir erscheinen lassen / und mich nit minder in hût haben / dann allwegen.» Friderich seinem gesellen antwurt und sprach. «Mein Galmy / du solt wissen / das ich mein leben in unzerspaltnen treüwen gegen dir enden und beschliessen will / leb sunder zweyffel gegen mir ich ‹Q1v› binn breyt / mein leib und leben für dich zû setzen.» Mit solchen worten die zwen jüngling von eynander schieden / bede gût vertrewen zûsamen satzten / bede zû rhû und schlaff giengen / Galmy mit fleissigen gedancken betrachten ward / wo mit er doch seines ampts nach der Hertzogin gefallen pflegen möcht. Als er dann nachmalß wol zû end bracht.
 

      Wie sich Galmy an seinem neüwen
      ampt wol und eerlich halt /
      Und wie es im darnach ergieng.


            Das XXV. Capitel.

      ‹f.61 = Q2r› IN was gestalt sich Galmy der Ritter an seinem ampt gehalten hab / nit not zû schreiben ist / Dann ichs einem yeden selb gib zû ermessen. Nyemants lebt seliger an dem hoff / dann er alleyn / dieweil er täglich bey seiner aller liebsten Frawen wonet / Er was auch darzû verordnet / das er der Hertzogin alle speiß fürschneiden mûßt / und alle kost / so für sye getragen ward / Credentzen / deßgleichen das drincken / er gab der Hertzogin manchen freündtlichen und lieblichen [101] blick. Nun begab es sich auff ein zeit / do die Hertzogin gessen hat / und man yetz auffgestanden was / Das die Hertzogin Galmien den Ritter bey seinr hand nam / zû im sprach / «Truckseß ich bitt / ir bey uns ein zeitlang wöllen bleiben / und uns etwas newer zeitung sagen.» Mit solichen worten zû oberst des palasts sye sich neben einander sassen / Die andren Frawen und Junckfrawen in dem schönen sal / yhe zwo und zwo bey einander sassen / und mit einander ersprachten. Die Hertzogin und der Ritter on alle irrung mit eynander reden mochten. In dem aber die Hertzogin den Ritter etwas fragen ward / darüber er gantz keyn antwurt gab / Die Hertzogin mit unverkerten augen stätigs ansehen thet / des die Hertzogin bald warnam / zû dem Ritter sprach. «Mein aller liebster Galmy / Was meynet das stätig ansehen und stillschweigen / ir hand warlich ewer gedancken an einem liebern ort dann hie / nun meynet ich doch / ir nit ungern bey mir sein solten. Ich bitt eüch mir ewer gedancken offenbaren wöllen» / «Das [102] binn ich bereyt zû thûn. Aller Gnädigste Fraw mein / fürwar mein gedancken ‹Q2v› nye von eüch gewichen seind / Von dem tag an / als ich eüch anfieng liebe zû tragen / Bin ich keyn weg so weyt auß Britannien nye gewesen / mein hertz hye bey eüch bliben ist / und nye von eüch gewichen / das ir mich aber meines unverwenten gesichtes fragen / so hab ich warlich ewer schöne und züchtigen geberd also hoch erwegen / das ich warlich nit hab mügen wissen / ob ich lebend oder todt gewesen bin / dann eüch die edel natur mer dann keyn ander mensch rülich begobt hat / fürwar ewer schöne sich mer einem Engel / dann einem menschen vergleichen thût. Darumb aller liebste Fraw mein / nicht verwunderen eüch ab sollichem meinem gesicht / warlich ir mir zû vil molen inn meinem schlaff fürkummen / also / das ich meyn / eüch leiplich vor mir sehen / aber diß yetzig gesicht / dieselben weit übertrifft.» Die Hertzogin mit lachendem munde zû dem Ritter sprach. «Ach mein aller liebster Ritter / ich bitt eüch vertragen mich ewers schimpffs / und nit legen mir solliche schöne zû / deren ich doch wenig an mir hab» / «Hertzogin» (sprach der Ritter) «ich wolt müglich wer / ir mir in mein hertz sehen künden / darmit ir erkennen möchten / mit was grossen freüden ir mich umbgeben / wann ich ewer schöne ansichtig würd / Dann so bald sollichs beschicht / sich mein hertz in meinem leib auffbeümet / und als mein geblút sich in freüden erhebt.» Die Hertzogin zû dem Ritter sprach. «Mein aller liebster Ritter / es darff nit weiter probieren / mir dein liebe zû beweisen dann ich des genûgsam erfaren hab / Deß geleich weyß ich dir mein lieb auch unverborgen sein / Ich glaub auch sicherlich / das sollichs alles ein schickung von Gott ‹f.62 = Q3r› sey / und das er fast groß wunder mit uns beyden würcken werd / es schick sich zû gûtem oder bösem.» Der Ritter gab der Hertzogin antwurt / und sprach. «Darvor (aller liebste Fraw mein) wölle uns Gott bewaren / das uns nit übels zûstand. Dann ich fürwar mer freüd dann leyds hoff zû erwarten / wo mich aber ye das glück betriegen wolt / und ich in sorgen sein múßt / [103] eüch etwas widerwertigs von meinent wegen zû leiden / Wolt ich warlich ee mein leben verliesen / und wie grossen schmertzen mir ewer scheyden bringen würd / noch wolt ich ee reiten do mich keyn mensch nimmer mer erfaren múßt gleich dem ellenden und betrúbten Fileno / welcher sich / von wegen grosser liebe / in ein wúste verbergen thet / aldo sein aller liebste so lang mit weynen und seüfftzen klaget / Biß er sich gantz von vile seiner zeher in einen brunnen verkeret / so lang / biß sein aller liebste Fraw von ungeschicht da hin kam / und in von seinem leyde tröstet / er wider in einen menschen bekert ward. Demnach ich mich warlichen auch an unbekante ort fúgen wolt / und mein leben in trauren unnd klagen biß an das end bringen / damit ich nit ein ursach ewers trúbsals wer.» «Ach neyn mein aller liebster Galmy / ich meyn die ding nit so ernstlichen / als du sye villeicht verstoßt / wie offt begeit es sich / das zweyen lieb habenden menschen etwas zû stot / daran in groß leyd beschicht / doch alleyn inen beden wissen / das glück aber sye zû letst wider mit reülicher freüd begobet. Dann vergessen sye als irs trúbsals / so lang biß in das glück sollich trúbsal wider under augen stelt. Darumb lieber Galmy nit gedenck das ich sorg unser liebe halben trag / das uns etwas ar‹Q3v›ges zû ston soll. Darumb ich dir aber mein red erklär / darvon ich gesagt hab / das ich meyn Gott solchs nach seinem Göttlichen willen schicken thú / so wiß das mir vergangen tagen in einer nacht / ein grausamer unnd erschrockenlicher traum getraumt ist.» Mit disen worten dem Ritter solchen traum zû wissen thet / darvon er grossen schrecken empfieng / nit wol wußt / der Hertzogin darauff zû antwurten. Yedoch sye nach seinem vermügen darab nam und tröstet. [104]
 

      Wie Wernhard und seine gesellen
      mancherley anschleg machten /
      den Ritter umb zû bringen /
      doch alles widersins außgieng.


            Das XXVI. Capitel.

      ‹f.63 = Q4r› INn grossen und hohen eeren / der Edel Ritter Galmy auff wûchs an dem hoff / wie ir dann gehört hand. Solchs aber Wernhard mit sampt andren seinen mithelffern größlich mißfallen thet. Eines tags sich begab / der neidig Wernhard / ein versamlung seiner gsellen zû wegen brocht / mit in anfieng uff solche meynung zû reden. «Ir mein aller liebsten günner und freünd / yetz sehend ir wol / in was hohen eeren Galmy der Ritter auffwachsen thût. Dann in der Hertzog / demnach im das best auff dem Turnier zûgeteylt worden ist / erst mit einem herrlichen ampt begobt hat / und in seiner Frawen Trucksessen gemacht. Nu ist zû sorgen er wachs noch [105] mer und mer an dem hoff uff / dann ich den gunst des Hertzogen fast gegen im spüren thû / ich glaub festigklich / solt meins herren Marschalck abgon / er in zû eim Marschalcken machen würd / das uns warlich zû grossem unstatten kummen würd / Dann im der auffsatz nit gantz verborgen ist / so wir lang gegen im gebraucht handt / solt er dann meins herren rhat werden / er möcht in dahin bewegen / das er uns alle hertigklich straffen würde. Nun hab ich mir ein rhat oder drey / weyß aber nit / welchem zû volgen sey. Des ersten wissen ir das der Ritter unser Gnädigen frawen als essen fürschneidt / múßten wir trachten nach den messern / so er ob tisch brauchet / und die selben vergifften / wann dann der Ritter der Hertzogin fürschnit / und sye die kost esse / sye zûhandt geschwüll / und sterben múßt / So würde man dann den Ritter schuldig an solchem todt achten / und würde in der Hertzog / als ein mörder und verräter lassen richten. Der ander weg wer / das man zû nachts vor seiner ‹Q4v› kamer auff in warten solt / dann er gewonlich all nacht spat von seinem gsellen kumpt / so múßt dann einer ungewarneter sach ein schwert durch in stossen. Der dritt anschlag ist der / ir wissen das er fast gern bier trincket / nammlich des obendts / das selb macht er all weg in dem brunnen in dem baumgarten kalt / Do möcht man am basten weg finden / damit er mit gifft hingricht würd / und wir dann in gûter rhû vor im bleiben möchten.» Da nun Wernhard sein red beschlossen hat / wiewol sye im darvor all gneygt waren gewesen zû helffen / noch was keyner der solichen anschlag loben wolt / und ward im von Rûpert / welcher dann auch mit dem Ritter gestochen hat / ein solche antwurt auff seine red geben. «Fürwar» (sprach Rûpert) «dißer anschleg mir keyner gefallen thût / dann sye weder vor Gott noch vor der welt ungerochen möchten bleiben. Denn es warlich nit leichtlich gegen Gott zu verantwurten wer / ein menschen also umb zû bringen / umb solche liederliche ursachen / ich weyß schier nicht warumb wir doch den Ritter hassen / dann er warlich mer zû loben dann zû schelten ist / hetten wir uns nit also [106] trutzlich wider in gelenet / wir weren nit gemeynklich zû schanden kummen / hetten auch villicht mer gewunnen / dann den weg / der Ritter sey wer er wöll / will ich nit darzû helffen / in zû mörden / ich geschweig mein Gnädige Fraw in solchem schandtlichen schein umb zû bringen. Wee uns und allen denen so sollichs gedachten / und sein mein Gnädiger Herr innen werden solt. Zû dem andren sag ich also. Ich wolt gern den so dürstig ansehen / welcher sich understehen wolt / den Ritter umb zû bringen / dann er warlich nit ‹f.64 = R1r› ein kind ist / ir hand wol gesehen was gwinnens wir daran gehabt hand / als wir in vermeynten auff dem Turnier zû schanden zû bringen / darumb ich mich gar nichts mer mit im underston wil / ich músse mich dann mit not dahin bringen lassen. Das aber du meynst / dem Ritter sein tranck in dem brunnen zû vergifften / keynes wegs zû thûn ist / dann zûm dickeren mal sich begeit / das im darauß getruncken würdt / und dann wider hinein gehenckt / so man dann schon über ein dem Ritter vergeben wolt / möcht ein andrer vor im kummen / und zûvor auß der fleschen trincken / dann ich zûm offtern mal selb darauß trinck / und so ich schon ein solichs nit besorgen dörfft / will ich dannocht nimmer mer an seinem todt schuldig werden / wann schon der Ritter ein mörder wer / als er nit ist / mag man nit ein mort an einem mörder begon / darzû ich doch den Ritter nimmer mer rechnen wil. Mich wundert aber Wernhard / was bösen geyst dir solchen rhat geben hat / das du uns allen ein solche anmûtung thûn darffst / dann ich dise warlichen alle der erbarkeyt erkenn / das keyner sollichs gedencken / ich geschweig zû thûn underston dörfft. Darumb mein Wernhard schlag auß deinem gemút solche lasterliche gedancken / und understand nit zû thûn das / so dich umb leib und seel bringen möcht.» Die red Rûperts von allen seinen gesellen gelobt ward / im einmündig gewunnen gaben. Als nun Wernhard verstûnd das sein schandtlich fürnemen kein statt funden hat / ist in ein grosse angst überfallen / Also das er nit hat mügen wissen / mit was fûgen er in begegnen solt / damit sye solchen [107] schandtlichen anschlag nit von im sagten / anfieng unnd also sprach / ‹R1v› «Mein aller liebsten gesellen und freündt / ich bitt eüch mir mein red zû verzeihen / dann ich im ye nit so weit hab nach gedacht / so ich aber meinen anschlag selbs erwig / so erfind ich gantz keyn erbarkeyt darinnen.» Diß alles sagt Wernhard auß einem falschen hertzen / dann er im entlich fürsatzt / seinem anschlag nach zû kummen / so bald es im immer müglich sein möcht / dann er dem frummen Ritter so gantz gehaß war / on all ursach / das er im fürsatzt seinem fürnemen nach zû kummen / oder darumb zû sterben. Dise gsellen also von einander schieden / und ward der anschlag des neidigen Wernhards nit fast gelobt von in allen. Diß wend wir also lassen rhûen / unnd weiter sagen / Wie Galmy der Edel Ritter sein ampt so mit gantzem fleiß versehen thet / und wie sich sein unfal zû tragen hat / dardurch er gäntzlich von seiner lieben Hertzogin scheyden mûßt. Wie ir harnaher hören werdt.
 

      Wie sich der Ritter durch ein
      finger stach als er der Hertzogin
      fürschneid / wie der Hertzogin hart
      geschwand und nidersanck.


            Das XXVII. Capittel.

      GAlmy der Ritter / yetz gar nach ein halbes jar seines amptes mit grossen freüden inn allem fleiß gepflegen hat. Nun begab sich eines tags / das der Ritter der Hertzogin fürschneiden solt. Als er nun das so er auff seinem deller hat / darab er dann der Hertzogin geschnitten hat / wider in die blatten legen will / mit seinem messer vermeynt darin zû stechen / ‹f.65 = R2r› so sicht er aber die Hertzogin freüntlich an / und meynet ir auff etlich red zû antwurten. Inn dem er sich selber in mitte durch [108] sein daumen stach / Die Hertzogin sein nit wargenummen hat / biß sich der Ritter gantz in seinem angesicht entferbet / unnd mer einem todten dann einem lebendigen menschen / sich vergleichet / das messer auß seinem finger zoch / zûhandt die Hertzogin des warnam / des Ritters blût der Hertzogin auff ein hand sprang / von stund an die Hertzogin on alle hilff hinder dem tisch nidersanck / ire schönen Rosenfarben wänglin in ein gantz tödtliche farb verkert ward / sol‹R2v› lichs schnellen niderfallens / alle Frawen und Junckfrauwen grossen schrecken empfiengen / schnell von dem tisch auffstûnden. Der betrúbt Galmy in grossen engsten bey der Hertzogin unverbunden ston belib / ein weiß fatzenet umb seinen verwundten finger wandt / zû stûnd kostliche und krefftige wasser bracht wurden / durch die der Edlen Hertzogin iren verschwundenen Geyst wider bracht wurden. Galmy der Edel Ritter die Hertzogin in seinen armen halten thet / sich des zeherns kaum endtheben mocht / In dem die Hertzogin ire brunen eüglin ein kleyn auffblicket [109] / iren aller liebsten Ritter ersehen thet / davon sye noch mehr zû yhren krefften kam / in ir gemach begeret / der ritter mit sampt zweyen Junckfrawen sye schnell in ir gemach trûgen / so bald sie darin kam / uff ein kostlich beth geleit ward / «Galmy» / sprach die Hertzogin / «Wo handt ir mich hinbracht / fürwar mir der tod nit weit gwesen ist» / der Ritter sich nit enthalten mocht / sich ein klein von den junckfrawen kert / sich bald erholt / zû der Hertzogin sprach. «Ach aller Gnädigste Fraw / ich bitt eüch mit höchstem fleiß / wöllendt mir durch Gott verzeihen / dann ich alleyn an ewerem schmertzen schuldig binn» / dem Ritter sein wund fast angieng / sollichs die Hertzogin ersach. «Ach Galmy / ich bitt eüch» (sprach sye) «gon schnell / und lond eüch verbinden / und kummendt bald wider zû mir.» Der Ritter was der Hertzogin gebott gehorsam / so bald er verbunden was / wider zû der Hertzogin kam / die alleyn in irem gmach bey irer Kamererin was / Die hertzogin der zûkunfft des Ritters fro ward / in fragt / ob im die wund fast schädlich wer / der Ritter antwurt ‹f.66 = R3r› und sprach / «Ach mein aller liebste Hertzogin mein / ich wolt warlich gern noch so vil schmertzen leiden / wo eüwer Gnaden nichts widerfaren wer.» Die Hertzogin zû Galmien sprach. «O mein aller liebster Galmy / nit laß dich mein schwer gemút irren / weyst du nit das wir Frawen verzagter / und mer in mitleiden / dann ir mann bewegt seind / ich bitt dich aber mein liebster Galmy / das du mir sagen wölst / wie dirs doch so schnell widerfaren ist / das du dich in dein eygnen finger so hertigklichen verwundt hast / binn ich ein ursach daran / so mûß mirs leyd sein / das du nit dein selbs verfelt unnd mich getroffen hast.» «Darvor sey Gott» (sprach der Ritter) «ee wolt ich / das ich mich gantz leibloß gemacht hett / aber dieweil mich eüwer Gnad fragt / so sag ich / als ir mich etwas fragten / und ich eüch ansach / antwurt uff ewer red zû geben / meynt ich in das brates zû stechen / und mit einem frevlen stich traff ich mich selbs / aber kleyn zû achten wer / wann ewer leib nit ein sollich beschwer davon hette genummen» / Die Hertzogin [110] zû dem Ritter sprach / «Mein lieber Galmy gehab dich wol / und pflig meines rhats. Nyemants ist gewesen / der sein geacht hab / darumb so man dich fragt / so gib keyn ander antwurt / dann die ich dir anzeyg / sag als du das fleysch an dein messer hast wöllen stecken / sey es von übriger mürbe hindurch gewüscht / und durch deinen finger gangen / dergleich ich nit anderst sprechen will / dann das ich von dem schnell springenden blût solchen schrecken empfangen hab / damit wir uns gegen keynen menschen argwenig machen.» Nit lang darnach / dem Hertzogen die ding gesagt ward / als er noch in einem andren sal bey seinen Herren und ‹R3v› rhäten (was) / ob dem tisch uffstûnd / zû der Hertzogin gieng / der Ritter erst von der Hertzogin kummen was / ungefar dem Hertzogen bekummen thet. Der Hertzog den Ritter fragt / wie es im gangen / ob er fast wundt wer / Darauff im der Ritter antwurt / wie im dann die Hertzogin gerhaten hat / der Hertzog den Ritter mit im gon hieß / beyde zû der Hertzogin kamen / die sye gantz traurig und betrúpt in irem gmach sitzen funden / das blût so von dem Ritter gesprungen / noch an irem gewandt und schneweißen händen hat. Der Hertzog die Fraw fragen ward / wie es ir gangen wer / die im gleich / wie sye dem Ritter befohlen hat / sagen thet / der Hertzog mit schimpflichen worten zû Galmien dem Ritter sprach / «Zwar Galmy / wo du lang meiner Frawen Truckseß sein würst / du dich zwar selb zû todt stechen / und mein Fraw zû todt erschrecken dörfftest / darauß dann zwen mercklich schaden endtston würden / Ich bitt dich hinfür baß bewaren wöllest.» Der Ritter von des Hertzogen schimpflichen worten gantz schamrot worden was / also ein gûte zeit bey einander sassen / der Hertzog dem Ritter befalch / das er sein uff solche aderläß wol warten thet / dann es im von nöten wer. Galmy der Ritter aber sich sein wund nit irren ließ / sunder seins ampts mit gantzem fleiß wartet. In kurtzem harnach zû seinem gesellen kam / im alle sach zû wissen thet / dardurch Friderich aber in grossen sorgen und engsten was / stätig forcht / die so Galmien dem Ritter widerwertig waren / würden [111] einen argwon darauß nemen / und dem Ritter darauß groß unrhû schöpffen / Aber nit geschach / biß lang harnach / als sich noch etwas anderst inriß / da ‹f.67 = R4r› roch eins zû dem andren / wie ir harnach hören werdt / und kam dahin / das Galmy mit grossem leyd uß Britanien scheyden mûßt / do er die Hertzogin in grossem leiden hinder im lassen thet / das inen zû beyden seiten grossen schmertzen brocht / biß zû letst / sye beyde als irs ellendts ergetzt und inn grossen freüden bey einander wonten / on alle forcht / Wie ir dann klärlich hernach bericht werden.
 

      Wie die Hertzogin eins tags auß
      der Kirchen kam / der Hertzog mit vil
      seiner diener der Hertzogin begegnet /
      und wie es harnach gieng.


            Das XXVIII. Capitel.

      ‹R4v› ALs nun Galmy der Ritter von seiner empfangen wunden gantz heyl worden was / und yetz wider nach allem seinem willen gieng / mocht im das unstet glück sollich grosse freüd nimmer vergünnen / und begund im mit widerwertigen anstössen durch vil weg begegnen. Eins tags begab sichs inn dem kalten winter / das der Hertzog mit allem seinem hoffgsindt zû Kirchen gon wolt / under disen was auch Galmy der Ritter / welcher nach des Hertzogen rhäten der nächst was / gleich nach im der neidig Wernhard mit den andren / so dem Ritter nit fast günstig waren. Friderich aber mit Galmien seinem gesellen gieng. Als sye nun uß der Kirchen kummen / von ungeschicht sich der Hertzog vor einem kostlichen krom verhindert / ein kleyne weil / also das die Hertzogin mit irem [112] Frawen zimmer auß der Kirchen gon wolt / sich begab / das sye für iren Herren gon mûst. Der Hertzog mit sampt seinem hoffgsind der Hertzogin auß dem weg stûnden / die Hertzogin mit züchtigem wandel für sye alle gon ward / so bald sye aber kumpt do Galmy der Ritter stûnd / sye sich gantz in irem angsicht empferbet / dergleichen dem Ritter auch geschehen thet / das aber nyemandts dann Fridrich des Ritters gsell und der ungetrew Wernhard wargenummen hatten. Nun was an dem gantzen hoff erschollen / wie sich Galmy selb so hart verwundt hat / auch wie der Hertzogin bey dem tisch / als sys gesehen geschwunden wer / solliches auff mancherley ursachen außgeleget ward / aber von niemants so übel / als von dem schandtlichen Wernhard / der dann zû allem un‹f.68 = S1r›glück auch die verkerung irer angesichter gesehen hat / im zûhand fürfiel / wo mit er dem herlichen Ritter den hoff erleyden wolt. Als nun yederman gen hoff kam / Wernhard des [113] Ritters gesellen Friderichen auff ein ort nam / also sprach. «Fridrich ich bitt / sag mir / was ist Galmien deinem gsellen heüt / als mein Gnädige Fraw für uns gangen ist / widerfaren / das er sich so gantz inn ein andre gestalt verwandlet hat / fürwar mich nichts gûts beduncket / ich will auch sunder zweyffel nit lassen und weiter acht nemen / dann ich nu zû mal gûter wortzeychen zwey vernummen hab / so ich das dritt auch erfar / soll er sunder zweyffel sein / ich als ein trewer diener solchs meinem Gnädigen Herren selb öffnen will / und in als ein ungetrewen Ritter / vor im verklagen.» Mit disen worten der öd vogel sein gesang beschloß. Friderich von solchen worten gantz von im selbs kam / nit wol wußt / wie er dem ungetrewen verräter antwurten solt / zû letst sprach. «Wernhard / du solt wissen / das mein liebster freündt und brûder nun lang umb mich gewonet hat / und aber ich ein sollichs nye wargenummen / noch an im gemerckt hab / binn auch der hoffnung / es werde sich nimmer mer an im erfinden / als du dann im zû legest / mich wundert warlich nit kleyn / womit er doch ye sollichs umb dich verschuldt hab / dann im warlich deine grosse untrew nit verborgen ist / so du nu lange zeit gegen im fürgenummen hast / welche praticken dir doch alle zeit gefelt handt / und den merer theyl über dich und deine mit helffer gangen ist / hoff auch / es werd dir hinfürter beschehen» / mit sollichen worten in grossem zorn von im gieng / gantz unmûtig seinen gsellen sûchet / den ‹S1v› er gantz frölich bey andren Edel leüten fand / so bald er Fridrichen seinen gesellen in solchem unmût gegen im gon sach / im von stund an seine freüd empfallen was / wol gedacht / etwas newes vorhanden sein / zû seinem gesellen gieng / der in mit einem grossen seüfftzen ansach / vor leyd nit mit im reden mocht. Galmy sprach zû seinem gesellen. «Mein aller liebster Friderich / was meynet die traurig gestalt deins angsichts / ich bitt mir sagen wölst die ursach deiner zûkunfft» / Friderich sprach zû seinem gsellen. «O mein aller liebster Galmy und freünd mein / das / so ich lang sorg getragen hab / und dich offt mit grossem ernst [114] davor gwarnt hab / ist yetz mit hauffen und gantzer macht / uns bed überfallen / ich förcht / wo du dich nit bald auß Britanien machst / du werdest dich und die Hertzogin in groß leyd bringen.» Darmit erzalt er im alles das / so Wernhard mit im geret hat / so bald der Ritter solche red von seinem gsellen vernam / keyn tropffen blût in seinem leib was / der sich nit gantz und gar umbkeret / vor grossem schrecken nit wußt / wes er sich doch halten solt / mit kläglichen worten anfieng und sprach. «O mein aller liebster freündt / ich bitt mir rhaten und helffen wöllest / wie ich mich doch nach dem aller besten in die sach schicken soll / dann ich mir fürwar in keynen weg selb zû rhaten weiß.» Friderich anhûb / und sprach. «Wie wol ich dir mein aller liebster Galmy disen meinen rhat nit gern gib / noch zwingt mich die liebe / so ich zû dir hab / das ichs thûn mûß / du weyst das du nun zû mal von unserm Herren inn hohem werdt gehalten bist / und noch keyn jar das ampt / so dir empfolhen / getragen hast / solt du dann auff ein stutz also vom ‹f.69 = S2r› hoff scheyden / so würdt der Hertzog ye die ursach deines hinweg scheydens wissen wöllen / soltest du dann sunder sein wissen und willen hinweg ziehen / würd dir warlich nit ein kleynen nachtheyl bringen / begerest dann urlob / und so sollichs deine widersecher erfaren / möchten sye erst sprechen und fürwar sagen / etwas an der sach sein. Darumb wer mein rhat / du liessest mich ein brieff schreiben / wolt ich mich geschefft annemen / und etlich meil von hinnen reiten / und verschaffen / das sollicher brieff durch ein unbekanten botten här an deß Hertzogen hoff kem / als ob er dir von deinem vatter zû geschicket wer / demnach möchtest du freündtlich erlaubniß von dem Hertzogen begeren / und heym in Schottenland etlich zeit beleiben / und darnach nach deinem gût / so du hie in Britanien verliessest / schicken / auch ein freüntlich urlob an den Hertzogen begeren / so kemest mit glimpff uß Britanien / wann sichs dann begeb / das du vernemest / deine widersecher eins teyls nimmer hie sein / dann möchtest wol widerumb an mein Herren dienst begeren / er würdt dir [115] warlich nit abgeschlagen werden / doch solt du das alles meiner gnädigen Frauwen vor anzeygen / und ires rhats zû aller vordrest pflegen.» Der Ritter mit grossem schmertzen seines gesellen red verstanden und zûgehört hat / vor grossem leyd nit wußt / was im darin zû thûn wer / dann im vil mer umb die Hertzogin zû thûn was / dann umb sich selbs / im lag auch fast an die trew und lieb / so sein gesell zû im trûg / die sach offt hin unnd wider erwegen ward. «O mein aller liebster Friderich / wie soll hinfürt mein leben sich enden / wie mag ich doch ymmer frölich werden / ‹S2v› die weil ich das / so mir ob allen dingen liebet / verlassen mûß / wie mag ich doch ymmer mer frölich leben / wann ich gedenck dich mein getrewesten und liebsten freündt zû verlieren / mir wer leidlicher inn einem weiten feldt mit meinen feinden zû streiten / und den todt von in zû empfahen.» Galmy der Ritter mit seiner klag seinen gesellen zû grosser erbermbt bewegt. «Nit also» (sprach Friderich) «mein aller liebster Galmy / ist dir die Hertzogin lieb / wie du sprichst / und ich auch gäntzlich glaub und halt / so würst du sye freilich umb keyn ding zû schanden kummen lassen / und auch sye / wo du kanst / vor leyd und trúbsal bewaren / woltest du nit ein jar oder zwey von iren wegen Britanien meiden? Folg mir mein Galmy und laß nit das fewr zû hoch und weit umb sich flacken / damit mans on grosse múh löschen müg. Ich weyß wann du hinder sich gedencken thûst / du würst dir selbs keyn andren und bessern weg anzeygen / auch so würt dir die Hertzogin so bald sye solichen uffsatz hört / keynen andren rhat geben.» Friderich den Ritter mit disen worten zûm teyl bereden thet / das er im versprach / seinem rhat gäntzlichen nach zû kummen. Von stund an sich zû der Hertzogin fúget / ir solchen auffsatz und hinderlist zû wissen thet / ires getrewen rhats in der sach begeret. Friderich sein gesell auch bey im was. Wie ir sollichs alles bericht werden. [116]
 

      Wie der Ritter und sein gesell
      der Hertzogin all ding zû wissen
      thûnt / und wie die Hertzogin
      groß leyd darvon empfieng.


            Das XXIX. Capitel.

      ‹f.70 = S3r› ZUm ersten / als Galmy der Ritter zû seiner aller liebsten Hertzogin kam / er sye nit mit solchem frölichem angsicht / als andere mol grússen thet / sunder mit einem schweren seüfftzen er ir seinen grûß bieten ward / das die Hertzogin zû handt warnam / nicht gedencken mocht / was solchs bedeüten wolt / sye beyd freüntlich empfienge. Friderich der Hertzogin züchtigklichen dancket / aber der Ritter mit trauriger und schwacher stimm antwurt gab. Die Hertzogin groß verwunderen darvon ‹S3v› empfieng. «Mein aller [117] liebster Ritter» (sprach sye) «was gemeynet ein solche traurige und stille red / der ir doch gantz nit gewont seind» / «Ach aller liebste Hertzogin / mein freüd und kurtzweil sich gantz verkert hat / unnd in leyd und trauwren verwendt / ich förcht aller liebste Hertzogin mein / ich förcht unser freüd ein end haben werd.» Hiemit der Hertzogin alle ding zû wissen thet / auch den rhat seines gesellen ir offenbaret. Die Hertzogin von sollicher red gantz betrúbt ward / keyn rhat darüber geben kund / die weil ir unverborgen was / der neid / so der untugendtlich Wernhard zû dem Ritter trûg / zû handt den getreüwen rhat Friderich lobet / den Ritter bittet / im also nach zû kummen / das er ir an der stett versprach / wie wol es inen beyden schwer was zû dulden / noch was die liebe so gerecht / ee dann er wolt die Hertzogin umb seinet willen etwas zû leiden / begab er sich willigklichen solche reyß zû volbringen / und sprach / «aller Gnädigste und liebste Fraw mein / dieweil das neidig und unstät glück unser züchtige liebe nicht lenger dulden will und yhe sein mûß / das ich von eüch scheyden soll / so bitt ich eüch wöllent ingedenck beleiben und mein umb ferre des wegs nit vergessen / dann mich für war keyn freüd noch leyd vergessen macht.» «Ach mein aller liebster Galmy / nit gedenck mir müglich sein / dein in einicherley weg zû vergessen / dann du weyst / ich dich inn eeren und züchten ob allen dingen lieb hab / Gott wolt mein Herr unser beyder liebe also wol erkennen möcht / als wir / er würd sich sunder zweyffel keyn falsche unwarhafftige rede verwirren lassen / das er uns leyd understúnd zû beweisen. Aber wer wolt uns rha‹f.71 = S4r›ten sollichs dem Hertzogen an zû zeygen / fürwar nyemandts / so uns anders in treüwen meynet. Hierumb mein usserwölter Ritter / ich dich bitten will / von wegen der grossen liebe / so ich zû dir / und du zû mir tragen thûst / die warlich nit kleyn ist / du wöllest Friderichen deinem liebsten freünd und brûder folgen / und ein solchen brieff schreiben / unnd nit urlob sunder erlaubniß von meinem Herren begeren / wer weyßt / sich villicht inn kurtzem begeben würdt / das der treüwloß Wernhard [118] von disem hoff kumpt / dann magst du wol on all sorg / hie bey mir wonen.» Der Ritter der hertzogin gäntzlich versprach zû willforen / urlob von ir nam / zû hant in sein kamer gieng / mit rhat seines gsellen anfieng einen brieff zû schreiben / nit anderst / dann ob im der von seinem vatter zû geschicket wer. Der Ritter mit betrúbtem und traurigem hertzen den brieff beschliessen thet / sein bittschet darauff trucket / welches dem bittschet seins vatters gantz vergleichet / dann sye einen namen und wapen hatten. Nit lang harnach sich begab / das der Hertzog etlich seiner rhäten gon Lunden schicket / mit denen Wernhard und Friderich auch ritten / Friderich seines gesellen brieff mit im fúret. Es was auff die selb zeit eben ein schiff an die port kummen / welchs etlich kauffmanschatz uß Schotten land dahin bracht hat / Friderich in im selbs gedacht. ‹Nun mag ich meinem gsellen disen brieff wol mit meines Herren diener verschaffen zû bringen › / sich bald zû dem Patron des schiffs fúgen thet / in fraget / von wannen er schiffet? Der Patron sagt im / wie er auß schotten gefaren kem / auch der mer teyl Schott lendische kauffleüt mit im brecht / ‹S4v› Fridrich den Patron frogt / ob nit auch Idenburgische kauff herren auff dem schiff weren. «Ja» sprach der Patron / «Wolt ir? ich fúr eüch zû ettlichen.» Friderich deß wol zû friden was / der Patron mit im zû den kauff leüten gon thet / deren mancher under inen was / Der Edelman Fridrich / zû einem (welcher in ein gútig mann sein daucht) sich fúgt. Zûhant nach Galmien des Ritters vatter fragen thet / «uff mein eyd» (sprach der kauffman) «er ist ein werd gehalten mann zû Idenburg / dann er meins Gnädigen Herren Künigs Rhät / einer ist.» Friderich fragt / ob er nit einen kant / ein Ritter und des selben Edelmans sûn. «Neyn fürwar» sprach er / «ich hab aber wol von seinem vater verstanden / das in der Hertzog in Britanien an seinem hoff hab / und hab er von seim vatter in acht Jaren keyn bottschafft gehabt / und weyßt nit ob er in leben sey oder nit / er hat mir» (sprach der kauffman) «ein brieff geben / den ich morn bey meinem diener schicken wil gon Vannes an des [119] Hertzogen hoff» / «warlich» sprach Friderich / «ir mügendt solchen ritt wol ersparen / dann er mein liebster und bester freündt ist / und ich bin selbs auch an des Hertzogen hoff / es seind auch ettlich meines Gnädigen Herren rhät hie / bey den ir im den brieff gewißlich überantwurten mügen.» Der kauffman als er sollichs innen ward / grosse freüd empfieng / «möcht ich mich» / sprach der kauffman / «bey zeit ferig machen / ich wolt selb zû im reiten und erfaren / wie sein sachen stúnden / damit ich seinem vatter gwisse kundtschafft von im sagen möcht.» Friderich den kauffman bat / so es im müglich wer / solt er morndiß mit im reiten / er wolt im gût geselschafft halten. Der kauffman des wol zûfriden ‹f.72 = T1r› was / seinem Factor all ding befehlen thet / sich mit den Britanischen Herren zû rüst zû reiten.
      Diß lassen wir beleiben und sagen weiter von dem Ritter Galmien der in grossen kummer und leyd in Britanien bliben was / alle die verflûcht / so an seinem hinweg scheyden schuld trûgen / die Hertzogin offt nach im in ir Frawen zimmer schicket / damit sye sich die zeit fols mit freündtlichem gesprech ergetzten / dieweil sye Wernhardts ires feindes sicher waren. Eins tags der Ritter aber bey der Hertzogin in einem schönen sal saß / ires scheydens zû rede wurden / die Hertzogin zû dem Ritter sprach. «Mein aller liebster Ritter die zeit sich warlich fast nehert / das Friderich kummen würdt / und dir dein bottschafft bringen / Wann du nun solche bottschafft meinem Herren anzeygest und erlaubniß von im begerst / so bit in / das er deinen gsellen an deiner statt / dein ampt gegen mir versehen laß / biß zû deiner zû kunfft / solichs würdt er dir warlich nit abschlagen / wann dann Friderich dein gesell mit einer solchen ursach bey mir wonen mag / würdt mir dein abscheyd auch nit so schwer sein / wann ich gedenck die groß freündtschafft / so ir bed zûsamen getragen hant / auch mag er offt botschafft von dir überkummen / dann er / als du weyst / die statt Lunden offt braucht / dahin vil Idenburgische schiff kummen / solichs mir dann auch sundere freüd und kurtzweil [120] bringen würdt / so dann die zeit kumpt / das du hin weg scheyden mûst / will ich dir mit Friderichen deinem gesellen ein reiche letze schicken / dabey du mein ingedenck solt wesen / und dein hertz nit minder von mir keren / dann ich von dir / ich versprich dir auch das / so sichs begeb / das ‹T1v› Gott würd über meinen Herren gebieten / ich dich zû einem gwaltigen Hertzogen in Britanien machen wolt / wie wol mir sollichs leyd wer / das ich meinen Herren verlieren solt / dann er fürwar ein frummer und gútiger Fürst ist.» Die Hertzogin dem Ritter sollichs versprach / dardurch er wider ein freüd empfahen thet / der Hertzogin uff ir wort antwurt gab. «Ewer trost und versprechen / aller liebste Hertzogin / mir warlich mein hertz zûm teyl wider erquicket / ir sond auch nit gedencken oder meynen / das ich eüwer schöne und weipliche zucht ymmer mer vergessen mag / soll mich auch keyn ander lieb darvon entziehen / dann so verrer mein hinscheyden von hinnen sein würt / so neher mein hertz bey eüch wonen bleibt / das ich eüch zû einer letze hie lassen will.» Mit solchen worten die zwey betrúpten hertzen einander offt zû trösten vermeynten / Zû letst aber sye keyn trost erfrewen mocht / als sye den ernst irs hinwegscheydens empfunden.