B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Georg Wickram
um 1505 - vor 1562
     
   



D a s   R o l l w a g e n b ü c h l i n .

L X V .

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      Einem ward ein Zan wider
      seinen willen außbrochen
      als er gern gessen hett.


      EIn Kauffmann auß dem Schwabenland schicket einen Jungen diener in Italien seine gescheit eins theils darinn außzûrichten. Dem jungen aber kam es seer übel: dann er deß Welschen gar nit bericht was. Er kam in ein Statt / darinn ‹Hvv› kundt er sich gar nit erfragen auß mangel der sprach / nun hett er fast gern gessen / und wußt nienan kein wirtzhauß. Von ungeschicht begegnet im ein Teütscher den erkant er an sein kleidung / er grüßt in auff gût teütsch. Diser dancket im gar früntlichen. Also bat er in er solt im ein Würtes hauß weysen. Der gût gesell was gantz willig / sagt im / wann er stracks fürsich gieng die lange gassen hinauff / ward er einen gemalten schilt vor der Herberg hangen sehen / da selbst solt er einkeren / dann er fund gût Herberg. Als er aber die gassen auffgieng / sieht er vor einem Scherhauß ein gemalten schilt hangen. Er meinet es wer des Wirts hauß von dem im gesagt was / zoch hinein. Bald er in die Stuben kam stund der meister und die knecht gegen im auff / meineten er welt zwagen oder scheren. Als sy in aber in Welsch fragten was im angelegen wer / deütet er auff den mund mit der hand meint er wolt gern essen. Die scherer aber verstûnden / er litt schmertzen an eim zan / den selben wolt er außbrechen lassen. Bald satzt man im einen stûl dar und ein küssin darauff / hieß man in nider sitzen / von stundan kam der Meister mit seinem Instrument / unnd wolt im gleich ins maul mit. Do der Jung semlichs marckt understûnd er sich zû weren. Der meister befalh den knechten / sy selten in heben / dann er litt grossen schmertzen an zenen. Also wurffen sy in zûruck unnd brachen im wider allen seinen willen einen zan auß / derhalben nit gût ist in ein yedes Wirtshauß einzûkeren. ‹H6r›