BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Doctor Johann Faust

Ende des 17. Jahrunderts

 

Doctor Johann Faust

Schauspiel in zwei Theilen

 

Erster Theil

 

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Actus III.

 

Wagner und Pickelhäring.

 

wagner: Mein Herr Fauste hat mir befohlen, ich sollte mich um einen Jungen umsehen, der mir die Hausarbeit verrichten hilft. Es gibt solche Schlüffel genug, aber sie legen sich lieber auf den Bettel, als daß sie einem ehrlichen Herrn aufwarten.

pickelhäring: Ja, hätt ich nur einen Herrn, ich wollte ihm wohl dienen. In der Schüssel oder Kanne soll mein Fleiß nicht gespart werden.

wagner: Aber siehe, da sah ich einen feinen Kerl; der ist wohl stark genug, wenn er dienen will als ein Jung.

pickelhäring: Sollt mich der Kerl für einen Jungen ansehen; ich freß wohl so viel als vier Jungen! [789]

wagner: Glück zu, mein Herr.

pickelhäring: Wen wird er wohl meinen?

wagner: Noch eins: Glück zu, mein Herr.

pickelhäring: Tausend Schlapperment! der heißt mich einen Herrn. Ich muß doch gleichwohl ein gutes Aussehen haben; aber ich muß doch mit ihm reden. Hört Ihr, Herr, was wollt Ihr da von mir haben?

wagner: Sag mir, hast du nicht Lust, einem Herrn zu dienen?

pickelhäring: Das ist ein Flegel! Zuvor hieß es: Glück zu, mein Herr, jetzt heißts: Hast nicht Lust einem Herrn zu dienen? Du magst wohl froh seyn, daß ich nicht jähzornig bin, sonst würde sich meine wohlgeborne Hand an deinem allmächtigen Maul wohl vergriffen haben. Sagtest du nicht vom Herrn dienen?

wagner: Ja, ich frage dich, ob du nicht Lust hast, einem Herrn zu dienen?

pickelhäring: Das ist wahr, wenn ich noch lang rumlaufe, so werde ich nicht allein herrenlos, sondern auch hirnlos.

wagner: Nun wohlan! ich will dir Dienst geben.

pickelhäring: Du, mein Herr?

wagner: Ja, ich.

pickelhäring: Du kommst mir schier vor wie Monsieur Strohsack.

wagner: Warum? du sollst bei mir keine Noth leiden.

pickelhäring: Das wär recht; wann ich wollt Noth leiden, wär ich bei Herrn Strohsack blieben.

wagner: Nein, an Essen und Trinken sollst du keine Noth haben.

pickelhäring: Ja, das geht mir am meisten ab; wann du deine Parole hältst, so ist der Kauf richtig. [790]

wagner: Da hast du meine Hand. Komm, ich will dir zeigen, was du thun sollst.

pickelhäring: Nun gehts drauf los; ist doch besser als so liederlich rumlaufen; weiß einer doch, an welchem Tisch er essen soll. (Ab.)