BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Friedrich von Logau

1604 - 1655

 

Deutscher Sinn-Getichte

Drey Tausend

 

Andres Tausend

 

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Deß Andren Tausend

Andres Hundert.

 

14.

Fürsten=Geschencke.

FÜrsten=Gaben sind wie Bäche/ stürtzen jmmer gegen Thal/

Treffen so nur/ wie sie treffen/ ohngefehr vnd ohne Wahl.

 

18.

Weiber=Zanck.

WEiber=Händel/ die /wie bräuchlich/ vnter ihnen stets entstehn/

Pflegen endlich auff ein sagen vnd auff nichts mehr außzugehn.

Jene sagte dieses neulich/ vnd es sagte jenes die;

Dieses hat sie nicht gesaget; jene sagte solches nie.

5

Eine sagte/ das da sagte diese: jene sagte das;

Nein! sie sagte/ daß sie sagte dieses nicht/ nur sonsten was.

O/ ich weiß wol/ was sie sagte; wil sie/ sagt ihr/ sagen nicht/

Was sie sagte/ wil ich sagen/ was sie sagte/ frey ans Licht;

Ey/ sie sage/ was ich sagte; eh ich sagte/ sagt sie vor;

10

Sagt nur/ daß sie solle sagen/ was sie mir sagt in ein Ohr.

Dieses sagen wil nun wehren, weil das Leder wehrt vms Maul;

Dann zum sagen vnd zum plaudern sind die Weiber selten faul.

 

33.

Versehung.

JSt mein Erwelung wol/ durch Gottes Schluß geschehn?

Werd ichs nur nicht versehn/ so bin ich wol versehn.

 

49.

Poetinnen.

OB Weiber mügen Verse schreiben?

Diß Ding zu fragen lasse bleiben

Wer Sinnen hat: Dann/ solten Sinnen

Nicht auch die Weiber brauchen künnen?

 

52.

Poetinnen.

WAnn Weiber Reime schreiben/ ist dupelt ihre Zier/

Dann ihres Mundes Rose bringt nichts als Rosen für.

 

59.

Welt=Gunst.

DJe Welt=Gunst ist ein See/

Darinnen vntergeh/

Was wichtig ist vnd schwer:

Das leichte schwimmt daher.

 

73.

Thätligkeit.

WEr nimmer nichts versucht/ der weiß nicht/ was er kan;

Die Ubung würckt vns auß; Versuch/ der führt vns an.

 

75.

Eines Fürsten Amt.

EJn Fürst ist zwar ein Herr; im Fall er herrschet recht

So ist er seinem Volck als wie ein treuer Knecht;

Er dient zu jhrem Heil/ er müht sich daß er schwitzt

Daß sein vertrautes Volck gedieg= vnd rühglich sitzt:

5

Er wacht/ damit sein Volck fein sicher schlafen kan:

Er stellt sich für den Rieß/ nimmt allen Anlauff an:

Jst Nagel an der Wand/ daran ein jeder henckt

Was jhn beschwert vnd drückt/ was peiniget/ was drängt:

An Ehren ist er Herr/ an Treuen ist er Knecht;

10

Ein Herr/ ders anders meint/ der meint es schwerlich recht.

 

76.

Gott dient allen; wer dient jhm.

GOtt schafft/erzeucht/trägt/speist/tränckt/labt/stärckt/nährt/erquickt/

Erhält/ schenckt/ sorgt/ beschert/ vermehrt/ gewehret/ schickt/

Liebt/ schützt/ bewahrt/ erlöst/ beschattet/ benedeyt

Schirmt/ sichret/ führt/ regirt/ errettet/ hilfft/ befreyt/

5

Erleuchtet/ vnterweist/ erfreut/ strebt vnd erweckt/

So/ daß sich fort vnd fort sein Heil auff vns erstreckt;

Mit allem dienstu/ Gott/ vns allen! ist auch wol

Der dir dient einer nur/ vnd dient dir wie er sol?

 

87.

Der Deutsche Friede.

WAs kostet vnser Fried? O wie viel Zeit vnd Jahre!

Was kostet vnser Fried? O wie viel graue Haare!

Was kostet vnser Fried? O wie viel Ströme Blut!

Was kostet.unser Fried? O wie viel Tonnen Gut!

5

Ergetzt er auch dafür vnd lohnt so viel veröden?

Ja; wem? Frag Echo drumm; wem meint sie wol? [Echo.] den Schweden.